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> Schwul-lesbische Aussenwirkung
Sägefisch
Beitrag 03.Jul.2009 - 10:44
Beitrag #1


Schlaudegen.
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Angeregt durch den Thread über protestierende Pius-Brüder fiel mir zum wiederholten male auf, was für ein Bild "wir" eigentlich abgeben.

Zur CSD-Saison fällt das natürlich besonders ins Gewicht, aber auch ganz generell betrachtet kann ich zum Teil verstehen, dass schlichtere Gemüter uns bestenfalls als eher schräge Gestalten wahrnehmen könnten. Vielleicht muss man den Medienanteil herausrechnen, der den Fokus auf besonders prägnante Beispiele einpeilt und somit eine gewisse Verzerrung herbeiführt - vielleicht aber auch wieder gegenhalten dass es ja die Szene-Organisatoren selbst sind, die eine bestimmte Form von Berichterstattung gerne mit ins Boot holen. Primetime is money.

Worauf ich hinaus will: erreicht man durch offensive Zurschaustellung privater Lebensbereiche und aggressiver Politrethorik wirklich mehr Selbstverständlichkeit oder klopft man eher den Deckungswall fest? Was muss man mit in Kauf nehmen, wenn man sich diese Form des Stolzes als Aktionsplattform wählt? Womit werden "wir" öffentlich identifiziert wenn die vornehmliche Repräsentation zungenküssende halbnackte Dragqueens und vorwurfsvolle Forderungen an eine nicht näher benannte, anscheinend semifaschistische "Gesellschaft" sind?

Was ich damit nicht meine ist dass diese Dragqueens per se was ekliges sind, man sich selbst nicht feiern soll, es keinen Grund zum politischen Aktivismus gibt oder Sex hinter dunkle Gardinen gehört (damit jetzt keine Unterstellungen kommen).

Mir stellt sich aber die Frage, ob es uns für die restlichen 51 Wochen des Jahres weiterbringt, mit einer ins radikale überhängenden Selbstbehauptung identifiziert zu werden, die bestimmte Schamgrenzen vieler überschreitet und sich einer Wortwahl bedient die so tut als wäre der Staat nach wie vor unser repressiver Feind.

Mit leisem Stirnrunzeln stelle ich fest, dass heteronormative Vorabendserien offensichtlich viel unspektakuläreren homosexuellen Beziehungsalltag dargestellt bekommen als unsere selbstgebastelten Grossveranstaltungen, Szenefilme und Forderungskataloge. Wieviel von der Normalität die wir einfordern und postulieren, transportieren wir auch nach aussen?

Ich kann nicht umhin zu denken, dass die Einseitigkeit in der Wahrnehmung letztlich auch Wasser auf die Mühlen der kleinen Alltagshomophobie ist, die nicht so postmoderne Zeitgenossen weniger aus Hass denn aus Verunsicherung und dem Eindruck totaler Demontage weiter pflegen. Muss einem diese Aussenwirkung egal sein damit man eine gute Lesbe ist?

Fühlt Ihr Euch in irgendeiner Form repräsentiert? Durch wen/was und auch: wodurch nicht?
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Antworten (1 - 44)
miriam
Beitrag 03.Jul.2009 - 11:23
Beitrag #2


Gut durch
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@Sägefisch

Ich sehe das Thema ähnlich wie Du und fühle mich keineswegs durch die massive Zurschaustellung sexueller Vorlieben repräsentiert.

Und ich bin nicht nur Deiner Meinung, daß ein zurschaustellen der eigenen sexuellen Vorlieben der öffentlichen Akzeptanz eher schadet als nützt (neulich hörte ich gar, daß sich Bordellbesitzer an der CSD-Parade in einer deutschen Stadt beteiligen wollten) sondern finde vor allem, daß gleichgeschlechtliche Liebe dadurch auf die sexuelle Komponente reduziert wird. Auch ich habe nichts gegen das Bunte, Phantasievolle (im Gegenteil, bei Lesben fehlt es mir sogar sehr häufig), empfinde den Exibitionismus dabei aber oft als peinlich und unangenehm. Und da spielt der Anlaß, sei es ein CSD, eine Love Parade - oder der Karneval, keine Rolle.

Ich würde mir den CSD weiterhin bunt und fantasievoll wünschen, mit schönen Männern - und Frauen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) aber mit mehr Betonung auf vielleicht etwas "konservative" oder auch ernstere Elemente wie das füreinander Einstehen, gemeinsam durch das Leben gehen und auch Familie.

Vielleicht wäre es unserer Sache dienlicher, (wenn man ihr denn wirklich dienen will,) wenn wir "den Heteros"zeigen würden, daß wir gar nicht so anders sind, daß wir die gleichen Wünsche, Sehnsüchte und Träume haben wie sie, nur eben auf das gleiche Geschlecht bezogen, anstatt mit aller Gewalt die Unterschiede hervorzukehren, wie es auch mir manchmal vorkommt. Und das hätte meiner Meinung nach nichts mit Verstecken oder Selbstverleugnung zutun sondern mit dem Versuch einer Annäherung.

In "Homophobie" steckt das gewaltige Wort Angst und es ist wohl klar, wie man mit jemandem umgehen muß wenn einem wirklich daran liegt, ihm seine Angst zu nehmen. Ihn mit der Nase direkt hinein zu stoßen ist sicherlich das letzte, was ihm hilft.
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shark
Beitrag 03.Jul.2009 - 13:41
Beitrag #3


Strösenschusselhai
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Ich persönliche fühle mich durch "zungenküssende Dragqueens" politisch nicht vertreten, aber ich kann ein Stück weit nachvollziehen, weshalb diese Art der Provokation sich so etabliert hat, dass sie für viele Aussenstehende fast das Einzige ist, was sie wahrnehmen von der Parade.

Schon der Grund, weshalb diese inzwischen traditionelle Parade überhaupt stattfindet, weist darauf hin:

Nach Jahren des Verbotes von "homosexueller Betätigung" (womit vor allem die sexuelle Betätigung gemeint war), nach dem Stonewall-Aufstand und seinen Folgen, soll diese Parade nun zeigen, dass niemand, der sich "homosexuell betätigt" mehr deswegen von staatlicher Seite verfolgt werden soll, niemand mehr deshalb gejagt, verprügelt, verhaftet und verachtet werden soll.

Dieses Anliegen durch das Zurschaustellen von Aktivitäten, die mit Sex in weitestem und auch mal in engerem Sinn zu tun haben, darzustellen, liegt recht nahe.

Ob das aber nutzt, ob das wirklich das Bild, das viele Menschen von Homosexuellen noch immer haben, verbessert, wage auch ich zu bezweifeln.
Und es mag sein, dass das auch gar nicht das erklärte Ziel der Gruppen ist, die so auffallen, wie Du es beschrieben hast, sägefisch.
Vielleicht soll ja gerade provoziert werden, vielleicht aber auch nur taumelnd vor Freude und mit grossem Ueberschwang die Tatsache gefeiert werden, dass (in vielen Ländern zumindest) eben kein Polizist mehr das Recht hat, eineN eindeutig homosexuellen Mann/Frau festzusetzen und der Staatsgewalt auszuliefern.
Jetzt stehen die "Grünen" am Strassenrand und beschützen nicht mehr die Mehrheit vor der Minderheit, sondern im Ernstfall auch andersherum....

Ich selbst habe auch oft das Gefühl, dass selbst in "Vorabendserien", die ja durchaus auf das mehrheitlich heterosexuelle Publikum ausgerichtet sind, klarere, unspektulärere Bilder vom homosexuellen Alltagsleben gezeigt werden, solche, die wirklich vermitteln, dass das Leben der meisten Lesben und Schwulen sich nicht nennenswert von dem heterosexueller Menschen unterscheidet, als das durch den CSD, so wie er meist gefeiert wird, stattfindet.

Ich glaube aber auch, dass durch Berichterstattungen um den CSD herum, der den Medien ja oft sozusagen erst Anlass gibt, sich mit "Homosexualität zu überhaupt näher befassen, Forderungen gehört werden können, mit welchen ich mich dann auch identifizieren kann.

Und ich selbst war bisher nur einmal auf einem CSD - und habe dort durchaus auch eine Menge politische und gesellschaftliche Statements, Forderungen und Ziele wahrgenommen - neben blanken Hinterteilen der Copa-Cabana-Dragqueens und den Peitschen der Lederjungs finden sich nämlich auch Gruppen "homosexueller LehrerInnen", "homosexueller Behinderter" usw.

Man muss nur etwas genauer hinschauen.
Und das tun viele eben nicht.


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 03.Jul.2009 - 13:46
Bearbeitungsgrund: Grossbuchstabe eingefügt, überzähligen Kleinbuchstaben entfernt
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Deirdre
Beitrag 03.Jul.2009 - 14:18
Beitrag #4


Satansbraten
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Die CSDs auf denen ich war, waren männerdominiert. Das Bunte, Aufsehenerregende kommt vorwiegend von den Schwulen, ausnahmsweise auch von Frauen, die der SM-Szene anzugehören scheinen.

Die "ganz normal" lesbischen Frauen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) erscheinen wie graue Mäuse unter den schillernden Paradiesvögeln. Wie kommt es?

Und weshalb tun Lesben und Schwule bei den Großveranstaltungen so, als bildeten sie eine gemeinsame Szene? Wenn es doch ganz offensichtlich nicht so ist? Der einzige Grund scheint eine gesellschaftliche Diskriminierung wegen sexueller Präferenzen zu sein, wie es auch für die anderen Teilnehmer des Umzugs der Fall ist, zum Beispiel die SM-Szene mit Hundeleinen, Peitschen und Ganzkörper-Latex.

Werden Lesben und Schwule überhaupt von der Öffentlichkeit in einen Topf geworfen?

Meine Erfahrung: Tja, es gibt eine Person in meinem Leben, die immer wieder kleine Andeutungen in der Richtung von sich gibt, das typisch lesbische Sexleben verliefe genauso ... äh ... abwechslungsreich, wie das von vielen Schwulen. Die anderen Leute scheinen eher anzunehmen, dass man eine ganz normale Beziehung hat, nur eben mit einer Frau. Was meiner Wirklichkeit übrigens näher kommt.

Jedenfalls: Die Wahrscheinlichkeit ist meiner Meinung nach groß, dass die exhibitionistische Sexualität der CSD-Paraden wenig Auswirkung auf die öffentliche Meinung bezüglich Lesben hat.
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McLeod
Beitrag 03.Jul.2009 - 17:57
Beitrag #5


mensch.
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ZITAT(Sägefisch @ 03.Jul.2009 - 11:44) *
Fühlt Ihr Euch in irgendeiner Form repräsentiert? Durch wen/was und auch: wodurch nicht?


Ja, ich repräsentiere mich selbst bei einigen CSDs im Jahr und sehe dabei viele vielfältige Frauen, von denen einige - zumindest äußerlich (und so werde ich von Fremden ja auch bei meinen CSD-Besuchen wahrgenommen - mir ähneln.

Ich gehöre dabei zu einem Teil des großen Ganzen, einer Gruppe in der Gruppe sozusagen. Ich hab es mal auf einem LFT versucht, da fühlte ich mich zugegebenermaßen eher vereinzelt. Bei einem Fußballspiel des Frauen-Nationalteams war ich in besonderer und ungewohnter Stärke munterer Fisch im Schwarm der Ähnlichen...

Nachdem ich in meinen lesbischen Anfangsjahren sehr überlegt habe, was ich zum CSD anziehe, überlege ich heuer sehr viel mehr, was ich nicht anziehe (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Nein, ich gehe nicht spärlich bekleidet, nur im Grunde mit meinem alltäglichen Outfit. Mir attestieren allerdings auch seit Jahren - ohne dass ich das angestrebt hätte - Heten, dass ich ja soooo normal sei in ihren Augen, dass es sie schon verwundere. Mein Selbstausdruck verändert sich nicht mehr, nur weil CSD ist - obwohl ich in diesem Jahr erstmals wieder ernsthaft an ein Motto-T-Shirt denke...

Ich stelle nicht den Anspruch, dass es eine Mehrheit von meinesgleichen gäbe auf einem CSD. Allerdings fühle ich mich auch nicht in der Minderheit. Nackte Körper finde ich bestenfalls knackig, SM - dazu stehe ich - irritiert mein kleines Herzchen immer wieder und mein Köpfchen schafft es trotzdem ziemlich gut, die Sm-ler.innen auch en Teil meines CSDs sein zu lassen. Schließlich bin ich da, weil es mir um Werte wie Respekt, Toleranz und Akzeptanz des (mir) Unbekannten geht. Kopulierende Schwuppen, Lesben und Heteros würde ich an 365 Tagen im Jahr anzeigen oder erschrocken vor ihnen davon laufen - je nach Tagesform (ich bin ja auch nur ein Mensch). heftige Rammelbewegungen finde ich auch in der Hetendisko zwischen Jungs und Mädels daneben (und trotzdem sind sie nicht sanktionierbar).

Was ich ganz ganz schade finde, sind Wortmeldungen, die mir immer wieder mal unterkommen, wie "CSD ist zu wenig, wie ich - also gehe ich nicht hin" oder "In der Szene hält mir niemand die Tür auf, also klopfe ich nicht mal"... Das sind argumentative Teufelkreise, die mich traurig machen, weil sie im Grunde niemand außer denen, die sich da resigniert beschweren, ändern kann.

Ich ertappe mich selbst dabei, die DragQueens anzustarren und die sonnenbebrillte Lesbe am Straßenrand zu übersehen oder sogar bewusst nicht näher anzuschauen. Vielleicht bin ich so oberflächlich (stärker, als in meinem Alltag), weil ich von der schieren Menge Mensch überfordert bin. Ich denk da jetzt mal laut drüber nach... Ich mag mich zwar an CSDs genauso kleiden, wie an anderen Tagen, ich bin aber schon anders unterwegs, fühle mich exponierter. Das ist natürlich kein perfekt tolles Gefühl, es liegt aber in keinem Fall an den bunten, den halbnackten und den lederbemantelten Mit-CSD-ler.inne.n - sondern daran, dass ich an den restlichen 360-364 Tagen im Jahr mehr mehr bin, als auf dem CSD. Da bin ich hauptsächlich Lesbe. Und das ist mir immer etwas zu wenig. Für die gute Sache bin ich's die paar Tage im Jahr jedoch ganz gerne.

Abgeschweifte Grüße
McLeod

ZITAT(Deirdre @ 03.Jul.2009 - 15:18) *
Die "ganz normal" lesbischen Frauen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) erscheinen wie graue Mäuse unter den schillernden Paradiesvögeln. Wie kommt es?


Einfach Farbenlehre. Gedeckte und leuchtende Farben nebeneinander...

Ich bin... kein Paradiesvogel.

War eine meine ersten IchBinCSD.de-Ideen... aber ich suche noch ;o)
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DerTagAmMeer
Beitrag 03.Jul.2009 - 21:14
Beitrag #6


Adiaphora
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Ich freu mich einfach, dies Jahr wieder mit dabei zu sein und repräsentiere mich auch lieber selbst ... als uniformierte Hupfdohle im Werbeauftrag der Kölner Frauentanzschule.
Da nächtliche Ausflüge in die schwullesbische Szene ausgesprochen selten geworden sind, find ich's prima, dass sich zum CSD das ganze bunte Völkchen unter freiem Himmel, bei frischer Luft und (hoffendlich!) Sonnenschein einfindet, um von mir ((IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) ) beguckt, bestaunt, befremdelt und bewundert zu werden.
Ich mag sie wirklich: Die Vielfalt.
Ich freue mich, dass der CSD für so viele heterosexuelle Bekannte zum gern besuchten Event geworden ist - einfach weil sie irgendwann mal mitgenommen wurden und gern wieder dabei sind.
Und ich freu mich über einige Infostände des Straßenfestes, mit deren Interessen ich an 363 Tagen im Jahr nicht in Berührung komme, meine Sympathie an den verbliebenen zwei aber umso größer ist ... und auf die Pink Pomps, deren überschäumende Lebenfreude mir jedes Jahr wieder die Freudentränen ins Gesicht treibt.
Die Außenwirkungen der CSD's sind mit Sicherheit genauso vielfältig wie schwullesbische Lebensentwürfe ... multipliziert mit sämtlichen nur denkbaren Vorurteilen sprengt es den Rahmen des Lenkbaren. Ich bin keine PR-Frau in eigener Sache und will es auch nicht sein. Wir sind wie wir sind. Und dieses WIR sind eben auch Naturen, die mitunter ganz anders feiern, provozieren, kommunizieren und protestieren als ich.
Und ich hoffe, auch der ein oder andere Lesbenforen-NRW-Lesbe am Wochenende über den Weg zu laufen. Schließlich gehören die ja auch dazu! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Edit: Bereits Geschriebenes begradigt und @ McLeod: Hiermit geht meine Motto-Shirt-Reservierung bei Dir ein!

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 03.Jul.2009 - 22:38
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Sägefisch
Beitrag 04.Jul.2009 - 09:27
Beitrag #7


Schlaudegen.
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Hm. Im Grunde meinte ich ja weniger den CSD allein, sondern eher, wie symptomatisch seine Präsentation für die Wahrnehmung unserer Belange ist.

Wie und wodurch unser Bild nach aussen hin geformt wird, und welche Rolle es bei eventuellen gesellschaftlichen Widerständen spielen kann (auflösend oder verfestigend).

Ich glaube, ich muss da erst mal selber ein bisschen drüber nachdenken. Mein erster Impuls ist aber, dass wir als Gruppe eher ein exaltiertes, quengeliges Bild abgeben.
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shark
Beitrag 04.Jul.2009 - 11:10
Beitrag #8


Strösenschusselhai
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Ich denke, dass das lange Jahre so war.

Welche deutsche Lesbe "kannten" denn die "Leute" vor 20 Jahren?

Doch wohl ganz sicher Hella von Sinnen - die Frau mit den seltsam modeallergischen Overalls und dem pomadierten Kurzhaarschopf, schräg, schrill, laut und so ein bisschen männerfeindlich.

Sie hat lange das Bild der Lesbe in der Oeffentlichkeit bestimmt, davon bin ich überzeugt. Sie war die Generallesbe schlechthin in Deutschland.
Und so mussten ja wohl auch alle anderen Lesben daherkommen...?!?
Und da nur wenige Frauen diesem Bild entsprachen, konnte es ja nicht besonders viele Lesben geben...

Inzwischen sind ihr aber viele Frauen gefolgt heraus aus den Schränken - mit einer Selbstverständlichkeit und "Normalheit", die ganz sicher einen gewissen Wandel bewirkt hat in der Oeffentlichkeit.

Folkerts, Will, Meckel und Co kommen viel näher heran an ein lesbisches Bild, das repräsentieren kann, dass auch Lesben "echte" Frauen sind, die sich schon äusserlich nicht oder nicht wesentlich von heterosexuellen Frauen unterscheiden.
Sie sind Menschen und keine Kunstfiguren. Und ich denke, so werden sie auch wahrgenommen.

Viel wichtiger für einen Bewusstseinswandel als diese "Promis" sind aber, so denke ich, all die offen lesbisch lebenden Frauen in allen Städten und Dörfern in diesem Land.
Sie sind letztlich diejenigen, die nebenan wohnen, in der gleichen Firma arbeiten, dasselbe Hobby haben etc. - und zu welchen man ganz anderen Kontakt haben kann als zu einer Tatort-Kommissarin oder Talkshow-Gastgeberin.

Schon ich allein habe in dem Ort, in dem ich lebe, viel am "Bild der Lesbe" verändern können, das die Menschen vor meinem CO im Kopf hatten.
Und jetzt als Paar stehen meine Frau und ich für die Tatsache, dass auch homosexuelle Menschen mit Kindern leben können, langlebige Beziehungen führen können, nicht zwingend und grundsätzlich männerfeindlich sind usw.

Der schrillste CSD mit den nacktesten Popos kann an diesem "echten" Bild nichts ändern.

Ich selbst hatte vor meinem eigenen CO ein Bild von Lesben, über das ich heute nur noch schmunzeln kann: Männerhosen, Kurzhaarfrisuren, Flanellhemd und wahrscheinlich sind alle KFZ-Mechanikerinnen und haben einen Hund und keine hat ein Kind..... (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif)
Ich kannte ja auch keine einzige Lesbe "zum Anfassen"...
Und fühlte mich selbst deshalb schon "vorträglich" richtig exotisch mit meinen zwei Kindern, meinen Katzen, meinen langen Haaren, meinen Tunikas mit Dekolletee und meinem überwiegend männlichen Freundeskreis.

Heute kenne ich Lesben - und manche tragen wirklich Flanellhemden und haben Hunde. Andere aber nicht.

Was aber geblieben ist von meinen "Vorurteilen", weil sie sich bestätigt haben, ist, dass sich Lesben allzu häufig sozusagen "im Untergrund zusammenrotten" und nur in einer Parallelwelt wirklich lesbisch sind, nicht aber im Alltag.

Und ich denke, das schadet "unserem Bild" in der Oeffentlichkeit weit mehr als ein offenherziger CSD - weil ihm noch immer zu wenig an alltäglicher Realität gegenübergestellt wird.

Fast jeder Mensch weiss und erkennt an, dass die jungen Leute, die halbnackt auf den "Love-Parade"-Wagen mitfahren oder in schrillen Outfits am Strassenrand mitfeiern, im "normalen Leben" Friseure und Versicherungsfachangestellte, Verkäufer und Arzthelferinnen sind, Kinder haben oder grade Abitur machen.

Das könnte in Bezug auf den CSD genau so sein - wären Lesben auch sonst sichtbar.
So wie sie sind, wenn sie nicht grade übermütig ihre Befreiung feiern.


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 04.Jul.2009 - 13:05
Bearbeitungsgrund: kleiner Einschub zweier Adjektive
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LadyGodiva
Beitrag 04.Jul.2009 - 13:45
Beitrag #9


Strøse
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Was ich mir wünsche ist, dass meine Beziehungsform für andere die gleiche Selbstverständlichkeit hat wie... nun ja, nicht unbedingt für mich selbst, wohl eher vergleichbar mit meiner respektvollen Wurtschigkeit in Bezug auf das "ganz normale Frau-Mann"-Modell.

Das, was dem an Öffentlichkeitsarbeit noch am nächsten gleich kommt, ist das vielzitierte "Wir sind ein Paar."

Meinem Wunsch nach politischer Privatheit nicht dienlich sind:
öffentlich exzessive Partyparaden (mit teilweise frappant negativer Außenwirksamkeit), Bunte-Gala-sonstwer-Homestories von "der Glanzlichtlesbe", frenetisches gender-mainstreaming jenseits der "Frauenqoute", der Wunsch nach weit über die Grenzen der binären Geschlechtszugehörigkeit hinausgehende Personenstandsänderungen (ich fände ja schon die Gleichberechtigung der ELP 'ne Wucht), der schwangere Mann, käuflicher S*x.
Und doch genau diese Themen scheinen auch die (werbefinanzierten) Szeneblätter sehr zu bewegen.

Vielleicht sollte ich mich damit trösten, dass Lesben hoffentlich nicht 1:1 mit dem recht verqueeren CSD-"Eyecatchern" assoziiert werden.

Und hoffe darauf, dass meine heterosexuellen Mitmenschen auf Dauer akzeptabel mit dem dann recht schizophrenen Bild zurecht kommen.
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DerTagAmMeer
Beitrag 04.Jul.2009 - 15:03
Beitrag #10


Adiaphora
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ZITAT(LadyGodiva @ 04.Jul.2009 - 14:45) *
Das, was dem an Öffentlichkeitsarbeit noch am nächsten gleich kommt, ist das vielzitierte "Wir sind ein Paar."
Meinem Wunsch nach politischer Privatheit nicht dienlich sind [...]

Es steht Dir doch frei, Deine persönliche "Öffentlichkeitsarbeit" auf "wir sind ein Paar" zu beschränken.
Damit bist Du in guter lesbischer, schwuler, queerer und heterosexueller Gesellschaft und bekommst auch sicher keine Gala-Homestory aufgedrängt.

Was ich wirklich nicht verstehe ist der versteckte Anspruch, alle Individuen diesseits des Ufers mögen doch bitte im Gleichstritt einen "guten Eindruck" machen.
Ansonsten ist übelstes Fremdschämen und offensive bis aggressive Distanzierung angesagt.
Wieso?
Meine Mutter hat doch auch keine Angst, dass sie mit Uschi Glas in einen Topf geworfen wird (beide hetero!), mein Vater sieht sein Image durch Münteferings junge Freundin nicht beschädigt (beide Jg. 40 sowie Vater einer lesbischen Tochter!) und meine Nichte käme nicht im Traum auf die Idee, die Eskapaden Ihres großen Bruders würden negativ auf sie abfärben (beide eine Sippe!).
Und kein halbwegs verstandbegabter Mensch würde mich mit Dirk Bach über einen Kamm scheren (beide kitschverliebte Vegetarier!) ... warum sollte Herr Bach auf Tropenhelme verzichten, nur weil ich die albern finde?

Warum also können wir die lesbischen Tauschmütter auf RTLII, die schrillen Fummeltrinen im Promidinner und alle anderen, die ihr Privatleben gern veröffentlichen möchten, nicht einfach machen lassen?
Wo liegt das Problem?

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 04.Jul.2009 - 18:16
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Sägefisch
Beitrag 04.Jul.2009 - 16:19
Beitrag #11


Schlaudegen.
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Problem ist ein bisschen viel gesagt.

Mir fällt einfach manchmal auf, dass eine Normalität eingefordert wird die nach aussen hin aber konsequent durchbrochen wird, so als ob man sich nicht zwischen Umarmung und Abgrenzung entscheiden kann. Klischees werden entrüstet zurückgewiesen und dann wieder selbst lustvoll bedient. Wie ein echter Dialog kommt mir das nicht vor.

Und ja, manchmal fühle ich mich da mitgehangen. Weniger in Form eines Vorwurfes, sondern als eine gewisse Ratlosigkeit.

Aber vielleicht ist das auch ganz normal wenn man einer Minderheit angehört.
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LadyGodiva
Beitrag 04.Jul.2009 - 17:05
Beitrag #12


Strøse
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Stereotypen haben unter anderem die Funktion, einen Zustand der "kognitiven Ökonomie" zu gewährleisten - da ich jedem Menschen von Natur aus einen genüsslichen Hang zur (intellektuellen) Faulheit unterstelle, habe ich auch Respekt vor der Karikierung bestimmter "Personengruppen", vor allem dann, wenn es sich um gesellschaftlich eher vorbehaltvoll betrachtete Sprengel dreht. Und auch, wenn es sich vermeindlich dabei um eine Form von Ironie (warum?) oder Freude am alter ego handeln mag und von der Gruppe selbst sogar instrumentiert wird, mit welchen Ziel auch immer.

Ja, ich fühle mich nicht nur nicht-repräsentiert, wenn ein CSD plärrt "Unsere Freiheit hat Geschichte", sondern tatsächlich auch ein bißchen betroffen, wie wenig Bezug zu, ja: Einfühlungsvermögen für die tatsächlich von der "Geschichte" Betroffenen diese Feier repräsentiert. Auch, wenn es nicht einmal "meine" lesbische Geschichte betrifft.
Oder wenn Forderungen nach Gleichstellung der ELP in der Bilderflut eines exzessiv-feierndens Tross' untergehen.

Was wird denn in der Nüchternheit benötigt?
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Sägefisch
Beitrag 04.Jul.2009 - 17:11
Beitrag #13


Schlaudegen.
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Ich würde es nicht an "benötigen" fest machen.

Aber es bleibt die Frage, wo andere Eindrücke herkommen können und wie man sie transportiert.
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LadyGodiva
Beitrag 04.Jul.2009 - 17:20
Beitrag #14


Strøse
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Für mich ist der CSD schon der "Ausdruckstanz" einer sehr heterogenen Szene, die sich offensichtlich Jahr für Jahr weitet.
Und ist, so lange Homosexuelle sogar noch hierzulande Benachteiligung erfahren, nach wie vor von konkreter Bedeutung für deren gesellschaftliche Akzeptanz. Für mich haben solche "Gedenktage" gerade dann die Funktion, endlich anzubringen, was konkret zur vollen Akzeptanz fehlt, angefangen bei dem, was am leichtesten zu verändern geht: Gleich-Berechtigung.

Ja, und irgendwie macht mich das ganz spießig-verschnupft, wenn ich sehe, wie sich die Szene tatsächlich selbst präsentieren mag - wenn schon 'mal sichtbar.

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 04.Jul.2009 - 17:23
Bearbeitungsgrund: der-die-das
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shark
Beitrag 04.Jul.2009 - 17:26
Beitrag #15


Strösenschusselhai
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ZITAT(Sägefisch @ 04.Jul.2009 - 18:11) *
Ich würde es nicht an "benötigen" fest machen.

Aber es bleibt die Frage, wo andere Eindrücke herkommen können und wie man sie transportiert.


Genau diese Frage habe ich aus meiner Sicht weiter oben beantwortet.

Jede einzelne Lesbe hinterlässt einen "Eindruck" - je mehr out sind, desto vielfältiger der Eindruck, desto weniger Schublade.


shark


ZITAT(LadyGodiva @ 04.Jul.2009 - 18:20) *
Für mich ist der CSD schon der "Ausdruckstanz" einer sehr heterogenen Szene, die sich offensichtlich Jahr für Jahr weitet.
Und ist, so lange Homosexuelle sogar noch hierzulande Benachteiligung erfahren, nach wie vor von konkreter Bedeutung für deren gesellschaftliche Akzeptanz. Für mich haben solche "Gedenktage" gerade dann die Funktion, endlich anzubringen, was konkret zur vollen Akzeptanz fehlt, angefangen bei dem, was am leichtesten zu verändern geht: Gleich-Berechtigung.

Ja, und irgendwie macht mich das ganz spießig-verschnupft, wenn ich sehe, wie sich die Szene tatsächlich selbst präsentieren mag - wenn schon 'mal sichtbar.


Aber es ist doch nicht so, dass ausschliesslich die CSD-Parade homosexuelles Leben sichtbar machte. Was ist mit den Kundgebungen, was ist mit dem restlichen, teilweise wirklich vielfältigen Rahmenprogramm, was ist mit dem lesbischen Alltagsleben unterm Jahr?

Alles zusammen ist in der Lage, "Eindruck" zu machen. Einen bunten. So wie das Leben ist.
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LadyGodiva
Beitrag 04.Jul.2009 - 17:32
Beitrag #16


Strøse
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Was kommt denn im Gelsenkirchener Barock vom "Rest" an?
Ein: "Aber du bist ja gar nicht so...?

(Abgesehen davon, dass in Berlin seit 10 Jahren beispielsweise eine ganz klare Tendenz weg von der inhaltsträchtigeren Szeneveranstaltung zu erkennen ist.)
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shark
Beitrag 04.Jul.2009 - 17:38
Beitrag #17


Strösenschusselhai
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Naja... von Berlin weiss ich nix.
Aber von meinem "Kaff" - und dort juckt die nackte Pracht des CSD, der im TV zu sehen ist, wohl niemanden gross (ausser vielleicht diejenigen, die sowieso nix an ihren Vorurteilen ädern wollen) - die Leute wissen trotzdem, dass "wir" (auch) anders sind. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
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DerTagAmMeer
Beitrag 04.Jul.2009 - 18:07
Beitrag #18


Adiaphora
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ZITAT(LadyGodiva @ 04.Jul.2009 - 18:05) *
Ja, ich fühle mich nicht nur nicht-repräsentiert, wenn ein CSD plärrt "Unsere Freiheit hat Geschichte", sondern tatsächlich auch ein bißchen betroffen, wie wenig Bezug zu, ja: Einfühlungsvermögen für die tatsächlich von der "Geschichte" Betroffenen diese Feier repräsentiert. Auch, wenn es nicht einmal "meine" lesbische Geschichte betrifft. Oder wenn Forderungen nach Gleichstellung der ELP in der Bilderflut eines exzessiv-feierndens Tross' untergehen.

Ich frage mich gerade, ob du von erlebten CSD's mit all ihren kulturellen, politischen und z. T. hochkonservativen Rahmenveranstaltungen sprichst - oder lediglich den halbminütigen Schnippsel meinst, der plakativ genug ist, um in den 20-Uhr-Nachrichten zu landen.
Du hast aber gewiss recht, dass im Gelsenkirchener Barock darüber hinaus nicht viel mehr ankommt. Doch dies Schicksal teilen wir immerhin mit 98% der Wirklichkeit, der es auch nicht gelingt, bis dorthin vorzudringen. Die komplexe Realität von Asylbewerbern, Hochschuldozenten, Flötistinnen und Surflehrern wird in so manchem deutschen Wohnzimmer ewig auf ein Mini-Klischee-Schnippselchen reduziert bleiben. Und das ist schade - weil dem Wohnzimmer so vieles entgeht. Und weil so viele sinnvolle Projekte die Unterstützung der WohnzimmerbewohnerInnen gebrauchen könnten.

Es wird aber nicht besser, wenn wir uns als Schrankwand tarnen, um den Kulturschock für rustikale Eichen gering zu halten.

Ich will damit nicht sagen, dass ich selbst über "Ogottogott-das-geht-ja-gaaar-nichtse" erhaben wäre - gewiss nicht.
Aber wenn mir andere Menschen peinlich werden, verstehe ich es eher als Symptom meiner eigenen Unsicherheit, denn als Defizit anderer Leute.
Und habe damit eigentlich noch nie falsch gelegen, sondern bin auf kürzestem Weg in der Mitte eines Minderwertigkeitsgefühls gelandet.
Und an dem lässt sich trefflich "arbeiten" ... besser jedenfalls als am Horizont der zum Klischee erstarrten Schrankwand.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 04.Jul.2009 - 18:13
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rheinfee
Beitrag 04.Jul.2009 - 19:54
Beitrag #19


Gut durch
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Ich habe die Erfahrung gemacht, das viele Menschen immer noch gegen Leben und Schwule sind.
Was ich mir wünsche:
Viel mehr Toleranz im Umgang mit Homo***uellen und ein CSD in meiner Heimat.
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sonnenstrahl
Beitrag 04.Jul.2009 - 20:01
Beitrag #20


verboden vrucht
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ZITAT(Sägefisch @ 03.Jul.2009 - 11:44) *
erreicht man durch offensive Zurschaustellung privater Lebensbereiche und aggressiver Politrethorik wirklich mehr Selbstverständlichkeit oder klopft man eher den Deckungswall fest? Was muss man mit in Kauf nehmen, wenn man sich diese Form des Stolzes als Aktionsplattform wählt? Womit werden "wir" öffentlich identifiziert wenn die vornehmliche Repräsentation zungenküssende halbnackte Dragqueens und vorwurfsvolle Forderungen an eine nicht näher benannte, anscheinend semifaschistische "Gesellschaft" sind? ... Mir stellt sich ... die Frage, ob es uns für die restlichen 51 Wochen des Jahres weiterbringt, mit einer ins radikale überhängenden Selbstbehauptung identifiziert zu werden, die bestimmte Schamgrenzen vieler überschreitet und sich einer Wortwahl bedient die so tut als wäre der Staat nach wie vor unser repressiver Feind.

Mit leisem Stirnrunzeln stelle ich fest, dass heteronormative Vorabendserien offensichtlich viel unspektakuläreren homosexuellen Beziehungsalltag dargestellt bekommen als unsere selbstgebastelten Grossveranstaltungen, Szenefilme und Forderungskataloge. Wieviel von der Normalität die wir einfordern und postulieren, transportieren wir auch nach aussen?

Ich kann nicht umhin zu denken, dass die Einseitigkeit in der Wahrnehmung letztlich auch Wasser auf die Mühlen der kleinen Alltagshomophobie ist, die nicht so postmoderne Zeitgenossen weniger aus Hass denn aus Verunsicherung und dem Eindruck totaler Demontage weiter pflegen. Muss einem diese Aussenwirkung egal sein damit man eine gute Lesbe ist?

Fühlt Ihr Euch in irgendeiner Form repräsentiert? Durch wen/was und auch: wodurch nicht?


Ich denke, die Wahrnehmung eines jeden Menschen spiegelt immer nur seinen Horizont und damit sein Erleben der Welt.

Daran wird keine stockkonservativ gekleidete, offen lesbisch lebende Oberstaatsanwältin, kein zungenküssender Dragking, keine stachelbehalsbandete, von ihrer peitschenschwingenden Partnerin vorgeführte Masochistin, keine kurzhaarige, frauenliebende Anzugträgerin, kein nettes, "ganz normales" lesbisches Paar von nebenan, keine rülpsende Punklesbe, keine patente, lesbische, glockenrockige Gluckenmutti, keine hemdsärmelige Kfz-Mechanikerinnen-Butch, kein lesbisches Graumäuschen, "das wahrscheinlich bloß Keinen abgekriegt hat", keine extrascharfe, löwenmähnige, rotlippige Lesbenbraut-Braut, die mann auch gerne mal flachlegen würde, kein Klischee, kein Nicht-Klischee und kein CSD je etwas ändern.

Daher ist die alles entscheidende Frage meiner Meinung nach zunächst immer eine persönliche und grundsätzliche: Bin ich/bist du/ist er, sie, es ... überhaupt bereit, den eigenen Horizont zu erweitern? Oder soll sich lieber nichts bewegen - denn es könnte gefährlich sein? Möchte ich den Jetzt-Zustand zementieren? Festhalten, was sich nach Glück anfühlt? (Was etwas ganz Anderes ist, als es zu pflegen!) Stehenbleiben - selbst wenn der Teppich, auf dem ich stehe, aus Fäden der Angst, des Frusts und des Sich-Versteckens gewoben ist?

Daraus ergibt sich dann - und erst dann, nämlich wenn o.g. Frage mit "Ja!" oder zumindest mit "zum Teil" beantwortet wird - ein wunderbarer Anknüpfungspunkt für Alle, die sich Veränderungen im Außen wünschen (welche selbstverständlich immer vor der eigenen Haustür anfangen und im Wohnstübchen weitergehen möchten, wenn es sich nicht bloß um dumpf-murrende Abwälzung von Verantwortung handeln soll. Ein veränderungsbereiter Horizont sehnt sich nach Ideen, Möglichkeiten, Perspektiven, Verlockung, Verführung. Und nach Vielfalt: Was von all dem lässt meine Seele aufhorchen? Wo zieht es mich - jetzt, heute - im Besonderen hin? Wo mag ich hinhorchen? Wohin möchte ich meinen nächsten Schritt setzen? Wo möchte ich verweilen?):

Je mehr Wirklichkeit sichtbar wird, desto größer ist die Chance, dass festgefahrene Weltbilder ins Wackeln geraten. Das kann schockierend sein und zum panischen Gegensteuern veranlassen. Es kann aber auch einfach Licht in unsere Köpfe bringen: Whow! Sowas gibt´s !?! Na, wenn die da blanke Ärs.he und Brustpierc.ngs zeigen können, dann kann ich doch vielleicht auch mal ein bisschen aus dem altgewohnten Rahmen fallen. Ein bisschen nur. Und mit der neugewonnenen kleinen Freiheit und entspannteren Geistes kann ich dann doch auch endlich mal der lesbischen Briefträgerin zulächeln.

Er: "Eigentlich ist die doch echt sympathisch, unsere lesbische Postfrau ... oder Hildchen?" *streich Hildchen über´n Po* "Ach, du *kiss* ... *stups* dass wir beiden uns auf unsere alten Tage noch getraut haben, unsere Dusche mit Spiegelkacheln zu versehen ... *zwinker*" ...

Sie: *schmieg* "Ja, Bärchen ... *kiss* ... und was ich dir schon lange sagen wollte: Unsere kleine Schnuffelmaus ist auch so eine ... *nach seiner Hand greif* ... Lesbe. Und ihre Freundin ist ganz ´ne nette, du." ....

Er: "Nee. Echt? Du, das hab ich mir schon lange gedacht. *kuschel* ... Na denn, wo die Liebe hinfällt ... Woll´n wir duschen gehen, Hildchen?" (Vorhang).





(IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 04.Jul.2009 - 20:03
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Sägefisch
Beitrag 05.Jul.2009 - 11:38
Beitrag #21


Schlaudegen.
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Nachdem hier ja die Antworten überwiegen, in denen einem nahegelegt wird, seine eigenen Komplexe anzugehen:

Mir jedenfalls geht es nicht darum dass ich bestimmte Medienbilder peinlich oder ungehörig finde. Folgendes Beispiel trifft es eher - eine grosse deutsche Nachrichtensendung zeigt zur besten Sendezeit einen Beitrag zum Berliner CSD. Inhalt: zwei quasi nackte, sich reibende Lederschwule, über deren Fröhlichkeit die Ansage kommt "...und forderten die Aufnahme von Homosexuellenrechten ins Grundgesetz".

Da geht es imho nicht darum, ob ich persönlich mit anderer Leute Nackheit leben kann oder zu verstockt bin, sondern um die taktische Ungeschicktheit, solche Bilder mit einer sehr selbstbewussten Forderung nach spezifischer Nennung als Einzelgruppe in der Verfassung zu vermischen.

Wie dumm das bei "den Leuten" nun genau ankommt, sei dahingestellt. Man wird aber nicht leugnen können dass diese Quintessenz tatsächlich für viele (auch neutrale Beobachter) das ist, was hängen bleibt. Und gerade wenn man den CSD auch als politische Plattform beibehalten will, kann man sowas nun nicht völlig unter "dann schäm Dich halt, gibt´s Therapien für" verbuchen. Die Bilder die wir produzieren tragen schliesslich auch zu der Ausgangssituation bei, mit der jede einzelne von uns dann im Alltag zu arbeiten hat, sowohl positiv als auch Widerstände mobilisierend.

Dass dies alles nicht nur die Frage nach Selbst-, sondern vor allem auch nach Mediendarstellung hervorbringt ist klar.

Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 05.Jul.2009 - 11:41
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robin
Beitrag 05.Jul.2009 - 12:05
Beitrag #22


I lof tarof!
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Interessantes thema, sägefisch, danke!
Ich habe nicht alle beiträge dazu gelesen, aber ich möchte an dtam satz erinnern

"Die komplexe Realität von Asylbewerbern, Hochschuldozenten, Flötistinnen und Surflehrern wird in so manchem deutschen Wohnzimmer ewig auf ein Mini-Klischee-Schnippselchen reduziert bleiben. Und das ist schade - weil dem Wohnzimmer so vieles entgeht. Und weil so viele sinnvolle Projekte die Unterstützung der WohnzimmerbewohnerInnen gebrauchen könnten."

Dem stimme ich zu, denn was mich immer wieder ärgert, ist gerade, was die medien auch immer wieder herauskramen, wenn sie über diskriminierung und/oder forderungen der homos berichten, was hängen bleibt ist - leider! - ganz stark die bebilderung. Ich möchte klarstellen, dass ich gar nichts gegen blanken hintern, aufgebrezelte tunten, harley fahrende dykes, usw. habe, nicht im geringsten!

Aber wenn auch die taz als bebilderung zum artikel zu dem neuen gesetz in indien schon wieder! mit einem geschminkten männlichen gesicht aufwartet, dann kann ich mir nur noch die haare raufen. Weil es immer den anschein in der bevölkerung erwecken kann, es geht sowieso um eine winzige gruppe "andersartigen" bzw. alle schwule schminken sich und alle lesben fahren oben ohne kawasaki.

Ich glaube an die macht der bilder und ich hasse es, wenn sie dermaßen platt benutzt werden. Dabei bin ich noch milde, denn ich will den medien nicht immer böse absichten unterstellen... oft, aber eben nicht immer.

Gerade gestern abend habe ich in einem internet forum der italienischen tageszeitung "L'Unità" (links) eine ganz ähnliche diskussion verfolgt.
Die größte oppositionspartei in italien hat eine plakataktion gestartet, die sehr kontrovers bei den anhängern angekommen ist. Auf dem plakat werden 2 politiker dieser partei nackt abgebildet, ein mann und eine frau. Der mann ist ein schwarzer und die frau eine lesbe. Der text sagt (frei von mir übersetzt): Du sagst "dreckiger neger" und "ekelhafte lesbe" und dann ärgerst du dich, wenn du italienischer mafioso genannt wirst.

Was ich an der diskussion spannend fand, ist im grunde dasselbe, was in diesem thread angesprochen wird. Da haben sich menschen große sorgen über die wahrnehmung der bevölkerung gemacht: Musste es denn sein, dass die abgebildeten wirklich der oppositionspartei angehören? Das kann nur nach hinten losgehen! Nun denken die leute, bei ihnen gibt es lesben und schwarzen... das kann gefährlich sein gerade mit einer regierung, die jedes medienschrittchen strategisch genau plant. Usw.
Ich konnte diese zweifel nachempfinden, schließlich steckt das land seit jahren knietief in einer politischen kloake. Andererseits aber dachte ich sofort: Toll! Mutig! Endlich!

(IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
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robin
Beitrag 05.Jul.2009 - 12:38
Beitrag #23


I lof tarof!
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Hallo sägefisch!
Ich habe so lange für meine antwort, dass ich deine letzte nicht mehr gelesen habe. Jetzt aber nach deinem beitrag frage ich mich, ob ich dein thema verfehlt habe und verstehe deine fragestellung nicht mehr.
Worum geht es dann? Meinst du, es sollte eine neue, alte moral einkehren? Oder stehe ich nun völlig auf dem schlauch? (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif)
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McLeod
Beitrag 05.Jul.2009 - 12:57
Beitrag #24


mensch.
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ZITAT(Sägefisch @ 05.Jul.2009 - 12:38) *
Mir jedenfalls geht es nicht darum dass ich bestimmte Medienbilder peinlich oder ungehörig finde. Folgendes Beispiel trifft es eher - eine grosse deutsche Nachrichtensendung zeigt zur besten Sendezeit einen Beitrag zum Berliner CSD. Inhalt: zwei quasi nackte, sich reibende Lederschwule, über deren Fröhlichkeit die Ansage kommt "...und forderten die Aufnahme von Homosexuellenrechten ins Grundgesetz".


Finde ich auch, das Fernsehteam hatte wie bei jedem CSD zigtausend andere Motive zur Auswahl. Wort-Bild-Schere nennen das Journalist.inn.en.

Ist das nun Absicht, weil es sich anscheinend von der regionalen Tageszeitung bis zur bundesweiten, öffentlich.rechtlichen Nachrichtensendung wiederfindet, dieses Phänomen?

McLeod
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Leandra
Beitrag 05.Jul.2009 - 13:22
Beitrag #25


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Ich finde auch, dass dies die Verantwortung der Medienleute wäre und wir uns sicher nicht zu schämen oder über schrille, sich inszenierende Homos aufzuregen brauchen. Berichtigungen helfen da, so wie auch immer wieder über Schwulenehe, Schwuenrechte, Schwulengesetze usw. geschrieben wird, wenn es um Homosexuelle geht. Da hlft nur hartnäckiges darauf aufmerksam Machen...
Und wie vorher schon geschrieben wurde, erzeugt auch das selbstverständliche, unauffällige Nachbarin-Sein oder Arbeitskollegin-Sein Bilder, die hoffentlich differenziert und positiv sind. Bedingung ist natürlich, dass wir diesen Teil unseres Lebens nicht verheimlichen.
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LadyGodiva
Beitrag 05.Jul.2009 - 14:22
Beitrag #26


Strøse
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Ich bin ein bißchen konservativ, was die Rahmenbedingungen und den inhalt politischer Demonstrationen angeht. (Der Love-Parade hat man ja nach geschätzten 6 Tiergartenkomplettsanierungen diesen Anspruch tatsächlich absprechen können.)
Für mich ist ein organisiertes "Hey, hier sind wir - und auch noch so bunt." ein durchaus politisches Statement, das ja nicht zuletzt wie gemacht ist für Bilder. Ich will Aufmerksamkeit, dann erhalte ich sie auch - und muss damit rechnen, dass sie gerade von den extrem-Elementen geradezu angesogen wird: das sind dann in der Regel Personen, die sich positiv formuliert extraordinär benehmen. Dazu benötigt es nicht einmal die Linse eines Regenbogenblattreporters (also weder von denen, noch von den hauseigenen).
Ich will jetzt nicht unbedingt behaupten, dass die nackten Peitschenschwinger der "bunte Block" des CSD sind - für mich wird nur indadäquat konkrete Privatheit in einen öffentlichen Diskurs gebracht, der noch lange nicht so weit ist, überhaupt die gleichberechtigte Existenz einer anderen Lebensform rechtlich anzuerkennen. Das finde ich - auch als Betroffene - durchaus problematisch und meiner "Mission im Kleinen" eher hinderlich.
Wenn ich "Außenwirkung" will (und ja auch offensichtlich noch benötige) und auch noch um die Macht der Bilder weiß und das ganze doch noch mit einem Hauch politischem Hintergrund statt findet und sich schon durch den Namen auf einen historischen Meilenstein bezieht - ja, warum zum Kuckuck verhalte ich mich dem Rahmen nicht angemessen und schau' zu, dass mein Dabeisein für mich und andere mehr ist als ein Dabei-gewesen? (Also nicht-volltrunken, ohne Zurschaustellung primärer Geschlechtsmerkmale standby oder in Aktion)
Was danach auf Parties, am Folgewochende abläuft, interessiert mich herzlich wenig und ist tatsächlich Privatangelegenheit.
Nur wenn jemand für mich das Wort miterhebt, dann erlaube ich mir auch, demjenigen auf den Mund zu schauen. Und gerade im Fall CSD sehe ich wirklich eine Menge hohler Zähne. Dann kann ich mich sogar noch ehrlicher über Lindenstraßen-Lesben-Ehen freuen - so es welche gibt.
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Sägefisch
Beitrag 05.Jul.2009 - 15:19
Beitrag #27


Schlaudegen.
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QUOTE(robin @ 05.Jul.2009 - 13:38) *
Hallo sägefisch!
Ich habe so lange für meine antwort, dass ich deine letzte nicht mehr gelesen habe. Jetzt aber nach deinem beitrag frage ich mich, ob ich dein thema verfehlt habe und verstehe deine fragestellung nicht mehr.
Worum geht es dann? Meinst du, es sollte eine neue, alte moral einkehren? Oder stehe ich nun völlig auf dem schlauch? (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif)


Gegenfrage: wieso ist es "alte Moral", die Kopplung von im Grunde ernsten Themen mit polarisierenden Bildern unglücklich zu finden? Da geht es doch eher darum, sich realistisch klar zu machen wie weit man unter diesen Umständen kommt.

Verfehlen indes kann man das Thema hier kaum, weil ich es selber eher umkreise als ausdefiniert habe. (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)
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Hortensie
Beitrag 05.Jul.2009 - 15:48
Beitrag #28


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Ich habe jetzt, glaube ich alle Beiträge mit Ruhe und Bedacht gelesen.
Die diesjährige Parade in Köln hat mir ausgesprochen gut gefallen und nach meiner Wahrnehmung habe ich schon lange keine so politische Wahrnehmung mehr gesehen.

Zu der Aussenwirkung ist mir spontan dass Beispiel einer früheren Chefin von mir eingefallen, die mit offensiv auftretenden Lesben in unserem Team immer sehr große Probleme hatte (nein, nicht mit mir, zu dem Zeitpunkt hatte ich eine sehr defensive Phase).
Insgeheim hat sie immer befürchtet, dass lesbische Frauen sie anbaggern würden.
Da die damals offensiv auftretende Lesbe deutlcih jünger als die Tochter der Chefin war, ein sehr obskurer Gedanke, der in sich so unlogisch war, dass es knirschte.

Der damalige Schwule im Team wurde von der Chefin für sehr weich und wankelmütig befunden... was aber dazu führte, dass er von ihr regelrecht "begluckt" wurde.

Spannenderweise nahm genau diese Chefin mit ihrem Mann als Publikum an jedem CSD-Umzug in unserer Stadt teil ...und schwärmte immer von den Kostümen, dem Einfallsreichtum etc..

Ein anderer, füherer Arbeitskollge von mir machte immer einen auf unheimlich progressiv und aufgeschlossen. Auf die CSD´s reagierte er immer mit abfälligen Bemerkungen über die "Nackten". egal, ob männlich oder weiblich und verbarg sich immer hinter der Bemerkung "da kann man ja wegen ....die Kinder nicht mithin nehmen."
Da es in den jahren, wo er sich so äußerte, unter Lesben so eingebürgert hatte mit nackten Oberkörper die Doppelaxt schwingend an der Parade teilzunehmen und ich das selber mißbilligte, widersprach ihm nicht so offensiv, wie ich es eigentlich von mir erwartet hätte.

In dieser schönen Stadt mit den bekannten Domspitzen gab es in früheren Zeiten einen schwulen Leder- und Fetischclub, dessen Teilnahmen am CSD ich selber immer grenzwertig fand. Die offensiv zur Schau gestellte Ausrichtung inklusive viel nackter Haut liess mich bei ihrem Anblick immer ein wenig erröten und ein bisschen schämte ich mich dafür.
Andererseits lebten diese Menschen sich auf ihren Karnevalspartys genauso aus, wie an CSD und dies hinderte die Stadtbekannte Karnevalsmottoqueen (M.L.Nikuta) nicht daran, dort jedes Jahr aufzutreten. Der erste Auftritt fand vor 20 Jahren statt.

Ich denke, dass die meisten Menschen weniger Probleme damit habn, als man selber chon mal so annimmt.
Vielleicht muss man sich auch seine eigenen Vorurteile mal deutlich machen.
Wenn ich z.B. auf die Lesbe mit Kind schaue, die mit der Frau-zu-TS zusammenlebt und deren schwuler Kindesvater aktiver Vater ist, da steht ja auch die Frage im Raum:
"Hej, da ist eine Frau mit Kind und 2 sehr männlichen Personen. Wo ist das denn jetzt Regenbogenfamily?"

Ob mir persönlich, dass jetzt passt oder nicht die Urbesetzung des CSD waren Schwule, Lesben und Transgender. (Wie ja auch von L.Feinberg dokumentiert) Und es ging um Selbstbestimmung in der Sexualität und in der "Kleiderordnung" und wahrscheinlich geht es nicht nur heteros so, sondern auch schwule/Lesben/tTransgender haben auch ihre Vorurteile und ihre Sichtweise.

Letzlich glaube ich aber schon, dass ich selber bestimme, wie ich wahrgenommen werde und ich glaube nicht, das mich jemand mit anderen Eigenschaften ausstatten wird als die, die ich habe (es sei denn, er tritt mir sowieso nicht wohlwollend gegenüber).

Wirklich tragisch finde ich nur, dass es in der KVB in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder jemand zusammengeschlagen worden ist, weil er offen schwul aufgetreten ist.
Im als "weltoffen" assoizierten Stadtteil "Ehrenfeld", wo ja auch das Wohnprojekt geplant ist.

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wolke
Beitrag 05.Jul.2009 - 20:23
Beitrag #29


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Sägefisch, danke für den thread!

Besonders Dein Eingangs-Thread spiegelt beinahe exakt meine Gedanken wieder, die ich ohne Wissen über diesen thread heute hier kund tun wollte ..
Der Grund: Gestern war ich (zum ersten mal) auf der Regenbogenparade in Wien. Und mein Eindruck - sehr ambivalent.
Um ehrlich zu sein, machte mich diese Art von "Sichtbarkeit" sogar teilweise wütend bis traurig.
Ohne beleidigen oder werten zu wollen, verstehe ich nun jeden nicht gerade homophilen, kopfschüttelnden Einfaltsbürger ein Stück besser, der einfach keinen Grund findet, warum jene, (halb)nackt, gröhlend, fordernd, "nie mehr schule"- singend und tonnen Müll hinterlassende Menschen, die beinahe zornig die Gesellschaft "beschimpfen" und auf ihren plakaten "darkroom statt Brauchtum" und "Mu***i lecken statt Gesetze strecken" (und noch einiges mehr...) fordern- ein Recht auf Eheschließung etc. haben sollten.
Im Gegenteil, wäre für ihn doch das Brauchtum (verständlicherweise) schützenswerter.

Ich bin unserer Vielfalt keineswegs abgeneigt, und habe auch kein persönlcihes Problem mit irgendwem oder irgendetwas - nur mache auch ich mir Sorgen um unser "Bild"- gerade in dieser empfindlichen Zeit, in der - gerade in Österreich- viel von unserer Repräsentation abhängt.

Interessanterweise wurden ich und meine Freundin auf eben dieser Parade von einem englischen Doctorant, zwecks einer Arbeit über Homosexualität in Europa, zu genau diesem Thema interviewt. Es war ein interessantes Gespräch. Und den Nagel auf den Kopf treffend sagte er, ohne sich näher mit dem Thema befasst zu haben und nur Öffentlichkeitsfutter konsumierend hätte er den Eindruck, Homosexuelle seien ... "verrückt".

Natürlich liegt viel verantwortung bei den Medien, aber der Schrei nach Aufmerksamkeit kommt in diesem Fall von "uns".

Ich persönlich fühle mich ja sehr wohl unter allen bunten und schrillen Mitbürgern, nur der beinahe etwas arrogante und aufmüpfige Ton gegenüber allen "anderen" (Staat, Bürger, Tradition...) stört mich, und das undiplomatische, uneinsichtige Fordern. Ein etwas sanfterer Ton als der auf solchen paraden wäre wohl zielführender. Ein Er- und Aufklären (leider nötig aber) wahrscheinlich zweckdienlicher. Ich vernahm fast ausschließlich einen aggressiven Unterton, und das führt wohl eher zu verhärteten Fronten.

Nichts gegen Paraden, aber der Fokus der Öffentlichkeit sollte vielleicht eher auf die restlichen 364 Tage des Lebens homosexueller Menschen gerichtet werden.
Wer ist dafür verantwortlich...?
Wohl beide Seiten. Die vor, und die hinter der Kamera.

Der Beitrag wurde von wolke bearbeitet: 05.Jul.2009 - 20:26
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McLeod
Beitrag 05.Jul.2009 - 23:19
Beitrag #30


mensch.
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Vorhin sah ich das heutige Heute-Journal mit einem Bericht vom Hamburger Schanzenfest und den Ausschreitungen. Dabei zog sich ein Mann die Hose aus, legte sich auf die von den Wasserwerfern schwarzglänzend genässte Straße und o*a*i*r*e - da bin ich der Tat so platt, dass ich das Wort Nicht ausschreiben möchte. Und in jeder Fußballstadionfankurve tanzen halbnackte volltrunkene Männer an Gitterzäunen.

Vielleicht sind provokant-selbstbewusste Lederchaps-Tragende mit nacktem Hintern ein Luxusproblem...?

Vielleicht wird ein allgemeines Sexualisierungsphänomen aber auch tatsächlich dank innerer Ablehnung oder überdurchschnittlichem Akzeptanzwunsch (der ja impliziert, mensch sei noch nicht "genug" akzeptiert) im Kontext "les.bi.schwul.trans*" erst zu einem Problem.

Eher Frage als These...

McLeod
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Lucia Brown
Beitrag 05.Jul.2009 - 23:24
Beitrag #31


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"Und weshalb tun Lesben und Schwule bei den Großveranstaltungen so, als bildeten sie eine gemeinsame Szene? Wenn es doch ganz offensichtlich nicht so ist?"
Schriebe: Deirdre



Ich bin keine Hellseherin und ich weiß daher nicht wo wir hingehen, jedoch beobachtet ich, dass eine Annäherung gerade stattfindet.

Der Beitrag wurde von Lucia Brown bearbeitet: 05.Jul.2009 - 23:26
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DerTagAmMeer
Beitrag 06.Jul.2009 - 07:22
Beitrag #32


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ZITAT(Sägefisch @ 05.Jul.2009 - 12:38) *
Nachdem hier ja die Antworten überwiegen, in denen einem nahegelegt wird, seine eigenen Komplexe anzugehen:
[...]
Da geht es imho nicht darum, ob ich persönlich mit anderer Leute Nackheit leben kann oder zu verstockt bin, sondern um die taktische Ungeschicktheit, solche Bilder mit einer sehr selbstbewussten Forderung nach spezifischer Nennung als Einzelgruppe in der Verfassung zu vermischen. [...] Und gerade wenn man den CSD auch als politische Plattform beibehalten will, kann man sowas nun nicht völlig unter "dann schäm Dich halt, gibt´s Therapien für" verbuchen.


Nur so nebenbei: Nicht umsonst habe ich von mir selbst gesprochen und niemandem nahegelegt, sie möge sich meine Schuhe anziehen, der sie nicht passen.

Du reflektierst hier die Tatsache, dass die CSD's heute in der Mitte der deutschen Gesellschaft angekommen sind und stellst die These auf, dass die politischen Anliegen der "Community" dort wirksamer vorgebracht werden könnten.

Dabei lässt Du außer Acht, dass die Christopher Street keine politische Plattform war, auf der intellektuellen Eliten, gemeinnützige Vereine, Studentenverbindungen und politischen engagierten Frauengruppen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung auf die Straße gegangen wären.

Den Stonewall-Aufstand verdanken wir (!) angepassten und etablierten Lesben in erster Linie den kessen Vätern und Dragqueens. Er wurde im Prostitutionsmilieu geboren und reagierte auf gewalttätige Ausschreitungen gegenüber einer vielfältig ausgegrenzten Randgruppe.

Und auch die ersten Demonstrationen in deutschen Städten wurden nicht von den bürgerlichen Parteien und Gewerkschaften initiiert, die den CSD heute munter für ihren Wahlkampf nutzen - sie kamen aus der Sub. Rosa von Praunheim machte nie gutbürgerliches Bildungsfernsehen und die Anti-AIDS-Bewegung ging nicht aus einem züchtigen Damendebattierkränzchen hervor.

Somit ist CSD einfach nicht "unsere" Party. Wir dürfen dabei sein, dazu gehören - wenn wir möchten.
Ich persönlich empfinde es einfach als respektlos, all jene, deren sexuelle (!) Emanzipation ganz körperlich und handfest den Grundstein für unseren Status Quo gelegt hat, heute aus "taktischen" und "kosmetischen" Gründen aus der Berichterstattung entfernen zu wollen.

Gestern Nacht habe ich mir die (leibhaftig sehr genossene) Parade noch einmal als 3-stündige Fernseh-Übertragung auf Center-TV angesehen. 1/3 der Zeit wurden Politiker interviewt, gefühlte 150 Mal wurde auf den politischen Anspruch hingewiesen und die "Kommerzialisierung" gegeißelt. "Problemgruppen" wie die Fetisch-Szene mit "jede Jeck is anders" entschuldigt und wiederholt auf die freiwillige Selbstverpflichtung des KLuST verwiesen, auf "maßlose Provokation" zu verzichten.

Sicher ist die Verbindung zwischen Karneval und CSD in Köln noch einmal eine ganz besondere Geschichte. Allerdings beruht die (aus meiner von 12 Jahre zugezogenen Immi-Sicht) auf Gegenseitigkeit. Rosa Funken, Röschensitzung und "Kölle Aloha" sind im traditionellen Karneval mittlerweile fest verankert ... und viele "Berührungsängste" der Hetero-Jecken der werden wohl eher im Winter abgebaut und machen die breite Akzeptanz erst möglich, die der Regenbogen in Köln genießt. Und das nicht nur am CSD sondern 365 Tage im Jahr.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 06.Jul.2009 - 07:30
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McLeod
Beitrag 06.Jul.2009 - 10:24
Beitrag #33


mensch.
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hmmm... auch wenn ich wegen der so anderen Perspektive und klaren Ausdrucksweise gerne von Dir "auf den Pott" gesetzt werde, dtam, so will ich doch noch einen Aspekt einbringen: Die CSDs, geboren im Rotlichtmiliöh New Yorks und von mutigen Kessen Vätern, Transen und Schwulen ausgegangen, werden mittlerweile von Durchschnittslesben und angepassten Schwulen organisiert. Die landen, ob sie wollen oder nicht, im Töpfchen "intellektuelle Elite" ihrer Stadt und ihr ehrenamtliches oder in den 3-5 großen Städten auch berufliches Engagement hat viel von Eventmanagement und nur wenig von Aufstand, Auflehnung, sexueller Emanzipation oder Ähnlichem. Mittlerweile ist "die Community" selbst eher Gast als Gestaltende.r, ob nun im Alltagsdress oder (fast) ohne Kleidung, ob fröhlich oder provokant, schüchtern oder am Infostand stehend.

Ich glaube (was sowviel heitß, wie "ich weiß es nicht" (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ), dass "die Community" sich in den letzten 2-3 Jahren schon ein bißchen mehr wieder als Gemeinschaft begreift und zusammenfindet - das T-Shirt-Dings aus Hamburg ist so eine un-geplante Aktion, die aus (sogar unvernetzten!) Individuen eine Gruppe herausbildet, Identität stiftet. Die herkömmlichen Gruppen und Vereine sind - je nach Stadt - unterschiedlich existent und noch unterschiedlicher bringen sie sich ein. Was schon von der Wortwahl her zeigt, dass sie nicht (mehr?) treibende Kraft sind. Die Lücke zwischen Organisierenden und Teilnehmenden ist beiderseits (meinem Empfinden nach) nicht gewollt und doch da. "Die da" organisieren einen CSD, "ich" gehe da mal hin, "wir" machen einen Infostand und die Band, die "die da" ausgewählt haben, gefällt mir aber so gaaar nicht.

Ich möchte auch nochmal einwerfen, dass die vielkritisierte Kommerzialisierung hauptsächlich dazu dient, les.bi.schwule Künstler.innen zu entlohnen, Technik für den gewünschten Entertainmentblock zu mieten, Öffentlichkeitsarbeit / Werbung zu betreiben, damit zum einen möglichst viele kommen und zum anderen auch die, die nicht kommen (außerhalb Kölns sind das "die Heteros der Stadt" ;o) ) mit den Botschaften zu erreichen und professionelle Logistik und Gastronomie zu realisieren, damit ja alle auch um 17 Uhr noch ein kühles Bier und eine heiße (Tofu-)Wurst bekommen. (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif)

Selbst kleinste CSDs, wie Schwerin, sammeln Geld, um das bidirektionale Wünschen-Machen umzusetzen. Wer mal einen ganz unkommerziellen, weil ohne (oder so gut wie ohne) eigene Mittel realisierten CSD erleben möchte, kann ja in diesem Jahr am 22.8. nach Hannover fahren. Der erste CSD (bislang sind diverse Organteams an ihren Ansprüchen, denen der Szene und auseinanderstrebenden Interessen gescheitert) in der Landeshauptstadt wird beinahe privat organisiert, der Verein zum CSD fühlt sich erst ab 2010 verantwortlich. Es gibt eine sogenannte Fußdemo, dazu eine Infofläche, die Gruppen, Vereine und Parteien nutzen können und eine recht alternative Abschlussparty, die ein bißchen Geld für den 2010er-CSD einbringen soll. In Blogs schreibt "die (örtliche) Szene", dass das ja kein richtiger CSD sei... Der muss wohl einen entsprechenden Lärm- und Spaßpegel haben... Ob CSDs wirklich noch die Demonstration der Unangepassten sind, bei dem auch die Angepassten dabei sein drüfen... also ich bezweifle das ein wenig...

McLeod
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wolke
Beitrag 06.Jul.2009 - 10:28
Beitrag #34


blinder Passagier
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ZITAT(DerTagAmMeer @ 06.Jul.2009 - 08:22) *
Den Stonewall-Aufstand verdanken wir (!) angepassten und etablierten Lesben in erster Linie den kessen Vätern und Dragqueens. Er wurde im Prostitutionsmilieu geboren und reagierte auf gewalttätige Ausschreitungen gegenüber einer vielfältig ausgegrenzten Randgruppe.

Und auch die ersten Demonstrationen in deutschen Städten wurden nicht von den bürgerlichen Parteien und Gewerkschaften initiiert, die den CSD heute munter für ihren Wahlkampf nutzen - sie kamen aus der Sub. Rosa von Praunheim machte nie gutbürgerliches Bildungsfernsehen und die Anti-AIDS-Bewegung ging nicht aus einem züchtigen Damendebattierkränzchen hervor.

Somit ist CSD einfach nicht "unsere" Party. Wir dürfen dabei sein, dazu gehören - wenn wir möchten.
Ich persönlich empfinde es einfach als respektlos, all jene, deren sexuelle (!) Emanzipation ganz körperlich und handfest den Grundstein für unseren Status Quo gelegt hat, heute aus "taktischen" und "kosmetischen" Gründen aus der Berichterstattung entfernen zu wollen.


Damit hast Du wohl recht, und ein unsichtbarer machen jeglicher Art ist sicher nicht die Lösung des Problems.

Aber genau hier ist das Problem: Wie klug ist es, eben diese provokanten genannten Veranstaltungen, deren Ziele ursprungs sicher nicht politisch waren, heute als Plattform zu nutzen um politische Botschaften stellvertretend für die breite Masse aller Homo- und Trans-Menschen an die Öffentlichkeit zu bringen?
Wieso schrille - durchaus berechtigte und erlaubte- Paraden anderen Ursprungs umfunktionieren zu halb "Demonstartionen", halb "Kundgebungen" und zum kleinen teil "Aufklärungs- und Sichtbarkeitsarbeit"? Kann das funktionieren?
Wer sagt der Bevölkerung, dass dies eigentlich nicht unser politisches Auftreten ist, sie aber dennoch unsere (un?)passenden Stellungnahmen und Forderungen wahrnehmen soll? Und natürlich im Hinterkopf bewahren, dass das breite, alltägliche Leben Homosexueller anders aussieht, aber dazu müsse die Vortsellungskraft halt reichen...?

Wer verkündet auf der "Love Parade" politische Forderungen? Und wer würde diese ernst nehmen?

Mir ist klar, dass es nicht viel Auswahl gibt, und erst recht nicht viele andere Hintertüren, Präsenz zu haben und die Öffentlichkeit zu erreichen. Überhaupt keine in solcher größe.

Vielleicht wäre einfach eine kleine Klausel, ein Untertitel, eine Fußnote gut, zu einer anderen Eingangstür für Zuschauer, um auf die grenzenlose Vielfalt der restlichen 364 Tage im Jahr eines Homosexuellen hinweist...
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nico
Beitrag 06.Jul.2009 - 14:15
Beitrag #35


Gut durch
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Hm, interessante Diskussion.
Ich errinnere mich noch daran, wie ich das letzte Mal vor Jahren den CSD besuchte. Das war in der Zeit, wo er, zumindest hier in HH immer kommerzieller wurde (nach meiner Einschätzung) und ich eine Frauen (sic!) Gruppe am Rand entdeckte, die einen Banner mit der Aufschrift hochhielten "Für eine sofortige Zusammenlegung von CSD und Alstervergnügen" (Anm. das ist ein Fress-und Sauffest in der City). Fand ich irgendwie gut. Danach blieb ich der Veranstaltung fern.
Auch nicht das wahre, sich zu entziehen, wenn einem der Mainstream nicht passt. Da finde ich die HHler Aktion "Ich bin" schon besser.
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Sägefisch
Beitrag 06.Jul.2009 - 14:36
Beitrag #36


Schlaudegen.
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Jetzt will ich also auch noch jemanden "entfernen"?

Es mag ja sein dass ich zuviel drumrum schreibe. Mein Anliegen war eher ein Annähern daran: welche Bilder bekommen in welchen Zusammenhängen wieviel Gewicht, entwickeln welche Aussenwirkung und wie fällt das (positiv oder negativ) wiederum auf unsere Alltagslage zurück.

Nicht, wer von uns aus zu entfernen sei.

Und nochmals: der CSD ist da nur ein Vehikel.

Wieviel Bewusstsein haben wir für das was am anderen Ende ankommt? Natürlich kann man dann antworten dass man in erster Linie für sich selbst steht und es einem schnurz ist was andere daraus machen. Das heisst aber nicht dass Leute denen das nicht egal ist, mit der Sense durch die Reihen gehen wollen.
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McLeod
Beitrag 06.Jul.2009 - 14:39
Beitrag #37


mensch.
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ZITAT(wolke @ 06.Jul.2009 - 11:28) *
Wer verkündet auf der "Love Parade" politische Forderungen? Und wer würde diese ernst nehmen?


Dr. Motte hielt eine Rede am Anfang der Love-Parade, in der es um Weltfreiden, Jugendkultur und Völkerverständigung ging. Nach Ansicht des Gerichts reichte das nicht aus, um den Charakter einer Demonstration zu erreichen / haben. Dr. Mottes Idee, das Tanzen als Demonstrationsform zu den verschiedenen Möglichkeiten zu demonstrieren hinzuzufügen scheiterte. Ich weiß das auch nur, weil ich mal das sogenannte "Love Parade Urteil" angelesen habe, das von unwilligen Verwaltungen gerne versuchsweise zitiert wird, wenn sie den Anmeldenden von CSD-Demos eine Abfuhr erteilen wollen.

edit: wen es interessiert im 2. Abschnitt

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 06.Jul.2009 - 14:44
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DerTagAmMeer
Beitrag 06.Jul.2009 - 21:49
Beitrag #38


Adiaphora
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ZITAT(McLeod @ 06.Jul.2009 - 11:24) *
Wer mal einen ganz unkommerziellen, weil ohne (oder so gut wie ohne) eigene Mittel realisierten CSD erleben möchte, kann ja in diesem Jahr am 22.8. nach Hannover fahren. Der erste CSD (bislang sind diverse Organteams an ihren Ansprüchen, denen der Szene und auseinanderstrebenden Interessen gescheitert) in der Landeshauptstadt wird beinahe privat organisiert, der Verein zum CSD fühlt sich erst ab 2010 verantwortlich. Es gibt eine sogenannte Fußdemo, dazu eine Infofläche, die Gruppen, Vereine und Parteien nutzen können und eine recht alternative Abschlussparty, die ein bißchen Geld für den 2010er-CSD einbringen soll.


Wahrscheinlich werde ich wirklich mit dabei sein (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) Mein eigenes CO fiel ja glücklicherweise mit dem Beginn der "Tummelplatz-Ära" zusammen, deren Zerfall ich dann nicht mehr miterlebt hab. Insofern idealisiere und nostalgiere ich die niedersächsischen Verhältnisse wohl ohnehin in unzulässiger Weise und freue mich gewaltig, dass es wieder einen Grund gibt, zum Feiern in die Heimat zu reisen!

Zum Thema(?):
Ich hatte wirklich nicht vor (Ehrenwort!) irgendwen auf den Topf zu setzen oder Dinge zu unterstellen, die so nicht gemeint wurden. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass die immer wieder neu erhobene Klage über CSD's/die Szene/die oberflächlichen Schwulen/die notgeilen Heteros/die undankbare Jugend und das durchgeknallte Queervolk teilweise zur leeren Geste erstarrt ist und lediglich als Ausrede herhält, auf persönliches Engagement und Solidarität zu verzichten.

Und dann geh' ich ein paar Stunden später über ein knallvolles Straßenfest, an dessen Rändern nahezu vollständig verwaiste lesbische Infostände vor sich hindümpeln. Wieso, wenn sich doch alle so sehr nach politischer Teilhabe, Feminismus und tragfähigen Frauennetzwerken sehnen? Keine Lesben auf dem Kölner CSD? Alle zuhause Arte gucken und Leserinnenbriefe an die Emma schreiben? Denkste! Eine meterlange Schlange lesbischer Damen steht erwartungsvoll mit gezückten Foto-Handies vor dem Stand einer feministisch ja überhaupt nicht ernst zu nehmenden Internetplattform aufgereit: Autogrammstunde einer Musikerin, die mit einer Casting-Show bekannt wurde, welche von Lesben ja ebenfalls boykottiert wird. Soso.

Und mit der rhetorischen Totschlagfrage "Was sollen denn die Leute denken?" konnte ich schon als Kind nichts anfangen. Sie dreht sich im Kreis und produziert Stillstand. Mich interessiert, was Du (persönlich gemeint!) denkst. Damit kann ich mich auseinandersetzen, das kann ich versuchen nachzvollziehen. Wozu soll es gut sein, wenn wir hier im Wechsel herumspekulieren, was an irgendeinem Ende der medialen Vermittlung herauskommt? Ist es nicht sinnvoller und ehrlicher von sich selbst zu sprechen?

Vor einiger Zeit schrieb eine Userin sinngemäß, sie hätte sich in einer Diskussion hier wie die letzte Feministin gefühlt - ein Gefühl, dass einige Userinnen spontan teilen konnten ... ursprünglich jede für sich gegen alle anderen ... und plötzlich ein wenig gemeinsam. Mit der "Szene" und auch mit Euch geht es mir selbst auch immer mal wieder so. Mit dem Wunsch "nach Hause zu kommen" schlage ich irgendwo auf und stelle fest, dass mein Platz fortgeräumt ist und Musik gespielt wird, mit der ich nichts anfangen kann. Niemand lächelt mich an, niemand freut sich über meine Anwesenheit, alle sind beschäftigt mit einem Spiel, dessen Regeln mich befremden. Das ist ärgerlich, traurig, erschreckend ... aber auch eine Chance, sich neu zu begegnen.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 06.Jul.2009 - 22:13
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McLeod
Beitrag 07.Jul.2009 - 07:38
Beitrag #39


mensch.
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@dtam - ich glaub wir sind auf ähnlicherem Fleckchen als Du dachtest(?)

ZITAT
[...]dass die immer wieder neu erhobene Klage über CSD's/die Szene/die oberflächlichen Schwulen/die notgeilen Heteros/die undankbare Jugend und das durchgeknallte Queervolk teilweise zur leeren Geste erstarrt ist und lediglich als Ausrede herhält, auf persönliches Engagement und Solidarität zu verzichten.

Erlebe ich ähnlich, hätte es natürlich nur mal wieder nicht so schön auf den Punkt bringen können. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

ZITAT
Wozu soll es gut sein, wenn wir hier im Wechsel herumspekulieren, was an irgendeinem Ende der medialen Vermittlung herauskommt? Ist es nicht sinnvoller und ehrlicher von sich selbst zu sprechen?

Weil ich eine Weile die mediale Vermittlung CSDiger Anliegen gepflegt habe: schicke ich 5 Fotos an eine regionale Zeitung oder ein regionales Stadtmagazin, auf der 4 Mal durchschnittliches Volk beim Demonstrieren und in der Sonne sitzen zu sehen ist und eines die städtische DragQueen zeigt, dann kramt die Redaktion noch im eigenen Archiv, um der DragQueen andere bunte Vögel zur Seite zur stellen. Und das, obwohl ich von schwuler und lesbischer Beteiligung in den Redaktionen weiß (wenngleich ich sie nicht persönlich und ihre Einstellung zu "Repräsentanz" kenne).
Insofern muss ich alle, die meinen durch ihre eigene Präsenz das mediale Bild verändern zu können, enttäuschen. Es geht vermute ich nur, wenn es einen CSD komplett ohne Chichi gibt (vielleicht Hannover '09?)... Was ich aber aus ganzem Herzen sagen kann ist, dass die Menschen am Straßenrand (oder die beim Samstags-Shopping über den Straßenfestplatz spazieren) ein anderes Bild sehen und erfahren. Und schließlich gibt es in so vielen Städten CSDs, weil es um die örtliche Verbesserung geht. Sonst "bräuchten" "wir" ja nur Köln, Berlin, vielleicht noch Hamburg und München... CSD ist bei allem Globalismus zuerst etwas regionales, kommunales. Wenn sich ein Oberbürgermeister auf eine CSD-Bühne stellt und sagt "Wir freuen uns, dass die Lesben und Schwule in unserer Stadt unsere Kultur und unseren Alltag bereichern", dann steht das neben den bunten Bildchen in der Tageszeitung. Und es wirkt sich in die Betriebe, Büros und Geschäfte aus. Genauso, wie es ein Reibungsfläche gibt, sobald ein.e Vertreter.in der Stadt halbherzig von der Bühne grüßt "Liebe Betroffene, schön, dass Sie diesen Tag für sich so schön bunt gestaltet haben."

Sich der regionalen Wirkkraft zu entziehen heißt (leider auch), der gemeinsamen regionalen Wirkung Kraft zu entziehen. Es gibt (für mich) nichts persönlicheres auf einem CSD, als der gegenseitige Blick in die Augen (drum gehöre ich auch zu den wenigen Lesben ohne Sonnenbrille (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) )

So... Kurve gekriegt?

Schmunzelgrüße
McL
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Co-Mom
Beitrag 07.Jul.2009 - 21:17
Beitrag #40


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QUOTE(Sägefisch @ 03.Jul.2009 - 11:44) *
Worauf ich hinaus will: erreicht man durch offensive Zurschaustellung privater Lebensbereiche und aggressiver Politrethorik wirklich mehr Selbstverständlichkeit oder klopft man eher den Deckungswall fest? Was muss man mit in Kauf nehmen, wenn man sich diese Form des Stolzes als Aktionsplattform wählt? Womit werden "wir" öffentlich identifiziert wenn die vornehmliche Repräsentation zungenküssende halbnackte Dragqueens und vorwurfsvolle Forderungen an eine nicht näher benannte, anscheinend semifaschistische "Gesellschaft" sind?

....


Mir stellt sich aber die Frage, ob es uns für die restlichen 51 Wochen des Jahres weiterbringt, mit einer ins radikale überhängenden Selbstbehauptung identifiziert zu werden, die bestimmte Schamgrenzen vieler überschreitet und sich einer Wortwahl bedient die so tut als wäre der Staat nach wie vor unser repressiver Feind.



Ich für meinen Teil trenne zwischen den schrillen Auftritten auf em CSD und dem, was Du "aggressive Politrethorik" nennst. Ich halte den rechtlichen und den gesellschaftlichen Status von Homosexuellen immer noch für indiskutabel. Wenn man die Situation, in der sich homosexuelle Paare heute befinden auf gemischtrassige Paare oder jüdisch/arische Paare überträgt, landet man tatsächlich beim "Semifaschismus".


QUOTE
Fühlt Ihr Euch in irgendeiner Form repräsentiert? Durch wen/was und auch: wodurch nicht?


Ich fühle mich durch die politischen Ziele durchaus repräsentiert, durch das schrille Auftreten allerdings nicht.
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Sägefisch
Beitrag 08.Jul.2009 - 10:50
Beitrag #41


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QUOTE(Co-Mom @ 07.Jul.2009 - 22:17) *
...die Situation, in der sich homosexuelle Paare heute befinden auf gemischtrassige Paare oder jüdisch/arische Paare überträgt...


Du beziehst Dich vermutlich auf das Dritte Reich und sprichst somit von akuter Lebensgefahr durch Staatsorgane?

Ich glaube so sehr würde ich das, was Menschen damals durchmachen mussten, dann doch nicht runtervergleichen.
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Co-Mom
Beitrag 08.Jul.2009 - 12:17
Beitrag #42


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QUOTE(Sägefisch @ 08.Jul.2009 - 11:50) *
QUOTE(Co-Mom @ 07.Jul.2009 - 22:17) *
...die Situation, in der sich homosexuelle Paare heute befinden auf gemischtrassige Paare oder jüdisch/arische Paare überträgt...


Du beziehst Dich vermutlich auf das Dritte Reich und sprichst somit von akuter Lebensgefahr durch Staatsorgane?

Ich glaube so sehr würde ich das, was Menschen damals durchmachen mussten, dann doch nicht runtervergleichen.



Genau umgekehrt. "...die Situation, in der sich homosexuelle Paare heute befinden". Lebensgefahr droht ihnen nicht. Aber man stelle sich dennoch einmal vor, ein gemischtrassiges Paar könnte heute und hierzulande nicht heiraten, keine Kinder gemeinsam adoptieren, ein Mädchen, das einen Juden liebt hätte in der Schule Angst, das zu sagen, es gäbe Schwierigkeiten, in den Gleichheitsartikel des GG auch die Rasse aufzunehmen, etc.



Machen wir uns nichts vor: Das Unrecht ist schon gravierend und wird eigentlich nur dadurch verschleiert, dass es schon viel schlimmer war und kontinuierlich besser wird.
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Sägefisch
Beitrag 08.Jul.2009 - 12:28
Beitrag #43


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Hm, nun gut, es ist nicht wie es sein sollte. Ich mag bloss Faschismusvergleiche nicht so gern, weil sie selten ganz zuende gedacht sind. Nichts für ungut?

Auch empfinde ich solche Misstände eher als zäh und weniger als aggressives Unrecht.
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McLeod
Beitrag 08.Jul.2009 - 18:11
Beitrag #44


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ZITAT(Sägefisch @ 08.Jul.2009 - 13:28) *
Hm, nun gut, es ist nicht wie es sein sollte. Ich mag bloss Faschismusvergleiche nicht so gern, weil sie selten ganz zuende gedacht sind. Nichts für ungut?

Auch empfinde ich solche Misstände eher als zäh und weniger als aggressives Unrecht.



Also die Reden von CDU/CSU-Abgeordneten versus rechtliche Gleichstellung sind für mich eher aggressiv, denn zäh. Frei zitiert "Wir sind schon mit der Stiefkindadoption weiter gegangen, als es das Volk eigentlich will - nun ist Schluss."

Nur, weil die Gesetzeslücken mittlerweile sehr viel kleiner sind, als vor 40 Jahren (§175) oder vor 18 (ICD-10) liegt meines Erachtens gerade in deren Kürze die Würze. Es wäre doch nicht mehr viel zu "verlieren", es geht doch nur um vernachlässigbare steuerliche Mindereinnahmen ("wir" sind ja nun nicht das halbe Volk und "wir" sind auch nicht ansatzweise alle verpartnert), es geht doch jetzt tatsächlich viel mehr als beim §175 um eine Geste, um Augenhöhe. Drei Schritte hinter dem Mann gehen ist ja auch "nur" eine nicht-aggressive Demütigung und Zurücksetzung.

Sach ich mal so...

McLeod
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Sägefisch
Beitrag 08.Jul.2009 - 19:16
Beitrag #45


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Natürlich gibt es immer aggressive Akteure, der Gesamtprozess aber scheint mir eher zu stocken als durch zähnefletschende Massen oder gar einen faschistisch motivierten Staat verhindert zu werden.

Ist aber auch nur mein Erleben aus sicherer Entfernung.
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