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> Das queere Geschlecht der Kirche, eine besinnliche Dekonstruktion
Laura
Beitrag 04.Sep.2004 - 14:41
Beitrag #1


Suppenköchin
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*die ironische Ader rührte sich, als ich 'nen Artikel gelesen hab' (also bitte nicht persönlich nehmen - ich konnte g'rade nicht widerstehen)*

Die Sexualmoral der katholischen Kirche basiert auf das Verhältnis der (zwei) Geschlechter zueinander und dieses bedarf, soweit es zuminderst ihre behüteten Schäfchen betrifft, kaum einer Erläuterung – es offenbart hohen Wiedererkennungswert, wo es einem begegnet.

Dabei wird man vergeblich Ausschau halten nach Betrachtungsweisen wie Sex und Gender, denn nein, es gibt nunmal von Beginn der Zeit an (erst) Mann und (dann) Frau, und aus ihrer biologischen Natur heraus resultieren Gott gewollt all die sinnstiftenden Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die im Patriarchat seine göttliche Huldigung finden.
Amen - oder Basta, wie manch ein Politiker sagen würde -, markiert das Denkverbot, denn schon Adam und Eva bekamen den allmächtigen Zorn zu spüren, als sie am Baume der Erkenntnis genascht hatten. Wer sich also daran halten will, möge es ruhig tun – für all die damit verbundene masochistische Seelenqual gibt es ja schließlich den Beichtstuhl und für den erleuchteten Laien gar die Selbstkasteiung. (Honi soit qui mal y pense .).
So viel zu den Schäfchen (die nun demutsvoll weitergrasen dürfen).

Doch die katholische Kirche selber und - mit ihr und durch sie - ihre Angebeteten, ihre Heiligen und ihre Diener, tragen sie vielleicht ein Geschlecht? Eines, das womöglich ganz und gar Gender ist ohne jegliche Körperlichkeit? So 'ne ketzerische Frage...
Aber nein, nicht doch, es ist doch die Kirche selbst, die davon spricht: Sie, deren Vertreter Männer sind, ist die Braut Jesu und Christus ihr Bräutigam, daneben schwirrt noch die Jungfrauengeburt herum und die Liebe ihrer Diener zur Mutter Kirche erfährt im Zölibat ihre Krönung.
Also wenn das nicht queer ist! Nun endlich löst sich meine verwirrende Befremdung ob dieser Wortwahl auf.

Man könnte ja glatt auf den Gedanken kommen, die Kirche hat schon vor Tausenden von Jahren die Grundidee der Queer-Theorie vorweg genommen und vermöchte es, diese mit göttlichem Beistand im wahrhaft biblischem Ausmaße umzusetzen. :D

Aber liest einfach selber...

Der Beitrag wurde von Laura bearbeitet: 04.Sep.2004 - 14:52
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Antworten (1 - 23)
blue_moon
Beitrag 04.Sep.2004 - 15:51
Beitrag #2


strösen macht blau!
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und schon durchschwirren meinen kopf bilder einer butch mit viel männlichen hormonen, die sich josef nannte und mit maria zusammenlebte, einer femme, die ob ihres kinderwunsches die ersten erfolge der inseminations-geschichte verbuchen durfte... B)

schönes thema, laura! :D
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LadyGodiva
Beitrag 04.Sep.2004 - 22:21
Beitrag #3


Strøse
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ot - oder nicht?! Mich hat als Kind schon die Androgynität einiger Jesusdarstellungen fasziniert...

Interessante Theorie, jawohl.
Ich denke, in diesem Zusammenhang ist v.a. die frühe Kirchengeschichte von Bedeutung, Ordensgründungen incl.
(Später fällt mir als "queeres" Beispiel immer Theresa von Avila ein)
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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 04.Sep.2004 - 23:36
Beitrag #4


Satansbraten
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:wacko: :blink: :lol: :P :D B)

Das Jesusbild wurde natürlich nachhaltig verfälscht. Alleint die west-europäisch Physignomie ist dermaßen unrealistisch. Zur Androgynität- Jesus als echtes "Mannsbild"? Nein- schließlich muß er ja so neutral und sexuell harmlos bzw. ungefährlich wie möglich sein- welche - hetero/bisexuelle- Frau würde denn noch einen Gedanken an den Sinn der Keuschheit ver(sch)wenden, wenn ein echter "Womanizer" vor ihr stünde. Und wie sollte die Frau sich denn bitte daran erinnern, dass sie gefälligst untergeordnet und still-unbedeutend zu sein hat, wenn sie aufeinmal ihre sinnliche Kraft dabei entdeckt, bei der Männer zu Marionetten werden können.

Nachtrag- abgesehen davon wurden in der Bibel sowieso Stellen ausgespart. Wo sind Jesus jüngere Geschwister? Wer mir erzählt, dass ein verheiratetes Pärchen in all dieser Zeit (nach Jesus natürlich, das versteht sich- schließlich war sie ja bei seiner Geburt noch Jüngfrau... :rolleyes: ) nie Sex hatte... :huh:

Zur Gendertheorie fällt mit grad "Dogma" ein. Ihr wisst doch Gott ist eine Sie und sieht aus wie Alanis Morissette.

Der Beitrag wurde von Gilgamesch.Minerva-ath bearbeitet: 05.Sep.2004 - 01:01
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LadyGodiva
Beitrag 05.Sep.2004 - 12:29
Beitrag #5


Strøse
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QUOTE (Gilgamesch.Minerva-ath @ 05.Sep.2004 - 00:36)
Nachtrag- abgesehen davon wurden in der Bibel sowieso Stellen ausgespart. Wo sind Jesus jüngere Geschwister? Wer mir erzählt, dass ein verheiratetes Pärchen in all dieser Zeit (nach Jesus natürlich, das versteht sich- schließlich war sie ja bei seiner Geburt noch Jüngfrau...  :rolleyes: ) nie Sex hatte...  :huh:

Abgesehen, dass es die Geschwister in den Apokryphen ja anscheinend gibt (die Bibelkanonisierung als ein Frühdokument politischen Journaslismus) - vielleicht dachten M und J ja, wenn's einmal so geklappt hat, dann... :D

Und Androgynie ist etwas zweifellos Engelsgleiches - wie sonst könnte Gottes einziger Sohn aussehen?

[böse]...und ich bin mir sicher, dass eben jenes knabenhaft-androgyne Erscheinungsbild Jesu so manchen Kirchenmann in enge Bedrängnis oder höchste Verzückung bringt :D [/böse]

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 05.Sep.2004 - 12:29
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Artemis
Beitrag 05.Sep.2004 - 12:37
Beitrag #6


Suppenköchin
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QUOTE (LadyGodiva @ 05.Sep.2004 - 12:29)
Und Androgynie ist etwas zweifellos Engelsgleiches - wie sonst könnte Gottes einziger Sohn aussehen?

Und die Erzengel erst einmal .... :rolleyes:

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heaven
Beitrag 05.Sep.2004 - 12:40
Beitrag #7


Fürstin Pückler
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um eure aufgeworfenen fragen zum aussehen ernsthaft zu beantworten: bestimmt himmlisch! :P B)

Der Beitrag wurde von heaven bearbeitet: 05.Sep.2004 - 17:43
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Laura
Beitrag 05.Sep.2004 - 14:43
Beitrag #8


Suppenköchin
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QUOTE (L.G.)
Und Androgynie ist etwas zweifellos Engelsgleiches - wie sonst könnte Gottes einziger Sohn aussehen?

Seufz - mir wäre aber dennoch eine androgyne himmlische Tochter Jesuessa erheblich lieber... :rolleyes:

Der Beitrag wurde von Laura bearbeitet: 05.Sep.2004 - 14:47
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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 05.Sep.2004 - 16:58
Beitrag #9


Satansbraten
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QUOTE
Seufz - mir wäre aber dennoch eine androgyne himmlische Tochter Jesuessa erheblich lieber...

Du hast das "frauenliebend" vergessen... :wink: :P

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Laura
Beitrag 05.Sep.2004 - 18:14
Beitrag #10


Suppenköchin
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QUOTE (Gilgamesch.Minerva-ath @ 05.Sep.2004 - 17:58)
QUOTE
Seufz - mir wäre aber dennoch eine androgyne himmlische Tochter Jesuessa erheblich lieber...

Du hast das "frauenliebend" vergessen... :wink: :P

Ach um des Friedens der Welt wegen, könnte ich auch notgedrungen damit leben, wenn sie pansexuell wäre. B)

Der Beitrag wurde von Laura bearbeitet: 05.Sep.2004 - 18:15
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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 05.Sep.2004 - 18:54
Beitrag #11


Satansbraten
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QUOTE (Laura @ 05.Sep.2004 - 18:14)
QUOTE (Gilgamesch.Minerva-ath @ 05.Sep.2004 - 17:58)
QUOTE
Seufz - mir wäre aber dennoch eine androgyne himmlische Tochter Jesuessa erheblich lieber...

Du hast das "frauenliebend" vergessen... :wink: :P

Ach um des Friedens der Welt wegen, könnte ich auch notgedrungen damit leben, wenn sie pansexuell wäre. B)

... und hätte sie blaue, graue, grüne oder braune Augen? :blink:
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Alysandra
Beitrag 05.Sep.2004 - 19:16
Beitrag #12


Fürstin Pückler
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Ich hab letztens in einem Buch gelesen
QUOTE
Sie hatte madonnige Augen, eins war blau, das andere grün


Vielleicht hat sich das dann vererbt ;)

Unsere Latienlehrerin hat auch mal angemerkt, wie unwahrscheinlich es doch ist, wenn ein Tischler (oder Schreiner? HAT er das überhaupt von seinem Vater gelernt? Ich glaube schon...:unsure:) der die meiste Zeit (ohne Sonnenschutzfaktor 50) unter Isrealischer Sonne wandelt, so blass und mager ist, wie er immer dagestellt wird.
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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 05.Sep.2004 - 19:37
Beitrag #13


Satansbraten
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Gut, die Augen wären geklärt.
... aber... mit der Frage meiner ehemaligen Biologie-Lehrerin-
Apfel- oder Birnenform... :D

P.S.- Vielleicht war der Lichtschutzfaktor schon eingebaut- so ne Art genetische Zusatzfunktion von Gott für Sohn. Eingebaute Extras wie Erleuchtung, Heilung, Blässe, Magersucht... :o
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LadyGodiva
Beitrag 05.Sep.2004 - 20:41
Beitrag #14


Strøse
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QUOTE (Laura @ 05.Sep.2004 - 15:43)
QUOTE (L.G.)
Und Androgynie ist etwas zweifellos Engelsgleiches - wie sonst könnte Gottes einziger Sohn aussehen?

Seufz - mir wäre aber dennoch eine androgyne himmlische Tochter Jesuessa erheblich lieber... :rolleyes:

Darüber habe ich als Kind oft nachgedacht, warum Gott keine Tochter hat.
Aber inzwischen verkrafte ich das angesichts des doch sehr defensiven, sühneheischenden, immer verzeihenden Gotteskindes ganz gut - ich möchte nicht wissen, wo die Kirche erst gelandet wäre, wenn die Römer eine Frau der Weltensünde wegen ans Kreuz geschlagen (bzw. dann damals doch eher gesteinigt) hätten... :rolleyes: ;)
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Willow71
Beitrag 05.Sep.2004 - 20:43
Beitrag #15


Miss Understood
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QUOTE (LadyGodiva @ 05.Sep.2004 - 21:41)
...  - ich möchte nicht wissen, wo die Kirche erst gelandet wäre, wenn die Römer eine Frau der Weltensünde wegen ans Kreuz geschlagen (bzw. dann damals doch eher gesteinigt) hätten... :rolleyes: ;)

Lady, dann hättest du *doch* Päpstin werden können...! Ganz einfach.

Der Beitrag wurde von Willow71 bearbeitet: 05.Sep.2004 - 20:44
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LadyGodiva
Beitrag 05.Sep.2004 - 20:45
Beitrag #16


Strøse
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Ich bin mir aber nicht sicher, ob Frau Gottestochter mit Petrus hätte befreundet sein wollen...
Ach, ein Gott mit Tochter verzichtet in meinen Augen ohnehin mit einem Zwinkern auf eine offizielle "Vertretung" in dieser Erdmurkelei...
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regenbogen
Beitrag 05.Sep.2004 - 20:49
Beitrag #17


a.D.
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QUOTE (Alysandra @ 05.Sep.2004 - 20:16)
Ich hab letztens in einem Buch gelesen
QUOTE
Sie hatte madonnige Augen


"madonnig"? :blink: damit hätte sie beim Lesben-Award aber keinen Blumenpott gewonnen :(
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Polly
Beitrag 06.Sep.2004 - 09:16
Beitrag #18


Ego, Alter!
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Um das Thema mal ernsthaft zu behandeln: Wissenschaftlich ist das alles nichts Neues. 1983 erschien Leo Steinbergs Buch "The Sexuality of Christ", gut zehn Jahre später Caroline Walker Bynums Antwort "Jesus as Mother". In beiden Studien - und in vielen weiteren - wurde untersucht, inwieweit es ein eigenes religiöses Geschlecht gibt bzw. inwiefern die Geschlechtsgrenzen in der religiösen Vermittlung und Darstellung transzendent werden. Beispielsweise wird Jesus in der Malerei und in der Literatur tatsächlich häufig als Mensch mit männlichen und weiblichen Geschlechtsattributen dargestellt. Nach Victor Turners Liminalitätstheorie wird die Übergang in eine höhere metaphysische Dimension, also z.B. eine Erleuchtung, symbolisch als Übergang in ein anderes Geschlecht erlebt. Deswegen tragen auch männliche Heilige so oft weibliche Züge.
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Laura
Beitrag 06.Sep.2004 - 11:59
Beitrag #19


Suppenköchin
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QUOTE (Polly)
Beispielsweise wird Jesus in der Malerei und in der Literatur tatsächlich häufig als Mensch mit männlichen und weiblichen Geschlechtsattributen dargestellt. Nach Victor Turners Liminalitätstheorie wird die Übergang in eine höhere metaphysische Dimension, also z.B. eine Erleuchtung, symbolisch als Übergang in ein anderes Geschlecht erlebt. Deswegen tragen auch männliche Heilige so oft weibliche Züge.

Mir Jesu Christi in vielfältiger Weise als liminale Figur vorzustellen - also weder hier noch dort, sondern in einem eigenen Zwischenraum jenseits von Grenzen, worin sich ein tiefer Transformationscharakter zeigt – bereitet mir keine besonderen Schwierigkeiten. Dass diese Liminalität, wie auch in anderen Religionen, sich auch symbolisch auf die Geschlechtlichkeit ihrer Bedeutungsträger auswirkt, will mich auch nicht zuminderst überraschen.

Doch wie ist dann zu verstehen, dass die katholische Kirche alle Strömungen, die jenseits starrer Geschlechtergrenzen und Heterosexualität liegen, so vehement bekämpft, ja dies sogar mittels einer naturalistisch motivierten Sichtweise, die ihrer eigenen innerkirchlichen Wirklichkeit zuwider läuft?

Erfasst sie etwa ihre eigenen Rituale nicht?

Der Beitrag wurde von Laura bearbeitet: 06.Sep.2004 - 12:01
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Polly
Beitrag 06.Sep.2004 - 12:06
Beitrag #20


Ego, Alter!
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Ich fürchte, da hast du Recht.
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Artemis
Beitrag 06.Sep.2004 - 12:11
Beitrag #21


Suppenköchin
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QUOTE (Laura @ 06.Sep.2004 - 11:59)
Doch wie ist dann zu verstehen, dass die katholische Kirche alle Strömungen, die jenseits starrer Geschlechtergrenzen und Heterosexualität liegen, so vehement bekämpft, ja dies sogar mittels einer naturalistisch motivierten Sichtweise, die ihrer eigenen innerkirchlichen Wirklichkeit zuwider läuft?

Klassische Verdrängung - um jeden Preis, auch um den des Realitätsverlusts.
Furcht vor dem Domino-Effekt (fällt erst ein Dogma/ein Sakrament, lassen sich bald auch die anderen nicht mehr begründen oder erhalten).

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LadyGodiva
Beitrag 06.Sep.2004 - 12:15
Beitrag #22


Strøse
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Ich denke, es liegt vor allem an der sexuellen Lust - an der Furcht vor Lust als Lust an sich.
Geistige Liebe und Hinwendung zum eigenen Geschlecht ist Grundlage jeglicher Ordensgemeinschaft, praktischerweise - ich lese gerade ein sehr interessantes Buch (Die unghorsamen Bräute Christi) darüber.
Homophilie scheint mir ein wesentliches "Stilelement" des Katholizismus zu sein - spirituell wie ästhetisch.
Lust des Fleisches aber an sich ist etwas, das zu bekämpfen sich derart lohnt, dass die eigenen "Ideale", die ursprüngliche Lehre geradezu ad absurdum geführt werden (=> "Hexen"verbrennung, Abtreibungspolemik, Homophobie)

edit: LGs verschachtelte Sätze gerade gebogen.

Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 06.Sep.2004 - 12:22
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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 06.Sep.2004 - 23:21
Beitrag #23


Satansbraten
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Das Thema ersthaft zu behandeln ist schwierig- einfach weil eine ins Absurde aber weiter verbiestert-ernsthaft geführte Widerlogik zum Kopfschütteln oder zum Lächeln verleitet. Tut mir leid- aber das logische Probleme vorhanden sind, ist unbestreitbar- und die Zusatzerklärungen (um es logischer erscheinen zu lassen) wirken auch eher wie angenähte Flicken, die nicht recht passen wollen.
Nun- ich dachte Turner hätte die Entwicklung des Christentums (historisch) hinsichtlich seiner Liminalität untersucht? Es gab zwar auch andere Theorien, wobei Religion an sich für den Menschen liminale Werte tragen (Neuordnen der Werte)- aber auf die Geschlechtlichkeit Jesu bezogen? Nun, eine interessante Art Turner zu interpretieren. Doch durch die geschlechtlsbezogene Interpretation kommen mir ein paar Fragen- weiterführend von Lauras- wenn sozusagen das Geschlecht keine Rolle spielt, weil wir laut dieser Interpretation in unserer Ordnung, Struktur- sagen wir Beschaffenheit, das klingt weniger analytisch- aufgespalten werden (um eben neu geformt zu werden nach dem Prinzip Struktur- Zwischenphase/ Liminalität- Gegenstruktur)-
dann frage ich mich- gibt es dann überhaupt noch so etwas wie Geschlecht (oder einen Unterschied außer dem Biologischen)?
Kann also ein "etwas"- sagen wir metaphysisch Seele- einen Prozess durchlaufen, in dem seine Anlagen anders strukturiert werden, so erscheint es naheliegend, dass "Mann/Frau-sein" nicht als Grundwesensaspekt, sondern Strukturteilchen der Seele zu betrachten ist, wenn die Geschlechtlichkeit änderbar ist.
Wenn also keine Unterschiedlichkeit im Geschlecht vorliegt, was deine Auslegung nahe legt (oder es liegt an meiner Müdigkeit), dann ist es erstens unlogisch, weshalb so wehement auf die Unterscheidung der Geschlechter (und damit der Sexualität) Wert gelegt wird (besonders der biologische Aspekt- immerhin soll ja auf den Geist, und nicht auf das sündige Fleisch der Glaube gebaut werden...) und zweitens- weshalb fühlen sich dann hauptsächlich Männer als Propheten, Jünger, Apostel, Auserwählte,etc. berufen und nicht Frauen? Oder anders- weshalb wird die Stellung des Mannes so besonders hervorgehoben, wenn es doch keinen Unterschied geben soll (womit wir u.a. wieder bei unserem alten Diskussionspunkt wären)? Da hinkt also die Anwendbarkeit der Theorie hinsichtlich dieses Auslegungspunktes.
Womit wir wieder bei der Fage wären- wass soll all diese verque(e)rte Sexualität in der Kirche- oder anders: Warum spielt gerade die Sexualität in der Kirche so eine große Rolle? :blink:

Verquerte Grüße (wenn ich mal wieder verwirrt geredet habe- einfach nachfragen- hab heute zu lange mit IKEA-Regal-Konstruktionen zu tun gehabt. Muss wohl Nebenwirkungen hinterlassen haben...)
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dandelion
Beitrag 17.Oct.2009 - 11:35
Beitrag #24


don't care
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Nein, ich bin nicht robin, aber trotzdem: *schubs* (IMG:style_emoticons/default/pfeif.gif)

Aus einem völlig anderen Kontext heraus befasse ich mich momentan viel mit Symbolik. Einer der Schwerpunkte sind Darstellungen der antiken Gottheiten im Wandel der Epochen und die Ausdeutung von Mythen durch die Kirche.

Vor diesem Hintergrund fand ich die hier aufgeworfenen Fragen spannend: Wird Christus tatsächlich androgyn dargestellt, oder haben sich die Geschlechterattribute im Laufe der Jahrhunderte verändert? Aber auch: Warum klammert das moderne Christentum Sexualität so stark und vor allem explizit aus, wo sie doch durchaus vielschichtige Beziehungen zur Thematik in ihren Ursprüngen hat? Ist das Christentum tatsächlich so uneins mit seinen Riten?

Zu letzterem denke ich, viele Riten wurden zur Ursprungszeit der Kirche integriert, weil sie sich großer Beliebtheit erfreuten, und wurden so saubergespült, daß sie der damaligen Hardlinersekte weiter ins Programm paßten. Als junge, aufstrebende Sekte darf man halt nicht zu wählerisch sein, mit welchen Festen man lockt.
So ähnlich machen es die Studentenverbindungen ja auch: erst mal zur Party einladen, lebenslange Verpflichtungen kommen später.

Daß sich aus sowas dann eine gepflegte Doppelmoral entwickelt, um das System wasserdicht zu halten, finde ich nicht weiter verwunderlich.

Auf die Symbolik bin ich fürs erste mal gespannt - aber vielleicht hat da ja die eine oder andere Insiderwissen? (IMG:style_emoticons/default/pfeif.gif)
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