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> Coming out..., Schwierigkeiten mit meinen Eltern
the_strange
Beitrag 06.May.2007 - 01:12
Beitrag #1


Geschirrspülerin
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hey!

bin beim surfen auf dieses forum gestoßen und hab mir gedacht, dass das ein netter ort wäre mal einfach alles abzulassen, was mich derzeit so umtreibt...

mein problem ist nicht grade neu: wie sag ichs meinen eltern? größeres problem: einstellung meiner eltern (besonders meines vaters) zu allem, was mit homosexualität zu tun hat.
ich hab des öfteren mal dezent die sprache auf das thema gebracht und dann immer eher abschreckende reaktionen erhalten...
genauer gesagt ist mein vater psychologe und hat die ansicht, dass homosexualität im grunde eine "krankheit" ist. für ihn heißt das, dass in der erziehung oder sonstwie irgendwas schrecklich schief gelaufen ist, was eigentlich therapiert gehört (er will niemanden "umerziehen", das leuchtet ihm schon ein, dass das nicht geht, meint aber trotzdem, dass es sich um eine störung handelt, weil keine "normale" beziehung). ist halt absolut nicht tolerant, schwer zu erklären...

ich liebe meine eltern und komm eigentlich super mit ihnen klar -bis auf diese eine "kleinigkeit" eben-, deshalb ist die reaktion auch wie ein schlag in die magengrube. ich habe großen respekt vor dem fachwissen meines vaters, fühl mich aber eigentlich ganz und gar nicht krank :/...

ich war längere zeit im ausland und bin da so langsam wirklich mit mir ins reine gekommen (so weit weg von allen hoffnungen/vorstellungen/wünschen, die so von anderen in einen gesetzt werden). jetzt bin ich wieder zu hause, eigentlich mit dem festen vorsatz was zu ändern. ich will so nicht weitermachen, hab aber, ehrlich gesagt, leicht den mut verloren.
ich hab von meinen eltern eigentlich immer absolute unterstützung und liebe erfahren und ich glaube, dass würde sich mit einem outing ändern. meine eltern würden denken, etwas "falsch" gemacht zu haben und sich die schuld geben, da bin ich mir absolut sicher. ich weiß nicht, ob ich damit klarkommen würde. hänge momentan völlig in der luft und fühl mich sehr allein...

danke fürs lesen/zuhören :)
p.
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Antworten (1 - 23)
junisonne
Beitrag 06.May.2007 - 09:07
Beitrag #2


Gut durch
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QUOTE (the_strange @ 06.May.2007 - 01:12)
genauer gesagt ist mein vater psychologe und hat die ansicht, dass homosexualität im grunde eine "krankheit" ist. für ihn heißt das, dass in der erziehung oder sonstwie irgendwas schrecklich schief gelaufen ist, was eigentlich therapiert gehört (er will niemanden "umerziehen", das leuchtet ihm schon ein, dass das nicht geht, meint aber trotzdem, dass es sich um eine störung handelt, weil keine "normale" beziehung). ist halt absolut nicht tolerant, schwer zu erklären...

ich habe großen respekt vor dem fachwissen meines vaters, fühl mich aber eigentlich ganz und gar nicht krank :/...


Hallo strange

uih, das hört sich nicht gut an. Ohne Deinem Vater zu nahe treten zu wollen, aber der Begriff "Fachwissen" passt an dieser Stelle dann wohl nicht. :wacko:

Mir geht gerade durch den Kopf, ob er "seine Theorie" noch aufrecht erhält, wenn er erfährt, dass in seiner Erziehung "etwas schief gelaufen ist"? -_-

SCHULD? Woran? Das ist ein negativ besetzter Begriff und ich finde, er passt nicht zu diesem Thema. Wenn Du frauenliebend bist, dann ist das (gut) so! Sicherlich wird einigen Eltern von Homosexuellen der Gedanke gekommen sein: warum sie/er? Aber darauf müssen WIR keine Antwort geben.

Ich kann verstehen, dass Du unter solchen Umständen, Deinen Mut verlierst, Dinge zu verändern. Lass aber nicht locker!
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shark
Beitrag 06.May.2007 - 09:17
Beitrag #3


Strösenschusselhai
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QUOTE (the_strange @ 06.May.2007 - 02:12)

genauer gesagt ist mein vater psychologe und hat die ansicht, dass homosexualität im grunde eine "krankheit" ist. für ihn heißt das, dass in der erziehung oder sonstwie irgendwas schrecklich schief gelaufen ist, was eigentlich therapiert gehört

Meine Güte.... :wacko: Ich dachte, zumindest bis in die Reihen der Psychologen sei inzwischen vorgedrungen, dass das Unsinn ist.... und von Fach"wissen" würde ich da wirklich auch nicht sprechen wollen...

Vielleicht "braucht" Dein Vater das "Erlebnis" eines COs Deinerseits, um seine antiquierte Position zu überdenken... Leicht wird es für Dich sicher nicht... Aber wenn Deine Eltern Dich bisher geliebt und unterstützt haben, nehme ich an, dass sie es, nachdem sie sich mit Deiner Homosexualität befasst und mit Dir gesprochen haben, auch weiterhin tun werden.

Alles Gute,


shark

Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 06.May.2007 - 09:17
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McLeod
Beitrag 06.May.2007 - 09:37
Beitrag #4


mensch.
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Hiho,

kannst Du von zu Hause ausziehen, wenn es hart auf hart kommt? Hast Du gute Freunde, die bereits bescheid wissen und zu denen Du im Eskalationsfall gehen kannst, die Dich unterstützen?

So wie es sich liest, könnte es ein wenig dauern, ehe Dein Vater damit klar kommt, welch verheerende Wirkung seine Erziehung hatte (Sarksmus-Modus)

Insofern solltest Du mindestens eine der beiden Fragen, besser beide, mit "ja" beantworten, ehe Du Dich zu Hause outest. Ganz pragmatisch betrachtet.

Es grüßt

McLeod
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Leila
Beitrag 06.May.2007 - 10:20
Beitrag #5


Fürstin Pückler
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QUOTE (the_strange @ 06.May.2007 - 02:12)
genauer gesagt ist mein vater psychologe und hat die ansicht, dass homosexualität im grunde eine "krankheit" ist.

ich habe großen respekt vor dem fachwissen meines vaters, fühl mich aber eigentlich ganz und gar nicht krank

Hallo Strange,

da hilft wahrscheinlich nur ein 'Schlagen mit den eigenen Waffen'

Mach Dich doch mal auf der Suche nach Fachliteratur, die seine Ansicht widerlegt und vergrössere sein Fachwissen ;)
Ich kann da im Moment nichts zu beisteueren - aber ich bin mir sicher, dass es dazu was gibt.

Und das nur am Rande: nach diversen 'merkwürdigen' Erfahrungen mit Frauen, die sich ebenfalls der Berufsklasse 'Psychologen' zuschreiben, lebe ich im Moment in dem Modus: 'mach einen weiten Bogen' ;)

Gruss

leila

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Co-Mom
Beitrag 06.May.2007 - 13:01
Beitrag #6


Naschkatze
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QUOTE (the_strange @ 06.May.2007 - 01:12)

genauer gesagt ist mein vater psychologe und hat die ansicht, dass homosexualität im grunde eine "krankheit" ist.

Wenn mein Vater Psychologe wäre, würde angesichts solcher Haltungen ziemlichen Zoff mit mir geben, unabhängig davon, ob ich selber betroffene bin oder nicht. Ich würde mich an Deiner Stelle, wenn Du noch unsicher bist, gar nicht outen, aber trotzdem recht entsetzt reagieren und ihn bitten, sich diesbezüglich fachlich aktualisieren zu lassen, denn mit dieser Einstellung ist er für seine Patienten eine Gefahr.
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the_strange
Beitrag 06.May.2007 - 13:46
Beitrag #7


Geschirrspülerin
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heyho!

danke erstmal für eure antworten! :)
also ausziehen (vor allem im streit) will ich in jedem fall vermeiden... von meinen freunden weiß auch (noch) niemand bescheid.

die idee ihn "mit den eigenen waffen zu schlagen" hatte ich auch :D problem dabei ist, dass er in seiner argumentation schon irgendwie "recht" hat (was den heutigen forschungsstand in der psychologie angeht :huh: ...). da läuft irgendwas in ner wichtigen entwicklungsphase schief, was beziehung angeht. das heißt nicht, dass man homosexualität therapieren soll, das meint er auch gar nicht. aber ist nunmal was schief gelaufen, insofern "störung" der entwicklung... verschwurbeltes therapeutendenken *sg*

ich fühl mich nicht sonderlich "gestört" *g* bin eigentlich sehr glücklich, so wie ich bin.

mein vater hat sich immer sehr bemüht alles "richtig" zu machen, ich bin immer sehr gut mit meinen eltern klargekommen, da wäre ein outing ein schlag ins gesicht. ich glaube, mein vater würde das absolut als persönliches "versagen" empfinden oder sowas... meine eltern haben sich extrem bemüht, es "besser" zu machen, uns (meine brüder und mich) liebevoll zu erziehen, eigenbestimmung, selbstständige menschen usw.

vielen dank für die antworten :)
p.
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Co-Mom
Beitrag 06.May.2007 - 14:48
Beitrag #8


Naschkatze
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QUOTE (the_strange @ 06.May.2007 - 13:46)


die idee ihn "mit den eigenen waffen zu schlagen" hatte ich auch :D problem dabei ist, dass er in seiner argumentation schon irgendwie "recht" hat (was den heutigen forschungsstand in der psychologie angeht :huh: ...). da läuft irgendwas in ner wichtigen entwicklungsphase schief, was beziehung angeht. das heißt nicht, dass man homosexualität therapieren soll, das meint er auch gar nicht. aber ist nunmal was schief gelaufen, insofern "störung" der entwicklung... verschwurbeltes therapeutendenken *sg*

Nein, das entspricht absolut nicht dem derzeitigen Wissensstand.
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the_strange
Beitrag 06.May.2007 - 14:53
Beitrag #9


Geschirrspülerin
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echt?
was dann? hab mir hier schon die finger wund gesucht, nachdem er das ausgepackt hatte... bin wirklich verzweifelt auf der suche nach gegenargumenten.

viele grüße
p.

Der Beitrag wurde von the_strange bearbeitet: 06.May.2007 - 14:55
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Co-Mom
Beitrag 06.May.2007 - 14:59
Beitrag #10


Naschkatze
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QUOTE (the_strange @ 06.May.2007 - 13:46)


mein vater hat sich immer sehr bemüht alles "richtig" zu machen, ich bin immer sehr gut mit meinen eltern klargekommen, da wäre ein outing ein schlag ins gesicht. ich glaube, mein vater würde das absolut als persönliches "versagen" empfinden oder sowas... meine eltern haben sich extrem bemüht, es "besser" zu machen, uns (meine brüder und mich) liebevoll zu erziehen, eigenbestimmung, selbstständige menschen usw.

Gerade wenn das so ist, wird es sich jetzt zeigen. Ein CO betrachte ich nicht als eine Gefährdung Eurer Beziehung, sondern eine Prüfung darauf, ob das Ideal erreicht wurde oder ob Deine Eltern sich und Dir nur etwas vorgemacht haben. Inwiefern Eltern die Eigenbestimmung ihrer Kinder wirklich achten, zeigt sich vor allem dann, wenn diese etwas für sie Unbequemes tun.

Ich würde eine Doppelstrategie fahren: Dein Vater scheint ja kein moralisches Problem mit Homosexualität zu haben, sondern einfach auf einem falschen Forschungsstand zu sein. (Oder ist er etwa christlich, dann hast Du ein anderes Problem, das nicht mit Wissenschaft zu lösen ist.) Also dürfte Aufklärung schon viel helfen. Die andere Schiene der Strategie ist persönliche Offenheit und Vertrauen darauf, daß die liebevolle Erziehung keine leere Luftblase war, sondern ehrlich. Vielleicht könntest Du ja auch Unterstützung bei Deinen Brüdern suchen?
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MissAlice
Beitrag 06.May.2007 - 15:24
Beitrag #11


Salzstreuerin
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http://sz-magazin.sueddeutsche.de/index.php?id=110&tx_ttnews[catSelection]=6&tx_ttnews[showUid]=232&tx_ttnews[tt_news]=1731&cHash=26570d29f4

Das habe ich gerade beim ersten schnellen Suchen zum aktuellen Stand der Forschung gefunden. Wenn man den Professor Hartmut Bosinski googlet, kann man dort auch eine Liste seiner Publikationen finden.

Und um dir nebenbei noch ein bisschen Mut zu machen: Mein Vater hatte vor meinem CO eine sehr ähnliche Einstellung, auch wenn er kein Psychologe ist. Als es dann raus war mit allen meinen Ängsten, die ich gleich mit gebeichtet hatte, hat er eine Torte gekauft, meine Mama und den Hund ins Auto gepackt und ist die 100km zu mir gefahren und alles war gut.

edit: bin zu blöde den Link einzufügen... Sorry!

Der Beitrag wurde von MissAlice bearbeitet: 06.May.2007 - 15:27
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shark
Beitrag 06.May.2007 - 15:28
Beitrag #12


Strösenschusselhai
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QUOTE (MissAlice @ 06.May.2007 - 16:24)
Als es dann raus war mit allen meinen Ängsten, die ich gleich mit gebeichtet hatte, hat er eine Torte gekauft, meine Mama und den Hund ins Auto gepackt und ist die 100km zu mir gefahren und alles war gut.


Wie schön. :) Die Torte hat bestimmt besonders gut geschmeckt... ;) Prima Eltern hast Du da. :blumen2:
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the_strange
Beitrag 06.May.2007 - 16:03
Beitrag #13


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@MissAlice
das klingt doch toll, muss shark da absolut zustimmen *thumpsup*

hab den artikel gelesen, ist auf jeden fall spannend. gibt den ansatz glaub ich schon länger, allerdings bleiben biologische veranlagungen eben veranlagungen, und der rest ist sozialisation, d.h. erziehung.
auch in den aktuellen lehrbüchern findet man diesen biologischen ansatz eher nicht, was es auch nicht einfacher macht. gibt außerdem auch jede menge gegenargumente (hab sie alle schon gehört :wacko: )
religiöse überzeugungen spielen da eher gar keine rolle.

komme immer mehr zu dem schluss, dass das mit dem CO noch ein paar jährchen warten muss. :( glaub da im mom nicht dran, dass das irgendwie gut geht...

lg
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Co-Mom
Beitrag 06.May.2007 - 17:28
Beitrag #14


Naschkatze
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QUOTE (the_strange @ 06.May.2007 - 16:03)

auch in den aktuellen lehrbüchern findet man diesen biologischen ansatz eher nicht, was es auch nicht einfacher macht. gibt außerdem auch jede menge gegenargumente (hab sie alle schon gehört :wacko: )

Soviel ich weiß wird derzeit der biologisch-genetische Aspekt in der Ursachenforschung favorisiert, nicht zuletzt aufgrund der Daten aus der Zwillingsforschung. Aber auch andere Faktoren spielen sicher mit eine Rolle. Man weiß schlichtweg nicht, woher Homosexualität kommt.

Die These Deines Vaters scheint jedoch folgende zu sein: "Es ist etwas in der Entwicklung schiefgelaufen". Folglich wäre HS die Folge eines Unfalls, einer Störung. Diese These ist ganz sicher nicht wissenschaftlich belegbar. Selbst wenn HS nicht genetisch, sondern soziologisch verursacht ist, dann muß es sich nicht um die Folge einer Störung handeln. Dafür spricht auch einiges: Wenn es sich nämlich wirklich um eine Fehlentwicklung handeln würde, dann wäre das schon eine gravierende Sache und die so "Fehlentwickelten" müßten auch enstprechende Probleme haben und Auffälligkeiten zeigen. Das ist aber nachweislich nicht der Fall. Wenn dem aber nicht so ist, wenn also die "Fehlentwicklung" keinerlei Fehler mit sich bringt: Wo ist dann das Problem und warum spricht man von Fehlentwicklung?

Schick Deinen Vater doch mal auf die Seite der APA, der "American Psychological Association". Dort kann er sich über den aktuellen Stand der führenden Psychologen Amerikas informieren. Z.B. auf diesen Seiten, aber man findet noch viel mehr:

http://www.apa.org/pi/lgbc/guidelines.html

http://www.psychologymatters.org/hooker.html

http://www.apa.org/pi/lgbc/publications/justthefacts.html

http://www.apa.org/releases/gaymarriage.html

Ich würde an Deiner Stelle nicht so lange mit dem Outen warten. Ängste und Selbstverleugnung führen sicher zu erheblich mehr Entwicklungsstörungen als Homosexualität. Die Voraussetzungen, daß das gut geht, sind da. Und wenn Du Dich doch nicht outen willst, dann bring wenigstens das Thema auf den Tisch. Ich würde Homophobie bei meinen Eltern auch dann nicht akzeptieren, wenn ich stockhetero wäre. Gegen Intoleranz bin ich intolerant. ;)

Tippfehler korrigiert.

Der Beitrag wurde von Co-Mom bearbeitet: 06.May.2007 - 17:28
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junisonne
Beitrag 06.May.2007 - 18:58
Beitrag #15


Gut durch
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Warum muss Dich die Frage beschäftigen, warum Du lesbisch bist?
Wir fragen uns doch auch nicht,

warum die eine blaue Augen - die andere grüne Augen hat.
Warum einige Paare einen Kinderwunsch haben - andere nicht.
Warum einige ein eigenes Haus haben möchten - andere nicht.
Warum einige Stadtmenschen sind - die anderen nicht.

Wenn Du Deinen Vater fachlich überzeugen möchtest- wirklich möchtest- kannst Du in dieses Vorhaben natürlich viel Energie stecken.

Aber es wäre doch auch eine Überlegung, dass er es einfach so hinnehmen muss! (Den Zeitpunkt des Outings mal außen vor gelassen).

Oder ist es so - mal ganz vorsichtig gefragt- dass in Psychologen-Familien alles hinterfragt wird. (Würdest Du z. B. auch fachlich hinterfragen wollen, warum Du unbedingt Kinder haben möchtst oder nicht? Welche Erlebnisse oder Erziehungsformen dafür verantwortlich sind?)
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the_strange
Beitrag 07.May.2007 - 18:42
Beitrag #16


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@Co-Mom
ja, das mit der fehlentwicklung... der "fehler" ist dann halt, dass ich auf frauen steh...
aber du hast recht damit, wenn du sagst, dass das eine prüfung wäre, hat mich ziemlich nachdenklich gemacht, was du da geschrieben hast.

@JuniSonne
ja, da wird alles hinterfragt. menschen sind nicht einfach so, wer sie sind...
da würde man z.b. auch nen kinderwunsch, bzw. einen nichtvorhandenen diskutieren

letztendlich muss er wohl akzeptieren, wer ich bin. aber ich denke, dass man jemandem nicht wehtun will, den man liebt kennen viele...
:(

liebe grüße
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McLeod
Beitrag 07.May.2007 - 20:10
Beitrag #17


mensch.
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QUOTE (the_strange @ 07.May.2007 - 18:42)
(a) der "fehler" ist dann halt, dass ich auf frauen steh...

(b) aber ich denke, dass man jemandem nicht wehtun will, den man liebt kennen viele...

(a) Schöner Fehler. Ungefähr so wertvoll wie eine Blaue Mauritius. Oder 2-Mark-Stücke auf denen der Adler in die falsche Richtung schaut.

(b) Ja kenn ich. So viele Eltern wollen ihren Kindern nicht wehtun und es passiert trotzdem. Vor allem, wenn sie dummes Zeug über homsexuelle Menschen reden, weil sie denken, die gibt es nur anderswo. Oder weil sie eindeutig die falschen Bücher gelesen haben.

So short, zwinkert

McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 07.May.2007 - 20:14
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Teetrinkerin
Beitrag 07.May.2007 - 22:38
Beitrag #18


Salzstreuerin
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QUOTE (the_strange @ 06.May.2007 - 01:12)
genauer gesagt ist mein vater psychologe und hat die ansicht, dass homosexualität im grunde eine "krankheit" ist. für ihn heißt das, dass in der erziehung oder sonstwie irgendwas schrecklich schief gelaufen ist, was eigentlich therapiert gehört (er will niemanden "umerziehen", das leuchtet ihm schon ein, dass das nicht geht, meint aber trotzdem, dass es sich um eine störung handelt, weil keine "normale" beziehung). ist halt absolut nicht tolerant, schwer zu erklären...

ich liebe meine eltern und komm eigentlich super mit ihnen klar -bis auf diese eine "kleinigkeit" eben-, deshalb ist die reaktion auch wie ein schlag in die magengrube. ich habe großen respekt vor dem fachwissen meines vaters, fühl mich aber eigentlich ganz und gar nicht krank :/...

Hi du,
also ich bin auch Psychologin und das, was dein Vater dir da erzählt über HOmosexualität als Bindungsstörung etc. wird heute als veraltet angesehen, schlicht und einfach deshalb, weil es sich empirisch gesehen so nicht halten lässt. Die großen Psychiater-Organisationen (APA in den USA und WHO für die Welt) haben Homosexualität längst aus den Katalogen der psychischen Krankheiten gestrichen - schon im letzten Jahrtausend ;-)

Ob eine Beziehung "normal" ist dürfte sich darüber hinaus weniger an den Personen, die daran beteiligt sind festmachen, sondern eher an deren Interaktion.

Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber das "Fachwissen" deines Vaters ist das Fachwissen von vor 30 Jahren und wird heute so nur noch von einigen fundamentalistischen Gruppen vertreten.
Aber möglicherweise versteckt dein Vater ja nur seine eigenen Ängste hinter seinem Fachwissen?
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Teetrinkerin
Beitrag 07.May.2007 - 22:42
Beitrag #19


Salzstreuerin
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QUOTE (the_strange @ 06.May.2007 - 13:46)

die idee ihn "mit den eigenen waffen zu schlagen" hatte ich auch :D problem dabei ist, dass er in seiner argumentation schon irgendwie "recht" hat (was den heutigen forschungsstand in der psychologie angeht :huh: ...). da läuft irgendwas in ner wichtigen entwicklungsphase schief, was beziehung angeht. das heißt nicht, dass man homosexualität therapieren soll, das meint er auch gar nicht. aber ist nunmal was schief gelaufen, insofern "störung" der entwicklung... verschwurbeltes therapeutendenken *sg*

Sorry, ich habe vor knapp 2 Monaten mein Diplom gemacht - wenn also jemand behaupten darf, auf dem heutigen Forschungsstand zu sein, dann ja wohl ich ;-) und das ist so einfach NICHT RICHTIG. Man geht heute durchaus nicht mehr davon aus, dass irgendwas schief läuft - im Gegenteil, es gibt einen zieeeemlich hohen genetischen Anteil, der bestimmt ob wir homo- oder hetero werden. Der liegt bei ca. 60%. Bei allen anderen Ursachen ist man forschungsmäßig noch nicht sonderlich schlau. Da werden Dinge wie mangelnde Vaterbindung diskutiert, zu viele weibliche (bzw. männliche) Freunde etc. Aber nichts ist so wirklich gesichert. So der mir bekannte Stand der Wissenschaft.
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McLeod
Beitrag 08.May.2007 - 08:29
Beitrag #20


mensch.
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QUOTE (Teetrinkerin @ 07.May.2007 - 22:38)
Die großen Psychiater-Organisationen (APA in den USA und WHO für die Welt) haben Homosexualität längst aus den Katalogen der psychischen Krankheiten gestrichen - schon im letzten Jahrtausend ;-)

Naja, die Anzahl der Jahre bis zum Jahrtausend-Ende lassen sich ein beiden Händen abzählen. Insofern mutet die Erwähnung des Jahrtausends angesichts der etwa 991 Jahre davor ein wenig euphemistisch an. :D

Der Homosexualität ist es ebenso ergangen, wie so mancher anderen Naturerscheinung. Mit dem Aufkommen der Wissenschaft als vorgeblich objektive Beobachtung und Bewertung der Welt wurde erst einmal alles bis dahin durch Erfahrung erarbeitete Wissen vernichtet. Was nicht beweisbar war, war nicht existent. Das mußte sogar Gott erfahren. (Keine Ahnung, ob und wie es Gott gibt. Keine persönliche Meinung impliziert.) Und jetzt, nach 150-250 Jahren der absurdesten Theorien (Frauen könnten nicht denken zum Beispiel oder Sex diene der triebhaften Verbreitung der eigenen Gene und Arterhaltung) ist es dann wieder die Empirik (=Erfahrung!), die herhalten muß, wenn einfache Wissenschafts-Modelle sich als zu fern der Realität erweisen. Dabei war stets zu erwarten, daß nach einem Wissens-Reboot von Null ein paar hundert Jahre lang zu einfache Modelle entstehen würden.

Aber vielleicht behaupte ich das jetzt selbst nur nach neuster Empirik. ;)

Die Wissenschaft hat der Soziokultur keinen Gefallen getan. Und ob die Medizin wirklich dazugewonnen hat, bei gleichzeitigem Verlust aller bereits bekannter Mittel und gesunden Lebenseinstellungen, das bezweifle ich. Computer und Weltraumfahrerei sind, wenn man's mal mit etwas Abstand betrachtet, nur Spielzeug für die Spezies Mensch. Sie sind zum Überleben schlicht nicht erforderlich. Im Gegenteil, die Zivilisation, die davon dominiert wird, ist gerade dabei, den ökologischen (und sozialen) Supergau herbeizuführen.

Das mal so als essayistischer und einfacher Exkurs in die Wissenschaftskritik.

Also @Vatervonthe_strange: mehr Hirn und Herz, statt wissenschaftlicher Ideologien.

McLeod, flammend :roetel:

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 08.May.2007 - 08:29
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the_strange
Beitrag 09.May.2007 - 14:13
Beitrag #21


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huhu!

@Teetrinkerin
vielen dank für die expertenmeinung. hab da auch schon von gehört (diese sache mit "zu vielen männlichen freunden", "exotic becomes erotic" oder so ähnlich??)
werde mich da wahrscheinlich demnächst nochmal in eine disskusion stürzen.
wahrscheinlich muss man(n) sich wirklich damit abfinden, dass niemand wirklich bescheid weiß.

vg
p.
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Candela
Beitrag 09.May.2007 - 18:45
Beitrag #22


Naschkatze
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Hallo the_strange!

Also ich bin in den Endzügen meines Psychologie-Studiums, und mir ist in den letzten fünf Jahren keine Lehrbuch und keine ernstzunehmende wissenschaftliche Publikation untergekommen, die auch nur teilweise die Position Deines Vaters vertritt. Meines Wissens nach gibt es verschiedene psycho-soziale Theorien (sowas wie exotic becomes erotic), von denen sich aber auch keine hat durchsetzen können. In meinen Lehrbüchern (sowohl Psychologie als auch funktionelle Neurowissenschaften) werden fast überall genetische Faktoren oder aber auch Prozesse, die bereits während der Schwangerschaft ablaufen, als Ursachen angenommen (Betonung liegt auf "angenommen", man weiß es halt nicht).
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Kela
Beitrag 09.May.2007 - 19:18
Beitrag #23


Vorspeisenexpertin
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Hey,

ich Denke auch das die "Freudsche Theorie" deines Vaters schon lange veraltet und falsch ist. Und falls jemand vor ca. 2 Wochen 3 Sat gesehen hat, selbst Anna Freud pflegte wohl ,wenn auch nicht offiziel intimere Kontakte zu ihren "Freundinen". Ich arbeite selbst in einer Psychosomatischen Klinik, und keiner in unserem Berufsstand vertritt die Thesen deines Vaters. Im Gegenteil! Ich finde viel wichtiger , vieleicht auch für dich, sollte nicht die Ursachenforschung nach der Frage:"Warum bin Ich so?" sein, sondern "Was macht mich glücklich". Wenn es ist frei zu leben, solltest du deine Energie vieleicht für den Weg dahin Sparen! Und glaub mir wir wissen alle, das gerade es seiner Familie zu sagen, der schwehrste Weg sein kann. Vieleicht übst du ja auch erstmal an Freunden. Und wenn du dann auch die Erfahrung machen durftest wie wenig ein Problem damit haben werden, kannst du es vieleicht auch leichter deinem Vater sagen.

Viel Glück
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Co-Mom
Beitrag 09.May.2007 - 21:50
Beitrag #24


Naschkatze
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QUOTE (the_strange @ 09.May.2007 - 14:13)

wahrscheinlich muss man(n) sich wirklich damit abfinden, dass niemand wirklich bescheid weiß.


Jaein. Auch wenn die Genese nicht 100%ig geklärt ist, so weiß man ja zumindest eines: Daß Homosexualität selber, egal wie sie entstanden sein mag, keine Störung und nichts Krankhaftes ist. Daher liegt es doch sehr auf der Hand, daß sie auch nicht Folge eines psychopathologischen Prozesses sein kann, sondern eher "neutrale" Ursachen haben muß. Für einen gesunden und normalen Umgang - auch von Psychologen - mit Homosexualität reicht das vollkommen, für die Sexualwissenschaft ist es natürlich noch nicht genug. Aber rein wissenschaftlich ist es auch von Interesse, wie Linkshändigkeit zustandekommt, auch wenn wir dieses Wissen für den Umgang mit Linkshändlern nicht brauchen.

Was aber auf jeden Fall jeder Erstsemester-Psychologe von heute, gestern und vorgestern (von vorvorgestern vielleicht nicht mehr unbedingt) wissen müßte, ist die Tatsache, daß Coming-Out-Ängste, Selbstverleugnung, Verdrängungen für Homosexuelle zu nicht unerheblichen psychischen Problemen führen können. Als Psychologin wäre ich ganz besonders entsetzt, wenn mein Kind in Internetforen Ängste über sein CO im eigenen Elternhaus äußern müßte. (Als Nichtpsychologin natürlich auch, aber als Psychologin wäre ich auch aus beruflichem Ethos und nicht nur aus elterlich-bildungsmäßigem Ethos peinlich berührt.)
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