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> *trigger*Meine Schwester, Wie kann ich ihr helfen?
Zitronengras
Beitrag 08.Nov.2006 - 14:26
Beitrag #1


Geschirrspülerin
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Ich schreibe dieses Thema nicht unter meinem „Realnick“, weil es nicht um mich selber geht. Meine Identität ist zahlreichen Userinnen bekannt, daher muss ich die meiner Schwester schützen. Eine unserer Strösen weiß aber über mein „alter ego“ bescheid.


!!! VORSICHT TRIGGERGEFAHR !!!


Meine jüngere Schwester leidet seit der Pubertät an Ess-Störungen und Selbstverletzung, inzwischen gut 15 Jahre.
Zu unserem Elternhaus ist zu sagen, dass wir eine relativ emotionslose Erziehung erfahren haben, bzw., dass Emotionen nur dann als wirklich gerechtfertigt galten, wenn es sich um Wutausbrüche, Beleidigendes etc. von seiten unseres Vaters handelte.
Wir haben körperliche Gewalt erfahren (nicht extrem – es gab keine blauen Flecken und keine schwerwiegenden physischen Verletzungen – aber regelmäßig, zu erwartend, bis ins Abitur-Alter) und seelische - Angst vor Strafe war für uns normal. Ich hatte nicht das Gefühl, meine Eltern wären stolz auf mich, oder würden große Freude empfinden, wenn sie mich nach einer Woche Abwesenheit wieder sahen.
Von 4 Geschwistern haben 3 eine Psychotherapie in Anspruch genommen, die vierte „hat das nicht nötig“, wird aber z.B. sehr verärgert, wenn sie gefragt wird, wie ihre Gefühle in bezug auf dies oder jenes wären“. Gefühle sind nicht vorgesehen, sind etwas Lächerliches, Unerwünschtes.

Das nur als kurzen Einblick über das „Vorgeschehen“.


Ich selber kenne Ess-Störungen insofern, als ich, wenn ich meine Eltern bestrafen wollte, weil sie mich schlecht behandelt hatten, jede Nahrung außer Wasser verweigerte. Das musste ich nicht unbedingt jemandem mitteilen. Es ging um den Vorgang an sich. Glücklicherweise hielt ich meinen Vorsatz nie länger als 2 Tage durch.

Als sehr aktiver Mensch und gute Futterverwerterin hatte ich so gut wie nie Probleme, schlank zu bleiben. Bei den anderen Familienmitgliedern ist das anders. Unsere Mutter vermittelte uns von klein auf, wie wichtig es sei, schlank zu sein. Sie selber hätte schon als Kind immer den Bauch eingezogen, und alle hätten sie für ihre Figur bewundert.
Auf Dauer waren ihre Bemühungen erfolglos, und ich erinnere mich an eine immer diät-haltende und kalorienzählende Mutter, die stetig an Gewicht zulegte.
Meine Schwestern schlugen einen ähnlichen Weg ein, wobei sie nie wesentlich über „pummelig“ hinauskamen.
Irgendwann fielen mir merkwürdige Dinge auf wie verschmutzte Toiletten, umfangreiche Mahlzeiten meiner Schwester, die doch Diät halten wollte, ihr regelmäßiges Verschwinden nach dem Essen auf die von der Küche am weitesten entfernte Toilette. Ich inspizierte den „vorher-nachher“ – Zustand, lauschte versteckt, ob mein Verdacht stimmte. Ich machte mir Sorgen, weil ich ahnte, dass ihr Verhalten nicht gesund sein konnte. Eines Tages konfrontierte ich sie (nicht gerade feinfühlig – dazu waren wir nicht erzogen) mit meinem Verdacht, sie würde alles nach dem Essen erbrechen, was sie abstritt.
Wieso bin ich nicht zu meinen Eltern gegangen, die Hilfe geholt hätten? Ich hatte Angst, sie würden sie dafür betrafen, wenn ich sie verriete.
Wir Geschwister hatten untereinander auch kein vertrautes Verhältnis. Wir hätten einander nie von unseren Sorgen und Problemen berichtet. Was wichtig war, behielt man für sich, damit es niemand gegen einen verwenden konnte.
Ich hoffte, es würde sich alles von selber regeln, wenn ich nur genug aufpasste. Mit der Zeit war auch nichts Verdächtiges zu bemerken, und ich konnte meine Vermutung verdrängen.

Jahre später, als ich mein CO hatte, war das Anlass, einen vertrauteren Umgang miteinander zu bekommen (nur ich und diese Schwester). Sie erzählte mir, dass sie schon länger in Psychotherapie wäre, immer noch an Bulimie leide, und sich zudem in schwierigen Situationen mit Messern etc. Verletzungen zufüge.
Der Hass auf sich selbst (wegen Übergewichts, beruflichem Misserfolgs, privater Schwierigkeiten, Streitigkeiten mit irgendjemandem....) sei in dem Moment zu groß und könne nur durch dieses selbstzerstörerische Verhalten für den Moment gebremst werden.

Es gabe bessere und schlechtere Phasen, zeitweise musste sie (nur) in Notsituationen „nur“ erbrechen.
Jetzt ist ihr Leben in fast allen Bereichen schwierig.
Beruflich steht sie in sehr hoher Position und weiß, dass ein Teil der für ihren Verbleib zuständigen Personen voll hinter ihr steht, der andere Teil aber um jeden Preis will, dass sie ihre Position verliert. Aufgrund der Branche kommt ein Verlieren dieser Stelle einer Langzeitarbeitslosigkeit gleich – und selbst, wenn mehr für als gegen sie stimmen, muss sie jeden Tag zur Arbeit gehen mit dem Wissen, dass einige der Anwesenden sie in keiner Weise akzeptieren.
Ihr Privatleben ist eine Katastrophe, der, mit dem sie in gewissem Maße liiert ist, eigentlich nicht frei ist, aber trotzdem immer wieder die Affäre auffrischt. Meine Schwester hat nicht die Kraft, ihn zum Teufel zu schicken.
Dazu kommen Krankheitsfälle von Nahestehenden, Wohnungsprobleme und anderes.


Wenn ich mit ihr telefoniere, merke ich an ihren Worten, dass es ihr erbärmlich geht. Würde ich die Sprache nicht verstehen, würde ich es vermutlich nicht erkennen können. Sie klingt zu „normal gut gelaunt“.
Inzwischen pendelt sie zwischen nichts-Essen und Essen-Erbrechen, kombiniert mit regelmäßigem Joggen und Bauchmuskeltraining. Messer&Co sind auch wieder häufige Begleiter ihres Lebens. Meine Mutter lobt sie für den „guten Weg zu einer schönen Figur“, auf dem sie ist.
Ob meine Eltern tatsächlich ahnungslos sind oder ihr jahrzehntelanges Verdrängen bis zu ihrem Tod weiterführen wollen, weiß ich nicht. Ich habe es durch meine eigene Therapie geschafft, mein Leben ohne Tränenausbrüche in der Öffentlichkeit, ohne allnächtliche Alpträume, mit dem Gefühl, glücklich zu sein, meistern zu können. Seit einiger Zeit habe ich sogar das Gefühl, es ginge nicht darum, etwas zu „meistern“, sondern darum, einfach zu leben.

Meine Schwester hat nach mehreren Jahren Psychotherapie ohne für sie erkennbaren wesentlichen Erfolg keine Motivation, es damit weiter zu versuchen. Ebenso waren Selbsthilfegruppen für sie bisher nicht der richtige Weg.
Ich fühle mich selber hilflos. Die einzige, die sie aus ihren Lebensumständen herausholen kann, ist vermutlich sie selber. Wenn sie selber nicht will, geht es wahrscheinlich nicht. Aber wie kann ich sie dazu bringen, es zu wollen? Welche Möglichkeiten gibt es, einem Menschen in dieser Situation zu helfen? Ich kann zuhören und ihre Probleme (teilweise) verstehen. Ich kann sie ermuntern, auf ihre Ernährung (sofern sie etwas isst), ihre Vitalstoff-Zufuhr zu achten, ihren körperlichen Zustand überprüfen zu lassen. Ich kann ihr zu verstehen geben, dass ich jederzeit für ihre Sorgen da bin, dass ich sie unterstützen möchte.
Aber wie viel nützt ihr das? Was kann ich tun, wenn jemand weiß, dass sie sich selbst zerstört, sich dafür verachtet, aber dennoch – oder gerade deswegen – nicht damit aufhören kann?

Ich hoffe, ich konnte mein Anliegen einigermaßen verständlich machen. Wenn Ihr aus eigener Erfahrung oder durch Angehörige Ratschläge habt, bin ich Euch sehr dankbar (gerne auch per PM).
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Gänseblümchen
Beitrag 08.Nov.2006 - 19:15
Beitrag #2


zur Blume mutierend
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Hallo,

erst mal finde ich, dass du schon sehr viel für deine Schwester tust. Wenn sie sich bei dir verstanden fühlt, und sich dir anvertraut, ist das ein erster und nicht zu verachtender Schritt (das als Antwort auf deine Frage, wie viel ihr das nützt. Sehr viel!) Du scheinst so akzeptierend und nicht-verachtend mit dem Thema umzugehen, dass sie sich sicher genug ist, mit dir darüber zu reden. Das ist toll :blumen2:

Und ja, ich glaube sie weiß was sie tut. Vom Kopf her weiß sie es bestimmt, sie ist ja nicht blöd. Aber ihr Gefühl scheint es noch nicht zu wissen. Es muss Gründe geben, die sie (momentan!) von einer Änderung abhalten. Menschen können sich nur ändern, wenn sie es wollen - wenn sich schon jahrelang Therapeuten um sie bemüht haben, würde ich die Chance eher gering einschätzen, dass du als Schwester sie umstimmen kannst. Sicher gibt es schlechte Therapeuten, aber bei mehreren Therapien wird rein wahrscheinlichkeitshalber auch mal ein(e) gute® dabeigewesen sein. Auch wenn es vielleicht schwerfällt, nicht mit ihr über das Für und Wider einer erneuten Therapie zu diskutieren, ich glaube, was du tust, ist genau das richtige. Du kannst es ihr sagen, wenn du merkst, dass es ihr schlecht geht, obwohl sie das zu überspielen versucht.

Sobald es lebensgefährlich wird, ist der Fall natürlich ein anderer (ist halt die Frage, ab wann das so ist...).
So blöd es klingt, vielleicht muss erst mal was Schlimmeres passieren (Jobverlust), damit die Seite in ihr, die den Wunsch nach einer Änderung hat, gestärkt wird. Der Wunsch ist sicherlich auch jetzt schon da - aber die andere Seite scheint dominierender. Ich meine das nicht wertend, sie kann ja nichts dafür, dass das so ist.

Alles Gute,
Gänseblümchen
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melody
Beitrag 08.Nov.2006 - 20:24
Beitrag #3


Fürstin Pückler
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Gänseblümchen hat das wesentliche bereits gesagt und ich kann mich ihr nur anschliessen. Der Leidensdruck für deine Schwester muss so gross werden, dass sie etwas verändern möchte. Vorher geht einfach nichts.

Ich denke es ist aber mindestens ebenso wichtig, dass du das Problem deiner Schwester nicht zu deinem Problem machst - anders gesagt, dass du eine innere Distanz zu ihr bekommst, dich abgrenzt. Deine Besorgtheit und deine Hilfsbereitschaft in allen Ehren aber SIE muss die Notwendigkeit sehen etwas zu verändern.

Ich bin gern bereit mehr ins Detail zu gehen über PM.

melody
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schneeland
Beitrag 08.Nov.2006 - 20:40
Beitrag #4


Gut durch
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Ich kann mich dem vorangegangenem nur anschließen. Ergänzend viel mir gerade noch ein: Macht was schönes zusammen. Sei nicht nur im Sinne von "wie geht es dir, was machst du, wie kann ich dir bei deinem Problem helfen" da. Du hast geschrieben, sie hat in vielen Bereichen einige Probleme derzeit. Lass eure Beziehung unter anderem einen Bereich sein, der schön ist. Macht etwas nettes zusammen, was euch beiden Spaß macht, wenn das geht und lasst die Beziehung nicht nur von ihren Problemen dominiert sein, dass kann manchmal auch schon ganz hilfreich sein.

Lieben Gruß,
schneeland
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Zitronengras
Beitrag 08.Nov.2006 - 21:02
Beitrag #5


Geschirrspülerin
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QUOTE (Gänseblümchen @ 08.Nov.2006 - 19:15)
Es muss Gründe geben, die sie (momentan!) von einer Änderung abhalten. Menschen können sich nur ändern, wenn sie es wollen - wenn sich schon jahrelang Therapeuten um sie bemüht haben, würde ich die Chance eher gering einschätzen, dass du als Schwester sie umstimmen kannst. Sicher gibt es schlechte Therapeuten, aber bei mehreren Therapien wird rein wahrscheinlichkeitshalber auch mal ein(e) gute® dabeigewesen sein. Auch wenn es vielleicht schwerfällt, nicht mit ihr über das Für und Wider einer erneuten Therapie zu diskutieren, ich glaube, was du tust, ist genau das richtige. Du kannst es ihr sagen, wenn du merkst, dass es ihr schlecht geht, obwohl sie das zu überspielen versucht.
(...)
So blöd es klingt, vielleicht muss erst mal was Schlimmeres passieren (Jobverlust), damit die Seite in ihr, die den Wunsch nach einer Änderung hat, gestärkt wird. Der Wunsch ist sicherlich auch jetzt schon da - aber die andere Seite scheint dominierender. Ich meine das nicht wertend, sie kann ja nichts dafür, dass das so ist.

Liebe Gänseblümchen

Vielen Dank für Dein post.

Es gab nur eine Therapeutin über die ganze Zeit - vielleicht auch nicht ganz die richtige, wie ich den Eindruck habe.

Weißt Du, wir sind darauf trainiert, nicht zu zeigen, was in uns ist. Wir waren ein einziges Mal alle zusammen bei einer Familientherapie, als wir noch klein waren. Wir haben lustige Rollenspiele gemacht. Später hörte ich zufällig, wie meine Mutter einer Verwandten erzählte, dabei sei gerausgekommen, dass alles in Ordnung sei. Ich kam mir verraten vor - unsere Eltern hatten uns ja nicht gesagt, wieso wir dort hingingen, und dass wir ehrlich sein durften.

Ich denke nicht, dass ausgerechnet der Jobverlust eine Verbesserung einleiten könnte. Ich habe aber auch nicht den Eindruck, dass die dortigen Schwierigkeiten mit ihren psychischen Problemen zu tun haben.
Ein größeres gesundheitliches Problem könnte vielleicht eher "helfen" (so makaber das auch klingt).
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Zitronengras
Beitrag 08.Nov.2006 - 21:07
Beitrag #6


Geschirrspülerin
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@Melody

Danke Dir :)

Ich kann mich eigentlich schon abgrenzen, glaube ich. Ich leide also nicht die ganze Zeit mit, aber wenn ich mit ihr spreche, dann will ich irgendetwas tun, damit sie auch eine höhere Lebensqualität bekommt.
Es ist schwierig zu akzeptieren, dass wir mehr oder weniger das selbe erlebt haben, dass ich aber gute Fortschritte mache, sie jedoch nicht.

Über eine PM würde ich mich freuen :)
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Zitronengras
Beitrag 08.Nov.2006 - 21:11
Beitrag #7


Geschirrspülerin
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@Schneeland

Danke für Deine Antwort.

Es klingt jetzt wahrscheinlich merkwürdig, aber wir lachen mehr zusammen, als Probleme zu besprechen. Wir können mehrere Tage so tun, als wäre alles wunderbar.
Meine Schwester berichtet eher theoretisch über ihre Schwierigkeiten, als ginge es um jemanden anderen.
Ich kenne das von mir, also kann ich es nachvollziehen.
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Gänseblümchen
Beitrag 08.Nov.2006 - 23:45
Beitrag #8


zur Blume mutierend
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Liebe Zitronengras,

ich denke auch nicht, dass die Probleme im Job alleinige Ursache sind. Ich könnte mir vorstellen, das Problem hat generell mit Abgrenzung und Kontrolle zu tun. Ohne jegliche Probleme auf die Kindheit schieben zu wollen - es ist ja offensichtlich, dass man unter solchen Bedingungen eine andere Möglichkeit finden muss, die Kontrolle zu behalten. Emotionen hat man in dem Wertesystem, in dem ihr aufgewachsen seid, nicht zu haben, schreibst du. Was zählt, ist Leistung und ein gut aussehender Körper. Ihr Körper ist das einzige, dessen Beeinflussung alleine in ihrer Hand liegt. Wenn sie dafür von eurer Mutter (und vielleicht anderen Leuten in ihrem Umfeld) noch gelobt wird... wie passend.

Nun würde mich aber doch interessieren, was für eine Therapie deine Schwester gemacht hat. Wenn es erst eine war, wäre eine andere ja doch noch einen Versuch wert (womit das Motivationsproblem natürlich nicht behoben wird, aber vielleicht würde ihr eine andere Therapieform besser liegen).
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Zitronengras
Beitrag 09.Nov.2006 - 10:25
Beitrag #9


Geschirrspülerin
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@Gänseblümchen

Über die Therapieform an sich habe ich noch nicht genau nachgedacht, werde da mal nachhaken.
Ich kann mir auch vorstellen, dass sie etwas ganz Neues eher in Angriff nehmen könnte als "nochmals das Gleiche".

Dass jede positive Äußerung über ihr Aussehen sie in ihrem Verhalten bestärkt, ist wohl fataler, als ich dachte. Denn das Ergebnis ist ja immer das selbe, egal ob die, die sich dazu äußern von ihrer Bulimie wissen oder nicht.
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Zitronengras
Beitrag 09.Nov.2006 - 10:28
Beitrag #10


Geschirrspülerin
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QUOTE (Gänseblümchen @ 08.Nov.2006 - 19:15)
Du kannst es ihr sagen, wenn du merkst, dass es ihr schlecht geht, obwohl sie das zu überspielen versucht.

Das ist ein sehr guter Gedanke.
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die-kleene
Beitrag 09.Nov.2006 - 13:13
Beitrag #11


Naschkatze
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So du, ich antworte dir auch mal...

<<<Aber wie viel nützt ihr das? Was kann ich tun, wenn jemand weiß, dass sie sich selbst zerstört, sich dafür verachtet, aber dennoch – oder gerade deswegen – nicht damit aufhören kann?<<<

Also erstmal, wie Gänseblümchen schon gesagt hat, nützt das sehr viel. Es ist gut zu wissen, dass man irgendwie verstanden wird und nicht für das verachtet was man tut...
Ich kann mir vorstellen, dass du dich hilflos fühlst, aber das musst du nicht!
Ich bin in ähnlicher Situation nur das ich wohl eher in Position deiner Schwester bin und meine große Schwester in deiner.
Ich kann also wirklich sagen: es hilft. Auch wenn man als gegenüber vermutlich nicht immer das Gefühl hat.

Wenn du willst gerne mehr über Pm.
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Zitronengras
Beitrag 09.Nov.2006 - 15:38
Beitrag #12


Geschirrspülerin
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Danke für die ermutigenden Worte, die-kleene :)

Ich schicke gleich eine PM.
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shark
Beitrag 09.Nov.2006 - 16:46
Beitrag #13


Strösenschusselhai
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Ich habe selbst jahrelang unter Bulimie gelitten.
Und geholfen hat mir vor allem, dass nicht alle Menschen um mich herum mich *ausschließlich* und umfassend für krank gehalten haben - dass es Menschen gab, die auch die gesunden Anteile meiner Seele wahrgenommen und nicht alles, was ich tat und sagte, sofort pathologisiert haben. Aber auch die Angebote derer, die mir zur Seite stehen wollten, wenn ich mich dafür entschiede, meine Krankheit nachhaltig anzugehen, halfen mir.

Insofern, Zitronengras, finde ich, dass Du das alles genau richtig machst. :blumen2:

Vergiss dabei nicht, auch auf Dich und Deine Grenzen zu achten; speziell deshalb, weil ihr sozusagen die Ursprünge ihrer Krankheit als gemeinsame Erfahrung teilt.
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hedonistin
Beitrag 09.Nov.2006 - 17:12
Beitrag #14


Satansbraten
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hallo zitronengras,

da ich mit meiner gleichaltrigen cousine ähnliches erlebte, weiß ich ein wenig wie du dich fühlst!


wenn deine schwester seit 15 jahren selbstverletzendens verhalten an den tag legt, in form von bulimie oä., wie kann sie heute noch für ihr gutes aussehen gelobt werden?

ich meine, schau sie dir (oder ihr )bitte genau an!?
vor allem in die augen und du wirst merken es steht vielleicht eine schlanke frau vor dir aber keineswegs eine gesunde!?

so banal es auch klingt, aber meiner cousine haben weder vorwürfe noch gut gemeinte ratschläge geholfen. insgesamt war sie 9 monate in therapie und es war über kurz oder auch länger besserung in sicht... bis zum nächsten mal. :(

es war die liebe die ihre innere leere füllte und von ihr verlangte gefühle zuzulassen und nicht zu betäuben.
heute sehe ich wieder eine frau mit strahlenenden augen, die natürlich immer noch ein wenig essgestört ist, aber irgendwie wieder menschlich geworden ist und sich auf das leben freut und vor allem, dieses selbstverletzende verhalten aufgegeben hat.

mehr, gerne über pm
:)
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Bilana
Beitrag 09.Nov.2006 - 18:02
Beitrag #15


Capparis spinosa
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Hallo,
vielleicht braucht deine Schwester ja wirklich noch etwas Zeit. Auch eine "nicht ganz richtige" Therapeutin hätte sicher eine Veränderung anstoßen können, wenn deine Schwester es gewollt hätte. Und ganz falsch wird sie hoffentlich auch nicht gewesen sein, sonst hätte sie sich ja baldig von dieser Therapie getrennt.

Ja es tut weh. Du liebst sie irgendwo und siehst vielleicht auch dein Leid in ihr. Ich denke das darf man auch nicht verwechseln. Du bist nicht sie. Und Klasse ist doch schon einmal, wenn du, hoffentlich, dir selbst helfen kannst. Die Stärke hat auch nicht jede mit so einer Lebensgeschichte.
Manches braucht halt Zeit und auch wenn ihr eine ähnliche Geschichte habt, so seid ihr doch unterschiedliche Menschen und die zeit, damit es raus kann ist vielleicht unterschiedlich.

Und noch etwas. Ich glaube wirklich auch das scheinbar unsinnigste und selbstschädigenste Verhalten hat für den Betroffenen in der Situation einen Sinn. Es hilft in Balance zu bleiben. Man kann Menschen nötigen es aufzugeben, aber dann geraten sie vielleicht völlig aus der Balance, werden von Ängsten überflutet. Weil man ihnen halt etwas weggenommen hat ohne ihnen sagen zu können wie sie eine neue Balance schaffen können.
Vielleicht braucht deine Schwester ihre Essstörung und das svv noch. das alleine ist ja auch nicht das Übel, sondern nur Symptom. Deshalb ist ein fürsorgliches Auge von dir bestimmt gut. damit sie weiß, dass es jemanden kümmert, aber Kontrolle? weiß nicht. Deine Schwester wird ja nicht blöde sein, sie weiß ja , das es seltsam ist was sie tut. Ihr das ständig unter die Nase zu reiben demütigt vielleicht.

Ansonsten wünsche ich dir und euch, dass es in angemessener Zeit wieder vorwärts geht. Und gucke auch wie es dir geht, ja?

Grüße
Bilana

edit: Bilana geht noch ne Tüte Deutsch kaufen.


Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 09.Nov.2006 - 18:04
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Zitronengras
Beitrag 09.Nov.2006 - 23:18
Beitrag #16


Geschirrspülerin
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Danke für Deinen Beitrag, shark :)

Ich glaube, bei meiner Schwester ist speziell, dass fast niemand von ihrer Krankheit weiß bzw. offen sagt, dass er/sie es weiß. Das heißt, viele werden diesen Aspekt nicht als Wertung sehen.
Ich weiß nicht, wie mein Schwester das wahrnimmt (ich bin nie auf die Idee gekommen, sie danach zu fragen), aber für mich ist die Krankheit kein Aspekt, der gegen sie spricht. Ich kreide es ihr ja auch nicht an, wenn sie Grippe hat...

QUOTE (shark @ 09.Nov.2006 - 16:46)
Vergiss dabei nicht, auch auf Dich und Deine Grenzen zu achten; speziell deshalb, weil ihr sozusagen die Ursprünge ihrer Krankheit als gemeinsame Erfahrung teilt.

Das geht vermutlich schon aus Entfernungsgründen gut - wir wohnen weit voneinander und haben mehr telefonischen Kontakt als Auge in Auge.
Ich habe gemerkt, dass ich bei mir immer wieder kleine "Kontroll-Angewohnheiten" finde, die mir nicht gut tun. Aber ich fühle mich nicht mehr sehr abhängig davon und kann beschließen, das eine oder andere zu lassen.
Vielleicht klingt es in dem Zusammenhabg seltsam, aber es tut mir sehr gut, ab und zu Junk-Food zu essen, was ich eigentlich aus Überzeugung und Geschmacksgründen ablehne, nur um mir zu erlauben, die Regel "keine Geschmacksverstärker&Co" etwas lasch zu behandeln.

Meine Freundin ist mir auch eine gute Stütze
:blumen2:
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Zitronengras
Beitrag 09.Nov.2006 - 23:28
Beitrag #17


Geschirrspülerin
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Liebe Hedonistin

QUOTE (hedonistin @ 09.Nov.2006 - 17:12)
wenn deine schwester seit 15 jahren selbstverletzendens verhalten an den tag legt, in form von  bulimie  oä., wie kann sie heute noch für ihr gutes aussehen gelobt werden?ich meine, schau sie dir (oder ihr )bitte genau an!?
vor allem in die augen und du wirst merken es steht vielleicht eine schlanke frau vor dir aber keineswegs eine gesunde!?

Da hast Du vollkommen recht - sie sieht nicht gesund aus. Aber für viele ist eine krank aussehende schlanke Frau mehr Komplimente wert als eine strahlend gesund ausshende Mollige. Und genau wie meine Mutter still gehofft hat, dass ihr Verdacht, ich könnte lesbisch sein, sich nicht bewahrheitet, solnage sie mich nicht darauf anspricht, kann sie jetzt verdrängen, dass ihre Tochter krank aussieht.


QUOTE
es war die liebe die ihre innere leere füllte und von ihr verlangte gefühle zuzulassen und nicht zu betäuben.

Das kann ich mir sehr gut vorstellen - meine Beziehung hat da Wunder gewirkt, bzw. tut das jeden Tag aufs Neue.
Vielleicht ist meine Schwester da am Anfang eines guten Weges, weil sie einen neuen Plan gefasst hat, aus der zukunftslosen Beziehung zu entkommen.

QUOTE

mehr, gerne über pm  :)

Sehr gerne :)


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Zitronengras
Beitrag 09.Nov.2006 - 23:34
Beitrag #18


Geschirrspülerin
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Hallo Bilana

QUOTE (Bilana @ 09.Nov.2006 - 18:02)
Und Klasse ist doch schon einmal, wenn du, hoffentlich, dir selbst helfen kannst. Die Stärke hat auch nicht jede mit so einer Lebensgeschichte.

Ich bin eine Kämpfernatur - das hat mir mein Therapeut immer wieder erfreut gesagt :)

QUOTE

Und noch etwas. Ich glaube wirklich auch das scheinbar unsinnigste und selbstschädigenste Verhalten hat für den Betroffenen in der Situation einen Sinn. Es hilft in Balance zu bleiben. Man kann Menschen nötigen es aufzugeben, aber dann geraten sie vielleicht völlig aus der Balance, werden von Ängsten überflutet. Weil man ihnen halt etwas weggenommen hat ohne ihnen sagen zu können wie sie eine neue Balance schaffen können.
Vielleicht braucht deine Schwester ihre Essstörung und das svv noch. das alleine ist ja auch nicht das Übel, sondern nur Symptom. Deshalb ist ein fürsorgliches Auge von dir bestimmt gut. damit sie weiß, dass es jemanden kümmert, aber Kontrolle? weiß nicht. Deine Schwester wird ja nicht blöde sein, sie weiß ja , das es seltsam ist was sie tut. Ihr das ständig unter die Nase zu reiben demütigt vielleicht.

Sehr gut möglich. Auch ein zwanghafter Halt ist ein Halt, eine Konstante im Leben.
Mache ich den Eindruck, sie kontrollieren zu wollen? Das war eigentlich nicht meine Absicht.

QUOTE

Ansonsten wünsche ich dir und euch, dass es in angemessener Zeit wieder vorwärts geht. Und gucke auch wie es dir geht, ja?

Mache ich :) Danke Dir :blumen2:
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Bilana
Beitrag 10.Nov.2006 - 22:24
Beitrag #19


Capparis spinosa
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Hallo,
QUOTE
Mache ich den Eindruck, sie kontrollieren zu wollen? Das war eigentlich nicht meine Absicht.

Hmm.. ein bisschen auf mich. (ist aber auch immer schwierig, insbesondere da ich dich ja nicht einschätzen kann.) Ich sage ja auch nicht, dass du es bewusst machst.
Wollte nur darauf hinweisen. Ich würde an deiner Stelle wohl auch recht kontrollierend sein. Gut gemeint.. aber trotzdem. Die Gratwanderung zwischen Aufmerksamkeit, Sorge zeigen und Kontrolle, die einengend ist mag schmal sein.

Wie gesagt. Viel Erfolg eich beiden! :)
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Zitronengras
Beitrag 12.Nov.2006 - 21:44
Beitrag #20


Geschirrspülerin
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QUOTE (Bilana @ 10.Nov.2006 - 22:24)
Ich würde an deiner Stelle wohl auch recht kontrollierend sein. Gut gemeint.. aber trotzdem. Die Gratwanderung zwischen Aufmerksamkeit, Sorge zeigen und Kontrolle, die einengend ist mag schmal sein.

Wie gesagt. Viel Erfolg eich beiden! :)

Ich werde da ein bisschen hellhörig sein...

Danke Dir auf jeden Fall :)
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