Coming Out - die gängigsten Hürden Einstellungen

[nachdemoutingist...]

Seid gegrüsst Ihr Lieben,

ich arbeite als Journalistin vor allem für lesbische/frauenorientierte Presse. Gerade arbeite ich an einem Buchprojekt zum Thema Coming Out. Ich schöpfe da vor allem aus eigenen Erfahrungen, aber auch aus denen von Freundinnen, Bekannten und dem was man seit Jahren aus der Presse entnehmen kann.

Es geht vor allem um die Frage was die Hürden sind, mit denen man als Frau hierzulande und in diesen Zeiten (immer noch) konfrontiert wird respektive rechnen kann.

Vielleicht könnt Ihr mir aus Eurem Erfahrungsschatz berichten, was die gravierenden Hürden bei Euch waren?

Bei mir kann man sagen: 2 Dinge. Reaktionen mütterlicherseits, die über Jahre für Streitpotential, zumindest aber immer für Diskussionsstoff sorgten. Weltbilder die kollidieren. Zum anderen der Beruf. Dort hab ich selbst niemanden unterrichtet, musste aber feststellen dass andere das für mich getan hatten (für dieses "Zwangsouting" war ich nicht sehr dankbar, zumal die Reaktionen teils sehr unerfreulich waren).

Vielleicht auch eine Altersfrage? Ich bin 33, die Generation meiner Eltern ist nicht unbedingt so liberal, ich selbst hatte in meiner Pubertät mit Angriffen vor allem anatolischer Mitbürger in meinem Wohnort zu kämpfen.

Aber es geht mir nicht allgemein um Probleme Homosexueller in Punkto Anerkennung. SOndern eben speziell um die Phase des COMING OUTs, also der Zeit in der man sich selbst und der Welt (oder dem Teil der einem wichtig ist) offenbart, wer man eigentlich ist. Das ist ein wichtiger Selbstfindungsprozess, leider oftmals von trüber Musik begleitet.

Wie ergeht es heutigen Jugendlichen? Ist es leichter geworden? Oder sind die Problembereiche wie Familie, Beruf, Nachbarschaft, Schule etc. immer noch dieselben?

Würde mich sehr über biographische Anekdoten freuen. Und noch mehr würde ich mich freuen wenn man über sowas wie "coming out" nicht mehr schreiben müsste, weil die verschiedenen Sexualitäten einfach als normal anerkannt werden. Aber das ist ein anderes Thema....

Es grüsst herzlich in die Runde


Maja

[nachdemoutingist...]

Grüss Euch nochmal,

ich poste mal eben eine private Frage die ich in meiner Mailbox hatte (hoffe das ist ok, Grübler)- nach meinen Beweggründen. Kann ja sein, dass Ihr Euch auch fragt warum ich mit diesem Anliegen hier reinplatze. Mein weiterer Hauptgrund ist natürlich, dass als journalistisch tätige Frau einfach neugierig und wissbegierig bin, und dass ich vor allem gern über Dinge schreiben zu denen ich selbst einen Bezug habe und mit denen man vielleicht noch dem ein oder anderen die AUgen öffnen kann (soviel Idealismus muss sein).

Klar ist EUch hoffentlich, dass alles was hier gesagt wird "unter uns" bleibt, respektive nicht in einer Form verschriftlicht wird, die irgendjemanden "entlarven" könnte. Alles anonym, sogesehen. Es geht mir nur ums Sammeln von wiederkehrenden "Coming-Out-Mustern", wenn man so will.




Grüß dich,

Beweggründe? Wenn Leute bei mir heulend auf der Couch sitzen weil ihr Coming Out in die Hose gegangen ist, dann gibt mir das zu denken. Wenn ich meine Geschichte betrachte, gibt mir das auch zu denken. Mein Coming Out ist mehr als 13 Jahre her und trotzdem ist das Thema noch nicht abgeschlossen. Warum ist das so?

Ich bin in der glücklichen Position darüber in Zeitschriften schreiben zu können und jetzt bei diesem Buchprojekt soll es in ausführlicherer Form passieren. Ich wünsche mir auf Probleme aufmerksam zu machen. Deswegen hoffe ich dass vor allem Menschen es lesen werden die sich mit dieser Problematik nicht auskennen. Es nützt ja nichts wenn ich Lesben ihre Probleme erkläre. Die kennen wir schliesslich selbst.

Nur stelle ich immer wieder fest dass ich mit meinen 33 Jahren nicht mehr hundertprozentig up to date bin. Es sind teils ganz andere Sorgen mit denen sich Junglesben heute zu beschäftigen haben. Darüber möchte ich mir einen Überblick verschaffen. Im späteren Verlauf des Projekts werde ich, wie sonst auch, per Anzeigenschaltung Leute suchen, die bereit sind, mir in "epischer Breite" davon zu berichten, nicht anekdotenhaft wie das hier im Forum bleiben muss. Also erst geht es um Materialsondierung, wenn man so will.

Coming Out Ratgeber gibt es genug. So etwas möchte ich nicht schreiben. Ich schreibe als Fragende, nicht als Frau mit viertausend Antworten in der Tasche.

Gruss,
Maja

[Milchzähnchen]

Hallo,
willkommen erstmal hier in dieser Runde :)

Also, meine Neigung habe ich mit 14 Jahren entdeckt. Dazu gestanden habe ich dann nach und nach in den Jahren, obwohl ich noch einige Freunde dazwischen hatte, aber das wahrscheinlich nur meiner Ma zu liebe. :wacko: :was:
Durch meinen damaligen besten Freund, der schwul war, schafften wir viele Hürden gemeinsam und nachdem uns alle für ein Paar hielten, kam dann unser Outing. Eigentlich hat sich keiner unserer Freunde zurück gezogen, meine Ma war zwar nicht begeistert, aber sie hat es mit meinem Pa als letzte erfahren und das auch nur, weil ich da schon meine erste Freundin hatte, das war mit 20 Jahren. :)
Heute toleriert es meine Mutter, auch wenn sie mir manchmal immer noch einen Mann wünscht :huh:
Naja, die Eltern meines besten Freundes geben mir heute noch die Schuld, dass ich ihren Sohn schwul gemacht hätte :blink:
Wie auch immer, mir war es eigentlich egal, was andere Leute dazu sagen, denn ich muss so leben und mich mit den Menschen auseinander setzen, für die es immer noch ekelig oder aussergewöhnllich ist.
Unsere Familien lieben uns so, wie wir sind...... :)
Ich bin so, wie es ist sehr glücklich........

Aber der beste Spruch von meiner Ma ist immer noch, der wenn meine Frau an ruft (meine grosse Liebe, die ich mit 20 Jahren kennen gelernt habe und mit der ich heute immer noch glücklich zusammen bin), dann sagt meine Ma immer, deine Frau oder dein Mann, ach wie auch immer ist am Telefon....... :was:

Ich persönlich finde das sehr belustigend und nehme es ihr nicht übel.... :D

[nachdemoutingist...]

Hallo und vielen Dank für deine Antwort....

...wie ist das denn mit deiner Mutter, wenn sie es zwar "akzeptiert" aber es durch die Blume eigentlich deutlich macht dass sie dir einen Mann wünscht....hat sie schon mal so etwas gesagt wie "das ist nur eine Phase"? Oder gibt es zum Beispiel Phasen in denen sie gut damit klarkommt, und Phasen in denen das weniger der Fall ist?

Ich habe schon viel mit Müttern zu tun gehabt, die sich die meiste Zeit über zusammenreissen und einen liberalen Eindruck erwecken wollen, die aber dann in Konfliktzeiten gerne mal klassisch psychologisch ausgedrückt das Phänomen der "Übertragung" walten lassen. Sprich, sie regen sich zum Beispiel über den Beruf ihres Kindes auf, sind aber eigentlich böse über dessen sexuelle Präferenzen, können das aber nicht aussprechen da sie fürchten dann als konservativ oder unzeitgemäss zu gelten.

[Milchzähnchen]

Naja, ich denke, dass sie schon "gut" damit klar kommt, die Abneigung dagegen kommt leider aus ihrer Vergangenheit, die man ihr auch nicht mehr nehmen kann...... :unsure:
Aber, das miteinander ist ok und ich glaube, dass unserer Konflikte nichts mit meiner Neigung zu tun haben, sondern eher mit unserem Gluckenhaften- Mutter-Tochterverhalten...... :blink:

[robin]

Hallo vdoistndo! :)
Ich finde dein thema spannend und auch wichtig, aber erstmal habe ich eine frage an dich, völlig off topic: 'anatolische mitbürger' - ist eine (mir noch unbekannte) koseform für 'türken'? :gruebel:

[AveMaria]

Erstmal willkommen, n.d.o.i.v.d.o. :)

möchtest du die Coming-Out-Geschichten hier im Thread besprechen oder reicht eine sehr lange PM? Welche Aspekte sind dir dabei am wichtigsten?

@robin: ich denke, es ist eine neue politisch-korrekte Bezeichnung :gruebel:

Der Beitrag wurde von AveMaria bearbeitet: 10.Oct.2005 - 08:46

[robin]

@avemaria: :was: anatolien ist ein teil der türkei... man sagt auch nicht: sizilianische mitbürger, sondern italienische :rolleyes:

[AveMaria]

@robin: dann handelt es sich um eine Spezifizierung B)

[kenning]

Ob meine Erfahrungen auf die heutige Jugend zutreffen, weiß ich nicht. Ich bin 29 und so ein richtiges CO hatte ich erst mit 26.

Als ich ca 16 war hab ich zwar schon mal mit dem Thema geliebäugelt, aber als ich mit einer Freundin darüber redete, hat die mich nicht ernstgenommen sondern nur ausgelacht und gehänselt. Thema beendet. Rückblickend betrachtet war sie einfach dumm und ich ein Hasenfuß. Naja ...

Wenn Du ein bißchen im Forum stöberst, findest Du übrigens auch eine Menge CO-Threads in denen viele Leute ihre Erfahrungen zusammengetragen haben. Wenn Du die Informationen eh nur in abstakter Form verwenden willst, können Dir die vielleicht auch weiterhelfen.

kenning

[nachdemoutingist...]

[nachdemoutingist...]

[robin]

@ndoivdo: Aha :huh:
Ich sage nur eins: Vorsicht ist geboten, wenn man virtuell operiert... woher weißt du denn, dass keine userin aus - stell dir mal vor! - anatolien kommt? Wie eine meiner kolleginnen auch zb.?
Und was der sezer da von sich verzapft hat, ist eine respektlosigkeit ohnegleichen! So etwas als politiker zu sagen ist eine bankrotterklärung!!

edit: einsätzchen dazu

Der Beitrag wurde von robin bearbeitet: 14.Oct.2005 - 07:57

[nachdemoutingist...]

Es wäre doch kein Problem wenn eine Userin hier aus Anatolien käme. Ich habe schliesslich an keiner Stelle behauptet ich hätte ein generelles Problem mit Anatoliern. Nichts gegen political correctness, aber man kann das ganze auch zu zwanghaft betreiben ;)

[alba]

Hallo ndoivdo!

Falls Dus noch nicht gesehen haben solltest:

Im Wohnzimmer gibt es einige schöne Geschichten. Unter anderem und veilleicht besonders spannend: Wie klang euer CO?.



Wirst Du eigentlich diejenigen, deren Geschichten Du verwendest, vorher fragen?
Ich persönlich finde den Gedanken, meine Anekdoten plötzlich in einem Buch wiederzufinden, dass ich vielleicht aus Interesse und Unwissenheit einfach ´mal so kaufe, weil das Cover und das Thema CO so nett sind, ziemlich unheimlich. Und es gibt Userinnen, die treiben sich hier womöglich gar nicht mehr herum, gehen dann später in den Buchladen und sind empört/erschrocken oder so....

Magst Du mal ´was zu Deinem Vorgehen sagen? Mir genügen Deine Infos nicht so richtig, muss ich gestehen, entschuldige bitte, wenn da soviel Skepsis aus meinem Post spricht. Ich hätte es gern transparenter und - auch wenn das hier alles in öffentliches Forum mit Zugriff und Lesemöglichkeit für jede/n ist - fände es fair, wenn Verwendetes als solches erfragt würde, weils "böse Überraschungen" wie z.B. o.g. erspart....

Vielen Dank schon einmal! :)
alba

[robin]

@ndoivdo: Ach ja? Du hättest kein problem damit? Wie gnädig! Aber sie hätte höchstwahrscheinlich eins mit deinen aussagen...
Totschlägerargumente wie 'man kann pc auch zwanghaft betreiben' sind bei allen mehrheiten beliebt, wenn minderheiten sich nicht alles gefallen lassen wollen.
P.S. Das ist - ganz freiwillig :P - meine letzte ot-einmischung in deinem thread.

[kenning]

[shark]

Ich fände es auch sinnvoll, mehr über das Projekt zu wissen, grundsätzliche Informationen über das Wie und Wo der Veröffentlichung zu bekommen , um dann entscheiden zu können, ob ich mich in diesem Thread äußern möchte, oder nicht..
Auch ich bin nicht interessiert daran, "Anekdoten" aus meinem Leben in einem Buch wiederzufinden, ohne vorher Bescheid zu wissen.

shark

[Rafaella]

ich finde diesen auftritt auch etwas seltsam...hm irgendwie etwas unprofessionell, gemessen an dem anspruch *nörgel*

[shark]

[alba]

-_- *nickt*
danke shark & rafaella..