![]() |
Willkommen, Gast ( Anmelden | Registrierung )
Denk bitte daran, dass unser Forum öffentlich einsehbar ist. Das bedeutet: wenn du hier dein Herz ausschüttest, kann das von allen gelesen werden, die zufällig unser Forum anklicken. Überleg also genau, was du preisgibst und wie erkennbar du dich hier machst. Wir löschen keine Threads und keine Beiträge, und wir verschieben auch nichts in unsichtbare Bereiche.
Du kannst deinen Beitrag nach dem Posten 90 Minuten lang editieren, danach nicht mehr. Lies dir also vor dem Posten sorgfältig durch, was du geschrieben hast. Dazu kannst du die "Vorschau" nutzen.
Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Webseite erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.
![]() |
![]()
Beitrag
#1
|
|
Salzstreuerin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 90 Userin seit: 13.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.623 ![]() |
Ich hab hier schon lange nix mehr geschrieben, aber irgendwie bin ich jetzt wieder in so einer Situation.
Ich hab mich vor einem Jahr in eine Frau verliebt, leider einseitig, aber trotzdem hat es mein Hetero-Selbstbild nachhaltig ins wanken gebracht. Ich würde jetzt über mich nicht sagen, dass ich lesbisch bin, sondern ich würde sagen, dass ich es nicht weiß (aber gerne herausfinden würde ;-) ) Ich habe mit ein paar Leuten darüber gesprochen, darunter auch eine Freundin (sie ist hetero). Und sie kommt mir ständig mit solchen Fragen wie "Meinst du, deine nächste Beziehung ist mit einem Mann oder einer Frau?" (Woher soll ich das denn jetzt wissen, in wen ich mich als nächstes verliebe????) oder ich erzähle, dass ich beim schwul-lesbischen-Schwimmverein war, fragt sie "Würdest du denn jetzt sagen, dass du lesbisch bist?" Ich: "Ne, warum?" - sie "Ja, darfst du da denn dann überhaupt hin?" Ich habe irgendwie das Gefühl, da wird eine Definition von mir erwartet, die ich im Moment weder leisten kann noch leisten möchte! Das Komische ist... ich hätte gedacht, andere Lesben würden das von mir erwarten, aber wann immer ich mit denen darüber rede kommt eher sowas wie "Setz dich nicht unter Druck, die Schubladen sind unwichtig, bei netten Menschen ist sowas zweit-dritt-hundertfünfzigrangig". Geht euch das auch so, dass Menschen eine Defnition von euch erwarten, die ihr gar nicht leisten könnt/wollt? |
|
|
![]() |
![]()
Beitrag
#2
|
|
Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
Es scheint so, dass die Mitglieder im jeweiligen Verein noch am liberalsten sind, hm? :D
Also - wenn deine große Furcht der "Passierschein" über die Schwelle zu lesbischem Leben ist... heutzutage ist's eher schwer, Veranstaltungen herauszufiltern, die nur für Frauen sind, geschweige denn für Szeneurgesteine unter sich. Und was die Definitionen betrifft - viele wollen die, die ich für mich habe, so lieber gar nicht hören. :D Insofern - setz dich nicht so unter Druch ;), es ist momentan und vielleicht auch überhaupt... vertane Liebesmüh. |
|
|
![]()
Beitrag
#3
|
|
Salzstreuerin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 90 Userin seit: 13.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.623 ![]() |
Was meinst du mit Passierschein?
|
|
|
![]()
Beitrag
#4
|
|
Satansbraten ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 619 Userin seit: 06.12.2007 Userinnen-Nr.: 5.344 ![]() |
also diese Unterfrage von deinem Thread kenne ich mittlwerweile zur Genüge.... :D
Wenn ich nämlich bei engeren Kreisen verlauten lasse, dass ich mit Männern nichts mehr am hut habe, kommt zu neunzig Prozent die Frage: "Wie? Bist du nun unter die Lesben gegangen? Aber...aber..." Wieso darf frau nicht auf schwul-lesbische Parties? Seltsame Vorstellung deiner Bekannten.. ich nehm mal an, wenn da nur Leutchen hingingen die sich hunderprozent als schwul oder als lesbisch bezeichnen würden wären diese Parties relativ leer..... :rolleyes: |
|
|
![]()
Beitrag
#5
|
|
Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
:wink: den hab ich dann nämlich auch nicht - und ich bin trotzdem von Anfang an dabei gewesen. |
|
|
![]()
Beitrag
#6
|
|
Salzstreuerin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 90 Userin seit: 13.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.623 ![]() |
Tja... ich erfülle leider keinen von deinen Punkten - sorry, sorry, darf ich trotzdem hierbleiben? *g*
Ich weiß nur einfach nicht, wie ich damit umgehen soll, wenn diese eine Freundin wieder mit diesen Fragen kommt - ich mein, wenn ich mich verlieben täte, würde ich sicher mit ihr darüber reden, denke ich. Aber bevor das soweit ist, kann ich doch dazu auch nix sagen! |
|
|
![]()
Beitrag
#7
|
|||||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Moin Teetrinkerin!
Was gehen mich die Erwartungen anderer an? Was geht mich deren Schubladendenken an?
Sag Ihr das doch genau so! ... findet nico |
||||
|
|||||
![]()
Beitrag
#8
|
|||||
Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 312 Userin seit: 25.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.674 ![]() |
Was, wenn eine Definition gefunden ist, nicht aber ich bin lesbisch und frauenliebend, sondern ich bin bi und frauen-, wie männerliebend oder ich bin doch hetera... lauteten wird? Wie willkommen ist Frau dann noch, unter anderem auch hier? Selbst wenn sie sich an die Forumsregeln hält.
Ist es nicht doch eher so, dass die Liberalität der Mitglieder im jeweiligen Verein an ihre Grenzen stößt, ist erst einmal eine Definition gefunden und festgelegt?
weissdorn |
||||
|
|||||
![]()
Beitrag
#9
|
|
Strösenschusselhai ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 ![]() |
Also... für mich - und da kann ich jetzt wirklich nur ganz persönlich antworten - ist ein Mensch, der sich einmal wirklich, wirklich in eine gleichgeschlechtliche Person verliebt hat, nicht hetero - egal, wie die Person danach lebt.
shark |
|
|
![]()
Beitrag
#10
|
|
Salzstreuerin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 90 Userin seit: 13.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.623 ![]() |
@ Nico
Naja, ich habe IHR das genau so gesagt - aber das Thema kommt halt immer wieder auf mit eigentlich auch immer wieder den gleichen Fragen, die ich halt immer wieder nicht beantworten kann. Und mich nervt das, für mich ist das alles noch nicht so einfach, auch vor mir selbst und so. @shark Ja, das würde ich auch so sehen. Aber eigentlich denke ich, dass umgekehrt dann auch gilt, wer als Frau einmal richtig in einen Mann verliebt war, ist auch nicht lesbisch. Und dann hätte ich ja meine Definition. |
|
|
![]()
Beitrag
#11
|
|
Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
unser Forum ist deshalb bewusst für frauenliebende Frauen offen gehalten, Weißdorn - eben um jenen, die sich auf irgendwelchen "Schwellen" wähnen, die Verzagtheit und den Druck zu nehmen. Das schließt nicht aus, sich irgendwann einmal einer "Sparte" zugehörig zu fühlen. Allerdings sagt lesbenforen.de allen Willkommen, die sich Frauen mehr als geneigt fühlen und gleichzeitig akzeptieren können, dass Männer amourös hier kein Thema sind.
Eigentlich doch nicht so schwer nachzuvollziehen, oder? edit: präziser - ich bin eine Feministin, eine summierende Konsequenz aus meiner platonischen und recht umfassenden Frauenliebe; da ich zudem lesbisch bin, schließt diese die ganze Körperlichkeit recht exklusiv mit ein. Nun gibt es Frauen, die sind Frauen weitaus weniger körperlich zugetan als ich, teilen aber ein ähnliches weltanschauliches Empfinden mit mir - den frauenzentrierten Blick. Ich verstehe zwar nicht, warum sie in ihrem Leben der Männlichkeit weiterhin Platz einräumen, kann das aber akzeptieren, so lange der beschw*nzte selbstgewählte Lebensbereich aus meiner Sphäre weitestgehend außen vor bleibt. Ebenso wie es Frauen gibt, die Frauen begehren, dies aber als rein lebensgestalterisches und weniger soziopolitisches Phänomen betrachten. Auch mit ihnen verbindet mich etwas - das Begehren. Nach meinem Dafürhalten sind das keine Lesben, sondern Frauenliebende. Auch OK, wer könnte das besser nachempfinden als ich. :rolleyes: Für beides mag es wohl Bekenntnisse geben, sie ändern aber an meiner Akzeptanz nichts. Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 23.Dec.2007 - 14:32 |
|
|
![]()
Beitrag
#12
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Warum sich lebenslange Definitionen anheften? Was für ein Ballast! In deiner Situation ist mir der Wunsch natürlich nachvollziehbar. Auch ich hatte eine Heterobeziehung in meiner frühen Jugend, wäre ich dann in Deinen Augen weniger lesbisch, als Eine ohne diese Erfahrung? Welch Unsinn! Heute lebe ich so - mit Haut und Haaren, sprich auch mit politischem Identitätbewußtsein, und morgen? Identität, nach der Du suchst, ist kein starres Gebilde, sondern in meinen Augen eher als Prozess anzusehen. Endlichkeiten nehmen uns doch nur Möglichkeiten. Sie beschränken uns. edit: was hinzugefügt nico Der Beitrag wurde von nico bearbeitet: 23.Dec.2007 - 14:26 |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#13
|
|||||
ausgewilderte Großstadtpflanze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 2.096 Userin seit: 24.10.2007 Userinnen-Nr.: 5.165 ![]() |
Ich denke nicht, dass das ein Makel von DIR ist.
Hiermit sagst du doch ganz klar, was dein Standpunkt dazu ist, und ich finde den absolut nachvollziehbar und berechtigt. Wenn andere ohne eine klare Definition oder ohne eine Schublade für dich nicht leben können, dann ist das, denke ich, nicht DEIN Problem. Ich finde, dass es einiger Reife und Selbstreflexion bedarf, um den Mut zu haben, damit leben zu können, nicht in eine Schublade zu passen. Ich denke, du solltest deiner Umwelt die Zeit geben, das zu erkennen und bis dahin einfach geduldig und nachsichtig mit ihr sein. Dass du genervt bist, kann ich gut verstehen, aber ich halte es für die falsche Reaktion, den Fehler bei dir zu suchen. |
||||
|
|||||
![]()
Beitrag
#14
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 987 Userin seit: 10.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.613 ![]() |
:gruebel: Ich verliebe mich in einen Menschen und nicht in "ihr" Geschlecht. Anne Heche hat das, glaube ich, mal in einem Interview gesagt. Privat sage ich: "Ich bin offen für die Liebe und schlage ihr sicher nicht die Tür vor der Nase zu." Privat sage ich auch: "Ich liebe Frauen. Du nicht?" An anderen Tagen wiederum: "Ich bin gern eine Lesbe. Und dankbar ... ." Und wenn ich gerade an Liebeskummer leide: "Ich gehe ins Kloster." Je nach Situation, je nach Laune, je nach Tagesform gehe ich auf mein Gegenüber ein. Oder auch nicht. Erwartungen darf und kann ich erfüllen, muss ich aber nicht. Sandra |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#15
|
|||
sendegi sibast! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.660 Userin seit: 02.12.2004 Userinnen-Nr.: 856 ![]() |
Super! :zustimm: |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#16
|
|||
a.D. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.380 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 5 ![]() |
Uff, das sehe ich anders. Ich würde auch nicht einer Frau, die sich einmal wirklich, wirklich in einen Mann verliebt hat, für den Rest ihres Lebens das Recht absprechen, sich als "lesbisch" zu bezeichnen. Es gibt so viele Arten, sich selbst zu begreifen. Ich denke, da sollte man ganz genau hinhören, bevor man jemanden in eine Schublade steckt, in der er sich nicht wohlfühlt, nur weil sein Empfinden nicht mit dem eigenen zusammenpasst. Eine Freundin von mir hatte 10 Jahre lang eine Beziehung zu einer Frau, mit allem Drum und Dran, ohne sich selbst als lesbisch zu bezeichnen. Ich konnte das damals zwar nicht verstehen (vor allem wohl weil ich zu der Zeit selbst so dringend eine "lesbische" Bezugsperson suchte), aber ich habe es akzeptiert - und jetzt, wo die Beziehung vorbei ist und sie sich (wieder) ausschließlich in Richtung Männerwelt orientiert, verstehe ich es auch. |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#17
|
|
Strösenschusselhai ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 ![]() |
Mir mangelt es da auch nicht an Verständnis.
Und mit "Schublade" hat das für mich auch nichts zu tun. Deshalb habe ich ja ausdrücklich geschrieben, dass ICH das so empfinde. Um "absprechen" oder "zusprechen" geht es ja auch nicht. Sondern um die Freiheit, sich eben nicht in Schublade "lesbisch" zu quetschen, nur weil Eine einmal eine Frau geliebt hat - aber auch in die "Hetero"-Lade muss sie deshalb nicht gehören. Aber ich bin ja sowieso der Meinung, dass absolute Heterosexualität von der Natur nicht vorgesehen ist. shark Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 24.Dec.2007 - 11:09 |
|
|
![]()
Beitrag
#18
|
|||
a.D. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.380 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 5 ![]() |
Ja, siehste, und das seh ich schon wieder anders. ;) Ich glaube an ein Kontinuum, in dem die Extrempunkte aber durchaus auch besetzt sind (wenn auch nicht von mir). |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#19
|
|||
Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Ich finde es spannend, die Begriffe "Liberalität" und "Definition" hier in einem Satz aufeinander bezogen zu finden. Wer definiert, zieht eine Grenze - hier sind wir, drüben die anderen. Wir behaupten einen Unterschied und beginnen mit mehr oder weniger sinnvoller Mengenlehre. Mehrwert der Definition ist ein Gefühl von Identität und/oder Identifikation. Mein Grundstück, meine Werte, meine Freunde, mein Castle. Manchmal wird Grenzkontrolle so zu einer Art Selbstschutz. Vor den Toren der Lesbenforen stehen umfangreiche Schilder. Anderswo gibt's Türsteherinnen. Definition und Selektion gehören wie's scheint untrennbar zusammen. Liberalismus wird später relevant - wenn ich bereits "drin" bin. Er zielt auf die Freiheit des Individuums gegenüber der Gemeinschaft, er will die Rechte der Einzelnen durch und gegen den Staat schützen, die persönliche Erkenntnisfähigkeit gegen Orthodoxie und Fundamentalismus durchsetzen. Damit zeigt sich unsere "Liberalität" weniger im Grenzverkehr als in der Fähigkeit Differenzen untereinander auszuhalten. Um mich auf LadyGodivas Beitrag zu beziehen: Nicht das Verhältnis zu hetero-identen Menschen jenseits des Gartenzauns ist bezeichnend für das Maß der liberalen Einstellung, sondern der Umgang mit männerbegehrenden Frauenrechtlerinnen und frauenliebenden Individualistinnen innerhalb der Lesbenforen. Meine persönliche Entwicklung schwankt (wie mir gerade auffällt) zwischen beiden Definitionen - und es stimmt schon: ich fühle mich dank der liberalen Einstellung vieler Lesben hier akzeptiert - trotz vorhandener Differenzen. |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#20
|
|
Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 429 Userin seit: 17.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.497 ![]() |
Klare Verhältnisse sind nicht nur angenehm, oft verhindern sie auch Missverständnisse, deshalb finde ich die Frage nicht grundsätzlich unpassend. Ich glaube jedoch, dass die Antwort zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben anders lauten kann. Ich habe meine Liebe für Frauen erst recht spät entdeckt, und wie soll ich jetzt für alle Zeiten ausschließen, dass ich mich nicht irgendwann wieder in einen Mann verlieben werde? Allerdings hatte ich schon sehr lange keine Liebesbeziehung zu einem Mann mehr, und deshalb bezeichne ich mich als lesbisch, und zwar einzig und allein um auszudrücken, dass ich mich auch se*uell zu Frauen hingezogen fühle, nicht mehr und nicht weniger, und das ist es, was die/der Fragende in den allermeisten Fällen wissen will.
Die Verknüpfung von lesbisch sein und Feminismus hat mich schon immer gestört. Die beiden Dinge haben *nichts* miteinander zu tun. Sollen und dürfen heterosexuelle Frauen sich nicht für Frauenrechte und Anliegen interessieren und einsetzen? Eine geradezu absurde Vorstellung! Das Ganze ist meiner Meinung nach das Resultat eines destruktiven Männerhasses, den manche historische Frauenrechtlerinnen regelrecht kultiviert haben, und ich bin überzeugt, dass so manche sich gar nicht wirklich se*uell zu Frauen hingezogen gefühlt hat, aber im Zuge des Kampfes gegen alles "Männliche" kam etwas anderes eben gar nicht in Frage. Vielleicht liegt es an meinem "jugendlichen" Alter, aber für mich haben die beiden Dinge wirklich nichts miteinander zu tun, und das sage ich als eine Frau, die sich in Sachen Gleichberechtigung nichts bieten läßt, für mich ist das eine Selbstverständlichkeit, die ich wenn nötig lautstark einfordere, und nicht nur für die verschiedenen Geschlechter, auch für Menschen anderer Abstammung und Hautfarbe. Vielleicht ist der Punkt gerade der, dass es für mich um Gleichberechtigung geht, also um gleiche Rechte für alle, und nicht um Frauenrechte. Ich hoffe, LadyGodiva und andere nehmen mir meine Offenheit nicht allzu übel. Im Gegenzug will ich auch verzeihen, dass mir in diesem Thread gleich zweimal das Recht abgesprochen wurde, mich als Lesbe zu bezeichnen. Ich werde es trotzdem weiterhin tun, weil ich Frauen aus ganzem Herzen liebe, ohne Logik und Nachdenken, ohne Vernunft und Hintergedanken. |
|
|
![]()
Beitrag
#21
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 987 Userin seit: 10.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.613 ![]() |
Hat eine schon das Wort "Lebensstil" in die Diskussion geworfen? Beispiel: Meine Ex hat sich Haus, Hund, Katze, Mann und drei Kinder angeschafft. Der spöttische Ton ist bewusst gewählt. Zwischen zwei Küssen nach dem ersten Kind habe ich sie mal gefragt, wie sie sich definiert. Sie hat gesagt: "Ich bin eine Lesbe und werde auch immer eine bleiben, aber momentan lebe ich nun mal einen heterosexuellen Lebenstil und bin sehr glücklich mit meinen Mann und die Kinder." Eine andere Busenfreundin lebt seit 20zig Jahren mit einem Mann und geht in der Szene ein und aus. Heterosexuelle Freundinnen hat sie nur am Rande, ihre Gefährtinnen sind frauenliebende Frauen. Sie hat gesagt: "Die Heterowelt nervt. Da soll er mal selber verkehren. Ich bin den Frauen treu, aber auch meinem Mann." Sandra |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#22
|
|
Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
Wenn sich eine Frau als Feministin begreift und darin mehr sieht als das Streben nach Gleichberechtlerei, kann das in meinen Augen nur auf der Tatsache fußen, Frauen eben zu lieben - und am umfassendsten wohl im Niederschlag der leibseelischen Frauenzentriertheit, also dem lesbischen Lieben.
Was ohne Maß geachtet wird, verliert durch die drohende Absolutheit seinen Wert. So bemisst sich meine Fähigkeit zur Frauenliebe auch daran, wie friedlich ich mit Männern sein kann, ohne mich und meine Herzensprioritäten dabei verraten zu fühlen. Oder wie weit ich meine Arme öffnen kann für jene, deren Liebesfähigkeit untrennbar oder wenigstens zeitweilig eng mit all den kalten Sternen meines Universums verbunden ist. Mein Lesbischsein habe ich mir nicht wählen können, es lag in meiner Wiege, steckt mir im Genom, ich hab's im Sandkasten frei gebuddelt, aber auch nie verloren, wenngleich ich mir das in manchen Moment sogar gewünscht hätte, oder darum gebangt habe. |
|
|
![]()
Beitrag
#23
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 987 Userin seit: 10.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.613 ![]() |
:blumen2: wunderschön formuliert. Sandra |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#24
|
|
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
... darauf habe ich gewartet ... die Lesbe als die einzige wahre Feministin!
Und auch auf das von DerTagAmMeer erwähnte doing differnce = doing inequality ... Ich muss mich jetzt in den ätzenden Weihnachtstrubel stürzen - aber ich seh schon, die Diskussion geht zunehmend ins Eingemachte. Bis auf weiteres! nico |
|
|
![]()
Beitrag
#25
|
|
don't care ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 34.734 Userin seit: 21.01.2005 Userinnen-Nr.: 1.108 ![]() |
"Knowing me, knowing you..." :sing:
@nico: was am Feminismus, der gelebte Heteros*xualität einschließt, kann über Gleichberechtigung hinausgehen? Soll der Frau das Vorrecht gewährt werden, impliziert das doch die Unterdrückung des geliebten Wesens... Soll das Matriarchat unter rein s*xueller Einbeziehung des Mannes Ziel des Ganzen sein, verstehe ich allerdings die Kritik am Patriarchat nicht. Es ging doch gar nicht darum, heteros*xuellen Feminismus als "nicht echt" zu bezeichnen, sondern darum, ihn dann auf Gleichberechtigung zu beschränken. Das finde zumindest ich "echt genug"... |
|
|
![]() ![]()
Beitrag
#26
|
|||
Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Worin besteht denn dieses "mehr"? |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#27
|
|
Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
Ich liebe Frauen.
Und werde sie - unter vergleichbaren Voraussetzungen - Männern stets ohne weitere Bedenken vorziehen. Diese Parteilichkeit :wink: ist für mich ein großer Teil vom Lesbischsein. ...vielleicht ist das auch ein wenig liebevoller stringent als die bekennende "Androerotik" des Patriarchats, immerhin gesteht es Männern einen ge-rechten Teil zu. edit: ein x steht ungern allein, von r's war da aber nicht die ede Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 25.Dec.2007 - 14:56 |
|
|
![]()
Beitrag
#28
|
|
verboden vrucht ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 2.903 Userin seit: 16.07.2005 Userinnen-Nr.: 1.862 ![]() |
Als ich mit 22 zum ersten und bisher einzigen Mal in einen Mann verliebt war, und das heftig und schmerzvoll, nachdem alle meine Verliebtheiten und partnerschaftlichen Lieben davor für Mädchen und Frauen empfunden waren (ebenso wie die danach), war ich selbst einigermaßen erstaunt, und mein (damals noch zu 99% als hetero "definiertes") Umfeld erleichtert ob dieses Zipfelchens Gemeinsamkeit in puncto Begehren. Ich lebte es, solange es eben andauerte, da gab es kein Zögern, denn das war auch ich. Meine graphische Herzenstorte enthält seither ein hauchdünnes Stück halbgefrorenes Bittercremebaiser ... In Definitionskrisen hat es mich nicht gestürzt.
(IMG:http://www.cosgan.de/images/smilie/verschiedene/s010.gif) |
|
|
![]()
Beitrag
#29
|
|||||
Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 312 Userin seit: 25.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.674 ![]() |
Grenzen, welche durch Definitionen gesetzt sind, bieten zunächst Schutz, doch nicht immer und auch nicht ewiglich. Es gibt immer einmal wieder Zeiten, da gilt es eben diese Grenzen zu überwinden. Zu fest gezogene und starre eingrenzende Definitionen führen uns in Dokmatismus und entwicklungslosem Stillstand. Deshalb steht Liberalität für mich sowohl in direktem Bezug zu einer Definition, wie auch innerhalb der rahmengebenden Definition. Und wenn ich auf mich schaue, so orientiere ich mich in meinem politischen und ethischen Engagement am Humanismus und sicherlich neige ich zu einem eher immer wieder meine Grenzen aufweichenden Altruismus. Meine Liebe zu Frauen ist nicht grenzenlos. Vor Radikalitäten und Ausschließlichkeiten schrecke ich zurück. Ich liebe es mich Zusammenzusetzen zur Auseinandersetzung gerade mit dem, was ich als andersartig und mir fremd erlebe per Definitionem, habe eine Affinität für exotisches. Und in manchen Momenten definiere ich mich jedesmal wieder gerne anders, als der mich gerade umgebende mainstream. Da, wo es gerade nicht erwartet wird, fühle ich mich ausgesprochen lesbisch. weissdorn Der Beitrag wurde von Weissdorn bearbeitet: 25.Dec.2007 - 20:00 |
||||
|
|||||
![]()
Beitrag
#30
|
|
Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
Ich fürchte, ich verstehe dich nicht wirklich -
Lesbianismus ist keine Schablone, in die ich mich zu fügen habe - mit etwas Grobheit vielleicht eine Konfession, der meine letzte Tagesandacht gilt. :engel: Dumm ist, wer dem, woran er hängt, den Anspruch auf Unbedingtheit vermacht. Aber keineswegs per se inhuman oder eifernd, wer sich zu seiner Lieb und all dem, was ihm teuer ist, offen bekennt - gelebtes Antipodentum zum Patriarchat, wie Dandelion angeführt hat, kann nicht dessen bloße Verweiblichung bedeuten. Männer können in einer lesbischen Welt ebenso ihren Platz inne halten - je eigenständiger und frauenliebender, desto williger. :D |
|
|
![]() ![]()
Beitrag
#31
|
|||
Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Das fürchte ich auch. Und mir scheint, dass auch die Perspektive, aus der wir jegliche Definitionsmacht wahrnehmen zu den Prämissen gehört, die wir uns nicht aussuchen können. Wer nie verschwunden ist unter den den Worten anderer, wird nicht die Tragweite der eigenen Worte überblicken können. Und wer immer nur kämpft gegen die Zuschreibungen anderer, wird kaum den Mut aufbringen, die Welt nach eigenem Ermessen zu vermessen. Beide sind wichtig - politisch und menschlich. Sie ergänzen einander ... wenn's gut läuft. |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#32
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.112 Userin seit: 14.09.2007 Userinnen-Nr.: 4.995 ![]() |
"Jud' ist, wer Jud' sich fühlt" Um bei diesem Vergleich zu bleiben (mit vollem Bewusstsein, dass dieser hinkt, wie es eben alle Vergleiche tun): Derjenige, der glücklich in vollkommener Übereinstimmung mit seinem Glauben lebt, betrachtet denjenigen, der in seinem Lebensstil diesen Glauben in keiner Weise respektiert, nicht unbedingt als zu seiner Gemeinschaft gehörig, auch wenn es dieser noch so eifrig proklamiert. ;) Auf unsere Diskussion übertragen heisst es, dass manche altersmässig reife Sandkastenlesbe eine Frau, die seit Jahren freiwillig und zufrieden mit einem Mann zusammenlebt und sich trotzdem als Lesbe erklärt, als eine Frau sieht, die ihre eigene Bisexualität möglicherweise nicht akzeptiert. Ist die Sandkastenlesbe jedoch innerlich gefestigt und mit ihrem Leben glücklich, hat sie es nicht nötig, es dieser Frau unter die Nase zu reiben. Genauso wenig wie es die Weisen unter den gläubigen Juden nicht nötig hatten, Unorthodoxe auszuschliessen, da sie sich in ihrem Selbstwert durch diese weder geschmälert noch bedroht gefühlt hatten. |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#33
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Nun, ich fühlte mich bei LadyGodivas Beitrag an eben diese Überlappung erinnert und hatte sie auch so verstanden. Von Männern körperlich und emotional unabhängig zu sein, ist das die Vorraussetzung für einen freien Blick auf das Machtverhältnis, auch für den erwähnten "friedlichen" Umgang mit Männern? Die "Grabenkampf"-frage zwischen heteros. und lesbischen Feminsitinnen stelle ich jetzt mal LadyGodiva, vielleicht habe ich Dich nicht richtig verstanden? Ich persönlich habe zwar ebenfalls Probleme mit dem Absolutismusanspruch, denke aber andererseits auch, dass Unabhängigkeit vor Verstrickungen in Machtverhältnisse schützen kann - jedoch nicht zwangsläufig muss (!). @dandelion, von Matriachat war nie die Rede - schon gar nicht als "Ziel" des Feminsimus. Und auch nicht als die Antwort auf das "mehr". Für mich ist das "mehr" ein MEHR an Unabhängigkeit im Denken, im Reflektionsvermögen. Für LadyGodiva ist es die Parteilichkeit im Fühlen ...? ... fragt nico |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#34
|
|
Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
Mir liegt das Implizite näher als der Ausschluss. :wink: Meine unbedingtere Liebe zu Frauen beinhaltet sicher gleichzeitig eine größere Unabhängigkeit von der Männerwelt - ob dadurch mein Blick objektiver wird, steht zur Debatte - wenn daran überhaupt Bedarf besteht.
Aber ich bin nicht nur nicht-hetero - ich bin lesbisch. Natürlich ist die Gleichstellung der Frau gesellschaftlich ein Ziel, das mich mit den männeraffineren Feministinnen verbindet - eigentlich ist sie Ausgangspunkt all meines Tuns. (Wer zweifelt im Ernst noch daran, dass das kleinere Stück Kuchen per se an die Frau zu bringen ist?) Aber da ist noch mehr, was mich von ihnen trennt - und jenen näher bringt, die in der Frauenliebe eher den Lebensstil sehen, mit dem Unterschied, dass dieser gerade durch mein feministisches Wissen nie unpolitisch sein kann. |
|
|
![]()
Beitrag
#35
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Hm, ob Dir wirklich das Implizite näher als der Ausschluss liegt - und Du dabei so sehr auf Grenzziehung setzt (nicht heteros., sondern lesbisch) ... ich weiß, das hattest Du damit nicht gemeint, aber darum geht es doch im Grunde. Mir persönlich liegt im allerersten (Denk-)Schritt und im Zweifelsfall immer der Ausschluß näher. Im übrigen habe ich mit Vorwürfen bezüglich Dogmatismus, Intoleranz oder mangelndem Identitätsbewußtsein keinerlei Probleme, bin ich doch stets bemüht, den Spagat zwischen Ein - und Ausschluß zu bewältigen. Und darum geht es doch ... |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#36
|
|||
don't care ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 34.734 Userin seit: 21.01.2005 Userinnen-Nr.: 1.108 ![]() |
Das Problem, das ich mit dieser kategorischen Verneinung habe, sind Gespräche mit Frauen, die einen völlig anderen Eindruck erweckten. Ich glaube, unter Feminismus werden so viele verschiedene Dinge verstanden, daß ich keinen "Härtegrad" wirklich ausschließen wollen würde. Das Ding ist: wenn Gleichberechtigung nicht reicht, muß es über das Gleichgewicht zu Gunsten der Frau hinausgehen. Das versuchte ich zu umschreiben. Soll es darüber nicht hinausgehen, verstehe ich die Aufregung nicht. Dann ist die Einschränkung nämlich ungefähr so einschränkend wie ein "LKW spazierentragen verboten"-Schild. Was ich nicht verstehe: Unabhängigkeit im Denken und Reflektionsvermögen sind für mich nicht davon abhängig, mit wem ich mich bette, sondern davon, wie ich die Welt sehe. Ob eine Paarbeziehung erlaubt, frei zu denken und Raum für die Sorge um sich selbst läßt, hängt schließlich davon ab, wie sehr man sich in diese Beziehung schnürt. Das kann für mein Empfinden bei Männlein wie Weiblein gleich gut oder gleich schlecht klappen. Sind zwei bereit, in das notwendige Gleiche zu investieren, und die Bereitschaft des Gegenübers anzunehmen, kann das klappen, sonst nicht. |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#37
|
|||||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Allerdings; das meinte ich ja schon an anderer Stelle, es wäre hilfreich, den Begriff Feminsimus einigermaßen zu klären, wenigstens grob zu umreissen. Aber selbst das ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend schwerer geworden, die Diskussion geht in so viele Richtungen. Immer ein Gewinn, nicht selten eine Plage ... |
||||
|
|||||
![]()
Beitrag
#38
|
|||
Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Und kann es nicht sein, dass diese Ferne auch zu einem "mehr" an Projektion führt, die sich völlig frei von störendem Realitätskontakt entfalten kann? Die klarsten und stimmigsten Definitionen von Homosexualität kenne ich von bibeltreuen Christen, die lautesten Revolutionsgesänge von Menschen, deren Umwelt zu einer Onlinepetition geschrumpft ist. Es will einfach nicht in meinen Schädel. Auch Lesben haben Söhne, sie haben Brüder und Väter. Sie sind nicht unabhängig - sie können sich lediglich eleganter dafür entscheiden, selektiv wahrzunehmen. |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#39
|
|
Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 312 Userin seit: 25.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.674 ![]() |
Die Definition "Feminismus ist eine Theorie und Lesbianismus ist eine Praxis" sollte doch heute sich selbst entwachsen sein. Es ist ein Paradox für mich, wenn eine frauenliebende Frau Frauen, die anders fühlen, denken und handeln, von ihrem Leben abtrennt. Verständnis entwickeln und Akzeptanz für die Lebensweise der Anderen, die Andersartigkeit nicht als trennend und/oder bedrohend, sondern als Ergänzung entdecken, ist für mich Ausdruck von Liebesfähigkeit.
|
|
|
![]()
Beitrag
#40
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Nein, da bin ich anderer Ansicht. Wenn Du sagst, dass es von der eigenen Gestaltung der Beziehung abhängt, dann finde ich das 1. zu individualistisch gedacht und 2. zu rational. Was in einer Beziehung zwischen Frau und Mann passiert, sowohl bewußt als unbewußt, steht in Zusammenhang, oder vielmehr in Verbindung mit dem Außerhalb der Beziehung. Diese ist kein leerer Raum, in dem frei interagiert werden kann. Erwartungen (hier z.B. Rollenerwartungen), Vorstellungen, Werte werden von beiden hineingetragen, die zuvor in der Gesellschaft "erworben" wurden (Sozialisation). Das gilt soweit natürlich auch für homos. Beziehungen. Ich denke, dass es für Frauen im patriachialen Machtverhältnis nicht möglich ist, an den Mann gebunden zu sein, von ihm abhängig zu sein und gleichzeitig nicht der sich immer wieder neu erschaffende Teil dieser Hierachie zu sein. Die Frau muss sich als Frau begreifen in der Gemeinschaft mit dem Mann. Je nach dem, welches Bild von Frau in einer Gesellschaft besteht, kann das in engen (vor 50 Jahren) oder weniger engen Grenzen geschehen (heute gibt es viele Bilder von Frau). Wenn sie sich nicht als Frau darstellt in all ihrem Tun (z.B. sich die Haare an den Beinen zu rasieren, ein klassischer Konstruktionsprozess), dann stellt sie auch den Mann infrage. (Seine "natürliche" Beinbehaarung ist dann auf einmal nicht genuin, um bei dem Beispiel zu bleiben.) (Ganz sicher gibt es hetereos. Beziehungen, in denen die Geschlechtergrenzen verschwimmen, von dieser absoluten Minderheit lohnt sich nicht zureden.) Für mich ist das Eins, sich als Frau darstellen, bedeutet aktiv an dem Ungleichverhältnis mitzuarbeiten. (Ganz nebenbei, ich tue das täglich, obwohl ich mir nicht die Beinhaare rasiere. Wir alle tun das. Und darin liegt das scheinbar (?) unüberwindbare ambivalente Moment gleichzeitig Opfer und Täterin zu sein... ist das nicht frustrierend? Jedes Opfer zementiert sich selbst, ob Jude/Jüdin - wo das gerade hier angesprochen wurde - Schwarze oder sonst wer ... ) Ich weiß noch nicht so genau, ob es tatasächlich der Akt der Differenzierung ist, der wirklich der Ursprung der Ungleichheit ist (das angesprochene doing gender/race etc. = doing inequality). Es würde sich lohnen, darüber zu diskutieren ... es verheißt die Quelle aller Ungleichheiten und somit aller Diskriminierungen/Rassismen etc. zu sein. Mich düngt, das sei ein wenig einfach ...? Auf jeden Fall sehe ich es so, dass die Frau sich im Gegenüber zum Mann immer wieder "erfinden" (konstruieren) muss, ihn somit auch "produziert" (als eben "das Gegenteilige") und damit immer wieder zum Machtverhältnis beiträgt. Das bedeutet nun folglich auch, dass ich als Frau die Distanz verliere, bin ich doch Teil dessen, was ich eigentlich abschaffen will (das Machtverhältnis). (Ganz nebenbei, wer will den Distanzverlust beim Vorhandensein von Emotionen schon leugnen?) Wobei wir wieder bei dem Reflektionsvermögen wären. Nach meiner Ansicht sind Lesben nicht die besseren Feminstinnen, aber die mit der Möglichkeit zu tieferen Reflektion. |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#41
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Wenn Lesbianismus die Praxis vom Feminismus ist, dann wäre das nur eine Flucht. Ich denke da ähnlich ... aber die Zeiten waren früher eben rauher, eine Flucht schien sicherlich schmerzfreier und verheißungsvoller ... |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#42
|
|||
Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 312 Userin seit: 25.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.674 ![]() |
Nach meiner Ansicht und damit nach meiner Definition sind Lesben nicht die besseren Feministinnen und auch nicht die wahrhafigeren Frauen. Die Möglichkeit zur tieferen Reflexion ist vielleicht deshalb gegeben, weil das Eingeständnis lesbisch zu sein während des CO zu individuell verschiedenen inneren Auseinandersetzungen führt. Denn die wahrgenommenen Differenzen sind nicht einfach Differenzen und Spaltungen in der Familie, unter Freunden und in der Gesellschaft, sondern, und das ist ebenso wichtig, auch Differenzen und Spaltungen in den Frauen selbst... Jede Frau hat Möglichkeiten zur tiefen Reflektion, doch nicht jede läßt sich darauf ein. Dies ist für mich kein Grund mich von ihr als getrennt zu erleben. Der Beitrag wurde von Weissdorn bearbeitet: 26.Dec.2007 - 19:16 |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#43
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Die Differenzen und Spaltungen sind zwar "in" den Frauen im CO, aber sie sind doch eher das Produkt mit der Auseinandersetzung mit der Außenwelt. Aber lassen wir meine Haarspalterei ... Und doch, ich erlebe mich von ihr getrennt, um in Deinen Worten zu bleiben. 1. aufgrund der Distanz und 2. aufgrund der Möglichkeit, mich nicht in ein Gegenüberverhältnis zum Mann stellen zu müssen. |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#44
|
|||
Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 312 Userin seit: 25.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.674 ![]() |
Punkt 2. kann ich nachvollziehen und verstehen. Ich sehe sie mal schmerzhaft, mal beruhigend als Puffer zwischen mir und dem Mann und gelegentlich als Mittlerin. |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#45
|
|||||
Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Selbst wenn dem so ist, sind wir damit keinen Schritt weiter. Es findet sich keinen Satz, kein Gedanke, keine Gestalt, die keine Differenz erzeugt. Unser Denken und Fühlen ist nicht "equal", es baut auf Kontrasten. Sprachliche Vertuschung mag einfach sein, aber sie ändert nichts an unserem Blick AUF "Andersfähige". Julia Kristeva erklärt es so: Der Fremde entsteht, wenn in mir das Bewusstsein meiner Differenz auftaucht, und er hört auf zu bestehen, wenn wir uns alle als Fremde erkennen. Robin signiert ihre Beiträge seit Langem mit Vilém Flusser: Wir Migranten sind die Fenster, durch die die Einheimischen die Welt sehen können. Ihnen gemein ist die Erkenntnis, dass der Splitter im Auge des Anderen uns helfen kann, den Balken im eigenen zu erkennen. So ganz nebenbei schreibst Du:
Hallo? Es lohnt sich nicht? Weil sie in der Minderheit sind? Weil die Ausnahme nivelliert werden darf, wenn die These eine gute ist? Nebenbei tappe ich in dieselbe Definitionsfalle, wenn ich mich zum Spiegel Lady Godivas Feminismusdefinition stilisiere. Es ist mein Problem, nicht ihres. Auch wenn mir das bewusst ist, bleibt ein unterschwelliger Vorwurf der Intoleranz, der meinen eigenen Balken meint und sich dennoch an jedem Splitter gleichen Holzes stört. 2007 war wohl das Jahr an dem ich aufgehört habe daran zu glauben, dass Solidarität eine Tugend ist. Mit den Gewerkschaften hat es begonnen und scheint mit dem Feminismus zu enden. Auch Abschied ist nicht immer einfach. Und jetzt tut mir leid, die Eingangsfrage von Teetrinkerin über eigenen Interessen beinahe vergessen zu haben. Auch wenn's jetzt nicht mehr passt: @Teetrinkerin: Vielleicht ist Deine Freundin ja deshalb so interessiert an Deiner Definition, weil das Thema sie selbst beschäftigt? |
||||
|
|||||
![]()
Beitrag
#46
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Eben! Wir bauen nicht nur auf Kontrasten, wir leben schlechthin vom Dualismus. Gut-Böse, Schwarz-weiß, Himmel-Hölle, Frau-Mann, Gefühl-Verstand ... Du sagst, es gibt nichts dessen außerhalb. Aber warum ist das so? Und auch die Frage, ist das nicht die Grundlage, Legitimationsgrundlage aller Herrschaftsverhältnisse? Apropos Sprache, sie vertuscht nichts, ganz im Gegenteil!! Sie ist das das konstruierende Element überhaupt. Oder habe ich Dich da falsch verstanden? |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#47
|
|||||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Ich wollte das Herrschaftsmodell verdeutlichen. Und fand es dabei erwähnenswert, dass Geschlechterbilder in Praktiken (dazu zählt auch unsere) zunehmend verschwimmen. Ohne Zweifel haben queere (auch heteros.) Praktiken einen Einfluss auf das herrschende Modell, doch das war nicht mein Thema ... |
||||
|
|||||
![]()
Beitrag
#48
|
|||
Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Ich habe keine Antwort auf das Warum. Vielleicht beißt sich hier die abendländische Katze in ihren sprichwörtlichen Schwanz. Im Zen-Buddhismus birgt die Einheit des Paradoxen Erleuchtung. "Sich finden heißt sich verlieren" - Eine andere Art, mit Differenzen umzugehen, als wir es gewohnt sind, oder? Vielleicht wäre es manchmal weise über unser Verhältnis zu unseren Gegenspielern in dieser Weise zu meditieren, anstatt unsere Gedanken dem Wettkampf zu opfern. Aber auch auf unsere Kultur begrenzt glaube ich nicht, dass eine jede Differenzierung mit einem Werturteil verknüpft sein muss. Die Differenz der physikalisch messbaren Wellenlänge markiert beispielsweise einen Unterschied zwischen rotem und blauem Licht - es mag persönliche Vorlieben, assoziierte positive oder negative Stimmungen geben - ein universelles Werturteil ist mit dieser Differenz aber nicht verbunden: die Stimmen zum Thema Farbe sind polyphon genug um sich gegenseitig zu neutralisieren. Anders wäre es, wenn Herrschaftsverhältnisse den Diskurs kontrollieren würden, wenn sich Liebhaber der blauen Stunde nicht mehr äußern dürften, das Radio nur noch Lieder über die Abendsonne spielte, das Phänomen der "Frühaufsteherin" als Krankheitsbild verhandelt würde, blaue Flecken als "schlechtes Omen" und Blutschwämmchen als Glücksbringer gölten* ... Klar ist diese Entwicklung möglich - aber sie ist nicht zwingend. Ein dritter (unabhängiger) Schritt wäre dann die Legitimation von Herrschaft. Der geht sich allerdings sehr bequem, solange Herrschaft durch sich selbst legitimiert werden kann. Warum herrschten die Römer über die Provinzen? Na, weil die Römer über die Provinzen herrschten - wären sie nicht überlegen, würden sie wohl kaum herrschen, oder? Hier ging es aber (glücklicherweise) nicht um Herrschaft - sondern lediglich um eine (durchaus wertende) Gegenüberstellung von lesbischen und "anderen" Beziehungskisten hinsichtlich ihrer Reflexions- und Emanzipationsmöglichkeit. Leider finden diese Spekulationen in einem Forum statt, in dem es prinzipiell unerwünscht ist, Erfahrungen jenseits lesbischen L(i)ebens einzubringen. Bitte nicht falsch verstehen - ich habe keinerlei Interesse Euch mit Hetera-, Bi- und Trans-Themen zu verärgern. Mir geht es lediglich darum, dass dieses "Tabu" auch umgekehrt gilt: Was hier nicht zum Thema gemacht werden soll, möge bitte auch nicht als Negativfolie für orthodox-lesbisches Selbstverständnis genutzt werden. Das wäre jedenfalls konsequent und ausgesprochen kreislaufschonend für die diesbezüglich stumme Randbevölkerung "auf den Schwellen" der Lesbenforen. * gälten? oder doch gölten? Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 28.Dec.2007 - 20:04 |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#49
|
|||
mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.517 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Ich versuch mich mal: Hetero - bi - homo. Mist, das ist schon nicht mehr dual. Schwäbisch - sächsisch - hanseatisch (usw.) ist poly-dingens. Mann - Frau - zweigeschlechtlich ist nicht mal biologisch dual, soziologisch ist das Geschlecht allemal poly-naduweißtschon. Himmel - Hölle - Erde! Hell - dunkel - dämmrig. Schwarz - weiß - rot - grün - lila... Selbst ja - nein - vielleicht ist nicht dual. Erlaubt - verboten - geduldet. Ich schreib das nur, weil ich die Leier von der Dualität nicht mehr hören / lesen kann. Ich stimme zu, dass es Kontraste sind, die wir am besten sehen und spüren. Doch Kontraste entstehen hauptsächlich nicht durch Dualität, das ist ein Mißverständnis (behaupte ich ganz frech), sondern durch die Auswahl von zweien aus mehreren/vielen, die dann zueinander in ein Verhältnis gebracht werden. Der Kontrast entsteht durch die scharfe Abgrenzung, nicht durch die scheinbare Dualität der beiden Elemente. Insofern, um einen Schwenk zur Urfrage zu versuchen, ist eine Frage nach der Selbstdefinition oft genug eine Frage nach den Gemeinsamkeiten oder (neuen) Grenzen. Das Wissen darum soll Sicherheit geben. Beiden Seiten, bestenfalls. Also: Mut zum Standpunkt. Es kann auch der Standpunkt "derzeit noch unklar" sein. ;) McLeod Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 28.Dec.2007 - 20:57 |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#50
|
|||||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Du nennst die Zwischentöne von weiß und schwarz, oder Mann und Frau. Und offenbarst dich damit als Kind des 20/21. Jahrhundert, indem Du diesen schon immer Dagewesenen eine Bedeutung zugestehst. Es gab schon immer Lesben und Schwule - nur, hatten sie auch die Macht, die sie heute haben? Zwischentöne gab es immer - aber ist es nicht vielmehr eine Folge der Demokratisierung? Dennoch bleibt das Dualismusdenken hegemonial. Meine stützende These ist, dass sich (jegliche) Herrschaft im Zuge der Demokratisierung weniger absolut begreifen musste, sozusagen etwas "vom Kuchen" abgeben musste, um nicht ihre Vorherrschaft zu verlieren. (Das kann man auch Befriedung nennen, es gibt unendliche Vorgänge in der Geschichte, die so gedeutet werden können.) Das bedeutete letztendlich auch eine Öffnung, für Widersprüchlichkeiten und Ambivalenzen. Unter anderem eben auch die Ambivalenz der verschiedenen Sexualitäten. Die von Dir angesprochene "Enstehung von Kontrasten durch Auswahl von zweien aus meheren/vielen" ist daher zwar heute obligatorisch, aber eben eine "Neuerscheinung" ohne momentan garvierende systemverändernde Kraft - dafür sollte sie über weitere Grenzen gehen, um Kraft zu entfalten. Nenn mich Kulturpessimistin ... Du siehst, ich sehe es vielmehr von dem Standpunkt der Hegemonie aus. Die Vorherrschaft besitzt immer noch das Modell der Heterosexualität, nicht umsonst. Daher kann ich Deinem Einwand zwar Folge leisten (auch ich bin ein Kind meiner Zeit), aber nicht vor meinem argumentativen Hintergrund. |
||||
|
|||||
![]()
Beitrag
#51
|
|||||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Ja, ein Blick über den eigenen Kulturkreis eröffnet ganz sicher den Horizont. Bei Deinem Beispiel über den Umgang mit Differenzen dachte ich daran, dass dahinter sogar ein völlig anderes Identitätskonzept steht. Sich zu verlieren ist mit unserem psychologischen Konzept kaum zu vereinbaren, dass vorsieht, ganz bei sich zu sein, um ganz sich selbst zu sein. Wer sich ihrer/seiner sicher ist, kann über Grenzen gehen, andernsfalls gerät man durcheinander. Ich fühlte mich durch einen älteren Beitrag zum Thema Intersexualität daran erinnert, bei dem interessanterweise deutlich wurde, wie sehr sich Intersexen etwas "festes" wünschten. Das wäre sozusagen dann das Sicherheitselement für alle Interaktionen. Ich finde im übrigen, immer, wenn es um etwas "wertendes" geht, geht es auch um Herrschaft ... manchmal subversiv, manchmal augenscheinlich. Wohl richtig - hier http://de.wiktionary.org/wiki/gelten |
||||
|
|||||
![]()
Beitrag
#52
|
|||
mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.517 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Hallo nico, was hat die Hegemonie (Vorherrschaft und Macht eines Elements über andere) mit der "Predigt von Dualismus" zu tun? Ich widerspreche Dir ja gar nicht, dass die Heterosexualität als Lebensentwurf immer noch viel zu viel Macht besitzt, denn wenn ich mir die anschaue, die jetzt in ihrer Pubertät und Coming-out-Hochzeit stecken, gibt es immer noch viel zu viel Angst, viel zu viel Scheu, viel zu viel Verdrängung ab jenem Moment, indem der Gedanke aufblitzt "hey... könnte es sein, dass ich mich verliebt habe und es ist auch ein Mädchen?". Hegemonie hat mit Dualismus nichts zu tun. Es sei denn, die Herrschenden nutzen sie. "Es gibt uns und es gibt die Anderen. Inländer - Ausländer. Heteros - Homos. Gut - Böse." Das macht das "regieren" in der Tat einfacher. Und zeigt auch, warum es manche Gruppen des Ganzen noch schwerer haben, als die duale Minderheit. Ihre schlichte Inexstenz in der Argumentation (oder das Abtun als "Zwischenton") entmachtet sie vollends. Sie können nicht einmal David sein, sie können sich nicht neu- oder umdefinieren. Inländer/innen mit Migrationshintergrund (wie es so schön heißt heutzutage), Bisexuelle, Transidente... Frag die mal... ;) Wenn es eine aktuelle Strömung gibt, dann die, dass diese Mitmenschen zum Teil derzeit mehr PR machen oder bekommen, im 21. Jahrhundert. Ob es gravierend und systemverändernd wirkt, wage ich nicht mit absoluter Sicherheit zu behaupten. Es kommt mir so vor. Aber ich bin ja auch nicht im hegemonialen Teil der Gesellschaft, in so vielen Dingen nicht, deswegen kann es sein, dass sich die Auswirkung auch (erstmal?) nur im unterlegenen Teil der von den Hegemon/inn/en propagierten Dualität fühlen lassen. Wie gesagt: mir fehlt so ein bißchen das Messinstrument. Darf ich mich auch noch kurz zur Buddhismus-Sichtweise einmischen? :blumen2: Ich glaube nicht, dass es dabei um ein der psychologischen Sicherheits-Denke widersprechendes Modell geht. Buddhistische Sichtweisen *sind* eigentlich ziemlich genau beobachtete Psychologie-Tipps, eingedampft um die (hierzulande hegemonielle ;o) ) wissenschaftliche Erläuterung / Rechtfertigung. Ja, alle streben nach Sicherheit, nach etwas Festem, Klaren - wie die Freundin von Teetrinkerin mit ihrer Frage, wie viele in bestimmten Phasen des (inneren) Coming-outs, wie Menschen bei der Frage "wer bin ich". Sich ihrer/seiner selbst wirklich sicher zu fühlen heißt dann wieder für viele: die Antwort ist gar nicht mehr so wichtig. Sie ist nicht das sicherheitgebende. Sich finden heißt also (oder könnte heißen), frei zu sein von allen Definitionszwängen. Was wiederum hieße, sich insofern verloren zu haben, als dass ohne Definition auch nichts mehr greifbar erscheint. Es hat nichts zu tun mit dem "sich verlieren" im psychologischen Sinne, das wäre ein Mißverständnis. Wie immer ist die Krux bei buddhistischen Weisheiten, dass sie in Worte zu fassen versuchen, was (eben weil gefunden) eigentlich keine Worte hat. Die Sätze und Handlungsanweisungen (Lotussitz, stundenlang auf einen Punkt im ca. 40-Grad-Winkel schauen und dabei bitte nichts denken) sind ja nur Hinweise auf den Weg, den letztlich jede/r für sich finden muss. Für mich zum Beispiel ist bislang in meinem Leben meditieren so gar nichts gewesen. *smirk* In diesem Sinne: guten Morgen! McLeod |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#53
|
|||
Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 312 Userin seit: 25.10.2006 Userinnen-Nr.: 3.674 ![]() |
:zustimm: ich bewundere gerade Deine klare und gut beschreibende Ausdrucksweise dessen, was mich in dieser Diskussion unangenehm berührte, DerTagAmMeer, danke Dir dafür. weissdorn |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#54
|
|||
Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Mahlzeit! :) Danke Euch dreien fürs Mit- und Weiterdenken! An zwei Stellen habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Zum einen der Begriff der Differenz. Ich meinte damit eine zunächst willkürliche Unterscheidung innerhalb der Kommunikation. Unter Dualismus versteht man (gemeinhin) eine "naturgegebene" Paarigkeit.
Genau. Es ging mir also nicht um das Wesen der Elemente, sondern um diese Praxis der scharfen Angrenzung. Als Beispiel war wohl auch der Koan etwas unglücklich gewählt. Vielleicht hätte ich zu "Der Berg ist nicht schwer, der Himmel nicht oben, der Vogel in Ruhe." o. Ä. greifen sollen. Wichtig war mir, dass er sich nicht wie ein Rätsel analytisch "knacken" lässt, sondern für einen anderen Umgang gedacht ist und in einer anderen "Kommunikationssituation" stattfindet. Ich bin keine Zen-Schülerin. Ich habe lediglich die Erfahrung gemacht, dass man Fremde besser kennt lernt, wenn man gemeinsam mit ihnen kocht und zu Abend isst als wenn man Bücher über sie liest oder gar schreibt. In jedem Universum gibt es "kalte Sterne". In meinem bestand die Verbindung zu verschleierten Muslima bis vor Kurzem ausschließlich aus "Sekundärquellen": ein wenig Emma-Rezeption, Kommentare der taz-Redakteur(inn)e(n), befreundete Lehramtlerinnen, ein paar Vorlesungen an der Uni und meine ganz persönlichen Vorurteile, genährt an den Kopftüchern russlanddeutscher Baptistinnen. Vor ein paar Wochen, saß ich dann im Bus zwischen 4 Mädchen so um die 16/17 Jahre. Alle aus demselben Stadtteil aber äußerlich völlig verschieden. Eine trug Kopftuch und war ungeschminkt, zwei jugendlich overstyled im sexy Girlie-Look, bei der vierten meldete mein Gaydar "Babybutch"! 6 Haltestellen Smalltalk der Vier haben dann alles über den Haufen geschmissen, was ich mir über das Selbstbewusstsein junger Frauen "mit muslimischem Migrationshintergrund" zusammengereimt hatte. Es war ein wenig wie Persepolis - und müsste hier wohl bis zur Unlesbarkeit zerspoilert werden. Also: Spätestens wenn mir kalte Sterne dazu dienen, mich selbst zu positionieren, halte ich es für gewinnbringend, mich mit ihnen an einen gut gedeckten Tisch zu setzen und sie zu Wort kommen zu lassen - wahrscheinlich lerne ich dabei nämlich auch etwas über mich selbst. edit: aus zwei mach drei, das kommt davon, wenn frau fast zwei Stunden für einen Beitrag braucht ... Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 29.Dec.2007 - 14:00 |
||
|
|||
![]()
Beitrag
#55
|
|||
Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.063 Userin seit: 15.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.732 ![]() |
Es macht das regieren nicht nur einfacher, es ist Legitimationsgrundlage. Ich behaupte, und da wären wir alle im Konsens, dass sich Dualismus als eine historische und kulturelle Konstante zeigt, aber keine naturgegebene Tatsache ist. Vielmehr wurden/werden "Zwischentöne" übertönt, was so alles Dazwischen als unnatürlich, nicht existenzwürdig, erscheinen lässt. Das nennt man Herrschaftssicherung. |
||
|
|||
![]() ![]() |
Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 14.07.2025 - 08:32 |