Gefühls-Chaos, Soll ich mich outen? Einstellungen

[sumynona]

Hallo liebe Community!

Ich schreibe, weil ich mir in meiner derzeitigen Lage einfach nicht zu helfen weiß.

Zu meiner Situation:

Ich bin keine Offizielle Homosexuelle oder Bisexuelle Frau.
Momentan spielt alles Verrückt. Seit einigen Wochen habe ich das Gefühl Lesbisch oder Bi zu sein.
Aber andereseits versuche ich das mir gegen über zu verleugnen indem ich auf Partys mit Männern "sexuell interagiert" habe, und das seit dem ich diesen Verdacht hege. Mir ist auch aufgefallen, dass ich mich (eigentlich schon immer) anders gegenüber meinen Freundinnen verhalte als sie gegenüber mir.
Zum Beispiel: Versuche ich nicht offensichtlich auf ihre Körper zu schauen wärend sie sich aus- oder umziehen. Ich wurde auch schon sehr nervös als ich eine von ihnen nackt gesehen habe.
Ich glaube auch, dass ich mich in meine ehemalige Freundin verliebt haben könnte, weshalb unsere Freundschaft in die Brüche ging (aber da wusste ich nicht, dass ich mich in sie verliebt habe. Ich habe einfach aufgehört mit ihr zu reden usw. Was mich noch heute sehr leiden lässt).

Entweder ich habe "den richtigen" noch nicht gefunden oder Frauen geben mir tatsächlich das, was ich bei Männern nicht finde.

Nun frage ich euch:
Kommt euch das Bekanntvor?
Wie habt ihr gemerkt, dass ihr lesbisch/bi seid?
Wie lange hat es gedauert euch zu outen?

Ich würde mich auf eure Antworten freuen!

Liebe Grüße, sumynona

[PracticalMagic]

Hallo Sumynona,

bei mir war es damals ähnlich... Ich hatte ab und an "Kontakt" mit Männern aber irgendwie hatte ich nie einen Mann kennengelernt der mit mir auf einer Wellenlänge war. Ein Mann dessen Nähe ich gesucht habe, der mich interessiert hat. Es hat mich total unglücklich gemacht meine Freundinnen zu sehen die sich ständig Hals über Kopf verliebt haben und glücklich waren mit ihrer Sexualität. Ich habe nicht verstanden was an Sex mit Männern denn sooo toll sein soll. Ich bin in Clubs und Bars gegangen und habe so viele Männer kennengelernt wie ich konnte. Aber einer war "dümmer" wie der andere, bis ich es aufgegeben habe.
Dann hab ich irgendwann mal ein Video auf YouTube gesehen in dem sich zwei Frauen Küssen und es war um mich geschehen...Es war das erste mal dass ich so etwas wie Verlangen gespürt hatte. Es war wahnsinnig verwirrend aber auch befreiend zu verstehen warum mein Leben so war wie es war. Es war total irre. Ich hab ungefähr einen Monat lang meinen Alltag auf Autopilot gestellt und jede freie Minute damit verbracht mich durch das lesbische Internet gelesen, Bücher gelesen, Filme geschaut, Musik gehört. Irgendwann wusste ich dass ich es ausprobieren muss und hab mich bei irgendeinen abtrünnigen Chat für Lesben, Bi und Neugierige angemeldet. Dort hat mich dann als ich schon aufgeben wollte eine süße Lady aus Kanada angeschrieben. Alles war Perfekt. 2 sehr teure Jahre später ist sie nach Deutschland gezogen und wir haben geheiratet. Leider hat es auf lange Sicht hin nicht geklappt und wir haben uns getrennt aber ich möchte diese Erfahrung nicht missen, denn jetzt weiß ich wer ich bin und was ich will.

Genug von mir! Um noch mal auf das einzugehen was du beschrieben hast...

Ich fand es auch immer ganz komisch wenn sich meine Freundinnen vor mir ausgezogen hatten. Der Boden war dann auf einmal immer ganz interessant (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif)
Seit ich denken kann habe ich mir immer Frauen ausgesucht zu denen ich aufsehen konnte. Im englischen nennt man das Girl-crush. Ich hatte da auch eine ganz bestimmte. Viel älter und sie hat in dem Restaurant meiner Mutter als Bedienung gearbeitet. Irgendwie sind wir doch trotzdem immer in Kontakt geblieben, doch als sie dann irgendwann geheiratet hat und schwanger wurde hab ich einfach den Kontakt abgebrochen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht warum ich mich so verhalten habe, aber als mir dann mein Licht aufgegangen ist habe ich auch das verstanden. Vor ein paar Jahren sind wir uns wieder über den Weg gelaufen und seitdem sind wir wieder die besten Freunde. Es war zwischen uns als wäre keine Zeit vergangen.
Uff das Outing... das war das Schwerste an der ganzen Geschichte... ich hatte total Panik. Aber die Angst war total unberechtig. Kein einziger Mensch der mir damals wichtig war ist heute nicht mehr in meinem Leben. Alle haben total locker reagiert. Selbst mein Vater. Er ist sehr religiös und ich dachte er wird mich nie wieder anschauen aber selbst der hat gesagt dass er mich liebt - egal mit wem ich schlafe (IMG:style_emoticons/default/knuddel.gif)

Als ich realisiert habe das ich Frauen mag hat sich irgendwie mein Leben neu arrangiert und so vieles hat einfach Sinn gemacht... ich glaube du erlebst das gerade. Genieße es. Für mich war es wahnsinnig befreiend, wenn auch gleich etwas gruselig.

Hoffe ich konnte dir Helfen

[so far away]

Hallo Sumynona,

ich bin zwar für die Öffentlichkeit bisher keine geoutete Lesbe, aber das ist nur noch eine Frage des richtigen Moments.

Zu deinen Fragen:
Also ich muss gestehen , dass es mir ähnlich ging wie PracticalMagic, jedenfalls was das Filme anschaun auf YouTube betrifft. Als ich mir bewusst wurde , dass ich mit Männern kaum was anfangen kann, hab ich mich im Internet über das Thema Homosexualität erkundigt und bin auf den ein oder anderen Spielfilm gestoßen. Als sich dann die Frauen geküsst haben, wurde mir bewusst, dass es das ist, was ich will.

Als ich deinen Beitrag gelesen habe, habe ich mir meinen Sportunterricht bzw mehr die Umkleidaktionen ins Gedächtnis gerufen. Früher wars mir nicht so bewusst, aber auch ich fand beim Umziehen den Boden sooo interessant (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) . Und wenn ich mich dann doch umgeschaut hab , hab ich darauf geachtet keine meiner Freundinnen zu lange anzuschauen, nicht dass blöde Kommentare kommen o.ä

Wie ich endeckt habe , dass ich lesbisch bin. Das hab ich in einem extra Thema ziemlich breit geschlagen, aber kurz zusammengefasst : so mit 12 , 13 rum fanden meine Freundinnen den und den Schauspieler total heiß , ich hingegen fand die Schauspielerinnen viel interessanter, auch hab ich mehr den Kontakt zu meinen Lehrerinnen gesucht als zu ihren Kollegen. Zwar hab ich das versucht zu verstecken, unterdrücken, aber innerlich wars mir irgendwie schon inmer bewusst.

Ich hoffe mein Gelaber kann dir irgendwie helfen (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Grüße
so far away (IMG:style_emoticons/default/wub.gif)

[leslie]

so far away sind wir wohl alle gar nicht (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Ich bin ´ne Sandkastenlesbe (was das ist, hab´ ich erst hier im Forum gelernt, aber schlussendlich war es so...) Meine Kindergärtnerin - wow... Meine Grundschullehrerin - wow.. auf dem Gymnasium musste ich meine Sympathien dann aufteilen, aber auch da gab es Favoritinnen... und spätestens aber 7. Klasse war klar - meine Mitschülerinnen (war ein Mädchengymnasium, Klosterschule, die ersten Jungs kamen mit meinem Bruder, also 4 Jahre nach meinem "Einzug", daher war auch 80 Prozent der Lehrerschaft weiblich) hatten da schon ´ne Ahnung, warum ich immer bereitwillig "Hier" brüllte, wenn es darum ging, eine bestimmte Lehrerin zu fragen, ob sie im Gottesdienst Gitarre spielt - und das mir, wo ich das schüchternste Wesen auf der Welt überhaupt war (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
Und ja... so nach und nach kamen mehr und mehr männliche Lehrkräfte an die Schule... und ja.... so nach und nach verliebten sich meine sämtlichen Freundinnen und Klassenkameradinnen in irgendwelche Lehrer - und ich eben immer in die Lehrerinnen... hmpf (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
Interessanterweise stand ich aber (und tue das bis heute) immer auf ältere Frauen - Klassenkameradinnen haben mich nie interessiert, daher war Sportunterricht z. B. auch was völlig Normales, da hab´ ich nie irgendwo hingeguckt oder auch nicht hingeguckt... da hätte mich höchstens die Sportlehrerin interessiert, aber die hatte ja ihre eigene Umkleide (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
Und ja, das mit den SchauspielerInnen... Treffer versenkt... Die Namen der Kerle sagten mir nie was, die Frauen fand ich toll... Gesagt hab´ ich zu dem Zeitpunkt nix - heute kann ich da hervorragend drüber reden, egal mit wem, das macht mir nix mehr, denn das bin dann eben ich. Ist teilweise sogar recht witztig, wenn ich mit Kolleginnen/Freundinnen darüber spreche und sagen kann: "Guck mal, die fand ich süß" - dann kommt ganz oft (auch von Heten) : "Joar, stimmt... Ich fand den und den niedlich, aber die und die hatte auch was (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) )

Fazit meines Sermons: Je länger ich offen lesbisch lebe, desto mehr positive Erfahrungen habe ich gesammelt, und desto selbstverständlicher ist es für mich. Um nicht zu sagen: Es ist schon eher unangenehm/komisch, mich NICHT zu outen. Das kommt nur noch extremst selten vor und ich mag es nicht...
LG Leslie

[sumynona]

Vielen Dank für eure Antworten!

Seid ich diesen Thread gepostet habe, habe ich über mich und dem was ich will nachgedacht und mir ist bewusst geworden, dass ich mich komfortabel fühle, mich als Lesbisch zu bezeichnen. Ich habe mich schon immer mehr zu Frauen hingezogen gefühlt, jedoch dachte ich, ich müsste mich zu Männern hingezogen fühlen. Unter anderem, weil meine Freundinnen hetero sind und die ganze Zeit nur von Männern schwärmen, jedoch liegt das auch daran, dass ich keine Lesbischen oder Bisexuellen Frauen in meiner Umgebung habe. Es wird ein weilchen dauern bis ich mich vor meiner Familie oute (hoffentlich geht das gut, ich bin so nervös...) da ich noch direkte Erfahrungen mit Frauen machen will.

In den letzten Wochen ging es bei mir richtig rund, mein Gehirn bestand nur noch aus Wackelpudding...

Ich bin mir jetzt im klaren und weiß was ich will! (IMG:style_emoticons/default/cheerlead.gif)