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> Irren ist menschlich vs. Menschlich ist irre, Eltern/Kind-Komplex - Kann TRIGGERN!
Fledi
Beitrag 03.Sep.2005 - 19:31
Beitrag #1


...
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Guten Abend,

auf ungewohntem Gebiet bewege ich mich, da ich nun einen Beitrag in dieses Unterforum schreibe.

Die letzten Wochen, angereichert mit Gedanken, Wut, Traurigkeit und anderen Empfindungen bezüglich der immerwährenden Eltern/Kind-Problematik. Umzugehen weiß man selten, mit denen, die sich so oft Eltern nannten, wenn die Erinnerungen Oberhand gewinnen, man sich in jender Tyrannei wiederfindet, die einen in jugendlichen Tagen begleiteten.

Ich wünsche mir von diesem Thread eigentlich Erfahrungen und Berichte, wie Ihr - als erwachsene Frauen - nach wie vor Kinder Eurer Eltern seid. Wie und ob Ihr dieses Kindsein genießen könnt, möglicherweise welche Erinnerungen Euch hierbei begleiten, Familienfeste wie auch Zusammentreffen und deren Problematiken bzw Freuden.

Ausgelöst wird dieser Beitrag durch immerwährende Fragen an mich selbst, die ich so nicht meinen Eltern stellen kann, ohne mir deren Zorn bis ins Unermäßliche zuzuziehen. Gestern Abend bei einem Gespräch wurde mir wieder bewusst, wie sehr mich diese Erinnerungen und Erfahrungen belasten, wie tief die Liebe und auch der Hass sitzt.

Mein Vater ein Mensch, den ich in Kindertagen nicht oft sah, im jugendlichen Alter aber durchaus sehr häufig in seinen Ausbrüchen und seiner Tyrannei zu spüren bekam. Die gravierendsten Beispiele hierfür reichen bis heute. Das mehrfache Aussperren im Winter über Nacht, das bewusste Herausgeben des Autos, dessen Bremsen nicht mal annähernd ihrem Hintergrund entsprachen, die geladene Waffe, die bewusst auf dem Rücksitz lag, als das Kind mit dem Auto und Freunden in die Disco fuhr und jene - gefunden durch neugierige Freunde auf der Rückbank - aus Coolness und Neugier der Betrunkenen irgendwann schockiert an ihrem Kopf spürte, der Schlafentzug,verursacht durch den kompletten Hausmüll im Bett und jede Menge anderer Dinge reichten aus um dieses Bild zu zerstören.

Meine Mutter, eine Geschäftsfrau mit der Gleichgültigkeit und Ruhe eines alten Baumes, die weder reagierte, noch da sein konnte, die ihrem Kind am letzten Weihnachtsfest zwischen Tür und Angel den letzen entscheidenden unterschwelligen Kommentar präsentiert, dass Vater zwar Vater heißt, es aber nicht ist. So gewinnt der erste Wutausbruch des so genannten an ungeheurer Bedeutung, dass man ihn des Krankenhauses verweisen musste, als er das Baby erblickte, welches nicht sein eigenes war.

Mein persönliches Familienbild - es existiert praktisch nicht. Dennoch, meine Mutter wird von mir nie als solche betitelt. Immer bleibt sie meine Mama. Versucht der Mensch dadurch, sich die Kindlichkeit zu bewahren? Die Unbefangenheit einer unverständlichen Kindheit zu gewinnen? Irrt das Kind? Handelt es einfach menschlich oder aber zerstört es sich selbst systematisch immer weiter?

Familientreffen, nach denen das Kind bis heute eine bis zwei Wochen braucht, um überhaupt wieder ansprechbar zu werden, scheitern kläglich. Jedoch immer erst danach und niemals währenddessen.

Eltern sind heilig, sie dürfen niemals angegriffen werden, sie haben Recht in ihrem Tun und man selbst trägt die Schuld an den zuteil gewordenen Bestrafungen.

Irren ist menschlich.... oder diese Art von Menschsein ist eben irre.

Liebe Grüße
Lilith
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Antworten (1 - 84)
Grübler
Beitrag 03.Sep.2005 - 19:38
Beitrag #2


blau ist gesund
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QUOTE
Eltern sind heilig, sie dürfen niemals angegriffen werden, sie haben Recht in ihrem Tun und man selbst trägt die Schuld an den zuteil gewordenen Bestrafungen.


Nein, Eltern sind Menschen. Sie dürfen auch zurechtgewiesen werden. Die Abnabelung sollte vollzogen werden. Eltern sollten Ihren Kindern zu hören und nicht aggressiv auf "Anmerkungen oder Beschwerden" reagieren. Nur der Respekt zwischen Kindern und Eltern, der sollte immer gewahrt bleiben.
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Sägefisch
Beitrag 03.Sep.2005 - 19:44
Beitrag #3


Schlaudegen.
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Ja, und wenn dieser Respekt durch die Eltern verletzt und verweigert wird, dann stehen die Kinder da und haben den Salat.
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pandora
Beitrag 03.Sep.2005 - 19:48
Beitrag #4


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (Grübler @ 03.Sep.2005 - 20:38)
Eltern sollten Ihren Kindern zu hören und nicht aggressiv auf "Anmerkungen oder Beschwerden" reagieren. Nur der Respekt zwischen Kindern und Eltern, der sollte immer gewahrt bleiben.

Was aber, wenn man niemals geredet hat???
Wenn man niemals gelernt hat zu reden, weil immer gebrüllt wurde???
Und was, wenn den Kindern niemals soetwas wie Respekt von Elterns Seiten entgegengebracht wurde???

Wie soll man als Erwachsen sich gegen Menschen wehren, die einem als Kind das wichtigste verwehrt haben???
Nämlich Respekt, Aufmerksamkeit und Liebe...

Edit...Satz hinzugefügt

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 03.Sep.2005 - 19:52
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Fledi
Beitrag 03.Sep.2005 - 19:53
Beitrag #5


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Pandora, danke, darauf wollte ich ungefähr hinaus.

Ich wurde selten angebrüllt. Ich wurde niemals durch die Hand meines Vaters gestraft aber ich muss gestehen, es wäre mir lieber gewesen. Lieber als das.

Ich in meiner inzwischen fast 27jährigen Persönlichkeit bin so labil, was Vertrauen, was das Wohlwollen anderer Personen einem selbst gegenüber angeht, dass ich nicht weiß, wann ich das ablegen kann, wann ich für mich eine "normale" zwischenmenschliche Beziehung führen kann, ohne dass hin und wieder der Gedanke auftaucht, führt jene zum vorzeitigen Ableben, weil niedere Beweggründe das Gegenüber so manipuliert haben.

Kinder werden bisweilen zu Exremen herangezogen, ohne dass jemals körperliche Gewalt durch die Eltern persönlich im Spiel war.
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marietta
Beitrag 03.Sep.2005 - 19:54
Beitrag #6


Gut durch
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QUOTE (Grübler @ 03.Sep.2005 - 20:38)
QUOTE
Eltern sind heilig, sie dürfen niemals angegriffen werden, sie haben Recht in ihrem Tun und man selbst trägt die Schuld an den zuteil gewordenen Bestrafungen.


Nein, Eltern sind Menschen. Sie dürfen auch zurechtgewiesen werden. Die Abnabelung sollte vollzogen werden. Eltern sollten Ihren Kindern zu hören und nicht aggressiv auf "Anmerkungen oder Beschwerden" reagieren. Nur der Respekt zwischen Kindern und Eltern, der sollte immer gewahrt bleiben.

@Lilith: Eltern, die ihren Kindern schaden, haben nicht recht und jedes Recht auf Respekt verwirkt.

@Grübler: Eltern, die ihren Kindern schaden, haben nicht recht und jedes Recht auf Respekt verwirkt.

Marietta
...die immer noch gegen das Schuldgefühl-Introjekt kämpft, welches ihr die Täter ihrer Kindheit eingepflanzt haben....
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Grübler
Beitrag 03.Sep.2005 - 19:59
Beitrag #7


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@ Marietta

sorry, wenn ich mich falsch ausgedrückt habe.
Meines Erachtens haben keine Eltern das Recht so etwas zu tun.
Aber ich weiß, dass viele Eltern vieles tun, was ich noch nicht mal ahne....
Worauf ich hinaus wollte war, dass Kinder mit ihren Ellis reden sollten,
darauf ansprechen... Auch wenn ich weiß, dass in manchen Fällen
eher die Hölle zu frieren wird -_-

@all
Würde es helfen die Ellis zu meiden?
kenne mich in diesem Gebiet nicht aus
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marietta
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:00
Beitrag #8


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QUOTE (LilithBerlin @ 03.Sep.2005 - 20:53)
Kinder werden bisweilen zu Exremen herangezogen, ohne dass jemals körperliche Gewalt durch die Eltern persönlich im Spiel war.

@Lilith :troest:

Ich gluabe, das was Du da weiter oben beschreibst, ist ebenfalls Gewalt. Gewalt ist nicht nur Prügeln. Jemanden im Winter aussperren oder mit Müll im Bett schlafen schicken ist gewalttätig.

Und es gibt auch psychische Gewalt....
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pandora
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:02
Beitrag #9


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (LilithBerlin @ 03.Sep.2005 - 20:53)


Kinder werden bisweilen zu Exremen herangezogen, ohne dass jemals körperliche Gewalt durch die Eltern persönlich im Spiel war.

Glaube mir Lilith...ich weiss genau was du meinst...
Tja und leider ist es so, das Narben die körperlicher Natur sind, irgendwann verheilen...
aber Narben, die seelische und verbale Gewalt gemacht haben, bleiben ein Leben lang...
immer wieder sind sie zu spüren, sie überfallen dich dann, wenn du am wenigsten damit rechnest...
sie machen Muster, für die du ein Leben lang brauchst um sie abzulegen und immer wieder wird es ein verzweifelt anstrengender Kampf bleiben, um gegen die Schäden die diese Menschen in unserer frühesten Kindheit bei uns angerichtet haben
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marietta
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:02
Beitrag #10


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QUOTE (Grübler @ 03.Sep.2005 - 20:59)
@all
Würde es helfen die Ellis zu meiden?
kenne mich in diesem Gebiet nicht aus

Hey, iss ok! :) Ich bin nicht sauer auf Dich, nur auf meine Eltern... :(

Und zu Deiner Frage: der erste Schritt, um genesen zu können, ist vollständige Kontaktsperre zu Tätern. Wirklich vollständig.

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regenbogen
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:03
Beitrag #11


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@Lilith... :o ... danke, dass du uns deine Geschichte zu-traust ...

Ich wollte gerade unter "Ich habe mich gefreut" posten: "... über ein Telefongespräch mit der besten Mutter der Welt". Weil meine mittlerweile 80-jährige Mutter es mal wieder geschafft hat, Begeisterung für meine verrückten Pläne aufzubringen, obwohl sie ihrem Erfahrungs- und Lebensbild und ihren Erwartungen an mich erst mal einen Schock versetzt haben.

Das ist erstens nicht selbstverständlich, und zweitens erlaubt es mir, doch immer mal wieder die Kind-Rolle zu erleben/geniessen und weder rebellieren noch vernünftig sein zu müssen. Ich geniesse diesen Ausgleich zu dem, was sonst auch bei uns gilt: Dass sich das Rollen-Verhältnis zwischen Eltern und Kind umgekehrt hat.

Als erwachsene Kinder müssen wir unseren Eltern nicht mehr "gehorchen", wir müssen auch nicht mehr gut finden, was sie tun. Wenn unser Verhältnis so ist, dass wir etwas für sie tun, dann ist das schön... wenn das aber nicht geht, dann können wir auch Distanz wahren. Dann kann "Respekt" einfach "Distanz" heissen (müssen, in unserem eigenen Interesse). Was mit Sicherheit nicht leicht zu erreichen ist... weil man doch ein Kind in sich behält, das sich die "Mama" wünscht. Aber eben nicht immer. Wir sind auch die erwachsene Frau, die vernünftiger sein kann als ihre Eltern.

Meine eigenen Erfahrungen waren nicht so extrem wie deine, @Lilith. Trotzdem weiss ich auch Situationen, in denen ich (mir und meinen Eltern) sagen musste: Ich bin jetzt die "Erwachsenere" von uns. Das bringt Verpflichtungen mit sich. Aber auch eine gewisse Freiheit.
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pandora
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:09
Beitrag #12


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (Grübler @ 03.Sep.2005 - 20:59)

Worauf ich hinaus wollte war, dass Kinder mit ihren Ellis reden sollten,
darauf ansprechen... Auch wenn ich weiß, dass in manchen Fällen
eher die Hölle zu frieren wird -_-

@grübler

weisst du, das schlimmste daran ist, das die eltern meistens nicht einmal mitbekommen...sprich garnicht verstehen, was sie bei ihren kindern angerichtet haben...
wenn ich da an meine kind/vergangenheit denke sofern ich mich erinnern kann, mehr als 10 jahre sind einfach futsch...unauffindbar und an die zeit wo ich drüber reden wollte...es war ein fiasko...ich wurde beschimpft, des hauses verwiesen und noch mehr... man unterstellte mir ich lüge, erfinde alles, weil ich geltungsdrang hätte
ausserdem wollen eltern nicht gerne auf die vergehen ihrer vergangenheit hingewiesen werden...
die antwort ist immer die selbe..
aus dir ist doch was geworden, also können wir so viel nicht verkehrt gemacht haben :(
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Grübler
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:12
Beitrag #13


blau ist gesund
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@ Pandora
:(
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marietta
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:13
Beitrag #14


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QUOTE (pandora @ 03.Sep.2005 - 21:09)
ausserdem wollen eltern nicht gerne auf die vergehen ihrer vergangenheit hingewiesen werden...
die antwort ist immer die selbe..
aus dir ist doch was geworden, also können wir so viel nicht verkehrt gemacht haben  :(

Ja, Verdrängung und Leugnung statt Hinsehen. Genau so war es bei mir auch. Meine Mutter ist beispielsweise der Meinung, sie habe mich niemals geschlagen. Dass sie auf mir (als 8- oder 9-jährigem Kind) mal einen Schirm kaputt geschlagen hat, wollte sie nicht hören. Sie hat mich damals, als ich sie drauf ansprach, sogar ausgelacht.

Was mein Vater meinen würde, konnte ich mir nicht mehr anhören. Ich weiss nicht, ob ich das bedauern soll...

Dass etwas aus uns geworden ist, liegt daran, dass wir die Hölle unserer Kindheit überlebt haben - und damit vielleicht mehr Stärke als andere gewonnen haben.

Aber um welchen Preis....

Der Beitrag wurde von marietta bearbeitet: 03.Sep.2005 - 20:16
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Fledi
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:16
Beitrag #15


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QUOTE (marietta @ 03.Sep.2005 - 21:13)
Dass etwas aus uns geworden ist, liegt daran, dass wir die Hölle unserer Kindheit überlebt haben - und damit vielleicht mehr Stärke als andere gewonnen haben.

Aber um welchen Preis....

Weise Worte, Marietta. Ich kann mich ebenso erinnern, dass ich von meiner Ma hin und wieder eins hinter die Löffel bekam, aber das hält man für normal, wenn man drinsteckt.

Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind und auch im jugendlichen Alter immer wieder versuchte, meine Ma davon in Kenntnis zu setzen...

und wie sagte Sägefisch weiter oben? Dann hat man den Salat. Sie schmissen mich raus. Herzlichen Dank auch!
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pandora
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:20
Beitrag #16


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (marietta @ 03.Sep.2005 - 21:13)
und damit vielleicht mehr Stärke als andere gewonnen haben.

Aber um welchen Preis....

...taj, das grausame daran ist...dass diese mechanismen die wir damals zum überleben entwickelt haben.... uns heute das leben teilweise unbarmherzig schwer machen...

wie oft stehe ich mir heute mit meinen verqueren mustern im weg...
wie oft steht mir mein misstrauen, meine angst, die sich meistens in aggressivität äussert im weg

ich kämpfe und kämpfe weil ich einmal unbeschwert leben will...und immer wieder wird mir schmerzlich bewusst, das ein vollkommen unbeschwertes leben nicht mehr möglich ist, weil die erinnerung zu stark ist...

darum bleibt einzig, daran zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass dieser kindheitskrampf nicht auch noch unser erwachsenleben vergiftet -_-

edit...hier und da ein buchstabe

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 03.Sep.2005 - 20:32
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marietta
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:26
Beitrag #17


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QUOTE (pandora @ 03.Sep.2005 - 21:20)
ich kämpfe und kämpfe weil ich einmal unbeschwert leben will...und immer wieder wird mir schmerzlich bewusst, das ein vollkommen unbeschwertes leben nicht mehr möglich ist, weil die erinnerung zu stark ist...

Ja, das stimmt. Die Erinnerungen sind da, sie gehen nicht mehr. Manchmal gibt es Phasen, da vermehren sie sich sogar :wacko:

Ich habe aber die Hoffnung, dass ein unbeschwertes Leben doch möglich sein kann, irgendwann wenn ich die traumatischen Erlebnisse verarbeitet und integriert habe, meine Selbst-Bewusstheit gestärkt habe und gelernt habe, mich am Leben zu freuen :)

@Pandora: :troest:
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Fledi
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:33
Beitrag #18


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Paradoxerweise muss ich ja auch noch gestehen, dass ich ein "Papakind" war/bin. Möglicherweise liegt jenes darin begründet, dass das Kind seit es denken kann unter massivstem Druck eine Art von Reaktion gezeigt bekam, eine Eigenschaft, welche die Mutter nie besaß.

Möglicherweise lag es auch daran, dass ich als Kind von ihm meinen ersten Traktor bekam. Mit Motor.... was hab ich dieses Ding geliebt. Bis er den Motor ausbaute -_-

Erstaunlich ist, das Verhalten meiner Mutter in den letzten Jahren. Von der Ignoranz über zugezogenen Hass, der sich darin äusserte, dass sie mich wegen einer Banalität verklagen wollte, kauft sie sich nun systematisch meine Gunst.... das letzte Mal vor ca eineinhalb Monaten mit einer netten Überweisung.

Was ein weiteres Problem für mich darstellt - welches wieder dieses irre Menschsein spiegelt -

Mein Pa wird beizeiten sterben. Dann fühle ich mich verloren. Aus vielen Gründen.
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marietta
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:36
Beitrag #19


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QUOTE (LilithBerlin @ 03.Sep.2005 - 21:33)
kauft sie sich nun systematisch meine Gunst.... das letzte Mal vor ca eineinhalb Monaten mit einer netten Überweisung.

Was ein weiteres Problem für mich darstellt - welches wieder dieses irre Menschsein spiegelt -

Willkommen im Club....Ich seh das so: kein Grund, die Kohle abzulehnen, kein Grund ein schlechtes Gewissen zu haben. Sieh es als kleine Wieder Gutmachung. Aber lass Dich nicht kaufen und mach klar, dass Du Dich nicht kaufen läßt.
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edelbratschi
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:42
Beitrag #20


~ Fischkopp ~
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QUOTE (LilithBerlin @ 03.Sep.2005 - 21:33)
Paradoxerweise muss ich ja auch noch gestehen, dass ich ein "Papakind" war/bin. Möglicherweise liegt jenes darin begründet, dass das Kind seit es denken kann unter massivstem Druck eine Art von Reaktion gezeigt bekam, eine Eigenschaft, welche die Mutter nie besaß.

Genau diesen Teil kann ich sooo gut verstehen! Die Hintergründe zu meinen paradoxen Gefühlen sind bereits an anderer Stelle für alle zu lesen aufgeschrieben.

Warum liebe ich als Kind meinen Vater, der mir schon so viel angetan hat, dennoch (zumindest in einem gewissen Maße)? Und warum tun die Eltern, die ihre Kinder doch eigentlich lieben sollten, solche Dinge an?

Tut mir leid, dass ich zu differenzierteren Aussagen grad nicht in der Lage bin...

LG,
bratschi
:unsure:
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Fledi
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:42
Beitrag #21


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QUOTE (marietta @ 03.Sep.2005 - 21:36)
Sieh es als kleine Wieder Gutmachung. Aber lass Dich nicht kaufen und mach klar, dass Du Dich nicht kaufen läßt.

Kleiner Scherz am Rande.... sie braucht nichts wieder gutmachen, sie hat ja nichts getan... *haha*

sorry, das ist mein bisweilen extrem trockener Humor
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pandora
Beitrag 03.Sep.2005 - 20:46
Beitrag #22


auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin
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QUOTE (LilithBerlin @ 03.Sep.2005 - 21:33)


Mein Pa wird beizeiten sterben. Dann fühle ich mich verloren. Aus vielen Gründen.

warum lilith???
weil du dich irgendwie auch an ihm misst
weil du dich an dem mann, reiben kannst
mit ihm überhaupt eine, wenn auch sonderbare art der kommunikation führen kannst???

dem mann der wütend war, als er das fremde bündel sah, dem mann der dich nicht gezeugt hat, dennoch irwitziger weise irgendwie liebt???
dir einen traktore schenkt=liebe geben
beim traktor den motor ausbauen=dir meine liebe wieder nehmen

was passiert da bei euch beiden???
klingt für mich nach einer art machtspiel und abhängigkeit

lilith, dies sind nur thesen, keinesfalls sollten diese fragen feststellungen oder behauptungen sein...okay

edit...auch ich habe versucht diesem tier, das mir so unendlich viel leid angetan hat, wichtig zu sein...ich wollte das er mich liebt, das er MICH SIEHT...
ich habe viel ertragen...nur um geliebt zu werden

Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 03.Sep.2005 - 20:50
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Fledi
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:05
Beitrag #23


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Pandora, Du magst recht haben, mit Deiner Interpretation der Dinge.

Er war glücklich, als ich an einem bestimmten Weihnachtsfest die Stadt meiner Eltern aufsuchte, nur um ihn im Krankenhaus zu besuchen. Das sind Momentaufnahmen, die eingeatmet werden, so tief es kaum geht.

Ja, er war der einzige, mit dem Kommunikation bestand. Meine Ma hab ich früh gelernt zu manipulieren. Wenn´s was hinter die Ohren gab und sie mich nicht mehr sehen wollend, ins Zimmer einschloss, dann wusste ich, ich muss etwas Aufstand machen und der Nachmittag würde gerettet.
Möglicherweise liegt es auch daran, dass ich bei ihm nicht die Körperlichkeit fürchten musste, was allerdings auch wieder in die andere extreme Richtung ging. Körperliche Schmerzen kennt ein Soldat und auch die Kinder eines Soldaten nicht. So gerät das Kind in natürlichen Zwiespalt. Körperliche Gewalt hinterläßt Spuren. Das Kind wusste beizeiten, dass solche Spuren möglicherweise sichtbar bleiben.

Ein Beispiel. Das Kind der beschriebenen Eltern wurde mit 16 von einem Rottweiler in Gesicht und Oberarme gebissen und spürte sich in jenem Moment bis ins Detail! Erstens, weil es nicht wusste, würde der Hund nicht auch andere Körperteile sein Eigen nennen wollen und würde es da je lebend rauskommen - Zweitens, es waren sichtbare Spuren des Schmerzes da. Und als das Kind aus dem Krankenhaus kam, notdürftig zusammengeflickt, grinste der Vater und ging schlafen. Man äußert in unserer Familie keine körperlichen Schmerzen.

Was da passiert... ich weiß es nicht. Und die Frage nach dem Warum kann vielleciht dahingehend beantwortet werden... die Angst ein normales Leben führen zu können, weil die Umstände gegeben sind, es aber nicht mehr möglich ist.

Es ist die Angst.

Der Beitrag wurde von LilithBerlin bearbeitet: 03.Sep.2005 - 21:06
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Liane
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:08
Beitrag #24


Heiligenanwärterin
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Wir haben nunmal nur eine "Garnitur" Eltern. Wenn wir sie nicht lieben, gibt es keinen adäquaten Ersatz. Ich denke, die Liebe zu und von Eltern ist ein Urbedürfnis. Daher können wir nicht mit ihnen brechen, auch wenn sie uns Dinge angetan haben, von denen ein Bruchteil bei anderen Menschen ausreichen würde, damit wir sie verachte und/oder ignorieren würden.
Und vielleicht kommt daher oft die Angst, die uns das Sprechen verbietet. Oder von der Ohnmacht gegenüber den Eltern, die wir als Kind empfunden haben und immer empfinden werden - wenn wir es nicht schaffen, aus dem "System" auszusteigen.

Leugnende Eltern sind keine Seltenheit - auch meine bezichtigen mich in manchen Dingen der Lüge und drohen mit Hausverbot, Enterben etc. Vermutlich ist es die entsetzliche Scham sich selbst und der Welt gegenüber für Dinge, die sie getan haben. Vielleicht tun mussten - weil sie ihre eigene Kindheit wiederholen.
Das ist ein wichtiger Grund für eine Psychotherapie - sich der Muster bewusst zu werden, die man übernimmt, obwohl man die Eltern genau dafür verachtet, um dann aus dem Teufelskreis ausbrechen zu können.

Edit: zur besseren Verständnis ergänzt

Der Beitrag wurde von Liane bearbeitet: 03.Sep.2005 - 21:11
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pandora
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:08
Beitrag #25


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ihr lieben, leider muss ich mich aus dieser hochtraurigen und genau so interessanten diskussion jetzt zurückziehen, weil ich nun ins bett muss, da mein flieger in ein paar stunden abhebt...
vielleicht gibts in unserer ecke irgendwo ein internetcafe...dann schau ich mal vorbei...
danke lilith, für deinen mut und dein vertrauen in uns
liebe grüsse pandora
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marietta
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:13
Beitrag #26


Gut durch
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QUOTE (Liane @ 03.Sep.2005 - 22:08)
Wir haben nunmal nur eine "Garnitur" Eltern. Wenn wir sie nicht lieben, gibt es keinen adäquaten Ersatz. Ich denke, die Liebe zu und von Eltern ist ein Urbedürfnis. Daher können wir nicht mit ihnen brechen, auch wenn sie uns Dinge angetan haben, von denen ein Bruchteil bei anderen Menschen ausrechen würde, um von uns verachtet und ignoriert zu werden.

Doch, Liane, wir können nicht nur, wenn wir durch die Eltern traumatisiert wurden, wir müssen sogar. Um zu heilen. Um uns zu retten.

Ob die Eltern selbst traumatisiert wurden, ist für unsere Heilung völlig irrelevant. Es entschuldigt rein gar nichts.

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Liane
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:16
Beitrag #27


Heiligenanwärterin
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@Maietta
Das war nicht klar formuliert von mir.
Ich meinte so etwas wie "daher schaffen wir es fast nicht"

Ich meine in keiner Weise, dass wir dabei Rücksicht auf die Eltern nehmen müssen, dass sie als Eltern einen Bonus haben o.ä.
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edelbratschi
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:20
Beitrag #28


~ Fischkopp ~
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QUOTE (Liane @ 03.Sep.2005 - 22:08)
Ich denke, die Liebe zu und von Eltern ist ein Urbedürfnis.

Aber ist nicht auch die Liebe zu einem Kind - gerade zum eigenen Kind - ein Urbedürfnis? Nicht umsonst hat Mutter Natur das Kindchenschema "entwickelt", so dass man als Erwachsener gar nicht umhin kann, als ein Kind beschützen und lieben zu wollen.

Wie schaffen Eltern es immer wieder, ihre Gefühle - und sei es nur die nackte Menschlichkeit - so dermaßen auszuschalten?

*sich immer noch nicht in der Lage seh, differenzierter, länger und konkreter zu schreiben*

LG,
bratschi
:troest:
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marietta
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:28
Beitrag #29


Gut durch
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@Liane: danke für die Klarstellung. :)

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Liane
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:28
Beitrag #30


Heiligenanwärterin
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QUOTE (edelbratschi @ 03.Sep.2005 - 22:20)
Wie schaffen Eltern es immer wieder, ihre Gefühle - und sei es nur die nackte Menschlichkeit - so dermaßen auszuschalten?

Ich denke, das liegt am Teufelskreis: Eltern, die als Kind von ihren Eltern geschlagen wurden, werden das auch mit ihren Kindern tun. Es ist dann wie eingeimpft. Eine automatische Reaktion. Und nur durch Erkennen dieser Automatik kann man sie stoppen.
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Fledi
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:32
Beitrag #31


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Ich denke, das mit dem Urbedürfnis ist gar nicht so weit hergeholt. Meine Ma ist meine Ma und sie weiß (blöderweise) dass ein Anruf reicht und ich bin in 3 Stunden da.

Manchmal herrscht natürlich der unterschwellige Gedanke "ich muss sie liebhaben, sie sind meine Eltern" und wer mich fragt, warum ich ihnen so entgegenkomme, bekommt komischerweise auch immer nur die Antwort "es sind meine Eltern".
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Liane
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:35
Beitrag #32


Heiligenanwärterin
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Wir dürfen nicht vergessen, dass wir unseren leiblichen Eltern unser Leben verdanken. Ich meine nicht, dass sie uns daher antun können, was sie wollen (oder "müssen") - aber es schafft eine Verbindung, die da ist, ob wir wollen oder nicht.
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edelbratschi
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:38
Beitrag #33


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QUOTE (Liane @ 03.Sep.2005 - 22:28)
QUOTE (edelbratschi @ 03.Sep.2005 - 22:20)
Wie schaffen Eltern es immer wieder, ihre Gefühle - und sei es nur die nackte Menschlichkeit - so dermaßen auszuschalten?

Ich denke, das liegt am Teufelskreis: Eltern, die als Kind von ihren Eltern geschlagen wurden, werden das auch mit ihren Kindern tun. Es ist dann wie eingeimpft. Eine automatische Reaktion. Und nur durch Erkennen dieser Automatik kann man sie stoppen.

Ok, hast wahrscheinlich Recht. Und nur weil das mit dem "eingeimpft" außerhalb meiner Empfindungswelt liegt, heißt das nicht, dass das auch für andere geschlagene Kinder gilt...
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Goldkind
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:45
Beitrag #34


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Hm…wie fang ich nun an? Wertvolle Tipps hab ich zu dem Thema nicht – im Gegenteil – es berührt mich so sehr….nein, es triggert gewaltig. Ich glaube, einiges nachvollziehen zu können. Mit Sicherheit kann ich das nich behaupten und ich möchte es mir auch gar nicht rausnehmen, dass es so ist.

Aber es erinnert mich so sehr an meine eigene Gefühlswelt. Und immer wieder wirft es die Frage auf, warum so etwas passieren muß. Ich selbst habe ein unglaublich gestörtes Verhältnis zu meinem Vater…und auch zu meiner Mutter. Zu einem Vater, der im klassischen Sinne nie einer war. Nicht so, wie man sich das vorstellt…wünscht. Ebenso meine Mutter.

Als ich meine Mutter irgendwann mal fragte, warum ich denn Einzelkind sei antwortete sie mir „Weil dein Vater keine Kinder mehr wollte“. 10jährig, neugierig und voller Unverständnis fragte ich warum das so sei. Sie erzählte mir, dass ich als 2jähriges Kind beim Spielen vom Stuhl gefallen sei, was mein Vater mit dem Satz kommentierte, sie sei ja nicht mal in der Lage ein Kind zu erziehen. Diese Aussage hätte mich schocken sollen. Hat es nicht, weil es so verdammt zu ihm passte.

Ich kenne meinen Vater als einen durchweg hektischen Menschen, ohne Selbstvertrauen, ohne Vertrauen in andere, egoistisch und immer auf heile Welt bedacht. Er hat mich schon früh sehr deutlich spüren lassen, dass ich nicht das Kind bin, dass er wollte, sondern ‚nur’ ein Mädchen. Fortan hab ich um die Gunst meines Vaters gekämpft. Jeden Tag. Und immer wieder hab ich verloren. Ich konnte ihm nie etwas recht machen, er strafte mich mit Ignoranz. Oder er hat gemeckert. Ich stand immer im Weg, war nie gut genug. Lob hab ich nie gehört, er äußerte nur sein Missfallen. Aber die meiste Zeit war ich einfach nur unsichtbar. Es sei denn, er suchte einen Schuldigen. Ich fühlte mich zu Hause fremd…ungeliebt. So oft hab ich mir gewünscht, er möge mich schlagen um wenigstens eine Gefühlsregung von ihm mir gegenüber zu erleben. Das mag absurd klingen für Menschen, die als Kinder körperliche Gewalt erfahren haben. Für mich ist dieses Gefühl schlüssig.

Ich hatte kaum eine Familie. Mein Vater schaffte es wegen Kleinigkeiten den Kontakt zu sämtlichen Geschwistern abzubrechen, die er hat…auch zu denen meiner Mutter. Ich war allein. Zu meiner Mutter konnte ich nicht gehen. Sie litt. Ihr ging es nicht besser. Sie wehrte sich nicht. Ich habe Dinge zugelassen, die ich nicht wollte, habe zugelassen, dass andere Menschen, nicht nur mein Vater, mir solch seelischen Schmerz zufügen, dass es mich noch heute in meinen Träumen verfolgt. Dinge, für die ich ihn irgendwie mit verantwortlich machen und es wiederum nicht kann.

Als ich 12 war begann ich meine Mutter anzuflehen sie möge sich doch scheiden lassen. Ihre Ausrede, sie bleibe wegen dem Kind, also mir, bei ihm zählte von da an nicht mehr. Sie tat nichts. Und immer wieder fragte ich sie, ob sie ihn noch liebe, denn dann hätte ich mich damit abfinden müssen. Sie verneinte stets. Sie hatte einfach nicht den Mut. 5 Jahre später hatte sie ein Einsehen, dass es so nicht weitergehen kann.

In diesen 5 Jahren hab ich angefangen mir Ventile zu suchen, die mich spüren lassen, dass ich noch existiere, dass ich irgendwas fühlen kann. Mein einziger Ausweg war der Schmerz. Ich hatte regelmäßig blutig geschlagene Hände, Prellungen…alles selbst zugefügt. Weil meine Wut, meine Verzweiflung nicht anders zu bändigen war, weil ich spüren musste, dass ich noch da bin. Als auch das nicht mehr so half wie ich es mir wünschte suchte ich ein anderes Ventil und suchte Schutz – so paradox das klingen mag – in einer Essstörung. Ich fühlte Erleichterung…und bei meiner Mutter machte sich zusehends Verzweiflung breit, wenn sie sah wie ich ‚ausrastete’, wie aggressiv ich wurde sobald es auf den Feierabend meines Vaters zuging, wie ich den schnellstens Weg in mein Zimmer und meine Welt suchte sobald ich seinen Schlüssel im Schloß hörte.
Außer meiner Mutter merkte nie jemand wie es mir ging oder niemand wollte es merken. Aber nach Außen war er der perfekte Daddy. Ich hasste es! Zu meinem täglichen Kampf mit mir selbst kamen Vorwürfe von anderen. Wie konnte ich nur so sein? So undankbar? Mit der Zeit bekam ich wieder eine Familie, teilweise verständnisvolle Blicke von Menschen, die meinen Vater auch anders kannten. Aber nie Hilfe.

Als meine Mutter ihm mitteilte, dass sie die Scheidung eingereicht habe machte er mir Vorwürfe, erzählte von seiner furchtbaren Kindheit und das ich doch Mitleid mit ihm haben müsse. Verständnis. Rücksicht. Ich wurde aus der Rolle des Kindes gedrängt…seit ich denken kann. Und zeitweise hasste ich auch meine Mutter, weil sie sich so selbstverständlich der Opferrolle fügte.

Mehr kann ich grad nicht dazu schreiben. Und doch hab ich das Gefühl, dass alles, was ich bisher geschrieben hab oberflächlich ist, dass meine Gefühle, mein Schmerz im Inneren bleiben. Gut verschlossen. Ich hab mit 17 selbst den Weg einer Therapie gewählt, weil ich leben wollte, weil ich nicht jeden Tag gegen das Gefühl ankämpfen wollte mir zu überlegen, welche Methode wohl die sicherste ist den nächsten Tag nicht mehr erleben zu müssen.

Was es mir bisher brachte war…zumindest im Ansatz so was wie Selbstvertrauen, Stabilität so weit, dass ich nicht mehr jede Brücke als willkommene Gelegenheit sehe, das Bewusstsein andere Ventile für mich zu finden, die mir nicht dermaßen Schaden. Und doch bleibt es ein täglicher Kampf…mit mir…meinem Vater…meiner Mutter…und der Wunsch nach Momenten, in denen wir einfach mal einen entspannten Nachmittag verbringen können.

Ein gesundes Vater-Tochter-Verhältnis ist nicht mehr möglich. Den Vater, den ich nicht hatte brauche ich jetzt nicht mehr. Auch wenn er sich mittlerweile doch bemüht, weil er nun weiß, dass ich, wenn ich das Gefühl hab, dass es mich wieder an den Wahnsinn bringt, den ich so oft gespürt hab, mich ihm entziehe…und zwar mit aller Konsequenz. Und doch bleibt der Wunsch ihm nahe zu sein…immer und immer wieder…

ein paar absätze eingebaut, um das lesen zu erleichtern...ich hoffe, es gelingt
ja, es ist sehr gut gelungen. danke dir.
coli


Der Beitrag wurde von colibri bearbeitet: 03.Sep.2005 - 22:44
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Fledi
Beitrag 03.Sep.2005 - 21:59
Beitrag #35


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Goldkind, ich verstehe gut, was Du meinst und danke Dir für Deine Offenheit. Diese Ventile die Du ansprichst, sind der Schlüssel zur normalen Aussenwelt.

Du kennst mich und weißt, wie ich darauf reagiere. Da sitzt nicht das liebe Fledi am Rechner, sondern ein wandelndes Pulverfass kurz vor der Explosion. Und jeder kann der Auslöser sein und sei es nur ein nicht abgespülter Teelöffel, den man zu anderen Zeitpunkten nicht mal bemerkt hätte.

Scheidung ist ein komplett anderer Aspekt dieser Diskussion. Passten die Eltern meiner kleinen Welt doch scheinbar recht gut zusammen. Eben nach aussen.

Therapie ist das einzige, was mir meinen Weg möglicherweise ebnen kann, jedoch steckt die Angst vor erneuten Nervenzusammenbrüchen noch so in den Knochen, dass sehr genau darüber nachgedacht werden will und dann hab ich, eben durch diese Erfahrungen das Problem, dass ich niemandem meiner Mitmenschen weh tun möchte, ich aber sehr genau weiß, dass ich innerhalb der Therapie vollkommen verändert sein werde. :(
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Goldkind
Beitrag 03.Sep.2005 - 22:03
Beitrag #36


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QUOTE (LilithBerlin @ 03.Sep.2005 - 22:59)
Therapie ist das einzige, was mir meinen Weg möglicherweise ebnen kann, jedoch steckt die Angst vor erneuten Nervenzusammenbrüchen noch so in den Knochen, dass sehr genau darüber nachgedacht werden will und dann hab ich, eben durch diese Erfahrungen das Problem, dass ich niemandem meiner Mitmenschen weh tun möchte, ich aber sehr genau weiß, dass ich innerhalb der Therapie vollkommen verändert sein werde.  :(

ich weiß..ich hab die erfahrung gemacht...und...ich war alles andere als leicht zu ertagen für meine umwelt...dass einige meiner freunde heut noch freunde sind beweist mir in dem zusammenhang, dass es wahre freunde sind...denn...ich war wohl mehr als einmal überempfindlich...dem nervenzusammenbruch nahe oder mittendrin...immer am rande der überreaktion und nicht selten darüber hinaus...ich möchte diese zeit nie mehr erleben...das sag ich ganz ehrlich...aber ich möchte sie auch nicht missen, weil...nunja...ich sonst wohl ganz daran zugrunde gegangen wär...früher oder später...das kann ich für mich ganz klar sagen...und trotzdem war es fast noch schlimmer als die jahre zuvor, weil ich täglich mit neu aufgerissenen wunden konfrontiert war...andere ventile finden mußte in einer zeit in der ich glaubte, die alten doch so sehr zu brauchen...ein schwerer schritt...ein unglaublich schwerer...

Der Beitrag wurde von Goldkind bearbeitet: 04.Sep.2005 - 00:39
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-Agnetha-
Beitrag 03.Sep.2005 - 22:11
Beitrag #37


ungerader Parallel-Freigeist
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Ich wünschte ich könnte etwas hilfreiches dazu sagen, aber das kann ich nicht. -_-
Trotzdem möchte ich dir, Fledi und auch Goldkind sagen, dass ich Anteil nehme...

Fledi, vielleicht wäre eine Therapie wirklich das Richtige und ich wünsche dir sehr, dass dir damit etwas geholfen wird.
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distel
Beitrag 03.Sep.2005 - 22:36
Beitrag #38


Gut durch
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Ich habe vor wenigen Minuten begonnen dieses Thema zu lesen und dann wurde es mir fast zu stark der Tobak... dann habe ich weiter überflogen, wieder gebremst.

Ich kriege die vielen Schwingungen auf die schnelle so nicht auf die Reihe. Vielleicht liegt es auch an der Müdigkeit. Es gäb soviel zu sagen. Werde es mir zu einem anderen Zeitpunkt noch mal durch lesen.

Aber das eine was mir jetzt hierbei zu bedenken gibt, ist, das mich das so "anspringt" wo ich immer meine ich hatte eine gute Kindheit. Ist meine Verdrängung so perfekt oder was ist los... ich werde mich dem stellen und langsam wird mir immer klarer wie wichtig mir das ist...

Wenn Ihr jetzt nichts verstanden habt, ich tu mir selbst dabei schwer (das ist jetzt so eine Situation, wo ich neben mir stehe und "staune", was da so alles kommt - aber das wäre dann wieder ein eigenes thread)

Ich kann nur sagen das es gut für mich ist hier her gefunden zu haben.

lg an alle

(ich steh am wasser, was mir zeigt, das da was ist, ohne ein bild oder wort zu haben)

Der Beitrag wurde von distel bearbeitet: 03.Sep.2005 - 22:39
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mäuschen
Beitrag 04.Sep.2005 - 11:32
Beitrag #39


Fürstin Pückler
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Oh mein Gott, ich bin geschockt. :o
Ich hab soetwas nie erfahren müssen und bin dankbar für meine Eltern.
Auch wenns Streit gibt wir halten immer zusammen.
Ich hab wirklich viel Mist gebaut als Jugendliche, und wurde auch bestraft. Nur das sind ja Lapalien gegen das was manch anderen Kindern angetan wurde/wird.
Mir tut jeder einzelne Mensch leid, der von seinen Eltern so behandelt wird/wurde.
Warum haben sie dann Kinder bekommen? Zum misshandeln oder unterbuttern?
Hat nicht jedes Kind ein Recht auf eine glückliche Kindheit ohne Mißachtung und Schmerzen?

Hab grad das Buch "vergiß mein nicht" von Karin Slaughter gelesen, und es ist schockierend zu was Eltern (in diesem Buch v.a. Mütter) in der Lage sind.

Rechtschreibfehler bitte überlesen, bin zu aufgewühlt!!!

:troest:

Der Beitrag wurde von mäuschen bearbeitet: 04.Sep.2005 - 11:32
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Mausi
Beitrag 04.Sep.2005 - 12:46
Beitrag #40


Mama Maus
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Hi,

ich mag kurz antworten.
Ich kann marietta nur zustimmen mit "Manche Eltern verwirken mit ihrem Tun ein Recht auf Reskekt" da können sie Eltern sein soviel sie wollen.
Eltern sind Menschen, da stimme ich auch zu.
Und je nach Mensch, halte ich mich von ihm fern, oder entziehe mich.

Mein Weg war der, mit 17 auszuziehen, weg von den Eltern und weg von dem Bruder.
Alle miteinander hatten den Grund ergeben, wieso ich meinem Dad die Pistole auf die Brust setzte, mir einen Mietvertrag zu unterschreiben.
Mein Dad war nach außen hin (so schien es damals) immer nur der tolle, so wurde es mir gesagt. Jahre später begriff ich, dass diese Leute auch die anderen Seiten sahen, aber nichts tun konnten.
Ohne meinen Dad kam man nicht an mich ran, so einfach war das.

Was jetzt genau war, auch bzgl, meiner Mutter möchte ich hier garnicht aufschreiben.

Ich habe für mich meine Konsequenzen gezogen, welche erst mal waren den Kontakt abzubrechen, dabei von meinem Dad bis in Lesbenchaträume (erinnert sich jemand an playground?) verfolgt zu werden weil er doch weiterhin Teil seiner "kleinen Tochter" (damals war ich 21 oder so) bleiben wollte. Mit der Begründung "So redest du ja nicht mit mir, also muss ich es anders versuchen".
So Schosen liefen in anderer Art und Weise schon früher.
Das Familiengebilde is für mich zu kompliziert und auch zu privat um es hier aufzuführen.
Auf jeden Fall brach ich den Kontakt ab. Erfuhr später aber, dass er nach wie vor über mich Dinge rausbekam (über eine damals sehr vertraute Person) und hatte lange Zeit das Gefühl ich könne ihm nie entkommen. So nach dem Motto "Wenn er nochmal was zu mir sagt, über mich weiß gibt es mich in mir und meiner Persönlichkeit nicht mehr".

Irgendwann später musste ich mich ihm annähern, da ging es um Geld. Es ging immer nur um Geld. Mit Geld kann man viel reparieren, sich "frei kaufen" weil man hat seinen Kindern ja immer alles ermöglicht.

Ja, da sah ich ihn, er brachte mir etwas mit, es machte mich kaputt aber lehnte ich es ab. Ich weiß und wusste wie sehr er mich vergötterte, welchen Sockel ich in seinem Leben inne habe. Doch musste ich erst alles abweisen um ihm klar zu machen, dass ich diesen Sockel nicht möchte. Ich bin und war weder seine Mutter, noch seine Ehefrau und werde es auch nie sein und deswegen werde ich im Heute nie wieder jene Verantwortung übernehmen.

Es waren schmerzvolle Jahre für mich, Nervenzusammenbrüche waren 2000-2001 ca. 1/2 Jahr an der Tages-Ordnung. Dann begab ich mich in Therapie.
Seitdem geht es mir besser.
Ich sehe meinen Vater, ziehe mich aber aus verschiedenen Mustern raus.
Gebe ihm nur noch das was ich geben möchte, nicht was er einfordert.
Passe bei Treffen sehr genau auf mich auf, wobei ich inzwischen weiß, dass er durch den Kontaktabbruch einiges verstand. Er weiß dass ich es durchziehen würde und er geht nicht mehr weit.
Klar, eine heile Familie, wer wünscht sich das nicht?
Doch habe ich inzwischen verstanden und kapiert, dass ich dies niemals haben werde.
Inzwischen ist mein Bruder an meine Stelle getreten und ist trotzdem noch in seiner Position. Der der sich viel sehen lässt bekommt Liebe und Geld. Der der in dem Spiel drinbleibt bekommt Hilfe.
Ich hätte evtl. mal andere hilfe gebraucht als finanzielle, doch hätte ich sie nicht bekommen, weil ich ja immer "Zu selbständig bin und immer selbst alles irgendwie noch auf die Reihe kriege". In der Art stellte ich meinem Vater die Frage und er antwortete mit "Ja, so ist es". Ergo, ist es ja eigentlich egal, dass ich mich auf die Hinterfüsse stelle un mir den Arsch aufreiße um ein eigenständiges Leben zu führen, weil gelohnt bekomme ich es auch nicht.
Höchstens in dem Maße "Kuckt, das ist MEINE Tochter, Ich habe ihr mit dazu verholfen was sie ist".
In traurigem Maße stimmt dies auch, doch nicht in dem Maße wie er das denkt.

Egal wie, ich habe meinen Weg gefunden. Die Enttäuschung bleibt inzwischen fern, verstand ich doch dass ich niemals das bekomme was ich bräuchte und ich glaube ich könnte es von ihm auch nicht ertragen. Meine Mutter, ein anderes Kapitel. Also leblose Statur stand sie immer daneben und war höchstens "Spion" meines Vaters-

Also, ich halte mich fern. Habe mich distanziert, es sind meine Eltern, ich halte soweit sehr sporadisch Kontakt aber lasse mir auch nichts mehr bieten. Habe dies auch klar gemacht und deswegen funktioniert das.
Heute läuft dieses Verhältnis soweit nach meinen Spielregeln im Sinne von ich bestimme was ich möchte und was nicht. Und so tut es mir gut!

Soweit mein Senf dazu.

Gruß
Mausi
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dandelion
Beitrag 04.Sep.2005 - 14:31
Beitrag #41


don't care
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Ich habe jetzt erst die Beiträge gelesen und mal wieder festgestellt, wie grausam die Eltern-Kind-Mechanismen wirken können...

Ich hatte eine behütete Kindheit, bis in die sorgebedingte Isolation hinein. Meine Eltern verstehen sich miteinander im Grunde gut, meine Mutter und ich ebenso.
Nur das liebe Väterlein...

Er hatte eben andere Vorstellungen von mir. Hat nicht bedacht, daß ich nicht eine Kopie seiner selbst werde. In Sachen Soziales hat er's nicht so...

Grundhaltung: "ich helfe dir mit allem, was du brauchst - aber dann verhältst du dich auch so, wie ich das für richtig halte." Sonst wird's laut. Und ich bin sehr gut darauf konditioniert (hauptsächlich von meinen Eltern aber auch von anderen), daß Geschrei mir Angst macht. eine für mich seelisch untragbare Situation auslöst. Ich würde wirklich vieles tun, um einen Menschen, der mich anschreit, dazu zu bringen, still zu sein.

Diesen Mechanismus nutzt mein Vater jetzt seit 5 Jahren aus. Er redet und redet auf mich ein, bis mein Kopf raucht. Bis meine Ohren summen. Egal, ob ich es hören will. 5min mit ihm in einem Raum, ohne daß er redet, geht nur, wenn er glaubt, ich schlafe. Und ich lasse es geschehen, weil er laut wird, wenn ich ihn abwürge. Wenn ihm etwas nicht paßt, wird er proportional zu seinem Unbehagen und meiner Bestimmtheit lauter. Es kann Stunden dauern, bis so ein Gespräch wenigstens halbwegs verarbeitet ist.

Ursache und Wirkung. Ein Prinzip, das uns seit frühester Kindheit eingeimpft wird. Mama und Papa sind böse, wenn wir was falsch machen, und lieb, wenn wir machen, was sie wollen, weil sie das wollen, was uns gut tut. Also geben wir uns Mühe, alles richtig zu machen. Wenn trotzdem die Strafe überwiegt, oder die Zuwendung ausbleibt, folgt die völlige Verzweiflung. Traumata.

Mir hat es etwas geholfen, mein Gegenüber verstehen zu wollen. So ist das Verhalten gleich weniger dramatisch zu deuten. Die meisten Eltern handeln nicht aus Bosheit falsch. Sondern aus falsch verstandenem Stolz, Angst, Enttäuschung.
Dieses Wissen macht stark. Weniger angreifbar. Und auch verständnisvoller, weil vieles kein Angriff mehr ist.

Übergriffe jeglicher Form oder deren Duldung durch die Eltern sind schlichtweg falsch, und Kinder haben das Recht, ihren Eltern das offen zu sagen. Wenn diese nicht verstehen, steckt der Eltern eigene Dummheit dahinter, und sie brauchen es, konsequent immer wieder daran erinnert zu werden, so lange, bis sie verstehen und nicht mehr verdrängen können. Egal, wie kalt manche Eltern nach außen wirken mögen - das Bewußtsein, als Eltern versagt zu haben, verursacht ihnen das selbe Leid, wie die Kinder unter dem Vorwurf leiden, sich "falsch" entwickelt zu haben.

Dieses Maskenspiel ist so grausam... :(
:troest: @all
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Goldkind
Beitrag 04.Sep.2005 - 14:44
Beitrag #42


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QUOTE (dandelion @ 04.Sep.2005 - 15:31)
Mir hat es etwas geholfen, mein Gegenüber verstehen zu wollen. So ist das Verhalten gleich weniger dramatisch zu deuten. Die meisten Eltern handeln nicht aus Bosheit falsch. Sondern aus falsch verstandenem Stolz, Angst, Enttäuschung.
Dieses Wissen macht stark. Weniger angreifbar. Und auch verständnisvoller, weil vieles kein Angriff mehr ist.

Ich habe Jahrelang versucht meinen Vater zu verstehen. Ich kenne die Ursachen. Aber das macht letztendlich mein kaputtes Leben nicht leichter. Ja, ich bin extrem verbittert diesbezüglich. Aber dieses Recht nehm ich mir, denn mir wurde 17 Jahre das Recht verweigert einfach nur Kind zu sein. Und das nehm ich ihm übel und daran wird sich auch nichts ändern.

Aber vielleicht bin ich heut wirklich ‚weniger angreifbar’…auch gelassener, weil ich jetzt einfach besser weiß, wie ich mich schützen kann.

Dennoch…Verständnis hab ich nicht. Mitleid ja, für das allein gelassene Heimkind, das er war, aber kein Verständnis dafür, dass er diese Tatsache immer und immer wieder bewusst als Entschuldigung für sein Verhalten vorschiebt und von mir und anderen erwartet, dass nun alles wieder gut ist.

Unsere Eltern sind diejenigen, die erwachsen sind. Sie sind die, die handeln müssen, wenn etwas schief geht, denn wir sind die Kinder. Hätte mein Vater früher eingesehen, was falsch läuft, hätte er nicht die Bitte meiner Mutter eine Therapie zu machen abgelehnt mit den Worten „Warum, ich bin schließlich nicht verrückt!“…vielleicht wäre einiges anders. Oder vielleicht hätte ich dann nicht nur ein Gefühl, dass zwischen Mitleid, Verachtung und einer bizarren, zuweilen ungesunden Liebe zu ihm schwankt….vielleicht hätte ich dann auch tatsächlich so was wie…Verständnis.
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Fledi
Beitrag 04.Sep.2005 - 16:20
Beitrag #43


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Ich möchte mich an dieser Stelle schon mal bedanken, für Eure vielen Beiträge. Die Gedanken an das Damals, an die ungewisse Zukunft, das immer wieder Erleben von vergangenen zwischenmenschlichen Beziehungen zerfrisst mich. Ich bin kaum mehr vorhanden und tägliche Abläufe scheitern immer wieder. Und das seit Jahren.

Vorhin sprach meine engste Freundin, die mich sehr gut kennt, länger mit mir. Sie sagte, wie gestern auch schon eine andere Person, ich solle darüber nachdenken, ob ich mich nicht in stationäre Therapie begeben wolle. Ich müsse raus aus der Welt. Für den Zeitraum des Ruhens und einer Behandlung. Der erste Gedanke war - wie könnte es anders sein - wie soll ich DAS bitte meiner Mutter erklären?? Ich in eine Klinik und ihnen den Grund nennen? Den Grund für ein verkorkstes Dasein, dessen Grundstein gelegt wurde, als ich über Legobausätzen sitzen sollte und wollte, als ich meinen Traktor durch die Wohnung schippern ließ.

Was das sarkastische an der Kindesentwicklung unter Einbeziehung der elterlichen Entwicklung angeht, stelle ich am eignen Beispiel fest. Das Kind - in jungen Jahren nicht wissend, welcher Druck auf ihm lastet, wenn der Vater jeden Tag auf´s neue unmögliche Aufgaben stellt, die das 6-10jährige an den Rand der kindlichen Verzweiflung bringt, später sehr wohl wissend, dass dies nicht der Bilderbuchnorm entspricht - kann sich nicht mehr wehren. Es verliert zunehmend mehr und mehr. Nicht von der Umwelt und seiner Fähigkeit, den anderen seine guten Seiten bis ins Detail zu präsentieren, da Leistung der einzige Weg scheint, das elterliche Lob auszugleichen, sondern von sich.

Meine Mutter sagte mir vor ca 4 Jahren, dass sie wegen mir eine Psychotherapie brauchte. Dennoch achte ich sie so sehr, dass ich ihr dies nie sagten wollte. Ich möchte nicht, dass sie sich schlecht fühlen, wegen dem Kind, welches das simple Leben nicht auf die Reihe bekommt.

Es ist eben das Urbedürfnis, wie Liane schon sagte, Eltern werden nicht einfach so abgelegt. Manchmal bedaure ich das selbst.
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Mausi
Beitrag 04.Sep.2005 - 16:30
Beitrag #44


Mama Maus
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Wenn das Leben so simpel wäre, hätten so viele Menschen nicht ein Problem damit.

Der Schritt zu einer Stationären Therapie, da gebe ich der Freundin sowie der andern Person absolut recht.
Man kann nur abschalten, wenn man erstmal aus den krankmachenden Strukturen raus ist.
Wollte ich selbst nicht glauben vor einigen Jahren, aber es stimmt!

Liebe Grüsse
Mausi
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regenbogen
Beitrag 04.Sep.2005 - 17:08
Beitrag #45


a.D.
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QUOTE (LilithBerlin @ 04.Sep.2005 - 17:20)
Ich möchte nicht, dass sie sich schlecht fühlen, wegen dem Kind, welches das simple Leben nicht auf die Reihe bekommt.

Ist es nur das? Oder ist es auch, nicht zugeben zu wollen, dass man "versagt", die Eltern enttäuscht hat, dass man eben die Ansprüche, die die Eltern an einen haben, nicht erfüllt?

Ich habe heute schon einmal jemandem in einem anderen Zusammenhang einen ähnlichen Rat gegeben (was mir möglicherweise sagen will, dass ich mal in den Spiegel schauen sollte...): Du bist wichtig, @Lilith. Du kannst zu deinen Eltern (vielleicht auch nur in Gedanken) sagen: "Es kann schon sein, dass ihr wegen mir enttäuscht seid; das nehme ich zur Kenntnis. Das ist aber EUER Ding; für mich ergeben sich daraus keine Forderungen, die ich zu erfüllen habe." Du bist frei.
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distel
Beitrag 04.Sep.2005 - 17:46
Beitrag #46


Gut durch
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Hallo Lilith,

sicher hast Du meine Zeilen der Betroffenheit von gestern nacht gelesen, aber da bin ich zu mir selbst abgedrifftet und dabei neben den Schuhen gestanden, die dann voll Wasser liefen.

Hier gehts jetzt aber um dich. Ich will's einfach mal nach meiner Art portionieren.

(Sehe mir nach, wenn es zwischendurch etwas zu strategisch rüber kommt, aber auch Emotionales hat irgendwo eine Logik.)

QUOTE (LilithBerlin @ 04.Sep.2005 - 17:20)
Ich möchte mich an dieser Stelle schon mal bedanken ...

Was hast Du vor? :was: ... oder fühlst Du Dich einfach nur schwach und willst den Dank uns noch sagen, bevor Du dich heute zürckziehst?
QUOTE (LilithBerlin @ 04.Sep.2005 - 17:20)

... die ungewisse Zukunft
... Erleben von vergangenen zwischenmenschlichen Beziehungen zerfrisst mich
... kaum mehr vorhanden
... tägliche Abläufe scheitern


Edit: [gelöscht] Das sind dis Sympthome,
Edit: [neu] Das sind die Sympthome,

die Ursachen und Auslöser hast Du ja selbst versucht zu finden und beschrieben.

Jetzt muss ein Ziel her... z. B.

... Ruhe
... Mitte
... geliebt werden
... was bewegen was einen weiter bringt
... Zufriedenheit (ich lasse bewusst das Wort Glück weg, das kann nicht geplant, sondern nur ge-/erlebt werden wie ein Geschenk)
... Sicherheit
... Spannung
... Gesundheit

Das sind gleich ganz viele Ziele... vielleicht finden Sie in der Gesundheit in Einheit von Körper,Geist und Seele die Zusammenfassung

Jetzt sind die Maßnahmen (ein fürchterliches Wort) dran.

Wie kannst Du deine Energie, Lebensfreude, Brustraus-Haltung (mental) und damit deinen Stolz und Selbstbewustsein wieder finden. In einem Wort... dein ICH finden, was Du irgendwie verloren ging.

QUOTE (LilithBerlin @ 04.Sep.2005 - 17:20)

... wie soll ich DAS bitte meiner Mutter erklären??
... Grund für ein verkorkstes Dasein...
... Einbeziehung der elterlichen Entwicklung...
... Vater jeden Tag auf´s neue unmögliche Aufgaben stellt...
... Mutter sagte ... dass sie wegen mir eine Psychotherapie bräuchte.
... Ich möchte nicht, dass sie sich schlecht fühlen...



Ist dein ICH bei denen irgendwo unter der Komode versteckt?

Wenn ich das so lese überkommt mich eine art Wut. Was ist denn hier los? Du bringst unermässliches Verständnis auf das Deine Eltern dich haben erziehen müssen, wo sie doch ... oder so. Das kanns doch nicht sein. Du kannst doch nicht weiterhin die Verantwortung übernehmen wenn es Deinen Eltern schlecht geht.
Und wenn deine Mutter ein Psycotherapie braucht, dann nicht wegen Dir sondern wegen sich selbst. Du bist nicht verantwortlich allein durch die Tatsache das du auf der Welt bist. Da machen es sich Deine Eltern zuleicht bzw. Du ihnen.

Ist klar, das als aussenstehende es einfach ist hier "klugsch****erisch" daher zu kommen. Mutter-Kind, Vater-Kind und Eltern-Kind-Beziehungen sind ich Verhaltens- und Gefühlststrukturen gefestigt, die nicht einfach ausradiert werden können. Um diese Muster aufzulösen und neu zu gestalten ist sicher eine professionelle Hilfe gut.

Also, horche doch auf deine engste Freundin und entschuldige dich nicht bei den Verursachern. Entschuldigung ist nur angebracht, wenn auch Schuld vorhanden ist. Klar? Und wenn sich deine Mutter schlecht "fühl" dann steht es in keinem Verhältnis dazu das es dir schlech "geht". Da fällt mir das Beispiel beim Wetter ein... es gibt die gefühlte Kälte oder es ist einfach kalt... was wiegt mehr? ;)

Und warum wertest Du Dein Leben mit "simpel" ab? Wieder so ein Muster... Jedes Leben ist gleichviel wert, oder? (oh...misst, da kommt mir was... aber das nicht jetzt hier...)

Was das Urbedürfnis betrifft, wiederspricht das alles dem in keinster Weise, denn Hass wäre ja eh keine Lösung.

Wichtig ist auch darüber nachzudenken, ob die Problematik ein Teil deines Lebensmotors ist... Weist Du was ich damit sagen will?

lg disten


Der Beitrag wurde von distel bearbeitet: 05.Sep.2005 - 16:51
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Mausi
Beitrag 04.Sep.2005 - 17:55
Beitrag #47


Mama Maus
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QUOTE (distel @ 04.Sep.2005 - 18:46)
Das sind dis Sympthome,


Hi,

auch wenn es gut gemeint ist würde ich doch bitten (auch wenn es nun heftig klingen mag) die Symptome einer "Störung" rauszulassen, bevor hier nicht irgendwie bei ihr hilfe angelaufen ist.
Und selbst dann ist es über das I-Net recht vage und kann mitunter auch recht schockierend sein.
Vor allem weil nicht klar ist ob du DIS oder Dissoziative Störung (von denen es ja eine Menge gibt) meinst.

Egal welche, kann es für den "Empfänger" sehr schockierend wirken, wenn sofort so rangegangen wird.

Sorry, aber das finde ich e weng zu arg und zu weit gegriffen, geht es doch im Moment nicht um Symptombekämpfung sondern um den Weg zu ihr selbst, wie sie ihn grade bestreiten kann und um erfahrungen anderer.

Gruß
Mausi, die bei so Dingen grundsätzlich äußerst vorsichtig ist!
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alba
Beitrag 04.Sep.2005 - 18:44
Beitrag #48


Gut durch
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Hallo ihr Lieben,
besonders Ihr, die sich hier so vertrauensvoll geöffnet haben; an Euch ein besonderes Dankeschön!

Ich mag gegenwärtig gern mitlesen, mein Mitgefühl sei Euch gewiss - - - ich werde mir derzeit über mein Verhältnis zu meinen Eltern klar, habe es lang vor mir hergeschoben, den gesamten Komplex an mich heranzulassen und schwimme zwischen schlechtem Gewissen (wenn die Vorwürfe wieder aufkeimen, hinauswollen, sich an die Oberfläche drängen) und Verständnis, Entschuldigungen (für ihr Verhalten, sie wüsstens nicht besser oder haben es nicht besser gewusst);
dieser Thread hat erschreckende, aufwühlende und bestürzende, an anderer Stelle aber auch beruhigende, schöne Gedanken geweckt.

Zumuten mag ich euch diese so ungefiltert nicht. Einfach nur: Danke, dass ich auch hier wieder einen Ort finde mich zu ordnen. -_-

die alba
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kahlan
Beitrag 04.Sep.2005 - 19:04
Beitrag #49


Naschkatze
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Eltern...

Böses Thema, bin auch gerade sehr unangenehm berührt, auch wenn ich meine Auseinandersetzung mit meiner Mutter weitestgehend hinter mir habe. Weniger (besser: gar nicht...) durch persönliche Gespräche und ähnliches, wozu auch, da ich die Antworten jahrelang gehört und geglaubt habe (Stimmt alles nicht, und wenn ich das so sehe, kann sie da auch nix machen), sondern einzig und allein durch die Erkenntnis: Es wird so bleiben, bis eine von uns tot ist, wenn ich meinen Tochter-Teil dieses Spiels weiter erfülle.

Diese Erkenntnis hat mir geholfen, fast 3 Jahre lang von mir aus keinen Kontakt mit ihr aufzunehmen, die vorwurfsvollen Gespräche mit der gesamten Verwandschaft auszuhalten, die sie mir auf den Hals gehetzt hat ("Bedenke, was Du Dir für Vorwürfe machst, wenn ihr was zustößt"), und vor allem zu lernen, dass das Bild, das ich von ihr habe, das Richtige ist und mich von allen Erwartungen, die darüberhinaus gehen, zu verabschieden.

Das hat letztendlich geklappt, meine Mutter musste das erste Mal in ihrem Leben akzeptieren, dass ich meine, was ich sage, dass die mir sorgfältig anerzogenen Schuldgefühle mich nicht mehr dazu bringen, ihren Wünschen zu folgen.

In den letzten Wochen ist mir klar geworden, dass sich das Verhältnis zwischen uns dadurch gedreht hat, seitdem ist sie diejenige, die total unsicher ist, verzweifelt versucht, das heile Familienbild wieder herzustellen und dabei auf Granit beißt.
Manchmal entsetzt es mich, wie wenig mir selbst das bedeutet, ich finde mich gefühllos, dass ich das nicht mehr anerkennen kann. Aber über allem steht immer das Wissen, dass sie nicht mich meint, sondern ihr Bild von sich selbst und wie sie vor "den Anderen" da steht, wenn sie nicht in der lage ist, eine "ganze" Familie zu präsentieren.

Glücklich macht mich diese Situation nicht, aber lebensfähig.


@LilithBerlin
Dir kann ich nur raten, nur auf Dich Rücksicht zu nehmen, und Deine Entscheidungen alleine danach zu treffen, wie es DIR damit geht.
Ich weiß, dass mir eine Therapie zum falschen Zeitpunkt sehr geschadet hat, und mich sehr aggressiv gegen mich selbst gemacht hat. Zu der Zeit ging es MIR schlecht, ICH brauchte Hilfe für MICH und wollte, dass MIR zugehört wird, und sollte ständig über SIE reden und mich in Bezug auf SIE ändern/verhalten/rechtfertigen. Ich bin damals total untergegangen, weil ich das Gefühl hatte, dass SIE einfach alles im Griff hat, und alles kontrolliert.
Mir fehlte damals vor allem wohl ein privater Rückhalt, und jemanden der hätte spiegeln können, dass vielleicht mit dieser Therapie was nicht stimmt und nicht mit mir...
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Fledi
Beitrag 04.Sep.2005 - 19:34
Beitrag #50


...
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@ Distel: danke für Deinen ausfürhlichen Kommentar und auch die Interpretation meiner Worte und dem Lesen zwischen den Zeilen.

Mein Dank galt einfach den Berichten, die mir zeigten, dass so eine Thematik anscheinen präsenter ist als gedacht. Die Menschen die mich kennen, wissen, welche Hürde ich persönlich nehme, dass ich davon schreibe. Die Menschen, die mir sehr nahe stehen, wissen um meine Ausbrüche, wenn sie mich in einem von mir unerwarteten Moment auf meine Eltern ansprechen, oder noch schlimmer - sie kritisieren.

Die Ziele, die Du nennst erscheinen mir ein wenig zu viel verlangt für den Anfang. Ich persönlich begnüge mich schon mit der Zufriedenheit. Einer Zufriedenheit die temporär gesehen nicht nur das Ausmaß einer Woche oder einem Stundentakt ausmacht.

Bei Deiner Frage nach dem Ich, musste ich schmunzeln. Mein Ich ist immer dort, wo Leistung erbracht wird. Leistung = Erfolg = Zeit, die nicht vorhanden ist = Geld = Materialismus. Das einzige was bleibt. Sicherlich kann man aufgrund dessen eine Menge psychischer Defekte ableiten, wobei ich mit Symtomen jedoch genaus sensibel vorgehe wie Mausi.

@ Kahlan: ich war mal bei einer Psychoterapeutin und damals merkte ich, dass das noch gar nicht meine Zeit ist. Ich bekam zwei Diagnosen, die mich vom Stuhl hauten und den Hinweis, dass wir ja ganz viel Kindheit und Jugentraumata aufarbeiten müssten. Ich bin nie wieder hingegangen. Damals hätte es mir wohl auch mehr geschadet, als geholfen.
Inzwischen bin ich soweit, wenn ich mit meinen 26 Jahren auf mein bisheriges (Erwachsenen)Leben zurückschauen möchte, dass es dringend notwendig ist, diese Dinge aufzuarbeiten. Sonst bin ich mit dem Tod meines Vaters wirklich verloren, weil mein einziger Reibungspunkt, welcher mich zu dem machte, was ich heute bin, nicht mehr vorhanden ist.

Meine Mutter werde ich nicht ändern können. Hier spielt ganz deutlich oben genanntes mit rein. Leistung = Erfolg (ihrer!) = Anerkennung und eine gelegentliche Mail. Sie ist Geschäftsfrau. Ich habe eine Ausbildung in der Bank und bin somit bestens mit dem deutschen Steuerrecht vertraut, genauso wie mit vielen anderen Dingen, die wichtig für das Instandhalten einer Firma sind. Ich fühle mich umgehend verantwortlich, wenn sie in diesen Bereichen etwas falsch macht. Das ist pradox, ich weiß, jedoch für mich derzeit nicht überwindbar.
Gescheitert bin ich mehrmals aufgrund jener und auch anderer Dinge, die alle direkt und indirekt in diesem Eltern/Kindkomplex stehen.
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Anfangszauber
Beitrag 04.Sep.2005 - 19:47
Beitrag #51


Gut durch
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Danke für dich @Litlith
Gedanken, die mir doch den Kopf und den Bauch gingen ... beim lesen des Thread - unsortiert, aber es drängt mich

Ich weine .... und ich bin groß und stark - ich habe meiner Mutter (als ich etwa 27 war) mit Kontaktabbruch gedroht, wenn sie nicht zu mir kommt ... ich hätte es gerne getan (den Abbruch), aber sie kam. Und ich war so dankbar dafür und habe mich im nachhinein gehaßt dafür, daß ich dankbar war.
Macht - ja, sie hat Macht über mich - ich aber auch über sie. Aber ändern, kann ich sie nicht mehr. Ich habe verstanden, daß sie mir das, was ich brauchte und brauche nicht geben kann und nicht geben können wird. Aber es geht mir mit dem Wissen nicht besser.

Großzügig stellte ich irgendwann fest, daß sie das alles ja nie mit böser Absicht getan hat ... aber es hat mich getroffen - so getroffen, daß ich bis heute in nur sehr begrenztem Maße fähig bin, tiefere Kontakte einzugehen. Mich zu öffnen, schwach zu zeigen und vieles mehr. Selbstmord? keine Brücke - aber Selbstzerstörung in kleinen Raten ... und trotzdem am Telefon auf die Frage wie es mir geht: "es geht mir gut" Ich schütze sie noch immer, vor mir, weil ich unaushaltbar bin ... weil ich nachwievor denke, daß alles an mir liegt ... ich war der Unfall, das Mißgeschick ... entschuldige mich schnell, immer ...
Sie wird irgendwann sterben und irgendwie bin ich froh, daß es so sein wird, denn dann kann ich vielleicht mich mehr auf mich konzentrieren, muß sie nicht mehr berücksichtigen ... kann sie verurteilen, das was ich jetzt nicht schaffe, weil sie ist ja meine Mutter.

Verstehen wollen - habe ich aufgegeben, das geht über mich hinaus. Verurteilen - kann ich nicht wirklich. Ändern- kann ich nichts mehr, es ist geschehen. Was bleibt? Ich, in meinem Unvermögen ...

Ich muß/will jetzt aufhören ... manchmal ziehe ich Trost aus den Menschen, die mir jetzt begegnen, die sagen, daß ich nicht falsch bin - nein, daß ich sogar richtig bin - manchmal kann ich mich lieben lassen - ein wenig ... manchmal habe ich gesunde Reaktionen .. aber viel zu oft eben auch ungesunde. Trotzdem - ich habe das Gefühl, dass es besser wird - immer nur in kleinen Schritten und viel zu konzentrisch - und der Mittelpunkt ist meine Mutter/meine Kindheit.

Liebe LilithBerlin,
paß auf dich auf, sorge für dich!


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Mausi
Beitrag 04.Sep.2005 - 21:06
Beitrag #52


Mama Maus
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QUOTE (Anfangszauber @ 04.Sep.2005 - 20:47)
"es geht mir gut"

Das sage ich zu ihm, weil ich nicht will dass er in meine Seele noch Einblick hat und er sowieso sofort auf etwas von sich selbst verweisen würde.
Und wenn ich sage, dass es mir nicht gut geht, dann liegen da immer "allgemeingültige" Gründe vor.. zuviel Arbeiten oder Migräne oder sowas. Oder allgemein halt mal wieder Depri, aber das sage ich ihm eigentlich nie.

Alles andere geht ihn schlicht und ergreifend nichts mehr an, gibt es doch zuviel Einblick in mich und habe ich mir doch jahrelang mühsam den Schutz aufgebaut, dass ich weiß dass das Begegnen mit ihm und meiner Vergangenheit mich nicht mehr kaputt macht und vernichtet.
Edit: Und das kann ich im Endeffekt wirklich nur jedem Raten, sich zu distanzieren auch wenn es ein sehr sehr schmerzhafter und evtl. auch langer weg ist. Aber er findet zum Seelenheil und zur eigenen Sicherheit und Einstellung, bei mir auf jeden Fall.

Gruß
Mausi

Der Beitrag wurde von Mausi bearbeitet: 04.Sep.2005 - 21:07
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Willow71
Beitrag 04.Sep.2005 - 21:18
Beitrag #53


Miss Understood
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Ich blende mich mal hier ein...
Ich habe (fast) alles gelesen, wenn es allerdings zu heftig wurde, bin ich "gesprungen"...
Ich kann nicht viel dazu sagen, da ich glücklicherweise keinerlei vergleichbare Erlebnisse hatte.
Mir bleiben nur ein paar Anmerkungen:

1. bitte mit *TRIGGER* versehen, das ist ganz schön heftig hier!
2. Wenn ich das alles hier lese, bin ich manchmal total fassungslos und glücklich zugleich, dass ich so eine nette, ruhige, liebe Kindheit hatte.
3. JA, man darf sich von seinen Eltern distanzieren. Man darf sich m.E. von jedem Menschen distanzieren, der einen verletzt oder runterzieht. Eltern hin oder her. Respekt oder ein "positives Zurückgeben" haben Eltern, die ihre Kinder (wissentlich) verletzen - seelisch oder körperlich -, verwirkt. Je nach Schwere für eine gewisse Zeit oder eben für immer. Die Tatsache, das Kind geboren/gezeugt/aufgezogen zu haben, gibt Eltern noch lange nicht das Recht, sich am Kind in irgendeiner Weise "zu vergehen".

Und ohne Nummer: Euch, Litith, Goldkind und einigen anderen hier: einfach nur toi toi toi, dass ihr ein selbstbestimmtes, glückliches und eigenes Leben leben könnt!
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Janet
Beitrag 04.Sep.2005 - 22:38
Beitrag #54


Satansbraten
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Ich habe mir als Kind geschworen, dass ich, wenn ich groß bin, ganz weit weg ziehe von meinen Eltern, bzw. von meiner Mutter.
Mit 18 habe ich es sofort getan, ich lebe seit dem fast 500km weit weg auf 'ner Insel und habe meine Ruhe.
Dennoch vermisse ich meine Eltern, das letzte Mal als ich sie gesehen habe ist schon wieder fast 4 Jahre her, da war ich für 2 Tage dort. Davor war ich vor 5 Jahren zuletzt bei ihnen und bin im Streit gegangen.
Dennoch war es das Beste, was ich tun konnte, so weit weg zu ziehen!
Ich bereue diesen Schritt nicht.
Mit meinen Eltern darüber reden werde ich nicht, habe ich auch noch nie.
Ich kann sie ja auch nicht zwingen, mich zu lieben...
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two-hearts
Beitrag 05.Sep.2005 - 11:35
Beitrag #55


Doppelherzchen mit Knutschchügeli
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hallo fledi und alle anderen betroffenen,

ich kann euch so gut verstehen. beim lesen der vielen beiträge ist mir immer wieder eines in den sinn gekommen: ihr dürft nicht aufgeben! ich selbst weiss, wie schwer dieser weg ist...ich bin ihn gegangen und heute geht es mir sehr gut!

ich bin auch ein scheidungskind (mutter hatte 5x scheidung eingereicht, 5x "wegen" uns kindern wieder zurückgezogen, vater hat mutter krankenhausreif geprügelt...)
meine mutter hat mich letztmalig mit 17 (!) grün und blau geprügelt. ich bin zu einer freundin geflüchtet und musste/habe sie auf knien angefleht, nichts ihren eltern zu sagen. ich war kurz davor, meine mutter anzuzeigen, aber eben nur kurz davor!
ich war über all die jahre der prügelsack meiner mutter. hatte sie schlechte laune, bekam ich es ab. wehrte ich mich dagegen, gab es prügel...bügel, teppichklopfer, schlappen...

würde ich meine mutter heute daraufhin ansprechen, würde auch sie alles leugnen und mich als lügnerin beschimpfen!

ich habe mir damals geschworen, dass mich niemand...wirklich niemand mehr...jemals wieder anfassen und verprügeln darf.

dann kam eine situation...ich lasse diesen teil bewusst aus...die meine sicherungen durchbrennen liess. ich fiel in ein loch..ein sehr tiefes und schwarzes!
ende vom lied: soforteinweisung krisenintervention 12 tage! nach 8 wochen wartezeit einweisung in eine klinik, aufenthalt 10 wochen!
auslöser dieser krise war nicht meine mutter, wohl aber die ursache!
ich suchte eine klinik...900km entfernt von meiner mutter!
diese 10 wochen waren die härtesten meines lebens...aber das beste, was ich mir jemals selbst "angetan" habe.

meine psychologin fragte mich einmal, was ich mir von meiner mutter wünsche. meine antwort: ein kleines, aber ehrliches "kind, es tut mir leid!"
sie meinte, wenn ich meinen seelenfrieden finden möchte, dann solle ich das vergessen!

heute habe ich den minimalsten kontakt zu meiner mutter und sie fragt sich doch tatsächlich, warum das so ist!

ich denke, eltern sind wie sie sind, wir kinder können das im nachhinhein nicht ändern!

ich habe verziehen, aber vergessen werd´ich nie!

heute bin ich selbst mutter und mir sollen alles finger schmerzhaft abfallen, sollte ich meine kleine jemals köperlich hauen und meine zunge soll abfaulen, sollte ich ihr jemals verbal wehtun!

ich wünsche euch allen alle kraft der welt!

euer doppelherzchen, die jetzt erstmal 750 gramm eiscreme verdauen muss!
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sophialein
Beitrag 05.Sep.2005 - 13:41
Beitrag #56


Gut durch
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@Fledi und all die anderen: Ich bin zutiefst berührt!

Ich wünschte, ich hätte den Mut und die Kraft, von meinen Eltern zu erzählen, von meinem Leben mit ihnen - damals und heute. Aber es geht (noch) nicht. :(
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Zarah
Beitrag 05.Sep.2005 - 14:34
Beitrag #57


pola hrvatica
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ich bin ziemlich erschüttert ob dieser aussagen....

jemand schrieb hier etwas von urliebe. dazu fällt mit das urvertrauen ein, welches eigentlich jedem kind von seinen eltern gegeben werde sollte. dieses urvertrauen ist da oder eben nicht. fehlt es, wird dieser mensch mit sehr viel mehr schwierigkeiten durchs leben gehen als andere.

ich für meinen teil habe nicht nur kein vertrauen zu meinen eltern, sondern schlichtweg keinen kontakt und das seit ich mit 17 von zu hause rausflog. es gab so viele andere menschen, die mir in schwierigen zeiten zur seite standen, meine eltern hat es nie interessiert.

damit kann ich inzwischen leben, hat aber ne weile gedauert.

ich wünsche allen viel kraft.

lg salome
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Wilma1967
Beitrag 05.Sep.2005 - 14:38
Beitrag #58


Salzstreuerin
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Mein Vater ist schon vor über 20 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben..Gott sei Dank..Ich wurde von ihm seit meinem 8. Lebensjahr missbraucht. Sehr subtil, sehr versteckt. Meine Mutter hat anscheinend nichts gemerkt. Ich habe ihr auch nie etwas darüber erzählt. Er war während des Missbrauchs niemals grob oder brutal..aber sonst..hat er mich auf jede erdenklich Art erniedrigt. Dumm und Dick waren seine Hauptworte. So, er starb also und das seltsamste war, dass ich in ein tiefes Loch stürtzte. Einerseits, war ich riesig froh, dass er tot ist, andererseits musste ich plötzlich nicht mehr kämpfen, oder zumindest kam es mir so vor. Ich weiss nicht wie ich das besser ausdrücken kann. Zu meiner Mutter hatte ich nach seinem Tod ein sehr schlechtes Verhältnis, wir haben praktisch nur gestritten. Ich habe ihr immer die Schuld an meinem Übergewicht gegeben. Noch heute, Jahre nachdem wir unseren Frieden gemacht haben, merke ich, dass sie mich bemuttert und beschützen will. Mir kommt dann immer die Galle hoch, nach dem Motto, hättest Du mich bloss früher mal beschützt. Ich mag sie als Menschen, verstehe sie auch sehr gut, aber als Mutter in dem Sinn, der ich mich anvertrauen kann und auf deren Unterstützung ich zähle, kommt sie für mich nicht in Frage. Meine beste Freundin drängt mich immer, es meiner Mutter zu sagen. Ich frage mich bloss was das nützen soll. Es ändert nichts, sie hat noch mehr Schuldgefühle, wird depressiver..sinnlos.
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich Eltern hatte.
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distel
Beitrag 05.Sep.2005 - 16:44
Beitrag #59


Gut durch
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QUOTE (Mausi @ 04.Sep.2005 - 18:55)
QUOTE (distel @ 04.Sep.2005 - 18:46)
Das sind dis Sympthome,



... auch wenn es gut gemeint ist würde ich doch bitten (auch wenn es nun heftig klingen mag) die Symptome einer "Störung" rauszulassen...

... Vor allem weil nicht klar ist ob du DIS oder Dissoziative Störung (von denen es ja eine Menge gibt) meinst.

... geht es doch im Moment nicht um Symptombekämpfung sondern um den Weg zu ihr selbst, wie sie ihn grade bestreiten kann und um erfahrungen anderer.

!


@ Mausi
Wollte hier niemals zu tief gehen! Das was ich da als Sympthome zusammengefasst habe waren die eigenen Worte von LilithBerlin.

Klar, vielleicht habe ich hier zu sehr versucht eine Stuktur rein zu bringen, aber wer mich kennt weiss das es nicht darum geht jemanden zu verletzten.

Zudem weis ich auch garnicht was DIS ist oder so. Meine Sprache ist nicht medizinisch oder therapeutisch, sondern nach Hausfrauenart. ... Ach herje jetzt sehe ich es, das war ein Tippfehler das sollte nicht "dis Symptome" sonder "die Symptome" heissen... ich werde es nachher gleich editieren.

Dann geht es mir auch nicht um Symptombekämpfung, das wäre ja sich ständig abzutrocknen obwohl die Duche noch an ist.

Klar bin ich vielleicht zu direkt gewesen, aber ich brachte LilithBerlin auch zum schmunzeln, und das ich an der einen oder anderen Stelle vielleicht voll daneben lag liegt einfach in der Sache des Mediums, was aber meine ich bei LilithBerlin schon richtig angekommen ist.

Trotzdem danke für die Ermahnung, ich werde versuchen darauf zu achten, was du mir sagen wolltest.

gruss distel
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distel
Beitrag 05.Sep.2005 - 17:28
Beitrag #60


Gut durch
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QUOTE (Willow71 @ 04.Sep.2005 - 22:18)
. bitte mit *TRIGGER* versehen, das ist ganz schön heftig hier!

ja, ist auch meine Bitte :(
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lioness
Beitrag 05.Sep.2005 - 18:07
Beitrag #61


Löwin mit Samtpfoten
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Mich triggert dieses Thema auch wahnsinnig. Ich bin auch in einem "Eltern"-haus groß geworden, dass irgendwie gar keines war. Genauer möchte ich da an dieser Stelle ncht drauf eingehen. Ich WEIß, dass ich mich eigentlich komplett von meinen Eltern distanzieren müsste, aber ich kriege es nicht hin! Unter anderem, weil es die einzigen Großeltern sind, die mein Sohn hat. Gerade heute hatte ich mit einer guten Freundin ein Gespräch zu diesem Thema. sie sagt, mein Masochismus mache mich noch kaputt und wenn ich mich nicht endlich von meinen Eltern trennen würde, wäre mir nicht mehr zu helfen. :( Aber das sagt sich so leicht...

Ich weiß nicht, was das Beste ist. Aber ich weiß, dass es ANDERS werden muß, um besser werden zu können. *schnief*
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Mausi
Beitrag 05.Sep.2005 - 19:31
Beitrag #62


Mama Maus
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@Distel

Ok, sorry, wusste nicht, dass es ein Rechtschreibfehler war. Dann hätte ich auch niemals so reagiert.
Dass du direkt bist, dagegen ist nichts einzuwenden und das war auch nicht das schlimme. Dachte einfach da war ne "könnte dies und sel sein"-Diagnose weil es eine Diag bzw. mehrere gibt, die so eine abkürzung haben.

Ist bei dem thema was heikel und wenn ich das gefühl habe das diags angesprochen werden, werde ich im allgemeinen immer wat empfindlich.

Wie gesagt, es ging nicht um deine Direktheit, die finde ich gut und ich bin es ebenso (sonst hätte ich wohl mein Posting nicht so verfasst an dich). Wie gesagt, sorry, aber bei dem thema isset wat heikel und so doofe rechtschreibfehler können echt missverständnisse auslösen.

Liebe Grüsse
Mausi
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Rafaella
Beitrag 05.Sep.2005 - 20:46
Beitrag #63


Freies Vögelchen
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für mich war viele jahre lang das umgehen mit kindheitserinnerungen sehr schmerzhaft, wut- und angstbesetzt.
nur kurz: es ging bei uns häufig um "leben und tod", um selbstmorddrohungen,
todeswünsche und angst vor dem sterben. (bei mir brechen bis heute, allerdings mittlerweile sehr selten, immer noch todessängste durch)
es gab aber auch heile ecken, kleine gärtchen in meiner kindheit, die ich aber in meriner erinnerung jahrelang nicht abrufen konnte/wollte, weil zu sehr involviert in die schreckenszenarien.
fatal für mich war in dieser zeit, rückblickend, der opferstatus, den ich mir dann selber gab, verknüpft mit der inneren "erlaubnis" die (selbst-)destruktion weoterzuführen, unter dem aspekt: es kann ja gar nicht anders sein bei diesen introjekten.
In einem langen lernprozess habe ich für mich gelernt, auch die grautöne wahrzunehmen, meine eltern nicht als bewusst sadistische täter, sondern komplexer auch als zugegeben sehr unvollkommene "produkte" ihrer eigenen familiengeschichte und biographie zu begreifen.
das heißt nicht, dass ich verharmlose, im gegenteil, erst durch zulassen der grautöne konnte ich trauer, liebe neben wut und zorn zulassen und einen weniger selbstdestruktiven weg einschlagen.
es ist sicher nicht für jede so machbar - bei uns war eben auch neben viel depressivität und latenter wut auch musik, bücher, natur, feste - das macht für mich die innere versöhnung mit ihnen ansatzweise leichter....
es gibt da sicher kein patentrezept...aber ich habe für mich dadurch mehr innere souveränität gewonnen, dass ich meine eltern irgendwann nicht mehr als allmächtig wahrgenommen habe und ihnen damit auch rückwirkend nicht mehr die möglichkeit gebe, mich zum ohmächtigen objekt zu machen.
das sind so ein paar, sicher fragmentarische, gedankenansätze zu dem thema...

Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 05.Sep.2005 - 20:46
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Squirrel
Beitrag 06.Sep.2005 - 12:11
Beitrag #64


Tante!
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Schon seit Tagen schleiche ich um diesen Thread herum, weil er selbst bei mir soviel auslöst...Wut, Tränen, Enttäuschung...
Zuallererst @Fledi: Ich ziehe meinen Hut davor, daß du deine Erinnerungen und Empfindungen hier niedergeschrieben hast. Und ich wünsche dir, daß du für dich einen Weg findest, damit umgehen zu lernen...vielleicht wirklich erstmal in einer stationären Therapie, um aus dem Kreis vorübergehend auszubrechen?

Ein Familienbild, das kenn ich selbst seit vielen Jahren nicht mehr. Mein Bruder, er ist meine Familie, meine Eltern...sie sind halt meine Eltern, durch sie existiere ich. Aber ich komme mir bei ihnen nur noch wie in einer Wohngemeinschaft vor, in der ich die Dienstmagd spiele. Über meine Mutter kann ich sagen, daß ich sie lieb habe. Was ich für meinen Vater empfinde, kann ich nicht in Worte fassen. Da ist keinerlei Achtung, kein Respekt und lieb haben schon gar nicht. Denn er war schon immer ein Choleriker. Gründe dafür gibt es. Sein Vater war auch so, zumindest weiß ich das aus Erzählungen, ich hab ihn nie kennengelernt. Außerdem war mein Vater auf der Arbeit Mobbing ausgesetzt. Aber in meinen Augen sind das wirklich nur Gründe, die nichts entschuldigen können.
Mit 5 Jahren fing ich an, Geschirr zu spülen, zu staubsaugen und mein Zimmer aufzuräumen, wenn seine nächste Explosion in der Luft lag. Bloß verhindern, daß er einen Grund zum schreien findet. Nur daß ich mit den Jahren feststellte, daß es immer einen Grund für ihn gab. Das ging soweit, daß er mich das erste Mal mit 8 Jahren rausschmeißen wollte...so daß ich meinen Schulranzen mit dem Notwendigsten packte und tatsächlich (im Spätherbst) das Haus verließ. Als meine Oma mich dann abends wieder heimbrachte (sie fand mich frierend auf dem Spielplatz), war sein einziger Kommentar "War ja klar, daß du wieder angekrochen kommst." :(
Und für mich ist es bis heute das Schlimmste, wenn er so zu brüllen anfängt. Dann dröhnt mir der Kopf, die Ohren schmerzen und ich flehe im Innern, daß er doch bitte aufhören soll. Zumindest schaffe ich es inzwischen, ihm im ruhigen Ton zu sagen, daß ich mich auf die Weise nicht mit ihm unterhalte...das bremst ihn dann schonmal. Außer, er ist richtig in Fahrt, dann hilft es wirklich nur, ihn schreien zu lassen und zu warten, daß er den Raum (unter lautem, dramatischem Türenknallen) verläßt. Für die, die geschlagen wurden, klingt es sicherlich schlimm...aber wie oft habe ich mir eine Ohrfeige gewünscht, statt so angeschrien zu werden. Manchmal stand er sogar schon nach einer Schreiattacke mit erhobener Hand vor mir, so daß ich zusammenzuckte...nur um dann noch lauter angebrüllt zu werden, ob ich wirklich von ihm denke, daß er seine Kinder schlagen würde. Das Schreien verbales Schlagen ist, hat er bis heute nicht begriffen.

Sorry...ich merke gerade, daß ich an einem Punkt angelangt bin, an dem ich nicht weiterschreiben kann, weils mich zu sehr überschwemmt. Aber ich bin froh, das hier losgeworden zu sein.

Lieben Gruß
Hörnchen
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Liane
Beitrag 06.Sep.2005 - 18:22
Beitrag #65


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QUOTE (two-hearts @ 05.Sep.2005 - 12:35)

heute bin ich selbst mutter und mir sollen alles finger schmerzhaft abfallen, sollte ich meine kleine jemals köperlich hauen und meine

Danke für diesen Satz

QUOTE
ich habe verziehen, aber vergessen werd´ich nie!

Das kann ich absolut nachvollziehen
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Mausi
Beitrag 06.Sep.2005 - 19:27
Beitrag #66


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@Squirrel

Ich habe mir angewöhnt (am Telefon) aufzulegen, und wenn es persönlich passiert mich umzudrehen und zu gehen.
Ich ließ und lasse mich so nicht mehr behandeln.

Es hat gewirkt. Er lässt es und passt tunlichst auf, dass ihm dies nicht nochmal passiert! Daraus hat er "gelernt".
Aber ich muss echt sagen, dass mein Dad sich mir gegenüber echt geändert hat, inzwischen nachdem ich da aus den Strukturen ausgestiegen bin.

Hm, ja.. wollte quasi fragen ob das nicht auch mal in Frage käme? Ihn einfach stehen lassen?

Noch ne Frage, wenn sie erlaubt ist, wohnst du noch zu Hause?

Liebe Grüsse
Mausi
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Squirrel
Beitrag 06.Sep.2005 - 21:28
Beitrag #67


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QUOTE (Mausi @ 06.Sep.2005 - 20:27)
Hm, ja.. wollte quasi fragen ob das nicht auch mal in Frage käme? Ihn einfach stehen lassen?

Noch ne Frage, wenn sie erlaubt ist, wohnst du noch zu Hause?

Ja, ich wohne quasi noch daheim (den Begriff "zuhause" find ich irgendwie nicht angebracht *seufz*), wenn auch in einer eigenen Wohnung im Haus meiner Eltern.

Ihn einfach stehenlassen, das versuch ich immer wieder mal...mal klappt das sogar ganz gut und mal rennt er mir einfach hinterher. Einmal hat er sogar bei mir angerufen, um mich weiter anzubrüllen... :rolleyes:
Er "droht" mir halt immer wieder mal, daß er mich aus "seinem" Haus schmeißt oder daß er selbst auszieht. Ernst nehmen kann ich das schon seit Jahren nicht mehr, denn noch immer (oder besser gesagt, wieder), wohne ich hier und auch er hat nie Anstalten gemacht, "sein" Heim zu verlassen.
Beim letzten Streit hab ich es sogar drauf angelegt, daß er mich rauswirft - ich wüßte ja in der Not, wohin ich kann. Ich fands fast schade, daß er nicht darauf eingegangen ist *feix*

Naja, seine Ausbrüche sind in den letzten 2 Jahren ja schon weniger geworden...aber umso mehr lähmt es mich, wenn es dann doch mal passiert...
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Rafaella
Beitrag 06.Sep.2005 - 22:52
Beitrag #68


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dir frage ist aber warum, 28-jährig, du nicht von dir aus gehst, zumal du ja wüsstest wohin, sondern rausgeschmissen werden "möchtest"(?) - willst du ihm immer noch die verantwortung für dein leben geben?
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Squirrel
Beitrag 06.Sep.2005 - 23:24
Beitrag #69


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QUOTE (Rafaella @ 06.Sep.2005 - 23:52)
dir frage ist aber warum, 28-jährig, du nicht von dir aus gehst, zumal du ja wüsstest wohin, sondern rausgeschmissen werden "möchtest"(?) - willst du ihm immer noch die verantwortung für dein leben geben?

Ihm die Verantwortung geben? Gott bewahre... :rolleyes: Ja, er hat mein Leben lange maßgeblich beeinflußt, aber das hat sich inzwischen geändert. Zugegeben, in meinen Postings hier kommt das nicht so rüber (ist mir zumindest beim Nachlesen eben so aufgefallen)...aber vor allem das Erste war auch aus tiefer Emotion heraus geschrieben, weil dieser Thread vieles an Erinnerung hochgeschwemmt hat.

Der Punkt ist, daß ich seit inzwischen 4 Jahren arbeitslos bin und es einfach finanzielle Gründe hat, daß ich bei meinen Eltern wohne...mit der jetzigen Situation komme ich zumindest einigermaßen über die Runden, wenn ich auch an jeder Ecke abknapsen muß.
Mit "ich weiß wohin" meinte ich lediglich Notlösungen und nichts von Dauer. Und rausgeschmissen werden möchte ich sicher nicht, das war vorhin ein Anflug von Sarkasmus. ;)
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Fledi
Beitrag 08.Sep.2005 - 19:43
Beitrag #70


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Nach ein paar Tagen der Gedankenordnung und Suche nach innerer Ruhe möchte ich auf die letzten Beiträge eingehen.

QUOTE (regenbogen @ 04.Sep.2005 - 18:08)

Ist es nur das? Oder ist es auch, nicht zugeben zu wollen, dass man "versagt", die Eltern enttäuscht hat, dass man eben die Ansprüche, die die Eltern an einen haben, nicht erfüllt?


Sicher. Sicher spielt dieser Aspekt ganz gewaltig mit im Unterbewusstsein eines heranwachsenden Kindes. Ich hätte meinen Eltern gern einiges erspart. Das hätte mir manche Strafmaßnahmen sicher ebenso erspart. Letzteres ist allerdings sekundär zu bewerten im Kopfe eines Erwachsenen, welcher auf Kindheit und Jugend zurückblickt. Menschen wollen andere nicht enttäuschen. Kinder wollen, dass Eltern stolz sind. Auch ich hatte dieses Bestreben. Es hat nie funktioniert.

QUOTE (Anfangszauber @ 04.Sep.2005 - 20:47)

Großzügig stellte ich irgendwann fest, daß sie das alles ja nie mit böser Absicht getan hat ... aber es hat mich getroffen - so getroffen, daß ich bis heute in nur sehr begrenztem Maße fähig bin, tiefere Kontakte einzugehen. Mich zu öffnen, schwach zu zeigen und vieles mehr. Selbstmord? keine Brücke - aber Selbstzerstörung in kleinen Raten ...


Anfangszauber, Du hast mein vollstes Mitgefühl. Ich selbst bin nicht in der Lage tiefgehende, emotionale zwischenmenschliche Beziehungen aufrecht zu erhalten. Der Kontrollzwang, der über mich herrschte, den benutze ich ebenso. Ich kann ihn nicht ablegen. Und was das negative an jenem ist, die moralischen Werte einer Beziehung interessieren mich nicht. Ich habe mir selbst anerzogen, dass die Dinge, die eigentlich verletzen absolut aus dem Weg geräumt werden. Misstrauen und Macht beherrscht die Beziehung. Jede Änderung scheitert. Das Gedächtnis ist inzwischen so ausgeprägt, dass jede noch so kleine Reaktion des Gegenübers aufgesaugt wird. Dies hat natürlich die bewährte Schutzfunktion. Und ich persönlich hasse es. Was die Selbstzerstörung angeht. Heikler Bereich... aber in dieser Situation nicht uninteressant: was mich persönlich angeht. Ich erlaube mir keine emotionale Zerstörung meinerselbst in emotionalen Beziehungen. Von Anfang an ist sie daraufhin ausgerichtet, dass sie jederzeit ohne Herzschmerz beendet werden kann. Der innerliche Zwang: ein Gegenüber DARF einen nicht verletzen. Man selbst muss es tun, sonst verliert man den Verstand. Das Empfinden für Emotion ist gleichermaßen sensibel, wie auch abgestumpft. Ein Teufelskreis.

QUOTE (Willow @ 04.Sep.2005 - 22:18)

3. JA, man darf sich von seinen Eltern distanzieren. Man darf sich m.E. von jedem Menschen distanzieren, der einen verletzt oder runterzieht. Eltern hin oder her. Respekt oder ein "positives Zurückgeben" haben Eltern, die ihre Kinder (wissentlich) verletzen - seelisch oder körperlich -, verwirkt. Je nach Schwere für eine gewisse Zeit oder eben für immer. Die Tatsache, das Kind geboren/gezeugt/aufgezogen zu haben, gibt Eltern noch lange nicht das Recht, sich am Kind in irgendeiner Weise "zu vergehen".


Weise Worte, Willow. Dennoch ist das ganze nicht so einfach. Wenn es so wäre, dann hätten viele Frauen die sich an diesem Gespräch beteiligt haben, heute nicht solche Probleme mit ihrem eigenen Dasein.
Wer bleibt, wenn nicht die Eltern? Wie Regenbogen schon sagte, man hat eben auch als Kind das Schuldgefühl, den Eltern nicht das Kind gewesen zu sein, welches sie wünschten. Das muss natürlich irgendwie wieder gut gemacht werden. Das man dafür ein Leben lang vor eine Mauer läuft und daran zugrunde geht mag präsent sein, jedoch nimmt es nicht den Wunsch einmal Kind sein zu dürfen. Selbst wenn es bereits lange erwachsen ist.

Durch einen Satz, den Salome schrieb, wurde mir eines ziemlich klar. Natürlich weiß man - je mehr man an sich (versucht zu) arbeitet - umso mehr findet man den Ursprung einiger begleitenden Probleme:

Ich werde oft gefragt, warum ich in meiner Beziehungsführung teilweise so cool bin, mir alle Freiheiten nehme, alle auch gebe. Es interessiert mich nicht (mehr), was mein Gegenüber hier und da tut. Aus dem Grunde des Urvertrauens heraus

QUOTE (Salome @ 05.Sep.2005 - 15:34)

dazu fällt mit das urvertrauen ein, welches eigentlich jedem kind von seinen eltern gegeben werde sollte. dieses urvertrauen ist da oder eben nicht. fehlt es, wird dieser mensch mit sehr viel mehr schwierigkeiten durchs leben gehen als andere.

.... und anderen ebenso viele reale emotionale Probleme bereiten. Man selbst nimmt sie nicht wahr und agiert teilweise rücksichtslos und kalt. Jedoch steht hier immer der Selbstschutz im Vordergrund: 'du kannst mich gar nicht verletzen, weil, eh du die Möglichkeit hierzu hast, hab ich es schon auf eine sehr subtile Art und Weise getan, die dich dich schlecht fühlen läßt' :(

QUOTE (Rafaella @ 06.Sep.2005 - 23:52)

dir frage ist aber warum, 28-jährig, du nicht von dir aus gehst, zumal du ja wüsstest wohin, sondern rausgeschmissen werden "möchtest"(?)


Diese Frage läßt sich meiner Meinung nach auf ziemlich viele Bereiche projezieren. Warum sucht man den Kontakt, warum nimmt man den Druck in Kauf, warum geht man nicht seiner Wege und überläßt die Menschen sich selbst?

Ja... warum? Wieder einmal, weil es die Eltern sind?

Ich für mich bin an einem Punkt, wo ich sogar schon überlege, meine Eltern nicht doch wissen zu lassen, dass eine Therapie nötig ist. Bis vor kurzem wäre das niemals in Frage gekommen. Was sollten sie denken? Aber sie sollen es. Sie sollen denken! Wenn sie, als Großeltern irgendwann MEIN Kind in den Händen halten wollen, dann sollten sie sehr stark nachdenken.
Geht es nach meinem Vater, so ist sein Enkelchen dann sowieso zwei Wochen im Monat bei ihm. So stellt er sich meine Familienplanung vor. :unsure:
Furchtbarer Gedanke, unmögliche Umsetzung.
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Rafaella
Beitrag 08.Sep.2005 - 22:09
Beitrag #71


Freies Vögelchen
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QUOTE (LilithBerlin @ 08.Sep.2005 - 20:43)
QUOTE (Rafaella @  06.Sep.2005 - 23:52)

dir frage ist aber warum, 28-jährig, du nicht von dir aus gehst, zumal du ja wüsstest wohin, sondern rausgeschmissen werden "möchtest"(?)


Diese Frage läßt sich meiner Meinung nach auf ziemlich viele Bereiche projezieren. Warum sucht man den Kontakt, warum nimmt man den Druck in Kauf, warum geht man nicht seiner Wege und überläßt die Menschen sich selbst?

Ja... warum? Wieder einmal, weil es die Eltern sind?

.

vielleicht weil die sehnsucht der menschen nach wurzeln so groß ist, was eine zeitlang von der pädagogik/psychologie unterschätzt wurde, als man der meinung war, der mensch sei fast auschließlich produkt seiner sozialisation, egal durch welche(n) "sozialisationsagenten"....mittlerweile ist die relevanz der ursprungfamilie als wurzel, im idealfall wurzel der kraft, im anderen fall als wurzel in vergífteter quelle wieder im blickfeld.

die familienaufstellung nach hellinger arbeitet mit diesem prinzip, m.e. nicht seriös, sondern z tl. skandalös, indem opfer vo missbrauch gewalt dazu gezwungen werden, den tätern zu vergeben, sogar zu danken *kotz*

Aber auch die erfahrensberichte von adoptivkindern zeigen häufig, wie wichtig die verwurzelung in der -biologischen - herkunftsfamilie für ein stabiles selbstbild sein können.

Ich kenne aus eigenem erleben den weg von der vergifteten quelle über die totale selbstgemachte entwurzelung zurück zu den ursprüngen, dann sorgfältigem unterscheiden zwischen "giftig" und nährend und der dadurch enorm gewachsenen inneren kraft.

und wünsche euch allen hier einen guten weg, eine gute reise zu der inneren stärke..

Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 08.Sep.2005 - 22:10
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kahlan
Beitrag 08.Sep.2005 - 22:31
Beitrag #72


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QUOTE
Wenn sie, als Großeltern irgendwann MEIN Kind in den Händen halten wollen, dann sollten sie sehr stark nachdenken.


Und das ich das nicht verhindern kann und die Angst davor, dass sich meine Mutter mein Kind vielleicht krallt, wenn mir etwas passiert (und sie wird es versuchen, wenn sie jemals die Gelegenheit dazu bekommt...), hat meine Entscheidung GEGEN ein eigenes Kind maßgeblich beeinflusst.
Ich kann mich inzwischen beschützen, aber was, wenn mir das bei meinem Kind nicht gelingt?
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Squirrel
Beitrag 10.Sep.2005 - 16:30
Beitrag #73


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QUOTE (LilithBerlin @ 08.Sep.2005 - 20:43)
QUOTE (Rafaella @  06.Sep.2005 - 23:52)

dir frage ist aber warum, 28-jährig, du nicht von dir aus gehst, zumal du ja wüsstest wohin, sondern rausgeschmissen werden "möchtest"(?)


Diese Frage läßt sich meiner Meinung nach auf ziemlich viele Bereiche projezieren. Warum sucht man den Kontakt, warum nimmt man den Druck in Kauf, warum geht man nicht seiner Wege und überläßt die Menschen sich selbst?

Ja... warum? Wieder einmal, weil es die Eltern sind?

@Fledi:

Wie ist der letzte (von mir hervorgehobene Satz) gemeint?

@Raffaela:

Ich muß nach einigen Tagen intensiven Nachdenkens zugeben, daß ich insgeheim doch immer noch hoffe, sowas wie Zuneigung und Anerkennung von meinen Eltern zu bekommen...
Ob es teils auch daran liegt, daß ich noch hier wohne, kann ich nicht sicher sagen (der finanzielle Aspekt bleibt ja dennoch bestehn), aber es deutlich abstreiten kann ich irgendwie nicht mehr -_-

LG
Squirrel

Der Beitrag wurde von Squirrel bearbeitet: 10.Sep.2005 - 16:31
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Fledi
Beitrag 10.Sep.2005 - 17:08
Beitrag #74


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QUOTE (Squirrel @ 10.Sep.2005 - 17:30)
Ich muß nach einigen Tagen intensiven Nachdenkens zugeben, daß ich insgeheim doch immer noch hoffe, sowas wie Zuneigung und Anerkennung von meinen Eltern zu bekommen...

Hallo Squirrel,

Du hast Dir die Antwort auf Deine Frage bereits selbst gegeben. Es ist die innerliche Sucht nach Anerkennung, nach Aufschauen können, dass man selbst anerkannt wird und zu einem aufgeschaut wird.

Was meine Person angeht: in meinem Umfeld, komm ich mit den unterschiedlichsten Menschen aus. Ich kann mich - wenn ich auf meine Erfahrungen zurückblicke - in kurzer Zeit relativ hoher Beliebtheit erfreuen, da ich ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein habe. Das brauchte ich auch immer schon :unsure:

Aber... und das ist das große Problem. Fremde Menschen sprechen mit mir, Freunde sprechen mit mir, Bekannte tun dies. Sie schauen auf, sie heben mich teilweise unberechtigerweise in den Himmel und sind stolz. Nicht aber meine Eltern. Und dennoch hoffe ich es insgeheim, dass es irgendwann so sein wird. Deswegen das Ausharren, das da sein, das Tun und machen.... eben weil es die Eltern sind und sie aufschauen sollten, weil sie spüren sollten, dass was nicht okay ist, weil ihnen wichtig sein sollte, was mit dem Kind passiert, egal wie alt es auch immer sein mag.
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Squirrel
Beitrag 10.Sep.2005 - 17:53
Beitrag #75


Tante!
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@Fledi...du hast mit deinen Worten gerade voll den Punkt getroffen...sehr schmerzlich, aber auch so wahr... :(
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outlook
Beitrag 10.Sep.2005 - 19:27
Beitrag #76


Suppenköchin
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Das meine Eltern zu mir aufschauen, das hab ich eigentlich nie gebraucht, anerkannt werden überhaupt gesehen werden, dagegen schon.
Meine Eltern waren fast 40, als ich zur Welt kam, sie sind Anfang der zwanziger geboren worden, daher schreibe ich vermutlich über die ältesten Eltern hier..zumindest, was die Mutter angeht..

In meiner familiären Geschichte nahmen die Geschwister in gewisser Weise Elternrolle ein,
der Vater zog sich meist zurück, baute sich im häusliches Reich, einer kleinen Sozialwohnung, eine unangreifbare innere Festung, aus der er , wenn er es für nötig hielt, cholerisch lautstark die Kinder angriff.
Unsere Mutter war die immer unter Zeitmangel leidende Versorgerin der Familie, nicht für
die Probleme der Kinder da und mit der Fähigkeit versehen, allen ohne Worte zu vermitteln,
dass sie schon selbst mit dem Leben klarkommen müßten.

Wir sind aufgewachsen bzw. gezeugt worden in einer Zeit, als es die Pille zur Empfängnisverhütung noch nicht gab….entsprechend war bei meinen Eltern wohl auch kaum
eines der Kinder, abgesehen vielleicht vom sog. Stammhalter ein Wunschkind.
Als Sudetenvertriebene im Krieg verheizt, nie wirklich selbständig geworden…einfach im Denken und irgendwie immer noch am im Leben- treibend, statt selbst zu planen- meine Eltern.
Die finanzielle Situation war entsprechend schlecht, fünf Kinder, ein Vater, der durch sein Verhalten immer aus den Jobs flog und verschiedenen Süchten frönte.

Es war also eher ein Nichtverhältnis, das wir zu unseren Eltern hatten…sie gaben uns , wenn auch manchmal nur knapp vorhanden, Nahrung, Materielles und ein Zuhause.
Als Zuhause hab ich es allerdings nur empfunden, weil ich Geschwister hatte und ich bin froh, dass ich als Zweitjüngste Brüder und eine Schwester „vor“ mir hatte, die mich schützten, mir Wege aufzeigten, mich emotional auffingen.
Natürlich, man kann immer sagen, Eltern haben Verantwortung, aber wenn ich es im Nachhinein besehe, dann hatten meine eher nicht das Heft ihres Lebens in der Hand, waren hoffnungslos überfordert mit allem und in keiner Weise fähig selbst im fühlbaren Maß Liebe zu geben.

Das alles , jetzt nach Jahren zu sehen, verringert meine Wut, die ich schon manchmal in mir
spüre, wenn meine Mutter nun, im Alter, die Nichten verhätschelt, ihnen Geschenke macht, sie „omagemäß“ behandelt . Da grollt es schon in mir…immernoch, denn das haben wir, ihre eigenen Kinder nie mit ihr so erlebt.

Ich bin dankbar dafür, dass mein Vater seit 10 Jahren tot ist…so schlimm es sich auch anhört…er war doch ,
wie ich mir irgendwann als Kind eingestand, der einzige Mensch auf der Welt, den ich ob seines Verhaltens, seiner oft spürbaren Beziehungslosigkeit zu uns, seiner Destruktivität, gehaßt habe.

Die Fähigkeit zu Zärtlichkeit, zu Nächstenliebe…das ist sicher nicht auf ihrem erzieherischen „Mist“ gewachsen…und wir sind wohl ein Beispiel dafür, dass schon Umstände fern von elterlicher Erziehung einwirken, die das Verhalten der Kinder später in eine ganz andere Richtung laufen lassen können, als die von den Eltern vorgelebte.
Meiner Mutter hab ich vergeben können, sie würde auch nichts verstehen, wenn ich darauf zu sprechen käme, davon bin ich überzeugt…den Vater hab ich ausgeblendet, als er nurmehr ein kränkliches Häuflein Elend war..kurz vor seinem Tod, er hätte nie in die Position kommen dürfen Kinder zu haben, es stand sich und uns im Leben nur im Weg.

Und doch…resultierend aus der Vergangenheit ist wahrscheinlich mein mangelndes Selbstbewußtsein, das sich seltsamerweise abwechselt mit innerer Sicherheit und Gelassenheit…ein Zustand, der kaum zu vermitteln ist.
Ich kann nicht sagen, ich bin schüchtern , immer verängstigt…denn es ist sehr wechselhaft in mir ….das kann ich mir nur so erklären, dass meine Schwester mir das nötige Urvertrauen geben konnte…sie war eine Art Ersatzmutter für mich.

Doch es ist scheinbar noch ein Mangel, eine Reaktion in mir auf meine Kindheit da, die mich manchmal total verunsichert sein lassen...anders kann ich es mir nicht erklären und ich arbeite wahrscheinlich zeitlebens daran.. :patsch:


Liebe Grüße...von Outlook

Der Beitrag wurde von outlook bearbeitet: 10.Sep.2005 - 19:31
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LaPia
Beitrag 12.Sep.2005 - 23:20
Beitrag #77


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Berührend eure Beiträge... auch ich traue mich nicht, alles hochkommen zu lassen, an was ihr mich erinnert. Zuviel Angst, das Leben nicht mehr im Griff zu behalten, verrückt zu werden. Im Moment meistens am Telefon auflegen. Schaffs nicht immer. Will eine letzte Chance lassen. Hoffe auch wider besseres Wissen immer noch geachtet und geliebt zu werden. Meine Eltern sind das Letzte!!!
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outlook
Beitrag 19.Sep.2005 - 13:47
Beitrag #78


Suppenköchin
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Hallo @LaPia,

du klingst sehr enttäuscht und frustriert.
Wenn ihr noch miteinander telefoniert ist der Kontakt noch nicht völlig abgebrochen, hast du keine Vermittler, die du einschalten kannst? Verwandte?

Ist deine Frauenliebe das größere Problem zwischen euch oder sind es deine Kindheitserfahrungen?
Versuchst du sonstwie Unterstützung zu bekommen, um mit der Lage umzugehen?

Schön wär`s, man würde Eltern nicht so eine wahnsinnig große Bedeutung zumessen, aber das geht halt kaum. Sie und die gemeinsame Vergangenheit haben zu sehr zu dem beigetragen was wir nun sind, damit müssen wir jetzt leben.
Wie gut wir damit leben hängt davon ab, wie wir es verarbeiten.
Mir hat zeitweise eine stoische Gelassenheit geholfen, die mir selbst schon leicht unheimlich war.
Was nicht heißt, diese Ruhe trage ich als Ergebnis der Kindheit in mir, leider nein,
aber ich kann sie in turbulenteren Situationen manchmal hervorkramen.....ganz nützlich.

Je älter ich werde, desto mehr Frauen begegnen mir, die sich von ihren Eltern weitgehend losgesagt haben. Das ist schon traurig, manchmal gibt es aber wohl keinen anderen Weg.


Ich wünsch dir, dass du wieder klarkommst....ihr wieder eine bessere Verbindung schafften könnt. Frau kann nicht immer das Wunschbild der Eltern darstellen, das müssen sie akzeptieren, wir auch, wenn es auch manchmal sehr wehtut.

LG Outlook




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LaPia
Beitrag 20.Sep.2005 - 23:29
Beitrag #79


Naschkatze
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@outlook,
danke ´deiner lieben Nachfrage.
Nein, es ist nicht vor allem die Liebe zu einer Frau, die das Problem mit meinen Eltern darstellt. Es sind Kindheitserinnerungen, aber auch immer mehr, wie sie aktuell mit mir umgehen. Ich kann nicht akzeptieren, dass mir meine Mutter nie zuhört, mich nicht ernstnimmt, versucht mich zu bestimmen, nie weiß, über was wir letztes Mal geredet haben, mich ohne Ankündigung überfällt. Das sind für mich Grenzüberschreitungen, die ich mir von niemand bieten lassen will, auch nicht von meiner eigenen Mutter. Nur ist es bei ihr so schwierig, sich dagegen zu wehren. Breche ich den Kontakt ab, setzt sie alles daran, mich zu erreichen, umso mehr, desto mehr ich mich wehre. Mir ist schon so, dass ich unter diesen Umständen mit dieser Person, die meine Grenzen so wenig achtet und sich nicht wirklich für mich interessiert, nichts zu tun haben will.
Bei meinem Vater ist es die Kindheit: meien Erinnerungen an die von ihm erschlichenen Streicheleinheiten meiner Genitalien... bei dieser Gelegenheit sage ich mir immer etwas hilflos es sind meine meine meine um ihn aus meinen Gedanken zu drängen. Ich kann diese Gedanken so wenig ertragen, dass ich gleich wieder verdrängen muss- Wie haltet ihr anderen es aus euch zu stellen, sowas in einer Thrapie zu bearbeiten, immer mit diesen Gefühlen und Gedanken zu Leben, ihr, die ihr zum Teil noch viel Schlimmeres erlebt habt?
Ich habe das Gefühl, meine Eltern töten zu müssen, aber es gelingt mir nicht.
Ich will nicht mehr mit ihnen Leben (also ich lebe alleine, aber ich will mich von ihnen trennen), aber das ist irgendwie komisch, es geht nicht. Momentan lege ich jedes Mal auf, wenn sie anrufen, ohne ein Wort zu sagen.
Das ist der seither beste Zustand. Ruhiger . Gelassener.
Vermittler: ich weiß nicht recht. Ich glaub das will ich nicht. Weil mir kein realistisches Ziel einfällt. Mit einem meiner Brüder habe ich ein gutes Verhältnis. Er hat zu meinen Eltern auch einen guten Kontakt, was mich immer wieder verletzt, nachdem, was er alles weiß über mich und meinen Vater zum Beispiel. Er ignoriert die Realität um ein Zuhause und Eltern zu haben, weil er sehr das Gefühl hat, dass er dies braucht. Jetzt entschuldige ich ihn, weil ich auch sowas wie Familie galube zu brauchen? Eigentlich bin ich vor allem wütend.
Ich habe eine wunderbare Freundin, erlebe zum ersten Mal in meinem Leben richtige Zugewandtheit, Vertrauen und Geborgenheit. Bin manchmal erstaunt, dass das nun 6 Jahre schon so klappt trotz meiner Vorgeschichte.
Ich hoffe sehr, dass ich noch mal mehr Gelassenheit entwickele, ich glaube schon, dass das mit der Zeit entstehen kann.
Danke fürs Zuhören!
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Beitrag 21.Sep.2005 - 18:12
Beitrag #80


Suppenköchin
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Hallo @LaPia

Brüder...auch, wenn sie uns in der Kindheit begleitet, auch wenn sie die Eltern erlebt und unsere Geschichte erzählt bekommen haben...sie standen/stehen in einem völlig anderen Verhältnis zu den Eltern, besonders zum Vater.
Ich denke, selbst Übergriffe erfahren zu haben ist bedeutend eingreifender in die Seele....dein Bruder weiß zwar darum, aber es kann ihn nicht so tief aufwühlen wie dich, auch wenn er es sicher ganz schrecklich findet.
Er wird auch als Sohn einen anderen Status haben, Töchtern fuhrwerken Eltern viel eher ins Leben.

Oje...es ist wirklich sehr problematisch ...wenn du eigentlich geachtet, geliebt sein willst und eine Ablösung trotzdem die beste Lösung zu sein scheint....
...wenn selbst ein Bruch mit deinen Eltern, deiner Mutter nicht gelingt, weil sie dich verfolgt..schlimm..

Raten kann ich dir nicht viel...vielleicht weiter versuchen Verständnis für deinen Bruder zu haben, Zeit verrinnen zu lassen....den Kontakt zu deinen Eltern so gering wie möglich zu halten....weiter Kraft aus deiner Beziehung zu schöpfen und doch irgendwann, wenn du stark genug bist, dich für jemanden öffnen, der professionell helfen kann.
Das vertrackte ist, wenn du vielleicht stark genug dafür ist, dann bist du auch möglicherweise in der Lage mit allem gelassener umzugehen...

Ich wünsch dir alles Gute... :zustimm:
Liebe Grüße

Outlook
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Fledi
Beitrag 23.Nov.2005 - 21:39
Beitrag #81


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QUOTE (Mab @ 23.Nov.2005 - 07:52)
Es war mir nie wichtig, von ihr ein Schuldzugeständnis zu erhalten. Denn ich brauchte ihre Absolution nicht.
Mir reichte die Bestätigung meiner fragmentarischen Erinnerungen durch meine Geschwister und dass meine Vergangenheit tatsächlich teils noch schlimmer war, mich aber mein Gedächtnis vor dieser Erinnerung bewahrt. Denn das Kind brauchte eine gute Mutter.

:unsure:

Situation gesehen auf die letzten 12 Monate.

Ich habe so ziemlich alles schlimme erfahren, mehr, als ich tragen kann. Mir werden die Dinge immer bewusster. Einiges habe ich hier geschrieben. In den letzten 72 Stunden kamen so konzentrierte Dinge dazu, dass ich nicht mehr ein noch aus weiß.

Nun kommt meine Schwester. Verzweifelt. Sie möchte meine Eltern zur Rede stellen. Ich weiß gar nicht, ob ich schon so weit bin. Natürlich suche auch ich Erklärungen, für bewusste Handlungen von Eltern.

Mab, findest Du Erklärungen anders als Schuldeingeständisse? Ich mein, auch ich wollte gute Eltern... die hab ich mir schon "gutgedacht". Nur bin ich inzwischen 27 und der Blödsinn klappt nicht mehr. Wie gehst Du mit den Erinnerungen um, was war, als Du begonnen hast, Dich zu erinnern und manches bestätigt bekommen hast?
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jellyfish
Beitrag 24.Nov.2005 - 21:50
Beitrag #82


Vorkosterin
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Hallo,

bitte nicht wundern, dass eine "neue" gleich hier schreibt. Als ich mich vor längerer Zeit entschloss, mich unter diesem Nick anzumelden, war ich im Begriff, ein Thema unter anderem Namen zu posten, entschied mich anders. Hole ich jetzt nach.

Mein Missbrauch begann eigentlich, als ich geboren wurde denn ich sollte der Rettungsanker sein, der einer zerrütteten Ehe. Statt männlich kam dann auch noch ein Mädchen zur Welt. Meinen Missbrauch-Werdegang *sarkasmus off* hier darzulegen, ginge zu weit. Nur soviel, vom Opa über den Vater, die Mutter, die Schwester, bis hin zum "ersten Mal".

Es hat lange gedauert, bis ich mein Mitleidsmäntelchen abgelegt und erkannt habe, dass ich und ich alleine dafür verantwortlich bin, wer mir was tut, mich selbst eingeschlossen. Ist vielleicht missverständlich ausgedrückt (?). Will sagen: Als ich klein war, hatte ich natürlich nicht die Möglichkeit, meinen Eltern zu sagen "Tut das nicht! Tut mir nicht weh!" Ich habe genauso wie alle anderen Missbrauchsopfer nach der elterlichen, der natürlichen Liebe gesucht.

Jetzt aber sind wir erwachsenen und als eine solche spreche ich auch. Der Weg, sich in den Mustern bestätigt zu fühlen ist der einfachste, und der bequemste, und gleichzeitig der schwerste, da er einem Ausbrauch aus dem emotionalen Gefängnis gleichkommt. Nehmen wir mal an, mit Hilfe einer guten Therapeutin gelingt das, halbwegs. Dann ist da immer noch das Thema,dass frau jeden Tag aufs neue konfrontiert werden kann, mit altem Verhalten,in neuen Menschen. Es wird immer wieder eine Herausforderung sein. Und manchmal kommen ganz viele Situationen zusammen, vielleicht noch die mens, und du steckst wieder mittendrin in den alten Ängsten. Aber nun sind wir nicht mehr allein!

Ich habe versucht, die Menschen zu verachten, die mir weh getan haben. Es hat mir großen Kummer bereitet weil ich 1. nicht die Typin bin und 2. Hass ein Kraftfresser ist, Kraft, die ich für mich gebraucht hätte.. Im Film "French Kiss" sagt die Hauptfigur "Even people who hate their mothers love their mothers!" Das hat bei mir sehr viel ausgelöst, denn das was ich letztlich immer getan habe ist, meine Eltern doch irgendwie zu lieben. Ich bin deren Kind. Punkt. Ich kenne viele verbitterte Frauen, und lese sich leider auch hier, die mit unglaublicher Härte gegen ihre (leiblichen) Eltern und Menschen vorgehen. Diese Härte, so denken ich, üben sich jedoch auf sich selbst auch aus und das kann es nicht sein! Natürlcih können wir aufbrechenden Schmerz nicht ignorieren, wohl aber nicht noch Salz in die Wunde tun, sondern uns auf uns konzentrieren, auf die Gesundung. Das kann nicht mit Hass geschehen.

QUOTE
Mab, findest Du Erklärungen anders als Schuldeingeständisse? Ich mein, auch ich wollte gute Eltern... die hab ich mir schon "gutgedacht". Nur bin ich inzwischen 27 und der Blödsinn klappt nicht mehr.


Gut-denken ist gut. Für alles eine Erklärung finden, nur damit sie in dem rechten Licht stehen, in dem Frau sie gerne hätte. Ich frage mich wofür? Warum? Um dir nicht zu begegnen?

QUOTE
Wie gehst Du mit den Erinnerungen um, was war, als Du begonnen hast, Dich zu erinnern und manches bestätigt bekommen hast?


Als ich mich direkt an den Missbrauch erinnerte und meinen Vater damit konfrontierte, hat er gesagt "Ist doch schon so lange her!" Ich hätte aus den Latschen kippen können, und ich blieb ganz ruhig. Die Wahrheit war wesentlich besser erträglich als dieses ewige Rumsuchen danach. Vor allem konnte ich mich nun auf meine Gesundung konzentrieren.

Es gibt nichts schöneres als ein Etappensieg. Wieder etwas verstanden! Eine Umarmung meines inneren Kindes, und umarmung für ein richtiges Kind. Es funktioniert.

Manchmal sagt man mir nach, ich hätte zuviel Verständnis und würde für alles eine emotionale Begründung finden. Tja, es ist so! Es gibt sie! Einmal sagte mir ein Engel, der mich während der ersten hoppeligen Gehversuche begleitete: "Wir sind etwas ganz besonderes! Vergiss das nicht!"

Du bist auch was ganz besonderes, Lillith, eine wunderbare Frau, wie alle hier!


Jellyfish
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hexe
Beitrag 25.Nov.2005 - 00:23
Beitrag #83


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Hm.Ich möchte eigentlich ne Menge hierzu sagen,muß mich aber vorerst - und vielleicht bleibt es dabei-darauf beschränken,für mich selber festzustellen,daß ich sehr betroffen und nachdenklich bin.
Das bringt eine Nähe zu sich selbst mit sich,die im Alltag gern mal untergeht...
Was ich loswerden möchte:
Lilith,Du hast gefragt,wie frau damit umgeht,wenn Erinnerungen kommen und bestätigt werden...die Frage ging an Mab,ich antworte trotzdem mal darauf.
Ich habe vor 10 Jahren den letzten Therapieversuch gemacht,ambulant,bei Wildwasser.Da passierte genau das,ein hochkommen gewisser Erinnerungen,so intensiv,als steckte ich mitten drin.Ich hab verdammt viel Kraft gebraucht,das durchzustehen.Die Therapie war einmal pro Woche,45 Minuten.Es war aber so schlimm,daß daneben nichts anderes mehr möglich war.Ich hab tagelang Rotz und Wasser geheult,war so neben mir,daß ich mich schn***** "mußte",um mir meiner selbst bewußt zu werden,und dergleichen mehr.Ich hatte irgendwann nur noch den Gedanken,dem Täter das Leben zu nehmen,zu strafen.Er hat für das,was er mir angetan hat,lange Jahre im (offenen)Strafvollzug gesessen(weil ICH ihn angezeigt habe),aber das ist m.E.nicht annähernd so schlimm,wie das,was ich durchmach(t)e.Für ihn war es damit erledigt,ich hingegen werde es wohl niemals ganz los.
Die Therapie und die Erinnerung in dieser extremen Form habe ich aus Selbstschutzgründen abgebrochen.Vor allem auch,weil ich zu der Zeit schon alleinerziehende Mutter eines Babys war,für das ich Verantwortung zu tragen hatte.Das war in diesem Gemütszustand nicht angemessen zu gewährleisten.
Die Zeit vom Abbruch der Therapie bis zur Stabilisierung meiner Psyche fehlt in meinem Gedächtnis.
Im Nachhinein kann ich sagen,daß es trotz allem gut war,mich zu erinnern und diese Hölle zu durchlaufen.Danach war ich stabil wie nie vorher,so schlecht ging es mir nie wieder.Ich habe gelernt,meine Stärken anzuerkennen und zu mir zu stehen - und auch,zu sagen,DAS ist zu viel für mich,hier übernehme ich Verantwortung für mich und mein Umfeld,indem ich mich NICHT der Vergangenheit stelle,sondern der Gegenwart!Diesen Schritt habe ich nie bereut,und diese Stabilität habe ich noch immer.
Ich möchte noch dazu sagen,daß ich die Mutter,die mir kein Schutz war,zur Rede gestellt habe.Ich habe sie Gewissermaßen gezwungen,Stellung zu beziehen und mir zu erklären,warum sie das zugelassen hat,warum sie nicht eingeschritten ist.Gezwungen dadurch,daß ihr "ich will nicht darüber reden"für mich keine Relevanz hatte.Ich war mir wichtiger,es ging um mein Überleben.Ich habe sie immer wieder gefragt und konfrontiert,bis sie geantwortet hat.Es hat lange gedauert,aber auf diese Weise konnte ich mich mit ihr aussöhnen.Darüber bin ich froh.
Zuletzt möchte ich Dir,Lilith,noch sagen,daß der schwierigste Weg manchmal der richtige ist,auch wenn es zunächst nicht danach aussieht.
Ich wünsch Dir ganz viel Mut und Glück auf Deinem Weg!
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hexe
Beitrag 25.Nov.2005 - 22:32
Beitrag #84


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QUOTE (Mab @ 25.Nov.2005 - 08:40)
Ich kann nur angebotene Hilfe zulassen und mich selbst heilen.

Dem stimme ich absolut zu.
Wichtig dabei ist,sich selbst anzunehmen,mit allem,was zu einem gehört,ob die einzelnen Komponenten nun schön sind oder nicht.Aus allen Facetten wird ein Ganzes;ein liebenswertes Ganzes.
Und irgendwann,Hand in Hand mit der Akzeptanz der eigenen Geschichte,kommt auch das Wissen"ich bin nicht schuld".Damit entwickelt sich dann ein ganz neues Selbstverständnis,und es wird immer leichter,sich selbst zu helfen.
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sometimes
Beitrag 26.Nov.2005 - 11:44
Beitrag #85


Fürstin Pückler
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Guten Morgen an Alle!

Eine mutige und, wenngleich schreckliche und traurige, dennoch wichtige Diskussion, wie ich finde.

Meine Geschichte beinhaltet von allem etwas, was hier von Euch beschrieben wurde: Missbrauch, physische und psychische Gewalt, Demütigungen. Es war mir über viele Jahre aus dem Bewußtsein genommen, sicherlich aus gutem Grund. Da war immer nur Depression und Versuche, mir selbst den Garaus zu machen. Sei es mit Selbstmordversuchen oder exzessivem Lebensstil.
Erst mit ca. 30 Jahren kam es brockenweise an die Oberfläche. Als mein Vater dann vor 10 Jahren starb, dachte ich, ich könne alles mit in dieses Grab werfen. Das hat eine zeitlang auch ganz gut funktioniert. Zwei Jahre später starb dann mein Bruder, den sie auch auf dem Gewissen haben, der nicht die Kraft hatte, die ich wohl habe und von der ich gar nicht weiß, wo ich sie immer wieder her nehme.

Meine Mutter badet diesbezüglich in Selbstmitleid ("Ich habe alles falsch gemacht")und Phrasen wie "ich habe es nicht gewußt" und "wir haben es nicht besser gewußt und wollten doch nur Euer Bestes". Auf eine Entschuldigung warte ich bis heute. Nein, warte ich nicht mehr. Es ist mir mittlerweile gleichgültig. Mit 14 habe ich einmal zurückgeschlagen. Als ich das mal angesprochen habe, meinte sie, das hätte ich schon viel früher tun sollen. Das hätte ich mal probieren sollen!

Beziehungsunfähig wie ich mein Leben lang bin (oder hoffentlich war), habe ich vor einem halben Jahr auch die Frau vertrieben, die mir so wichtig war. Seitdem mache ich endlich Therapie. Es hilft mir aus diesem Kreis der immer gleichen Gedanken heraus und erklärt die Muster, die mir immer im Weg stehen.
Ich glaube aber, dass solche Diskussionen oder auch Gespräche wie diese mit ebenfalls "Überlebenden", mindestens genauso wichtig sind.

Achsoja: vor 4 Wochen kam eben diese meine Frau wieder. Sie macht seitder Trennung auch Therapie und wir sind zuversichtlich, dass wir es dieses Mal schaffen werden. :)


Jetzt muß ich ein bißchen weinen - und umarme Euch in Gedanken.

Some




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