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> Spiessrutenlaufen auf den Filmtagen?, Habt Ihr ähnliche Erfahrungen?
Pirola
Beitrag 15.May.2012 - 18:25
Beitrag #1


Bekennende Urlesbe
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Hallo Ihr ,
ich hätte gerne mal gewusst, ob es hier welche gibt , die sich auch so ungut innerhalb der Lesbenszene ihrer
Region fühlen . Am Wochenende sind bei uns Lesbenfilmtage. Ich sehe unheimlich gerne romantische Liebesfilme mit lesbischen Inhalt, und da wäre ich schon
sehr grausam zu mir, wenn ich mir das deshalb verkneifen würde, weil ich nicht unter die Frauen gehen will. Ohne meine Partnerin würde ich es noch
schlechter schaffen. Wir haben in den letzten Jahren so viel Enttäuschungen mit anderen Lesben und vor allem lesbischen Paaren erlebt, dass frau da eine Hürde überwinden muss, wenn sie sich zu den Filmtagen traut. Denn da kommen alle irgendwann hin. Zum Glück mag ich keine Kurzfilme(der Renner).
So ist es vielleicht nicht ganz so voll, wenn wir gehen. Aber es werden mehrere Frauen da sein, die uns nicht gerne sehen und die uns umgekehrt auch nur
an Verletzungen erinnern. Immer wieder haben wir , wenn es Konflikte gab, versucht, die mit den anderen zu klären. Aber genau das wollten diese Frauen
alle nicht. Und das nicht nur in einem Stammtisch, das auch in privatem , freundschaftlichen Rahmen.

Zur Zeit halte ich mich bald schon lieber an Männer, weil ich von denen nichts will und über Dinge wie PCfragen und so reden kann, was mich auch sehr interessiert und völlig ohne diese ganzen Komplikationen abläuft. Dabei wurde mir und meiner Partnerin auch noch ständig vorgeworfen, WIR seien zu kompliziert.
Habt Ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht?
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Antworten (1 - 41)
Lucia Brown
Beitrag 16.May.2012 - 21:27
Beitrag #2


- keep it up you go girl -
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Vielen Dank für deinen ehrlichen und offenen Beitrag hier im Forum. Ich versuche mal respektvoll darauf zu antworten. Vorallem, weil ich ähnliches erlebe. Woher das stammt, ist mir allerdings schleierhaft. Vielleicht gibt es die ein oder andere hier, die das Rätsel lösen könnte.

lg

Lucia B.
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Pirola
Beitrag 16.May.2012 - 22:13
Beitrag #3


Bekennende Urlesbe
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Das ist witzig . Beide Frauen, die mir hier geantwortet haben - die andere privat , haben wie ich mit
Kunst zu tun. Vielleicht haben wir einen kritischeren Blick ? Kunst zwingt zur Selbstreflektion und
hält einer ständig einen Spiegel vor. Ich könnte gar nicht anders leben , indem ich diese Unstimmigkeiten
etwa völlig ausblenden würde .
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kenning
Beitrag 20.May.2012 - 22:48
Beitrag #4


Naschkatze
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Vielleicht liegt es auch daran, daß nur "lesbisch-sein" als verbindendes Element eventuell nicht ausreicht?

Bei mir ist es so, daß ich mich für einen recht eigenwilligen Mix an Dingen interessiere, was sich auch in meinen Freundeskreis wiederspiegelt. Bei meinen Vorstößen in "die Szene" ist mir auch aufgefallen, daß die meisten dort trotz Lesbisch-sein nicht "auf meiner Wellenlänge" waren.

So ist es auch bei mir zu einigen Mißverständnissen gekommen, die auch nicht in jedem Fall klärbar waren.

kenning
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Pirola
Beitrag 21.May.2012 - 17:22
Beitrag #5


Bekennende Urlesbe
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Oh , da könnte total was dran sein. Ich war immer gerade darauf stolz gewesen , in den letzten Jahren endlich mal
nur so eine Art Freizeitkontakte hinzukriegen, Paare, mit denen wir einen Tanzkurs besucht haben, zum Beispiel.
Abe das stimmt, die waren wirklich auf einer ganz anderen Wellenlänge. Trotzdem würde ich eigentlich von allen
erwarten, dass sie schon aus Solidaritätsgründen umgänglich bleiben .
Was auch noch sein kann: die Filmtage waren jetzt wirklich beschissen für mich, und das war vielleicht auch die
berühmte selbsterfüllende Prophezeiung, also, ich hätte eine positivere Grundhaltung mitbringen sollen.

Auffällig war jedoch, dass die Filme wie in alten homophoben Zeiten kein Happy End mit zusammenkommenden
Liebenden hatten. Sowas zieht mich dann noch zusätzlich runter. Woanders schrieb ich hier schon, dass
dieses Jahr auch Männer sehr präsent waren , auch an Orten, wo sie sonst mit Erfolg ferngehalten werden konnten.

Ich erlebe das Klima als nicht gerade kommunikationsbegünstigend, da wir Lesben als Minderheit in der Gesellschaft entgegen
der allgemeinen Behauptungen immer weniger Räumne erhalten. Die Institutionen machen vielmehr dicht und die Ver-
anstaltungen werden immer weniger.
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Deirdre
Beitrag 22.May.2012 - 07:15
Beitrag #6


Satansbraten
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Ich bin ganz deiner Meinung, dass sich eine homophobe Renaissance anbahnt. Einerseits läuft eine vermeintlich tolerante Stimmung durch die Gesellschaft ("Es macht mir gar nichts aus, dass du lesbisch bist", "Der W. ist OK, obwohl er schwul ist, aber muss er das Schwulsein so heraushängen lassen? Das ist doch etwas geschmacklos."). Andererseits siind wir keine förderungswürdigen Exoten mehr. Und zum Dritten formiert sich bereits eine starke Gegenbewegung (unter Nazis und Islamisten, beispielsweise).

Trotzdem: Die lesbischen Veranstaltungen in meiner Stadt wurden ausschließlich wegen lesbischen Desinteresses gestrichen. Das weiß ich hundertprozentig! Es handelt sich um die Klassiker, wie Frauencafé und Lesungen des Lesbenrings. Beides lockte kaum noch eine Lesbe hinter dem Ofen hervor. Jüngere Altersgruppen werden nach wie vor durch wilde Parties etc. bedient, da hat sich überhaupt nichts geändert, bzw. nur zum Positiven. Wenn du mich fragst, ist es ein Fall alternder Frauenbewegter. Es gab eine sehr politische Frauengeneration, die jetzt langsam älter wird. Vielleicht haben diese Frauen einfach weniger Lust auf Engagement und Aktion, und in dieser Richtung kommt eben nichts mehr nach.
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Pirola
Beitrag 22.May.2012 - 15:37
Beitrag #7


Bekennende Urlesbe
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Zu den aktiven Jüngeren , was die Parties und sonstigen Fun angeht, fällt mir eine Art Freizeitgruppe unserer Stadt ein.
Es ist tatsächlich auch eine Frage des Alters, ob es möglich ist, in der Szene Spass zu haben, wenn schon die
ernsthafteren Dinge keinen Zulauf mehr haben.
Diese Lesbengruppe hat eine eigene Website und einen Verteiler, und so kann jede mitverfolgen, was abgeht.
Da gibt es stunden -und ellenlange Touren , bei denen ich nicht mithalten könnte, obwohl ich wirklich nicht unsportlich bin,
Charaoke und was weiss ich sonst. Aber ich merke, ich bin einfach zu alt dafür. Ich habe weder Kraft noch Interesse daran.
Ein ernsthafter Austausch wäre mir lieber. Aber das ist wohl eher in diesem Forum möglich...
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kenning
Beitrag 22.May.2012 - 21:55
Beitrag #8


Naschkatze
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@ Pirola: Tut mir leid für Dich, daß die Filmtage so schlecht verlaufen sind. Ich mag auch keine Filme ohne Happy End. (IMG:style_emoticons/default/troest.gif)
Wg der Solidarität: Ich schätze es ist etwas gewagt von jemand Solidarität zu erwarten, der komplett auf einer anderen Wellenlänge ist. Vielleicht hast Du auch irgendwas gemacht oder nicht gemacht, was sich die anderen erwartet hätten. Wenn man eben NICHT auf einer Wellenlänge ist, ist es schwer draufzukommen, was die jeweils anderen erwarten. Insofern sind Mißverständnisse vorprogrammiert. Blöd nur, wenn sowas dann darin endet, daß man sich gestört fühlt, wenn die betreffenden Personen zufällig den gleichen Film sehen. (IMG:style_emoticons/default/wacko.gif)

@ all:
Ich finde es interessant wie unterschiedlich doch die Wahrnehmung sein kann. Ich persönlich gehe selten bis gar nicht zu Szeneveranstaltungen. Zum Partypublikum zählte ich mich nie und auch sonst verspüre ich echt selten ein Bedürfnis nur unter Lesben zu sein, auch wenn sich geeignete Veranstaltungen (mit ein wenig suchen) sicher finden ließen.

Die Gründe dafür sind von meiner Sicht her, daß ich in einem wirklich akzeptierenden Umfeld lebe. Ich bin in meinem Freundeskreis/Familie geoutet und auch auf der Arbeit (bei denen, dies halt interessiert). Insofern ist es mir wichtiger Zeit mit den Leuten zu verbringen, die mit mir auch meine Interessen teilen, anstatt mich in eine Szene einzufügen, wo trotz der Gemeinsamkeit des Lesbisch-seins dann sonst keine (oder nur wenige) verbindenden Elemente vorhanden sind. Ich vermute, daß ich lesbische Veranstaltungen mehr und öfters aufsuchen würde, wenn ich mich in meinem Umfeld weniger gut akzeptiert fühlen würde.

Insofern kann ich (für mich jetzt) auch keine homophobe Renaissance feststellen. Ich hätte eher angenommen, daß die Veranstaltungen jetzt weniger besucht (und dementsprechend weniger angeboten) werden, weil es anderen Lesben genauso geht wie mir.

kenning

Der Beitrag wurde von kenning bearbeitet: 22.May.2012 - 22:01
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dandelion
Beitrag 26.May.2012 - 08:53
Beitrag #9


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ZITAT(kenning @ 20.May.2012 - 23:48) *
Vielleicht liegt es auch daran, daß nur "lesbisch-sein" als verbindendes Element eventuell nicht ausreicht?

Bei mir ist es so, daß ich mich für einen recht eigenwilligen Mix an Dingen interessiere, was sich auch in meinen Freundeskreis wiederspiegelt.

Da geh ich mit; allerdings kann man, zumindest, wenn man in der Web-Szene unterwegs ist, mit genügend geduldigem Suchen auch Gleichgesinnte finden; so ist mein Freundeskreis momentan klein, aber doch überwiegend frauenliebend (und nur wenige dieser Frauenliebenden sind Männer (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) )

ZITAT(Pirola @ 21.May.2012 - 18:22) *
Trotzdem würde ich eigentlich von allen
erwarten, dass sie schon aus Solidaritätsgründen umgänglich bleiben .

Das kommt wieder auf die Definition von "umgänglich" an. Wenn ich merke, dass ich mit jemandem nicht klar komme, oder dass eine gemeinsame Zeitgestaltung völlig sinnlos ist (weil es bestenfalls keinen Spaß macht und sich schlimmstenfalls beide quälen), möchte ich meine Ruhe vor der Person und mich dafür nicht weiter rechtfertigen müssen. Dieses Recht hat jeder Mensch, warum sollte es verwirkt sein, nur weil das jeweils eigene und bevorzugte Geschlecht übereinstimmt?

ZITAT(Pirola @ 21.May.2012 - 18:22) *
Auffällig war jedoch, dass die Filme wie in alten homophoben Zeiten kein Happy End mit zusammenkommenden
Liebenden hatten. Sowas zieht mich dann noch zusätzlich runter.

Das scheint mir gerade recht modern. Was so an hetero angehauchten Filmen aus dem künstlerischen Sektor schwappt ist auch nicht gerade Feel Good Movie.

ZITAT(Deirdre @ 22.May.2012 - 08:15) *
Die lesbischen Veranstaltungen in meiner Stadt wurden ausschließlich wegen lesbischen Desinteresses gestrichen. Das weiß ich hundertprozentig! Es handelt sich um die Klassiker, wie Frauencafé und Lesungen des Lesbenrings. Beides lockte kaum noch eine Lesbe hinter dem Ofen hervor. Jüngere Altersgruppen werden nach wie vor durch wilde Parties etc. bedient, da hat sich überhaupt nichts geändert, bzw. nur zum Positiven. Wenn du mich fragst, ist es ein Fall alternder Frauenbewegter. Es gab eine sehr politische Frauengeneration, die jetzt langsam älter wird. Vielleicht haben diese Frauen einfach weniger Lust auf Engagement und Aktion, und in dieser Richtung kommt eben nichts mehr nach.

Das Problem existiert hier auch, und ich gestehe, ich bin ein Teil davon. Aus einem ganz banalen Grund: meine Arbeitswoche ist so schon lang genug, und Job, Familie und Freunde (wobei selbst letztere noch zu kurz kommen) sind mir wichtiger als eine Szene, in der es mir schwer fällt, tatsächliche Gleichgesinnte zu finden. Und so bin ich, wenn "mein" alter Stammtisch tagt, noch im Büro, und halte mir die Sonntage für Besuche bei meine Frau statt für den Tanzkurs frei.

ZITAT(kenning @ 22.May.2012 - 22:55) *
Die Gründe dafür sind von meiner Sicht her, daß ich in einem wirklich akzeptierenden Umfeld lebe. Ich bin in meinem Freundeskreis/Familie geoutet und auch auf der Arbeit (bei denen, dies halt interessiert). Insofern ist es mir wichtiger Zeit mit den Leuten zu verbringen, die mit mir auch meine Interessen teilen, anstatt mich in eine Szene einzufügen, wo trotz der Gemeinsamkeit des Lesbisch-seins dann sonst keine (oder nur wenige) verbindenden Elemente vorhanden sind. Ich vermute, daß ich lesbische Veranstaltungen mehr und öfters aufsuchen würde, wenn ich mich in meinem Umfeld weniger gut akzeptiert fühlen würde.

Insofern kann ich (für mich jetzt) auch keine homophobe Renaissance feststellen. Ich hätte eher angenommen, daß die Veranstaltungen jetzt weniger besucht (und dementsprechend weniger angeboten) werden, weil es anderen Lesben genauso geht wie mir.

Das ist in meinem Fall sicher auch ein Faktor, der den Leidensdruck mindert. In meiner Firma scheint es so zu sein, dass neue homosexuelle Kollegen zuverlässig binnen weniger Wochen auf eine(n) alteingesessene(n) Kolleg(e/i)n stoßen, der/die freundlich zum Coming-Out rät und den eigenen positiven Erfahrungsbericht gleich mitliefert. (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif)

Der Beitrag wurde von dandelion bearbeitet: 26.May.2012 - 08:59
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Pirola
Beitrag 26.May.2012 - 22:05
Beitrag #10


Bekennende Urlesbe
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Trotzdem seid Ihr hier in diesem Forum aktiv.
Der "Leidensdruck" ist also schon irgendwie existent.
Ich bin als Künstlerin und Lesbe lange geoutet und akzeptiert , und es fehlen mir trotzdem
Lesben, die sich auch als Solche sehen und bezeichnen ( das jetzt als Anlehnung an den thread
von Lucia Brown ),mit denen ich mich über typische, lesbenspezifische Themen austauschen kann.
Denn sowas gibt es meiner Meinung nach. In dem neuen Buch über das Thema "Begehren" ,
das diese lesbische Journalistin geschrieben hat, die jetzt überall in den Medien zu finden ist
und die sogar in meine Stadt kommt und das Buch vorstellt (leider hab ich weder Titel noch Autorin
namentlich präsent) , scheint es darum zu gehen, dass es wohl gar nicht so grosse Unterschiede
zwischen Heteros und Homos gibt.
Ich denke, alleine durch die unterschiedliche Sozialisation ist es was anderes, ob zwei Frauen
aufeinandertreffen oder die verschiedenen Geschlechter.
Also wirft eine lesbische Beziehung ganz andere Probleme und natürlich auch Freuden auf.
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dandelion
Beitrag 26.May.2012 - 23:44
Beitrag #11


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ZITAT(Pirola @ 26.May.2012 - 23:05) *
Trotzdem seid Ihr hier in diesem Forum aktiv.
Der "Leidensdruck" ist also schon irgendwie existent.

Zumindestens war er es vor sieben Jahren, als ich herkam, und bei sonstigen Umbrüchen, die das Umfeld empfindlich ausdünnen. Natürlich möchte ich mich mit anderen Lesben austauschen. Aber das muss ich nicht unbedingt in der Szene tun. Wenn mir anderenorts lesbische Frauen über den Weg laufen, sind die Chancen meist höher, dass man sich verträgt. Das wusste ich damals nur noch nicht, weil ich kaum jemanden auf meiner Wellenlänge kannte. Heute ist das alles etablierter und ich bin stärker eingebunden. Das mindert den Leidensdruck in dieser Beziehung erheblich.
edit: ich bin aktuell in erster Linie hier, weil ich Ströse bin und weil ich möchte, dass der Laden hier weiterläuft, weil ich mich erinnere, wie gut es tat, hier einen kleinen Winkel zu haben, wenn man nicht weiter weiß.

Der Beitrag wurde von dandelion bearbeitet: 26.May.2012 - 23:46
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svan
Beitrag 27.May.2012 - 10:24
Beitrag #12


Gut durch
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Pirola: "Denn sowas gibt es meiner Meinung nach. In dem neuen Buch über das Thema "Begehren" ,
das diese lesbische Journalistin geschrieben hat, die jetzt überall in den Medien zu finden ist
und die sogar in meine Stadt kommt und das Buch vorstellt (leider hab ich weder Titel noch Autorin
namentlich präsent) , scheint es darum zu gehen, dass es wohl gar nicht so grosse Unterschiede
zwischen Heteros und Homos gibt.
Ich denke, alleine durch die unterschiedliche Sozialisation ist es was anderes, ob zwei Frauen
aufeinandertreffen oder die verschiedenen Geschlechter.
Also wirft eine lesbische Beziehung ganz andere Probleme und natürlich auch Freuden auf.
[/quote]

Das Buch heißt "Wie wir begehren" und ist von Carolin Emcke.
Und ich stimme Dir absolut zu, Pirola, es ist ein riesiger Unterschied, wie wir begehren. Und wie wir wahrgenommen werden, akzeptiert werden, eingebunden sind.
Wenn ich mich außerhalb von Kolleginnen, die mich sehr gut kennen und fachlich schätzen, oute, hab ich meist den Eindruck, dass es eher erschreckt, dass Frauen Angst haben vielleicht angebaggert zu werden, keine Ahnung. Ich empfinde Befremden bei den Anderen und manchmal verbunden mit dem guten Tipp es doch mal mit einem Mann zu versuchen. Männer lassen sich von Outing- Aussagen nach meiner Erfahrung weniger abschrecken.
Eine Aussage habe ich noch im Ohr, das war, dass homosexuelle Männer Männern Abneigung, Unbehagen, Ablehnung auslösen und Frauen bei Frauen. Das ist wohl dann in dem Punkt als Homophobie zu verorten.

Dandelion, ich erinnere mich, wie wir uns kennen lernten und wie ähnlich wir uns da fühlten in dieser L- Gruppe. Ich hab dort fünf andere Frauen kennen gelernt, die neu kamen, nicht lange blieben, weil sie sich nicht angenommen fühlten. Ich kam mir vor, wie in einer neuen Schulklasse und ich hab das falsche T-Shirt an.

Der Beitrag wurde von svan bearbeitet: 27.May.2012 - 10:25
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Deirdre
Beitrag 27.May.2012 - 10:58
Beitrag #13


Satansbraten
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Mir tut es sehr gut, mit anderen Lesben zusammen zu sein.

Einige lesbische oder bisexuelle Frauen, mit denen ich mich gut verstehe, habe ich an unterschiedlichen Orten kennengelernt, und wir teilen neben unserer sexuellen Orientierung auch viele Interessen - letzteres bietet den Anlass für gelegentliche gemeinsame Unternehmungen. Obwohl wir unterschiedlich gelebt und geliebt haben, gibt es eine bestimmte Erfahrungsbasis, die wir als gemeinsam voraussetzen können. Das finde ich entspannend.

Die schon erwähnte "lesbische Solidarität" habe ich hier und da gefunden, sozusagen in der "Szene", wobei ich dazu auch Internetforen zählen würde. Diese leichte Verbundenheit war spürbar, wurde aber in meiner persönlichen Erfahrung durch das, was ich für ein ziemlich weitverbreitetes weibliches Kommunikations- und Gruppenverhalten halte, geschmälert ... also Grüppchenbildung, indirekte, emotionale Kommunikation etc. ... Ist das "typisch Szene"? Keine Ahnung! Vielleicht ist es auch einfach so, dass ich selbst etwas anders kommuniziere und deshalb nicht so gut in dieser Umgebung zurechtkomme (meinen Freundinnen geht es ebenso - die sind auch nicht der Typus, der immer in Rudeln in Richtung Klo zieht. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) Was mir trotzdem sehr gut gefällt, ist, dass überall Frauen mit komplett unterschiedlichen sozialen Hintergründen zusammenkommen und sich zunächst auch relativ offen aufeinander einlassen. Das hat mich schon sehr bereichert. Im sonstigen Leben gibt es das meiner Erfahrung nach nicht so.

Kurz und gut, ich könnte mir nicht mehr vorstellen, nur unter Heteros zu leben. Meine Freundschaften und Kontakte im Heterobereich (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif) genieße und pflege ich sehr, und im Übrigen verbindet meine Lebensweise mit Kindern und bestimmten Hobbies mich ebensogut mit Heteros wie mit Homosexuellen. Aber ohne freundschaftliche, intime oder auch nur oberflächliche Kontakte innerhalb der lesbischen Gemeinschaft würde mir viel fehlen! Ich freue mich immer wieder, in meiner Stadt ganz zufällig andere Lesben/Bisexuelle kennenzulernen. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

PS: Zu dem Buch "Begehren" war in der Zeit neulich ein kurzer Artikel der Autorin, den fand ich ganz interessant.

Der Beitrag wurde von Deirdre bearbeitet: 27.May.2012 - 11:09
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Pirola
Beitrag 27.May.2012 - 18:39
Beitrag #14


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ZITAT(svan @ 27.May.2012 - 11:24) *
Dandelion, ich erinnere mich, wie wir uns kennen lernten und wie ähnlich wir uns da fühlten in dieser L- Gruppe. Ich hab dort fünf andere Frauen kennen gelernt, die neu kamen, nicht lange blieben, weil sie sich nicht angenommen fühlten. Ich kam mir vor, wie in einer neuen Schulklasse und ich hab das falsche T-Shirt an.


Zu dieser Schilderung von Svan fällt mir auch eine Anekdote ein, die jetzt ca. 15 Jahre alt sein müsste und sich heute genauso wiederholen könnte.
Als ich mit meiner Partnerin von Berlin nach Süddeutschland zog, stiessen wir ziemlich schnell auf eine Gruppe für Lesben ab 30, wie sie sich damals nannten. Um überhaupt zu einem Gruppentreffen zugelassen zu werden, wurden wir erstmal am Telefon abgecheckt, ob wir auch reinpassen würden .
Dann erst wurde uns der nächste Treffpunkt mitgeteilt. An einem der Treffen waren wir privat in einem Garten ,und da haben die Gastgeberinnen allen Ernstes verlangt, dass wir statt "Lesben" "Wespen" sagen wegen der Nachbarn. Es war so albern und eigentlich erst recht auffällig. Heute würden diese ehemaligen Lehrerinnen , die längst pensioniert sind, aber immer noch genauso reden.
Das war mein erster Eindruck von hiesigen (Schrank-) Lesben, und ich habe mich dran gewöhnen müssen, dass es in der Region tatsächlich sehr versteckt zugeht, was sicher dazu beiträgt, dass sie sich eher in ihre privaten Schneckenhäuschen zurückziehen.
Doch würde ich nie nach Berlin oder überhaupt in den Norden zurückgehen. Ich bin der Landschaft wegen hierher gekommen. Auch soll das Interesse an Kunst hier grösser sein, der Verkauf soll besser laufen als in Norddeutschland.
So werde ich meinen Leidensdruck weiterhin in meine Kunst umsetzen müssen .
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svan
Beitrag 27.May.2012 - 20:38
Beitrag #15


Gut durch
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Pirola, die Gartenpartystory ist echt abgefahren.
Es erinnert mich an eine andere Story, wo ich aus einem Lesbenforum geflogen bin, weil jemand meinte, ich sei ein Mann und das obwohl mich einige real kannten (IMG:style_emoticons/default/patsch.gif) diese Art der Paranoia ist manchmal auch ziemlich schlimm.
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miriam
Beitrag 04.Jun.2012 - 11:10
Beitrag #16


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Ich 'wandere gewiß auch irgendwo dazwischen herum' und mir hat noch niemand gesagt ich wisse wohl nicht, was ich wolle, was auch an meinem, sagen wir mal, fortgeschrittenem Alter liegen mag. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
Auch tragen so manche Frauen in meinem Szeneumfeld Kleider bzw. Röcke (an heißen Tagen auch ich selbst) und werden deswegen noch lange nicht schief angesehen und auch nicht dafür daß sie möglicherweise lange Haare haben (so wie ich) und/oder Schmuck tragen ohne gleich in die Femme-Schublade gesteckt zu werden.

Gerade was das 'junge Gemüse' betrifft, so ist mir beispielsweise beim letzten CSD angenehm aufgefallen, daß es im Großen und Ganzen äußerlich in gar keine Schublade mehr paßt, daß die Mädels einfach so sind, wie sie sind. Die eine so, die andere so und das Ganze wirkte auf mich schön bunt und unverkrampft. Aber vielleicht ist zumindest das westliche NRW traditionell ganz besonders vielfältig, in verschiedenster Hinsicht....

Gruß, Miriam
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Pirola
Beitrag 04.Jun.2012 - 11:40
Beitrag #17


Bekennende Urlesbe
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Diese Rollenaufteilung in Butch und Femme habe ich mir immer so erklärt, dass die betreffenden Lesben ,
die dieses Schema ausleben, ihre fehlende Selbstsicherheit und ihr fehlendes Selsbtbewusstsein als lesbische,
also frauenliebende Frau derart zum Ausdruck bringen, dass sie heterosexuelle Rollen kopieren.
Das ist eigentlich so schade und so wenig authentisch. Ich habe mich nie in eine Butchfrau verlieben können.
Für mich sind gerade die sogenannten weiblichen Attribute begehrenswert .
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laterra
Beitrag 05.Jun.2012 - 19:48
Beitrag #18


Suppenköchin
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QUOTE(Pirola @ 04.Jun.2012 - 12:40) *
Diese Rollenaufteilung in Butch und Femme habe ich mir immer so erklärt, dass die betreffenden Lesben ,
die dieses Schema ausleben, ihre fehlende Selbstsicherheit und ihr fehlendes Selsbtbewusstsein als lesbische,
also frauenliebende Frau derart zum Ausdruck bringen, dass sie heterosexuelle Rollen kopieren.
Das ist eigentlich so schade und so wenig authentisch. Ich habe mich nie in eine Butchfrau verlieben können.
Für mich sind gerade die sogenannten weiblichen Attribute begehrenswert .


HUST.... Ich möchte das mal aus meiner (rein subjektiven) Sicht kommentieren:
Ich war schon als Kind ein Wildfang, habe Kleidchen gehasst, bin auf jeden erreichbaren Baum geklettert. Lange bevor ich wusste, was das Wort lesbisch bedeutet und lange bevor, wie man sagen könnte, das Suchen nach dem Platz in der Gesellschaft / Gemeinschaft in der Pubertät anfing. Oder um es anders auszudrücken, bevor man als junger Mensch anfängt zu überlegen: "Wenn ich das und das anziehe wirke ich so... will ich so wirken? Wie will ich überhaupt wirken? Wer bin ich? Was gefällt mir? Wie will ich von anderen Menschen wahrgenommen werden?"

Mit Anfang zwanzig (nach einem Umzug) war ich verzweifelt auf der Suche nach Gemeinschaft, einem Freundeskreis in der neuen Stadt und einer Partnerin. Und ich wollte nicht mehr aussehen wie die "klassische Butch" in der (aus heutiger Sicht) völlig blödsinnigen Hoffnung, dass irgendetwas von erstgenanntem dadurch einfacher wird. Also hab ich mir die Haare langwachsen lassen und zwar nicht extra feminine, aber doch körperbetonte Klamotten angezogen.

Heute bin ich wesentlich entspannter was meinen Eindruck auf andere angeht. Meine Freunde mögen mich wie ich bin und alle anderen können mir schlichtweg den Buckel runterrutschen. Und dazu gehört auch, dass ich eben so butch bin wie ich bin. Wenn du schreibst Butches sind für dich nicht authentisch so ist es für mich das genaue Gegenteil. Es ist einfach mein Wesen, wie ich mich bewege, wie ich mich verhalte, DAS BIN ICH. Und ich bin es gerne.
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kenning
Beitrag 06.Jun.2012 - 11:45
Beitrag #19


Naschkatze
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QUOTE(Pirola @ 26.May.2012 - 23:05) *
Trotzdem seid Ihr hier in diesem Forum aktiv.
Der "Leidensdruck" ist also schon irgendwie existent.


Ich sehe es nicht als Leidensdruck, sondern als Interesse.

Ich finde es interessant Meinungen anderer zu lesen, auch wenn sie meiner Meinung eventuell sogar widersprechen. Es bereichert mich andere Blickpunkte kennenzulernen. Ich finde auch das geht hier im Forum besser als in einem Szenelokal, wo man erstmal Leute kennenlernen müßte, was gewisse Hürden hat (angefangen von Schüchternheit bis zu Ablehnung, weil man irgendwie nicht ins Schema paßt). Außerdem finden viele Veranstaltungen zu einem bestimmten Zeitpunkt statt, den ich mir dann erstmal freischaufeln müßte (wie schon erwähnt hab ich viele Interessen und daher auch immer viel zu tun) Im Forum kann man dagegen die Meinungen der anderen lesen (und zwar jederzeit, wann es einem gerade paßt) und sollte man etwas dazu sagen wollen, postet man einfach dazu. Das gefällt mir besser ... und ist bei meinem Zeitplan auch viel leichter vereinbar.

kenning
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McLeod
Beitrag 06.Jun.2012 - 13:04
Beitrag #20


mensch.
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ZITAT(kenning @ 22.May.2012 - 22:55) *
Wg der Solidarität: Ich schätze es ist etwas gewagt von jemand Solidarität zu erwarten, der komplett auf einer anderen Wellenlänge ist.


Sorry, wenn ich dazu aus dem Off dazwischenquatsche... ich hatte Solidarität bislang so verstanden, anderen Menschen Unterstützung oder Verbundenheit zu signailisieren, gerade *wenn eben keine* Gemeinsamkeit herrscht. Zum Beispiel: ich bin solidarisch mit den Schlecker-Frauen, was die gravierenden Auswirkungen des Missmanagements und der Insolvenz auf sie angeht, obwohl ich nicht verstehen kann, warum sich so viele Mitmenschen unter anderem bei Schlecker so extrem ausbeuten lassen/ließen. Oder ich bin, um es in lesbischen Kontext zu bekommen, solidarisch mit SM-Lesben, damit sie ihren Stammtisch im örtlichen Lesbenzentrum machen können, obwohl ich weit davon entfernt bin, SM in meinem Leben leben zu wollen. Ich bin solidarisch mit lesbischen Pastorinnen, die mit ihrer Partnerin im Pfarrhaus leben können sollen dürfen, obwohl ich Kirche als Institution und Arbeitgeber nicht sooo pralle finde, Pastorin absolut jenseits meiner Berufswünsche ist und mein Glaub an Gott... ach, anderes Thema.

Ansonsten kann ich die beschriebene Erfahrung teilen. Es gab Zeiten in meinem Leben, da hat mich "irgendwie" ziemlich viel verletzt und wie beschrieben war Klärung kaum möglich. Eine von beiden Beteiligten war immer "irgendwie zu kompliziert". Eine Hilfestellung dazu kann ich an dieser Stelle und über dieses Medium nicht wirklich geben (auch wenn ich es wirklich gerne können würde!). Ich inkludiere (wie es neuerdings neudeutsch heißt) schwierige Menschen gerne im Rahmen meiner Möglichkeiten, die sich in offenen, respektvollen Feedbackgesprächen und viel Zuhören und großen Pausen (damit mein Nerv-Pegel keine Chance hat, in ein spürbares Niveau zu steigen) erschöpfen. Ich finde es schade, wenn Außenseiter/innen von Menschen in meinem Freundeskreis mit Augenrollen begrüßt, mit Abwenden beantwortet und mit gemeinsamem Darüber-Beschweren in Abwesenheit behandelt werden. Dann rolle ich die Augen, wende ich mich ab und beschwer mich - allerdings direkt ;-)

Ohne dass ich erwarte, dass die Welt dadurch besser wird. Das zu schaffen hab ich mir abgeschminkt... *zwinker*

Und nun wieder weg ins off...
McLeod
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Pirola
Beitrag 06.Jun.2012 - 13:18
Beitrag #21


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@laterra :
Das klingt sehr überzeugend, was Du über Dein Gefühl mit Dir selbst schreibst.
Ich bin auch auf Bäume geklettert, hab nie mit Puppen gespielt , hab mich schmutzig gemacht und mach
es heute noch gerne ... Ich würde mich aber keiner Rolle zuordnen .
Was versteht Du denn unter "butch" ?
Ich verstehe darunter ein betont lässiges, wortkarges und so wenig wie möglich schwache Gefühle wie
Angst, Trauer und Scham zeigendes Verhalten . Dann übernimmt eine Butch den aktiven Part, wenn sie die Femme erobern will, und ist im Bett eher unantastbar und nimmt weniger als sie gibt. Sie kleidet sich absolut männlich bis hin zu Anzug mit Schlipps.
All diese Formalitäten alleine einzuhalten, wär mir auch zu fantasielos und unpersönlich.

Mir fällt allgemein noch zu diesem Thema ein, dass ich mal in einer Berliner Frauen-Disco , die es schon lange nicht mehr gibt,
von einer Butch angetanzt wurde. Da habe ich meinen Tanzstil schlagartig in offensiv bis aggressiv abgeändert, und die Frau war
baff und verzog sich.Ich habe immer schon jegliche Rollenaufteilungen abgelehnt.
Meine Partnerin und ich haben es sogar freiwillig schwer , weil wir möglichst beide alles tun können wollen,
weil wir eben nicht ein für alle Male aufteilen , wer den Müll runterträgt und wer Kocht .
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laterra
Beitrag 06.Jun.2012 - 16:54
Beitrag #22


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@Pirola:

Lach... ich glaube wir haben einfach völlig unterschiedliche Definitionen von "Butch"

Ich fasse den Begriff viel weiter. Wenn ich deine Beschreibung als Grundlage nehme, habe ich glaube ich nie eine Butch kennengelernt. Und kann mir fast nicht vorstellen, dass es sie so streng definiert überhaupt gibt. Die einzige Person, die mir bei dieser Beschreibung in den Sinn kommt, ist die Romanfigur aus Stonebutchblues. Ein Buch, das ich nie gelesen habe, weil mir die Figur und das Verhalten schon aus dem Umschlagtext so fremd erschien.

Puh, es ist gar nicht so einfach eine Definition hinzukriegen. Für mich ist eine Butch eine Frau, die gewisse Wesens- / Verhaltens- / Bewegungszüge zeigt die man oft an Männern sieht, bzw. mit einem Mann in Verbindung bringt. Das schließt nicht aus, dass sie in mancher Hinsicht auch typisch weibliche Züge zeigt. Ich glaube für manche macht sich das eher an Äußerlichkeiten fest, aber ich meine damit eher, wie sich jemand verhält, spricht und bewegt. Ein bißchen seltsamer Vergleich: Das ist wie mit nem Eintopf - man kann verschiedenste Sachen reintun, aber wenn er auf Tomatenbasis ist, dann schmeckt man die Tomaten immer raus.

Ich versuche es mal an meinem Beispiel zu beschreiben. Dass ich mich selbst als Butch definieren würde rührt wohl am stärksten von meiner Art mich zu bewegen und verhalten her. Das Wort lässig trifft es schon ganz gut, aber das ist nichts was ich aktiv betont oder bewusst tue. Ich kann stundenlang Technik shoppen, aber Klamotten kaufen geht mir nach kurzer Zeit auf den Sack. Wenn ich mit einer Frau einkaufen gehe trage ich die schweren Sachen. (Das kann ganz lustige Formen annehmnen, wenn ich mit einer anderen Butch darum streite wer nach dem Einkauf den Wasserkasten nach Hause trägt (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) ). Wenn ich weiß, dass mein Gegenüber das zwinkern wahrnimmt kommt auch gelegentlich ein Machospruch. Meine Hobbys und meine Arbeit sind ganz überwiegend Männerdomänen. Ich bin generell ein zurückhaltender schüchterner Mensch, was bedeutet, dass ich nicht so viele Worte mache und mein Herz nicht auf der Zunge trage. Gefühle zu zeigen setzt für mich Vertrauen voraus. Will heißen der Mensch an dessen Schulter ich mich anlehne und gegebenenfalls ausheule muss mir nahestehen. Im Anzug sähe ich bestimmt gut aus, aber das ist mir zu förmlich.
Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch Dinge mag / tue die man dem weiblichen Rollenbild zuordnen würde. Zum Beispiel koche ich für mein Leben gern.

Das sind alles nur wahllos herausgegriffene Beispiele. Es kann genausogut Frauen geben bei denen viele von den obengenannten Dingen zutreffen, die ich aber als Femme definieren würde. Es ist einfach das "Grundgefühl".

QUOTE(Pirola @ 06.Jun.2012 - 14:18) *
Dann übernimmt eine Butch den aktiven Part, wenn sie die Femme erobern will, und ist im Bett eher unantastbar und nimmt weniger als sie gibt.

(ACHTUNG ÜBERSPITZTE FORMULIERUNG)
Ha - warum soll sich ausschließlich die Prinzessin zurücklehnen und genießen dürfen - ich bin schließlich der Prinz! (IMG:style_emoticons/default/tongue.gif)
btw: eine Femme wird nicht erobert, sie lässt sich huldvoll dazu herab sich erobern zu lassen (IMG:style_emoticons/default/a5.gif)
(ACHTUNG ÜBERSPITZTE FORMULIERUNG ENDE)
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dandelion
Beitrag 07.Jun.2012 - 11:50
Beitrag #23


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ZITAT(McLeod @ 06.Jun.2012 - 14:04) *
ich hatte Solidarität bislang so verstanden, anderen Menschen Unterstützung oder Verbundenheit zu signailisieren, gerade *wenn eben keine* Gemeinsamkeit herrscht.

Für Solidarität brauche ich schon eine Gemeinsamkeit, für die gerade gemeinsam eingestanden wird. Solidarität bedeutet für mich nicht, dass ich mich mit Lesben anfreunde, weil sie lesbisch sind. Höchstens, dass ich ihnen in einem Konflikt, der auf dieser gemeinsamen Eigenschaft beruht, zur Seite stehe und dann wieder meiner Wege gehe, obwohl die Person sonst überhaupt nicht auf meiner Wellenlänge liegt.

ZITAT(laterra @ 06.Jun.2012 - 17:54) *
Für mich ist eine Butch eine Frau, die gewisse Wesens- / Verhaltens- / Bewegungszüge zeigt die man oft an Männern sieht, bzw. mit einem Mann in Verbindung bringt. Das schließt nicht aus, dass sie in mancher Hinsicht auch typisch weibliche Züge zeigt. Ich glaube für manche macht sich das eher an Äußerlichkeiten fest, aber ich meine damit eher, wie sich jemand verhält, spricht und bewegt. Ein bißchen seltsamer Vergleich: Das ist wie mit nem Eintopf - man kann verschiedenste Sachen reintun, aber wenn er auf Tomatenbasis ist, dann schmeckt man die Tomaten immer raus.

(IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) Für mich ist es recht ähnlich - kriege ich aber mit, dass eine Frau sich (nicht) als Butch sieht, obwohl ich das anders betrachtet hätte, übernehme ich gern ihre Definition. Wenn ich's nicht nachvollziehen kann, frage ich aber schon mal nach ihren Gründen.
ZITAT(laterra @ 06.Jun.2012 - 17:54) *
Wenn ich mit einer Frau einkaufen gehe trage ich die schweren Sachen. (Das kann ganz lustige Formen annehmnen, wenn ich mit einer anderen Butch darum streite wer nach dem Einkauf den Wasserkasten nach Hause trägt (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) ).

Hihi... das war lustig (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

ZITAT(laterra @ 06.Jun.2012 - 17:54) *
ZITAT(Pirola @ 06.Jun.2012 - 14:18) *
Dann übernimmt eine Butch den aktiven Part, wenn sie die Femme erobern will, und ist im Bett eher unantastbar und nimmt weniger als sie gibt.

(ACHTUNG ÜBERSPITZTE FORMULIERUNG)
Ha - warum soll sich ausschließlich die Prinzessin zurücklehnen und genießen dürfen - ich bin schließlich der Prinz! (IMG:style_emoticons/default/tongue.gif)
btw: eine Femme wird nicht erobert, sie lässt sich huldvoll dazu herab sich erobern zu lassen (IMG:style_emoticons/default/a5.gif)
(ACHTUNG ÜBERSPITZTE FORMULIERUNG ENDE)

<Vorsicht, ich sage flache Absätze>
Und wenn man das Ganze abseits der höfischen Etikette laufen lässt, so haben auch Macker und Ische durchaus ihre Aktivitäts- wie Duldungserwartungen aneinander.
</Vorsicht, ich sage flache Absätze>

Wie man dem entnehmen kann, empfinde ich mich als Butch. Ich trage Papas alte Hemden, weil er das nicht tut und sie mir einfach gut stehen. Ich trage kurze Haare, damit sie mir nicht die Haut aufkratzen und mich nicht nerven, außerdem mag ich das Stoppelgefühl im Nacken. Ich koche mit Begeisterung und taste mich immer wieder mal in die Welt der Handarbeiten vor. Wenn ich sehe, was diverse Buchhandlungen so als "Frauenliteratur" beschreiben, wird mir übel. Glauben die wirklich, dass Frauen alle kein Selbstbewusstsein und keinen geistigen Anspruch haben und Twilight eigentlich eine Pubertätsdoku für Untote ist? Männern wie Frauen die Tür aufzuhalten ist für mich halb höflich, halb emanzipatorisches Statement. Mein Beruf ist technischer Natur, meine Herangehensweise eher sprachorientiert. Für Umzüge oder technischen Notdienst werde ich immer wieder gern eingespannt, und ich liebe meine alte Spielekonsole.
Für mich bedeutet Butch sein in erster Linie, mein Auftreten als Spiel mit Geschlechterrollen zu gestalten (was mir schon 5-10 Jahre vor Kennenlernen des Wortes "Butch" lag) und Frauen mit dem Respekt zu behandeln, der gemeinhin mit "Gentlemantum" umschrieben wird. Es legt ein Stück weit Flirtrollen fest (interessante Diskussion zum Thema gab's unter anderem hier). Wird denen entsprochen, gehe ich in dem Spiel auf. Wird ihnen konsequent widersprochen, finde ich das eigentlich noch viel toller, weil es das herausfordernde Moment eines Flirts betont - ich will Gegner, keine Opfer. Der Schlips zum Fest ist teils zufällig, teils gewollt butch; da ich keinen Sinn in der Differenzierung sehe, kann ich es nicht genau sagen.

Worauf will ich hinaus: Ein Mensch, der sich auf seine Rollen soviel einbildet, dass er einknickt, wenn man ihn darin stört, muss nicht zwingend eine Butch sein. Da taugt ein Schützenkönig, eine Reformhausstammkundin, ein ehrlicher Malocher, eine Offizialwohltäterin, ein Knuddelbär, eine organisierte Hausfrau, ein Karrieremensch oder ein(e) Ultratolerante® genauso gut. Wer nicht die Standfestigkeit hat, auch dann mit sich klar zu kommen, wenn die Rolle mal mehr verlangt als da ist, macht sich lächerlich. Das sehe ich nicht als Filmfestivalszeneproblem.

Der Beitrag wurde von dandelion bearbeitet: 07.Jun.2012 - 11:51
Bearbeitungsgrund: Klammer auf, Klammer zu
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kenning
Beitrag 09.Jun.2012 - 00:20
Beitrag #24


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QUOTE(McLeod @ 06.Jun.2012 - 14:04) *
QUOTE(kenning @ 22.May.2012 - 22:55) *
Wg der Solidarität: Ich schätze es ist etwas gewagt von jemand Solidarität zu erwarten, der komplett auf einer anderen Wellenlänge ist.


Sorry, wenn ich dazu aus dem Off dazwischenquatsche... ich hatte Solidarität bislang so verstanden, anderen Menschen Unterstützung oder Verbundenheit zu signailisieren, gerade *wenn eben keine* Gemeinsamkeit herrscht.


Ja, im Grunde hast Du recht und ich persönlich finde es auch etwas kleinlich einer anderen den Kinobesuch zu vermiesen, nur weil es früher irgendwann mal etwas gab, wo man sich nicht einig werden konnte. Ich meine, daß man diese zwei Stunden die der Film dauert sich wohl zusammenreißen und die andere im besten Falle ignorieren kann. Hernach können ja beide wieder getrennte Wege gehn. Zumal Frauenfilmfestivals ja auch auf die Anzahl der Besucher angewiesen sind um als Erfolg zu gelten und wieder veranstaltet zu werden.

Andererseits sieht die Realität eben anders aus. Und wenn man nicht wirklich versteht wie die andere tickt - sprich es hat schon definitive Unvereinbarkeiten gegeben, dann finde ich es eben gewagt anzunehmen oder zu fordern, daß Solidarität gezeigt wird. Offensichtlich war ja gegenseitiges Verstehen oder Mitfühlen schon einmal nicht möglich. Wenn man sich auf diese Art derart fremd ist: Auf was soll sich dann ein Solidaritätsgefühl begründen?

kenning
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Pirola
Beitrag 09.Jun.2012 - 12:50
Beitrag #25


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Die Filmtage sind nun Wochen her und ich denke, ich war auch nicht gerade gut drauf damals.
Es ist ja so, dass frau die Welt gemäss der eigenen momentanen Verfassung immer wieder anders
wahrnimmt.
Was ich dennoch einfach total ungünstig finde, ist, dass frau einfach so selten eine Möglichkeit hat, sich
unters lesbische Volk zu mischen. Und dann haut es auch so stark rein, wenn die eine mehrtätige
Veranstaltung im Jahr nicht so gut läuft . Wenn es kontinuierlichere Möglichkeiten gäbe, das würde
die Solidarität, das Selbstbewusstsein und die Zufriedenheit der Lesben , nicht nur in dieser Stadt,
sicherlich erhöhen.
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dandelion
Beitrag 11.Jun.2012 - 13:30
Beitrag #26


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ZITAT(Pirola @ 09.Jun.2012 - 13:50) *
Wenn es kontinuierlichere Möglichkeiten gäbe, das würde
die Solidarität, das Selbstbewusstsein und die Zufriedenheit der Lesben , nicht nur in dieser Stadt, sicherlich erhöhen.

Die gibt es hier durchaus; Chöre, Sportvereine, Stammtische etc. Hilft auch nicht immer, siehe svans Äußerung zu unserem zufällig gemeinsamen Ausflug ins lesbische Vereinsleben.
Aber der Tanzverein der gleichen Stadt war das genaue Gegenteil. Auch bei Stammtischen habe ich schon verschiedenste Stufen von Offenheit, Solidarität, aber auch Konkurrenzdenken erlebt.
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shark
Beitrag 13.Jun.2012 - 09:18
Beitrag #27


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ZITAT(Pirola @ 09.Jun.2012 - 13:50) *
Die Filmtage sind nun Wochen her und ich denke, ich war auch nicht gerade gut drauf damals.
Es ist ja so, dass frau die Welt gemäss der eigenen momentanen Verfassung immer wieder anders
wahrnimmt.
Was ich dennoch einfach total ungünstig finde, ist, dass frau einfach so selten eine Möglichkeit hat, sich
unters lesbische Volk zu mischen. Und dann haut es auch so stark rein, wenn die eine mehrtätige
Veranstaltung im Jahr nicht so gut läuft . Wenn es kontinuierlichere Möglichkeiten gäbe, das würde
die Solidarität, das Selbstbewusstsein und die Zufriedenheit der Lesben , nicht nur in dieser Stadt,
sicherlich erhöhen.


Ich glaub, das kann man so pauschal nicht sagen.
Ich bin eine wahnsinnig "zufriedene Lesbe" - und das, obwohl ich allenfalls einmal im Vierteljahr eine Veranstaltung extra nur für Lesben besuche (es gibt natürlich, rechnet man die für mich erreichbaren Städteszenen (Zürich, Basel, Freiburg) zusammen, viel, viel mehr für die interessierte Lesbe).
Mich stört das kein bisschen, dass rund um mich kaum Lesben vorhanden sind.
Ein paar vom "lesbischen Volk" kenne ich, einige wenige kenne ich besser - aber so einen richtigen oder gar großen lesbischen Lebens- und Freundinnenkreis habe ich nicht.

Einige Jahre lang hatten meine Frau und ich immer wieder Kontakt zu einer bestehenden Lesbenclique, die uns diverse Male mit einluden, wenn sie was vorhatten.
Dieser Kontakt ist letztlich eingeschlafen, weil es meiner Frau und mir entsetzlich auf die Nerven ging, dass einige dieser Frauen tatsächlich bloß in ihrer kleinen Parallelgesellschaft "out" waren und wir daher entweder wirklich nur Lesbenveranstaltungen besuchen konnten oder aber immer wieder ganz komische Situationen entstanden sind, wenn wir "draußen" unterwegs waren (z.Bsp.: Sommer, wir sitzen zu 8 im Straßencafé. Zwei Männer mit ihren Frauen/Freundinnen setzen sich an den Tisch nebenan und versuchen, sich nett mit uns zu unterhalten. Drei "unserer" Frauen sind ob dieser "Zumutung" ("Bäh, Heeteen!!") sogleich aufgestanden und haben den Tisch gewechselt, die meisten Anderen waren extrem misstrauisch den Pärchen gegenüber und zwei erfanden gar für uns alle (!!) Männer, die bald kämen, wenn ihr Kegelabend zuende sei!
Und solche und ähnliche Vorfälle gab es zuhauf plus noch weitere augenfällige und sehr störende Inkongruenzen bez. Haltung und Verhalten.)

Mit sowas kann und will ich nicht umgehen müssen.
Ich mag nicht mit halb-outen Leuten abhängen, die sich in der Öffentlichkeit derart blöd benehmen.
Da sind mir all meine Hetero-FreundInnen hundertmal lieber. Die haben nämlich tatsächlich kein Problem mit ihrer und meiner "Orientierung"; das spielt einfach gar keine Rolle. Wir sind halt, wie wir sind und fertig.

Klar: ganz zu Anfang, als ich grade selbst mein CO hatte, da war es mir wichtiger, andere Lesben zu treffen, War alles so neu und ich musste mich ja erst sortieren und da war es gut, hie und da mal eine Szeneveranstaltung besuchen zu können.
Und die gab es ja auch, ich brauchte nur hinzugehen.
Richtig Spaß hatte ich allerdings selten. Und leider hat auch kaum ein dort angeleierter Kontakt wirklich was hergegeben.

Heute brauch ich das alles nicht mehr.
Und würden Veranstaltungen davon abhängen, ob ich nun komme oder nicht, dann gäb es viele davon wohl auch längst nicht mehr.
Und ich schätze, ich bin nicht die Einzige, der es so geht, dass sie nicht (mehr) so scharf auf Szene ist. Kein Wunder, wenn allmählich diverse Angebote ausfallen, weil das allgemeine Interesse daran schwindet.

Obwohl ich das bisweilen mal anrate, wenn jemand hierher ins Forum kommt und fragt, wie sich denn wohl Kontakt zu anderen Lesben finden ließe, würde ich selber nie darauf kommen, einem Lesbenchor beizutreten, dessen Proben 30km entfernt stattfinden, wenn ich hier im Ort doch einen netten Chor habe - ist mir doch wurscht, ob die anderen Sängerinnen nen Mann oder ne Frau daheim haben...(IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
Dasselbe gilt für lesbische Wandergruppen, Strickkreise oder Kochgruppen. Entweder interessiert mich die Aktivität oder nicht - aber ich muss nicht zwingend mit Lesben kochen, stricken, wandern oder singen. Ich will mit leidenschaftlichen KöchInnen kochen, (vielleicht irgendwann mal von versierten StrickerInnen lernen), mit etwa gleichfähigen SpaziererInnen wandern und mit Leuten singen, die das gern und gut machen.

Mich interessiert vor allem das, was getan wird. Und weniger, ob die, die es tun, auch lesbisch sind oder nicht.
Kürzlich war ich mit meiner Frau an einem MPS (Mittelalterliches Phantasie Spectaculum) und beide haben wir dort recht viel "family" ausgemacht. Und bis auf zwei Ausnahmen haben wir bei keiner dieser Frauen gedacht: "Mensch, die würden wir gern kennenlernen!" Bloß, weil sie lesbisch sind, muss ich nicht unbedingt was mit ihnen zu tun haben wollen. Mürrische Depri-Goths sind einfach nicht unser Fall und prollige Haudrauf-Lesben eben auch nicht (Beispiele von ebenjener Veranstaltung).

Klar arbeite ich eher mit Lesben zusammen, wenn es um die Stärkung der Rechte von "Regenbogenfamilien" geht - das liegt ja nun in der Natur der Sache, dass Lesben an diesem Ziel besonders interessiert sind, aber wenn sich eine heterosexuelle Frau einbringen mag oder auch ein heterosexueller Mann, wäre ich die Letzte, die dazu Nein sagen würde, weils mir eben um die Sache geht dabei.

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 13.Jun.2012 - 10:22
Bearbeitungsgrund: Absatz und zwei Schreibfehler
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svan
Beitrag 13.Jun.2012 - 11:26
Beitrag #28


Gut durch
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Shark (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif)
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planlosimwesten
Beitrag 13.Jun.2012 - 21:02
Beitrag #29


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Hach Shark, sehr schön gesagt und zusammengefasst! Danke dafür! (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)
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Herzfilz
Beitrag 14.Jun.2012 - 21:29
Beitrag #30


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Hm, die vielgeschmähte "Szene".

Einerseits kann ich das Bedürfnis verstehen, sich von der Masse der "Mädelz" (und Junxs (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) zu distanzieren, die eine dort vielleicht trifft. Andererseits muss ich zugeben, Orte, an denen die "Szene" sich trifft, scheinen Orte zu sein, an denen ich auch immer mindestens eine, zwei oder drei Gleichgesinnte zu treffen hoffen kann, denen ich sonst niemals begegnen würde, gingen wir nicht alle dorthin.

Klar, da sind viele Frauen, die ich überhaupt nicht verstehe. Aber auch zwei oder drei, mit denen ich zu 100 % auf einer Wellenlänge zu liegen scheine. Oder zu 80 %, was, im zwischenmenschlichen Durchschnitt gesehen, immer noch ein Haufen Zeug ist. Und wir würden einander nicht finden können, gäbe es die vielgeschmähte "Szene" nicht. Ich sehe keinen Grund zur Undankbarkeit, wenn 99,8 % ihrer Mitglieder nicht auf meiner Wellenlänge liegen. Den Kontakt zu den anderen 0,2 % ihrer Mitglieder zu ermöglichen, ist, worauf es mir ankommt, wenn ich da hingehe. Und wofür ich ihr dankbar bin.

Das ist die zwischenmenschliche Ebene, die andere wäre: Bei Szene-Events wird etwas gefeiert, steht im Mittelpunkt, das ich überall sonst als Problem wahrzunehmen oder benannt zu bekommen gewohnt bin. Auf einmal ist es ein Grund, zu feiern, die Kuh kühn am Schwanz zu packen und über Kopf zu schwingen, bis es tagt. Und über diesen Moment hinaus. Die Freude, die aus dieser Erfahrung sprudelt, kann für mich persönlich keine einsam sich selbst genügende Einsicht, lesbisch zu sein, aufwiegen. Wenn ich mich in der "Szene" bewege, bin ich kein "Freak", nicht "die vom anderen Ufer". Sondern ich bin, zur Abwechslung, ganz klar auf meinem Ufer, wo ich hingehöre. Und das ab und an erleben zu dürfen, ist mir viel wert. Auch wenn über das gemeinsame Ufer hinaus die Gemeinsamkeiten mit den anderen sich in *hust* manchmal sehr engen Grenzen halten.

Was Pirola über mittelalte Lehrerinnen und das Wort "Wespen" und Svan über sich und ihre Erfahrungen mit dem Verfolgungswahn lesbischer Net-Seiten geschrieben haben - es könnte Stoff sein für das Drehbuch für einen zugleich bitterbösen und sehr lustigen Film, findet ihr nicht?












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Lucia Brown
Beitrag 15.Jun.2012 - 10:51
Beitrag #31


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@Shark, ich kann dir im großen und ganzen zustimmen. Jedoch, brauchen wir dann den Begriff Lesbe noch? Ist zwar aus einem andern Thread, aber trifft hier auch zu, finde ich.

lg

Lucia B.
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shark
Beitrag 15.Jun.2012 - 14:17
Beitrag #32


Strösenschusselhai
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Ja, klar. Wieso denn auch nicht? Es gibt ja definitiv Lesben. Also Frauen, die Frauen lieben. Kann man doch ganz wertfrei benennen. Beziehungsweise dafür sorgen, dass die "Lesbe" irgendwann wirklich überall einfach nur noch eine wertfreie Bezeichnung ist.

Ich nenne ja auch nicht alles, worauf ich sitzen kann, nur Sitzmöbel. Da gibts Hocker, Stühle, Sessel, Sofas und was weiß ich noch alles. Auf allen kann man sitzen, aber sie sind doch verschieden. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)


@Herzfilz:

ZITAT
Bei Szene-Events wird etwas gefeiert, steht im Mittelpunkt, das ich überall sonst als Problem wahrzunehmen oder benannt zu bekommen gewohnt bin. Auf einmal ist es ein Grund, zu feiern, die Kuh kühn am Schwanz zu packen und über Kopf zu schwingen, bis es tagt. Und über diesen Moment hinaus. Die Freude, die aus dieser Erfahrung sprudelt, kann für mich persönlich keine einsam sich selbst genügende Einsicht, lesbisch zu sein, aufwiegen. Wenn ich mich in der "Szene" bewege, bin ich kein "Freak", nicht "die vom anderen Ufer". Sondern ich bin, zur Abwechslung, ganz klar auf meinem Ufer, wo ich hingehöre.


Und da gehts vielen Anderen auch so, das weiß ich.
Mir aber halt nicht. Ich fühl mich nämlich auch sonst nicht als "Freak" oder "vom anderen Ufer". Ich bin schließlich auch dort, "wo ich hingehöre": mitten in meiner Welt, in der meine Homosexualität mich weder von anderen trennt noch abhebt.
Zu feiern, dass ich lesbisch bin, ich glaub, danach stand mir noch nie der Sinn. Dafür ist mir das viel zu gewöhnlich....
Statt mit nem Haufen Fremden sowas Simples zu feiern, feiere ich lieber das Besondere mit Menschen, mit denen mich mehr verbindet als das Lesbisch-Sein.
Anders ist das, wenns um Demos geht oder Initiativen. Aber für mich ist das auch nicht "Party".

Aber eben: Jede so, wie sie es mag. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 15.Jun.2012 - 14:24
Bearbeitungsgrund: "e" vergessen und Wort zuviel
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Lucia Brown
Beitrag 15.Jun.2012 - 15:12
Beitrag #33


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@ Shark - dann bräuchten wir ja auch kein Lesbenforum mehr ... "?"

Beruflich kann es bei mir möglich sein, dass ich mit einer Gruppe von Menschen unterwegs bin, die mich privat nicht kennen. Sprich, nicht wissen, dass ich lesbisch bin. Ich stelle mich auch nicht vor: "Guten Tag, ich bin Lucia B., bin lesbisch und werde nun mit euch eine Woche zusammen arbeiten.

Ab und zu gibt es mal eine Nachfrage, wie denn mein Liebesleben aussieht. Kommt jedoch selten vor und wenn es vorkommt freue ich mich sehr über das Interesse und erzähle dann offen über mich.

In sog. lesbischen Kreisen erlebte ich jedoch sehr häufig, wenn ich solo war: "So, die ist also solo, da müssen wir gleich mal unsere Liebste ganz festhalten, damit die auch ja nicht fremdgeht".

Oder auch ein sehr interessantes Verhalten von anderen lesbischen Paaren, wenn ich in einer Beziehung war, dass ich plötzlich einen Anruf bekam: "Sagt mal, habt ihr Zeit und Lust am Samstag mit auf einem Konzert zu gehen". War ich wieder getrennt, kam kein Anruf mehr. That´s not a thing what i need.

Inzwischen, nach einige Jahren Bemühungen mich in die Lesbenwelt zu integrieren, gehe ich eher den Weg wie ihn Shark oben beschrieben hat. Habe einen munteren Freundeskreis mit Lesben, Heten und was auch immer und darin fühle ich mich wohl. Meine FreundInnen gehen mit mir z.B. ins Kino, egal ob ich solo oder in einer Beziehung bin.

lg

Lucia B.
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shark
Beitrag 15.Jun.2012 - 15:24
Beitrag #34


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ZITAT(Lucia Brown @ 15.Jun.2012 - 16:12) *
@ Shark - dann bräuchten wir ja auch kein Lesbenforum mehr ... "?"

Jedenfalls (hoffentlich irgendwann) nicht mehr als Schutzraum. Oder als Rettungsweste für solche, die an ihrer neu entdeckten Homosexualität zugrunde zu gehen drohen. Ja. Wär gut, wenn wir es dafür nicht mehr brauchten eines Tages.
Ich wünsche mir sehr, dass der Tag kommt, an dem es kein Drama mehr ist, festzustellen, lesbisch zu sein - nicht für eine selbst und auch für sonst niemanden. Das wäre wunderbar.

ZITAT
oder auch ein sehr interessantes Verhalten von anderen lesbischen Paaren, wenn ich in einer Beziehung war, dass ich plötzlich einen Anruf bekam: "Sagt mal, habt ihr Zeit und Lust am Samstag mit auf einem Konzert zu gehen". War ich wieder getrennt, kam kein Anruf mehr. That´s not a thing what i need.


Ja, sowas habe ich auch schon gehört... Und ich weiß noch, als ich als "Frischling" das erste Mal szenemäßig unterwegs war, habe ich mich sehr unwohl gefühlt. Nicht nur, weil alles neu war, sondern auch, weil mir von allen Seiten signalisiert wurde, dass alle ganz schrecklich scharf auf Frischfleisch waren....Bis sie erfuhren, dass ich (damals) noch verheiratet war und Kinder hatte. Da war ich dann auf einmal nur noch ne Hetenspannerin.... (IMG:style_emoticons/default/patsch.gif)

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 15.Jun.2012 - 15:37
Bearbeitungsgrund: Nachtrag/Einschub
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dandelion
Beitrag 18.Jun.2012 - 15:20
Beitrag #35


don't care
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ZITAT(Herzfilz @ 14.Jun.2012 - 22:29) *
Auf einmal ist es ein Grund, zu feiern, die Kuh kühn am Schwanz zu packen und über Kopf zu schwingen, bis es tagt.

(IMG:style_emoticons/default/lach.gif) Ich stelle mir gerade eine stämmige Frau von 1,90 bei genau dieser Tätigkeit vor... (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) Dass die gute Laune hat, glaub ich gern.
Letztlich mache ich etwas ähnliches wie das, was du beschreibst: ich suche mir ein sicheres Nest von Gleichgesinnten, mit denen mich das verbindet, womit ich in der Welt "da draußen" am meisten anecke. Das ist aber (zum Glück?) nicht mein Lesbischsein, sondern meine Art zu denken und meine Vorliebe für gänzlich durchgeknallte Filme (ich könnte mir beispielsweise die "Mitte des Films" aus Monty Python's "Sinn des Lebens" auch in Spielfilmlänge anschauen).


ZITAT(Lucia Brown @ 15.Jun.2012 - 16:12) *
In sog. lesbischen Kreisen erlebte ich jedoch sehr häufig, wenn ich solo war: "So, die ist also solo, da müssen wir gleich mal unsere Liebste ganz festhalten, damit die auch ja nicht fremdgeht".

Oder auch ein sehr interessantes Verhalten von anderen lesbischen Paaren, wenn ich in einer Beziehung war, dass ich plötzlich einen Anruf bekam: "Sagt mal, habt ihr Zeit und Lust am Samstag mit auf einem Konzert zu gehen". War ich wieder getrennt, kam kein Anruf mehr. That´s not a thing what i need.

Inzwischen, nach einige Jahren Bemühungen mich in die Lesbenwelt zu integrieren, gehe ich eher den Weg wie ihn Shark oben beschrieben hat. Habe einen munteren Freundeskreis mit Lesben, Heten und was auch immer und darin fühle ich mich wohl. Meine FreundInnen gehen mit mir z.B. ins Kino, egal ob ich solo oder in einer Beziehung bin.

Lesbische Szene vereint Frauen auf Grund ihres Liebeslebens. Daher wundert es mich nicht, wenn für viele dann auch genau das innerhalb der Szene im Mittelpunkt steht: Balzverhalten, Partnerinnenwahl, Flirt, Schaulaufen der glücklichen Beziehungen. Das und politische Aktion für Frauen- und Homosexuellenrechte dürften naturgemäß die dominanten Themenkreise sein.

ZITAT(Lucia Brown @ 15.Jun.2012 - 16:12) *
dann bräuchten wir ja auch kein Lesbenforum mehr ... "?"

Für mich hat mehrfach hinter den Kulissen(!) ein erheblicher Flirtfaktor innerhalb des Forums bestanden, und ich bin sehr sicher, dass ich damit noch nie alleine war. Allein das kann schon ein Sinn des Lesbenforums sein.
Dann habe ich aber das Forum auch als etwas erlebt, was ich oben beschrieb: einen Ort, an dem meine verschwurbelten Gedankengänge angenommen, hinterfragt, ergänzt, überhaupt mal verstanden wurden statt nur geduldet. Hier war für mich als philosophisch angehauchte, versponnene, neugierige junge Frau ein wunderbarer Ort, um mit vielen grundverschiedenen Menschen in Kontakt zu treten, weil alle auf Austausch aus waren und Sprache stark gepflegt wurde. Das machte für mich das Forum zu einem unverzichtbaren Ort, und ohne das Forum wäre der Kreis der Menschen, mit denen ich diese Art teilen kann, nur halb so groß und deutlich weniger bunt. Außerdem hätte ich ohne das Forum meine Partnerin nicht kennengelernt. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Für mich ist das Forum also in erster Linie ein Marktplatz für gemeinsame Wegsuchen und Kreativprozesse, zusammengeführt von der allen gemeinsamen Frauenliebe. Das dürfte auch der Grund sein, warum ich hier lieber bin als auf Seiten, die sich eher der Partnerinnenvermittlung verschreiben.
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Pirola
Beitrag 24.Jun.2012 - 10:40
Beitrag #36


Bekennende Urlesbe
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Zitat :
"@ Shark - dann bräuchten wir ja auch kein Lesbenforum mehr ... "?"

Da Du ja nicht zu den Lesben gehörst, die noch Schutz und Coming-Out-Hilfe benötigen ,
stellt sich mir beim Lesen Deiner Texte genau wie Luzia Brown diese Frage.

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miriam
Beitrag 24.Jun.2012 - 12:24
Beitrag #37


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ZITAT(shark @ 15.Jun.2012 - 15:17) *
Und da gehts vielen Anderen auch so, das weiß ich.
Mir aber halt nicht. Ich fühl mich nämlich auch sonst nicht als "Freak" oder "vom anderen Ufer". Ich bin schließlich auch dort, "wo ich hingehöre": mitten in meiner Welt, in der meine Homosexualität mich weder von anderen trennt noch abhebt.
Zu feiern, dass ich lesbisch bin, ich glaub, danach stand mir noch nie der Sinn. Dafür ist mir das viel zu gewöhnlich....
Statt mit nem Haufen Fremden sowas Simples zu feiern, feiere ich lieber das Besondere mit Menschen, mit denen mich mehr verbindet als das Lesbisch-Sein.
Anders ist das, wenns um Demos geht oder Initiativen. Aber für mich ist das auch nicht "Party".



Ich habe in letzter Zeit viel über dieses Thema nachgedacht und in mich hinein gehorcht um herauszufinden, wie es mir damit ergeht. Dabei mußte ich feststellen, daß es mir äußerst schwer fällt in Worte zu fassen was mich bewegt. Um es trotzdem irgendwie zu versuchen und einen Einstieg zu finden greife ich aus der Vielzahl der Beiträge jetzt einmal diesen Ausschnitt aus einem Kommentar von shark heraus:

Grundsätzlich habe ich natürlich auch die Erfahrung gemacht, daß man sich nicht automatisch mit einem Menschen versteht nur weil er die gleiche s*xuelle Orientierung hat wie man selbst. Und daß es viele, grob formuliert, anders orientierte Leute gibt, mit denen ich weitaus mehr gemeinsame Interessen teile als mit den Lesben in meinem Umfeld. Und trotzdem möchte ich den regelmäßigen Kontakt und Austausch mit anderen Lesben nicht missen, und zwar aus folgendem Grund:

selbst bei eng mit mir befreundeten Heteros, die mit Homosexualität nicht das geringste Problem haben fühle ich mich, völlig wertfrei, anders und in einem wesentlichen Punkt meines Seins und Lebens tasächlich innerlich von ihnen getrennt. Nicht etwa weil ich mich als Freak fühlte oder mir von außen so etwas suggeriert würde, sondern weil ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, daß ihr Beziehungsleben und -fühlen sich auf grundlegende Weise von dem meinen unterscheidet. Weil es ein Gefühl ist, kann ich es leider nur schwer in Worte fassen aber eine lesbische Bekannte hat es neulich so formuliert: wir (Lesben) leben eine andere Kultur als die Heteros. Damit hat sie ziemlich genau das ausgedrückt, was ich fühle...

Natürlich müssen diejenigen, mit denen ich meine Hobbys teile, keine Lesben sein. Aber ich brauche lesbische Bekannte/Freunde (sowohl Singles als auch Paare) und zwar nicht um mein Lesbischsein zu feiern oder 'Party' zu machen, sondern um mich mit ihnen über Beziehungskram auszutauschen (da finde ich bei Heteros mit ihrem alteingesessenen Rollenverhalten in der Regel wenig Entsprechungen), mit ihnen Scherze zu machen die Heteros überhaupt nicht kapieren würden, vor allem aber um mich in ihnen zu spiegeln. Denn wenn ich das bei einer Hetera versuche, bleibt der Spiegel trüb, wenn nicht gar blind.

Mein Fazit: ohne den Kontakt zu Lesben würde ich mich, bei aller Liebe und trotz aller Akzeptanz meiner heteros*xuellen Freunde, fürchterlich einsam fühlen.

Gruß, Miriam

Der Beitrag wurde von miriam bearbeitet: 24.Jun.2012 - 12:34
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shark
Beitrag 24.Jun.2012 - 14:49
Beitrag #38


Strösenschusselhai
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ZITAT(Pirola @ 24.Jun.2012 - 11:40) *
ZITAT(Lucia Brown @ 15.Jun.2012 - 16:12) *
@ Shark - dann bräuchten wir ja auch kein Lesbenforum mehr ... "?"


Da Du ja nicht zu den Lesben gehörst, die noch Schutz und Coming-Out-Hilfe benötigen ,
stellt sich mir beim Lesen Deiner Texte genau wie Luzia Brown diese Frage.


Welche Frage? Weshalb ein Internetlesbenforum noch "gebraucht" wird, obwohl shark es nicht "braucht"??
Ich bin ja nun nicht die einzige Lesbe auf der Welt. Und bloß weil ich weder Schutzraum noch CO-Hilfe brauche, heißt das ja wohl nicht, dass das für alle gilt.
Außerdem habe ich ja klar eingegrenzt, was es ist, von dem ich hoffe, es wird als Zweck dieses Forums dereinst überfüssig werden.
Ansonsten seh ich es nämlich wie dandelion - dieses Forum ist deutlich mehr als "nur" Schutzraum und Ratgeberinnenpool. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) Und das darf es auch gerne für alle Zeiten bleiben. Ich wäre hier sicher keine Ströse, wenn ich das anders sähe. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

ZITAT(miriam @ 24.Jun.2012 - 13:24) *
ZITAT(shark @ 15.Jun.2012 - 15:17) *
Und da gehts vielen Anderen auch so, das weiß ich.
Mir aber halt nicht. Ich fühl mich nämlich auch sonst nicht als "Freak" oder "vom anderen Ufer". Ich bin schließlich auch dort, "wo ich hingehöre": mitten in meiner Welt, in der meine Homosexualität mich weder von anderen trennt noch abhebt.
Zu feiern, dass ich lesbisch bin, ich glaub, danach stand mir noch nie der Sinn. Dafür ist mir das viel zu gewöhnlich....
Statt mit nem Haufen Fremden sowas Simples zu feiern, feiere ich lieber das Besondere mit Menschen, mit denen mich mehr verbindet als das Lesbisch-Sein.
Anders ist das, wenns um Demos geht oder Initiativen. Aber für mich ist das auch nicht "Party".



(...)

selbst bei eng mit mir befreundeten Heteros, die mit Homosexualität nicht das geringste Problem haben fühle ich mich, völlig wertfrei, anders und in einem wesentlichen Punkt meines Seins und Lebens tasächlich innerlich von ihnen getrennt. Nicht etwa weil ich mich als Freak fühlte oder mir von außen so etwas suggeriert würde, sondern weil ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, daß ihr Beziehungsleben und -fühlen sich auf grundlegende Weise von dem meinen unterscheidet. Weil es ein Gefühl ist, kann ich es leider nur schwer in Worte fassen aber eine lesbische Bekannte hat es neulich so formuliert: wir (Lesben) leben eine andere Kultur als die Heteros. Damit hat sie ziemlich genau das ausgedrückt, was ich fühle...




Das ist ja interessant. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
Also für mich auf jeden Fall, denn ich erlebe das nicht so. Bzw. dort, wo ich in Lesbenzusammenhängen bisher Unterschiede bemerkt habe, haben genau die mich dazu gebracht, richtiggehend froh darüber zu sein, genau so nicht meine Beziehung zu leben. Zum Beispiel, wenn ich erlebe, wie einige lesbische Paare einander alles sind/zu sein haben, Mutter, Geliebte, beste Freundin in Einem und alles, aber auch alles machen diese Frauen zusammen und wenn mal nicht, dann..... Sowas erlebe ich unter meinen heterosexuellen FreundInnen selten und das find ich viel gesünder und auch ehrlicher.
Was das also angeht, unterscheidet sich mein "Beziehungsleben und -fühlen" ganz klar von dem dieser Lesben. Und ist viel eher so wie das der heterosexuellen Menschen, die ich kenne.
Überhaupt kann ich von mir nicht behaupten, ich lebte "eine andere Kultur als die Heteros". Wie gesagt: wie ich lebe, was ich tu und wie meine Beziehung ausschaut, ist nichts, das mich Lesben innerlich näherbringt oder mich von Heterosexuellen entfremdet. Ich meine: es hängt nicht von der sexuellen Orientierung ab, ob ich den Eindruck habe, da lebt jemand "auf meine Art" oder auch nicht.

Deshalb würde es mich interessieren, was Du mit dieser "grundlegenden" Verschiedenheit meinst. Vielleicht hab ich Dich ja auch ganz verkehrt verstanden.
Magst Du das vielleicht mal doch noch näher zu erläutern versuchen? Würd mich freuen. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Liebe Grüße

shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 24.Jun.2012 - 19:19
Bearbeitungsgrund: Zitat repariert und späten Einschub vorgenommen
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miriam
Beitrag 24.Jun.2012 - 23:47
Beitrag #39


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ZITAT(shark @ 24.Jun.2012 - 15:49) *
Das ist ja interessant. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)
Also für mich auf jeden Fall, denn ich erlebe das nicht so. Bzw. dort, wo ich in Lesbenzusammenhängen bisher Unterschiede bemerkt habe, haben genau die mich dazu gebracht, richtiggehend froh darüber zu sein, genau so nicht meine Beziehung zu leben. Zum Beispiel, wenn ich erlebe, wie einige lesbische Paare einander alles sind/zu sein haben, Mutter, Geliebte, beste Freundin in Einem und alles, aber auch alles machen diese Frauen zusammen und wenn mal nicht, dann..... Sowas erlebe ich unter meinen heterosexuellen FreundInnen selten und das find ich viel gesünder und auch ehrlicher.
Was das also angeht, unterscheidet sich mein "Beziehungsleben und -fühlen" ganz klar von dem dieser Lesben. Und ist viel eher so wie das der heterosexuellen Menschen, die ich kenne.
Überhaupt kann ich von mir nicht behaupten, ich lebte "eine andere Kultur als die Heteros". Wie gesagt: wie ich lebe, was ich tu und wie meine Beziehung ausschaut, ist nichts, das mich Lesben innerlich näherbringt oder mich von Heterosexuellen entfremdet. Ich meine: es hängt nicht von der sexuellen Orientierung ab, ob ich den Eindruck habe, da lebt jemand "auf meine Art" oder auch nicht.

Deshalb würde es mich interessieren, was Du mit dieser "grundlegenden" Verschiedenheit meinst. Vielleicht hab ich Dich ja auch ganz verkehrt verstanden.
Magst Du das vielleicht mal doch noch näher zu erläutern versuchen? Würd mich freuen. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Liebe Grüße

shark


Hallo shark,

ich will gerne versuchen, Dir Deine Frage zu beantworten, bin mir allerdings nicht sicher, ob mir das auf verständliche Weise gelingen wird.

Zunächst einmal kann ich Deinen Eindruck von Symbiose in lesbischen Beziehungen nicht durch die Bank weg teilen. Ich kenne genug (ältere) lesbische Paare, bei denen die Partnerinnen nicht nur offen für andere zwischenmenschliche Beziehungen sind, sondern, zumindest immer mal wieder und manchmal in schöner Regelmäßigkeit, auch getrennte Wege gehen, und das ganz entspannt. (So ist das übrigens auch bei meiner Partnerin und mir und ich kann mir nicht vorstellen, daß unsere Beziehung zwei Jahrzehnte lang gehalten hätte, wenn wir stets wie Kletten aneinander gehangen hätten.)

Was nun den 'gefühlten kulturellen' Unterschied zwischen (m)einer lesbischen und einer heterosexuellen Beziehung anbelangt so erlebe ich bei hetrosexuellen Paaren in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, vor allem wenn's drauf ankommt (z.B. wenn Kinder ins Spiel kommen), ohne Ausnahme die klassische Rollenverteilung zwischen Frau und Mann, wenn auch manchmal eher subtil. Und das ist mir nicht nur völlig fremd sondern geht mir obendrein auch noch gehörig auf die Nerven.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich überdeutlich an eine Szene mit meiner Mutter: damals war sie zusammen mit meinem Vater für ein paar Tage bei mir und meiner Partnerin zu Besuch. Nachdem wir eines Abends aufwendig gekocht und gegessen hatten, räumten meine Partnerin und ich gemeinsam die Küche auf. Während mein Vater sich ins Wohnzimmer verzog um Zeitung zu lesen (wie so oft in solchen Situationen), bot meine Mutter uns ihre Hilfe an. Wir lehnten dankend ab. Sie beobachtete eine Weile unser Tun und sagte schließlich voller Neid und ziemlich traurig: "Unglaublich, wie schnell man den Haushalt erledigen kann, so zu zweit!"
Ich gebe zu, meine Mutter ist schon 'uralt' und gehört damit einer Generation an, in der die klassische Rollenverteilung noch viel ausgeprägter war als heute. Aber vorhanden ist sie immer noch...

Hinzu kommt, daß es Themen gibt, deren Erörterung mit Hetera/os mich regelmäßig die Haare raufen läßt da mir ihre Kommentare beweisen daß sie keinerlei Gedanken verschwenden an die Schwierigkeiten und Benachteiligungen, mit denen man als Homosexuelle/r in dieser Gesellschaft zu leben hat, sei es nun das Outing überhaupt und am Arbeitsplatz (in meinem Beruf nicht unproblematisch) oder die Benachteiligung der Eingetragenen Lebenspartnerschaft gegenüber der Ehe, um zwei Beispiele zu nennen.

Mag sein, daß ich nach fünf Jahren massiver Diskriminierung (als Lesbe hatte ich keinerlei rechtliche Möglichkeiten, den legalen Aufenthalt meiner ausländischen Partnerin in Deutschland zu sichern) überempfindlich geworden bin. Aber es macht mich müde, wenn selbst befreundete Heteros mich mit großen Augen ansehen und fragen, wieso wir Homosexuelle uns eigentlich immer noch benachteiligt fühlen, immerhin dürften wir jetzt doch auch heiraten, genau wie sie. Oder wenn ein evangelischer Freund mir, der längst Konfessionslosen, mit triumphierender Miene einen Zeitungsartikel anschleppt in dem gemeldet wird, daß seine Landeskirche endlich der Segnung von homosexuellen Paaren zugestimmt hat. Oh ja, so etwas macht mich müde. Müde und, wäre da nicht mein lesbischer Bekanntenkreis, verdammt einsam.

Viele Grüße von Miriam

Der Beitrag wurde von miriam bearbeitet: 24.Jun.2012 - 23:49
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shark
Beitrag 25.Jun.2012 - 14:44
Beitrag #40


Strösenschusselhai
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Hallo, Miriam. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Danke schön für die näheren Erläuterungen. Es scheint, als hätten wir wirklich ganz unterschiedliche Erfahrungen.

Ich kenne natülich nicht NUR symbiotisch lebende Lesbenpaare (so wollte ich das nicht verstanden wissen), aber ich kenne eben mehr lesbische als heterosexuelle Beziehungen, die derart absolut sind bzw. den Anspruch haben, dass die Eine für die Andere einfach alles zu sein hat.

Dafür kenne ich sehr viele heterosexuelle Menschen, die höchst empört darüber sind, dass es immer noch keine echte Gleichbehandlung hetero- und homosexueller Partnerschaften/Menschen gibt; sei es in Sachen Aufenthaltsstatus, Adoption oder in Steuerfragen.
Ihnen gegenüber steht eine immer größer zu werden scheinende Gruppe (gerade junger und auch lesbischer) Frauen, die absolut Null Interesse dafür haben, wie es um ihre Rechte, die Geschichte der Lesben-/Frauenbewegung usw. steht.
Was dieses Desinteresse an feministischen Themen angeht, kann ich kaum einen Unterschied finden zwischen hetero- und homosexuellen jungen Frauen feststellen.
Und ehrlich: die, die derart gleichgültig mit alledem umgehen, versteh ich beidseits nicht und ich habe nichts mit ihnen gemein.
Und von "Heirat" hör ich mindestens genausooft (auch hier) Lesben reden wie Heteros, wenn es um die ELP geht.
Wobei die Haltung, die meine Frau und ich an den Tag legen (nämlich so lange, wie die ELP und die Ehe nicht vollkommen gleich mit Rechten ausgestattet ist - mit Pflichten ist sie es ja bereits - auf keinen Fall die Unterschrift auf ein solch diskriminierendes Dokument zu setzen), von Heteros oft besser verstanden wird als von Lesben.

Solche Abläufe, wie Du sie in Bezug auf den Elternbesuch bei Euch erwähnst, kenne ich natürlich auch.
Männer, die sich schon zu fein sind, mal ne Spülmaschine auszuräumen oder sich abends die Pantoffeln und ein Bier bringen lassen, gibt es natürlich. Und sicher sind das auch immer noch jede Menge. Dafür ist dieses System viel zu zementiert als dass es wirklich schon gleichberechtigt-runderneuert wäre. Das bestätigen auch alle Untersuchungen zu diesem Thema (jedenfalls die, die ich kenne und verfolgt habe).
Schlimm genug.
Aber ich kenn eben auch homosexuelle Paare, die in diesen Mustern leben und das eben nicht nach Neigung und Vereinbarung, sondern nach erlernten Klischees.
Und nebenan erlebe ich frische junge Heteropaare, die den Teufel tun würden, in den Musterrollen ihrer eigenen Eltern zu leben.
Nicht nur meine eigenen Töchter, sondern auch deren Freundinnen und Freunde und auch Paare, mit denen ich selbst befreundet bin (und die daher nicht mehr ganz so jung sind (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) verweigern diese Geschlechterfestlegungen.

Dafür traf ich vor einigen Wochen zwei lesbische Paare mit kleinen Kindern und musste fassungslos mitanhören, auf welche Weise unterschiedlich sie mit den verschiedengeschlechtlichen Kindern umgegangen sind.
Angefangen vom rosa Kinderwagen für die Prinzessin, die ebenfalls in weiß und rosa Hello-K*tty-Klamotten gewandet war, bis hin zu dem, was der Sohn trug, tun durfte und wie mit ihm gesprochen wurde.
Zu solchen und ähnlichen Gelegenheiten greife ich mir regelmäßig an den Kopf und denke "Mensch, grad Ihr könntet das doch wirklich anders machen!"

Fazit: Ich merke immer wieder, dass mich mit heterosexuellen Menschen (auch in Bezug auf Partnerschaft usw) ebensoviel oder sogar mehr verbinden kann als mit lesbischen Frauen. Dass es für mich also gar nicht davon abhängt, wie jemand diesbezüglich verortet ist, sondern eben von seiner/ihrer persönlichen Haltung.
Aber: mit anderen Erfahrungen im Rücken würde ich das womöglich auch ganz anders sehen.

Liebe Grüße

shark


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Pirola
Beitrag 25.Jun.2012 - 20:16
Beitrag #41


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@shark:
Das habe ich jetzt aber wirklich sehr gut nachvollziehen können. Jetzt versteh ich , was Du meinst .
Ich kenne keine lesbischen Eltern und hätte nicht gedacht, dass es soetwas gibt. Ist ja wohl der Hammer!
Dann ist es massgeblich, was für Erfahrungen frau gesammelt hat.
In dem Falle wären mir fortschrittliche Heteroeltern auch lieber!!
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regenbogen
Beitrag 01.Jul.2012 - 09:32
Beitrag #42


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ZITAT(shark @ 25.Jun.2012 - 15:44) *
Und von "Heirat" hör ich mindestens genausooft (auch hier) Lesben reden wie Heteros, wenn es um die ELP geht.
Wobei die Haltung, die meine Frau und ich an den Tag legen (nämlich so lange, wie die ELP und die Ehe nicht vollkommen gleich mit Rechten ausgestattet ist - mit Pflichten ist sie es ja bereits - auf keinen Fall die Unterschrift auf ein solch diskriminierendes Dokument zu setzen), von Heteros oft besser verstanden wird als von Lesben.


Bei der gehörlosen Twitterin @EinAugenschmaus fand ich gerade einen Tweet, der zu diesem Thema passt:
ZITAT
#Barrierefreiheit‬ bedeutet für mich auch, dass man auch in gleichgeschlechtlichen Ehen den Zugang zu den gleichen Rechten hat.
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