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> Outing bei alten Eltern
lizz
Beitrag 20.Feb.2005 - 12:08
Beitrag #1


Vorkosterin
*

Gruppe: Members
Beiträge: 3
Userin seit: 20.02.2005
Userinnen-Nr.: 1.244



Hallo, alle zusammen,
bin ganz frisch hier und möchte mal rumfragen, ob die Eine oder Andere von Euch Erfahrungen beim Outing in der family gemacht hat. Meine Eltern sind 75 Jahre alt und wohnen in einer Kleinkleinstadt. Trotz auch meinen hohen Alters habe ich mächtige Panik davor, ihnen zu sagen, dass ich eine Frau liebe (nach 13 Jahre Beziehung mit einem Mann!). Es ist ja nicht nur das, seit Sept 04 bin ich mit dieser Frau auch verheiratet.

Komisch ist, dass ich ansonsten keine grossen Ängste hatte, dass meine Umgebung bescheid weiss. Haben auch alle positiver reagiert, als ich erwartet hätte. Die Hochzeit war schön und wir fühlen uns schon wie ein richtiges Ehepaar.

Als ich Anfang dieses Jahres einen neuen Job im öffentl. Dienst angenommen habe, musste ich auch meinen Familienstand darlegen. Das war zwar erst mal blöd für mich (finde es sowieso blöd, dass wir hier in Deutschland alle so durchsichtig sind), aber längst nicht so bedrückend wie die Vorstellung, meinen Eltern irgend etwas sagen zu müssen.

Meine Mutter ist ständig krank und mein Vater damit überfordert. Unser Verhältnis war nie so offen. Ich merke nur, wie sehr mich dieses dämlich Versteckspiel langsam erdrückt. Hat eine von Euch ähnliche Probs oder Erfahrungen mit diesem Thema??

Freue mich, wenn Ihr Euch meldet, finde das Forum echt interessant.
LG Lizz :wub: :wub: :wub: :wub: :wub: :wub: :lol:
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Diana
Beitrag 20.Feb.2005 - 14:51
Beitrag #2


Gut durch
************

Gruppe: Members
Beiträge: 1.084
Userin seit: 21.10.2004
Userinnen-Nr.: 633



Mir steht Ähnliches bevor.
Auch meine Eltern sind schon über siebzig, wohnen in einer sehr keinen Stadt, sind sehr mit sich selbst beschäftigt (diverse Krankheiten) und sind in den letzten Jahren spürbar alt, unbeweglich und hilfsbedürftig geworden.
Auch ich habe lange in einer Beziehung zu einem Mann gelebt.

Ich habe kein besonders nahes, vertrauensvolles Verhältnis zu meinen Eltern und ich habe mir die Freiheit genommen, ihnen erst Mal gar nichts zu erzählen – wie ich auch sonst (aus guten Gründen) nicht über sehr persönliche Dinge mit ihnen rede.
Nur irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, in dem ich ihnen erklären muss, dass mein Leben sich verändert hat.
Ich weiss, es wird ihnen nicht gefallen und ich habe keine Idee, wie sie reagieren werden, welche Kapazitäten sie überhaupt haben, damit umzugehen.

Als erste Arbeitshypothese habe ich mir vorgenommen, ihnen einen Brief zu schreiben.
Das würde mir die Möglichkeit geben, in Ruhe zu berichten, was ich berichten will und auch zu formulieren, was ich mir von ihnen wünsche.

Ich arbeite noch dran...

Der Beitrag wurde von Diana bearbeitet: 20.Feb.2005 - 14:52
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Hrafntinna
Beitrag 20.Feb.2005 - 22:56
Beitrag #3


Salatfee
********

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Beiträge: 157
Userin seit: 08.02.2005
Userinnen-Nr.: 1.192



Ich hätte mal ne Frage....

Ihr wohnt doch sicher zusammen, Du und Deine Frau, oder? Haben Deine Eltern Euch noch nie besucht? Und ist es nicht traurig zu "heiraten" bzw. sich eintragen zu lassen, ohne das die Eltern dabei sind? :a11:

Find ich alles etwas unklar... Selbst wenn man weit weg wohnt...
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Milchzähnchen
Beitrag 22.Feb.2005 - 23:28
Beitrag #4


Naschkatze
**********

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Beiträge: 380
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Userinnen-Nr.: 1.203



Also, ich habe zwar noch richtig junge Eltern, aber mein ehemaliger bester Freund hat auch schon "alte" Eltern. Naja, nachdem sie erfahren haben, dass er schwul ist waren sie zwar erst geschockt, aber dann haben sie die Schuld auf mich geschoben und schon konnten sie mit dem Thema besser umgehen... *zwinker*
Ich weiss zwar bis heute nicht, wie ich ihn schwul machen konnte, weil ich selbst lesbisch bin, aber ok.

Auf jeden fall denke ich, dass es wichtig ist, Eltern darüber zu informieren. Denn ich meine, was habt Ihr zu verlieren, wenn ihr eh keinen guten Kontakt zu Euren Eltern habt.

Ausserdem denke ich, dass es die Eltern viel mehr verletzt gar nicht davon zu erfahren oder wie bei "lizz" erst nach der Hochzeit, denn die Kinder Eurer Eltern werdet Ihr immer bleiben.

So, und jetzt mache ich Euch nochmal Mut.......
Selbst mein sehr konservativer Großvater, der beide Kriege mitgemacht hat, der hat es akzeptiert, auch wenn es ihm vielleicht nicht gefallen hat...

Also, nur Mut. ich drücke Euch die Daumen.
Alles Gute
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shark
Beitrag 23.Feb.2005 - 09:52
Beitrag #5


Strösenschusselhai
************

Gruppe: Admin
Beiträge: 21.898
Userin seit: 10.11.2004
Userinnen-Nr.: 741



Kann auch ein bisschen Mut machen (hoffe ich jedenfalls...).
Meine Omi war schon über 80, als ich "es" ihr gesagt habe; sie sit ein ganz einfacher Mensch, hat auch immer in einem konservativen Umfeld gelebt und ich habe befürchtet, dass sie gar nicht gut reagiert.
Hat sie aber nicht! Im Gegenteil - sie hat gesagt:"Wenn Du glücklich bist damit, dann ist das so schon richtig...! Und dann hat sie mir vom Krieg erzählt, vom Arbeitslager, wo ein Mädchen nachts zu ihr ins Bett gekommen ist..
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lizz
Beitrag 26.Feb.2005 - 10:34
Beitrag #6


Vorkosterin
*

Gruppe: Members
Beiträge: 3
Userin seit: 20.02.2005
Userinnen-Nr.: 1.244



Danke für Eure lieben Antworten. Klar ist es so, dass es schade ist, dass meine Eltern bei meiner Hochzeit nicht dabei waren. Leider ist in unserer Familiengeschichte vieles vorgefallen (gerade was mein Verhältnis zu meiner Mutter anbelangt), was mich dazu gebracht hat, sie nicht einzubeziehen. Bin halt ein Einzelkind und versuche eigentlich immer, es allen recht zu machen. Dabei habe ich mich oft vergessen. Aber ich merke auch, dass es mich sehr belastet, ich hätt`halt gern den Segen.

Mein ganzes Leben hat sich innerhalb eines Jahres mächtig auf den Kopf gestellt. Beruflich, privat, Freundeskreis, Wohnsituation...ich komm nicht richtig hinterher. Ich glaube, das ist auch widersprüchlich. Und gerade mit diesen Widersprüchen kann ich ja so schlecht fertig werden. So gaaanz langsam merke ich, wie ein wenig Licht am Horizont auftaucht, aber ich bin einfach sehr empfindlich geworden und ganz schnell am Weinen. Das hat nichts mit meiner Liebsten zu tun, es sind die vielen Baustellen, die noch nicht fertig gestellt sind.

Wenn ich mit bekomme, dass manche Frauen in ähnlicher Situation fast depressesiv werden (was das Outing betrifft) oder sich über Jahre nicht trauen, ihr Umfeld einzuweihen, weiss ich auch, das es echt kein Pappenstiel ist. Dabei fühle ich mich schon wie ein Turbolader (manchmal). Aber mit meinen Eltern....oh mein Gott.

Ich denke, ich werde sowieso nicht drumherum kommen, irgendwann einmal Tacheles zu reden.

LG Christel

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Diana
Beitrag 26.Feb.2005 - 11:43
Beitrag #7


Gut durch
************

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Beiträge: 1.084
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Userinnen-Nr.: 633



@lizz

Du musst Dich hier nicht rechtfertigen.
Nur Du kannst die Situation mit Deinen Eltern richtig einschätzen. Und nur Du weisst, was wann zu tun ist.
Man kann sich seine Eltern ja leider nicht aussuchen.
Manche haben da mehr, manche weniger Glück.

Lass Dir keine "Vorschriften" machen.
Diejenigen, die ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben, mögen sich darüber freuen und glücklich und zufrieden sein. Es ginge aber ein bisschen weit, aus der eigenen positiven Erfahrung einen Vorwurf an andere zu konstruieren.

edit: Grammatik

Der Beitrag wurde von Diana bearbeitet: 26.Feb.2005 - 12:23
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Lisabeth
Beitrag 26.Feb.2005 - 12:54
Beitrag #8


auf Entdeckungsreise
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Userinnen-Nr.: 800



Ich denke, jede muss an der Stelle auf ihre eigenen Gefühle hören.
Persönlich hab ich mich bei meinen Eltern recht bald geoutet, war aber eher aus dem Zwang raus, dass sie es nicht von meiner Schwiegermutter erfahren sollten..
Sonst hätt ich das sicher auch noch ein bisschen rausgezögert, und es hätte mich in dem Moment nicht so "gebeutelt".

Mir hat mal jemand gesagt, ich solle in diesen Fragen immer überlegen, welche Reaktion von meinem Gegenüber kommen könnte, schlimmstenfalls. Und danach entscheiden, ob ich mit dieser Reaktion grad umgehen kann.

Es gibt keinen "richtigen" oder "falschen" Weg an der Stelle.
Dass einem die Situation über den Kopf wachsen kann, ich denke, das kennen viele hier. Und dass es dann eben nicht immer die Lösung gibt, die uns unter "normalen" Unständen am besten gefallen würde, das müssen wir einfach hinnehmen. Ist sicher nicht immer leicht.

Ich drück die Daumen..

:rolleyes:
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robin
Beitrag 27.Feb.2005 - 17:23
Beitrag #9


I lof tarof!
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Beiträge: 15.384
Userin seit: 30.08.2004
Userinnen-Nr.: 198



@lizz: Als ich es meinen eltern gesagt habe, waren sie auch nicht mehr die jüngsten... vorher hatte ich panische ängste davor! Aber irgendwann war es MIR SOOO wichtig, dass ich einfach nicht anders konnte. Es machte ZUVIEL in meinem leben aus, und ich musste mich entscheiden: Mein leben, so wie ich es hatte, oder 'eltern-erschrecken-und-vertreiben'.
Nun, oft habe ich es beinah bereut, es ihnen gesagt zu haben, und dachte, wir hätten eine bessere beziehung miteinander gehabt, wenn ich es nicht getan hätte... inzwischen bin ich aber 100% sicher, dass es quark ist. Man kann es den eltern NIE ganz richtig machen!
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Polly
Beitrag 01.Mar.2005 - 12:02
Beitrag #10


Ego, Alter!
************

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Beiträge: 1.238
Userin seit: 24.08.2004
Userinnen-Nr.: 28



Mein Vater war auch schon Mitte siebzig, als es so weit war. Er hat sich ziemlich ruhig verhalten. Im Großen und Ganzen zieht er es vor, die Sache zu ignorieren. Mit meiner Frau versteht er sich sehr gut, aber er betrachtet sie eher als eine Art Mitbewohnerin von mir. Ich zwinge ihn auch nicht dazu, sie anders zu behandeln. Ich denke, in seinem Alter und mit seiner Lebenserfahrung ist er zu mehr nicht imstande. Man muss auch Verständnis dafür haben, dass die eigenen Eltern in einer ganz anderen Welt aufgewachsen sind. Ich selbst verstehe ja schon die heute Zwanzigjährigen nicht mehr.

Das Wichtigste ist doch, dass sie sich irgendwie bemühen. Bei unserer Hochzeit war er allerdings auch nicht, das ging ihm dann doch zu weit.
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mormor
Beitrag 02.Mar.2005 - 13:27
Beitrag #11


Fürstin Pückler
*********

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Beiträge: 230
Userin seit: 04.02.2005
Userinnen-Nr.: 1.175



Wenn ich das alles so lese, denke ich das man das nicht verallgemeinern kann. Bisher muss mein Vater (86 Jahre) sich verdammt zusammengerissen haben. (Meine Mutter hatte sich dazu nicht geäußert). Vor einigen Tagen kam das Gespräch aufs Erben. Dabei sagte er dann, man höre und staune, dass er noch nie meine Frau leiden konnte, und er sie nicht in seiner Wohnung sehen möchte. Er wünscht eine Gütertrennung und hat mir seine Vorstellung vorgelegt, wie ich einmal mein Testament zu gestalten hätte.
Als ich dann meine katholischen Schwiegereltern besuchte, begrüßten sie mich mit den Worten:" Willkommen zu Hause!"

Der Beitrag wurde von mormor bearbeitet: 02.Mar.2005 - 13:48
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PerSempreFelice
Beitrag 05.Mar.2005 - 17:28
Beitrag #12


Salzstreuerin
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Beiträge: 75
Userin seit: 02.12.2004
Userinnen-Nr.: 855



Ich habe mich vor 4 Jahren im Alter von 35 geoutet, noch verheiratet und Mutter zweier Kinder... Nachdem ich meiner Mutter "alles" erzählt hatte fragte ich sie, "Bist du jetzt geschockt?" Sie sah mich an "Nö, geschockt bin ich nicht, aber ein bisschen überrascht...!" Dann nahm sie mich in die Arme und dann kam DER Satz "Du bist mein Kind, und ich will nur eines, dass du glücklich bist..."

Meine Schwiegermutter (mein Ex hat mich geoutet!!!) wollte mich in die Psychiatrie einweisen und mit Medikamenten "behandeln" lassen, damit ich wieder "normal" werde... Meine Antwort darauf war "Ich dachte, Nazi-Deutschland hätten wir längst hinter uns gebracht!"...

Vielleicht liegt es daran, dass die eine meine Mutter ist, und die Andere mich nie akzeptiert hat - eine Altersfrage ist das aber sicher nicht!





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