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Beitrag
#1
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blinder Passagier ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.957 Userin seit: 07.05.2006 Userinnen-Nr.: 2.905 ![]() |
Hallo liebe Mit-UserInnen,
vornab eine Warnung und eine kleine Entschuldigung zugleich: Dieses leidige "Thema", diese "Fragen", Gedanken etc. gab es hier mit Sicherheit schon zur Genüge. Trotzdem erlaube ich mir diese nun von meiner Seele zu schreiben, da sie für mich nun neu sind und ich sie irgendwo loswerden muss. Bisher war es einfach. Okay, nicht immer natürlich, vor allem mit mir selber nicht, aber meine Karriere des "lesbisch-Seins" war großteils von positiven Erfahrungen und Überraschungen geprägt. Die mich vielleicht ein bisschen zu weit über den Boden der Realität gehoben haben. Die "Theorie" war so einfach. Einsatz und Engagement- solange man auf keinen Widerstand stößt ganz easy. "Gleiches Recht für gleiche Liebe"- natürlich. Ich weiß ja was "richtig" ist. Und was mir wichtig ist. Ich dachte ich wäre schon emporgestiegen; stünde da drüber.. Ok- sorry- bevor das hier noch ein stream-of-concsiuosness-Monolog wird der alle vom Lesen abschreckt, erzähle ich mal lieber was mich bedrückt: Wie gesagt, bisher war alles so "leicht"; das "zu-einem-Stehen" nur Theorie. Bis mein Opa aus irgend einem Grund Verdacht schöpfte und anfing mir "nachzuschnüffeln". [ich fang jetzt nicht schon wider an mit konsevativ, alt, kleines Dorf, katholisch blabbabla ]. Wir wurden - ohne es zu wissen natürlich- von misstrauischen Augen beobachtet- allerdings war nicht mehr als meine Hand in ihrer zu sehen... Trotzdem wurde bei meiner Mutter Beschwerde eingereicht. (Eindeutig frei erfundene + übertriebene Geschichten! :angry: ) Wenn ich diese- seine- Stimme mit diesen Wotrten in meinem Kopf höre läuft es mir schon kalt den Rücken runter. Ohne alles aufzuschreiben ein paar Auschnitte. " ....Das wird doch keine [ekliges bäuerliches Wort für homosexuell] sein !? Das wäre furchtbar! Passt auf, da müsste man was unternhmen! ..." Es folgte außerdem eine Rüge von der offensichtlich beschämten Mutter, für die die reine "Theorie" bis jetzt auch kein Problem war. Ich habe meinen Opa immer bewundert und geliebt. Er bedeutet(e) mir immer viel und ich hatte solchen Respekt vor ihm wie sonst vor fast niemandem. Ich hielt ihn für soooo klug und weise....Doch wenn ich ihn SO abfällig über meine Freundin spechen höre verletzt mich das sehr. Noch dazu bin ich ja auch Objekt dieses "Ekels"- auch wenn er das vielleicht noch nicht weiß. Ich muss dauernd dran denken- und es steigt eine hochgiftige Mischung von Wut und Scham in mir auf. Ich wusste dass die Wahrheit hier ein Problem sein könnte. ich vermutete ja schon, dass Homosexualität in meinem engen Familienkreis nicht auf Verständnis oder gar Akzeptanz stoßen würde- ich war eigentlich vorbereitet. Ich hielt mir immer mein "Motto" vor: "Jeder ist ein Kind seiner Zeit und wenn zB mein Opa woanders augewachsen wäre würde er auch nicht so denken. Er kann halt nicht anders. Sein Verhalten ist die einzig logische Konsequenz von dem einzigen was er je gelernt und woran er immer schon geglaubt hat.... Er liebt moch trotzdem, er KANN es halt nicht verstehen.." Nur jetzt, da es wirklich offensichtlich und unumgönglich ist- jetzt trifft es mich ärger als erwartet. Jetzt, da der Ekel und die Ablehnung Stimme gefunden haben, ausgesprochen wurden, da die "Brüskiertheit" (untertrieben) ein Gesicht hat- da ist es doch anders.. Das schlimmste ist gar nicht die Ablehnung oder der umgang damit- nein, schlimm finde ich im Moment am meisten, dass ich mich tatsächlich schäme . ich schäme mich dafür, die lesbische Enkelin meines Opas zu sein. dafür, in ihm diesen Blick voler Furcht und Unglauben zu erwecken. Dafür, dass er sich für mich schämt... und nicht nur er. -_- Das kann ich gar nicht glauben- ich habe mich schon lange akzeptiert- mein CO liegt etwas zurück und ich dachte mit desen Vollständiger Abwicklung wäre ich gegen solche Gefühle gewappnet aber denkste.. ich WEIß dass es (diesbezüglich) nichts gibt wofür ih mich schämen müsste. ich WEIß dass lesbsiche Liebe nichts minderes ist als heterosexuelle... nicht abartig oder sonstwas... Ach, ich schäme mich wahnsinnig dafür, dass ich mich schäme! Wie absurd ist das denn!? ich bin enttäuscht, dass ich nicht stark/zuversichtlich oder gar lesbisch genug bin mich NICHT und NIE mehr für mich zu schämen. Passiert euch das auch noch ab und zu? Dass ihr euch wegen der Reaktionen von anderen für euch schämt? Oder steht Ihr da drüber? Hört das einmal auf, wenn man "erfahren" genug oder lange genug geoutet ist? Was kann man da machen? Glücklicherweise habe ich eine Freundin, die mir sagt "wir schaffen das". Sie musste leider auch schon deswegen sehr leiden. ich habe hier und überall schon so oft von Ablehnung gelesen, von Zurückweisung oder schlimmeren Sachen. Ich habe gelesen, wie sehr viele für ihre Liebe kämpfen mussten, wieviel Hass und Unverständnis im Wege standen.. Aber noch nie konnte ich mir vorstellen wie schmerzhaft sowas wirklich ist. Dass es WIRKLICH so schwer ist... Mein Lieblingsbuch fängt wie folgt an "..für alle, die ihre Liebe offen leben. Ihr zeigt den anderen den Weg." Ich fands immer schön. Dachte "den Weg will ich auch gehen." Aber was wirklich dahinter steckt, hinter dem Zitat ich hatte ja keine Ahnung. Das ist nicht "nur" eine Lebenseinstellung -wie ich dachte- das ist etwas, was so unglaublich viel Respekt verdient.. Ich habe so ungeheuren Respekt vor Euch allen, die Ihr Eure liebe lebt... Das alles macht mich furchtbar traurig. Ich sehe die Narben meiner Freundin- Narben , die entstanden aufgrund von Ablehnung, Hass, Enttäuschung... und finde es so uglaublich traurig dass eine Liebe - nur, weil sie zwei desselben Geschlechts verbindet- solche Narben hinterlassen muss...Wahrscheinlich kann ich mir immer noch nicht annähernd vorstellen, mit welchen Gefühlen und "Hindernissen" sie und so viele andere wirklich zu kämpfen hatten/haben... Wie geht man mit Ablehnung (von Menschen, die man so liebt) um, damit man sich nicht selbst verliert? Den Glauben an sich? An die Liebe? Tja, ich weiß schon, es gibt kein Wundermittel und kein universelles Rezept...leider. Tut mir leid, wenn ich nun einen zusamenhanglosen Text ohne Sinn gepostet habe. ich bin bloß etwas erschüttert. Dass "Hindernisse" auch real sein könen- und dass sie sich dann so ECHT und WIRKLICH anfühlen..... danke fürs lesen, liebe- wenn auch heute etwas betrübte- Grüße, eure wolke |
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Beitrag
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.084 Userin seit: 21.10.2004 Userinnen-Nr.: 633 ![]() |
Ja, das ist bitter.
Aber manchmal entwickeln gerade Menschen, die sich aus Dogmen und Vorurteilen die Welt erklären (wenn man immer weiß, was richtig und was falsch ist, dann gibt einem das Sicherheit und jede Menge Anerkennung aus dem Mainstream) "kleine Fluchten" für den persönlichen Bereich. Dann ist Homosexualität im allgemeinen zwar immer noch fremd und furchtbar, aber die Enkeltochter ist immer noch die Enkeltochter und ihre Freundin ist sogar ganz nett. Kann sein, dass Dein Großvater eines Tages diesen Weg findet. Aber das liegt allein bei ihm. Er kann auch in seiner Position verharren, wenn es ihm gefällt. Aber das ist ganz seins. Lass es bei ihm, es hat nichts mit Dir zu tun. Du lebst etwas, das zufällig nicht in sein Weltbild passt. Das ist alles. Gib der Sache ein wenig Zeit. Das letzte Wort ist sicher noch nicht gesprochen. Der Beitrag wurde von Diana bearbeitet: 18.Jun.2007 - 12:34 |
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Beitrag
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Validating Beiträge: 3.717 Userin seit: 06.08.2006 Userinnen-Nr.: 3.357 ![]() |
Hallo wolke,
erst einmal: :troest: Dein Text ist überhaupt nicht ohne Sinn. Für mich wird sehr gut deutlich, warum Du so traurig, verletzt und erschrocken bist. Jemand, den Du für sehr klug und weise gehalten hast, stellt sich plötzlich in einer Sache, die für Dich sehr wichtig ist, als intolerant heraus. Das muss hart sein. Ich finde es total gut und fair von Dir, dass Du ihm zugute hältst, in welcher Zeit er aufgewachsen ist. Ich habe da zwar meine Probleme mit, weil ich finde, unsere älteren Mitbürger müssen sich mal langsam von ihrer verrückten Erziehung befreien, aber ich sehe auch, wie wirklich intelligente Menschen an ihre Grenzen stoßen. Mir geht es öfter so mit meiner Oma. Sie ist wirklich nicht blöd und versucht, Homosexualität offen gegenüber zu stehen. Trotzdem muss dauernd erwähnt werden, dass xy aus meinem Bekanntenkreis ja schwul ist. Obwohl das nun wirklich hinlänglich bekannt ist und in 95 % der Fälle nicht wichtig für das, was ich ihr erzählen will. Vor einiger Zeit versuchte ich ihr zu erklären, dass ich bisexuell bin und mir auch ein Leben mit einer Frau vorstellen könnte. Und, was soll ich sagen, ich habe mich beim Erzählen auch geschämt. Ich merkte, wie ich rot wurde und mir schwindlig wurde, bei mir Anzeichen von "Peinlichkeit". Ich bekomme dafür keinen Orden, aber es war nicht anders! Sie hat es nicht verstanden. Und das meine ich wortwörtlich. Sie hat nicht begriffen, was ich ihr da gerade zu erzählen versucht habe. Sie hat nur gesagt: "Ach nee, aber so'n (es folgte ein sehr fieses Wort für homosexuelle Männer)?" Ich weiß bis heute nicht, ob sie meinte, ich wolle etwas mit einem bisexuellen Mann anfangen. Fairerweise muss ich jetzt dazu sagen, dass meine Oma, zwar augenscheinlich noch "auf Scheibe" ist, mir aber auffällt, dass einige Verknüpfungen bei ihr nicht mehr da zu sein scheinen. Ich will es nicht gutheißen oder rechtfertigen, aber es ist so. Und genauso hatte ich Dich auch verstanden, dass Du Dir versuchst zu erklären, warum Dein Opa so empfindet, wie er es tut. Das finde ich auch, wie gesagt, fair von Dir. Was ich jedoch bei Deinem Opa unentschuldbar finde, ist das Nachspionieren. Dazu hat er keinerlei Rechte! Auch das wird er wahrscheinlich nicht aus Bösartigkeit getan haben, sondern um Dich vor "so einer" zu schützen (so wird er es wahrscheinlich empfinden) :rolleyes: , aber genau da wird er grenzüberschreitend. Da wurde ich ziemlich sauer, als ich das gelesen habe. Was Deine Gefühle angeht, unter denen Du ja mindestens genauso sehr leidest wie unter der Reaktion Deines Opas: Lass Dir Zeit damit. Du hast doch schon viel erreicht. Du hattest ein CO und kannst Dich so akzeptieren wie Du bist. Dass Du Dich in einer solchen Stresssituation fühlst, was Du fühlst, finde ich normal. Nimm das bitte nicht als Anlass, hart gegen Dich selbst zu sein. Sei sanft zu Dir und nimm auch das von Dir an. Du hast ein Recht darauf, nicht immer, nicht in jeder Stresssituation bis zum Äußersten kämpfen zu müssen. Manchmal bringt ein Schritt zurück Dich zwei nach vorne. Und irgendwann wirst Du auch wieder den Mut finden, gegen solche Rücksichtslosigkeiten aufzustehen. Dass Du Dich damit auseinander setzt, zeigt ja, dass es Dir nicht egal ist und Du kämpfen willst. Nur manchmal braucht frau halt eine Pause. Lass Dich von Deiner Freundin in den Arm nehmen und ruh Dich ein wenig aus :) Alles Gute. Nachtigall Edit: Mir fällt gerade auf, dass an dem Text eine Stelle missverständlich ist. Ich meine mit dem Satz "Und genauso hatte ich Dich auch verstanden, dass Du Dir versuchst zu erklären, warum Dein Opa so empfindet, wie er es tut." nicht, dass Du denkst, dass Dein Opa "drollig" wird, sondern, dass Du halst versuchst, Dir rational zu erklären, warum er so reagiert wie er es tut. Und Du findest als möglichen Grund halt die Erziehung, was auch verständlich ist. Der Beitrag wurde von Nachtigall bearbeitet: 18.Jun.2007 - 14:07 |
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Beitrag
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Validating Beiträge: 1.332 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.620 ![]() |
"out and proud" ist das eine, lesbische enkelin auf dem dorf das andere-
der aufrechte gang will geübt sein und es ist schwer, allem unsinn die stirn zu bieten - das schlimme ist ja, wenn es von menschen kommt, die hinter einer stehen sollten... ich bin immer noch ganz gerührt, wenn mir eine erzählt, dass ihr vater oder die familie oder wer sonst, immer hinter ihr und ihrer liebsten stand - immer noch gerührt, obwohl ich das "eigentlich" ja erwarte - aber genauso ist´s im umgekehrten falle auch und die anderen überschwemmen dich mit ihrer scham, weil sich überhaupt niemand das "schreckliche" richtig auszusprechen traut - da hilft eigentlich nur, da erstmal weg zu gehen, um abstand zu kriegen und das eigene gefühl besser leben zu können - pass gut auf dich auf! |
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Beitrag
#5
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Filterkaffeetrinkerin ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 25 Userin seit: 11.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.599 ![]() |
Hallo wolke, Deine Worte sind mir unter die Haut gegangen. Ich weiß nicht, ob ich einen guten Rat oder Rezept habe, aber ich weiß, daß ich Dir sagen kann: Du bist nicht allein mit diesen merkwürdigen Gefühlen. Empfindest Du die Meinungen dieser Dir nahe stehenden Menschen auch als Energie-raubend? Nachdem ich in der letzten Woche zum ersten Mal selbst die Erfahrung machen musste, daß meine Eltern meine Freundin total ablehnen, habe ich gefühlt wie schlimm diese Hindernisse, wie Du sie nennst, sich anfühlen. Es ist die Realität und ich fühle, wir leben gut, wenn wir ohne das Drumherum und die Menschen und die Realität leben. Da gibt es keine Hindernisse, nichts was zwischen uns kommt, aber kaum sind wir im öffentlichen Raum, verschenke ich Energie und das manchmal (wenn die Luft nicht sauber ist) bis zur ziemlichen Erschöpfung.
Es passiert mir andauernd, daß ich irgendwann um mich gucke und nachsehe, wie die Leute gucken und ob sie überhaupt gucken. Manchmal, wenn ich innerlich sowieso schon nicht in meiner Mitte bin, dann ist es noch schlimmer und wenn es mir gut geht, dann interessiert es mich weniger, wie andere gucken. Gestern erst war ich mit meiner Freundin auf einer öffentlichen Veranstaltung. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß meine Eltern dort sind, aber sie waren es. Sie lehnen unsere Verbindung ab und meine Freundin total. Sie sind nach 10 min. nach Hause gegangen. Nun kann ich mir ständig sagen: sie allein tragen die Verantwortung für ihr Verhalten. Sie wollten es so. Ich kann es nicht ändern. Aber meine Gedanken rotieren doch, immer und immer wieder und abends war ich total müde davon. Mir fehlt die Ungezwungenheit und das Entspannte. Es könnte so schön sein. - Ist es aber nicht. Also mache ich mich jetzt auf, mich selbst zu stärken. Das habe ich mir heute morgen vorgenommen. Immer und immer wieder werde ich etwas daran tun. Ich verliere mich nämlich selbst dabei, baue innere Blockaden auf und kann mich nicht entscheiden, in welcher Welt ich leben will - in der alten unglücklichen oder in der neuen, in der ich so glücklich bin, die aber so non-conform ist, daß sie auf so viel Widerstand stößt. Ich kann Dich so gut verstehen mit Deinen Gedanken über's Schämen, über die Fragen, wie man damit umgeht. Sind alles Dinge, mit denen ich mich im Moment auch ganz heftig auseinandersetze.
Was die Ablehnung der Menschen, die man so liebt, angeht, habe ich da wirklich kein Rezept sondern nur die Hoffnung, daß es neue Wege geben wird. Schwäche macht sich in mir breit, wenn ich daran denke, mich wortmäßig damit auseinanderzusetzen und mit diesem ganzen Unverständnis zu arbeiten. Meine Gedanken dazu sind, daß ich auf den Moment warte, wo ich mich stark genug dazu fühle und daß ich die Hoffnung habe, daß sich einfach im Laufe der Zeit Bewegung auf mich zu einstellt. Es ist jedenfalls ganz schön hart, fühlen zu müssen, daß die Meinung dieser wichtigen Menschen so viel Macht haben kann, daß wir uns unserer Gefühle schämen und sie nicht vertreten können, so wie wir es gern tun würden. Wir verlieren uns sogar manchmal dabei. Da ich schon immer viel an mir gearbeitet habe, werde ich das auch dieses Mal wieder tun. Ich werde einen Weg finden, immer mehr bei mir bleiben zu können. Das habe ich mir grad heute vorgenommen. Es ist kein leichter Weg aber ich will ihn weitergehen. Wie lange bist Du erzogen worden in der Ansicht, daß ein Mann der richtige Partner für Dich sein sollte? Wie lange hast Du es selbst geglaubt? Alte Verhaltensmuster, die fast ebenso viel Zeit benötigen, sich wieder aufzulösen. Ich finde die Idee von Nachtigall wunderschön: lass Dich von Deiner Freundin in den Arm nehmen. Was mich dabei interessiert: wenn Du Dich von Dir selbst entfernst, entfernst Du Dich dann auch von ihr? Auf die Frage, wie Du Dich selbst und Deinen Glauben an die Liebe nicht verlierst, gibt es noch eine weitere Antwort und Du hattest selbst die Idee dazu: "unterhalte" Dich mit Gleichgesinnten, die ähnliche Erfahrungen machen. Das Allein-fühlen damit fällt dann nämlich schwerer und es kann sein, daß Du dann immer weniger glaubst, exotisch zu sein :) ganz liebe Grüße an Dich :blumen2: lapis |
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Beitrag
#6
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Filterkaffeetrinkerin ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 25 Userin seit: 11.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.599 ![]() |
hallo pfefferkorn du hast diese worte für wolke geschrieben aber ich nehm sie mir auch zu herzen abstand und gut auf sich aufpassen danke lapis |
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Beitrag
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mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.517 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Hallo wolke,
meine Großmutter ist irgendwo zwischen Kaiserreich und Adolf aufgewachsen - beides keine Brutstätten für Toleranz. Sie warf mir mal an den Kopf: "Am Ende bist Du auch eine Lesbe?? Ach nein, dafür bist Du zu ungepflegt, Homosexuelle achten ja sehr auf ihr Äußeres" - Wir reden von Jeans mit Löchern in den Neunzigern ;o) Heute grinse ich darüber. Damals traf mich die doppelte Beleidigung schwer. Ich bin ihr aus dem Weg gegangen. Und irgendwann später habe ich ihr die Stirn geboten. Ich hatte die Chance, zu beidem. Wofür es keine Chance gab: einen Sinneswandel bei ihr herbeizuführen. Heute sage ich: wozu auch? Wer lieber haßt als liebt, haßt halt. Kopf hoch! McLeod |
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Beitrag
#8
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.124 Userin seit: 11.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.597 ![]() |
Liebe Wolke,
wer in diesem Forum öfter stöbert konnte bei Deinen Postings in letzter Zeit ein "Hochgefühl" heraus lesen. Mir tut es sehr leid, dass diese schöne Lebensphase nun "überschattet" wird. Irgendwo in einem anderen Thread hat jemand geschrieben: ich noch dieselbe, ihr wisst jetzt nur mehr über mich. Vielleicht hilft das als Erklärung Deinem Umfeld gegenüber. Deine Empfindungen Dir selbst gegenüber (sich zu schämen (dass man sich schämt)) solltest Du ruhig Raum geben. Das war zumindest bei mir auch so. Um ausführlicher zu antworten fehlt mir heute leider die Zeit, aber ich wünsche Dir alles Gute. Schöpf die Kraft, Deinen Weg weiter zu gehen, aus der Liebe! -_- Alles Gute wünscht Dir Junisonne |
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Beitrag
#9
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auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 7.174 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 22 ![]() |
liebe wolke,
erst einmal möchte ich dir meinen respekt, für deine reflektierten und sehr warmen worte aussprechen. ich finde, du hast trotz allem schmerz, sehr auf deine worte geachtet, und versucht die seite deines opas und deiner mutter zu verstehen. :blumen2: dennoch, solltest du nicht zu viel verständnis aufbringen...es kommt der tag"oder ist er schon da" an dem fängst du an, vor lauter verständnis für andere, an dir zu zweifeln... dies ist nicht gut...du bist wie du bist und musst dich deswegen nicht erklären, oder gar entschuldigen. warum behaupte ich dies mit solch grosser überzeugung ??? zum ersten, weil mein CO schon mehr als 30 jahre her ist, ich viel erleiden und erdulden musste, nur weil ich so war, wie ich nun mal bin. ich blieb bei meinem gefühl/bedürfnis, blieb bei meinem standpunkt, versteckte mich nicht und erwarb mir somit respekt und achtung. es blieb den herrschaften keine andere wahl, als zu akzeptieren, daß mein so sein, keine teeny-laune war, sondern mein ICH zum zweiten, erkenne ich heute wieder paralellen... ich bin seid einigen jahren krank und hatte/habe persönlich meine liebe müh, dies anzunehmen, mich anzunehmen... mit all meinen unzulänglichkeiten, mit allen einschränkungen, die mir diese krankheit so zu bieten hat. ich veränderte mich, war/bin nicht mehr nur der clown und die gutgelaunte, immer zu allem bereite pandora -_- mein umfeld konnte/kann nicht begreifen, daß dies so war/ist. ich wurde als psycho, meckertante, oma und arbeitsscheu tituliert.... selbst meine (bis dahin) beste freundin, wendete sich von mir ab, weil sie mit mir nicht meehr umzugehen weiß/will... lange hat es gedauert, bis ich dies akzeptieren konnte. es schmerzte, es verletzte, ich war/bin enttäuscht. ich habe versucht entschuldigungen für sie zu finden, erklärungen..."ala, mit meiner geschichte umzugehen ist auch nicht leicht" weißt du was wolke, alles blödsinn ich bin wie ich bin, nur so und nicht anders.. ich muß mich nicht entschuldigen, daß ich krank wurde... und du... mußt dich nicht entschuldigen, daß du nun mal frauen liebst !!! bleib bei dir und deinen gefühlen... vertrete deine meinung, krieche nicht zu kreuze und verteidige dich nicht. benutze klare statements und sei DU, denn du mußt dich nur dir gegenüber verantworten liebe grüße pandora |
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Beitrag
#10
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Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
Im Lauf der Zeit wandelt sich wohl Scham eher zur Traurigkeit - die Erkenntnis besiegelt die schmerzvolle Tatsache, dass die verschiedentlichen Auffassungen von "Normalität" (ich selbst kann mir, meine Sexualität betreffend, keine andere als die lesbische vorstellen) eben auch Welten scheiden. Und sei es die, dass ich meinen Anverwandten eben nur bis zu einem gewissen Punkt familiär bin.
Es ist ein schmerzhaftes Ende - auch ein wenig Abschied von dem, was es heißt, klein zu sein. Kind zu sein - der elterlichen Vorbildfunktion sind Grenzen gesetzt. Und dann... irgendwann schmeckt auf einmal auch das Größersein - je weniger schuldbehaftet, desto köstlicher. |
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#11
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 407 Userin seit: 29.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.540 ![]() |
Nein, mir passiert das nicht, ich schäme mich (im besten Fall) für diejenigen, die für sich Probleme mit meiner Partnerwahl haben. Wenn ich nett und gnädig gestimmt bin, habe ich Mitleid mit sowas, normalerweise empfinde ich aber abgrundtiefe Verachtung dafür. Und die verstecke ich nicht. Rücksicht nehme ich nie auf Rücksichtslose, tolerant bin ich nicht gegenüber Intoleranten. Die selbstbestimmte Wahl eines Liebespartners ist für mich ein fundamentales Grundrecht. Dies nicht zu erkennen, sich darüber hinwegzusetzen, ist keine Macke, keine Lappalie, sondern eine ganz, ganz große Sauerei, ein ethischer Supergau, ein Skandal. Ob mir jemand eine Beziehung streitig machen will, weil der Geliebte ein Jude ist oder weil er das "falsche" Geschlecht hat, macht keinen Unterschied aus. Da habe ich für einen Kinderschänder noch mehr Verständnis, weil der wenigstens Opfer seiner Triebe ist. Ein Grundrechtmißachter hingegen ist Opfer seiner Gedankenfaulheit und da bin ich intolerant. Sorry für die harten Worte. Aber ich finde, die Zeit, in der man noch Verständnis für Homophobie u.ähnl. haben mußte, ist vorbei. Ich erwarte von jedem mündigen Bürger, am allzeit verfügbaren Allgemeinwissen teilzunehmen, jedenfalls in Angelegenheiten, zu denen er eine Meinung äußert. Bevor man verurteilt, ist man erstmal verpflichtet, sich die Basis zum Urteil zu verschaffen. Und das gilt auch für 80jährige, solange sie noch keine Betreuung haben und geschäftsfähig sind. |
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#12
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 407 Userin seit: 29.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.540 ![]() |
Dazu muß er es aber selbst dort lassen, wo es hingehört. Sobald er es nach außen trägt, geht es auch die anderen an. Und da hat er Gegenwind verdient, nicht Verständnis und Toleranz, sondern deutliche Worte. (An denen scheint er selbst ja auch nicht zu sparen.) |
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.084 Userin seit: 21.10.2004 Userinnen-Nr.: 633 ![]() |
@Co-Mom
Das war ein wenig anderes gemeint. Im Grunde meine ich nichts anderes als eine gesunde innerliche Distanz zu suchen. Das gelingt ganz gut, wenn ich mir nicht zu eigen mache, womit mich da jemand bewirft. Sondern es bei dem lasse, denn da kommt es schließlich her. Die Scham und das Peinlichkeitsgefühl gehören nicht zu mir. Ich kann dann immer noch entscheiden, wann ich mir mit wem welche Wortgefechte liefere. Es macht aber wenig Sinn, sich in eine Prügelei zu stürzen, wenn man gerade sehr verletzlich ist. |
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Beitrag
#14
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Capparis spinosa ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.143 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 97 ![]() |
Ja das verstehe ich..leider ;) Wird es irgendwann besser? Ich bin da zuversichtlich! Es ist, wie LG sagte auch Trauerarbeit. Denn du hast ja was verloren, den Glauben oder auch Illusion deine Familie könne dich vorbehaltlos lieben. Und gleichzeitig, wie Diana sagt, solltest du dir immer wieder klar machen, das weder dein Opa, noch sonst wer die Deutungshoheit über dich hat. Nicht mehr! Du musst dir nicht mehr vorschreiben lassen, wie du zu fühlen hast, du kannst dich entscheiden die Scham und den Ekel bei deiner Familie zu lassen. Es sind ihre gednaken, nicht deine, auch wenn es dir vielleicht manchmal so vorkommt, als wären es deine. Trotz dieser rigiden Weltanschauung deiner Familie hast du es offenbar geschafft so zu Leben wie du es gerne möchtest, hast dich verwirklicht, gegen ihre Vorstellungen. Da schaffst du den "Rest" jetzt, dich innerlich frei machen, bestimmt auch. Bestimmt. :) |
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Beitrag
#15
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Strösenschusselhai ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 ![]() |
Lange habe ich gestern über Deinen "Hilferuf" nachgedacht, wolke. Es hat mich sehr bewegt und beschäftigt, was Du geschrieben hast.Ich habe meine Frau zu Rate gezogen, sie gefragt, ob die dieses Schamgefühl (und in der Folge auch die Scham über die Scham) kenne... schließlich hat sie es mit einem Vater zu tun, der ebenfalls nicht bereit ist, seine Sicht der Dinge zu ändern, um sie lassen zu können, wie ist - einem Vater, den sie so sehr zu respektieren wünscht...(Ich selbst habe in meiner Familie diesbezüglich nämlich gar keine Probleme.)
Doch auch sie konnte mir nicht helfen. Weiterüberlegend kam ich dann auf die Idee, dass ICH, beträfe mich das, wohl zu meinem Großvater gehen und ihn direkt ansprechen würde; ihm in die Augen sagen: "Ja, Opa, ich bin lesbisch. Ich weiß, wie Du das nennst, und das verletzt mich, denn dieser Ausdruck ist respektlos. Mir ist klar, dass Du nicht weißt, wovon Du redest. Woher auch? Aber: ich würde Dich gern, so wie ich das mein Leben lang getan habe, achten. Doch dafür ist es notwendig, dass auch Du mich achtest. Und Dich damit abfindest, dass Deine Enkelin eben frauenliebend ist. Ich bin glücklich so. Und wenn Du das nicht wenigstens tolerieren kannst, ohne beleidigend zu werden, bedeutet das für mich, dass Du mich nicht glücklich sehen willst. Das tut mir weh und ich wünschte es mir anders, aber ich kann auch ohne Deine Zustimmung leben. Wenn Du Fragen hast, dann frag." Das wäre MEIN Weg. Vielleicht kannst Du mit diesem Vorschlag was anfangen... Auf jeden Fall aber solltest Du Dir klarmachen, dass Scham (besonders die, die sich einstellt, WEIL Du Dich vor ihm schämst) unangebracht ist. Du hast schon so viel erreicht.... Du hast einfach keinen Grund, Dich zu schämen. Was LadyGodiva über das Erwachsensein geschrieben hat, ist da wohl DER Knackpunkt: mach Dir bewusst, dass es erwachsen ist, eigene Entscheidungen zu treffen... auch solche, die den Vorstellungen derer, die Dir in Deiner Kindheit und Jugend als weise galten, zuwiderlaufen. Und dass Du nicht mehr in der Position bist, Dich rechtfertigen zu müssen. Du kannst Deinem Opa nicht mehr das EnkelKIND sein; wenn es ihm nicht gelingt, Dich als erwachsene Frau mit eigenen Rechten zu betrachten, so darf er für Dich der tolle Opi Deiner Kindheit bleiben, ab heute aber auch einfach ein alter Mann, dem der Respekt für "Andere" fehlt, sein. Diese beiden "Figuren" auseinanderzuhalten, ist sicher nicht leicht. (Ein bisschen geht es mir so mit meinem Exmann, dem Vater meiner Kinder: während unserer Ehe war er mir ein guter Gefährte - später ein mich verletzender Mensch; heute ist er nur noch der Vater meiner Kinder; das kann ich inzwischen gut trennen; ich kann mich über ihn ärgern, weil er mir zum Beispiel vorwirft, ihm die Kinder (wissend, dass ich Lesbe bin) untergeschoben hätte, was nicht wahr ist und ihn gleichzeitig als für meine Kinder wichtige Person betrachten.) Sei Du vor allem gut zu DIR. Ich wünsche Dir alles Liebe, shark Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 19.Jun.2007 - 07:28 |
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Beitrag
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blinder Passagier ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.957 Userin seit: 07.05.2006 Userinnen-Nr.: 2.905 ![]() |
Zuaallererst: Vielen Dank für Eure ehrlichen, zT ausführlichen, herzlichen und Mut-machenden Atworten, sie geben mir nicht nur etwas klare Sicht zwischen meine (emotional) wirren Gedanken sondern, wie lapis so schön schrieb, das Gefühl nicht allein zu sein- einen Ort des Verständnissses zu haben, der mir Rat und Trost spendet. Ich bin so froh dieses Forum zu kennen, und v.a. dass es EUCH gibt! Ihr helft mir wirklich sehr! :blumen:
@Diana: Daran habe ich auch schon gedacht. Vielleicht wäre DAS der richtige Weg. Vielleicht wäre – nach den ersten schweren Schritten- das Drama nicht so groß, wir glücklicher und feier und alles nicht so schlimm wie erwartet. (was auch immer das „so schlimm“ auch bedeuten mag- es rührt aus viel gedanklichem Ballast meiner Mutter her, die vor jahren von denselben Großeltern eingesperrt und fertiggemacht wurde, wegen ihrer Liebe zu meinem Vater. Sie hat nun panische Angst dass alles noch mal so wird. Wahrscheinlich kann ich diese Angst nicht voll nachvollziehen weil ich nicht alles weiß was damals war..) Aber eben nur VIELLEICHT… Sollte ich diesen weg beschreiten, werde ich auf jeden fall junisonne’s Zitat anbringen: „ich noch dieselbe, ihr wisst jetzt nur mehr über mich. „ (Die Zitier-Fähigkeit habe ich hier im Word leider nicht.) Danke für deinen lieben und nachvollziehbaren Text, Nachtigall. Ja, das „Spionieren“ macht mich auch wütend. Obwohl es sicher „nur“ zum Schutze seiner enkelin dient, engt es ich (uns) noch enormer ein… Auch Danke für deine ausführliche Reflexion, lapis, sie gibt mir sehr zu denken… „Also mache ich mich jetzt auf, mich selbst zu stärken. Das habe ich mir heute morgen vorgenommen. Immer und immer wieder werde ich etwas daran tun. Ich verliere mich nämlich selbst dabei, baue innere Blockaden auf und kann mich nicht entscheiden, in welcher Welt ich leben will - in der alten unglücklichen oder in der neuen, in der ich so glücklich bin, die aber so non-conform ist, daß sie auf so viel Widerstand stößt.“ Genau das ist es. Ich versuche noch zwanghaft die 2 Welten zu trennen und in beiden glücklich zu sein.- doch in wirklichkeit gibt es nur die eine, in der sich meine scheinbar und gedanklich getrennten Welten nun vermischen. Ich glaube diese Fusion ist schlussendlich zu meinem Vorteil. Dadurch fällt – wie Ihr schon sagtet- viel Illusion weg. „Was mich dabei interessiert: wenn Du Dich von Dir selbst entfernst, entfernst Du Dich dann auch von ihr?“ Das macht mich an der Sache auch sehr traurig: Wenn ich nicht aufpasse, ja. Diese Scham umfasst ja nicht nur mich selbst. Im Moment muss ich bei jeder Berührung, jedem Kuss… an die inner-familiäre Abscheu denken. Bei jedem geräusch springen wir reflexartig einen Meter auseinander- ja, ich denke das hört einmal auf, aber die seelische last liegt mir auch auf dem herzen und drückt auf meine Liebe…auf der anderen seite, wenn ich mich rühre, nährt sie die Liebe auch; ich muss nur verdammt aufpassen, (geistig) bei ihr zu bleiben. .. „es kommt der tag"oder ist er schon da" an dem fängst du an, vor lauter verständnis für andere, an dir zu zweifeln... dies ist nicht gut...du bist wie du bist und musst dich deswegen nicht erklären, oder gar entschuldigen.“ Ja pandora, wie recht du hast. Danke für deine offenen Worte. Meinen größten Respekt vor deinem Umgang mit deiner Situation und den Schlüssen daraus, für die es viel kraft braucht- um die ich dich sehr beneide. ;) An dieser Stelle alles Liebe und weiterhin so viel Kraft an Dich! „Trotz dieser rigiden Weltanschauung deiner Familie hast du es offenbar geschafft so zu Leben wie du es gerne möchtest, hast dich verwirklicht, gegen ihre Vorstellungen. Da schaffst du den "Rest" jetzt, dich innerlich frei machen, bestimmt auch. Bestimmt.“ Danke, Bilana, das hoffe ich. :) Ja, erwachsen werden. Aber muss ich wirklich meine Familie hinter mir lassen um MEIN leben zu führen? Ja, ich weiß, in so vielen Fällen ist das die traurige Wahrheit. So wie früher wird es nicht mehr. Das möchte ich auch gar nicht. Aber trotzdem- sie sind doch die einzige Familie die ich habe.. Ach shark, wie lieb, dass Du Dir solche Gedanken gemacht hast. :blumen: :"Ja, Opa, ich bin lesbisch. Ich weiß, wie Du das nennst, und das verletzt mich, denn dieser Ausdruck ist respektlos. Mir ist klar, dass Du nicht weißt, wovon Du redest. Woher auch? Aber: ich würde Dich gern, so wie ich das mein Leben lang getan habe, achten. Doch dafür ist es notwendig, dass auch Du mich achtest. Und Dich damit abfindest, dass Deine Enkelin eben frauenliebend ist. Ich bin glücklich so. Und wenn Du das nicht wenigstens tolerieren kannst, ohne beleidigend zu werden, bedeutet das für mich, dass Du mich nicht glücklich sehen willst. Das tut mir weh und ich wünschte es mir anders, aber ich kann auch ohne Deine Zustimmung leben. Wenn Du Fragen hast, dann frag." Wow! So wahre und naheliegende Worte, so klar und einfach, so direkt und es genau auf den punkt treffend, und doch wäre ich nie drauf gekommen. Dazu fällt mir nur ein: „schach matt“. Im Moment finde ich es so einleuchtend- warum nicht klare Worte sprechen? Alles Gedachte aussprechen- durch Kommunikation findet man zusammen- oder auch nicht- ich habe den unguten Verdacht dass das Unausgesprochne uns das leben schwer macht- nicht (nur) die Wahrheit. Die gesponnenen Ängste. Was sollte er nach so einer Aussprache schon noch sagen? Warum das ganze Theater? WEM was vorspielen? Das blöde ist- meine Mutter ist kaum mehr ansprechbar. Sie wird damit (mit der konfrontation von Großeltern etc.) nicht mehr fertig. Meinem Opa kann ich im Moment kaum mehr in die Augen schauen. Ich will ihm aus dem Weg gehen. Mein dad schickt mich aber zu ihm „sonst fühlt er seinen verdacht bestätigt“. Theater. Ich soll ihm was vorspielen während ich innerlich leide und ihm kaum in die Augen sehen kann. „Wir müssen geschlossen leugnen, onst bringen wir ihn nicht mehr von dem verdacht ab, den opa, der schon ziemlich überzeugt- wenn nicht besessen ist“- so mein dad. Geschlossen leugnen. Lügen. Verstecken. Ich sagte „ja, ok, vor den großeltern..“ mein dad sagte „Ja, auch im Dorf, im Land überall in er Öffentlichkeit.“ Überall. Nirgends frei. Klar- es gibt von überall her wege über die es überschwappen könnte- die „freie“ Welt verschmilzt mit der „faked world“. Überall nur mehr fake. Das wollte ich niemals. Aber wenn wir es vertuschen wollen, muss es so sein, so mein dad. Er sagte außerdem er wolle meine freundin (die er sonst ja mag) nicht mehr mitnehmen oder a haben, wenn die großeltern dabei sind. (obwohl sie sich alle gut verstehen). Dann könnten sie Verdacht schöpfen. Das tat mit fast am meisten weh. Weiß er überhaupt was er da alles von mir verlngt? Hat er eine Ahnung wie weh mir das tut wie schmerzlich es ist sich immer zu verstecken und sogar schämen zu müssen? Das gefühl meiner freundin, nicht willkommen zu sein? Weiß er, unter was für einen Druck er mich setzt? Was das für ein Gefühl ist „Mich verstecken“ zu wollen? Das tut ales so weh.. ich wollte nie und WILL nicht so leben. Aber ich kann im Mioment nicht anders. Meine Mutter hatte vorher noch nie wegen mir gweint. Nächtelangt die letzten Tage. Wenn ich mich oute bricht sie zusammen. Ich kann das alles nicht verantworten. Viel zu viel Verantwortung- ich kann nicht…. Ich weiß im Moment nicht was ich machen soll…verstecken, vorspielen…? Das macht einen alles so traurig… Danke noch mal für Eure Antworten, ich grüße euch alle herzlichst, eure wolke Der Beitrag wurde von wolke bearbeitet: 19.Jun.2007 - 12:11 |
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#17
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Suppenköchin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 116 Userin seit: 15.04.2007 Userinnen-Nr.: 4.342 ![]() |
Hallo,
auf solche Reaktionen wirst Du wohl noch öfter treffen- auch von Menschen, die Dir nahe stehen. Es ist leider so, dass Homosexualität noch lange nicht von allen verstanden und akzeptiert wird, weil man nicht mehr der Mehrheit der Bevölkerung entspricht, man geht einen anderen Weg und wird deshalb fälschlicher Weise, falsch/anders behandelt. :angry: Die Menschen können/wollen nicht verstehen, dass es Liebe zwischen zwei gleichgeschlechtigen Menschen gibt, die "Außen"-stehenden Menschen fragen sich meistens nur, wie -auf Uns hier jetzt bezogen- Lesben miteinander schlafen können. Das geht in deren Augen nicht und seie ekelig- deshalb bekommt man immer ab und an diese Sprüche zu hören. Aber da muß man einfach drüber stehen können, auch wenns nicht immer einfach fällt. Aber Wir haben alle nur dieses eine Leben und Wir sollten so leben/lieben, wie es Uns gut tut, denn Wir leben nicht für irgendjemand fremdes sondern Wir leben für Uns, für Unsere Wünsche, Vorstellungen, Neigungen. ;) Ich kenne das, eine Verwandete (meine Mutter) hat mich damals auch sehr sehr beschimpft und sich ganz von mir "abgekapsselt". Aber gut, das war zwar hart und auch nciht leicht für mich zu verkrafte, aber deshalb ändere ich meine Lebensweise nicht. Wenn ich damit glücklich bin, dann lebe ich auch so, denn nur ich selber weiß, was mir gut tut. :) Viel Glück auf Deinem weiteren Weg und lasse Dich nicht beirren, denn jeder hat das Recht so zu leben, wie er es für richtig hält, denn keiner gibt einem Zeit zurück. Gruß Charity-Katania :ww: Der Beitrag wurde von *Charity-Katania* bearbeitet: 19.Jun.2007 - 12:43 |
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#18
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.084 Userin seit: 21.10.2004 Userinnen-Nr.: 633 ![]() |
Hallo, Wolke!
Niemand hat das Recht, von Dir zu verlangen, dass Du lügst. Das solltest Du bitte ganz schnell vergessen. Das einzige Rücksichtnahme, die Du Deiner Familie anbieten kannst, ist, dass Du sie nicht aktiv mit "dem Thema" konfrontierts. Aber da ist dann schon Ende Gelände. Das wird – meiner Erfahrung nach – Eure Kommunikation deutlich einschränken, ihr werdet schweigsamer miteinander umgehen, Deine Leute werden in Zukunft weniger von Dir erfahren. Das wird ihnen nicht gefallen, aber damit müssen sie dann leben, denn das ist die direkte Konsequenz ihres Verhaltens. Dass bei Deiner Mutter nun die eigene Eltern-Kind-Problematik wieder hochkommt, das ist traurig und sie hat ganz bestimmt zu kämpfen. Trotzdem: Es ist ihr Leben. Und auch wenn sie es Dir alle weismachen wollen: Niemandem, auch Deiner Mutter nicht, ist durch Verleugnen und Übertünchen geholfen. Wenns so einfach wäre, hätte die Evolution 80 Prozent unseres Großhirns einsparen können. Du bist erwachsen und tust niemandem etwas an. Wenn die Familie nun Theater macht und sich aufführt, als hättest Du Dir etwas Ungeheuerliches zu schulden kommen lassen, dann ist das zuallererst eine klägliche Vorstellung. Es ist traurig und schmerzhaft für Dich. Aber auch überaus schäbig und unangemessen. Ich hab großen Respekt vor Situationen, in denen man plötzlich irgendwoher einer "bösartigen" Handlung bezichtigt wird. Wenn meine Nachbarin behauptet, ich hätte ihre Gartenzwerge geklaut oder mein Kollege meint, ich würde hinter seinem Rücken finstere Intrigen spinnen, dann bringt mich das in eine schwierige Situation. Auch wenn die Anschuldigungen haltlos sind, allein dadurch, dass man mir etwas vorwirft, muss ich mich damit auseinandersetzen. Ich muss zumindest bekunden, dass ich nichts Verwerfliches getan haben. Die Anschuldigung mag noch so dämlich sein. Aber ich muss mich gleichzeitig davor hüten, mich in den paranoiden Strudel heineinziehen zu lassen, der sich in so manchen Köpfen dreht. Denn an den kruden Ideen der Leute ist wenig zu ändern. Je schräger, desto weniger. Lass Dich nicht zu sehr verstricken in diesen Familienzirkus. Sorge für Abstand und bleib Dir treu. Alles Gute wünscht Diana |
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Validating Beiträge: 1.332 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.620 ![]() |
das klingt gar nicht gut....
aber: ich bin sicher, eine mutter weint nicht wegen dir, sondern wegen ihr - rede mit ihr und frag sie, wie das bei ihr war - und ich finde, du könntest deinen eltern schon zumuten, dass du erwartest, dass sie hinter dir stehen... Sonst mußt du wirklich zu sehen, dass du da verschwindest... kannst du dir das vorstellen? |
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#20
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Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
Ich liebe Familie und leide zeitlebens daran, dass es eben für mich nicht so sein kann, wie ich es mir wünsche: Am liebsten tät ich nämlich mit einer großen Sippe ganz friedlich intergenerativ unter vielen Schindeln leben. Für jedes Plaisierchen eine eigene, stille Ecke.
Großes Leiden, wenn ich sehe, wodurch ein einigermaßen harmonisches Miteinander schon bedroht scheint - ja, was steckt denn dann eigentlich dahinter? Dass man sich nicht von bestimmten Rollenbildern lösen kann, weil die eine Sicherheit vortäuschen, die du womöglich so gar nicht suchst? Dass man einfach Angst vor jedweder Devianz hat und lieber die Augen schließt? Liebe verursacht in der Regel keine Magengeschwüre, wohl aber verschluckte Wahrheiten - überlege dir, was du von anderen, besonders Nahen an Offenheit in der Begegnung erwartest. Und wie viel Stress dir zumutbar scheint, wie viel Konfliktunfähigkeit du dir aneignen möchtest. Ob die "Harmonie" die tatsächlichen Neurosen wert ist. Ich weiß und bin sehr traurig, dass mich meine Eltern so nicht wollen - erspare ihnen aber zugleich nicht, ihren besten Willen unter Beweis stellen zu können, wenn sie weiterhin Kontakt zu mir haben möchten. |
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Beitrag
#21
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Strösenschusselhai ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 ![]() |
Beim Lesen dieser Zeilen entwickelte sich in meinem Hals ein pampelmusengroßer Kloß... Eine meiner Töchter ist nur ein Jahr jünger als Du... Niemals könnte ich ihr eine solche Slbstverleugnung abverlangen.... Da ist vieles ungeklärt in Eurer Familie, vieles unausgesprochen, viele Verletzungen unbearbeitet. Und Du scheinst Dich in der Pflicht zu fühlen, Deine Ketten nicht sprengen zu dürfen; denn Deine Sorge ist - durchaus nachvollziehbar - , dass nicht nur die eigenen Fesseln reißen , sondern auch an jenen, an welchen Du gar nicht aktiv ziehen willst, Risse entstehen könnten - und das gegen den erklärten Willen der Beteiligten.... Die Frage ist, was die Alternative sein könnte... Willst Du (nein, ich weiß, Du WILLST nicht...) wirklich diese ungesunde Familienstruktur durch Schweigen unterstützen? Und dabei selber vor die Hunde gehen? Meiner Ansicht nach wird es Zeit, dass Du an DEIN Wohl denkst, an Deine Zukunft, daran, was DIR weiterhilft. Was die anderen Familienmitglieder miteinander zu klären hätten, geht Dich nichts an - aber ebensowenig können diese von Dir verlangen, dass Du sie bestimmen lässt, was Du zu tun und zu lassen hast. Letztlich kommt es doch "nur" darauf an, was für Dich richtig wäre. Vielleicht löst Du einen Umbruch in der Familie aus, aber ich finde eben, dass Du nicht verpflichtet bist, Dich zugunsten dieser verqueren Beziehungen zurückzunehmen, gar gegen Deinen Willen zu lügen, Menschen, die Du magst, um die Wahrheit zu betrügen - und Dich in der Folge schlecht zu fühlen. Dagegen bist Du Dir und Deinem Leben verpflichtet: und nur das, was Du für Dich richtig findest, sollte zählen; die Anderen mögen sich selbst mit ihren Verstrickungen beschäftigen. Deine Mutter ist wohl nie wirklich erwachsen geworden; es scheint ihr nicht gelungen zu sein, sich frei zu machen von den Ansprüchen ihres Vaters. Willst Du ihr auf diesem Weg folgen? Rücksichtnahme ist eine schöne Sache, aber wenn der Preis dafür ist, die eigenen Werte vernachlässigen, ja ausblenden zu müssen, wenn diese Rücksichtnahme über dem persönlichen Glück steht, dann muss gründlich aufgeräumt werden. Es ist herzlos und feige von Deinen Eltern, das von Dir zu verlangen. Wo ist ihr Wunsch geblieben, Dich glücklich zu sehen? Wo ihre Bereitschaft, hinter Dir zu stehen? Mach dieses Spiel nicht mit, wolke.... in Deinem Interesse. Ganz liebe Grüße und alles Gute (trotz der sicher teilweise recht harten Worte meinerseits), shark Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 20.Jun.2007 - 11:01 |
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#22
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mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.517 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Liebe wolke,
schneide die Nabelschnur, die sich um Deinen Hals legt durch. Mein (etwas pathetischer) Rat. Such Dir gute Freunde, einen Unterschlupf, Deinen eigenen Weg. Das ist zuviel, um glücklich zu werden. Und glücklich zu werden hast Du genauso verdient, wie alle anderen Menschen. Viel, viel Mut und Kraft wünscht, schrecklich hilflos McLeod |
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Beitrag
#23
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blinder Passagier ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.957 Userin seit: 07.05.2006 Userinnen-Nr.: 2.905 ![]() |
Ein weiteres Mal Danke für eure Antworten :blumen: Puh... :unsure: Tja, um nicht an den (offensichtlich vorhandenen) Rissen zu zerren ist es wohl schon zu spät. Das ist vielleicht gut so. Eine Chance- meine Chance um autonom meinen eigenen Weg einzuschlagen. Um ein Verlustrisiko werde ich - wie jedeR- im Leben wohl nie herumkommen. Kann man es so formulieren, dass es niemals Egoismus sein kann, von den Menschen, die man liebt, zu verlangen, einen tatsächlich SO anzunehmen wie man ist? Fernab von Rücksichtnahme auf deren Erfahrungshorizont, persönliche Erlebnisse oder Glaubenshaltungen? Ohne Ausnahmen?
Ich weiß, so hart, wie dies isoliert und absolut betrachtet erscheint, meinst Du das nicht. Trotzdem widerspricht es gleichzeitig meiner persönlichen Auffassung (oder Traumvorstellung) von einer sich unterstützenden "Familie" und erscheint mir zugleich in diesem Falle als notwendige Konsequenz. Ja shark, Du hast Recht- und anhand meiner hier geschriebenen Zeilen einen gerechtfertigten Schluss gezogen. Trotzdem möchte - nur der Richtigkeit halber- eine kleine Beschönigung am Bild meiner Eltern vornehmen. Nach einem sehr emotionalen Gespräch gestern mit meiner Mutter habe ich Grund zur Annahme dass ihr Hauptmotiv (neben der wahrscheinlich schon vorhandenen Scham) ihre Sorge um mich ist. Natürlich sollte ihr klar werden, dass das "Mich-erdrücken, verleugnen und verstecken" wohl nicht wirklich zu meinem Schutze beiträgt....Ich denke sie wollen mich schon glücklich sehen- nur liegt es nun an mir ihnen klar zu machen, dass ich das so nicht sein kann. (auf die gefahr hin, vorerst als "rücksichtslos" bezeichnet zu werden). Obwohl das eigentlich schon klar sein könnte... Zugegebenerweise denke ich nun selbst manchmal, ob ich mir das wirklich antun will. Dies ist sicher kein einfacher Weg. Ob ich überhaupt den Mut habe, meine (Rest-)Familie mit MIR zu konfrontieren, in ihre Augen- die mir sonst so lieb sind- Enttäuschung und Ekel zu lesen...Ob ich die Kraft habe, für mich und mein Leben diese Verluste in Kauf zu nehmen. (wobei ich inzwischen der Meinung bin, eine ehrliche, offene und aufrichtige Begegnung mit eventuellem Gegenwind ist (für MICH eindeutig) besser als eine scheinbar harmonische Familienidylle unter deren Oberfläche es brodelt und (in meinem Falle) schmerzt). Naja, die Zukunft wirds zeigen.. Huch, jetzt artet mein Post schon wieder in einen inneren Monolog aus- entschuldigt, doch zu einem klarem Entschluss bzw. einer bestimmten Vorgehensweise kam ich noch nicht.. Es gibt 2 Wege und welchen der beiden ich einschlagen will steht im Grunde schon fest. Stand immer schon fest. Mich verließ nur ein wenig der Mut und die Zuversicht..
Gute Frage, pfefferkorn. Bis jetzt war das nicht gerade mein Hauptbestreben, doch in Anbetracht der drohenden Situation- ja. Dieser Ausweg hat noch weder Hand noch Fuß, aber sollte es notwendig werden, werde ich meiner Freiheit und meiner Liebe wegen diesen - sowieso recht bald erstrebenswerten- Schritt tun. Mit der Vorstellung freunde ich mich gerade an. Glücklicherweise steht mein Studienbeginn bevor- welcher die hervorragende Gelegenheit dazu bietet... mein Leben steht sowieso gerade etwas im Umbuch : optimal für Schritte- welcher Art auch immer- in die richtige Richtung. Danke, Ihr unterstützt mich bei dem Finden und Betreten des richtigen Weges. :blumen2: Seid herzlichst gegrüßt, Eure - heute schon etwas zuversichtlichere- wolke EDIT: *ewig gebraucht*-> danke, McLeod. :blumen: Der Beitrag wurde von wolke bearbeitet: 20.Jun.2007 - 12:52 |
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Beitrag
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Filterkaffeetrinkerin ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 25 Userin seit: 11.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.599 ![]() |
Liebe wolke ich habe jetzt alle Beiträge seit meinem letzten an Dich gelesen und ich stelle fest, es ist viel passiert. Das Interessante für mich ist, daß ich selbst in einer für beklemmenden Lage stecke und sich die für Dich bestimmten Antworten für mich ebenso hilfreich anlesen. Ich will aber meine Schwierigkeiten in meinem eigenen Post mal aufschreiben. Ich hab da ein paar Gedanken dazu. Was mir zu Dir einfällt: ich glaube, daß Du einen Weg finden wirst, die Kommunikation für Dich zu gestalten. Das wird nicht heute oder morgen sein, aber es wird Dir ganz sicher klarer werden. So wie Du schreibst, willst Du diese Klarheit gewinnen und dann geschieht das auch. Nimm Dir die Zeit, die Kraft dazu zu finden. Ich finde die Worte von @shark
so unglaublich genial gut, in denen Du "einfach" zu Deinem Leben stehst. Wenn wir solche Worte so sprechen könnten, dann gäbe es eine Öffnung, der kaum jemand widerstehen könnte. Das nehme ich auch für mich mit und in Anspruch.
Ich weiß, daß der einzige Weg, etwas mehr Frieden zu finden, der ist, mit den Betroffenen zu kommunizieren. Du kannst Dir hier Rat und Erfahrungen von uns holen, aber der Weg zu einer Lösung geht nur über die direkte Kommunikation. Sollte das nicht gehen (weil Dein Opa zu verstockt ist, Deine Eltern nicht reden wollen oder ähnliches) und Du den Weg wählst wegzugehen, ist das keine Lösung. Du nimmst irgendwas mit und es steht immer im Raum zwischen Euch - auch wenn der räumliche Abstand größer ist dieses Etwas dadurch diffuser und weniger spürbar. Sicher kannst Du damit auch leben und ich selbst habe auch schon darüber nachgedacht. Damit will ich diesen Weg nicht schlecht machen. Manchmal muß man weggehen. Es liegt dann mehr Arbeit auf Deiner Seite, weil Du keine Hilfe von der anderen bekommst. Aber vielleicht ist es gut, um einfach mal tief durchatmen zu können und sich von den negativen Energien frei zu machen, um daraus Kraft zu schöpfen. Ich wünsch Dir jedenfalls, daß Du frei wirst. Frei für Dich und für Deine Liebe. Denn ich glaube daran, daß wir hier glücklich sein dürfen. Ganz liebe Grüße lapis |
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Beitrag
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 379 Userin seit: 07.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.583 ![]() |
HAllo Wolke, mich hat Dein Beitrag sehr betroffen gemacht, vielleicht, weil ich mit meiner Familie diesbezüglich überhaupt kein Problem habe, glücklicherweise ist mein Großvater (Altnazi) aber auch schon tot und ich ersparte mir so den Konflikt. Aber das Du für Deine Mutter und ihr Seelenleben Verantwortung übernimmst, ist irgendwie grundverkehrt. Sie ist doch auch erwachsen und für sich selbst verantwortlich! Im Übrigen gibt es in vielen Orten Selbshilfegruppen für Angehörige von Homosexuellen. Finde doch mal raus, ob es so etwas in der nächsten großen Stadt gibt? Schlage es Deiner Mutter vor sich dort Hilfe zu holen. Das sind so eine Art Coming-Out-Gruppen für Eltern oder Großeltern. Was die Familie meiner Freundin betrifft: Sie respektieren mich, luden mich auch zu Familienfesten mit ein (Geburtstage mit "0", Hochzeit von ihrem Bruder etc), allerdings dann auch immer mit dem Zusatz "aber man muß es ja nicht unbedingt merken, man könnte die anderen Leute ja vor den Kopf stoßen die damit vielleicht nicht so gut umgehen können". Vorgestellt wurde ich dann als "gute Freundin/Kollegin". Witzigerweise wurde mir dann zum Abschied von den Leuten, die wir bloß nicht vor den Kopf stoßen sollten, die Hand geschüttelt mit den Worten "na, Dich (!) werden wir ja wohl nun auch öfter hier sehen!" Mich hat das ganze eher amüsiert - alle, ALLE wußten wer ich war und in welchem Verhältnis ich zu meiner süßen stand, aber alle haben das Spielchen ihrer Eltern zuliebe (?) mitgespielt. Alle nehmen Rücksicht auf alle - und so völlig überflüssig! Wir haben uns nach dieser ersten Familienfeier halb tot gelacht.... Dieses Spielchen spielen wir nun immer noch, nach 2,5 Jahren, und es macht mir nichts aus - meinen "Schwiegereltern" geht es besser damit, das ist die Hauptsache. Ich glaube, die älteren Leute kann man nicht mehr "bekehren", und wer fest gefahren ist, der kommt aus der Spur nur schwer heraus. Wir haben uns so arrangiert, das ist OK. Meine Freundin findet es auch Ok so. Wenn mein Großvater noch leben würde - ich würde sie nicht mit zu ihm nehmen, einfach um diesem Streß von Anfang an aus dem Weg zu gehen, glaube ich. Genützt hat Dir mein Beitrag wahrscheinlich nich viel, aber vielleicht schlägst Du Deiner Mutter wenigstens vor, sich Hilfe zu suchen..... |
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Beitrag
#26
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 407 Userin seit: 29.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.540 ![]() |
Es tut mir leid, aber ich halte diese Arrangements mit der Intoleranz, dieses Nachgeben gegenüber der Tyrannei für ungut. Wenn persönliche Outing-Ängste dahinterstehen, ist es verständlich, wenn aber falsche Rücksichtnahme der Grund ist, dann möchte ich darauf hinweisen, daß die negativen Auswirkungen dieser Rücksichtnahme gesamtgesellschaftlich (und auch nicht selten für die Betroffenen selbst) schwerer wiegen als das bißchen Ärger, das es geben könnte, wenn ein paar Konservativ-Unaufgeklärte der Tatsache ins Auge sehen müssen, daß es auch Menschen gibt, die ihren Vorstellungen nicht entsprechen und sich trotzdem nicht verstecken. Verantwortung und Loyalität zu Eltern und Verwandten bedeutet nicht, daß man ihnen jedweden vermessenen und törichten Wunsch erfüllt, sondern daß man ihnen bei der Bewältigung der Probleme, die sich beispielsweise aus einem offensiven Outing ergeben könnten, zur Seite steht. Meine Mutter hatte auch kurzfristig die Idee, ich solle doch den Nachbarn und Verwandten gegenüber ein wenig "zurückhaltend" sein. Ich habe diesem Wunsch nicht nachgegeben, ich habe sie gefragt, ob sie denn mit zuliebe und um die Sache der Homosexuellen zu unterstützen, sich in unserem Dorf groß als Lesbe outen wolle? Ich würde das von ihr erwarten. ;) Sie hat diesen vorgehaltenen Spiegel verstanden und nicht mehr von mir verlangt, in Dingen, die mich fundamental betreffen, zu lügen. Es gab zwei böse Blicke und vielleicht eine gerümpfte Nase im Bekanntenkreis. Das war alles, die Mehrheit der Menschen, auch auf Dörfern und Familienfeiern sind in unserem Jahrtausend angelangt und haben weniger Probleme mit Homosexuellen als man meist befürchtet. Die Angst vor negativen Outing-Folgen ist oft um ein vielfaches schlimmer als so ein Outing es dann wirklich ist. Und Angst ist kein guter Ratgeber. Es geht nicht darum, daß man Unbekehrbare bekehrt, wer nicht mit dem Anderssein des Anderen klarkommt, der kommt halt nicht klar. Ich finde es aber schlimm, das Spiel dieser wenigen mitzuspielen und ihnen dadurch auch noch in den Augen derjenigen rechtzugeben, die eigentlich die sexuelle Selbstbestimmung respektieren würden. Man kann ihnen ihre Probleme mit dem Sexualleben anderer lassen, wenn diese sie glücklich machen (meist tun sie das ja nicht), aber ihre Macht sollte man brechen, die Zeiten dafür sind gut. Und ich persönlich fühle mich auch all den anderen, denen man auch ein Versteckspiel zumutet, verpflichtet. Manchmal wünschte ich, Homo- und Bisexualität wären unmißverständlich körperlich erkennbar. Dann gäbe es wenigstens kein Versteckspiel mehr und jeder müßte sich mit dieser Realität auseinandersetzen, statt sie unter den Teppich zu kehren und das auch noch von den Betroffenen selber zu verlangen. Aber bitte versteht mich nicht falsch: Wer Angst vor abweisenden Reaktionen hat, von dem kann man natürlich kein offensives Outing erwarten. Mein Beitrag betrifft nur den Outing-Verzicht aus falscher Rücksicht und womöglich aus Bequemlichkeit. Denen die wirklich Angst haben, kann ich nur raten, daß diese Angst durch das Versteckspiel nie weggehen wird, durch den Sprung ins kalte Wasser hingegen sehr viel schneller. Der ist aber nicht leicht, ich weiß. Nur das Gefühl danach ist toll. |
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Beitrag
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Strösenschusselhai ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 ![]() |
Hallo, Co-Mom, Dein Beitrag spricht mir absolut aus der Seele. Und am liebsten würde ich ihn mit 500 Ausrufezeichen und in knallrot hervorheben. :rolleyes: :blumen2:
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Beitrag
#28
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blinder Passagier ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.957 Userin seit: 07.05.2006 Userinnen-Nr.: 2.905 ![]() |
Hallo kröpi :) Obwohl ich kaum glaube dass sich meine Mutter dorthin bewegen lässt (da sie ja meint selbst kein Problem damit zu haben) und die, die es wirklich "nötig" häten wohl erst recht nicht, ist es ein guter & netter Tipp, und möglicherweise einen Vorschlag wert. Die Art wie Ihr euer Spielchen spielt, hab ich in der Weise noch nie gehört. meinst du wirklich Deinen "Schwiegereltern" geht es damit viel besser? Wenn es doch schon offensichtlich ist, wäre eine "echte" Offenheit doch sicher auch zu verkraften, oder? Und es würde nicht der Eindruck erweckt, man müsse sich für etwas verstecken und ein Spielchen spielen, was eigentlich Unsinn ist, und gleichzeitig falsche Signale an die Betroffenen, Beteiligten und die ganze Öffentlichkeit gesendet. Versteh mich nicht falsch- wenn Ihr beide euch wohl dabei fühlt und Euch sogar amüsiert, möge Euch niemand hindern. Auch meine Eltern fühlen sich auf einem kleinen "fake"-Kissen wohler- (das ich ihnen im Grunde ja gönne)- einfach um der Wahrheit und Offensichtlichkeit, die sie sich schlimmer vorstellen als sie womöglich ist, vorzubeugen. Ein kleiner, überflüsiger (?) Schutzschleier, sozusagen. Fragt sich nur um welchen Preis.
Ja, da hast Du Recht, liebe CO-Mom. Und um die Welt zu der zu machen, in der wir gerne leben würden, sollten wir uns selbst und allen anderen zuliebe auf diese Rücksichtnahme verzichten.
Ein sehr interessanter Gedanke. Da wäre wohl einiges Versteckspiel überflüssig. Nur Realität, ohne, dass ich den Mut aufbringen muss, diese ans Licht zu bringen... |
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Beitrag
#29
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mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.517 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Ach ja, die lieben Nachbarn und das Dorf der Eltern... Ich glaube, meinen ist es mittlerweile (zurecht!) peinlich, wie viel Wert sie auf den scheinbaren Schein gelegt haben. Zum einen sind die Nachbarn nicht so blind, taub und dumm, wie ihnen unterstellt wurde. Zum anderen bin ich eben keine Phase, die die Familie wie einen unschönen Ausschlag unter ein paar langen Ärmeln zu verstecken braucht. Die Phase, in der sie das so dachten, war - für beide Seiten - überraschend lang.
Naja, das ist nur die schwache Form von der Einstellung: ich mach ihr das Leben zur Hölle, dann wird sie es schon so leben, wie ich es mir vorstelle. Also immer wieder: Kopf hoch. Du bist die Mühe und den Konflikt wert. Du darfst frei leben, wie jeder andere Mensch auch. McLeod |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 379 Userin seit: 07.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.583 ![]() |
Ich habe bisher nie schlechte Erfahrung gemacht mit offensivem Outing, habe noch keine negativen Outing-Folgen erlitten und wüßte auch nicht, wie sie aussehen sollten. Aber es wäre das gleiche, wenn ich mit einem Mann bei seinen Eltern eingeladen wäre und sie mich bäten, nicht händchenhaltend oder knutschend aufzutreten, weil es sie in ihren Empfindungen stören würde - das kann ich doch respektieren, kann doch in meinem Umfeld machen was ich will, aber wenn ich irgendwo zu Gast bin, dann respektiere ich die Wünsche des Gastgebers. Ganz einfach. Ich finde es auch nicht so wichtig - es ist mir ziemlich gleichgültig, ob mein Gegenüber Homo- oder heterosexuell ist. Ich frage ihn doch auch nicht nach seinen Essensgewohnheiten oder andere Lebensfragen und mache davon meine Sympathien abhängig. Es ist doch nur ein Teilaspekt einer Persönlichkeit, der mich, sofern ich den Gegenüber nicht selber küssen will, primär gar nichts angeht. Wenn ich auf eine typische "Homo-Party" gehe, darf ich dann meine Heterofreundin nicht mitbringen? Muß sie sich auch gleich outen, daß sie gar kein Homo ist? Ich finde das ziemlich albern. Ich finde, daß jeder lieben können soll, den er will - homo, hetero oder bi oder gar nicht, aber es darf für den Umgang mit den Mitmenschen doch keine Rolle spielen. Ich will mich nicht rechtfertigen müssen, mich nicht erklären müssen, ich will es mir auch nicht auf die Stirn schreiben müssen. Ich möchte als Mensch respektiert werden und nicht als "Lesbe". |
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mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.517 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Hallo Kröpi, Dein Posting fand ich sehr interessant. Da stecken viele Themen drin, über die ich - abseits des hiesigen konkreten Themas, die Mitlesenden mögen dies nachsichtig sehen und gegebenenfalls weiterscrollen - gerne weiter philosophieren möchte. Gast bei den Eltern - seien es nun die eigenen oder die der Partnerin... Ich weiß nicht, ob das ein normales Verhältnis ist. Familie ist doch - vermutlich - anders gestrickt, als Bekanntschaften oder Freundschaften oder Feriengäste. Familie wird mensch irgendwie nie los. Selbst abwesende Väter oder gestorbene Geschwister spielen ihre Rolle im gesamten Leben ihrer Töchter, Söhne, Schwestern, Brüder, Mütter... Vielleicht hab ich aber auch nur den Trend verpaßt, der da hieß: ziehe von zu Hause aus und Du wirst fremd. Gerade von meiner Familie erwarte ich mehr. Mehr Nähe, mehr Akzeptanz, mehr Freiheit. Ich will, daß meine Eltern sich wohlfühlen, wenn sie hier zu Besuch sind. Und ich will mich wohlfühlen, wenn ich dort zu Besuch bin. Klar, die ersten Male habe ich der (damals noch) neuen Frau meines Vaters Blumen mitgebracht und mir einen Seitenscheitel gekämmt. Doch irgendwann ist Familie wieder Familie. Hoffentlich. Natürlich mit der Nachbarschafts-Macke etc. pp. - ich könnte mich danach richten, ich kann aber auch nach ein paar Jahren sagen: ist gut jetzt. Das mit der Annahme über die sexuelle Orientierung des Gegenübers ist meiner Erfahrung nach nicht so wertneutral, wie Du es Dir wünscht oder zu praktizieren versuchst. Natürlich ist es kaum so, daß jemand direkt fragt. Doch zum einen erzählen wir alle im Laufe netter Gespräche über Sportvorlieben, Essgewohnheiten und Erlebnisse mit Freunden, Freundinnen, Partnern, Frauen... Oder wir verschweigen es bewußt. Wenn das geschieht, ist es vorbei mit dem ungezwungenen Gespräch. Ich würde nie auf den Gedanken kommen, wenn ein Kollege von den ersten Schritten seiner Kinder oder ein Freund vom Streß mit seiner Freundin erzählt, daß der mir seine sexuelle Orientierung aufdrängt. Es ist - für Heteros - völlig alltäglich, die sexuelle Orientierung nach außen zu tragen. Klar, kaum jemand redet dabei über Sex. Wozu auch. Partnerschaft, Liebe, Orientierung ist mehr, als die Anwendung bestimmter Praktiken. Es durchwirkt den Alltag. Das gemeinsame Einkaufen, die Verabredung nach Feierabend, der deprimierte Morgen nach dem Zoff... Und ich gehe soweit zu sagen, daß mindestens 90% aller Heteros davon ausgehen, daß sie von Heteros umgeben sind. Und wenn Du nicht zu irgendeinem auffälligen Stereotyp neigst, dann nehmen sie von Dir an, Du seist es auch. Vor ihrem inneren Auge pinseln sie es Dir auf die Stirn. Und meinen es nicht böse. Die Auswirkungen auf den Umgang miteinander sind da. Du wirkst bereits mit einem Lächeln darauf ein. Und mit jedem Puzzlestück, das Du von Dir preisgibst oder mit jeder Kommunikation, die Du betreibst, entsteht im Kopf Deines Gegeübers ein Bild - und umgekehrt. Und *natürlich* geschieht dabei ständig die Abwägung: sympathisch, unsympathisch, interessant, uninteressant, nett, doof, intelligent, geplappert, harmlos, gefährlich... Ich betone das "natürlich", weil ich es für einen naturgegebenen Vorgang halte. Das alles kannst Du bei Hunden ebenso beobachten, wie beim Menschen. Ich schrieb übrigens auch mal so schöne Sätze: Ich liebe Dich als Mensch und nicht als Frau. Oder: Ich bin nicht nur Lesbe, sondern viel mehr, nämlich Mensch. Und heute denke ich: was für'n Mumpitz. Als ob "Mensch" mehr wäre, als "Lesbe". Es ist allgemeiner, allumfassender und gleichzeitig sagt es sehr viel weniger über mich aus. Heute bin ich statt "Lesbe" lieber lesbische Hundeliebhaberin mit Hang zur Selbstironie, die in einer ruppigen mittelgroßen Stadt lebt, Irland und Amrum liebt, einen gewissen Hang zum Workaholismus pflegt und früher mal im Orchester spielte. Denn wenn ich schon viel über mich aussagen will, dann muß ich es wohl oder übel auch tun. Und wenn ich sage: Hallo, ich bin McLeod und ich bin ein Mensch. Na dann hab ich noch nicht wirklich viel gesagt, oder? Es grüßt McLeod Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 22.Jun.2007 - 09:07 |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 407 Userin seit: 29.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.540 ![]() |
Wir haben uns aber nicht über einen Verhaltenskodex unterhalten, der alle Gäste betrifft. Knutschen ist - im Gegensatz zum Händehalten - in vielen Situationen einfach unpassend und es hat überhaupt nichts mit meiner Identität zu tun, wenn ich es unterlassen soll. Hier ging es aber um den Anspruch der Schwiegereltern, daß ein Paar als Nicht-Paar auftreten solle, um seine sexuelle Orientierung zu verschleiern. Das wäre m.E. vergleichbar damit, daß Du mit Deinem Mann bei seinen Schwiegereltern eingeladen bist, aber er Dich als seine Frau verleugnen soll. (Aus niedrigen ideologischen Beweggründen noch dazu). Ich kann mir auch ein passendes Beispiel für meine eigenen Wünsche und "Erwartungen" an mein Kind ausdenken. Ich halte nicht viel von Religionen und wäre nicht glücklich, eine Nonne als Tochter zu haben. Und mein Freundes- und Famlienkreis ist auch nicht sehr religionsbegeistert. Ich käme aber trotzdem nicht auf die Idee, von meiner Tochter zu verlangen, ihre Nonnentracht abzulegen und sich auf einem Familientreffen als nicht religiös auszugeben, sondern würde die Freiheit ihrer Entscheidung und Selbstbestimmung gegenüber jedem, der diese in Frage stellt, verteidigen. Wer nach außen keine lesbische Tochter, Freundin, Kollegin, Bekannte haben will, muß eben auf meine Gesellschaft verzichten, so einfach ist das. Ich halte es auch selber so: Ich möchte keine homophoben Eltern, Freundinnen, Kollegen, Bekannte haben. Hätte ich welche, würde ich eben auf ihre Gesellschaft verzichten, statt sie einzuladen und dann von ihnen zu verlangen, sich als etwas anderes auszugeben, als das was sie sind. |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 379 Userin seit: 07.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.583 ![]() |
Hallo McLead - man möge es uns verzeihen, daß wir unsere Diskussion jetzt hier so ausweiten, aber ich möchte das so nicht unbeantwortet stehen lassen. Zunächst zum Thema Gast (weiß leider nicht, wie Du so schön verschiedene Titel zu unterschiedlichen Zitaten gemacht hast, bin technisch ungebildet auf dem PC): Ich meinte eher mit Gast in dieser Situation Gast auf einer Feierlichkeit mit Gästen, die nicht nur Familie sind (z.B. der 70ste Geburtstag meines "Schwiegervaters"). Familie ist meiner Meinung auch mehr als eben nur "wenn's denen nicht paßt, dann breche ich eben den Kontakt ab". Ich weiß, daß meiner Süßen ihre Mutter echt wichtig ist, und es sollen sich alle wohl fühlen, also auch die Eltern, die ein Outing-Problem offensichtlich haben. Es war nie die Rede von verleugnen - sie baten uns lediglich, man müsse es nicht sofort sehen, um "niemanden vor den Kopf zu stoßen". Den Eltern meiner Freundin ist tatsächlich, so traurig das ist, die Meinung der Nachbarn primär total wichtig - es wurden schon viel wichtigere Entscheidungen von der Frage "Was sagen denn die Leute im Dorf dazu" beeinflußt. Es tut mir leid, Emanzipation hin oder her - wer so seit fast 70 Jahren lebt, der lernt mehr Selbstbewußtsein auch nicht mehr. Wenn wir Wochenendbesuche machen, dann haben sie kein Problem damit, wenn wir unsere Nähe auch demonstrieren. "Unwichtigkeit sexueller Orientierung": Wie Du ganz richtig sagst: im Gespräch ergibt sich das ganz von allein, da plaudert man oder erzählt von sich Dinge, die einem wichtig sind. Ich aber möchte gerne entscheiden, wem ich wieviel von mir preis gebe. Ich erlebte nämlich genau das andere Extrem bei meiner Mutter, die schon immer alle Sensationen, die ihre Kinder betreffen, Hinz und Franz erzählt, weil sie stolz ist, so "besondere" Kinder zu haben. Kurz nach dem ich ihr von meinem Coming-Out erzählte, riefen mich meine Tanten an um mich zu befragen; traf ich die Mutter meines ersten Freundes im Ort, die mich gleich direkt anspricht: "Na- hast du nun deine Sonne gefunden?" etc. Ich brauchte mir keine Gedanken darüber zu machen, wen ich noch informieren wollte, das erledigte meine Mutter schon für mich! Ich fand's jetzt nebenbei teilweise auch ganz praktisch, weil ich auf informierte Leute traf, aber in manchen Fällen wäre es schöner gewesen, ich hätte mich selber outen können, vielleicht hätte ich es in manchen Fällen behutsamer oder inhaltlich anders getan? Ich schweife ab. Ich verstehe nicht, wieso Du es "Aufdrängen von sexueller Orientierung" beschreibst, wenn ein Kollege von den ersten Schritten seiner Kinder erzählt. Inzwischen kenne ich Homo-Paare, die zusammen Kinder gezeugt haben (nicht wie ich, die ihre Kinder aus dem früheren Leben mitgebracht hat). In unserem Kindergarten ist so ein Paar, wo sich beim ersten Elternabend die eine Mutter erklärt hat - die Tochter habe noch eine Mutter, beide seien gleichberechtigte Eltern und hätten das Kind auch zusammen bekommen, hätten die gleichen Rechte was Entscheidungen bzgl. d. Kindes betrifft etc.. Warum mußte sie das erläutern? Reicht es nicht zu sagen "meine Partnerin konnte leider nicht kommen, die lernt ihr das nächste mal kennen?" Kann man nicht eher hier ein "Aufdrängen von sexueller Vorliebe" interpretieren? Gleichberechtigt sind wir doch wirklich erst, wenn man sich nicht erklären muß! Ich glaube, Heteros tragen ihren Sex nicht nach außen - sie denken schlicht gar nicht darüber nach, es sei denn, sie werden damit konfrontiert. Aber wenn jmd. zu mir sagt: hast du einen Freund, dann bring ihn doch mit, dann kann ich doch sagen: habe eine Freundin, die ich gerne mit bringe. Eine Hetera würde doch auch nicht auf ihre Stirn schreiben "Habe gerade einen Liebhaber, weil ich meinen Mann inzwischen total unerotisch finde, aber noch gerne mit ihm zuammen lebe" oder "leider haben wir schon seit Jahren keinen Sex mehr". Wenn man, und da gebe ich Dir absolut recht, im Gespräch oder beim Kennenlernen jmd nett findet, dann kommt das im Gespräch doch ganz von allein, dazu brauche ich doch kein Stigmata, daß man mir meine sex. Vorlieben sofort ansieht. Ich finde wie "ach, du bist Vegetarierin - das wußte ich ja gar nicht!" Könnte auch ein "schau an, du hast eine Freundin - was für eine interessante Facette an dir!" kommen. Eine Freundin von mir hat erst geheiratet, ein Kind bekommen, dann war sie fünf Jahre mit einer Frau zusammen, dann kam die nächste Frau, in die sie sehr heftig verliebt war - hat sehr gelitten, und nun ist es wieder ein Mann. Nun sind alle ihre Homo-Bekanntschaften völlig durcheinander - nun muß sie sich rechtfertigen, warum sie mit einem Mann zusammen ist. So etwas nervt mich. Es kann doch tatsächlich auch mal am Menschen liegen (unabhängig vom Geschlecht), daß man jmd. mag - es gibt so irrsinnig viele Variationen und Spielarten gerade was den Sex betrifft und nicht Lesbe ist gleich Lesbe. Deswegen hasse ich dieses Schubladen geschiebe. Als ich mich geoutet habe, haben es einige "schon immer gewußt, schön, daß es jetzt so weit ist", andere fanden dann "das ist doch nur eine Phase, das paßt ja gar nicht zu dir".... Das nur zum Thema "man wird sowieso in Fächer gepackt. Sex ist bei weitem nicht das wichtigste in meinem Leben, meine veränderte Ausrichtung hat mich erstaunlich wenig verändert, es gibt viel interessantere Merkmale in meinem Leben, in meinem Charakter, über die ich beschrieben werden möchte, wenn man über mich redet... Wie gesagt - gleichberechtigt den Heteros gegenüber fühle ich mich tatsächlich dann, wenn eben nicht hinter der Hand geflüstert wird: " die ist übrigens mit einer Frau zusammen" (Kein Mensch würde ähnliches bei einem Hetero-Partner erwähnen!). Ich möchte mich so normal fühlen wie alle anderen auch. Und da Heteros sich nicht pausenlos erklären, tue ich das auch nicht. Fühlt sich für mich immer dann wie eine Erklärung, daß ich eben NICHT normal bin! Der Satz "Hallo ich bin Kröpi (...und ich bin Mensch)" sagt wirklich nicht viel aus, keine Frage - aber dem können noch ganz viele folgen, vorausgesetzt, ich kann meinen Gegenüber gut riechen (um mal bei deinen Hunden zu bleiben). Und beim gegenseitig Beschnuppern kommt dann gern "...der mit einer Frau eine glückliche Beziehung l(i)ebt, sehr kreativ ist und Afrika gerne bereist, leidenschaftlich Liebesromane liest und am Wochenende im Fußballstadion ist und für den Lieblingsverein Fahnen schwingt..." Dann ist es ein Aspekt von vielen, die den ganzen Menschen ausmachen, anstatt "Hallo ich bin die lesbische Kröpi, wer bist du?" So, das war jetzt ganz schön viel, vielleicht gibt's jetzt Kloppe vom Administrator oder wir müssen einen neuen Thread eröffnen (weiß nicht wie's geht, ergänze oben: Kröpi hat keinen PLan von Computer), Gruß Kröpi, die leicht weint, aber doppelt so oft lacht |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 379 Userin seit: 07.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.583 ![]() |
:gruebel: Ja das sagt sich einfach - ich möchte auch keine homophoben Eltern haben. Aber 1. sucht man sich Familie nicht aus (im Gegensatz zu Freunden und Bekannten) und 2. schwingt bei Familie viel mehr Emotionen mit, als daß man einfach den Kontakt deswegen abbricht. Meiner süßen ist ihre Familie wichtig, insbesondere ihre Mutter, und weil mir meine süße wichtig ist, mache ich eben persönliche Abstriche in der Hoffnung, daß sie es mit der Zeit lernen, vielleicht doch ihre Scheu verlieren und sie sich behutsam an uns gewöhnen können. Von Radikalität halte ich in dieser Situation gar nichts, man muß ständig im Leben Kompromisse machen. Nenne mich konfliktscheu - ich finde das Leben angenehmer ohne ständigen Streit innerhalb der Familie. Ich rechne es ihnen groß an, daß sie mich offiziell eingeladen haben, eine große Geste für so spießig geprägte ältere Menschen. Auch, daß sie uns das große Gästebett als Doppelbett bezogen haben und mich nicht in die Dachkammer gesteckt haben. Auch, daß sie nicht darum gebeten haben, unsere Beziehung ggf. zu verleugnen. Auch, daß sie mich in den Tagesablauf wie eine Tochter mit eingebunden haben, der Freundin ihres Sohnes gleichberechtigt. Ich glaube, ich komme so dem Ziel näher, als von Anfang an zu sagen "akzeptiert uns oder ihr seht uns nie wieder" |
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mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.517 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Liebe Kröpi, das ist ein Austausch, der mir sehr, sehr gut gefällt. Wenn ich mich jetzt etwas kurz halte, dann nur aus Gründen der Zeitnot... :) Also wenn ich mich nicht mehr erklären müßte (egal ob auf subtile, selbstverständliche oder offensive Weise) befürchte ich, ich bin von Hellseher.innen umgeben. *zwinker* Ich geb Dir allerdings insofern recht: wenn wir (ich mal mal kurz den Rundumschlag) uns genug erklärt haben, ist die Grundlage geschaffen, um verstanden zu werden. Und wenn die dann uns verstehen, dann ist das die Grundlage, um gleiche Rechte zu haben, Augenhöhe zu erreichen. Juristisch, moralisch oder im Alltag. Daß Gleichberechtigung mit der Abwesenheit von ungeplanter Informationsweitergabe einhergeht, halte ich für utopisch. Es ist normal, auch für Heteros, daß über Menschen geredet wird. Mal freundlich ("die mit dem süßen Lächeln"), mal weil es für die Situation wichtig ist ("das ist der Mann der Sponsorin, sei nett zu ihm") und mal unfreundlich ("der singt unter der Dusche schief"). Solange wir selbst unsere Homsexualität für ein solches Politikum halten, daß es vielleicht, unter Umständen, najaaaa... besser gewesen wäre, wir hätten selbst auf unsere Weise und mit dem entsprechenden Fachwissen Tante Käthe erzählt, daß unser Herz in den Händen einer Frau liegt... naja, solange behandeln wir uns selbst nicht gleichberechtigt. Versteh mich nicht falsch... ich bin auch nicht frei von ähnlichen Gedanken und Formulierungen. ;) Wann also ist Gleichberechtigung erreicht? Wenn wir genauso gut und schlecht behandelt werden, wie das Ehepaar von schräg gegenüber? Gleichberechtigung hat ja nicht nur was mit den guten Eigenschaften der Menschen zu tun... oder? Naja, und was das Erklärbär-Syndrom angeht: wenn es sich für Dich komisch anfühlt, Dich mit dem Wort "lesbisch" zu beschreiben, ist das ja kein Beinbruch. Ich bin heute recht generös, nicht? ;o) Deine Formulierungen und die Momente, in denen Du Dich als Vegetarierin, Afrika-Freundin oder Frau mit Partnerin zu erkennen gibst, sind Deine freie Wahl. Andere (ich zum Beispiel ;o) ) fühlen sich mit anderen Wegen wohl und empfinden das dann als normal, alltäglich und unoffensiv. Es wird seeeehr subjektiv in diesen Regionen. Mir zum Beispiel wurde von meiner Mutter mal zu große Offensive vorgeworfen, ich hielt mich derweil für recht subtil wenngleich redefreudig und eine Patchwork-Verwandte von mir hat 10 Jahre lang nicht mitbekommen, daß ich mit Frauen l(i)ebe. So unterschiedlich ist das manchmal. Ich glaube, wenn wir uns träfen, Du und ich Kröpi, wären wir gar nicht so verschieden in unserer Kommunikation über uns selbst. Wir bewerten Gleichberechtigung und Selbstverständlichkeit vielleicht unterschiedlich. Ich bin recht selbstverständlich lesbisch und sichtbar (so wie ich selbstverständlich sichtbare Hundeliebhaberin bin, beispielsweise) - halte mich aber noch lange nicht für gleichberechtigt behandelt, jedenfalls juristisch und bei Erstbegegnungen, wenn mich mein Gegenüber nach "na, hast Du einen Freund" fragt. Ich warte immer noch auf die selbstverständliche Formulierung: "Na, haste derzeit eine Freundin oder einen Freund oder so?" *zwinker* Du scheinst mir (ich wage mal eine virtuelle Interpretation, widersprich mir ruhig, es ist ja nur ein kleiner Spiegel) hingegen selbstverständlich lesbisch und auf der Suche nach einem "unaufgeregten" Umgang Deiner Umgebung damit, der Dir Gleichberechtigung bedeuten würde. Im Konzept scheint mir das sehr klar und nachvollziehbar. Für die quirlige Welt "da draußen" aber recht abstrakt. Wie gesagt: Tuscheln gehört auch zum Menschsein. Oder Neid. Oder Mißgunst. Oder Freude. Oder Stolz (der Deiner Mutter zum Beispiel. Meinen Glückwunsch!!). Oder Interesse. Nun ja... Du bist mir sympathisch. Und weißt Du, womit das anfing? Mit Deinem Userinnennamen, der mich an eine meiner Lieblingsstädte erinnert, respektive an eine Straße, ein Tor und einen Stadtteil dort... So oberflächlich kann ich sein! Naja. Das Gespräch hat den Vorschuß gerechtfertigt. :) Sei gegrüßt! McLeod |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 407 Userin seit: 29.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.540 ![]() |
Es sagt sich vielleicht einfach, aber ist wirklich so, daß ich einfach nicht anders könnte. Das heißt nicht, daß ich nicht in vielen Dingen zu sehr viel Nachsicht und Toleranz bereit bin meinen Altern gegenüber, aber immer, wenn sich jemand an dem, was für mich zu meiner Selbstachtung und zum Kern meiner Würde gehört, zu schaffen machen will, muß der Preis um den es geht, schon sehr hoch sein. Bislang ist aber noch niemand daran kaputt gegangen, daß jemand anders zu sich selber stehen konnte, es sind aber viele daran kaputt gegangen, nicht zu sich selber stehen zu können. Meine Sexualität - und damit meine Familie, mein Leben, mein Alltag - betrifft auch niemanden so direkt wie mich und diejenigen, die es unmittelbar mit mir teilen. Deswegen ist sie - und mein Umgang damit - auch nicht verhandelbar. Ich bin bislang ganz gut damit gefahren, lieber ein "Ende mit Schrecken" als ein sich über Monate oder - Horror!! - womöglich gar Jahre ziehendes Unbehagen zu wählen. Und es IST mit Unbehagen verbunden, wenn man etwas zu verbergen hat, das ist einmal klar. Dieses Unbehagen hätte nicht nur mich betroffen, sondern auch alle aus meiner Familie, die von der Geheimniskrämerei gewußt hätten. Ganz zu schweigen von meiner eigenen Familie: Meine Freundin hätte keinen Fuß ins Haus meiner Eltern gesetzt, wenn sie sich dort als "Bekannte" hätte ausgeben müssen, unser Kind wäre mit einem katastrophalen Verständnis der Beziehung seiner Eltern aufgewachsen: Daß diese sich nicht als Paar zeigen dürfen. Hinzu kommt, daß ich überzeugt davon bin, daß es heutzutage und hierzulande wirklich jedem Paar, das ein Kind in die Welt setzte, zuzumuten ist, daß dieses homosexuell ist und das genauso selbstverständlich zeigt wie jeder Heterosexuelle. In einem Land, in dem Angehörigen von Homosexuellen Berufsverbot und Gefängnis drohen würde, wäre ich sicher zur Lüge bereit, um meine Angehörigen nicht zu gefährden.
Dann sehe ich gar nicht, wo das Problem sein soll. Wir reden doch hier von Eltern, die darum bitten, die Beziehung ggf. zu verleugnen?
Das ist auch nicht mein Plädoyer gewesen. Mir ging es darum, daß Eltern (und der Rest der Gesellschaft) kein Recht haben, von uns Lügen und Verschleierung und Unsichtbarkeit zu verlangen, weil sie uns (genauer: unsere geschlechtliche Partnerwahl) nicht akzeptieren. Wer mit einer lesbischen Frau nichts zu tun haben, muß auf meine Gesellschaft verzichten, so einfach ist das, denn als nichtlesbische Frau gibt es mich nicht. Aber nicht ich schlage die Türe zu, sondern derjenige selber. |
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Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Hm ... eigentlich kein Wunder, dass ich diesem Thema seit Längerem reflexartig ausweiche... es gibt in der Tat angenehmere Themen über die es sich leichter und besser schreiben lässt.
Beim Lesen habe ich mich sehr über Co-Mum's klaren Worte gefreut. Ich glaube, diese Einstellung ist gesund, richtig und angemessen. Und sie sollte auch der Maßstab sein, wenn es darum geht Entscheidungen zu treffen. Etwas anderes bleibt der emotionale Schock von jemandem als abstoßend und widerlich erlebt zu werden. Die emotionale Wucht einer solchen Erfahrung lässt sich nur schwer mit klinisch-neutralen Begriffen wie "Homophobie" bewältigen. Der Ekel ist ja echt, er ist fühlbar, greifbar und er schnürt einem die Luft ab. Ich würde heute gern sagen können, dass ich mich kühlen Kopfes aus meinem (damals sicher berechtigten) Rechtsempfinden von meiner Familie abgewendet hätte. Wenn ich aber ehrlich bin, blieb mir überhaupt keine Wahl. Bestimmte Sätze und Blicke ließen sich nur wegdrängen, indem ich selbst ging. Unsere Generation hat die Homosexualität ja leider nicht erfunden. In vielen Familien hat sie bereits eine lange dunkle, schambesetzte und nahezu scheintot geschwiegene Geschichte hinter sich, bevor wir selbst - naiv, verliebt und reinen Herzens mit ihr konfrontiert werden, ein neues Kapitel schreiben sollen und völlig überfordert sind. Ich selbst glaube fest daran, dass Scham nur im Verborgenen wächst - dort allerdings mehr oder weniger automatisch. Denn alles, was man an die Sonne lässt, bekommt Farbe und verliert seinen Schrecken - nicht nur bleiche Beine. Ich hab einfach nicht getaugt zur Schrank-, Keller- oder Klappenlesbe - hatte schon als Kind viel zu große Angst im Dunkeln. Also habe ich mich dorthin geflüchtet, wo ich als Lesbe "in der Sonne" sitzen konnte. Erst als ich dort fest genug im Sattel saß, wurden wieder Konfrontationen möglich. Denn erst dann hatte ich ein offenes, gesellschaftlich akzeptiertes Leben unter den Füßen, das ich dem verschämten Versteckspiel trunkener Bedürfnisbefriedigung gegenüber stellen und zeigen konnte: Das ist vielleicht eure Art "pervers" zu sein ... meine trägt ihr Herz auf der Zunge, ist gastfreundlich und duftet (wenn möglich) nach frisch gewaschener Wäsche. :blumen2: Meine Liebe zu einer Frau war für meine Familie der Anlass, den ganzen verkorksten und verklemmten Scheiß aus dem Keller zu kramen und mir zur Abschreckung vor die Füße zu werfen - für mich war sie ein überzeugender Grund anders "anders" sein zu wollen. Oft sicher ein bisschen zu sehr ... zu "unsexuell", zu "leicht verdaulich", zu "angepasst", zu "easy", zu "versöhnlich", zu "verständnisvoll", zu "quadratisch, praktisch, lesbisch"... aber das ist ein anderes Kapitel. Ich hoffe, das war jetzt nicht allzu egozentrisch an der Diskussion vorbei gebeichtet ... |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 379 Userin seit: 07.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.583 ![]() |
Hallo McLeod, es fängt an interessant zu werden... halte das gerade mal tatsächlich für ein äußerst konstruktiv-/produktiven Gedankenaustausch. Zu dem Zitat oben: Ist das für Dich schlimm, d. sie es nicht mitbekommen hat? Hätte es denn an Eurer Beziehung irgendwetwas geändert? Klar reden Menschen gerne über Menschen - ich selber tue das leidenschaftlich gern (bilde mir aber ein, nicht boshaft dabei zu sein) und finde es auch nicht schlimm, wenn über mich geredet wird (naja kommt schon ein bißchen auf die Inhalte an - solange alles inhaltlich richtig bleibt - ich singe tatsächlich falsch unter der Dusche, aber das kann auch ruhig jeder wissen ;-)) Jedenfalls, mir macht es Spaß, wenn mich jemand nach meinem Freund fragt (und in der Mehrheit der Menschheit handelt es sich um heteros, somit ist die Wahrscheinlichkeit einfach größer, daß man danach gefragt wird!) zu sagen "ich habe eine Freundin!". Komischerweise war es meine Freundin, die mich nach meinem Coming-Out bremsen mußte, nicht zu offensiv zu sein. Ich selber war viel zu glücklich und dachte, die ganze Welt müßte so glückich sein wie ich, wenn ich ihr davon erzähle!!! Sie sagt dann mal sehr ernst zu mir, daß ich ein bißchen vorsichtiger sein sollte, weil es Menschen gibt, die ein Problem damit haben könnten. Ich selber platzte vor Glück, Liebe und Gefühl, daß mir der Gedanke total fern war. Außerdem dachte ich, jeder muß doch sehen, was das für ein Glück mit uns beiden ist, wie im Kino - das große Happy-End - daß kann doch keiner eklig oder abstoßend finden. Wie schon gesagt, ich habe bisher noch keine wirkliche negative Outing-Erfahrung gemacht, jedenfalls nicht in meinem Freundeskreis oder in der Familie. Die haben nämlich alle total schnell gerafft, wie gut es mir so geht. Und nun zu dem Verhalten bei meinen "Schwiegerinneneltern": ich halte es da wie mit anderen Phobien auch: Wer kann schon seine Ängste erklären? Was mit meiner völlig sinnlosen Spinnenangst? Oder der Flugangst von meiner Jugendfreundin, die inzwischen gar nicht mehr in den Urlaub fliegen kann, wiel sie keinen Flieger betreten kann? Alles völlig unbegründet und mit der Ratio nicht erklärbar. Da hilft glaube ich wirklich nur gewöhnen, gewöhnen, desensibilisieren.... Phobien-Therapie gehen am besten lernterapeutisch, und das versuche ich also mit kleinen Schritten bei den Eltern meiner Freundin. Sie haben da Ängste - die werden sich aber nicht besser, wenn wir den Kontakt abbrechen - denn dann habe ich (böse Homo!) ihnen auch noch die Tochter weg genommen. Wenn ich aber konstant daran arbeite, ihnen zu demonstrieren, daß wir glücklich sind, daß wir nette Menschen sind wie andere auch und es vom Beziehungsmuster auch keine wesentlichen Unterschiede gibt, dann, da bin ich ganz zuversichtlich, werde ich in ihrer Familie irgendwann mal so normal sein, daß auch ihnen es nichts mehr ausmacht. Also bin ich gerne bereit, mich nicht gleich bei geladenen Gäste als Liebste ihrer Tochter vorzustellen (ich stelle mich lediglich als "Freundin" vor und überlasse ihnen die Interpretation) und muß auch nicht vor familienfremden Leuten im Wohnzimmer mit ihr rum knutschen. Damit kommen beide Seiten zurecht. Wenn ich dann nach 5 Jahrn auf dem 75sten Geburtstag wieder eingeladen bin und die gleichen Leute kommen, wird alles Erklären sowieso unnötig sein.... So ungefähr, vielleicht aber auch ein bißchen anders, liebe Grüße Kröpi |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 407 Userin seit: 29.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.540 ![]() |
Das ist es, was ich so falsch finde: Sich nach denen zu richten, die ein Problem damit haben. Wenn das ein Argument sein soll, dann muß es auch umgekehrt gelten: "Ich habe ein Problem mit Ihrer Homophobie, bitte verbergen Sie diese. " Oder: "Ich habe ein Problem mit Ihrem konservativ aussehenden Gatten, würden Sie bitte Ihre Ehe geheimhalten, weil sie mich stört?" Das ist doch absurd! Diese Leute, die "ein Problem damit haben", haben meist noch jede Menge anderer Probleme und unzählige Male richten sich erwachsene Menschen nicht nach ihnen. Sie werden deswegen weder eine Psychotherapie brauchen, noch werden sie nachts die Scheiben eines homosexuellen Verkäufers einschlagen. Sie ärgern sich kurz, na und? |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 407 Userin seit: 29.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.540 ![]() |
Ich verstehe diese Überlegungen, halte sie aber für falsch. Warum sind wohl die Schwiegereltern so? Eine genetische Erkrankung ist Homophobie nicht, eher eine psychosoziale Störung oder einfach: bornierte Konvention. Diese wird aber genau durch das hier propagierte Verhalten verstärkt. Denn wer weiß: Vielleicht hätten die Schwiegereltern im Laufe ihres sicher nicht ganz kurzen Lebens schon x Gelegenheiten gehabt, homosexuell lebende Menschen kennenzulernen und das "Phänomen" dadurch als alltägliche Normvariante einzuordnen. Aber vielleicht sind genau diese x Gelegenheiten vereitelt worden von Gedanken wie: "Die haben vielleicht ein Problem damit". Vielleicht haben die Nachbarn ja den schwulen Sohn verheimlicht und dessen Ehemann als einen "Freund" von ihm vorgestellt, um niemanden zu brüskieren. Vielleicht hat ja die eigene Cousine ihre Lebensgefährtin auch ambivalent als "Freundin" vorgestellt, um anderen "die Interpretation" zu überlassen. Vielleicht (oder vielmehr: ganz sicher) hat der schwule Priester aus der Kindheit aus seinem Liebesleben ebenfalls eine Mördergrube gemacht. Das sind alles klitzekleine Einzelfälle, aber gesamtkulturell schaffen sie ein Klima. Zu einer kleinen, aber zahlenmäßig nicht irrelevanten - und vor allem: sichtbaren - Gruppe zu gehören, ist heutzutage kein Problem mehr. Aber solange Homosexuelle selber aktiv an ihrer Unsichtbarkeit mitwirken (und damit auch an der Vorstellung, es handle sich um eine zahlenmäßig irrelevante Gruppe) , ist kein Ende der Homophobie in Sicht. Und die Schwiegereltern, denen zuliebe man sich als Freundin und nicht als Lebensgefährtin ausgibt, werden das weiterhin für selbstverständlich halten. Der Beitrag wurde von Co-Mom bearbeitet: 26.Jun.2007 - 21:22 |
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auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 7.174 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 22 ![]() |
:zustimm: genau so sehe ich dies auch... und für diesen satz wurdest du soeben zur aphorissima nominiert :blumen2: |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 379 Userin seit: 07.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.583 ![]() |
Hallo Co-Mom, diesmal hast Du mich tatsächlich erreicht - von der Seite habe ich das alles noch nicht gesehen. Vielleicht habe ich mich sehr von meiner Süßen beeinflussen lassen, die in meinen Augen "erfahrener" war, sie hatte schon Beziehungen mit Frauen vor mir gehabt und ist dennoch viel angepasster. Im Gegensatz zu mir kommt sie aus einem sehr bürgerlichen (um nicht zu sagen sp.....) Haushalt, wo nach ihrem Outing auch dieser so gräßliche Satz fiel "aber du bleibst trotzdem unserer Tochter" (Als wenn so etwas jemals zur Debatte gestanden hätte!), in dem man nicht nur wegen dieses Themas immer sehr bemüht ist, den Nachbarn alles recht zu machen- das fängt mit dem Vorgarten an und hört mit der Versorgung der Oma auf. Bei uns zu Hause war es immer egal, was die Nachbarn dachten, und wir waren schon immer "anders" als die Leute im Dorf (zugezogene Akademiker zwischen angestammtem, seit Jahrhunderten dort wohnenden Landwirten, die im Prinzip alle irgendwie miteinander verwandt sind). Ich verstand auch nicht wirklich, warum ich nicht allen Leuten erzählen sollte. Aber meine Süße hatte schon ein Problem damit, wenn ich mit ihr Hand in Hand durch die Stadt laufen wollte. Und da ich schnell merkte, wie unangenehm ihr ein offizielles Outing vor unbekannten Leuten ist, ließ ich es schnell sein. Aber Du hast tatsächlich recht - durch Passivität verbessern wir nichts, und solange alle Spielchen spielen, bleibt es außergewöhnlich, Homo-Pärchen zu sehen. Hatte neulich ein Gespräch mit einem befreundeten Homopärchen, von dem die eine meinte, ich müsse mich unbedingt in meiner Arbeitsstätte outen, sonst könne ich nicht glücklich werden. Auch wenn es mit meinem unmittelbarem Glücksgefühl vielleicht nicht viel zu tun hat, so bewegt es in kleinen Schritten vielleicht etwas für andere und für die Zukunft.... Also habe ich mich in passender Gelegenheit meinem Chef mitgeteilt. Er hat sehr entspannt reagiert, eher sogar uninteressiert, hat lediglich ein paar Tage später fallen gelassen, daß ich ja schon lange nicht mehr krank gewesen sei, mir mein neues Leben ja also offensichtlich gut bekommen müsse. Wieder eine positives Outing-Erlebnis. Vielleicht sollte ich langsam anfangen, mit meiner Süßen mal das Outen zu üben, im Sinne von uns selber, im Sinne der homo-Allgemeinheit. Bei nächster Gelegnheit werde ich mit ihr Hand-in-Hand durch die Fußgängerzonde laufen und dann wollen wir mal sehen, wie sie sich hinterher fühlt.... Gelobe Besserung, wir üben daran... :ww: Herzlichst, Kröpi |
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Mama Maus ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.982 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 78 ![]() |
Viel Glück und viel Spaß dabei! Es ist herrlich, sich nicht mehr zu verstecken! Liebe Grüsse Mausi |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 407 Userin seit: 29.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.540 ![]() |
Hallo Kröpi, freut mich sehr, daß ich Dich ein wenig zum Nach- und Umdenken anregen konnte, aber Vorsicht:
Wenn sich Deine Freundin nicht wohlfühlt, dann laß sie. Mir geht es nicht darum, daß man intime, persönliche Dinge aus politisch-sozialen Motiven heraus tut, wenn einem nicht danach ist. Eher umgekehrt: Wenn einem danach ist, sollte man sich nicht aus falscher Toleranz gegenüber der - noch dazu oftmals nur auf Spekulationen beruhenden - Intoleranz der anderen zurückhalten. Ich hoffe trotzdem, daß Deine Freundin Lust dazu hat, mit Dir Hand in Hand durch die Fußgängerzone zu laufen, ohne sich das von denen verderben zu lassen, die "ein Problem damit haben" könnten. Nach dem Motto: Wenn jemand ein Problem mit mir hat, darf er es behalten. |
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mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.517 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Hallo Kröpi, da bin ich mal wieder. Und ich hoffe, die geneigten Mitleserinnen sehen über unsere auf uns bezogenen und gesamtgesellschaftlich-philosophischen Exkurse gnädig hinweg. Ja, es hätte was an unserer Beziehung geändert. Und es war für SIE - irgendwie - schlimm, nichts davon gewußt zu haben. Sie hatte das Gefühl, ich hätte ihr nicht genug vertraut, wäre fremd(er) geblieben. Ich derweil war ja der Meinung gewesen, niemand könne mich noch ernsthaft für hetero halten und daß ich auch nichts verschwieg, respektive, daß ich mich oft erklärte. Ich war nur eben nicht explizit genug geworden - nicht mal explizit genug, um die vage Ahnung auszulösen. Damit will ich nur mal illustrieren, wie unterschiedlich die Maßstäbe für "offensiv" und "aufdrängen" und "verschweigen" sind. Übrigens wollte ich lange Jahre nicht Hand in Hand durch die Stadt laufen. Weder mit meinem (letzten Versuch) Freund, noch mit langjährigen Lebensgefährtinnen. Ich argumentierte immer in Richtung "Das ist Besitzanzeige, das ist Provokation" - bis mir mal ein schlauer Bekannter sagte: "Also ich gehe mit meiner Freundin Hand in Hand, weil ich sie spüren möchte, weil wir über unsere Hände auch kommunizieren können." Unheimlich, wieviele Bekannte und Freunde ich in letzter Zeit zitieren muss. Man könnte meinen, ich hätte sie alle gebraucht, um im Leben was dazu zu lernen. B) Jedenfalls kam dann eines Tages eine junge Frau, die einfach meine Hand nahm. Und seitdem genieße ich's. Und lass mir das auch nicht von den wenigen neugierig schauenden Passanten nehmen. Irendwie ist es weniger spektakulär, offen lesbisch zu leben, als erhofft. :D McLeod |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 379 Userin seit: 07.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.583 ![]() |
Hallo hallihallo McLeod, lustig - ich fand Händchenhalten immer total doof, aber bei meiner Liebsten jetzt merke ich halt immer wieder von mir aus das Bedürfnis, sie an die Hand zu nehmen, weil ich ihre Hand unheimlich gerne in meiner spühre - es löst einfach Glücksgefühle aus... Und wir sind am Wochenende Hand in Hand über das Schützenfest gelaufen und ich fand's klasse (es hat in der Tat nur sehr wenige interessiert!) und sie fand's auch nicht so schlecht. Total unspektakulär.... Habe manchmal überlegt, was wohl sein würde, wenn Kunden unserer Firma mich treffen würden und mußte innerlich grinsen, weil ich dachte, falls da was nach kommt, kann mein Chef mal seine Toleranz beweisen.... Leider sind wir niemandem über den Weg gelaufen, der mir auch nur ansatzweise bekannt vorkam. Später waren wir dann noch im "gaypeople-Zelt" auf Party, und da bin ich dann in's Philosophieren gekommen. - Gehört hier auch nicht mehr hin, aber der Thread hat sich ja sowieso total politisch verselbständigt.... Was ist für Homosexuelle das Besondere an diesen Homo-Parties? Und was wäre mal andersherum, wenn es eine "Heteropeople-Party" gäbe - würden dann nicht alle Zeter und Mordio wegen Diskriminierung schreien? Oder haben Homos das Gefühl, daß alle Parties von Natur aus Hetero-Parties sind und sie kein Recht haben dort zu sein und deshalb Gegenveranstaltungen machen? Oder ist es bewußtest kokkettieren mit der "Andersartigkeit" und reine Provokation, eine solche Veranstaltung zu planen? Oder ist es bei den meisten wie bei mir, daß ich einfach froh bin, tanzen zu können, ohne von irgendwelchen Typen angemacht zu werden???? :wacko: Ich bin jedenfalls mit meiner Süßesten so verblieben, daß wir uns jetzt an den Händchen halten, wenn uns danach ist, und wir werden keine Rücksicht mehr nehmen. Punkt. :wub: Beste Grüße, Kröpi |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 379 Userin seit: 07.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.583 ![]() |
:bounce: Es war supi - (s.o.), wir sind Hand in Hand über's Schützenfest gelaufen, einen Ort größerer Popularität gibt es kaum in der Stadt mit dem weltweit größten Schützenfest überhaupt! War überhaupt kein Problem, wie wir fest stellten, für mich sowieso nicht, ich wollte das ja schon immer, aber für sie dann auch nicht. Im Gegenteil, es war höchst beglückend und wir hatten einen schönen abend... :wub: Blümchen für Dich und Danke------ :blumen2: Kröpi |
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:D Das ist ja klasse!!!
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mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.517 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Also ich mutmaße jetzt mal. 1. Ja, jede Party, auf der nicht "Homo-Party" draufsteht ist eine "Hetero-Party". Da geht es ums Tanzen und Kennenlernen und ausgelassen sein und vermutlich auch ums Trinken. Nicht anders, als bei einer "Homo-Party" 2. Es gibt "Homo-Partys" unter anderem, weil es nicht möglich ist (oder war), auf einer "Hetero-Party" entspannt zu zweit zu tanzen, zu küssen und sich nahe zu sein. Neugiereige Blicke, abfällige Bemerkungen, aggressives Flirten, eventuell sogar Gewalt auf dem Nachhauseweg oder Hausverbot. Die zurückliegende Geschichte steckt voller Geschichten, die zwischen harmlos und unglaublich liegen. 3. Es gibt "Homo-Partys" unter anderem, weil es dann einfacher ist, potentielle Partner/innen kennenzulernen. Weil es ein gemeinsames Thema gibt (ähnlich wie beispielsweise bei 80er-Jahre-Partys). Weil es gut tut, zu sehen, wieviele es "von uns" gibt. (Ich jedenfalls hatte bei meinen ersten Ausflügen in die Szene dieses gute Gefühl sehr massiv) 4. Ich glaube nicht, daß es etwas mit Provokation zu tun hat. Was wäre denn die Provokation daran? Niemand kann seine Homosexualität per Ausweis am Eingang beweisen. Also sind das keine hetero-ausschließenden Partys. 5. Ich glaube, auf "Homo-Partys" genausoviel gebaggert wird, wie auf "Hetero-Partys", nur eben in anderen Konstellationen. Trotzdem kann es genauso unangenehm werden ;o) Alles Mutmaßungen. Wie gesagt. McLeod, die jetzt weiß, daß Du nicht aus der Stadt mit der Kröpi kommst... :D |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 379 Userin seit: 07.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.583 ![]() |
Also jetzt verrate mir doch mal, wo diese "Kröpi" ist.... :unsure: Bin ich Dir jetzt weniger sympatisch? Da ha'm wir's wieder - bloß nicht zu viel in die Nicks hineininterpretieren!!! Früher war mein Nick gerne mal "müdetasse", aber das paßt gar nicht mehr zu mir, und das, wie mir jetzt gerade beim Schreiben auffällt, seit ich mein Coming-Out hatte. Lustig :P |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 07.07.2025 - 11:44 |