szene Einstellungen

[blue_moon]

ich muss wohl 19 gewesen sein, als ich zum ersten mal in die 'szene' reingeschnuppert habe. damals, gab's in meiner heimatstadt ein selbstverwaltetes jugendzentrum, das weit über die stadtgrenzen hinaus bekannt war. es gab eine vielzahl an veranstaltungen, die ich dort vorher schon besucht hatte. und es gab an diesem abend eben dieses frauenfest.

ich weiss nicht mehr, womit ich gerechnet hatte, aber ich kann mich noch gut an die aufregung erinnern, mit der ich mich auf den weg in's ungewisse gemacht habe. und da war ich nun: inmitten einer riesenschar von frauen, die bunt, laut, fröhlich feierten. und ich konnte mich nicht sattsehen. zwei - die ich viel später auch kennengelernt habe - standen auf einem tisch und knutschten wild. es gab live-musik von einer hamburger band - die bitch-band - und bestimmt 400 frauen verwandelten die alten fabrikräume in etwas ganz anderes.

der zauber, den ich bei meinem ersten frauenfest erlebt habe, hat sich nicht permanent gehalten. aber immer wieder blitzt er auf. wie zuletzt bei der gala zugunsten von medica mondiale. über 1000 frauen, manche im kleinen schwarzen, andere im anzug, wieder andere in der jeans. ganz junge bis ziemlich alte frauen, die aber ganz überwiegend eins ausstrahlten: dies hier ist ganz was besonderes - und: wir sind ganz was besonderes. und wieder einmal hat es diesen zauber gegeben, der mich immer wieder zum lächeln gebracht hat.

zwischen meinem ersten frauenfest und dieser gala lagen knappe 24 jahre. in dieser zeit hab ich auch die szene von einer anderen, der coolen, abgehobenen seite kennengelernt. viel zu oft. aber es gibt auch immer wieder diese nischen, in denen gerade die vielfalt und der stolz die szene 'strahlen' lassen und für besondere momente sorgen. und auch im forum gibt's solche momente.

ich mag die szene immer noch. trotz ihrer coolness, ihrer gelegentlich viel zu kleinen (kleinkarierten)welt, ihren vorurteilen und und und.

hm... kann irgendeine nachvollziehen, was ich meine?

gespannte grüsse
blue

[Stritzi]

Ich ehrlich gesagt nicht ganz. Als ich "herausgefunden" hab wie es um mich steht stand ich ziemlich alleine da. Um wegzugehen hatte ich niemanden und alleine wollte ich nicht (selber schuld). Und dann hatte ich eher Fernbeziehungen in kleineren Gegenden. Da war an Szene nicht zu denken. Und dann bin ich zu meiner jetzigen Freundin gezogen. In eine Stadt mit 10000 Einwohnern. Szene? Fehlanzeige! Wenn wir uns mal entschliessen Szenemäßig was zu unternehmen heisst das CSD München. ;)

[Anfangszauber]

ja, kann ich sehr gut nachvollziehen ...

in Räumen voller Frauen einfach nur zu schauen, zu fühlen, sich lebendig zu fühlen ... zu staunen über die Vielfalt und einfach nur Freude

Nach einer langen Abstinenzzeit kommt bei mir immer mal wieder die Lust an solchen Momenten hoch ...
trotzdem ich die Schattenseiten einer "Szene" kennengelernt habe, auch aufgeklärt lässt es sich geniessen :D Ich weiß was ich erwarten kann und was nicht - inklusive Raum für positive Überraschungen ;)

Und wenn frau sich wie ich gerade beruflich oft in "Männerräumen" oder gar -welten bewegt, so ist ein solcher Abend immer wieder erquickend und tut gut.

[Ahn]

Ja , ich weiß auch , was Du meinst. Ging mir auf dem Lesbenfrühlingstreffen vor ein paar Jahren so. Nach so vielen Jahren , in der man sich mehr oder weniger in der Szene bewegt hatte und oftmals enttäuscht wieder nach Hause eilte war ich das 1. Mal wirklich beflügelt von dem Gedanken , daß es auch möglich ist , richtig zu feiern in der Szene.

[Polly]

Hm, ich habe mich nie als Mitglied einer Szene gefühlt. Ich vermisse das aber auch nicht. Im Gegenteil, ich finde die Assoziationen, die andere Leute haben, eher belastend.

[blue_moon]

kannst du ein bisschen beschreiben, was du da als belastend erlebst? :gruebel:

[Rafaella]

ja, blui, :)
ich kann das, was du schreibst, gut nachvollziehen: dh ich kenne beíde seiten der medaille recht gut: bin mal aus einer lesbengruppe , die ich selber initiiert hatte, völlig kleinkariert und engstirnig rausgemobbt worden, und dachte: nee, nie wieder - dat könnt ihr geschenkt haben :angry:
andereseits kenne ich von manchen festen und events, auch von den csd´s anfang der neunziger dieses unbeschreibliche gefühl, teil einer wunderbaren, hochenergetischen bewegung zu sein, angekommen zu sein...
als "wir" zb tatsächlich den kölner gürzenich für den lesbenschwoof am CSD´94 (?)"besetzt" hatten....
oder auch mitten auf der tanzfläche mich zu bewegen und wortlos in kontakt zu gehen mit ALLEN... :blumen2: und mich dabei sooo lebendig zu fühlen

[mandelbäumchen]

[LadyGodiva]

Szene... am Rande der Gelassenheit. :rolleyes:
Meine seit jeher bestehenden zarten Ahnungen fanden ja recht früh ihre Bestätigungen durch eine damals wesentlich ältere und in vielerlei Hinsicht erfahrenere Frau und so wollte ich, nach dieser unglaublich romantischen, weil höchst jugendlich dramatisch-aussichtslosen Liebelei, die Orte aufsuchen, von denen mir bis dato immer nur erzählt wurde, dass es sie gäbe, eben "jene Cafés", in denen Frauen, die so fühlten wie ich, einander begegnen können.
Ich war 16 Jahre alt, zum ersten Mal alleine in einer Großstadt und sog jedes Tröpfchen urbanen Lebensstils in mich auf. Ich war gespannt, neugierig und unersättlich - und wollte endlich einmal die "Szene" kennen lernen. Schnurstracks holte ich mir gleich bei meiner Ankuft ein mir damals auch nur vom Hörensagen bekanntes Stadtmagazin in der Schwulenberatung ab und zog gleich am ersten Abend nach meinem selbst auferlegten Kulturmarathon los um... tja, das war mir damals auch nicht wirklich klar, es gab eben nur jenen diffusen Begriff im Kopf, eine Adresse und einen Veranstaltungskalender.
Wäre ich Raucherin gewesen, hätte ich dem Weg ins Frauencafé sicherlich eine Schachtel geopfert.
Um mich vor mir selbst nicht lächerlich zu machen, blieb mir nur übrig, die Tür aufzustemmen, einzutreten und... nichts geschah. :D
Ich war so überrascht - über die Unspektakularität des Orts (der tatsächlich wie ein ganz gewöhnliches Café aussah, in dem eben nur Frauen anwesend waren), über den recht geringen Andrang (es überstieg meine Vorstellungskraft, dass es sich eben nur um eine unter vielen anderen Szenelokalitäten handelte), am meisten aber wohl über mich selbst, weil ich es nicht fassen konnte, es geschafft zu haben.
Glücklicherweise war an diesem Abend eine Musikveranstaltung anberaumt, so dass ich nicht lange schweigend mutterseelenallein in aller Peinlichkeit mit meinem Glas Mineralwasser *g* unbeholfen im Lokal herumstehen musste. Ich mühte mich auch, meine Begeisterung über die Einrichtung "Szene" (und an diesem Abend wurde das Lokal für mich das Bild hierfür) nicht allzu deutlich zu zeigen - dennoch muss ich wohl ein wenig kurios unbefangen gewirkt haben, anders kann ich mir die schnellen Anknüpfpunkte für netten Smalltalk nicht erklären.
Ich hatte vergleichsweise Glück, an den nächsten Abenden musste ich nicht mehr alleine den Weg suchen, der mit einer Verabredung ohnehin nur noch halb so lang schien.
Das waren meine ersten Schritte.
Viele folgten, jeder weitere öffnete meinen Begriff von eben "der Szene" und bereicherte meine Erfahrungen im Umgang mit lesbischen Frauen um positive wie auch eher befremdende Erinnerungen.
Mein Bewegen darin gewann mit der Zeit an Selbstverständlichkeit, wohl der Tatsache geschuldet, dass ich mich selbst generell nur schrittweise immer besser akzeptieren konnte und mich wohl zu lange um verzweifelte Abgleiche mit einem Bild von mir mühte, über das ich jetzt nur noch schmunzeln kann. Aber das führt in ein anderes Thema.
Heute noch fühle ich mich nicht als Teil, habe aber vereinzelt gerne Anteil an "der Szene", resp. deren Veranstaltungen.

[runaway]

Also ich gehe ehrlich gesagt nicht mehr so gerne in die Szene, seit ich als "Hete, die sich Lesben angucken möchte" beschimpft wurde! Naja, als meine Freundin und ich dann eine kleine Knutschszene hingelegt haben, war die doofe Kuh still :whoa:
Ich mag diese Vermessenheit, die leider oftmals in der Szene vorherrscht total nicht. Deswegen gehe ich auch kaum in die Szene, eigentlich schade!!!

[blue_moon]

heisst das, du hast dich von einer blöden bemerkung rausekeln lassen? :o

[runaway]

[rowan]

szene in bremen aus meiner persönlichen sicht

ich habe das gefühl, wir haben drei szenen für frauen. einmal die "sehen und gesehen werden" szene, dann die super linken frauen und veranstaltungen gemischt mit schwulen und lesben, wo wiederum mehr die "sehen und gesehen werden fraktion" von frauen hingeht.

bei den linken war ich selten, habe mich dort aber immer am wohlsten gefühlt. alles wirkte nicht so oberflächig, es wurden nicht die charts rauf und runter gespielt, konsum stand nicht im vordergrund und frau konnte so sein wie sie wollte. leider war es schwer, die termine herauszubekommen, damals habe ich ausserhalb von bremen gewohnt und im bremer oder prinz wurden die veranstaltungen nicht angekündigt. war immer zufall, wenn ich von einer party erfahren habe.

die andere szene war und ist viel präsenter. aber das abchecken der frauen, das lästern und co, wie jede die schönste lesbe sein will....da habe ich mich einfach nur unwohl gefühlt. ausserdem war es sehr auf konsum ausgerichtet, eintrittspreise von 10 euro keine seltenheit. und ich gehörte einfach nicht dazu, fühlte mich einfach fehl am platz. sehen und gesehen werden ist einfach nicht meine welt und dieses produzieren empfinde ich eher als unangenehm.

ist halt einfach nicht meine welt. will demnächst mal wieder zu einer linken frauenpparty, mal schauen, wie ich mich dort fühle. bin seit ein paar jahren nicht mehr in der szene aus gewesen.

[Liane]

Ich fände es ja sehr schön, mich in Lesbenkreisen aufzuhalten (wenn es mal so ist, geniesse ich das auch sehr) - aber das Angebot ist hier für mich dermassen uninteressant und abstossend (nicht die Frauen - die Veranstaltungen), dass ich mich nicht überwinden kann.

[Polly]

[Liane]

aber unsensible, körperfeindliche Frauen gibt es auch unter den Heteras - "zupackend" ist doch sehr positiv (oder wie ist das Wort gemeint?). "Segregationistisch" kenne ich nicht.

[Polly]

[DerTagAmMeer]

[janis]

mir scheint, dass gruppierungen gut tun, wenn frau dazugehört und manchmal sehr geschlossen wirken, wenn frau hinzutreten möchte.
wie sehr geschlossen ist sicher individuell unterschiedlich.
ich empfehle dazu: direktes draufzugehen mit einem schuss humor und pfeffer.

obwohl ich nie zu einer szene gehörte, wurde ich mal in eine mitgenommen. ich spürte, wie ich begutachtet wurde, weil einfach jedes neue gesicht auffällt.
wie gefragt wurde mit wem ich denn zusammen sei etc.
ich fühlte mich geehrt einerseits andererseits kam ich mir vor wie ein pferd auf dem markt.....
vielleicht ist die szenenwelt einfach zu klein und familiär, dass sich dann solche dinge einschleichen. mich störte auch, dass so beinahe jede mit jeder mal irgendwann irgendwas hatte.
darum halte ich mich von der szene fern obwohl es mir total gut tun würde, wenn ich ein wenig halt finden könnte in einer lesbischen gemeinschaft.

eines bedauer ich ganz konkret in dem kleinen städtchen, in dem ich studiere gabs kürzlich ein grillfest für lesben, schwule and friends... ich sah das plakat erst als die würstchen schon gegessen waren.
(wer durch den hintereingang reingeht sieht nicht die bunten plakate am portal...)
wusst nicht mal, dass es da ne lesbengruppe gibt *kopfschüttel*

habe jetzt einfach mal zum thema fabuliert, ohne mich groß drum zu kümmern, was bisher geschah..
ich hoff ihr seht mirs nach!

janis

[blue_moon]

[Polly]

[belle]

sobald ich in die szene gehe werde ich das opfer von verspannungen angesichts des anfaenglichen "taxiert" werdens. wenn ich diesen schritt ueberwunden habe und meinen platz im raum gefunden habe, "raeche" ich mich zunaechst, indem ich zurueck gaffe: ganz cool, ganz unnahbar. zum glueck halte ich diese distanz und dieses nicht-dazu-gehoeren wollen nicht den ganzen abend durch, meine freunde bewahren mich meist vor solch autistischen neigungen.

geschlossene (frauen)szeneveranstaltungen bereiten mir, vor allem anfangs, extremes koerperliches unbehagen.
etwas wohler fuehle ich mich auf gemischten veranstaltungen oder noch besser, bei open-air events. es ist auch nicht so, dass uebung den meister machen kann - ach, und mein wohnzimmer habe ich zu hause und nicht in der szene - trotzdem moechte ich die moeglichkeit nicht missen, in die szene gehen zu koennen. :D