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> Radikal anders, das Leben "danach"
shark
Beitrag 06.Feb.2009 - 15:24
Beitrag #1


Strösenschusselhai
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Liebe Forenfrauen.

Früher habe ich mich immer gewundert, wenn ich Menschen sagen hörte, dass sich nach einem bestimmten Ereignis ihr Leben "plötzlich" radikal verändert habe.
Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie so etwas zustande kommen sollte.
Da erlebt jemand einen Unfall oder eine wichtige Person stirbt - und auf einmal ist nichts mehr wie es vorher war. Für mich unvorstellbar. Bedeutete das denn nicht, dass das, was "vorher" war, "falsch" gewesen war, an dem vorbei, was gut für den oder die BetroffeneN war - egal, wie richtig es sich "vorher" angefühlt hatte?

Nun bin ich selbst an diesem Punkt.
Durch den Tod meiner Mutter ist etwas in mir passiert. Ich weiss eigentlich selbst noch nicht genau, was das ist, aber die Dinge fühlen sich anders an.
Und ich fühle mich nicht mehr "heimisch" in meinem Leben.
Klar - es war ein Schock, meine Mutter so plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, zu verlieren. Da kann man schon verwirrt sein...
Aber da ist auch noch etwas Anderes. Etwas ganz Existentielles, das mit "Schock" und Trauer nicht zu erklären ist.
Ich fühle mich an einem Scheidepunkt angekommen, an einem Punkt, an dem ich mich entscheiden muss, wie es weitergehen sol.
Und diese Entscheidung hängt nur davon ab, ob ich genug Mut habe, sie zu treffen - dass sie "richtig" wäre, weiss ich irgendwie schon.
Aber wenn ich mich so entschiede, dann wäre das Ergebnis und der Weg von da an so neu, dass es mir Angst macht.

Ich mag Euch fragen, ob Ihr auch einmal im Leben an einem Punkt wart, an dem es ganz existentiell ums "Eingemachte" ging, ob Ihr Euch getraut habt, wie es sich danach angefühlt hat - und wie sich heute das "Vorher" in der Rückschau darstellt.

Bitte, lasst mich teilhaben an Euren Erfahrungen.

Liebe Grüsse


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 06.Feb.2009 - 15:30
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Antworten (1 - 66)
rubia
Beitrag 06.Feb.2009 - 17:16
Beitrag #2


Satansbraten
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Liebe shark...

ja den *point of no return* musste ich mehrmals in meinem Leben überwinden, ich hatte nie Zeit und Gelegenheit darüber nachzudenken ob der Weg den ich nun alleine gehe, ohne Mutter und Mann, der Richtige ist.

Innerhalb eines Jahres starb mein Mann in Minuten an Herzinfarkt 38 Jahre alt, einige Monate später meine Mutter mit 67 an Brustkrebs.
Dazu gleich eine Bemerkung: ich wusste seit zwei Jahren, dass sie an Brustkrebs erkrankt war, trotzdem war es ein Schock als ich angerufen wurde sie wäre gestorben.

Deiner Mutter wurde Siechtum und Leiden erspart, dafür solltest Du für sie froh sein.
Ich musste vor gut 30 Jahren miterleben, wie aus einer fröhlichen, taffen Frau ein bis zur Unendlichkeit entstelltes wimmerndes Wesen wurde. Wohlgemerkt in einer Klinik welche auf Krebskrankheiten spezialisiert war.

Und nun hat es mich selbst erwischt, voriges Jahr im Juni, Lungekollaps, ich habe noch 37% Lungenvolumen.
(Schönen Dank an die Zigarettenindustrie und an meine Dummheit nicht früher damit aufgehört zu haben)!
Welchen Weg sollte ich nun neuerlich gehen? Es bleibt jeweils nur der *radikal andere Lebensweg* damit man überhaupt weitergehen kann.

Im Unglück braucht der Mensch Kontinuität, um sich irgendwo festzuhalten und sei es nur morgens die gleiche Kaffeemarke.
Solange die Mutter lebte war sie für ihr Kind ein Rettungsseil in jeder Lebenslage. Dieses starke Seil ist plötzlich abgeschnitten mit ihrem Tod.
Mit dem Verlust der Mutter verliert ein Kind DIE Kontinuität und das ganze Leben fühlt sich *falsch* an wie Du schriebst.

Dein Kummer ist im Augenblick noch viel zu groß und viel zu frisch, als dass Du über irgenwelche Richtungsänderungen in Deinem Leben nachdenken könntest.
Gib Dich der Trauer über den Verlust Deiner Mutter hin und... danke, (wem auch immer) dass ihr Schmerzen und Siechtum erspart blieben.
Leben und Tod gehören zusammen... ich glaube wenn die Mutter stirbt, muss man endgültig erwachsen werden.

Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wirst Du entscheiden wie es weitergehen soll.
Und Deine Entscheidung wird richtig sein. Es wird lange dauern, doch irgendwann wird sich auch Dein Leben wieder *richtig* anfühlen.

lg rubia

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shark
Beitrag 06.Feb.2009 - 18:19
Beitrag #3


Strösenschusselhai
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Danke, rubia.

Alles hört sich auch für mich richtig an, was Du schreibst... und dennoch ist da noch was Anderes.

Ich versuche, es mal zu erklären...
Bis vor wenigen Wochen habe ich einfach "gemacht" - alles, was zu tun war, habe ich getan. Ich habe mich kaum je gefragt, ob es sinnvoll ist, ob es mir passt, ob es mir gut tut.
Ich habe gearbeitet bis zum Umfallen, mich noch mal beruflich zu qualifizieren begonnen, meinen Haushalt so perfekt geführt, wie ich nur konnte, war da für alle, die mich beanspruchten. Und kaum mal eine Minute für mich, zum Sammeln, zum Denken und zum Nachspüren gehabt.

Kein einziges Mal im Leben habe ich zum Beispiel einen Job gekündigt. Nicht, dass ich alles, was ich je gemacht habe, gern getan hätte; beileibe nicht, sondern eher im Gegenteil. Aber mein Prinzip war: wenn Du was anfängst, dann machste es auch fertig. Ich hatte nie das Gefühl, eine Wahl zu haben...
Und das auch in anderen Lebensbereichen.

Und jetzt, nach dem Tod meiner Mutter, empfinde ich das zum ersten Mal: das Gefühl, dass es wichtig ist, einmal im Leben zu machen, was ICH gerne täte - endlich meine Bücher fertig schreiben zum Beispiel, NICHT ackern bis zum Schlafengehen an jedem Tag, einfach mal bei MIR sein. Nicht immer nur auf das zu reagieren, was mir begegnet, sondern selbst etwas zu bestimmen.

Schwierig dabei ist natürlich, dass ich in der Tat sehr angeschlagen bin im Moment, dass ich krank bin, Depressionen und Panikattacken habe. Und dass das eine schlechte Zeit ist, um Entscheidungen zu treffen, ist mir auch klar.

Aber - und das ist das zweite grosse Problem (und Ursache der Angststörung) - ich habe das Gefühl, dass mir die Zeit davonläuft. Und zwar aus folgendem (vielleicht nicht für alle verständlichen) Grund:

In meiner Familie sterben die Menschen früh und wie die Fliegen an Herzinfarkten. Die meisten sind bisher allenfalls knapp über 40 geworden. Selbst mein jüngster Cousin hatte schon zwei Herzinfarkte - den ersten mit 24, den zweiten mit 27 Jahren.
Raucher und Nichtraucherinnen sind darunter, schwere und leichte Menschen, SportlerInnen und Couchpotatoes - keiner hat/te einen hohen Blutdruck und alle haben wir Cholesterinwerte wie Babies.
Meine Mutter ist mit 59 Jahren an ihrem 4. Infarkt gestorben und damit die Aelteste bisher geworden.
Den ersten Herzinfarkt hatte sie mit 40. Und ihn, den schwersten Infarkt von allen, nur überlebt, weil sie grade beim Arzt war.

Ich werde in ein paar Wochen 40...... Und so lächerlich es nun einigen scheinen mag: ich habe Angst, dass auch mich dieses "Familienschicksal" ereilt. Und zwar bald. Manchmal danke ich nur "Hoffentlich erst in zwei Jahren, da ist dann meine Kleine wenigstens volljährig und kann da wohnen bleiben, wo sie ist."

Ich kann mir vorstellen, dass jetzt viele denken, ich soll mich nicht so anstellen, ich sei ja noch jung und so weiter, aber die Angst ist real und der Grund nicht von der Hand zu weisen.

Auch deshalb denke ich, dass ich JETZT entscheiden muss, wie es weitergeht. Weil ich nicht damit rechne, viel Zeit zu haben im "neuen Leben".

So, jetzt habe ich "die Hosen runtergelassen"...

Versteht Eine, was ich mit alldem meine?


Gruss


shark

edit: Ich weiss, die meisten von Euch kennen mich als besonnenen Menschen, als souverän in vielen Lebenslagen - aber da ist eben auch diese shark, die wie im Strudel festhängt, raus will, muss, aber nicht kann. Ich hoffe, das ist akzeptabel.

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 06.Feb.2009 - 18:23
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Rafaella
Beitrag 06.Feb.2009 - 18:38
Beitrag #4


Freies Vögelchen
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Liebe shark,

ich höre bei dir eigentlich 2 oder 3 Themen raus,die ich versuche, mal aufzudröseln.
Das eine ist das Thema, das mir auch sehr gut bekannt ist:
Der Tod der Mutter, der für viele Frauen, so auch für mich das einschneidenste Erlebnis des bisherigen Lebens war. Eine Userin hier hat es "worst case"genannt. Dem kann ich nur zustimmen. Die Mutter ist "die, aus der du kamst" wie meine Therapeutin es genannt hat, und, so wie sie dich einst mit dem Leben verband, deine Seele ins Hier brachte,so ist mit dem Tod der Mutter nun ein Faden ins "Jenseits" geknüpft, der eigene Tod scheint realer und vorstellbarer.

Damit hängt das "Thema 2" zusammen, das Thema der verstreichenden Zeit, das dich mahnt, dein Leben zu nutzen, die zu werden , die du bist, dir treu zu sein, dein Leben zu Leben, so lange du auf dieser Erde wandelst. Für mich ist der Tod meiner Mutter, ist auch ihr Leben, das sie als leider zuletzt "verpasst" benannte, eine stetige Mahnung ,den Tag zu nutzen...(dies gelingt nicht immer, ist aber ,eine allgegenwärtige "Matrix").

Dann "Thema 3", das ist, glaube ich eine Akzentuierung von Thema 2: das Gefühl, ganz real, ganz bald nicht mehr leben zu können, eben weil du diese wieklich heftige familiäre Anamnese hast. Dazu kann ich dir ganz wenig sagen. Nur, dass die Panik nachvollziehbar ist. Ich will dir auch keine Rat-Schläge geben, denn ich denke, dass du selber dich sehr gut mit möglicher medizinischer und andere Hilfe auskennst.

Ich wünsche dir alles alles Gute für deine inneren und äußeren Prozesse

liebe Grüße
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Oldie
Beitrag 06.Feb.2009 - 18:47
Beitrag #5


multifunktionales Blond(s)chen
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Liebe shark,

ich glaube, ich habe begriffen, was Du meinst.

Dennoch habe ich das Gefühl, es laufen gerade mehrere Prozesse in Dir ab.

Tod im näheren Umfeld regt wohl immer zum Denken an und ruft zu den guten Vorsätzen auf: Ab jetzt mache ich es besser. So schnell kann es gehen. Ich höre auf zu rauchen, ich muss dieses und jenes ändern . .. usw.

Das hält auch manchmal an, aber so, wie die lähmende und drückende Trauer ver-geht, so schwinden auch diese Vorsätze wieder. Und das Leben geht weiter - im alten Trott.

Bei Dir ist nun die Mutter gestorben. Du musst Dich von einem Stück Deiner Kindheit trennen. Da sind, vermute ich (ich habe meine Mutter noch) noch viel größere Gefühlsschwankungen drin. Da bleibt es nicht nur bei den Vorsätzen. Da geht es richtig ans Eingemachte. Denn nun musst Du "erwachsen" werden.

Dann ist eben noch die Besonderheit in Deiner Familie, dass so viele so früh gehen müssen. Ja klar, mir würde das auch Angst machen.
Aber nützt das irgendjemand?

Meinst Du, Deine Mutter hätte nicht in dieser Angst gelebt. Sie war aber doch immer optimistisch. Hat immer angepackt. Auch das Leben. Sie hatte doch im Leben auch ganz schlimme Durststrecken zu bewältigen. Was sie aber immer war - Deine Mutter, auf die Du Dich verlassen konntest.

Wenn ihr Tod einen Sinn hatte, dann evt. den, dass Du an Deinen Kindern ebenso Mutter bist. Wie sie es Dir vorgelebt hat. Optimistisch, trotz dieser Bedrohung.

Alles andere, was Deinen Beruf und Deine Aufbruchstimmung angeht: Lass es reifen. Aber vergib die Chancen nicht, weil Du Angst vor einem Herzinfarkt hast.
Das hat Dir Deine Mutter nicht vorge-lebt!

So, "geh' her, setz' Di hi ......" und nimm diese positive Stimmung mit ins Leben, das Du hast.

Der Beitrag wurde von Oldie bearbeitet: 06.Feb.2009 - 18:48
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dandelion
Beitrag 06.Feb.2009 - 18:57
Beitrag #6


don't care
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edit: (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif) @Oldie!! (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)

ZITAT(shark @ 06.Feb.2009 - 18:19) *
Ich werde in ein paar Wochen 40...... Und so lächerlich es nun einigen scheinen mag: ich habe Angst, dass auch mich dieses "Familienschicksal" ereilt. Und zwar bald. Manchmal danke ich nur "Hoffentlich erst in zwei Jahren, da ist dann meine Kleine wenigstens volljährig und kann da wohnen bleiben, wo sie ist."

Ich kann mir vorstellen, dass jetzt viele denken, ich soll mich nicht so anstellen, ich sei ja noch jung und so weiter, aber die Angst ist real und der Grund nicht von der Hand zu weisen.

Wenn ich das lese, denke ich: mach langsam, sonst züchtest du eine selbsterfüllende Prophezeihung (IMG:style_emoticons/default/troest.gif)

Ich bin gerade 26 geworden und habe das Gefühl, gerade erst anzufangen. In den letzten Jahren habe ich zweimal ein Leben aus dem Boden gestampft, weil ich wegen des Jobs das Bundesland gewechselt habe. Beide Male ganz allein; ich wurde zwar begleitet, aber diejenigen, die das taten, waren meist weder am Start- noch am Zielort. Nun stehe ich erstmals vor einer Situation, in der mir keine Hochschulordnung der Welt vorschreibt, wo ich zu leben habe. Wenn ich mir so meine kleine Welt anschaue, würden die meisten, die mich damals kannten, das wohl eher nicht erwarten.
Derzeit fliegt mir einiges dieser kleinen Welt um die Ohren. Ich fühle mich absolut hilflos auf halb acht baumelnd und bin Meilen vom funktionieren entfernt. Ich habe Angst davor, was von alledem wohl kaputt gehen wird. Angst, daß mich nichts effektiv halten kann, wenn der Boden endgültig wegklappt. Gute Absichten reichen manchmal einfach nicht. Sie rühren, und der Unterschied ist nur ein Diphtong, aber sie reichen trotzdem nicht.
Ich spüre die Veränderungen. Gestern habe ich in den Spiegel gesehen und fand zum ersten Mal, ich sehe wirklich alt aus. Nicht lange, aber immerhin.
Vieles ist schon anders, vieles wird sich ändern, manches bleiben. Getrieben von der Erkenntnis, daß ich einfach nicht genug Kraft habe, mir irgendeinen Schwachsinn anzutun, der nicht mal einen Zweck hat.
Was du erzählst, shark, klingt dem sehr ähnlich. (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif) Mit einem Unterschied: Es gibt ganz viele Menschen in deiner unmittelbaren Nähe. Du verläßt dich, scheint mir, sehr viel weniger auf sie als umgekehrt. Warum?
In meiner unmittelbaren Nähe finde ich so eine Anlaufstelle nur bedingt. Ein junger Baum trägt eben noch keine schweren Kinder. Trotzdem wird es irgendwie gut gehen. Ich weiß weder wie, noch wohin. Aber das wußten meine beiden Omas auch nicht - und sie haben es trotzdem hingekriegt. Wofür hab ich so ein Familienerbe, frag ich mich, wenn ich nichts draus mache? Es wird wieder aufwärts gehen, und dann geht's rund. So.

Vor diesem Hintergrund kann ich dir nur sagen, mach den Umschwung. Ihr seid doch eine Familie, nicht nur du. Du hast Freunde, die dir mit Sicherheit den Rücken frei halten werden. Aus jeder Pore deiner Erzählungen schießt nur so die Kameradschaft. Gib doch deinen Mitmenschen die Chance, die Kameradenrolle zu übernehmen, die du sonst immer hast. (IMG:style_emoticons/default/knuddel.gif)
Wenn du wieder Luft kriegst, wirst du viel besser überschauen können, wo du dich freischwimmen kannst. Klingt nach einem Glückskeks, aber es ist einfach so, lernt jeder Rettungsschwimmer.

Viel Erfolg auf dem neuen Weg! (IMG:style_emoticons/default/bluemele.gif)

Der Beitrag wurde von dandelion bearbeitet: 06.Feb.2009 - 18:58
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shark
Beitrag 06.Feb.2009 - 19:13
Beitrag #7


Strösenschusselhai
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ZITAT(Oldie @ 06.Feb.2009 - 18:47) *
Dann ist eben noch die Besonderheit in Deiner Familie, dass so viele so früh gehen müssen. Ja klar, mir würde das auch Angst machen.
Aber nützt das irgendjemand?

Meinst Du, Deine Mutter hätte nicht in dieser Angst gelebt. Sie war aber doch immer optimistisch. Hat immer angepackt. Auch das Leben. Sie hatte doch im Leben auch ganz schlimme Durststrecken zu bewältigen. Was sie aber immer war - Deine Mutter, auf die Du Dich verlassen konntest.

Wenn ihr Tod einen Sinn hatte, dann evt. den, dass Du an Deinen Kindern ebenso Mutter bist. Wie sie es Dir vorgelebt hat. Optimistisch, trotz dieser Bedrohung.

Alles andere, was Deinen Beruf und Deine Aufbruchstimmung angeht: Lass es reifen. Aber vergib die Chancen nicht, weil Du Angst vor einem Herzinfarkt hast.
Das hat Dir Deine Mutter nicht vorge-lebt!


Danke, Oldie, für deine Ausführungen.
Ich weiss, dass es nix "nützt", wenn ich Angst habe. Aber ich hab mir die ja auch nicht ausgesucht. Ich krieg sie einfach nicht weg, so sehr ich das versuche...
Weisst Du, mehrmals täglich Panikattacken zu haben, während der man denkt - und sich sicher ist, so dumm das auch scheinen mag - dass JETZT das letzte Sekündlein geschlagen hat, macht es nicht leichter, KEINE Angst zu haben...
Ich will alles gerne "reifen" lassen, aber die Umstände sind so schwierig - und Entscheidungen stehen auch aus anderen Gründen dringender an als mir lieb ist.

Ich wäre so gerne die Optimistin, die meine Mutter war, so gerne... aber ich weiss nicht WIE! Wie wird man optimistisch? Diese Frage meine ich ernst.


ZITAT(Oldie @ 06.Feb.2009 - 18:47) *
So, "geh' her, setz' Di hi ......" und nimm diese positive Stimmung mit ins Leben, das Du hast.


Wenn ich das nur könnte...


ZITAT(dandelion @ 06.Feb.2009 - 18:57) *
edit: (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif) @Oldie!! (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)

ZITAT(shark @ 06.Feb.2009 - 18:19) *
Ich werde in ein paar Wochen 40...... Und so lächerlich es nun einigen scheinen mag: ich habe Angst, dass auch mich dieses "Familienschicksal" ereilt. Und zwar bald. Manchmal danke ich nur "Hoffentlich erst in zwei Jahren, da ist dann meine Kleine wenigstens volljährig und kann da wohnen bleiben, wo sie ist."

Ich kann mir vorstellen, dass jetzt viele denken, ich soll mich nicht so anstellen, ich sei ja noch jung und so weiter, aber die Angst ist real und der Grund nicht von der Hand zu weisen.

Wenn ich das lese, denke ich: mach langsam, sonst züchtest du eine selbsterfüllende Prophezeihung (IMG:style_emoticons/default/troest.gif)


Das macht mir zusätzlich Angst. Es ist ein Kreislauf, aus dem ich nicht raus komme...

ZITAT(dandelion @ 06.Feb.2009 - 18:57) *
Was du erzählst, shark, klingt dem sehr ähnlich. (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif) Mit einem Unterschied: Es gibt ganz viele Menschen in deiner unmittelbaren Nähe. Du verläßt dich, scheint mir, sehr viel weniger auf sie als umgekehrt. Warum?


Ich weiss es nicht. Irgendwie fühle ich mich immer noch so viel "zuständiger" für alles als ich es anderen Menschen zumuten mag. Das ist nicht gut.


ZITAT(dandelion @ 06.Feb.2009 - 18:57) *
Vor diesem Hintergrund kann ich dir nur sagen, mach den Umschwung. Ihr seid doch eine Familie, nicht nur du. Du hast Freunde, die dir mit Sicherheit den Rücken frei halten werden. Aus jeder Pore deiner Erzählungen schießt nur so die Kameradschaft. Gib doch deinen Mitmenschen die Chance, die Kameradenrolle zu übernehmen, die du sonst immer hast. (IMG:style_emoticons/default/knuddel.gif)
Wenn du wieder Luft kriegst, wirst du viel besser überschauen können, wo du dich freischwimmen kannst. Klingt nach einem Glückskeks, aber es ist einfach so, lernt jeder Rettungsschwimmer.

Viel Erfolg auf dem neuen Weg! (IMG:style_emoticons/default/bluemele.gif)


Du hast recht. Ich muss mir das hinter die Ohren schreiben.

Vielen Dank für Deinen persönlichen Bericht, dandelion.

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 06.Feb.2009 - 19:16
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Oldie
Beitrag 06.Feb.2009 - 19:26
Beitrag #8


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Ob Optimismus gelernt werden kann, weiß ich nicht.

Ich ziehe ganz viel Kraft und Stärke aus meiner Krankengeschichte. Es ging nicht um Leben und Tod, aber zwischen fröhlich rumhüpfen und Rollstuhl war alles drin. Und das mit Anfang 30.

Zuerst war ich gar nicht fähig, die Entscheidung zu treffen, mich überhaupt operieren zu lassen. Da hatte ich viel Hilfe von außen, die mir geholfen haben das Für und Wider abzuwägen (s. Dandelions Beitrag). Und vor allem wurde mir geholfen, meine wirren Gedanken aufzudröseln, die ständig durch Angst überlagert waren.

Dann war klar, dass ich 1-2 Jahre als "Behinderte" unterwegs sein würde.

Während der Behandlung wurde mir klar, dass ich meinen Kinderwunsch begraben muss.

Als alles überstanden und gut ausgegangen war, musste ich wegen der langen Auszeit, meinem Traumberuf Stück für Stück adieu sagen.

In dieser ganzen Zeit gab es immer wieder tolle Erlebnisse, an denen ich mich "hochziehen" konnte. Es gab Menschen, die mich teilweise nur diese 2 Jahre begleiteten, aber für mein Leben immens wichtig sind.

Heute ziehe ich aus dieser Zeit Kraft. Ich habe das überstanden und bin mit einem blauen Auge davon gekommen, was soll mich noch schocken?

Ja, und es gab einen weiteren Schock. Als mein Vater starb. "Eigentlich" musste ich viel zu viel Verantwortung übernehmen.

Und wieder krempelte mich das Leben um. Weg aus meiner Traumwohnung, die ich mir selbst geschaffen hatte. Weg aus der Stadt in der ich mich glücklich und frei fühlte.
Aber auch da wieder: Es gab auch in dieser schweren Zeit, schöne Erlebnisse. Die haben mich vielleicht nur 5 Minuten am Tag aus meiner Tristesse gerissen. Aber ich habe davon gezehrt. Ich zehre immer noch.

Es ist tatsächlich so, dass ich, wenn es mir richtig schlecht geht, wenn ich das Gefühl habe, jetzt geht es mir ans Leder, an diese Dinge zurückdenke und daraus Kraft schöpfe. Manchmal nur Augenblicke. Meistens reicht das aber auch um nicht ganz tief zu fallen.

Der Beitrag wurde von Oldie bearbeitet: 06.Feb.2009 - 19:30
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melody
Beitrag 06.Feb.2009 - 19:28
Beitrag #9


Fürstin Pückler
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@shark
Für mich klingt das, was du beschreibst, nach Prioritäten setzen. Wenn plötzlich nichts mehr stimmt, sich alles irgendwie anders anfühlt, dann ist auch anderes wichtig geworden.

Vor zwei Jahren hatte ich ein Erlebnis, das mein Leben sehr veränderte. Ich war so krank, dass ich wirklich nichts mehr tun konnte. Ich lag flach und der Gedanke "es reicht völlig aus zu sein" war plötzlich da und ich wusste, dass das die Antwort war.

melody
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rubia
Beitrag 06.Feb.2009 - 19:31
Beitrag #10


Satansbraten
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Ja, liebe shark,

ich verstehe Dich voll und ganz.

In meiner Familie wütete und wütet der Krebs alle Frauen wurden maximal 67 Jahre alt...
ich habe also schon ein halbes Jahr *überzogen*!
Schau mal, ich hab nun keinen Krebs, sondern keine Luft mehr zum atmen - was nützen mir
diese 6 Monate die ich älter wurde als die anderen Frauen der Familie? Krank bin ich trotzdem!

Vielleicht bist Du die Erste der Familie die keinem Herzinfarkt erliegt
Du kannst nicht mit Gewalt Dein Leben - aus Angst Dir würde es auch so gehen - ändern.
Lass doch alles auf Dich zu kommen. Negative Gedanken beeinflussen Dich negativ.

Ja und das Rennen und Ackern bis man vor Müdigkeit einfach umkippt, das kenne ich zur Genüge.
Keine Zeit für sich selbst haben. Wenn frau zwei Minuten sitzt kommt das schlechte Gewissen, weil das Bad noch nicht blinkt... und weil, und, und, und...
shark, genau DAS ist kein Leben... ich nenne das *Funktionieren für die Anderen*, denen es zur Selbstverständlichkeit wird, dass Du für Alle und Jeden die Kartoffeln aus dem Feuer holst.

Mit 40 kommt Frau in die Midlife-Krisis, fragt sich *war das nun ALLES in meinem Leben*. Bis dahin lebte frau einfach, ohne groß nachzudenken, frau nahm das Leben wie es kam... es gab ja soviel zu tun!
Doch so um die 40 herum beginnt man zu hinterfragen... denkt zum ersten Mal daran, nimmt bewusst wahr, dass frau nicht *endlich* ist. Der Tod Deiner Mutter der neuerliche Auslöser dieser Gedanken.

Es ist verdammt schwer wenn frau zum Perfektionismus neigt, sich an den PC zu setzen und den Haushalt schleifen zu lassen. Will damit sagen... es klappt nicht, oder nur wenn Du Hilfe für den Haushalt bekommst. Wie diese Hilfe aussehen mag ist individuell.

Nein du musst nicht JETZT entscheiden wie es weitergehen soll... das wäre ganz verkehrt.
Die Zeit läuft Dir seit Deiner Geburt davon, doch erst jetzt hast Du das bemerkt, verstanden; und dieses Verstehen ist ein erschreckender Vorgang.

Gib Dir selbst Zeit... mach nur kleine Schritte der Veränderung in Deine Wunschrichtung > schreiben.
Jeden Tag drei nur Seiten vornehmen und auch mal *NEIN* sagen wenn die Mädels schreien.
Und wenn Du nicht schreiben willst, nimm Dir jeden Tag eine Stunde nur für Dich... das sind gemessen an Deinem bisherigen Leben genug *radikale* Veränderungen für Dich.

Setz Dich nicht mit Gewalt unter Druck... lass vorläufig noch Dein Leben *geschehen* es wird sich, sobald die Zeit dafür reif ist, unmerklich in die von Dir gewünschte Richtung bewegen.

lg rubia

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dandelion
Beitrag 06.Feb.2009 - 19:35
Beitrag #11


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ZITAT(shark @ 06.Feb.2009 - 19:13) *
Wie wird man optimistisch? Diese Frage meine ich ernst.

Mir hat beim Optimismus geholfen, daß es an jedem Jahr meines Lebens irgend etwas gab, das besser war als im Jahr davor. Gut, andere Dinge waren zum Ausgleich oftmals grauenhaft. Aber irgendwas wird eigentlich immer besser. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
Mir hilft es auch, die Welt durch das Objektiv meiner kleinen Digicam zu betrachten. In schöner Regelmäßigkeit findet sich ein kleines Schmuckstück, das für ein paar Minuten den Tag versüßt. Zack - schon ist etwas besser. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Davon mal abgesehen - meine beiden Omas. Wenn die es geschafft haben, ihren Weg zu gehen und dabei fröhliche, alte Frauen in der Mitte des Lebens zu sein, werde ich niemals genug Drama aufbringen, um die Welt zum Anhalten zu bewegen. (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif)
ZITAT(shark @ 06.Feb.2009 - 19:13) *
Irgendwie fühle ich mich immer noch so viel "zuständiger" für alles als ich es anderen Menschen zumuten mag. Das ist nicht gut.

Das ist sehr mitfühlend und sicher auch beruhigend. Aber bist du nicht unendlich stolz, wenn eine deiner Töchter etwas großes geschafft hat? Freust du dich nicht gerne mit über die Erfolge deiner Freunde? Ich wette, wenn deine Krabbe etwas großes meistert, bist du nicht weniger aus dem Häuschen als sie, oder?
Wie wäre es, wenn du dich zuständig fühlst, so zu delegieren, daß es funktioniert? Das ist schon mal ein kleiner Schritt. Auch für dein Pflichtgefühl, denn es sieht, daß nicht gleich alles zusammenbricht (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
Nur Mut (IMG:style_emoticons/default/cheerlead.gif)
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nico
Beitrag 06.Feb.2009 - 20:35
Beitrag #12


Gut durch
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Liebe shark,

zwar kann ich nicht mit eigenen, ähnlichen Erfahrungen aufwarten - auch wenn ich im letzten Jahr sehr lebensgrenzwertige Erfahrungen machen musste - aber Dir vielleicht anteilnehmend raten, für Dich zu sorgen. Auch wenn Du als "Forentrösterin" hier mal einen Rollentausch hinlegst (was ich sehr mutig finde) - und so selbst darum weißt; aber: vielleicht ist es an der Zeit, sich mal eine Auszeit zu nehmen? Die kann sehr unterschiedlich aussehen ... und ist nicht mit "ich fahr mal in den Urlaub" abgetan ...
Um der Trauerbewältigung wegen, aber auch um die Angst- und Panikattaken in den Griff zu bekommen.

Hm, nochmal zu meinen grenzwertigen Erfahrungen; also bei mir ging letztes Jahr nichts mehr -
tagsüber arbeitete ich als Sozialarbeiterin mit Alkoholikern an ihren Schwierigkeiten und abends haute ich mir selbst die Hucke voll - und das war nur ein Problem. Nun, ich brauchte umfassende Hilfe und habe jetzt 11 1/2 Monate stationäre Aufenthalte in verschiedenen Kliniken hinter mir - vielleicht macht Dir das Mut, wenn ich sage, dass mir geholfen wurde (auch wenn es andere Themen als bei Dir waren, obwohl ich Angst- und Panikattacken auch zu genüge kenne).
Hm, jetzt habe ich auch ein wenig ausgepackt ... aber: Mut tut gut!
(Ich hoffe, Dir jetzt nicht zu nahe getreten zu sein, schließlich kenne ich Dich gar nicht, um Dir zu sagen, tu lieber dies oder laß lieber jenes.)
So, das war's dazu erstmal von mir -


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pille
Beitrag 06.Feb.2009 - 21:29
Beitrag #13


Suppenköchin
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ach Mensch, shark... (IMG:style_emoticons/default/troest.gif)

ich weiss nicht, ob es trifft, was Du meinst, aber...

Mir wurde vor vielen Jahren beruflich ein Angebot unterbreitet, das bedeutet hätte, meinen Lebensmittelpunkt für die nächsten 30 - 35 Jahre in einen oberbayerischen Ferienort zu verlagern. Ich bin hingefahren, hab mich umgesehen, hab versucht, zu spüren wie "es sich anfühlt" und hab mir Bedenkzeit erbeten. Ich hab mir Papier und Stift bereit gelegt und immer, wenn mir etwas auffiel, hab ich es aufgeschrieben... so, wie ich es irgendwann in der Schule gelernt hatte - in "pro" und "contra". Zum Ende der Bedenkzeit war mein Papier gut gefüllt, vor allem einseitig... Das hat mir bei der Entscheidung sehr geholfen (ich hab abgesagt...) Den Zettel hab ich heute noch, denn die Zweifel an der Richtigkeit meiner Entscheidung kamen immer wieder. Dann konnte ich nochmal nachlesen und die Unsicherheiten beseitigen... Und... es war MEINE aktive Entscheidung, nicht passiv vom Zufall, Schicksal oder anderen Dingen mitgezogen...

Wieder zuhause wollte ich umstellen auf Teilzeitarbeit, bekam die Antwort "ganz - oder gar nicht" und habe mich für "gar nicht" entschieden und mir einen neuen Job gesucht, wo dies möglich war. Inzwischen krieg ich alle paar Jahre meinen "Rappel", dann muss ich wieder wechseln - ist in meinem Job zum Glück überhaupt kein Problem... Die gewonnene arbeitsfreie Zeit investiere ich in meine kranke Mutter, Haus und Garten - und in meine mir lieb gewordenen Hobbys...

Was ich Dir damit sagen möchte, ist... wenn ich mein bisheriges Leben wirklich ändern zu müssen glaubte, dann würde ich mit meinen Liebsten sprechen, mir wieder eine Pro-/Contra-Liste schreiben und mich nach angemessener Zeit entscheiden. Und dann wäre es erneut MEINE Entscheidung für MEIN weiteres Leben...

Meine einstmals grosse Familie hat sich in den letzten Jahren stark dezimiert. Und egal, mit wem ich rede, JedeR sagt das gleiche... "wir leben nur einmal und das ist jetzt, 80 wird von uns sowieso niemand..."

Liebe shark, ich wünsche Dir viel Kraft und Mut und liebevolle RatgeberInnen

pille
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shark
Beitrag 06.Feb.2009 - 21:48
Beitrag #14


Strösenschusselhai
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Liebe rubia, da hast Du bestimmt Recht... es kommt viel zusammen zur Zeit. Und womöglich wirklich so was wie ne "Midlife-Crisis" auch noch, wer weiss.

Ja, es ist schwer für mich, auch nur stückchenweise aus meinem bisherigen Funktionieren herauszutreten. Und wirklich: ich habe beinahe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal kurz gar nichts tue - oder was, das nicht wenigstens "gemeinnützig" ist.

Und beinahe unermesslich ist mein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Chefin im Moment. Ich bin noch bis mindestens Ende Februar krankgeschrieben - das sind dann 6 Wochen. Ich weiss, dass die Kolleginnen es schwer haben, wenn so lange eine von uns fehlt. Und ich weiss, dass meine Chefin dazu noch Probleme mit dem Kostenträger hat wegen der Vertretung...
Aber am bödesten ist, dass ich vermutlich das Praktikum gar nicht zuende machen kann; ich habe schon jetzt zu lange gefehlt (auch wegen der Lungenentzündung, die ich vor Weihnachten hatte), um erfolgreich abschliessen zu können. Ich nehme an, dass man mir nahelegen wird, abzubrechen - und das wäre wohl auch richtig. Wollte ich aufholen, was ich durch die Fehlzeiten versäumt habe, so müsste ich noch mehr arbeiten als vorher; und ich fühle mich so ausgebrannt und am Ende, dass das nicht einmal vorstellbar, geschweige denn zu bewerkstelligen, ist...

Meine Frau meint zwar, sie würde mich und die Mädchen schon erst mal "durchfüttern", ich solle mir Zeit lassen und erst mal wieder auf die Beine kommen, aber es fällt mir wahnsinnig schwer, das anzunehmen. Wenn ich mich innerlich richtig damit abfinden könnte, dass ich mich in meinem eigenen Interesse ihr und ihrer Arbeitskraft anvertrauen darf, dann wäre wohl schon mehr Ruhe in mir. Aber ich habe so lange allein für mich und die Mädels gesorgt, dass ich mir so eine Abhängigkeit kaum vorstellen kann. Aber es scheint, dass ich das muss...



Liebe dandelion,

Du zeigst einen schönen Weg auf, sich die Fortschritte im Leben zur Ermutigung vor Augen zu holen. Ich versuche das gerade auch. Aber ich krame und krame und finde nix, das besser wäre als vergangenes Jahr... doch, eine Sache gibt es und darüber bin ich auch sehr froh.
Was mir wenigstens kurzfristig hilft, sind meine Spaziergänge. Ich meine schon den Frühling zu riechen, höre die Vögel singen... das ist schön, das bringt ein wenig Leben in mich. Aber meistens bin ich wie paralysiert, sehe die Tage kommen und gehen und wandere nachts durchs Haus, weil ich vor Schmerzen in der Hüfte nicht schlafen kann... Was hätte ich noch vor ein paar Wochen für ein paar freie Tage gegeben - jetzt habe ich sie und kann nichts damit anfangen.

Was den Haushalt angeht: meine Kinder beteiligen sich an diesem schon immer. Wir arbeiten zusammen, jede tut, was sie kann - aber ich habe die Eigenschaft, hier noch hinterherzuputzen, dort noch mal nachzuwischen... ich bin ganz schrecklich! Zum Glück lachen meine Kinder darüber nur und sind nicht beleidigt und lassen es ganz sein... Wenn ich das nicht aber mache, werde ich immer unruhiger.
Auch da muss ich dran arbeiten.

So viele Baustellen und das Einzige, was ich in die Waagschale werfen kann zu meiner Rettung ist meine Zähigkeit. Ich gebe einfach nie auf. Das ist das kleine bisschen Optimismus, mit dem ich aufwarten kann.



Liebe Nico,
Danke für deine Offenheit.
Auch ich befinde mich in Behandlung, allerdings ambulant.
Und Du hast Recht: ich muss lernen, besser für mich zu sorgen. Und zwar ohne schlechtes Gewissen, ohne das Gefühl, dass ich damit viel zu grosses Gewese um mich mache.


Ihr Lieben - ich danke Euch allen für die Aufmerksamkeit, die guten Tipps, Euer Mitgefühl und die Anerkennung, die Ihr mir zuteil werden lasst. (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 06.Feb.2009 - 21:48
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dandelion
Beitrag 06.Feb.2009 - 22:07
Beitrag #15


don't care
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ach shark... (IMG:style_emoticons/default/troest.gif)

Ja, sie haben es schwer. Und gerade deshalb ist es auch für sie wichtig, daß du dich möglichst gründlich wieder auf die Beine bringst - nicht möglichst schnell. Den Fehler habe ich im Oktober gemacht - meine "Gesundung" hielt ganze sechs Wochen, dann lag ich ein gutes Stück flacher als vorher.
Wenn du für deine Familie und deinen Job da sein möchtest, dann hör auf deine Einsicht und paß auf dich auf.
Obwohl ich nicht mal groß Familie habe, die mich vielleicht zu aktiverer Fürsorge hätten verleiten können, habe ich für die Erkenntnis und ihre Umsetzung mehrere Jahre gebraucht. Hätte mein Ausbilder ( (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif) ) mich nicht immer wieder mit sanfter Gewalt nach Hause geschickt und mir vor"gequakt", daß ich in dem Zustand nichts im Büro zu suchen habe, vermutlich länger.
Deine Frau und rubia haben Recht. Sogar für dein eigenes "ich muß da sein"-Wertesystem kann man das begründen.

Schlafmangel... (IMG:style_emoticons/default/shudder.gif) mein Panik-Auslöser Nr. 1. Gibt es eine Chance, dir Linderung zu verschaffen, sodaß du dich wenigstens brauchbar erholen kannst? (IMG:style_emoticons/default/bluemele.gif) Damit wäre sicher viel erreicht.

Sei nicht so ungeduldig mit dem neuen Jahr - es ist ja noch ganz klein (IMG:style_emoticons/default/troest.gif) unser beider 2009 wird sicher viel, viel besser, als es bisher ist. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
Ich wünsch es dir von Herzen (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)
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shark
Beitrag 06.Feb.2009 - 22:14
Beitrag #16


Strösenschusselhai
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ZITAT(dandelion @ 06.Feb.2009 - 22:07) *
Sei nicht so ungeduldig mit dem neuen Jahr - es ist ja noch ganz klein (IMG:style_emoticons/default/troest.gif) unser beider 2009 wird sicher viel, viel besser, als es bisher ist. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
Ich wünsch es dir von Herzen (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)


Ja, das wünsch ich Dir und mir und allen, die auch Verwendung für einen solchen Wunsch haben, ebenfalls. (IMG:style_emoticons/default/knuddel.gif)
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pille
Beitrag 06.Feb.2009 - 22:48
Beitrag #17


Suppenköchin
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Liebe shark,

es gibt eine kleine Geschichte, die Dir vielleicht helfen könnte. Ich weiss nicht, ob ich sie hier ganz zitieren darf...

Margaret Fishback Powers schreibt:
Spuren im Sand

Liebe shark, solltest du diese Geschichte hier wegen des copyrights rausnehmen müssen, dann kopier sie Dir wenigstens vorher...

Mir hat sie schon oft geholfen...

pille

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 06.Feb.2009 - 22:53
Bearbeitungsgrund: Zitat durch Link ersetzt
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shark
Beitrag 06.Feb.2009 - 22:54
Beitrag #18


Strösenschusselhai
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Liebe pille,

ich hab das Zitat mal durch einen Link ersetzt.

Vielen Dank. Wenn ich den "Herrn" durch "meine Mutter" ersetz in Gedanken, dann hat das Gedicht wirklich etwas tröstliches. Danke.


shark
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shark
Beitrag 07.Feb.2009 - 00:35
Beitrag #19


Strösenschusselhai
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ZITAT(melody @ 06.Feb.2009 - 19:28) *
@shark
Für mich klingt das, was du beschreibst, nach Prioritäten setzen. Wenn plötzlich nichts mehr stimmt, sich alles irgendwie anders anfühlt, dann ist auch anderes wichtig geworden.

Vor zwei Jahren hatte ich ein Erlebnis, das mein Leben sehr veränderte. Ich war so krank, dass ich wirklich nichts mehr tun konnte. Ich lag flach und der Gedanke "es reicht völlig aus zu sein" war plötzlich da und ich wusste, dass das die Antwort war.

melody


Jetzt hätte ich doch glatt vergessen, Dir zu antworten, dabei habe ich viel darüber nachgedacht, was Du geschrieben hattest vom "einfach sein"...
Wie fühlt es sich denn heute für Dich an? Bist Du dabei geblieben, zu denken, dass es "genügt", zu sein? Und wie lebt es sich damit? Was hat sich verändert für Dich?

Ich stelle mir vor, dass eine solche Haltung barmherzig macht - vor allem für eine selbst. Man muss dann ja nicht immer funktionieren, nicht dauernd irgendwelchen Regeln und Anforderungen genügen... Das stelle ich mir erleichternd vor.

Magst Du noch ein bisschen davon erzählen?

Liebe Grüsse


shark
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melody
Beitrag 07.Feb.2009 - 10:24
Beitrag #20


Fürstin Pückler
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Mein Leben ist einfacher geworden weil ich meine physischen Grenzen besser akzeptieren gelernt habe. Mein Körper hat mir sehr eindeutig klar gemacht, dass wenn ich nicht gut für mich sorge, sehr schnell gar nichts mehr geht.

Ich tue deutlich weniger als früher, bin innerlich viel entspannter und kann die kleinen Dinge des Lebens besser sehen. Manchmal wundere ich mich selbst wie ausdauernd ich den Bäumen beim wachsen zusehen kann. Im Beruf leiste ich mir den Luxus eine gute Arbeit abzuliefern und es dabei zu belassen. Ich muss mich nicht mehr profilieren, nicht mehr um jeden Preis gut oder sogar besser sein. Meine Beurteilungen sind nicht (mehr) überdurchschnittlich und das ist gut so.

Nicht immer ist mir so klar wie damals, dass es genügt zu sein. Ich muss mich selbst immer wieder daran erinnern, es ist eine tägliche Übung um bei mir zu sein und zu bleiben. Weniger ist mehr.
Demut ist ein grosses Wort und ich verwende es sparsam, würde es aber Barmherzigkeit vorziehen.

Wenn du mehr wissen möchtest teile ich dir per PM gerne mit.

melody
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rubia
Beitrag 07.Feb.2009 - 11:01
Beitrag #21


Satansbraten
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ZITAT(shark @ 06.Feb.2009 - 21:48) *
So viele Baustellen und das Einzige, was ich in die Waagschale werfen kann zu meiner Rettung ist meine Zähigkeit. Ich gebe einfach nie auf. Das ist das kleine bisschen Optimismus, mit dem ich aufwarten kann


Liebe shark,

das ist mehr als ein kleines bisschen Optimismus... Zähigkeit ist eine Eigenschaft die es Dir ermöglicht Dich durchs Leben zu beißen. Nicht allen Menschen ist diese Zähigkeit gegeben.
Und ich weiß wie schwer es ist, urplötzlich die *Hilflose* zu sein, Danken und Bitten müssen... ich bin eben dabei es zu lernen.

lg rubia

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Adracir
Beitrag 07.Feb.2009 - 12:36
Beitrag #22


Gemüseputzi
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Hallo Shark,
ich kenne von mir die Situation, an meinen Grenzen angekommen zu sein, akzeptieren zu müssen, dass ich nicht mehr soviel leisten kann wie bisher (was auch in meinem Falle heißt: nicht mehr 150 % sondern deutlich weniger).
Bei aller Akzeptanz dieser Tatsache gerate ich immer mal wieder in Stress, wenn ich in Situationen komme, in denen ich denke, ich müsste doch mehr tun.
Etwas geholfen hat eine Erfahrung / Einsicht im letzten Jahr: Gerade in meinem beruflichen Umfeld (bin auch im Praktikum) bekomme ich Anerkennung für mein "Sein" und nicht für mein "Tun" (fiel letztes Jahr auch wegen Krankheit längere Zeit aus).
Es war ein langer Weg, der noch nicht zu Ende ist, zu akzeptieren, dass mein Körper nicht so mitmacht, wie ich mir das so vorstelle. Aber mittlerweile kann ich die notwendigen Pausen durchaus genießen.

Tja, soviel von mir. Ich wünsche dir alles Gute

Adracir
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Mausi
Beitrag 07.Feb.2009 - 12:53
Beitrag #23


Mama Maus
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Hallo shark,

ich weiß garnicht wie ich anfangen soll (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)

Radikal anders - einige Mal in meinem Leben.
1 Mal musste ich mich für mein Leben entscheiden & gegen eine Erkrankung - und glücklicherweise halfen noch die Medikamente zum größten Teil. Das änderte schon ein 1. Mal meine Einstellung zu mir und meinem Leben - da war ich 15.
Mit 17 merkte ich, entweder raus oder ich gehe zu Grunde - zog aus, stieg aus - und dachte ich packe mein Leben aktiv an, tat ich auch - auch wenn ich es in anderen Teilen wieder in eine passive Schiene führte.
Diese Schiene führte dazu, dass ich mich mit 21 erneut entscheiden musste - entweder mein Leben & ich oder ich gehe zu grunde. Entschied mich - und begann endlich (endgültig) um (m)ein Leben zu kämpfen.
Bis dahin war ich zwar immer irgendwie aktiv, jedoch innerhalb Grenzen, die andere (bis auf das mit 15) mir gesetzt hatten. Die ich einhielt.
Ich übernahm die Aufgabe (wurde in sie hinein gepresst) für alles & jeden verantwortlich zu sein. Sei es meine Familie (Vater, Mutter, Bruder), sei es mein Ex-Freund (wenn was falsch lief war ich schuld- er hatte damit natürlich nichts zu tun (IMG:style_emoticons/default/patsch.gif) ), sei es tw. Freunde (Du hast mir doch dazu geraten).
Ich gab den Ton an tw., musste alles unter Kontrolle halten & war für alles & jeden verantwortlich, der mir näher stand als 5m oder es wurde einfach so beschlossen, von anderen (angeführten).

Irgendwann kam der Punkt, an dem ich nicht mehr konnte (ein Teil davon war das Bemerken des "lesbisch seins" - der Weg zu mir begann damit (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) )- mich entscheiden musste. Will ich wirklich so weitermachen? Immer tiefer sinken, immer weiter - oder will ich was ändern.

Ich änderte - begann mir Hilfe zu holen, löste mich als 1. aus meinem Job (heute sag ich - kündigen hät ja nicht sein müssen, in ne andere Zweigstelle gehen hätte erstmal gereicht (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ), wo ich aufgrund der Kollegen nicht mehr hätte sein können & aufgrund dessen, wie ich dort war - das Bild von mir war einfach - zu festgemeisselt, zu sehr hatte ich mich hinter "mir" oder dem was mein "Leben" war versteckt.
Zog weg - das war tw. aktiv, tw. eben ein Fluchtinstinkt & begann, mit Abstand - eben mit dem Überleben aufzuhören.
Jetzt- Jahre später, kann ich es formulieren:
Ich überlebte - begann dann um mein Leben zu kämpfen (und gab somit auf, allen Anforderungen, die von anderen an mich gestellt wurden gerecht werden zu wollen - begann diese eben nicht mehr als meine Anforderungen an mich zu sehen) - um nun sagen zu können "In großen Teilen lebe ich". Kämpfen ist trotzdem noch dabei, aber grundsätzlich würde ich sagen "Ich lebe" - habe mein Leben selbst in der Hand.

Shark, die Auszeit, die Du Dir nimmst ist wichtig - du merkst es, Du kannst im Moment nicht anders.
Gibt es denn eine Möglichkeit, wenn Du aussteigen solltest, später nochmal einzusteigen, einfach dass Du irgendwie eine Alternative hast?
Die Angst, die Du hast, ich kann es verstehen- wirklich gut verstehen (glaube ich) - es gab Zeiten, da dachte ich meine Grunderkrankung holt mich ein - 2 Mal wurde mir das gesagt, innerhalb 3 Monate - da war ich 16. Beim 2. Mal hätte ich mich (aktiv) dafür entschieden, keine Therapie mehr zu machen - damit die Zitterpartie ein Ende hat. Glücklicherweise waren beides Fehlalarme - aber genug, um mich die nächsten 12 Jahre mit absoluten Ängsten zu füllen, dass mein Leben plötzlich beendet wird (zuerst der Alltag & dann das Leben an sich).
Irgendwann hörte es auf, diese Angst - zumindest so grundlegend. Und trotzdem beschleicht mich ein komisches Gefühl, werde ich von Ärzten gefragt, ob ich 1 Mal im Jahr zur Nachsorge gehe. Scheinbar wird das erwartet - auch nach fast 15 Jahren. Und da wird es dann mulmig.

Was ich sagen will: Höre auf Dich, Dein Körper sagt Dir genau was er braucht - und was nicht. Deine Psyche teilt es Dir momentan unmissverständlich mit, dass da ein Stop ist. Ein "Shark - nun solltest Du Dich um Dich kümmern."
Was würde denn passieren, würdest Du etwas Kontrolle abgeben? Würdest Du Dinge einfach "sein" lassen - (nicht i. Sinne von unterlassen sondern da sein) ohne einzugreifen.
Shark - Du bist nicht "gemeinnützig" - Du bist einfach so. Und das ist ein großer Teil Deines Seins - so stellt es sich dar. Allerdings im Moment scheinbar ein übermächtiger?
Es gehört zu Deiner Persönlichkeit - und wird auch nicht verloren gehen, wenn Du es erstmal zurück schraubst, weil es einfach zu Dir gehört.
Du wirst weiterhin die sein, die Du bist - nur eben ein bisschen "echter", weil einfach auch Du nicht immer kannst.
Musst Du auch nicht.
Shark - was bringt es denn Deinen Lieben & Dir, wenn Du einfach nicht mehr kannst, aber aus Pflichtgefühl weiter machst? Dandi schrieb schon die selbsterfüllende Prophezeihung, ein bisschen hat es was davon *sfz*.

Du kannst getragen werden, hast ganz viel Menschen um Dich, die Dich nehmen wie Du bist & auch halten wie Du bist - Du hast es auch getan, jahrelang.
Jeder Träger trägt irgendwann weniger - das nennt man dann "Materialermüdung" (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) & wenn er dann nicht stabilisiert wird (sondern weitertragen will (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) - versagt er & muss die Funktion ganz einstellen - auch bei Menschen darf es sowas geben. Es ist einfach natürlich.

Du bist kein übermensch, Du bist shark - und die darf sein wie sie ist.

Bei meinem Geschreibsel fällt mir auf, dass ich 1. evtl. am Thema vorbei bin & 2. ich mich frage ob es nicht auch erstmal darum geht, dass Du annehmen kannst, dass es einfach so ist wie es ist? Dass Du eben erstmal nicht mehr so "alltagstauglich" bist, wie Du es gerne möchtest? Gestehst Du es Dir überhaupt zu, schwach sein zu dürfen?
Es kann unheimlich viel Energie nehmen, dauerhaft in der "ABer ich darf doch nicht, ich muss doch jetzt, und die anderen erwarten doch" - Schiene zu laufen & genauso viel Kraft spenden wenn man sagt "Aber ich kann nun nicht, darf es auch & die Welt da draußen dreht sich auch ohne mich - wenn auch anders" .
Das heißt nicht, dass Du nicht wichtig bist - aber, dass die Welt nicht untergeht, wenn "shark" nicht so bissfest ist, wie es gewohnt ist (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
Und umso mehr freut sich die Welt dann, wenn shark wieder die alte Bissfestigkeit erreicht hat, nachdem sie ihr Leben neu sortiert hat - und einfach klarer ist (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

Ganz liebe Grüsse
Mausi, die hofft, dass es nun nicht allzu wirr edit: u.v.a. zu lang war (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif)

Der Beitrag wurde von Mausi bearbeitet: 07.Feb.2009 - 12:55
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Rafaella
Beitrag 07.Feb.2009 - 13:10
Beitrag #24


Freies Vögelchen
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Shark, mal was ganz anderes - gibt es, was das Herz betrifft, eine Schraube, die du drehen kannst? Mit anderen Worte:gab es irgendeine Gemeinsamkeiten der Ursachen der tragischen Häufung von HI in deiner Familie? Z. B. hohe Homozysteinspiegel?

lg
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shark
Beitrag 08.Feb.2009 - 02:10
Beitrag #25


Strösenschusselhai
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ZITAT(rubia @ 07.Feb.2009 - 11:01) *
Und ich weiß wie schwer es ist, urplötzlich die *Hilflose* zu sein, Danken und Bitten müssen... ich bin eben dabei es zu lernen.

lg rubia


Ja, das fällt mir schwer. Aber ich überwinde mich immer wieder neu dazu. Und merke, dass das OK ist, dass ich das darf. Und dass Andere auch gerne zur Stelle sind, weil sie mich mögen. Aber es ist trotzdem ein blödes Gefühl...

Gruss

shark
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shark
Beitrag 08.Feb.2009 - 02:28
Beitrag #26


Strösenschusselhai
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Liebe Mausi,

erst mal Danke dafür, dass Du Dir so viele Gedanken gemacht hast und dafür, dass Du so offen von Deinen Prozessen geschrieben hast.
Und ich fand es gar nicht "wirr".
Ich glaub, wir haben /hatten ganz ähnliche Funktionen in unserer Vergangenheit.
Auch ich war von Kindesbeinen an dafür "zuständig", dafür zu sorgen, dass die Welt um mich herum nicht im Chaos versank, nicht völlig zusammenbrach.
Die meisten hier wissen es vermutlich eh, dass meine Kindheit und Jugend ein fast durchgehender Kampf war - um das bisschen Frieden, das möglich war und immer wieder auch um die blosse Existenz, das nackte Leben. Und nicht nur um das meine, sondern auch um das meiner Schwester, meiner Tiere, meines Vaters (was sehr belastend war, denn eigentlich hätte ich ihn gern zum Teufel geschickt - aber was wär dann aus uns geworden?).
Ich bin das wohl nie richtig losgeworden, dieses Gefühl, dafür da zu sein, dass alles läuft, dass bleibt, was da ist, dass jedeR bekommt, was sie/er braucht. JedeR - ausser mir...

Natürlich ist mir klar, dass diese Bedrohung aufgehört hat, dass ich nicht mehr die ganze Zeit Angst vor der Auflösung meines kleinen Universums haben müsste - aber es ist schwierig für mich, auch in diesem Bewusstsein zu handeln. Ein bisschen ist es so, als startete der "Autopilot" ganz von selbst, wenn ich nicht immer aufmerksam bin... Verstehst Du, was ich meine?

Ja, es scheint, als wäre jetzt die Zeit, nach mir zu schauen - und mich tragen zu lassen. Wenn das nur nicht so verflixt schwierig wäre....

Ob ich und wie ich weitermachen kann nach einem Abbruch meines Praktikums im Moment, kann ich nicht sagen. Aber ich habe schon an den betreffenden Stellen nachgefragt und erhalte demnächst Antwort.

Aber es ist wohl so, dass das fast egal ist: ich kann nicht mehr. Und tief in mir weiss ich auch, dass ich nicht mehr darf; nicht im Augenblick, sonst packe ich es gar nicht mehr.

Vielen Dank, Mausi.

shark

ZITAT(Rafaella @ 07.Feb.2009 - 13:10) *
Shark, mal was ganz anderes - gibt es, was das Herz betrifft, eine Schraube, die du drehen kannst? Mit anderen Worte:gab es irgendeine Gemeinsamkeiten der Ursachen der tragischen Häufung von HI in deiner Familie? Z. B. hohe Homozysteinspiegel?

lg


Nein, Rafaella, es gibt absolut keine Gemeinsamkeiten (jedenfalls sind bislang keine entdeckt worden). Ich lasse mir aber mal die Befunde meiner Mutter schicken. Und falls da etwas auffällig ist (vielleicht wirklich der Homozysteinwert), dann lass ich mich darauf untersuchen.

Es steht mir eine Herzkatheteruntersuchung bevor, denn auch mein Arzt ist besorgt wegen der Familienanamnese und will Klarheit haben, um mir besser helfen zu können.

Danke für den Hinweis.


shark
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shark
Beitrag 08.Feb.2009 - 06:30
Beitrag #27


Strösenschusselhai
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ZITAT(Adracir @ 07.Feb.2009 - 12:36) *
Etwas geholfen hat eine Erfahrung / Einsicht im letzten Jahr: Gerade in meinem beruflichen Umfeld (bin auch im Praktikum) bekomme ich Anerkennung für mein "Sein" und nicht für mein "Tun"



Ja, und da mangelt es bei mir; mein "Sein" scheint mir so viel weniger wert als das "Tun" - nicht, dass ich nicht am Leben hinge, das meine ich nicht, ganz sicher nicht. Es ist nur so, dass ich das Gefühl habe, das "Sein" allein sei zu wenig - eben gerade nicht "genug"... Nicht genug vor allem, um mich selbst anzuerkennen.
Meine Güte, was ich noch alles lernen muss...

Danke Dir, Adracir.
Und Dir auch alles Gute.

shark
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dandelion
Beitrag 08.Feb.2009 - 07:56
Beitrag #28


don't care
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ach shark... (IMG:style_emoticons/default/knuddel.gif) "sein" ist so dermaßen genug... Gerade bei einem so warmherzigen Menschen (IMG:style_emoticons/default/bluemele.gif)
Ich wette, du selbst wirst derzeit sehr viel mehr vermißt als dein Tun. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

ZITAT(Mausi @ 07.Feb.2009 - 12:53) *
Es kann unheimlich viel Energie nehmen, dauerhaft in der "ABer ich darf doch nicht, ich muss doch jetzt, und die anderen erwarten doch" - Schiene zu laufen

kleiner Einwurf dazu:
in meinem Ordner mit Diagnosen liegt auch eine, die die "Wiederherstellung der Alltagstauglichkeit" dadurch zu erreichen versucht, daß man sich auf ein einzelnes Ziel fokussiert und das auf Biegen und Brechen durchzieht. Das widerspricht aber meinem Denkmuster.
Nun bin ich einerseits leicht abzulenken und habe andererseits sehr begrenzte Ausdauer. Als ich in meiner Verzweiflung versucht habe, den guten Rat anzunehmen und mich zu zwingen, war ich die meiste Zeit so beschäftigt damit, mich zu zwingen, daß die Energie zum handeln nicht mehr reichte. Folge: Frustration, Selbstzweifel, sehr ungesunde Denkmuster.
Heute handle ich entschlossener nach Impuls - informatisch gesprochen war das der Wechsel von Queue zu Stack, betriebswirtschaftlich von FIFO zu LIFO: nicht überlegen - sofort erledigen, auch wenn ich gerade eigentlich was anderes mache (sofern das andere dann nicht in Flammen aufgehen kann oder so). Resultat: entschlossenere dandi, ordentlichere Wohnung, weniger schlechtes Gewissen. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

On-Topic-Schlußfolgerung daraus: Du bist schon dabei, aus "ich kann jetzt nicht für die anderen tun" ein "ich pflege mich, damit ich länger für die anderen da bin" zu machen. Gleicher Weg, gleiches Ziel - aber die Perspektive ist gesünder. Es wird! (IMG:style_emoticons/default/cheerlead.gif) (und so wird aus der Untätigkeit das so schön von Mausi formulierte "sein lassen" (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) ).

Der Beitrag wurde von dandelion bearbeitet: 08.Feb.2009 - 07:58
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rubia
Beitrag 08.Feb.2009 - 10:56
Beitrag #29


Satansbraten
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@Dandelion...

(IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif) (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)


rubia (IMG:style_emoticons/default/morgen.gif)

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kröpi
Beitrag 08.Feb.2009 - 16:40
Beitrag #30


Naschkatze
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Liebe Shark-
hat betroffen gemacht, Dein Thread. Ich selber habe mein Leben höchstens radikal geändert, als ich mein CO hatte, aber selbst das war eigentlich keine radikale Änderung...
Ich stelle es mir schlimm vor, "nicht mehr heimisch" in seinem Leben zu sein.

Wenn Dir die Sorge vor einem Herzinfarkt zu schaffen macht (bei der Familiengeschichte finde ich das sogar berechtigt), dann kläre das ab. Geh zu Deinem HA, laß 'ne Ergo und 'n Echo machen, vielleicht ist dann die Sorge schon etwas geringer? Oder wenn sich bestätigen sollte, d. es Probleme am Herzen gibt, dann hast Du wenigstens rechtzeitig etwas für Dich getan und es läßt sich der Worst-Case noch abwenden.

Was gäbe es denn sonst noch, was Dir ein gutes Gefühl geben könnte? Ich habe vor einem Jahr eimal eine Fortbildung über "Salutogenese" gehabt, was sehr eindrucksvoll war. Würde es gerne Dir vermitteln, aber das ist per Forum ziemlich schwierig. Im Prinzip geht es darum, herauszufinden, was einem gut tut und was einen eher krank macht. Dann sucht man nach Resourcen, die einen stärken und kann lernen, sich Dinge vom Leib zu halten, die einem eher nicht gut tun.

Ich bekam vor 10 Jahren eine Diagnose, die mich in so eine Situation brachte, da ging es existentiell ums "Eingemachte" (gerne auch mehr über PM). Jetzt soll ich das "Vorher" in der Rückschau ansehen - was genau meinst Du damit?

Die Situation hat sich für mich nicht geändert - ich lebe immer noch mit der Diagnose. Ich kenne meine Prognose, ich weiß, was mich in den nächsten Jahren erwarten wird. Aber ich lebe JETZT, und ich sorge dafür (oder versuche es zumindest manchmal (IMG:style_emoticons/default/sleep.gif) ), d. es mir JETZT gut geht.

Was Du vielleicht auch mal lesen könntest, sind die Bücher vom kleinen Hector. Speziell das vom Glück und das von der Zeit (aber die kennst Du bestimmt schon???)

Drück Dir die Daumen, d. Du gut die Kurve kriegst!

herzliche Grüße,
Kröpi

P.S. werde auch in wenigen Wochen 40

Der Beitrag wurde von kröpi bearbeitet: 08.Feb.2009 - 16:41
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shark
Beitrag 14.Feb.2009 - 00:32
Beitrag #31


Strösenschusselhai
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Danke. Kröpi,

von "Salutogenese" habe ich schon gelesen - im Zusammenhang mit meinen Studien zum Thema "Resilienz". Ich bin nicht überzeugt von diesem Gedankenmodell, so interessant es auch ist (hatte es aber auch ein bisschen anders verstanden als Du es beschreibst).

Aber wahr ist natürlich, dass meine Befindlichkeiten eine Deutungsrichtung haben. So verstehe ich meine vorzeitigen Wechseljahre im Alter von knapp 28 Jahren und auch meine Psoriasis Arthritis. Beides unumkehrbare, unheilbare Erscheinungen.

Die Angst, an einem Infarkt zu sterben, ist fatal. Einerseits ist die Befürchtung, wie alle anderen Familienmitglieder einen solchen zu erleiden und womöglich nicht zu überleben, berechtigt und auch für Andere nachvollziehbar, andererseits ist die Tatsache, dass der Herzinfarkt eine der Haupttodesursachen weltweit ist (Fast drei Viertel der über 15-jährigen Menschen überall auf der Welt - ausser in Afrika, wo der "Killer Nr.1" AIDS ist - sterben an nicht übertragbaren Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, heißt es in einem Bericht der WHO aus 2003), wieder relativierend. D.h. : auch ohne die besondere Häufung von Infarkten in meiner Herkunftsfamilie mit einzubeziehen, ist das Risiko, genau daran zu sterben, hoch.
Die Frage ist nur: wann?
Und genau das macht mir Angst. Ich weiss, dass ich gefährdet bin - ohne jede weitergehende Untersuchung ist das klar. Schlimm ist, dass ich offenbar nur wenig Einfluss auf den Zeitpunkt habe. Ich schrieb es ja schon: völlig fitte Menschen hat es genauso in jüngeren Jahren dahingerafft wie unsportliche Faulpelze, RaucherInnen und NichtraucherInnen, Dicke und Dünne, einfach alle.... Und niemand hatte irgendeine erkennbare Vorschädigung des Herzens oder auch nur nennenswerte Verkalkungen der Arterien.
Ich bin ja auch nicht die Erste in der Familie, die sich deshalb durchchecken lässt... Jedes Jahr gehe ich in die Klinik, um ein Echo machen zu lassen; demnächst steht eine Herzkatheteruntersuchung an.

Und gerade die Tatsache, dass ich meiner Mutter in fast allem so ungeheuer ähnlich bin, befördert meine (berechtigte) Sorge zur Panik - sie hatte mit 40 den ersten Infarkt bekommen und diesen nur knapp und durch grosses Glück überlebt. Jetzt werde ich 40 und kann nicht anders, als geradezu darauf zu "lauern", ob sich irgendwas "komisch" anfühlt, irgendwelche Anzeichen auftauchen...
Das ist so anstrengend und ich komme einfach nicht raus aus dieser Angst. Und frage mich, ob das überhaupt geht....

Du fragtest, was ich damit meinte, wie das "Vorher" in der Rückschau nach einer radikalen Veränderung zu bewerten wäre.
Ich kann es schlecht erklären... Es geht mir darum, dass sich ja Erinnerungen mit dem Menschen, der sie hat, verändern. Und wenn es eine sehr grosse Veränderung im Leben, einen radikalen Einschnitt gibt, sich Sichtweisen und Perspektiven ändern, dann könnte das doch auch Einfluss auf die Wahrnehmung und Bewertung der Erfahrungen VOR dem Ereignis, was zur Veränderung geführt hat, haben. Verstehst Du, was ich meine? Zu all der Angst vor Infarkt und Zukunft und dem Verlauf meiner anderen Krankheit (der extrem aggressiv ist) kann ich einfach nicht auch noch das Gefühl brauchen, dass mein bisheriges Leben "falsch" und ungesund war - und womöglich daran "schuld" ist (ICH daran schuld bin), dass es mir jetzt so schlecht geht.

Ach, was für ein gejammer.... aber es hilft mir, davon zu schreiben, was ich denke und fühle - gerade jetzt, wo mich meine Panikattacken so im "äusseren" Leben beschränken.

Danke fürs Lesen und Euch allen auch herzlich Danke für alle Tipps, Euer Mitgefühl und die vielen Hinweise darauf, wie ich mir selbst helfen könnte.

Gute Nacht.


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 14.Feb.2009 - 00:33
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schneeland
Beitrag 14.Feb.2009 - 11:05
Beitrag #32


Gut durch
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QUOTE(shark @ 14.Feb.2009 - 00:32) *
Das ist so anstrengend und ich komme einfach nicht raus aus dieser Angst. Und frage mich, ob das überhaupt geht....


Liebe shark,

ich denke eine wichtige Frage ist auch der Umgang mit der eigenen Todesangst. Was bedeutet es für mich, wenn ich sterbe? Wie gehe ich mit dem Thema Tod (und zwar meinem eigenen) um? Ich habe beim lesen das Gefühl, dass ganz viel Deiner Lebensenergie momentan (verständlicherweise) eher in die Richtung geht: Wie kann ich mein Leben möglichst verlängern? Unabhängig von allen speziellen Erfahrungen und Vorkommnissen in Deinem Leben kommt der Tod so oder so und manchmal kann es auch hilfreich sein, mal in diese Richtung zu gucken. Was bedeutet dass denn für mein Leben wenn ich in jedem Fall sterben muss (und zwar bewusst)? Wie möchte ich es gestalten wenn ich morgen sterbe oder in zwei Wochen oder zwei Jahren? Wo wären die Unterschiede in meiner Einstellung, im Denken, fühlen, handeln wenn ich wüsste: noch zwei Wochen, zwei Jahre, zwanzig Jahre (und das meine ich als ernste nicht rethorische Fragen, denn vermutlich gäbe es ja unterschiede).

Ich weiß, dass ist jetzt nur ein winziger Ausschnitt, auf den ich mich da bezogen habe und ich hoffe er passt überhaupt.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut bei Deinem weiteren Weg (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)

Lieben Gruß
schneeland
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davvero
Beitrag 14.Feb.2009 - 11:07
Beitrag #33


Stadtei
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Hallo shark!

Deine Angst kenne ich! Mein Vater starb sehr früh, ich war 7, er 32. Es war ein Lungenembolie.
Und wenn dann bei mir mal eine Op ansteht, wie letztes Jahr, dann bekomme ich diese Angst. Eben, weil mir die möglichen Risiken bekannt sind, zu der ja immer die Thrombose gehört. Und die Folge einer Thrombose kann eben eine Lungenembolie sein.
In diesen Momenten ist meine Angst stärker als ich und ich fühle mich sehr hilflos.

Ich bin auch chronisch krank: Hashimoto, Hypertonie und Asthma. Letzteres habe ich sicher von meinem Vater, denn er war, wie ich, Atopiker (was übrigens aus dem Griechischen kommt und soviel wie seltsamer Mensch bedeutet (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ).
Und ich weiß von Erzählungen meiner Mutter (sie starb mit 58 Jahren an Lungenkrebs), dass meine Großeltern väterlicherseits so ziemlich jedes A...gebrechen hatten, was man haben kann.
Leider habe ich seit dem Tode meines Vaters keinen Kontakt mehr gehabt, so dass ich nie genau sagen kann, welche Krankheiten in unserer Familie vorgekommen sind. Einerseits bin ich froh drüber, denn wer weiß, wovor ich noch alles so´ne Angst entwickeln würde. Andererseits ist es ein Stück weit auch beunruhigend, nicht bescheid zu wissen.

Aber insgesamt habe ich meine Angst im Griff. Ich denke nicht mehr über die geringe Lebenserwartung meiner Eltern nach und rechne mir aus, wie kurz mein Leben nur noch sein könnte.

Ich lebe hier und heute. Mein leben ist viel zu schön, als das ich täglich über das Ende nachdenken möchte. Gewiss, für viele ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie nicht so alt werden, wie sie es sich wünschen.

Aber selbst wenn es dann so kommen sollte. Ist am Ende unseres Lebens wirklich entscheidend, wie lang es war? Ist es nicht viel wichtiger, welche Qualität es hatte?

Und genau das haben wir doch zum großen Teil selbst in der Hand. Jeden Tag!

Glücklicher Weise (wie ich finde) weiß niemand, wann seine Besuchszeit hier abgelaufen ist.

Ich verstehe, dass , unter den gegebenen Umständen, Dein 40ster Geburtstag Dir Angst macht.

Mir ist natürlich auch klar, dass man Panikattacken nicht nach belieben ein und ausschalten kann. Und ich finde es gut und richtig, dass Du alle diagnostischen Möglichkeiten der Medizin ausschöpfst. Das ist auch einfach vernünftig!
Und vielleicht kannst Du zusätzlich noch etwas suchen, was Dir hilft, aus dieser Angst rauszukommen? Oder jemand, der Dir hilft?

Aber vielleicht ist sie ja auch Teil Deiner Trauerarbeit und geht mit Abschluss der selbigen wieder? Dann braucht es eben seine Zeit.
Nach dem Tod meiner Mutter hatte ich jedenfalls solche Gedanken auch verstärkt (wenn auch nicht mir Panikattacken begleitet).
Heute, gute 2 Jahre später, sind sie sehr in den Hintergrund gerückt und haben an Bedeutung verloren.
Ich will ihnen heute einfach auch nicht zuviel Macht über meinem Leben gewähren!

Ich wünsch Dir alles Gute und das es Dir bald wieder wenigstens ein wenig besser geht!

Liebe Grüße

davvero

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pandora
Beitrag 14.Feb.2009 - 11:54
Beitrag #34


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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ZITAT(davvero @ 14.Feb.2009 - 11:07) *
Deine Angst kenne ich!

Ich lebe hier und heute. Mein leben ist viel zu schön, als das ich täglich über das Ende nachdenken möchte. Gewiss, für viele ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie nicht so alt werden, wie sie es sich wünschen.

Aber selbst wenn es dann so kommen sollte. Ist am Ende unseres Lebens wirklich entscheidend, wie lang es war? Ist es nicht viel wichtiger, welche Qualität es hatte?

Und genau das haben wir doch zum großen Teil selbst in der Hand. Jeden Tag!

Glücklicher Weise (wie ich finde) weiß niemand, wann seine Besuchszeit hier abgelaufen ist.



@davvero

toller beitrag, ich ziehe meinen (imaginären) hut vor dir (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)


liebe shark,

auch ich verstehe deine ängste und kenne sie leider nur all zu gut.

die frauen in meiner familie wurden alle nicht alt.
die mutter meiner ma starb mit 36 an einer lungenembolie, meine ma mit 60 an asthma, meine große schwester letztes jahr mit 56 an einem plötzlichen und total unerwarteten herzversagen.

dann sind da meine beiden jüngeren schwestern, die eine (46j), hat seit 20jahren asthma und lungenemphysem, die andere asthma und ein herzproblem.

und ich, ich erwartete jahrelang, jeden tag eine diagnose, die mir sagte, auch du wirst deinen 60igsten geburtstag nicht überleben.
ich ließ mich lange von meiner angst leiten, die mich fast lähmte, meine energie auffraß, mir einen großen teil meiner lebensfreude nahm und vorallem dafür sorgte, dass ich keine zukunfstpläne schmiedete.
wieso auch, ich glaubte eh nicht lange genug zu leben, um sie jemals umsetzen zu können.
diese ängste verstärkten sich durch den tod meiner mutter sehr.
erst als ich begriff, das ich diese wenigen jahre leben, welche mir meiner meinung nach nur blieben, systematisch zertörte/verplemperte und ich mich durch die angst beherrschen ließ, veränderte sich etwas.
ich veränderte mich, ich begann für mich zu sorgen, nahm mir einfach zeit für mich, begann mit einer therapie und lernte dort nicht immer nur funktionieren und die verantwortung für andere tragen zu müßen, sonder lernte mich zu spüren, zu lieben und für meine eigenen belange einzustehen.
erst als ich mir dies verinnerlicht hatte, merkte ich, dass die angst mehr und mehr in den hintergrund trat.
heute habe ich keine angst mehr vor dem (frühen)sterben, denn ich weiß das ich nicht mehr zulasse gelebt zu werden, sondern das ich mein leben selbstbestimmt lebe, mit der akzeptierten tatsache, das ich eines tages dieses universum verlassen muß.
wann, das ist mir so ziemlich egal, hauptsache ich muß nicht leiden und habe bis zu diesem zeitpunkt ge/erlebt.

und wie davvero so wunderbar treffend schrieb....

ZITAT
Aber selbst wenn es dann so kommen sollte. Ist am Ende unseres Lebens wirklich entscheidend, wie lang es war? Ist es nicht viel wichtiger, welche Qualität es hatte?


Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 14.Feb.2009 - 12:00
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shark
Beitrag 15.Feb.2009 - 17:06
Beitrag #35


Strösenschusselhai
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ZITAT(schneeland @ 14.Feb.2009 - 11:05) *
ZITAT(shark @ 14.Feb.2009 - 00:32) *
Das ist so anstrengend und ich komme einfach nicht raus aus dieser Angst. Und frage mich, ob das überhaupt geht....


Liebe shark,

ich denke eine wichtige Frage ist auch der Umgang mit der eigenen Todesangst. Was bedeutet es für mich, wenn ich sterbe? Wie gehe ich mit dem Thema Tod (und zwar meinem eigenen) um? Ich habe beim lesen das Gefühl, dass ganz viel Deiner Lebensenergie momentan (verständlicherweise) eher in die Richtung geht: Wie kann ich mein Leben möglichst verlängern? Unabhängig von allen speziellen Erfahrungen und Vorkommnissen in Deinem Leben kommt der Tod so oder so und manchmal kann es auch hilfreich sein, mal in diese Richtung zu gucken. Was bedeutet dass denn für mein Leben wenn ich in jedem Fall sterben muss (und zwar bewusst)? Wie möchte ich es gestalten wenn ich morgen sterbe oder in zwei Wochen oder zwei Jahren? Wo wären die Unterschiede in meiner Einstellung, im Denken, fühlen, handeln wenn ich wüsste: noch zwei Wochen, zwei Jahre, zwanzig Jahre (und das meine ich als ernste nicht rethorische Fragen, denn vermutlich gäbe es ja unterschiede).




Du liegst wohl ganz richtig mit Deiner Einschätzung... Ja, es ist die Angst davor, nicht mehr die Zeit zu haben, mein Leben so zu verändern, wie es mir "gefallen" würde, die Angst vor dem Ende zu einem Zeitpunkt, zu dem ich "gelebt werde" anstatt zu leben. Ich steh jetzt grade am Anfang des Prozesses, den pandora beschrieb: am begreifen, dass ich derzeit im begriff bin,Bmir das, was ich vom Leben (vielleicht, denn es scheint ja klar zu sein, dass ich schon einiges an Glück brauche, um noch zwanzig Jahre zu leben) noch habe, zu vermasseln, indem ich nicht lebe und gestalte, sondern angstvoll harre...
Nur: wie aus diesem "Wissen" ein Wandel werden kann, ist mir nicht klar. Ich zwinge mich derzeit jeden Tag, überhaupt etwas Anderes zu tun als einfach die Stunden verstreichen zu lassen (und habe in jeder Minute das drückende Gefühl, wieder Zeit zu verplempern... kostbare Zeit...).
Aber vielleicht will ich zu schnell zu viel. Wie immer. Etwas erkennen und dann gleich, unmittelbar ändern... doch womöglich muss ich mich damit anfreunden, dass so innere Prozesse eben nicht funktionieren können...
Vielleicht brauche ich, wie davvero schreibt, dafür auch einfach Zeit, muss erst Trauer und Schock überwinden, ehe ich in der Lage bin, weniger Angst und mehr Tatkraft zu spüren... Und nicht mehr zu denken, dass nur ein langes Leben eines ist, auf das man mit Freude zurückblicken kann.

Danke Euch allen für wertvolle Gedankenanstösse.

shark
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kröpi
Beitrag 15.Feb.2009 - 17:26
Beitrag #36


Naschkatze
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Hallo Shark,

Du hast Studien zum Thema Resilienz gemacht? Das finde ich ja total spannend - war dieses WE wieder weg auf Fortbildung, und am Samstag ging es ganz intensiv um das Thema.
Jedenfalls war ein Psycholgie-Professor aus Bad Mergentheim da, der einen sehr schönen Beitrag geliefert hat zum Thema Resilienz, Salutogenese und vor allem auch Krisenbewältigung, Streßresistenz und psychische Elastizität.
Und wenn man das alles in einen großen Sack schmeißt und durchschüttelt, dann kann man hineingreifen und aus der Mischung ein paar ganz brauchbare Brocken heraus nehmen.

Darüber hinaus fand ich den Beitrag von Davvero auch schön: Eine Eintagsfliege ist möglichereise mit ihrem Leben genaus glücklich wie eine Schildkröte, falls Du verstehst, was ich meine.
Wichtig ist doch, daß man das Leben genießen und ausschöpfen kann.

Mein Chef wiederum ist ein großer Fan der Kinesiologie. Außerdem schwärmt er von Paracelsus, der da gesagt haben soll, d. die Energie, die man verwendet, um etwas NICHT zu bekommen, die gleich ist, die man verwendet, um etwas positiv zu beeinflussn. Also wenn ich krampfhaft Angst habe vor einem Infarkt, dann fließt die gleiche Energie, die fließen würde, wenn ich bei Beispiel Infarkt meine Gedanken darauf verwenden würde, mich darauf zu konzentrieren, daran zu glauben, KEINEN zu bekomme.

Wenn Du so große Angst hast zu sterben und Dein gesamtes bisheriges Leben in Frage stellst, dann verwende doch lieber diese Energie darauf, jetzt zu tun, was Dir wirklich wichtig ist und Dein Leben genußvoll zu gestalten. Jetzt hast Du die Chance (Krise=Chance! Im Chinesischen ist es das selbe Schriftzeichen) Dich mit Deiner Lebensgestaltung auszusöhnen.
Das Thema gestern: In Krisensituationen ist es immer leichter, überhaupt etwas zu verändern, weil unglaublich viel Emotionen frei gesetzt werden und Emotionen viel Energie frei setzen. Rein kognitiv kann man keine Veränderungen durchführen. Emotionen können sehr hilfreich sein.

Mein persönliches Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, ist statistisch gesehen auch deutlich erhöht gegenüber der "Normalbevökerung". Aber was heißt das schon? Habe gestern gelernt, d. ein geschiedener Mann über 50 ein noch höheres Risiko hat. Und was sagt uns das jetzt? Was, wenn ich zu den 4% meiner Leidensgenossen gehöre, die trotz aller schlechten Voraussagen doch keinen bekommen? Dann warte ich bis zu meinem 90sten Lebensjahr darauf, mache mir unnötig Sorgen, und kriege nachher einen Infarkt wegen der ganzen Sorgen, die ich mir machte, und nicht wegen meiner Grunderkrankung??

Diese Angst, die dich umtreibt, ist viel ungesünder für Dein Herz, als Dein persönliches Risiko, fürchte ich (Klar, hilft Dir nun auch gerade nicht weiter...)

Jedenfalls bist Du nicht Schuld - denn Du konntest es nicht anders machen. Sonst hättest Du es anders gemacht. Das hört sich jetzt 'n bißchen blöd an, aber ich kann das schlecht besser in Worte fassen. Also versuche ich es mit einem Beispiel: wenn ein Raucher, wissentlich, d. d. es schlecht ist für ihn zu rauchen, es trotzdem nicht lassen kann, dann hat er nicht schuld an seinem Lungenkrebs, seinem Herzinfarkt oder was auch immer, weil seine Persönlichkeitsstruktur es ihm nicht ermöglicht hat, von der Sucht los zu kommen. Und wenn man einfach sagt, er war zu schwach - hätte er es gekonnt, hätte er es getan. Keiner würde sich wissentlich in's Unglück stürzen, wenn er es verhindern kann. Jeder, der am Abgrund entlang läuft, achtet darauf, nicht abzustürzen. Der eine hält einen größeren Sicherheitsabstand der andere klettert direkt am Abgrund entlang, aber auch die persönliche Risikobereitschaft ist eine charakterliche Grundvoraussetzung, an der man höchstens arbeiten kann. (hat das jetzt hier irgendjemand verstanden?)

Es gibt Leute, die suchen immer gern die Schuld bei sich. Hab im 5. Monat meiner ersten Schwangerschaft mein Kind verloren (auch so ein traumatischer Moment, der mir noch lange nach hing) und habe mich monatelang zerfleischt, d. es meine Schuld gewesen sein könnte, d. ich mein Kind irgendwie umgebracht haben könnte, zu viel Streß, falsches Essen, was auch immer. Und weißt Du was? Inzwischen glaube ich, das war einfach Pech. Die Plazenta war nicht in Ordnung. Es gibt für so etwas keine Schuld. Und wenn es der Streß war, der dafür sorgte, d. die Plazenta sich nicht entwickelte, dann war das eben so. Aber das war nicht meine Schuld, denn ich konnte nicht wissen, d. diese Plazenta extrem streßanfällig war.

Vergiß das mit der Schuld. Du solltest Dir für Dein bisheriges Leben verzeihen. Man lebt sein Leben so gut man kann.

Ach Mensch. All diese Worte können Dir wahrscheinlich nicht das vermitteln, was ich Dir gerne mitgeben würde. Würde Dir gerne Achtsamkeit für Dich schicken, oder einen Kursus für Genußtraining... einen "ich-komme-zu-mir-und habe-mich-lieb"-Beruhigungstee...

Paß auf Dich auf,
Kröpi
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davvero
Beitrag 15.Feb.2009 - 17:44
Beitrag #37


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ZITAT(shark @ 15.Feb.2009 - 17:06) *
Ich steh jetzt grade am Anfang des Prozesses, den pandora beschrieb: am begreifen, dass ich derzeit im begriff bin,Bmir das, was ich vom Leben (vielleicht, denn es scheint ja klar zu sein, dass ich schon einiges an Glück brauche, um noch zwanzig Jahre zu leben) noch habe, zu vermasseln, indem ich nicht lebe und gestalte, sondern angstvoll harre...
Nur: wie aus diesem "Wissen" ein Wandel werden kann, ist mir nicht klar.
shark


Ach, weißt Du shark, in meiner Zeit der Trauer habe ich soviel gegrübelt, wie nie zuvor. Nicht nur über den Tod und das Sterben. Nein, einfach über alles!
Und dabei war mir etwas sehr wertvolles abhanden gekommen. Die Leichtigkeit! Und es hat lange gedauert, bis sie wieder ganz da war.
Ich glaube, dass ist ein ganz normaler Prozess. Ich finde, Trauerarbeit ist echte Schwerstarbeit! Und sie braucht Zeit und Raum und vielleicht ist da dann einfach kein Platz für einen Wandel?
Jetzt eben vielleicht nicht. Aber irgendwann wirst Du vielleicht nicht mehr denken, dass Du viel Glück haben müsstest, sondern, dass Du viel Glück haben wirst!

Liebe Grüße
davvero


@pandora (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) Danke! So toll fand ich meinen Beitrag nun nicht, aber es freut mich, dass er Dir gefallen hat! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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kröpi
Beitrag 15.Feb.2009 - 21:43
Beitrag #38


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ZITAT(davvero @ 15.Feb.2009 - 17:44) *
Ach, weißt Du shark, in meiner Zeit der Trauer habe ich soviel gegrübelt, wie nie zuvor. Nicht nur über den Tod und das Sterben. Nein, einfach über alles!
Und dabei war mir etwas sehr wertvolles abhanden gekommen. Die Leichtigkeit! Und es hat lange gedauert, bis sie wieder ganz da war.
Ich glaube, dass ist ein ganz normaler Prozess. Ich finde, Trauerarbeit ist echte Schwerstarbeit! Und sie braucht Zeit und Raum.
Liebe Grüße
davvero


Wie ich das gerade so lese, erinnere ich mich wieder, d. ich mehr als ein halbes Jahr nach dem Verlust meines tot und viel zu früh geborenen Kindes auch nur noch sterbende Bäume gesehen habe, dachte, die Welt geht eh zugrunde und habe nur noch schlimmes gesehen- es gab einfach nichts positives mehr! Habe gedacht, kein Wunder, d. dieses Kind nicht leben wollte. Habe gegrübelt, den Sinn im Leben nicht mehr wirklich sehen können. Nicht nur die Leichtigkeit, alle Fröhlichkeit war mir abhanden gekommen. Du hast recht, davvero. Trauerarbeit ist Schwerstarbeit! Aber sie geht vorbei....
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Isti
Beitrag 16.Feb.2009 - 10:05
Beitrag #39


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ZITAT(shark @ 06.Feb.2009 - 15:24) *
(...) Ich mag Euch fragen, ob Ihr auch einmal im Leben an einem Punkt wart, an dem es ganz existentiell ums "Eingemachte" ging, ob Ihr Euch getraut habt, wie es sich danach angefühlt hat - und wie sich heute das "Vorher" in der Rückschau darstellt.

Bitte, lasst mich teilhaben an Euren Erfahrungen.

Liebe Grüsse
shark


Liebe Shark,

ich habe nicht alle Postings gelesen, darum weiss ich auch nicht, wer was geschrieben hat.

Vor ein paar Jahren bin ich an Brustkrebs erkrankt: Es ging mir tatsächlich ans "Eingemachte". Komischerweise hat mich die Erkrankung und die lange Therapiezeit wenig ausgemacht. Bin sogar sehr mutig und heldeninnenhaft durch die irrsinnige und -witze Zeit.
Womit ich Schwierigkeiten habe und hatte, ist der Weg zurück ins Leben. Die Banalitäten des Alltags bereiteten mir Schwierigkeiten: diese Sinnlosigkeiten. Das Triviale. (Dazu gehört auch die Liebe oder Beziehung.) Das Lachen der Menschen perlte an mir ab. Deren Probleme und Leichtigkeiten konnte ich nicht mehr fassen oder verstehen.
Wenn es ans "Eingemachte" geht, geht das Herz zu und es braucht Jahre bis es wieder berührt werden kann. Im Nachhinein war ich viel zu schnell und alles "war zu früh". Lass` dir Zeit. Ein "toller" Rat, den ich selber nicht beherzigt habe. Aber nochmal würde ich mich nicht mehr zwingen nach dem Vollen zu greifen, mit beiden Händen das Leben zu halten. Zeit würde ich mir geben. Viel mehr Zeit als ich mir zu geben bereit wäre.

Isti
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shark
Beitrag 16.Feb.2009 - 19:05
Beitrag #40


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ZITAT(kröpi @ 15.Feb.2009 - 21:43) *
ZITAT(davvero @ 15.Feb.2009 - 17:44) *
Ach, weißt Du shark, in meiner Zeit der Trauer habe ich soviel gegrübelt, wie nie zuvor. Nicht nur über den Tod und das Sterben. Nein, einfach über alles!
Und dabei war mir etwas sehr wertvolles abhanden gekommen. Die Leichtigkeit! Und es hat lange gedauert, bis sie wieder ganz da war.
Ich glaube, dass ist ein ganz normaler Prozess. Ich finde, Trauerarbeit ist echte Schwerstarbeit! Und sie braucht Zeit und Raum.
Liebe Grüße
davvero


Wie ich das gerade so lese, erinnere ich mich wieder, d. ich mehr als ein halbes Jahr nach dem Verlust meines tot und viel zu früh geborenen Kindes auch nur noch sterbende Bäume gesehen habe, dachte, die Welt geht eh zugrunde und habe nur noch schlimmes gesehen- es gab einfach nichts positives mehr! Habe gedacht, kein Wunder, d. dieses Kind nicht leben wollte. Habe gegrübelt, den Sinn im Leben nicht mehr wirklich sehen können. Nicht nur die Leichtigkeit, alle Fröhlichkeit war mir abhanden gekommen. Du hast recht, davvero. Trauerarbeit ist Schwerstarbeit! Aber sie geht vorbei....


Ja, die Leichtigkeit ist weg... und richtig fröhlich bin ich natürlich auch nie...
Ich hab was Aehnliches erlebt wie Du, kröpi... mein Kind ist damals kurz nach der Geburt gestorben... das ist jetzt schon soo lange her, mehr als mein halbes Leben... Und damals habe ich genau gespürt, dass es OK war. Natürlich war ich traurig und natürlich habe ich bedauert, dass ich die Kleine nicht habe bei mir behalten können. Aber es war dennoch anders: Es mag vielleicht irgendwie herzlos klingen, aber das Kind habe ich ja kaum gekannt, ich hatte so gut wie keine Erinnerung daran, wir haben bis auf die Schwangerschaft nicht zusammen gelebt, es hatte keine Stimme, keine Worte, nur die Ahnung war da von dem, was es (mir) hätte sein können. Jedenfalls habe ich damals ganz anders, weniger schmerzhaft, getrauert.... Als die Kleine gegangen war, habe ich sie eine Weile noch angesehen, habe gespürt, dass das nur ihr Körper war, der da in meinem Arm lag. Und damals konnte ich wirklich annehmen, dass unser gemeinsamer Weg nur kurz war.
Meine Mutter kann ich heute nicht so leicht "gehen lassen" - da ist zuviel, was mich mit ihr und mit dem Leben verbindet...
Und so ist es wohl wirklich "Schwerstarbeit", die ansteht. Und wahrscheinlich sollte ich mich wirklich nicht so überfordern... das liegt mir eben so im Blut... Und es ist schwer, es zu lassen, wie es ist und zu schauen, was kommt.

Liebe Grüsse


shark
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shark
Beitrag 16.Feb.2009 - 19:13
Beitrag #41


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ZITAT(Isti @ 16.Feb.2009 - 10:05) *
Liebe Shark,

ich habe nicht alle Postings gelesen, darum weiss ich auch nicht, wer was geschrieben hat.

Vor ein paar Jahren bin ich an Brustkrebs erkrankt: Es ging mir tatsächlich ans "Eingemachte". Komischerweise hat mich die Erkrankung und die lange Therapiezeit wenig ausgemacht. Bin sogar sehr mutig und heldeninnenhaft durch die irrsinnige und -witze Zeit.
Womit ich Schwierigkeiten habe und hatte, ist der Weg zurück ins Leben. Die Banalitäten des Alltags bereiteten mir Schwierigkeiten: diese Sinnlosigkeiten. Das Triviale. (Dazu gehört auch die Liebe oder Beziehung.) Das Lachen der Menschen perlte an mir ab. Deren Probleme und Leichtigkeiten konnte ich nicht mehr fassen oder verstehen.
Wenn es ans "Eingemachte" geht, geht das Herz zu und es braucht Jahre bis es wieder berührt werden kann. Im Nachhinein war ich viel zu schnell und alles "war zu früh". Lass` dir Zeit. Ein "toller" Rat, den ich selber nicht beherzigt habe. Aber nochmal würde ich mich nicht mehr zwingen nach dem Vollen zu greifen, mit beiden Händen das Leben zu halten. Zeit würde ich mir geben. Viel mehr Zeit als ich mir zu geben bereit wäre.

Isti


Hallo, Isti,

ich bin froh, dass es mir wenigstens erspart bleibt, keine Lebensqualität mehr aus meinen Beziehungen gewinnen zu können... das muss sehr schwer gewesen sein für Dich.
Ich weiss gar nicht, wie es mir gehen würde, wenn ich NICHT Hilfe und Unterstützung durch meine Freundschaften und durch meine Partnerschaft hätte... ich stell mir das ganz furchtbar vor.

Aber ich kenne das auch: da reden Menschen über absolut Unwichtiges, da scheint eine Sonne vom Himmel, als wenn nix wäre, da lachen Leute und planen und haben Spass - und mir bleibt das Lachen im Hals stecken, meine Verabredungen kann ich nur mit Mühe einhalten und finde auch so recht kein Gesprächsthema... Zum Glück haben meine "Leute" Geduld mit mir und lassen sich immer auch ein auf mein Schweigen und meine Traurigkeit.

Soviel ich auch von mir selbst erwarte - meine FreundInnen und meine Familie erwarten nur eines: dass ich mir Zeit lasse. Mit allem.

Während ich das schreibe, fühle ich mich unendlich dankbar für dieses Geschenk.


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 16.Feb.2009 - 19:14
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sophialein
Beitrag 16.Feb.2009 - 19:42
Beitrag #42


Gut durch
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@shark: Trauern ist Schwerstarbeit - im wahrsten Sinne des Wortes schwere Arbeit - physisch und psychisch. Und ja, es ist ein Geschenk, dass dein Umfeld dir Zeit läßt. Ich wünsche dir von Herzen, dass auch du dir Zeit gibst, Zeit und Ruhe für deine Trauer. Jeder Tag ist es wert ge-lebt und er-lebt zu werden. Ich habe gelernt in den letzten Monaten, dass im Leben Quantität keine Rolle spielt - es ist die Qualität jeder Minute, die das Leben lebens- und liebenswert macht.

LG Sophialein
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Isti
Beitrag 17.Feb.2009 - 08:06
Beitrag #43


Geschirrspülerin
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ZITAT(shark @ 16.Feb.2009 - 19:13) *
(...) ich bin froh, dass es mir wenigstens erspart bleibt, keine Lebensqualität mehr aus meinen Beziehungen gewinnen zu können... das muss sehr schwer gewesen sein für Dich.
Ich weiss gar nicht, wie es mir gehen würde, wenn ich NICHT Hilfe und Unterstützung durch meine Freundschaften und durch meine Partnerschaft hätte... ich stell mir das ganz furchtbar vor. (...)


Darf ich dich darauf aufmerksam machen, liebe Shark, dass ich dich trösten wollte. (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif)

Von meinen Freundinnen habe und hatte ich die volle Unterstützung. Das habe ich nicht gemeint. Was ich versucht habe zu sagen, ist, dass das Innenleben mit dem was äusserlich sichtbar ist, nicht überein stimmt.
Erst in der Nachschau habe ich gemerkt, dass ich wie in Watte gepackt oder wie in einem Glashaus gelebt habe. Und ich spreche von Jahren! Und immer noch teilweise. Trotz der äusseren Aktivität war ich innerlich wie Tod. Nicht berührbar. "Das Herz hat aufgehört zu schlagen."

So wie ich das Thema auch verstanden habe, ohne momentan auf deine persönliche Betroffenheit einzugehen, ist, was passiert in der Nachschau -und diese Gefühle versuche ich dir mitzuteilen. Und bei mir ist in der Nachschau die Problematik der "Hyperaktivität" übrig geblieben. Zudem der Vergleich von früher und heute. Die Angst niemand zu sein, wenn man sich nicht mehr auf alte Charkterzüge verlassen kann. Nicht mehr am Leben voll teilnehmen zu können. Erschöpfung und Müdigkeit. Also über die eigne Kraft gehen. Entscheidungen zu treffen, die viel zu früh sind und waren. Sich kennenzulernen von einer Seite, die man nie von sich erwartet hätte. Und das alles habe ich mit Aktivität zu gedeckt.
Jede hat sicher eine andere Methode, Veränderungen, die auf einen einhageln anzugehen. Bei mir war es die "Hyperaktivität". Sollte es mir mal wieder ans Eingemachte gehen, was ich auch erwarte, weil es zum Leben nun mal gehört, dann würde ich mit aller Kraft versuchen gelassen zu bleiben. Ganz ruhig liegen zu bleiben, vorsichtig aufstehen und bedächtig einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Aufstehen, fallen und zwischen durch tanzen.

Isti
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shark
Beitrag 17.Feb.2009 - 11:58
Beitrag #44


Strösenschusselhai
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Jetzt habe ich Dich besser verstanden. Mich hatte vewirrt, dass Du gleich zu den "Nichtigkeiten" und "Banalitäten" auch die Beziehung in Klammern angefügt hattest - deshalb dachte ich, Du meintest, auch diese seien "nichtig" und "banal" gewesen für Dich zu jener Zeit.

Ich kenne das gut, dass ich überaktiv werde anstatt in mich zu gehen. Gerade dann eben, WENN es elementar, zukunftsweisend wird. Ist wohl so ein Mechanismus, der mich nur vorgeblich schützt vor dem Grauen des Erkennens.

Aber derzeit versuche ich eben genau NICHT so zu handeln. Und das fühlt sich schwierig an. Gleichzeitig aber deutlich als Chance, MICH zu finden in dem Durcheinander.

Liebe Grüsse


shark
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Bilana
Beitrag 17.Feb.2009 - 12:22
Beitrag #45


Capparis spinosa
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Liebe shark,
liebe Frauen,

ich lese gerne auch in diesem Thread. Er hilft mir ein bisschen den Kopf oben zu halten, obwohl es zur Zeit sehr schwer ist für mich.

Zum eigentlich Themen will ich sagen, ja ich habe das schon einmal erlebt, das ich nach einem gravierenden Ereignis (es hat sich wohl buchstäblich in meine Seele graviert), als ich begann zu begreifen, mich nochmal neu kennen gelernt habe oder vielleicht überhaupt mal kennen gelernt habe.
Mein berufliches Ziel hat sich dadurch verändert und eigentlich meine ganze Lebensplanung. Das war unter anderem der Grund, warum ich mich immer intensiver um meine Großmutter gekümmert habe und vor einem Jahr eben auch die Verantwortung der Betreuung übernommen habe.
Obwohl ich es innerlich wohl schon spührte hat es mich ziemlich viel Zeit und mut gekostet, das vor mir slebst so zu sagen wie sich meine Lebensziele und meine Vorstellung von einem „glücklichen Leben“ verändert hat.
Das vorher war nicht falsch, es hat genau zu dem Ich gepasst, das ich kannte. Aber in meinem Fall kannte ich eben nur einen Teil davon. Es fällt mir noch immer nicht leicht, aber ich spühre selbst jetzt, wo es mir nicht gut geht, das es richtig und stimmig ist meine Lebensziele verändert zu haben und von den alten Zielen abschied genommen zu haben. Ich spühre das es richtig ist, weil ich im Normalfall irgendwie glücklicher bin, mehr im Hier und Jetzt leben kann, präsenter sein kann und weniger ängstlich in die Zukunft sehe, obwohl zumindest meine berufliche Zukunft eigentlich wirklich unsicherer geworden ist.
Ich will nicht unterschlagen, dass es ein harter und auch langer Weg war. Aber einer, der sich gelohnt hat.

Und daraus schöpfe ich jetzt Kraft für mich. Ich weiß, dass es menschenmöglich ist so eine Situation durchzustehen und sich neu zu orientieren. Und wenn du Zähigkeit hast, shark, dann ist es die beste Voraussetzung.
Und es ist gut hier zu lesen und zu erfahren wie viele Frauen es schon geschafft haben.

Wieder die Augen aufmachen und sehen, dass die eigenen Leute mit ihrem Lachen und ihren vermeintlich banalen Gesprächen eben nicht egal sind, sondern genau der Halt und die Normalität, die man braucht.

Und der glitzerne Schnee in der Sonne und ein gutes Essen und die eigene Gesundheit, die eigenen Leute, das ist nicht alles egal, es sind die Schätze, die schon da sind, einfach so, kostenlos.
Ich weiß klingt etwas pathetisch, aber es ist doch so, oder?
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shark
Beitrag 17.Feb.2009 - 12:29
Beitrag #46


Strösenschusselhai
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Ja. Es ist so. Danke, Bilana. (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)
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Isti
Beitrag 18.Feb.2009 - 09:47
Beitrag #47


Geschirrspülerin
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ZITAT(shark @ 17.Feb.2009 - 11:58) *
(...) Aber derzeit versuche ich eben genau NICHT so zu handeln. Und das fühlt sich schwierig an. (...)

Das fühlt sich nicht nur schwierig an, liebe Shark, es ist in meiner Nachschau, das Schwierigste überhaupt gewesen. Das was am meisten Kraft gekostet hat.

ZITAT(shark @ 17.Feb.2009 - 11:58) *
(...) Gleichzeitig aber deutlich als Chance, MICH zu finden in dem Durcheinander.

In der Nachschau fühlte sich bei mir dieser Weg an wie ein Hund der seinen Schwanz jagt.

Auch wenn dieses Posting vielleicht ohne Mitgefühl wirkt, beinhaltet es eine Menge Trost. Auch du, liebe Shark, wirst eines Tages für einen Menschen, den du vielleicht noch nie gesehen hast, aus deinem Herzen eine Nachschau schreiben. Vielleicht werden deine Zeilen sogar für mich sein, ich hoffe es nicht, aber wer weiss schon wie das Leben seine Kreise dreht.
Und sollten deine Worte tatsächlich mich treffen, werde ich ganz leise schmunzeln, weil ich mich daran erinnern werde, so elend, schrecklich und hoffnungslos ich mich auch momentan fühle, dass es eines Tages auch für mich wieder eine Nachschau geben werden wird.

Isti



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Hortensie
Beitrag 21.Feb.2009 - 22:57
Beitrag #48


"Jeck op Sticker"
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es ist wahrscheinlich schwer zu verstehen, aber ich glaube es ist für unser leben wichtig, dass wir an "wendepunkte" kommen, wo wir die möglichkeit erhalten bzw. die chance haben innezuhalten und zu überlegen, ist das mein leben? mache ich das, was mich glücklich macht? was wäre wenn mich eine diagnose ereilt, die mich zwingt, mich damit abzufinden, dass die endlichkeit näher gerückt ist?
wahrscheinlich erschreckt uns das nur dann am meisten, wenn wir insgesamt am wenigsten zufrieden sind mit unserem leben. aberwie auch immer, wir haben nur dieses eine leben und unendliche möglichkeiten dies zu leben. auch die rahmenbedingungen verändern sich beständig, so dass eine biklanz auch mal so ausfallen kann, dass man nochmal im beruf, im privatleben ganz von vorne anfängt.
wie sagte Paul Virilio noch so treffend: "Das Ende der Beschleunigung ist der Stillstand."
aber nur im stillstand kann man bilanzieren, innehalten schauen, aber stillstand heißt ja nicht, dass es nicht weitergeht.

ich weiss nicht, wie oft ich mir schon vorgenommen habe, heute so zu leben, dass ich morgen sterben könnte. es gelingt mir nicht. mein wunsch war und ist, sowenig wie möglich "unerledigt" "offen" zu haben, aber es gibt dinge, die müssen zeitweilig ungeklärt sein, weil es zeit braucht, sie zu klären.

man kann auch das gegenüber nicht auf antwort drängen, aber man aknn innehalten, in sich hineinhören, was will ich,was tut mir gut, womit bin ich zufrieden. und man kann sich immer wieder die erlaubnis geben, abzuwarten, sich selber zum maßstab zu machen, nicht alles schaffen zu müssen, nicht perfekt sein zu müssen. und man kann sich verzeihen.
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shark
Beitrag 22.Feb.2009 - 12:57
Beitrag #49


Strösenschusselhai
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ZITAT(Isti @ 18.Feb.2009 - 09:47) *
Auch wenn dieses Posting vielleicht ohne Mitgefühl wirkt, beinhaltet es eine Menge Trost. Auch du, liebe Shark, wirst eines Tages für einen Menschen, den du vielleicht noch nie gesehen hast, aus deinem Herzen eine Nachschau schreiben. Vielleicht werden deine Zeilen sogar für mich sein, ich hoffe es nicht, aber wer weiss schon wie das Leben seine Kreise dreht.
Und sollten deine Worte tatsächlich mich treffen, werde ich ganz leise schmunzeln, weil ich mich daran erinnern werde, so elend, schrecklich und hoffnungslos ich mich auch momentan fühle, dass es eines Tages auch für mich wieder eine Nachschau geben werden wird.

Isti


Dein Posting klingt nicht "ohne Mitgefühl", im Gegenteil.
Und ich spüre gerade, so elend ich mich fühle, eine gewisse Spannung in mir aufkommen in Bezug auf das Abenteuer der "Rückschau" in ein paar Jahren.

Danke, Isti. (IMG:style_emoticons/default/bluemele.gif)


shark

ZITAT(pantoffelheld @ 21.Feb.2009 - 22:57) *
man kann auch das gegenüber nicht auf antwort drängen, aber man aknn innehalten, in sich hineinhören, was will ich,was tut mir gut, womit bin ich zufrieden. und man kann sich immer wieder die erlaubnis geben, abzuwarten, sich selber zum maßstab zu machen, nicht alles schaffen zu müssen, nicht perfekt sein zu müssen. und man kann sich verzeihen.


Ich bemühe mich darum.
danke, pantoffelheld.(IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 22.Feb.2009 - 12:55
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Mausi
Beitrag 22.Feb.2009 - 14:26
Beitrag #50


Mama Maus
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Ich möchte noch kurz zu dem Thema "Jeden Tag leben, als wäre es der Letzte" schreiben.
Nach meiner Erkrankung & der rasenden Beschleunigung vieler innerlicher Vorgänge & ner Menge Veränderung & Erkenntnissen, war ich der Meinung, das Leben voll auskosten zu müssen.
In der Pubertät tut man das auch so, aber bei mir wars dann nochmal ein Tick anders.
Ich war 1 Jahr aus dem Alltag draussen & natürlich wollte ich alles aufsaugen, was in meinem "Neuen" alten Alltag war, aber ich war so unglaublich froh, wieder eine Schule besuchen zu dürfen.
War so unglaublich froh, wieder "das normale Geschäft" erledigen zu können, weil es mir so wichtig war.
In meinem Privatleben wollte ich leben, mir von niemandem mehr etwas sagen lassen, außer denen, die mir wirklich in den schwersten Stunden beiseite standen & meinen Freunden, die mich aber erst danach kennenlernten, z.T..
Lenkbar war ich damals glaub nicht & meine eigenen Regeln stellte ich auch auf. (Hört sich nun schlimmer an als ich bin, aber ich setzte mir da auch selbst Grenzen um mir treu zu bleiben - nur noch so eingeworfen - wobei die damals nochmal anders aussahen als heute (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) )

Was ich sagen will, es ist schwierig auf Dauer auf Hochform zu laufen. Bei mir war es irgendwann nicht mehr möglich, die Angst vor einem Rückfall suchte mich dermaßen heim, dass ich im Unterricht weinend raus lief, einen Walkman (ja - das waren die Dinger mit Kassetten, damit man die unterwegs hören konnte (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) immer bei mir, um mich zurück zu ziehen, spielte nach außen vor, was innen nicht wirklich stabil war - aber es außen wirkte.
edit: Ich bekam Nesselsucht, bei jeder kleinsten (!) Aufregung, war 1 Mal die Woche beim Hausarzt, weil ich irgendwas missdeutete, bis er eine richtige Vermutung anstellte & ich nicht mehr kam (im Privaten wars auch nicht gerade das Beste & er fragte mich danach - und somit ging ich nicht mehr hin - er hatte ja recht, aber ich sah das damals nicht -dachte es liegt an meiner Grunderkrankung).
Und dann kamen die Verdachte auf Rückfälle -2 Mal - innerhalb von 3 Monaten war 2 Wochen lang nicht klar, ob ich wirklich im Alltag bleiben könnte, nachdem ich versuchte 1 Jahr zu leben.
Irgendwie schaffte ich es danach, wie - kann ich heute nicht mehr sagen. Aber die Angst saß tief, 10 Jahre lang - jeder Schmerz, der dem damaligen glich, holte alte Ängte hoch. Und ich lebte - zumindest das nächste Jahr wieder auf höchstem Level, veränderte mein Leben sehr, soweit es mir möglich war & lernte jmd. kennen, der mich bremste - (allerdings tat er das eher aus egoistischen Motiven (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ).

Das Tempo kann kein Mensch auf Dauer leben, wenn es nicht aufhört. Kein Mensch kann auf Dauer leben, als wäre es der letzte Tag. Die Ruhe & der Alltag geben auch Kraft, und ein auf "höchstlevel" leben ist eben nicht für immer gedacht.
Ich denke das Wichtigste ist sich treu bleiben können, ob man den Tag nun vergehen lässt oder ihn vollkommen auskostet & eben die kleinsten Sachen wahr nimmt, den Geruch der Luft, den Sonnenaufgang/-untergang, das Da sein von Freunden /Familie.

Ich kann das garnicht mehr, jeden Tag erleben, als ob es der Letzte wäre - ich wäre so schnell so kaputt, dass ich den Alltag nicht mehr leben könnte.
Was aber mein Ziel ist, so zu leben, dass ich nichts bereuen muss & sagen könnte, so im Großen & Ganzen wäre ich zufrieden, würde ich gehen müssen.
Aber die Pausen sind wichtig - um inne halten zu können, um überprüfen zu können, ob man mit dem, was man tut glücklich ist & um Wege ändern zu können oder (mit voller Inbrunst) weiter beschreiben zu können.

Ich hoffe, ich konnte annähernd ausdrücken, was ich sagen will & war nicht am Thema vorbei!

Liebe Grüsse
Mausi

Der Beitrag wurde von Mausi bearbeitet: 22.Feb.2009 - 14:36
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shark
Beitrag 22.Feb.2009 - 16:23
Beitrag #51


Strösenschusselhai
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Liebe Mausi,

ich versteh gut, was Du sagen willst und finde auch, dass es gut ins Thema passt.

Ich versteh "jeden Tag wie den letzten leben" auch eher so, dass alles, was man tut und lässt (das Grosse und das ganz Kleine) einfach zu einer passen muss, jetzt grade stimmen soll; also das, was Du mit "sich treu bleiben" beschreibst.

Immer auf Hochtouren (nach dem Motto: "Heute könnte der letzte Tag meines Lebens sein, deshalb muss ich unbedingt noch mit einem Hubschrauber fliegen und meiner besten Freundin ein Gedicht schreiben und hinterher versuchen, die Telefonnummer von Alice Schwarzer herauszubekommen um einen (letzten) Artikel zum Thema Feminismus für die Nachwelt und die EMMA schreiben und....und...") zu laufen - das hält kein Mensch durch. Und ich glaube, dass mir so auch die wunderbaren kleinen, aber unspektakulären Dinge völlig durch die Lappen gingen. Und die machen so in der Summe doch auch aus, woran man sich später (und vielleicht am "echten" Lebensende) gerne erinnert, die viel bedeuten.

Ich möchte in Zukunft einfach gerne "echt" leben - so, wie ich wirklich bin. Und das nicht nur spüren und unter Druck dann doch wieder was Anderes tun, sondern mich nicht mehr verbiegen und so sein, wie ich mich fühle. Damit meine ich nicht, jedem "Seelenpups" nachzugehen - das wär auch wieder extrem - sondern ich meine so etwas wie "inneren Frieden" finden in dem, was meine persönlichen Möglichkeiten sind und so leben, dass ich "Ja" sagen kann zu mir und meinen Lebensumständen (auch wenn die mal widrig sind).

und ich hoffe, dass mir das gelingen wird.

Liebe Grüsse


shark
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Piet777
Beitrag 26.Feb.2009 - 21:34
Beitrag #52


Suppenköchin
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Erstmal vorab, das tut mir sehr Leid für dich. Ich wünsche dir viel Karft für deinen weiteren Weg.

Radikal verändert habe ich mich, als sich meine Eltern getrennt hatten, ich musste aufeinmal mehr Aufgaben erledigen als zuvor, z.b. Hunde füttern, einmal in der Woche Essen machen, jeden zweiten Tag sauber machen.
Es war eine Umstellung, Dinge die vorher unsere Mutter erledigt hatte, mussten nun meine Schwester und ich machen. Der ganze Zeitplan musste umgestellt werden, man wurde innerhalb von zwei Tagen ein ganzes Stück noch erwachsener.
Das war schon eine rapide Umstellung, auch dass unsere Ma aufeinmal weg war, für mich war es nicht so hart, da ich eh noch nie mich so gut mit meiner Mutter verstanden hatte und immer schon ein besseres Verhältnis zu meinem Vater hatte, aber es trotzdem irgendwie komische Situation gewesen damals.
Das alles liegt nun auch schon fast vier Jahre zurück, aus heutiger Sicht denke ich, ist es gut, wie es alles gekommen ist.
Ich wurde nicht mehr eingeängt, konnte endlich das tun, was ich wollte und das fing bei grundlegenden Sachen an, wie z.b. für die Schule zu lernen in meinem Rygthmus. Ich habe nichts mehr vorgeschrieben bekommen und hatte vor zwei Jahren sogar den Mut mich vor der Familie zu outen und ich denke, wenn mein Pa mit Ma zusammen geblieben wäre, hätte ich den Mut nicht gehabt. *es war auch mit meinem Pa nicht einfach und er brauchte Zeit um es zu akzeptieren, hin und wieder geraten wir auch aneinander, aber es hat sich alles gut eingespielt eigentlich. Auch gerade wo er nun eine neue Freundin hat, ist ihm irgendwie eh mehr oder weniger egal, was ich tue. Er lässt mich los und das muss er auch, ich werde dieses Jahr 18 Jahre und beginne Ausbildung*.
Also ich denke, es war ein wichtiger, wenn auch mit Umstellungen und Veränderungen verbundener Lebensabschnitt.

Es gibt noch ein, zwei Beispiele, aber die alle aufzuschreiben...das würde den Rahmen sprengen. Aber denke, ihr konntet troztdem einen Einblick in meine Erfahrung zu dem Thema gewinnen.

Der Beitrag wurde von Piet777 bearbeitet: 26.Feb.2009 - 21:37
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shark
Beitrag 26.Feb.2009 - 21:48
Beitrag #53


Strösenschusselhai
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ZITAT(Piet777 @ 26.Feb.2009 - 21:34) *
Radikal verändert habe ich mich, als sich meine Eltern getrennt hatten


Danke für Deine Schilderung, Piet77.

Und Du erinnerst mich damit an eine Situation, die mein Leben (vor so vielen Jahren, dass ich es im Alltag gar nicht mehr als relevenat ansehe) ebenfalls stark verändert hatte. Und ich bemerke, wie sehr mich das damals doch geprägt hat. Nur weil etwas lange her ist, wird es ja nicht bedeutungslos. Danke für den Hinweis darauf.

Auch meine Eltern liessen sich scheiden (mehr als 26 Jahre ist das her); ich blieb bei meinem Vater (nicht freiwillig, aber das würde auch zu weit führen zu erklären, weshalb das so kam). Und wie Du hatte ich plötzlich eine Menge Aufgaben, die mich anfangs völlig überforderten. Ich war für alle unsere Tiere (mehrere Hunde, viele Katzen, Pferde usw.) allein zuständig, dazu kam der Haushalt (mit dem ich früher absolut nichts zu tun gehabt hatte). Wie die Waschmaschine zu bedienen war: ich wusste es nicht. Ein Schnitzel braten? Keine Ahnung, wie. Bügeln: Mhm... nie vorher hatte ich ein Bügeleisen in der Hand gehabt. Dazu wie immer Schule, meine kleine Schwester und mein Vater, der absolut unbrauchbar war als Hilfestellung in dieser radikal veränderten Lage - im Gegenteil: er hat alles erst richtig schlimm gemacht...

Ich lernte schnell den neuen Alltag zu bewältigen (einzig die Schule bleib auf der Strecke und ich deshalb sitzen). Schwierig war die emotionale Seite, denn die Trennung und Scheidung meiner Eltern brachte uns Kindern nichts Gutes. Wir waren beim falschen Elternteil gestrandet...

Heute denke ich, dass ich viel gelernt habe in jener Zeit: leider aber vor allem das Gefühl, dass es ohne mich nicht geht. Dass immer ich zuerst "schuldig" und damit verantwortlich bin - und dass ich dafür zuständig bin, dass es allen anderen Menschen um mich herum einigermassen gut geht, nichts "Schlimmes" hereinbricht und dass ich keine eigenen Bedürfnisse zu haben habe...

Jetzt gerade lerne ich wieder, und das gestaltet sich viel schwieriger als es damals war, "Haushalt zu lernen", und die Aufgabe erdrückt mich fast, wieder zurückzufinden zu so etwas wie (wenigstens phasenweiser) Unbeschwertheit, Zutrauen in Prozesse, Vertrauen in Andere und dem Gefühl, wichtig zu sein.

Damals hab ich das "verloren" - heute muss ich es wiederfinden.
Merkwürdig, wie der Kreis sich schliesst...


Danke, piet77, fürs Erinnern.

shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 26.Feb.2009 - 21:50
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Piet777
Beitrag 28.Feb.2009 - 11:26
Beitrag #54


Suppenköchin
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shark: Ja, das kommt mir bekannt vor. Aber wie gesagt, ich muss zwar meine Aufgaben hier erledigen, aber ich werde auch immer mehr losgelassen.
Mein Vater will mich nicht krampfhaft hier behalten. Er meinte, wenn ich ausziehen will, ob nun in einem oder zwei Jahren, dann kann ich das tun, bin aber auch jeder Zeit zu hause wieder willkommen.
Er meinte, dass es natürlich dann in Bezug auf die Aufgaben Änderungen für ihngäbe, da die ich dann ja nicht mehr erledige, das gleiche wäre dann ja auch, wenn meine Schwester aussieht- aber das alles weiß mein Pa und er meinte, wenn es dann soweit ist, wird er das alles schon hinbekommen mit seiner Freundin und evtl einer Haushaltshilfe...Er meinte, es wird auch alles gehen, wenn wir dann ausgezogen sind.

Das Familienleben ist harmonischer geworden, vieles wird entspannter gesehen. Natürlich geraten wir alle auch mal aneinander und Streiten uns etwas, aber es sind Ausnahmen und dann eher Kleinigkeiten. Man rauft sich immer wieder schnell zusammen.
Ich denke, wie gesagt, dass alles gut ist, so wie es gekommen ist. Es war ein wichtiger und bedeutener Lebensabschnitt.
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Tiefenrausch
Beitrag 13.Mar.2009 - 18:04
Beitrag #55


Salzstreuerin
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Liebe shark!

Danke, dass Du Dich mit Deinem herzensschweren Kummer zeigst.
Ich habe immer wieder an Dich gedacht, gerade dann, wenn Du Dich herzlich bei anderen Threads eingebracht hast. Viel kann ich gar nicht "sagen". Nur soviel: Deine Signaturäußerung berührt mich.
""Geh her, setz di hi..." sagte meine Mutter immer - und der angebotene Stuhl und der heisse Kaffee in der Tasse, die sie mir reichte, waren die feste Zusage liebevoller Aufmerksamkeit. Danke, Mami."
Es klingt platt, aber meine Gedanken waren im Nachfühlen - dass Du das nicht mehr haben wirst - und - dass es Dir niemand und nichts nehmen kann. Leider werde ich so etwas nicht schreiben können, deshalb hat diese Aussage eine ganz besondere Qualität für mich.
Wenn es für Dich in Ordnung ist, dann fühle Dich vorsichtig von mir gedrückt.

Liebe Grüße von
Tiefenrausch
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shark
Beitrag 13.Mar.2009 - 18:30
Beitrag #56


Strösenschusselhai
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Danke, Tiefenrausch.

Und Du hast Recht: ich hatte etwas, was ich heute schwer vermisse und was mich mich oft furchtbar allein fühlen lässt - doch zumindest hatte ich es. Und ich werde nie diese besondere Geborgenheit vergessen, die ich jedesmal empfand.

Voller Mitgefühl für Dein "Vermissen ohne zu kennen" drücke ich gerne vorsichtig zurück.

shark
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Mondstern
Beitrag 15.Mar.2009 - 22:30
Beitrag #57


Großer Hund
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Liebe shark,

auch wenn ich inzwischen spät dran bin, auf Deinen Thread zu antworten, weil ich erst heute Abend darauf gestoßen bin, geht mir von Anfang an ein Satz durch den Kopf, den ich Dir gerne mitgeben möchte.

Als ich vor eineinhalb Jahren an einem Scheidepunkt meines Lebens stand (der durch keine Tragödie ausgelöst wurde, sondern "nur" durch das Nicht-mehr-so-weitermachen-können im bisherigen Leben), begegnete mir eines Tages in einem kleinen Buchladen eine Postkarte, auf der in roter Schrift auf blauem Grund die Worte "Wenn nicht jetzt, wann dann" standen. Ohne Fragezeichen. Ich kaufte die Postkarte und legte sie an einen Ort, an dem ich sie täglich sah. Wann immer ich Angst vor mir selbst und meinen Träumen bekam, sagte ich diesen Satz wie ein Mantra vor mich hin. Wenn nicht jetzt, wann dann.

Vielleicht hilft er Dir ein wenig, auf dem Weg, immer den Augenblick zu leben.


Mondstern.
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shark
Beitrag 16.Mar.2009 - 09:41
Beitrag #58


Strösenschusselhai
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Danke, Mondstern. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Das ist ein gutes Mantra.

Gruss


shark
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_Eva_
Beitrag 25.Mar.2009 - 20:41
Beitrag #59


Naschkatze
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Liebe shark,
ein langer thread, es haben schon viele liebevolle, gute antworten gefunden. ich moechte trotzdem noch etwas schreiben.

wovon du erzaehlst erinnert mich an meine mutter. sie ist an einem aehnlichen punkt, in einer aehnlichen krise, spuehrt eine aehnliche angst.
und es erinnert mich – an mich.
ich war vor kurzem zu hause und meine mutter und ich haben uns ausgetauscht ueber die dinge, die auch hier in deinem threat angesprochen wurden. wir haben gemeinsam bemerkt: die entwicklung, vor der wir beide stehen, ist etwas zwingendes, das nicht nach der zeit fragt. es geht nicht darum, etwas zu ende zu bringen, sondern einen weg zu gehen. was dabei hilft, ist zu erkennen, was gleich bleibt (wie melody schon angesprochen hat) - neben allem, das man tun, veraendern, auf den weg bringen muss, gibt es eine konstante: da – sein. unser Sein ist der stille mittelpunkt, um den sich unsere ziele, motivationen, ereignisse drehen und weden koennen - er bleibt gleich.

am anfang deines threads hast du gefragt, wie man optimismus lernen kann. ich hab nur eine ziemlich abstrakte antwort: man wird optimistisch indem man gelassenheit lernt. gelassenheit im sinne von “liebevoller distanz”. das ist auch eine form von einfach da sein (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) .

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Lemongras
Beitrag 09.Apr.2009 - 13:15
Beitrag #60


~ no title ~
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Liebe shark.
Ich habe bisher interessiert in diesem Thread mitgelesen, aber selbst noch nichts dazu geschrieben.
ZITAT(shark @ 06.Feb.2009 - 16:24) *
[...]Ich mag Euch fragen, ob Ihr auch einmal im Leben an einem Punkt wart, an dem es ganz existentiell ums "Eingemachte" ging, ob Ihr Euch getraut habt, wie es sich danach angefühlt hat - und wie sich heute das "Vorher" in der Rückschau darstellt.[...]

In den letzten Jahren gab es bei mir mindestens zwei Ereignisse, die für mich sehr existentiell waren.
Das eine Ereignis ist meine Erkrankung, bei der ich Entscheidungen getroffen habe, die ich sicherlich nicht getroffen hätte, wenn ich nicht krank geworden wäre. Das andere Ereignis war auch existentiell, es hat familiär viel verändert, aber daraus resultierte für mich keine Entscheidung - auch wenn jetzt alles anders ist.
Was das erste Ereignis angeht,...nun, das begleitet mich bis heute. Es berührt wirklich sehr viele Bereiche meines "ursprünglichen" Lebens und so muss ich heute, nach vielen Jahren Leid, sagen, dass ich inzwischen schon besser damit umgehen kann, aber dass es noch immer Tage gibt, an denen ich in die Vergangenheit schaue und traurig werde.
Ich sage: was passiert, passiert. Und das was passiert, passiert nicht "ohne Grund". Wäre ich nicht krank geworden, wäre ich beruflich einen anderen Weg gegangen. Zwar fühlte es sich damals schon etwas "ungemütlich" an, aber das war ein Weg, auf den ich all die Jahre hingearbeitet habe und was eigentlich eine logische Schlussfogerung meines bisherigen Lebens(laufes) gewesen wäre.
Damit war ganz ganz viel verbunden.
Ich musste Entscheidungen treffen und ganz ganz ganz viele Menschen hinter mir lassen, Träume und Ziele aufgeben. Und da mein Leben ganz viel lebendig war und mein Engagement so vielfältig und bundesweit, dann war das nicht ganz einfach für mich, das alles aufzugeben.

Heute - rückblickend betrachtet - hat mich die Entscheidung in einen Beruf gebracht, den ich schön finde und wo ich mich wohlfühle. Ich wäre nie da, wenn ich mich damals nicht gegen den anderen Weg entschieden hätte.
Auf der einen Seite bin ich darüber glücklich - auf der anderen Seite ist es überschattet durch meine wieder schlechter gewordene gesundheitliche Situation und dass ich nicht die erforderliche Kraft für mein Tun (und noch viel mehr,... doch das ist ein anderes Feld) habe.
Und dann kommt, wenn ich nicht auf mich aufpasse, eine Spirale... das geht ganz von selbst, ausgelöst durch eine Erinnerung, eine Begegnung, eine Fernsehsendung, ein Buch... und dann gehts gedanklich abwärts und meine Gedanken kreisen um die Frage "was wäre wenn...?"
Inzwischen kann ich innerlich ein Stopp-Schild hochhalten - doch leicht ist dies nicht. Und dank lieber Freundinnen, die dann für mich da sind, gewinne ich Mut und Hoffnung.

Weißt du, wenn existentielle Dinge im Leben passieren, ist zwar vom Gefühl her "nichts mehr wie es vorher war", doch so ganz stimmt das auch nicht. Die Welt um Einen herum dreht sich weiter.

Es ist so vieles mit einem lachenden und einem weinenden Auge verbunden, liebe shark. Das ist das Leben. Es gibt das Gegensätzliche (Freud/Leid, dunkel/hell, Gesundheit/Krankheit, Leben/Tod, Liebe/Hass, Angst/Mut uvvm.), doch zwischen all dem Gegensätzlichen findet das Leben statt. Und aus diesem Leben sollte jeder Mensch für sich selbst das Beste machen. Und damit sind ganz oft Entscheidungen verbunden!!

Du schreibst an einer anderen Stelle, dass du dich nicht mehr "verbiegen" möchtest, Glückwunsch, gute Entscheidung (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif) , doch gestatte mir Folgendes vielleicht zu ergänzen: bleibe beweglich! Gestatte dir z.B. Entwicklung, Veränderung etc., denn das beinhaltet das Leben und gerade dies wird einem oftmals in solchen und vielfältigen Erlebnissen, die bereits geschildert wurden, gewahr. Sei echt, sei dir aber auch darüber im Klaren, dass das wirkliche Leben einem oft Grenzen aufdrückt und man leider nicht wie ein buddhistischer Mönch in unserer Kultur leben kann. (IMG:style_emoticons/default/bye.gif)
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shark
Beitrag 10.Apr.2009 - 09:38
Beitrag #61


Strösenschusselhai
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ZITAT(_Eva_ @ 25.Mar.2009 - 21:41) *
Liebe shark,
ein langer thread, es haben schon viele liebevolle, gute antworten gefunden. ich moechte trotzdem noch etwas schreiben.

wovon du erzaehlst erinnert mich an meine mutter. sie ist an einem aehnlichen punkt, in einer aehnlichen krise, spuehrt eine aehnliche angst.
und es erinnert mich – an mich.
ich war vor kurzem zu hause und meine mutter und ich haben uns ausgetauscht ueber die dinge, die auch hier in deinem threat angesprochen wurden. wir haben gemeinsam bemerkt: die entwicklung, vor der wir beide stehen, ist etwas zwingendes, das nicht nach der zeit fragt. es geht nicht darum, etwas zu ende zu bringen, sondern einen weg zu gehen. was dabei hilft, ist zu erkennen, was gleich bleibt (wie melody schon angesprochen hat) - neben allem, das man tun, veraendern, auf den weg bringen muss, gibt es eine konstante: da – sein. unser Sein ist der stille mittelpunkt, um den sich unsere ziele, motivationen, ereignisse drehen und weden koennen - er bleibt gleich.

am anfang deines threads hast du gefragt, wie man optimismus lernen kann. ich hab nur eine ziemlich abstrakte antwort: man wird optimistisch indem man gelassenheit lernt. gelassenheit im sinne von “liebevoller distanz”. das ist auch eine form von einfach da sein (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) .


Liebe Eva.

Vielen Dank für Deine Gedanken zu "meinem" Thema.

Es fühlt sich gut an, was Du schreibst.... Das Sein als unveränderlicher Mittelpunkt im Sturm der Zeiten...
Und "Liebevolle Distanz", Gelassenheit - ja, das möchte ich gerne entwickeln.

Ich brauche wohl etwas mehr Zutrauen in die Fähigkeit, dies auch erreichen zu können... habe einfach sehr lange anders gelebt, anders empfunden..

"Gelassenheit lernen" ist eines meiner grossen Ziele.
Ich denke, mein Sein wird sich dann anders anfühlen als jetzt, da ich mich trotz des Versuches innerer Einkehr noch immer oft getrieben fühle durch alte Mechanismen.
Das ist eine schöne Perspektive.

Liebe Grüsse


shark


ZITAT(Lemongras @ 09.Apr.2009 - 14:15) *
(...)
Es ist so vieles mit einem lachenden und einem weinenden Auge verbunden, liebe shark. Das ist das Leben. Es gibt das Gegensätzliche (Freud/Leid, dunkel/hell, Gesundheit/Krankheit, Leben/Tod, Liebe/Hass, Angst/Mut uvvm.), doch zwischen all dem Gegensätzlichen findet das Leben statt. Und aus diesem Leben sollte jeder Mensch für sich selbst das Beste machen. Und damit sind ganz oft Entscheidungen verbunden!!

Du schreibst an einer anderen Stelle, dass du dich nicht mehr "verbiegen" möchtest, Glückwunsch, gute Entscheidung (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif) , doch gestatte mir Folgendes vielleicht zu ergänzen: bleibe beweglich! Gestatte dir z.B. Entwicklung, Veränderung etc., denn das beinhaltet das Leben und gerade dies wird einem oftmals in solchen und vielfältigen Erlebnissen, die bereits geschildert wurden, gewahr. Sei echt, sei dir aber auch darüber im Klaren, dass das wirkliche Leben einem oft Grenzen aufdrückt und man leider nicht wie ein buddhistischer Mönch in unserer Kultur leben kann. (IMG:style_emoticons/default/bye.gif)


Zwei ganz wichtige, wie mir es scheint, Punkte habe ich mir erlaubt, aus Deinem Beitrag zu zitieren, liebe Lemongras.

Einmal dieser bodenständige Gedanke, dass sich das Leben eben nun mal abspielt zwischen allen Gegensätzlichkeiten, die ich empfinde.
Und dass in diesem Raum Entscheidungen ihren Platz haben (dürfen und müssen).

Und zum Anderen der Hinweis, bei allem Bestreben, sich nicht zu verbiegen, doch beweglich zu bleiben.

Ich habe viel nachgedacht über das, was Du geschrieben hast und mag Dir danken für die Gedankenanstösse.
Sie sind mir sehr wertvoll.

Liebe Grüsse und einen schönen Tag

shark
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Bilana
Beitrag 17.Apr.2009 - 08:50
Beitrag #62


Capparis spinosa
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Ich fühle mich so hin und her gerissen.
Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben gespürt, das es ganz viele Menschen gibt, die wohlwollend und recht offen sind. Die es gut mit MIR meinen. Die Mitgefühl hatten, auch wenn sie mich eigentlich gar nicht kannten. Freunde und Bekannte, die loyal sind.

Ich habe jetzt das gröbste organisatorische hinter mir. Warte nur noch auf die Testamentseröffnung und hoffe, dass die Erbauseinadersetzung nicht zu unappetitlich wird.

Ich bekomme immer mehr Luft, Energie, Zeit. Und es fällt mir fast schwer etwas damit anzufangen. Fast so als hätte ich Angst etwas damit anzufangen.
In mir drin spüre ich, dass es ein neuer, vielleicht der bisher radikalste Wendepunkt in meinem Leben ist. Es zeichnete sich zwar auch schon vorher ab, aber jetzt spüre ich es ganz deutlich.

Manchmal denke ich: „Ich bin so und so.“ Und im nächsten Moment denke ich: „Stimmt das denn noch? Ist es nicht eher so, das ich früher SO war? Und heute ganz anders?“
Ich bemerke, spüre Fähigkeiten, Kräfte in mir, von denen ich durch Omas Betreuung und Tod schon einiges genutzt habe, aber ich spüre auch, es war erst der Anfang. Da ist noch viel mehr. Ich frage mich, wo kommt das her? War das schon immer in mir?

Ich spüre, dass ich diese innere Veränderung nach außen tragen muss. Es ist mehr als nur: „Ich will versuchen das und das zu ändern.“ Es ist irgendwie etwas radikales, etwas das meine Persönlichkeit betrifft. Meine Lebensziele haben sich geändert. Zuerst dachte ich, es sei vielleicht nur eine Phase, denn wie kann sich etwas verändern, das man 10 Jahre lang gerne und mit Überzeugung verfolgt hat? Aber jetzt merke ich, es ist nicht nur eine Phase, es IST so. Und es fühlt sich merkwürdig richtig an.

Dadurch steht auch beruflich eine Veränderung an. Alle, die wichtig sind, auch die die Veränderung mit tragen müssen, stehen schon hinter mir und sagen: „Ja mach das! Das klingt erfolgversprechend und es passt zu dir. Es entspricht deinem Talent. Geh das Wagnis ein“
Nur ich stehe noch nicht hinter mir, zweifle.

Es geht mir, wie dir shark. Ich weiß nicht woher ich den Mut nehmen soll. Nach dem zu leben, was ich empfinde und was eben doch bis vor nicht all zu langer Zeit ganz anders war.

Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 17.Apr.2009 - 08:51
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Rafaella
Beitrag 17.Apr.2009 - 09:29
Beitrag #63


Freies Vögelchen
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ZITAT(Bilana @ 17.Apr.2009 - 09:50) *
Ich bekomme immer mehr Luft, Energie, Zeit. Und es fällt mir fast schwer etwas damit anzufangen. Fast so als hätte ich Angst etwas damit anzufangen.
In mir drin spüre ich, dass es ein neuer, vielleicht der bisher radikalste Wendepunkt in meinem Leben ist. Es zeichnete sich zwar auch schon vorher ab, aber jetzt spüre ich es ganz deutlich.

Liebe Bilana,das Phänomen kommt mir sehr bekannt vor. Als würde ich selber innerlich etwas ausbremsen. Als wäre da die Angst(?) ganz radikal das Eigene leben zu können. Nicht die Angst vor dem Scheitern, sondern vor dem Erfolg. Warum? Vielleicht, weil es eine neue Facette zu einem alten Selbstbild wäre?

Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 17.Apr.2009 - 09:31
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shark
Beitrag 18.Apr.2009 - 10:14
Beitrag #64


Strösenschusselhai
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Liebe Bilana,

die Tränen stehen mir in den Augen beim Lesen Deines Beitrages...
Du scheinst nämlich wirklich genauso zu empfinden wie ich. Ich finde mich so sehr wieder in Deinem Bericht von den inneren Umwälzungen, den drängenden, nie vorher gestellten Fragen, die schon ohne den Versuch, sie zu beantworten, radikal und tiefgreifend sind.

Ich fühle mich noch imer recht fremd in meinem neuen Leben; manchmal so fremd wie eine Ausserirdische. Und ich weiss auch noch nicht genau, wo es hingehen soll mit mir. Was ich wirklich will.
Und es gibt Tage, da gerate ich in eine grundsätzliche Panik deshalb.
Das ist auch der Grund, weshalb ich derzeit so oft nicht im Forum bin bzw. nicht mitschreibe.
Ich bin zu unsortiert, um Geschriebenes hinterlassen zu können und zu wollen...

Ich denke, dass dieser Prozess ein guter ist, einer, der mich mehr und mehr hinführt zu mir. Und ich versuche, Geduld aufzubringen für die shark, die wie vor einem grossen Puzzle steht, das durch die Wegnahme von nur wenigen Teilen nun ein neues, verwirrendes Bild ergibt.

Vielleicht hilft auch Dir Geduld.

Ich grüsse Dich ganz lieb.

shark
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Bilana
Beitrag 19.Apr.2009 - 08:34
Beitrag #65


Capparis spinosa
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Hallo Rafaella,
klar Angst vor einer neuen Facette. Aber ich denke bei mir es ist schon damit eine ganz konkrete Angst vor dem Scheitern. Angst mit der neuen Facette nicht angenommen zu werden. Angst sie nicht für mein voran kommen nutzen zu können, Angst, dass sie mir im Weg steht, wen ich sie denn öffentlich mache.


Liebe shark,
ich habe in letzter Zeit oft an deinen Thread hier gedacht. Bei mir war es im Prinzip so, das eine Veränderung schon vor vielleicht fünf Jahren begann, ausgelöst durch ein einschneidendes Ereignis. Es kam ganz langsam, aber stetig zum Vorschein. Aber jetzt erst spüre ich die ganze Tragweite. Merke, das mein Selbstbild, meine Vorstellung von dem, was ich im Leben erreichen möchte, WIE ich leben möchte eine andere ist. Ich glaube schon, dass es schon länger, vielleicht sogar schon immer in mir drin war, aber seit Oma nicht mehr ist, steigt es zur Oberfläche und ist dort nun schon fast angekommen.

Ich erinnere mich, wie ich wenige Wochen vor Omas Tod zu ihr sagte: „Lass uns über das und das Thema sprechen.“ Das war schon so ein Vorstoß in die neue Richtung. Ich erinnere mich an ihren hilflosen und traurigen Blick, als sie sagte, sie würde ja gerne, aber sie wisse gar nicht was dazu sagen. Und dann schwiegen wir.
Da wusste ich schon, okay, das ist MEINE Entwicklung, ohne Netz und doppelten Boden und ohne wirkliches Vorbild. Es ist etwas, zu dem meine Großmutter nie die Chance hatte und meine Mutter zu früh starb um es realisieren zu können, denke ich.

Ich wünsche dir auch Mut und Geduld, ja. Und es muss ja auch nicht alles gleich sortiert sein. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

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lucy
Beitrag 28.Apr.2009 - 10:24
Beitrag #66


Gemüseputzi
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Hallo shark!

Zunächst einmal tut es mir sehr leid für dich!

Ich kann nachfühlen, wie es dir geht. Meine Mama ist vor sieben Jahren gestorben. Damals war ich 21. Ich habe mich wie eine leere Hülle gefühlt. Ohne Gefühl und jeglicher Verbindung zu anderen Menschen. Ich stand an einem Punkt, an dem es für mich nicht weiter ging. Meine Mama war mir bis dahin der wichtigste Mensch im Leben gewesen. Weder meine Freunde noch meine Familie hatten Zugang zu mir.

Meine Mama ist an Krebs gestorben. Sie (Wir) hatte einen 2 jährigen Kampf hinter sich. Allein diese Zeit, war sehr schlimm für mich. Meine Mama hat fürchterlich gelitten. Die Krankheit hat sie einfach zerstört. Ich habe mich so schrecklich hilflos gefühlt!

Am Anfang konnte ich gar nicht begreifen was passiert war. Erst nach der Beerdigung wurde es mir langsam klarer. Ich brauche bis heute nur meine Augen zu schließen und höre das Klingeln meines Telefons, wie es mitten in der Nacht los ging und das Krankenhaus dran war.

Geholfen hat mir damals meine beste Freundin. Sie hat mir aus ihrer Sicht erklärt, was mit meinem Leben passiert, wenn ich so weiter mache. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Beziehung mehr, die war in diesem Jahr zusätzlich kaputt gegangen. Ich hatte viele Freunde verloren. Ich war unausstehlich, aheb aus Wut und Enttäschung anderen weh getan. Ich habe nur Dinge getan die sein mussten...Arbeit etc. Wenn ich eingeladen wurde, ist mir kurzfristig immer was dazwischen gekommen usw... Doch nach dem Gespräch hatte ich meiner Freundin versprochen mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Hört sich banal an, aber es hat mich irgendwie wach gerüttelt.

Heute kann ich sagen, dass es ein sehr schwieriger Weg war und ich wirklich viele Jahre gebraucht habe um das alles einigermaßen zu verarbeiten und ein "neues" Leben zu beginnen.

Ich kann dir nur ans Herz legen, an dein eigenes Leben zu denken. Deine Mama wäre bestimmt nicht glücklich, wenn sie wissen würde, dass es dir schlecht geht. Dein Leben geht hier weiter! Du wirst sie niemals vergessen und auch der Schmerz, sie verloren zu haben, wird niemals vergehen.

ABER:
Fühl dich niemals schlecht, wenn du dein Leben genießt und wieder Spaß hast. Keiner wird dir Vorwürfe machen und wenn doch, dann ist der/die sehr dumm! Trauern muss man nicht öffentlich! Was du in deinem Herzen trägst ist wichtig!

(IMG:style_emoticons/default/troest.gif)

"Alle Veränderungen, sogar die meistersehnten, haben ihre Melancholie.Denn was wir hinter uns lassen, ist ein Teil von unserer selbst. Wir müssen einem Leben Lebewohl sagen, bevor wir in ein anderes eintreten können."

>Anatole France<



Der Beitrag wurde von lucy bearbeitet: 28.Apr.2009 - 11:14
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Rafaella
Beitrag 28.Apr.2009 - 15:08
Beitrag #67


Freies Vögelchen
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Liebe Lucy,

es ist berührend, wie du über deine Mama schreibst. Deine Liebe zu ihr kommt sehr schön rüber. Ich war mehr als doppelt so alt wie du beim Tod meiner Mutter-aber in Vielem finde ich mich wieder. Danke.
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