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Beitrag
#1
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
Heute vor 46 Jahren wurde die Mauer errichtet. Dazu habe ich eine gute Chronik im Net gefunden, falls sich dafür jemand interessiert:
Chronik der Mauer Leider war ich erst nach dem Mauerfall in der ehemaligen DDR und kenne das alltägliche Leben dort nur vom Hören-Sagen. Ein ehemaliger Arbeitskollege, der von "drüben" geflüchtet war, hat mir viel über das Leben dort erzählt. Ich fand es richtig spannend. An eine Geschichte erinnere ich mich noch gut. Er erzählte mir, dass es manchmal Orangen zu kaufen gab und dass er und seine Kollegen dann den Arbeitsplatz verlassen durften, um sich in die Schlange vor dem Laden einzureihen, nur um ein paar Orangen zu ergattern. Auch fand ich es toll, wenn er von der Kollegialität und Hilfsbereitschaft untereinander erzählte. Manchmal habe ich ihn richtig beneidet, obwohl er natürlich auch hässliche Dinge erzählte. Ich bin sehr an deutscher Geschichte interessiert und neugierig, wie sich das alltägliche Leben drüben gestaltete, welche Sorgen, Nöte und natürlich auch Freuden die Menschen hatten. Im Internet gibt es viele Infos über die DDR, meistens aber politisch, ich würde gerne mal etwas darüber erfahren, wie sich der Alltag so abspielte, welche Lebensmittel es nicht gab, wie schwer es war, ein Auto zu bekommen, wie wurde der Urlaub organisiert, was gab es und was gab es nicht und was wurde vermisst. Welche Musik wurde gehört, welche Fernsehprogramme wurde geschaut, wie offen ging frau bzw. die Gesellschaft mit dem Lesbischsein um usw. :rolleyes: Es wäre toll, mal aus "erster Hand" ein paar Geschichten zu hören, vielleicht kommt ja hier jemand von "Drüben" und hat Lust, mal etwas zu erzählen ;) EDIT: Tippteufeline beseitigt :D Der Beitrag wurde von Nordlicht bearbeitet: 13.Aug.2007 - 13:01 |
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Beitrag
#2
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
hallo nordlicht!
ich bin ossi und ich mache daraus auch kein geheimnis, kann ja schliesslich nichts dafür! ;) meine frau interessiert sich auch sehr für meine "ossi-geschichte" und oftmals bleibt ihr einfach nur der mund offen stehen! tja, was kann ich dir erzählen? wir waren eine typische ddr-familie, hatten keine west-verwandten, demzufolge auch keine...zumindest für mich als kind nicht spürbaren...probleme mit der stasi! aber du wolltest ja unpolitische geschichten hören! ich kann das, was dir deine kollege erzählten, bestätigen! es war nicht nur bei orangen so! sondern auch bei ketchup, erdnussflips und bananen! gab es diese dinge im geschäft, gab es unmengen an menschen, die sich brav in die schlange einreiten! wenn es ernussflips gab...und auch dann noch gab, wenn wir an der reihe waren...dann bunkerte meine mutter immer gleich 10 tüten. damals war ich echt froh, nur eine schwester zu haben! B) wir hatten eine zeitlang an der ostsee gewohnt und als wir dann nach berlin zogen, war es für uns kinder eine umstellung wie tag und nacht. ich kannte weder die mainzelmännchen noch die aktuelle chartliste! ich kann mich erinnern, als wir damals nach berlin zogen, ging ich in die 6. klasse...das war :gruebel: 1982! ich hatte eine mitschülerin, die kannte diese chartliste auswendig, von oben bis unten und umgekehrt! ich bin nachmittags nach hause, habe mich vor das radio gehockt und musik gehört...um wenigstens ein wenig mitreden zu können! man war das peinlich! wenn jemand zu ddr-zeiten 18 wurde, hat er, bevor er seine geburtstagsgeschenke auspackte, erst mal einen antrag auf wohnung, auto und telefonanschluss gestellt! das schienen die wichtigsten dinge im leben eines "ossis", waren es schliesslich auch die dinge, auf die man eine ewigkeit warten musste. es gab schlaue eltern, die bei der geburt des kindes einen antrag auf einen trabant stellten, damit das kind, wenn es denn 18 wird, vielleicht nur noch 2 jahre warten muss, bis das geliebte gefährt vor der tür stand! okay, ich kann nicht weiter plaudern, meine tochter will etwas essen! vielleicht später noch mehr! sonnige grüsse two-hearts |
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Beitrag
#3
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
Hallo two-hearts :wavey:
Finde ich toll, dass Du bereit bist, etwas zu erzählen, danke *freu* Dann hat mein Kollege ja nicht übertrieben mit dem Schlangestehen für gewisse Lebensmittel, von den Bananen hatte ich auch schon gehört und auch, dass Fisch wohl knapp war :D Und das mit dem Auto, der Wohnung und dem Telefonanschluss ist ja unglaublich. Diese Dinge sind hier alle so selbstverständlich zu erwerben, dass es für "Wessis" kaum vorstellbar ist und frau sich darüber keine Gedanken macht. Waren denn die Wohnungen drüben so knapp? Auf jeden Fall lieben Dank für Deine Erzählung, ich freue mich auf mehr davon :rolleyes: LG Nordlicht Der Beitrag wurde von Nordlicht bearbeitet: 13.Aug.2007 - 13:26 |
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Beitrag
#4
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
na ich kann ja nicht wirklich glauben, dass es hier keine andere userin gibt, die aus der ehemaligen ddr stammt. schämt ihr euch dessen oder warum reagiert hier keine?
nordlicht, meine güte, der mauerfall ist doch tatsächlich schon fast 18 jahre her und ich mag mich gar nicht mehr so genau erinnern, dennoch kann ich mich an zwei typische ddr-wohnungssuche-geschichten erinnern! 1. meine mutter lernte einen neuen partner kennen, der 2 söhne mit in die beziehung brachte. wir waren nun 2 erwachsene und 4 kinder und meine mutter erwartete zwillinge. wir wohnten damals in einer 2-zimmer-wohnung mit ofenheizung. meine mutter war auf dem "wohnungsamt" wegen einer grösseren wohnung und hatte keine chance. sie äusserte der bearbeiterin gegenüber, dass sie dann für nichts garantieren könne. bevor meine mutter wutendbrannt zu hause ankam, stand die polizei vor der tür und schaute nach dem rechten. :unsure: 4 wochen später hatten wir den "besichtigungsschein" für eine 5-zimmer-neubauwohnung in der hand! 2. ich wollte mit 18 sofort ausziehen und meine mutter unterstützte diese idee damit, indem sie mit mir gleich und unverzüglich nach meinem 18. geburtstag im staatsratsgebäude vorstellung wurde. ich fands unheimlich in dieser hütte, aber es klappte! ich bekam recht schnell eine 1-zimmer-hinterhaus-wohnung ohne bad...aber dafür mit einem wunderschönen kachelöfen! :rolleyes: nostalgische grüsse two-hearts :) |
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Beitrag
#5
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
Grüss Dich, two-hearts :D
stimmt, ich kann es auch kaum glauben, dass hier sonst niemand aus der ehemaligen DDR kommt, aber vielleicht mag ja auch keine etwas darüber erzählen, dafür gibt es sicher tausend Gründe und es muss ja auch jede für sich selbst entscheiden. Ist auch OK für mich ;) Ich freue mich jedenfalls, dass Du bereit bist, einer "Wessi", die leider nie vor dem Mauerfall "drüben" war (aus Mangel an Verwandten drüben oder warum auch immer), einen kleinen Einblick zu gewähren :blumen2: und voller Neugier alles auf, was ich über das Leben „drüben“ erfahre. Ich finde es sehr spannend :rolleyes: Meine Neugier kommt ein wenig daher, dass ich seit einigen Jahren Ahnenforschung betreibe und dabei viel über die deutsche Geschichte erfahren habe. Meine Urahnen führen mich von Süddeutschland bis hoch in den Norden, nur der Osten Deutschlands bleibt mir leider verschlossen. Auch habe ich viele Bücher über die deutsche Geschichte gelesen, habe an den Lippen meiner Grosseltern / Eltern gehangen, sie gelöchert bis zum GehtNichtMehr :lol: und habe sozusagen alle Infos aufgesogen, die ich irgendwie bekommen konnte. Nur leider kenne ich niemanden aus der ehem. DDR (ausser ein paar Kollegen), die ich fragen könnte: wie war es „drüben“ ? Sicher habe ich aus Büchern und über die Medien einiges erfahren und natürlich interessiert mich auch der politische Teil, aber den Alltag einer Familie aus Ostdeutschland finde ich viel interessanter, darüber erfährt man in den Medien leider nicht so viel. Deine Wohnungsgeschichte ist ja echt der Hammer. In einer 2-Zimmer-Wohnung mit 6 Personen zu leben und dann noch Nachwuchs (Zwillinge) erwarten, das war sicher nicht so prickelnd. Interessant finde ich auch, dass Deine Mutter mit Dir ins Staatsratsgebäude musste wegen einer Wohnung für Dich. Ich denke mir, dass es drüben keinen freien Wohnungsmarkt gab so wie hier, oder? Die Polizei kam sicher wegen der Äusserung Deiner Mutter, dass sie für nichts garantieren kann *lol* Das würde hier keinen Menschen interessieren. Na, und es hat ja dann was gebracht, ihr habt eine grosse Wohnung bekommen. Aber was ist denn ein Besichtigungsschein? Also, diese 1-Zimmer-Hinterhaus-Wohnungen ohne Bad kenne ich von hier auch. Hinter unserem Haus in unserer alten Wohnung gab es auch noch ein Nebengebäude mit so kleinen Wohnungen. Wenn meine Kollegen manchmal erzählt haben (heute sind sie in einer anderen Firma und ich sehe sie nicht mehr), dann wurde ich richtig neidisch. Sie haben so viel von der Hilfsbereitschaft untereinander erzählt und es war auch hier im Westen bei Ihnen noch zu spüren. Wenn irgendjemand etwas brauchte, waren alle anderen (*ossis* - liebevoll gemeint) sofort zur Stelle. Das fand ich toll, weil es das hier in unserer Ellenbogen-Gesellschaft kaum gibt. Hier kocht eher jeder für sich sein Süppchen. Hach, ist das alles spannend….. :rolleyes: Vielleicht kann sich ja doch die ein- oder andere noch entschliessen, mal etwas zu erzählen, ich würde mich freuen. Dir, liebe two-hearts, sage ich erst einmal ganz lieben Dank :blumen2: Ich finde es wirklich toll und ganz lieb von Dir, mir die ehem. DDR etwas näherzubringen, DANKE (IMG:http://www.cosgan.de/images/midi/liebe/a035.gif) Herzliche Grüsse Nordlicht |
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Beitrag
#6
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... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 17.466 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 17 ![]() |
Klar gibts die hier, Doppelherz :)
Meine Wenigkeit, geboren 1978 von freiwillig in die DDR gegangenen Eltern, bzw. Mutter. Selbst heute bin ich da noch nicht ganz durchgestiegen, warum, wieso, weshalb. Meine Frau Mama mit einzig familiären Verbindungen gen West-Berlin und mein (naja nicht wirklich richtiger aber immerhin) Herr Vater mit Großeltern im Nordbayerischen Raum, Eltern im südthüringischen Raum taten sich zusammen. Da meine Mutter ein Einzelkind ist und meine Oma sich enorm an dieses Eine klammerte ging sie mit in die DDR. Oma wohnte. Frau Mama wohnte mit. Herr Papa und Frau Mama bekamen keine Wohnung, sodass die Eltern erstmal jahrelang verheiratet waren, aber nicht zusammen wohnten bis der Vater irgendwann auch noch in die Wohnung der Oma zog :wacko: Irgendwann kam ein Kind und die Eltern bekamen eine Wohnung. Wie wohnte man? Och... wie Two-Hearts schon sagt... ohne Bad, dafür mit kaltem Wasser und Strom. Kachelofen und Decken hielten warm. Was ich als Kind mochte, war Altpapier und Altglas fortschaffen. Nicht in diese Flaschenreinfallkrachmachdinger, nein, sondern in die Altannahmestelle für Glas, Papier und Klamotten. Dafür gab's nettes Geld und dies wurde meist in Schlager Süßtafel für 80 Pfennig umgesetzt. Echte Schoki war zu teuer außerdem schmeckte dieser Schokoladenersatz lecker und Nüsse waren auch drin! (Vielleicht waren es gar keine, aber zumindest waren da so Dinger drin) Außerdem wurde dann immer noch eine rote Limo in der Flasche gekauft oder eine mit Vitaminen angereicherte Cola. Auf meinem Weg zur Schule, in der ich vorrangig in den ersten Klassen Lesen, Schreiben und Heimatkunde* hatte stand jeden Morgen vor dem Konsum** eine Palette mit Milchflaschen, die Aludeckel hatten. Die sahen noch richtig aus, wie Milchflaschen :) Die Bauarbeiter, die vor den Öffnungszeiten zur Arbeit gingen holten sich meist die Milchflaschen ab und legten die Bezahlung einfach auf die anderen Milchflaschen. (Die DDR wurde sicher nur abgeschafft, weil ich immer das Geld mitgenommen habe auf meinem Schulweg und die pleite gegangen sind *schäm :roetel: ) In der Schule hatten wir immer allerhand merkwürdige Dinge zu erledigen. Meldedienst***, Tafeldienst, Tischdienst, Blumendienst, Hofdienst, etc. Das war anstrengender als eine 40-Stunden-Woche :D. Die Nachmittage waren verplant mit Patenbrigadenbesuch****, Seroaktionen***** (mir gehen langsam die Sterne aus :rolleyes: ) und Pionieraktionen. Letztere bestanden meist darin, alten Menschen zu helfen, Tiere zu retten oder sowas in der Art. So eine Mischung aus Pfadfinder und Pionier eben. Wald und Wiese sauberhalten, Einkäufe für alte Mitbürger oder Blümchen sammeln für den Heimatkundeunterricht und das Herbarium. Hm... was noch.... Sportunterricht war immer spannend.... Turnstunden mussten darauf ausgelegt werden, ob es denn im Land gerade irgendwo mal ein paar Balettschlappen zu kaufen gab (diese ich-wollt-mal-ein-Schuh-werden-wenn-ich-groß-bin-Dinger mit denen man Balett macht) Ansonsten gab es manchmal im Winter lustige Neonfarbene Stiefel. Die hatte ich. Und jedes andere Kind auch *lach.... Die Panzer der NVA****** gab es im Miniformat, die Soldaten auch, aber die habe ich nie bekommen. Meine Mutter meinte, mit Kriegsspielzeug spielt man nicht *nerv! Fern schaute man auch.... am Ferni, den man ohne Fernbedienung an- und ausmachte und die wahrscheinlich jedes Kind hasste, weil das Oberhaupt der Familie immer die Kinder zum Fernseher schickte um mal umzuschalten. *schmunzel... sofern man von umschalten sprechen kann... wieviele Programme gab es? 2 oder 3 glaube ich. Viele hatten noch ARD und ZDF drauf, aber wenn Elternbesuch******* kam musste DDR1 oder DDR2 laufen. Ich glaub, das reicht erstmal... ich muss ja noch meine Sternchen erklären *schmunzel.... *Heimatkunde = Unterrichtsfach in dem Blumen, Industrie und Landstruktur gelehrt wurde... so ne Art Minigeographie und Minibiologie kindgerecht ausgerichtet **Konsum = Supermarkt mit einheitlichem Verkaufsprogramm (Lebensmittel) ***Meldedienst = "Frau XYZ - ich melde die Klasse zum Unterricht bereit!" tägliche Meldung über An- und Abwesenheit. Dienste gingen immer eine Woche. ****Patenbrigade = Jede VEB (heute AG :D ) hatte die Patenschaft für eine Pioniergruppe. Warum, keine Ahnung, aber es gab immer Kakao und Kuchen :) ***** Sero = Altstoffsammlung ****** NVA = Armee *******Elternbesuch = regelmäßige Hausbesuche durch die Eltern. Da wurde die Bude gewienert und die schönsten Bilder aufgehangen :D Ach so... (mein Gott, mir fällt soviel ein...) Ich hab als Kleinkind den Bummi gelesen, als Jungpionier die Trommel und meiner Doofschwester immer die Frösi gemoppst. Mein Vater hat immer das Neue Deutschland gelesen oder Das Volk. Und meine Mutter die Junge Welt. Öhm... mein Vater rauchte Juwel und trank am WE immer sein Bier, deren Pfandflaschen ich für 30 Pfennig/Stück zurückbrachte. Da hatte ich immer 3 Mark in der Woche. Toll war das. Brötchen wurden unterschieden in normale für 5 Pfennig und in Fettbrötchen für 8 Pfennig. Die waren mit Butter gebacken und viel leckerer. Ein Fahrschein, der eher ein Fahrschnippsel war hat auch nur 8 Pfennig gekostet... aber ich glaub, da gab's dann mal ne Preiserhöhung... auf 10 oder so :D Reicht das erstmal? Ostalgische Grüße Fledi |
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Beitrag
#7
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
Huhu Fledi :bounce: na, das finde ich ja toll :D und muss jetzt erst einmal in Ruhe alles durchlesen *freu*
Bis später dann mal :abschied: Liebe Grüße Nordlicht |
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#8
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 10.593 Userin seit: 15.04.2005 Userinnen-Nr.: 1.477 ![]() |
Danke two-heats und Fledi
ich bin selber eine Südwessi und hoffe auch mehr zu erfahren wie der alltag dort war. Der Beitrag wurde von Alfalfa bearbeitet: 14.Aug.2007 - 18:38 |
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Beitrag
#9
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
Wow, Fledi, Deine Eltern sind freiwillig rübergegangen? Ich habe immer nur von Leuten gehört, die raus wollten :unsure: Ohjeh, das hört sich ja schrecklich an, eine Wohnung nur mit kaltem Wasser. Wie habt ihr denn da geduscht oder gebadet, gab es sowas wie einen Boiler zum Erhitzen? Aber das mit dem Kachelofen und den Decken finde ich romantisch...war es für euch aber sicher nicht ;) Und was ist denn Schlager Süßtafel Wer weiss, was Du da gegessen hast :D
Fledi, das hätt ich jetzt nicht von Dir erwartet :unsure: Du warst ja eine ganz Schlimme *lautlach* Die haben sich sicher gewundert, wo das ganze Geld bleibt. Also, das mit den verschiedenen "Diensten" in der Schule kenne ich auch von hier, wir mussten auch immer die Tafel putzen, Blumen giessen etc. Dafür wurden jede Woche immer neue Schüler eingeteilt. Interessant, dass es doch ein paar Dinge gibt, die in Ost und West gleich gehändelt wurden. Auch Heimatkunde gab es hier bei uns in der Schule. Das mit dem Meldedienst = "Frau XYZ - ich melde die Klasse zum Unterricht bereit!" hört sich ja vielleicht lustig an, ist ja wie in einer Kaserne :o Aber von diesen ganzen Zeitschriften "Bummi usw" habe ich noch nie etwas gehört. Gab es denn auch Comics (Micky Maus usw.)? Ich glaube, ich habe mal eine DDR-Zeitung gesehen, die hiess Eulenspiegel, bin mir aber nicht mehr sicher, ob sie nicht doch woanders her war :gruebel: 8 Pfennige für einen Fahrschein, davon haben wir hier wohl nur geträumt, ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, obwohl ich ja doch schon etwas...ähem..reifer bin. Aber ich erinnere mich noch an 50 Pfennig für den Liter Benzin...das waren noch Zeiten. Ach liebe Fledi, Dein Bericht war herrlich, DANKE und
ja, immer her damit. Ich kann gar nicht genug davon lesen.
Danke auch für die vielen Sternchen-Erklärungen, habe in der Tat viele dieser Begriffe noch nie gehört :D Ich freue mich auf mehr Geschichten :rolleyes: Liebe Grüße Nordlicht PS: gell, Alfa, das ist richtig spannend :) |
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Beitrag
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multifunktionales Blond(s)chen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Sonderbeauftragte Beiträge: 11.499 Userin seit: 17.06.2006 Userinnen-Nr.: 3.083 ![]() |
Meine Ex ist ein Ostkind. Von ihr habe ich viel erzählt bekommen, denn ich war auch gänzlich "unbeleckt". Keine Verwandtschaft "drüben", nur einen Brieffreund in Ost-Berlin.
Ich wollte das auch immer alles wissen, sie schenkte mir irgendwann das "DDR-Spiel", macht aber nur Spaß, wenn ein "Insider" erklärt :D Das andere ist ein Computerspiel Ostalgie - Spiel. Vielleicht findet sich irgendwo eine Demoversion. Durch diese Spiele haben sich immer tolle Gespräche ergeben. Der Alltag auf beiden Seiten wurde greifbarer. Und "Süßtafel" ist kein Fremdwort mehr :lol: |
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Mama Maus ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.982 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 78 ![]() |
:bounce: :bounce: toollll .... ich ("Wessi") war, (war ja allgemein noch zu klein um das alles bewusst mit zu bekommen - die Wende dann ja schon etwas - so mit 10/11 - bewusster), Mitte der 90er mal kurz im Osten, für 3 Tage und damals fragte ich eine Jugendliche, wie es denn so war - die war damals auch 16 oder so - und sie wollte/ konnte es nicht beantworten - sie schien sich zu schämen und ich fand es so schade - wollte ich doch wissen, wissen wie es war - weil ich es eben nicht wusste - nur die Unterschiede kennenlernen - wissen was gut und wissen was schlecht war (schließlich ist ein Staat nicht immer nur Gut oder nur Schlecht - BRD ja genauso).
Daher freu ich mich sooooooo über den Thread hier - tolltolltoll - *weiterliest* :bounce: :bounce: :bounce: Der Beitrag wurde von Mausi bearbeitet: 14.Aug.2007 - 19:08 |
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
Hallo Oldie und Mausi :wavey:
na, da bin ich ja doch nicht die Einzige, die so viel über die ehem.DDR wissen möchte...schön, das freut mich :D Oldie, danke für den Link mit dem Ostalgie-Spiel, liest sich interessant und ich werde mir das morgen mal genauer anschauen :blumen2: LG Nordlicht :abschied: EDIT: Noch die Mausi dazugefügt :lol: Der Beitrag wurde von Nordlicht bearbeitet: 14.Aug.2007 - 19:10 |
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Beitrag
#13
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Ego, Alter! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.238 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 28 ![]() |
Ich habe in eine Ost-Familie mit lauter Ost-Freunden eingeheiratet. Mittlerweile ist das alles so normal und vertraut für mich, dass ich gar nicht wüsste, wo ich mit dem Erzählen anfangen sollte. Als Westberlinerin habe ich natürlich auch meine eigenen Eindrücke von der Wende gesammelt, und ich kann nur sagen: Wir hatten keine Ahnung.
Was Fledi erzählt, kenne ich auch alles aus den Schilderungen meiner Frau. Allerdings ist sie der Meinung, dass Schlager Süß ungenießbar war, und darum musste sie immer ihre Ersparnisse in den Delikat tragen, um echte Schokolade zu kaufen. Übrigens war ich gerade in Bautzen und habe mir die Gedenkstätte angesehen. Ich kann nur jedem empfehlen, der die DDR für putzig hält, dort mal hinzugehen. |
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Beitrag
#14
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... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 17.466 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 17 ![]() |
Na gut... dann plauder ich noch ein bissl weiter :rolleyes:
Also Nordlicht, das mit dem Meldedienst bezeichnet natürlich schon ein gewisses System. Es durfte nicht einfach gemurmelt werden, sondern die Hand (mein Gott, wie beschreib ich das nu) ordnungsgemäß auf dem Kopf platziert zu werden. Der Lehrerschaft hatte dabei in die Augen gesehen zu werden und das Sprüchlein wurde tadellos in lauter deutlicher Tonlage aufgesagt. *lach... Sportunterricht - da war die Meldung natürlich anders. Die Kinder stellten sich der Größe nach an die Feldrahmenlinie in der Turnhalle. Und wehe, es war was falsch, dann wurde so lang getauscht, bis die Linie der Köpfe wirklich exakt abfiel. Zu Stundenbimmeln hatte das aber geschehen zu sein. Dann wurde mit einem lauten "Sport frei" die Stunde eingeläutet und los gings dann mit ewigem Rundenlauf zum Aufwärmen. Apell: Apelle waren etwas merkwürdiges. Ich war SO froh, dass man mich nie beim Moppsen des Geldes von den Milchflaschen erwischt hat.... Appell war eine Art Schulzählung und egal ob Winter oder Sommer hatten die Klassen blockweise in exakter Abzählung Aufstellung zu nehmen (jau, das kennt man doch von woanders....) Es gab einen Fahnenträger und wer böse war oder was schlimmes gemacht hatte, musste auf die Haupttreppe der Schule zur Lehrerschaft und wurde öffentlich gerügt. Nordlicht: meine Mutter ist rübergegangen. Mehr oder weniger... ich blick da nicht so durch. Mein Vater war ein DDR-Bürger, der meine Mutter in der Mitropa* (Ich muss immer lachen, wenn mir wieder was einfällt) kennenlernte, nachdem seine Exfreundin ihn rausgeschmissen hat, weil er ihr einen Tag vor Antritt sagte, dass er sich für 12 Jahre NVA verplichtet hat. Dort war er Englischlehrer.... man sage dazu, dass er noch heute kein Englisch kann und ich auch immer noch nicht verstehe, wie man eine Schussverletzung aus dem Unterricht davontragen kann :D Comics... COMICS..... na klar! Die Abafaxe. Das war die Micky Maus der DDR. Allerdings bekam man dir irgendwie nie *lach. Mein Vater jedenfalls ärgert sich immer tierisch, dass er die von Auflagenbeginn an gesammelt hat und dann 1989 verschenkt hat. Die Dinger sind ein Vermögen wert. Und baden.... :rolleyes: joa.... meine Eltern hatten einen grooooßen Topf... und eine Badewanne in der Küche :wacko: Kind rein.... Wasser aufn Herd, Wasser in die Wanne, baden *schmunzel.... noch Fragen? :D *Mitropa = einheitliches Banhofsrestaurant... da roch es immer nur nach Bier und Zigaretten und gab immer Bockwurst und Limo... (alles andere konnte man da nicht essen :wacko:) Grüßle Fledi edit: Sternchen Der Beitrag wurde von Fledi bearbeitet: 14.Aug.2007 - 19:31 |
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Beitrag
#15
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~ Fischkopp ~ ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 10.532 Userin seit: 14.02.2005 Userinnen-Nr.: 1.215 ![]() |
@Fledi, du hast vergessen, den Stern zu erläutern... :D
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Beitrag
#16
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 10.593 Userin seit: 15.04.2005 Userinnen-Nr.: 1.477 ![]() |
Ich stell mir gerade vor wie Fledi in der Wanne sitzt und gebadet wird. :D
Stand die Wanne in der Küche oder biste im Wohnzimmer gebadet worden? |
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Beitrag
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
:D :lol: ach, ist das herrlich...hab mich gerade bei Fledis Geschichten fast an meiner Schoki vor Lachen verschluckt :unsure: |
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Beitrag
#18
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a.D. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.380 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 5 ![]() |
Ich kann ein paar Erlebnisse und Eindrücke einer Wessi mit Ossi-Verwandtschaft beitragen...
Einkaufen im Supermarkt in einer größeren Stadt, plötzlich verschwindet meine Kusine: "Dahinten ist eine Schlange, ich geh mich mal anstellen!" Wir: "Was gibt es denn da?" "Keine Ahnung, aber ich stell mich mal an!" Es stellte sich heraus, an dem Tag gab es karierte Herrenoberhemden, und das Anstehen hatte sich gelohnt. Selbstgemachte Nudeln, die über dem Ofen zum Trocknen hängen und nachher in die Gemüsesuppe kommen.... hmmmm..... :essen: Ja, die Brötchen, stimmt, die waren viel leckerer als bei uns! Keine Ahnung, ob unsere Verwandten immer "Fettbrötchen" gekauft haben? Besuch im örtlichen Blumen- und Gemüseladen. Der frische Blumenstrauß musste vorbestellt werden; ansonsten gab es dort fast nichts außer etlichen nicht mehr sehr einladend aussehenden Topfblumen, und die Regale waren im Wesentlichen voll mit einer einzigen Gemüsesorte - irgendein Kohl, ich glaube Weißkohl, oder war es Blumenkohl? Weihnachtspakete... ein neues Schulkind hatte im Sommer einen Füller von uns bekommen, nun brauchte es Tintennachschub. Wir kauften also einen Schwung Geha-Patronen und schrieben auf das obligatorische Inhaltsverzeichnis brav drauf: "Patronen". :rolleyes: Nach mehreren Wochen Umweg über Berlin und Prüfung des Inhalts kamen die verdächtig klingenden "Patronen" dann endlich auch an. Auch die Platte des Medium-Terzetts (wer zu jung ist, um die zu kennen: klick) musste zuerst einen mehrwöchigen Umweg absolvieren, bevor sie Gnade fand... Noch mehr Weihnachtspakete... ein Stapel Poster aus der Bravo, Schokolade etc. für einen Teenie. Schokolade etc. kamen unversehrt an, aber laut Aufkleber der Grenzbehörden waren die "Zeitschriftenblätter" herausgenommen worden. Und das Plumpsklo mit Holzabdeckung im Stall (bei den ersten Besuchen in den sechziger Jahren grunzte hinter dem Verschlag noch ein Schwein) gehörte ebenfalls zu meinen Kindheitsabenteuern. Genauso wie die "Brause", die es immer dann gab, wenn wir bei uns "Sprudel", "Sinalco" oder sowas getrunken hätten. Hmm...... lecker! :wub: Und an die Milchflaschen mit Aludeckel kann ich mich auch noch erinnern, aber ich habe NIE im Konsum Geld mitgehen lassen! :D (Hätte ich mich auch im Leben nicht getraut; das wachsame Auge und Ohr des Staates war schließlich - so hatte man es mir eingeschärft - überall... ) :ph34r: Mein Vater, der (in den fünfziger Jahren?) sein letztes Geld zusammengekratzt hatte, um seine Geschwister in der DDR zu besuchen, und der dann wegen einer radierten Stelle im Visum (die nicht von ihm war) an der Grenze zurückgeschickt wurde... Kopfsteinpflaster. Und Auto mit Westfederung. :shudder: Während das Gehoppel über die Katzenköppe in Trabbi oder Wartburg fast schon Spaß machte. :D Außerdem zwei Buchtipps - Romane, die sowohl das Alltagsleben als auch politische Aspekte behandeln: Malou Berlin, "Zeit bis Mitternacht" (IMG:http://images-eu.amazon.com/images/P/3407786328.03.MZZZZZZZ.jpg) <--- klick - Klaus Kordon, "Krokodil im Nacken" Der Beitrag wurde von regenbogen bearbeitet: 14.Aug.2007 - 19:54 |
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Hab ich doch schon laaaange editiert. Alfalfa: die Wanne stand glücklicherweise in der Küche. Zu Polly's Schlusssatz möchte ich sagen, dass das wirklich die netten Erinnerungen sind, die ich hier aufschreibe. Oder die "recht witzigen". Es gab natürlich auch andere Seiten: Tendiert etwas in die politische Richtung, aber die DDR war eben nicht nur im Kindergartenalter absolut systematisch und politisch ausgerichtet. Zeit ... ein Wort, was so keinen bewegt. Klar, Geduld ist etwas für die, die auf nichts warten, aber wie Two-Hearts bereits sagte spielten zeitliche Belange eine GANZ andere Rolle. Auf das Auto wurde 20 Jahre gewartet, dann bekam man für 20.000 Mark seinen Trabbi. Aus Pappe. Jeder Architekt hätte seine Freude daran gehabt, man könnte das Ding ja glatt für ein Modell halten. Zumindest waren die Scheiben aus Glas und nicht aus Plastik. Zeit bedeutete manchmal aber eben auch, nur 5 Minuten harren und hoffen. Mein Ex-Chef schlich als größeres Kind lediglich einmal in Berlin in den Grenzstreifen Neukölln/Großziethen. Ein langgezogenes Wiesenstück teilte dort BRD von DDR. Wie es sein musste, wurde er aufgegriffen und verbrachte Stunden beim Verhör. Über seine Studienlaufbahn wurde entschieden, etc. Weil ein Kind einfach mal schauen wollte. Eine Freundin von mir bat um Ausreise in die BRD. Mit Antrag und allem. Das gab es ja, so war's ja nun nicht. Jedoch gab es ab jenem Tag täglichen Besuch. Und die graugekleideten Herren wussten einfach alles. In welchen Kindergarten der Sohn ging, etc. Die Überredungskünste, zu bleiben, waren kreativ. Und mit Kindes- und Arbeitsstellenentzug versuchte der Staat auf seine eigene Weise zu bewegen. Die Dama packte dann in einer Nacht und Nebelaktion Mann und Kind und verschwand. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern. Die hatten ab dem Tag kein schönes Leben mehr. Bautzen kann man sich hierfür anschauen... Buchenwald ebenso. Viele der ostdeutschen Einrichtungen, die früher als Konzentrationslager genutzt wurden wurden dankbar von der DDR übernommen. Und so zog sich das Bild weiter... "Jedem das Seine", "Arbeit macht frei", etc. Und die DDR war einer der dankbarsten Abnehmer dieser Lagereinrichtungen. |
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Iss mal Schlager Süßtafel, da kann Dir das nicht passieren. Die klebt Dir an den Zähnen fest :rolleyes:
Den Satz kenn ich auch von meiner Mutter. Und egal ob man den Ramsch brauchte, wollte oder nicht, man war GLÜCKLICH! Ach... witzig waren auch immer die Aktionen, 2 Flaschen Orangensaft kaufen zu wollen, oder andere Dinge in nicht "handelsüblichen" Mengen.... :wacko: und diese handelsüblichen Mengen waren lachhaft. Ja... und ansonsten... waren wir mit allen Sowjetbürgern befreundet :unsure: haben Wandzeitungen* zum Thema gebaut und ich als Agitator** hatte noch mehr als ne 40 Stunden Woche, weil ich immer irgendwohin musste und irgendwas verhandeln durfte. *Wandzeitung = eine Pinnwand mit einem merkwürdig grünen Stoff überzogen und mit Bildchen dran. Ein aufwendigeres Flipchart quasi. **Agitator = öhm... keine Ahnung. Ich weiß immer noch nicht, warum ich das war, was ich da war und vor allem nicht, was da eigentlich mitbestimmt und verhandelt habe :wacko: |
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Quatsch... nicht durch die Eltern... durch die Klassenlehrer natürlich. |
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pola hrvatica ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.413 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 24 ![]() |
hallo zusammen :)
@fledi, ich ergänze und alle anderen auch :) das thema wühlt ganz schön auf - auch ich habe als kind tage damit verbracht leergut zu sammeln. salome und truppe vor einem 11-geschössigem plattenbau, schön jede mietpratei abgeklingelt:" guten tag, haben sie altstoffe?" da kam schon was zusammen :D - milch gabe es für jede(n) ein mal am tag die großen ( 9. und 10te klasse ) hatten eine patenschaft für die kleinen alles unter der 5ten und brachten eben diesen den milchkasten in der pause und holten ihn nachmittags wieder ab - die mit butter gebackenen brötchen waren kuchenbrötchen :essen: , ein mischbrot kostete 93 pfennige -einkaufen ging man damals mit einem netz :wacko: - der meldedienst musste natürlich im russischunterricht auf russisch erfolgen ( die glücklichen, die englisch hatten oder gar französisch in dieser sprache, nehme ich mal an) - ich erinnere mich noch an eine zeitschrift "sputnik", da gab es in den 80igern aber eine heiße debatte, weil in einem artikel angeblich das geschichtsbild der ddr verfremdet dargestellt wurde, so hieß es damals - DDR1 und DDR 2 schauten alle..... nicht :lol: oder um 19:30 uhr die "aktuelle kamera" und um 20:00 uhr tagesschau - man musste aber höllisch aufpassen, ein mädchen aus meiner klasse ( ca 5.klasse) pfiff einmal eine werbemelodie vor sich hin, der statsbürgerkundelehrer zitierte sie zum schuldirektor :o - ebenso bekam ich mal ärger, weil ich in einer karstadt-tüte meinen tuschkasten transportierte, das gab eine verwarnung-> diese wurde öffentlich bei einem fahnenappell ausgesprochen, steigerung dessen war der verweis, dann hatte man aber schon heftigen ärger - in der neunten klasse mussten wir das fach " zivilverteidigung" absolvieren, in armeeklamotten den "ernstfall" proben und mit einer gasmaske auf zeit den berg hoch und wieder runter rennen :ph34r: - meine wenigkeit rannte alle zwei oder drei wochen ins sportgeschäft, ich hoffte sehnsüchtig ein paar lederturnschuhe zu ergattern, erfolglos :( ,irgendwann später schenkte mir jemand ein gebrauchtes paar, die hegte und pflegte ich ( die marke hieß :gruebel: botas?) - jugendweihe...oh je, mit 14 , eine fahrt aus diesem anlass führte meine damalige achte klasse nach moskau. wir wurden vorher intensivst belehrt keinen kontakt zu " bundis" ( bürger der bundesrepublik deutschland ) aufzunehmen. es war uns verboten.. wir widersetzten uns und führten in einem moskauer hotel eine ost-west-debatte. nach dieser fahrt wurde jedes elternpaar persönlich aufgesucht und der schandtatenkatalog vorgelesen :ph34r: @nordlicht, vielleicht fällt ja das "mosaik" mit den drei abrafaxen unter die rubrik comic? - ich erinnere mich auch noch gern an eine lehrerin, die uns verbotene literatur in einem fakultativkurs( unterricht am nachmittag) lesen ließ und später dafür ein parteiverfahren an den hals bekam, echt mutig die frau.. bei all der ostalgie, den witzigen und auch schönen dingen, der bruch kam für mich mit 16...und das war nicht witzig :ph34r: mehr fällt mir spontan auch nicht ein. bzw. habe ich jetzt erst den letzten satz von dir gelesen @polly ... es wurde ja hier nach dem alltag gefragt und der war ab einem gewissen alter, so jedenfalls für mich auch von angst geprägt. wenn man ein einziges mal nur vor so einem ausschuss/gremium saß und sich für sein vergehen rechtfertigen musste, war das handeln fortan von dem bewusstsein geprägt nur nichts falsch zu machen und nur nicht auffallen. spätestens da war mir klar, dass wir fern jeder freiheit lebten... liebe grüße salome Der Beitrag wurde von Salome bearbeitet: 14.Aug.2007 - 20:34 |
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Ego, Alter! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.238 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 28 ![]() |
Wenn ich nichts falsch liege, so war in Buchenwald, wie auch in Bautzen in den 40er Jahren, ein Lager des NKWD, also ein sowjetisches, kein DDR-Lager. Nach der "Souveränität" der DDR wurde Buchenwald im Gegensatz zu Bautzen geschlossen. Oder? Nur als kleine historische Anmerkung. |
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
Hallo Salome, Fledi, regenbogen, Polly, two-hearts (hoffe, ich habe keine vergessen :D )
Ihr seid wirklich klasse, da sind ja heute abend noch jede Menge Geschichten dazu gekommen. Gleich morgen werde ich mir das alles in Ruhe durchlesen (jetzt ruft erst einmal mein Bettchen), aber auf den ersten Blick muss ich sagen: so langsam bekommt frau schon einen kleinen Einblick in die ostdeutsche Familie und ihrem Alltag :) Ich bin wirklich begeistert, wieviele Informationen ich/wir (einfach alle, die sich dafür interessieren) schon von euch bekommen habe und sage für heute erst einmal DANKESCHÖN für eure Mühe, für die netten, lustigen und interessanten Geschichten :blumen: :blumen: Schlaft schön und bis morgen :abschied: LG Nordlicht <--- die gespannt und aufmerksam weiterliest PS: vor allem Fledi´s Milchflaschengeschichte geht mir ja nicht aus dem Kopf *lach* Ich stelle sie mir jetzt immer auf der sogenannten Haupttreppe vor, wo sie öffentlich gerügt wird :lachen: Der Beitrag wurde von Nordlicht bearbeitet: 14.Aug.2007 - 21:43 |
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Ego, Alter! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.238 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 28 ![]() |
Ich war in den 80er Jahren in Großbritannien, da gab es auch noch solche Milchflaschen mit Aluminiumdeckeln, die sogar der Milchmann höchstpersönlich täglich vor die Tür stellte.
Wenn DDR und BRD verglichen werden, machen viele Leute meines Erachtens den Fehler, dass sie übersehen, dass seit diesen Tagen sehr viel zeit vergangen ist und dass damals im Westen auch vieles noch ganz anders war als heute. Bei allen Unterschieden gab es doch auch erstaunliche Übereinstimmungen, stelle ich immer wieder in den Gesprächen mit meiner Frau fest. Ob es jetzt die Mode, literarische Strömungen oder bestimmte politische Schwankungen waren, der Eiserne Vorhang war durchlässig und die DDR ein Land im internationalen Kontext. |
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
Guten Morgen :morgens: gestern war es ja schon zu spät, aber jetzt habe ich mir alles noch einmal in Ruhe durchgelesen, sind ja wirklich ein paar witzige Sachen dabei :lol:
Regenbogen, das ist gut :lol: erinnert mich ein wenig an Englands Bushaltestellen, nur dass man da weiss, warum man da steht :D Das Buch Malou Berlin, "Zeit bis Mitternacht" hab ich schon mal in den Amazon-Warenkorb gelegt, hört sich interessant an und ich freue mich schon darauf, danke für den Tipp :blumen2: Fledi: Elternbesuch, da kamen tatsächlich die Klassenlehrer ins Haus? Ich kenne hier nur den Elternsprechtag, wo alle Schandtaten der Schüler den Eltern mitgeteilt wurden/werden, aber ins Haus kam bei uns nie ein Lehrer (wär vielleicht so manchesmal vielleicht besser gewesen :lol: )
Da standet ihr ja wie die Orgelpfeifen und man fragt sich, welchen Sinn das wohl hatte? Ihr wurdet ja fast behandelt wie Soldaten :unsure:
Gehört und gelesen habe ich davon natürlich auch schon, aber irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass es das wirklich so gegeben hat. Unglaublich, genauso wie Salome erzählt, dass es verboten war, mit Wessis Kontakt aufzunehmen. Aber wahrscheinlich hatten die Angst davor, dass ihr zuviel über den Westen erfahrt, über die Konsumgüter usw. und dann nicht mehr zufrieden seid :(
Manche Sachen, die ich hier lese, habe ich mir nicht so schlimm vorgestellt. Man hat zwar davon gehört, dass nicht alles erlaubt war, aber dass selbst Kinder/Jugendliche schon für Kleinigkeiten bestraft wurden, ist schon erschreckend. Wenn dann noch irgendwann die Erkenntnis kommt, dass man „eingesperrt“ lebt, das muss wirklich ein Trauma sein, um das ich euch nicht beneide :( Bisher kann ich aber auch (wie von Polly schon erwähnt) ein paar Ähnlichkeiten feststellen: ich erinnere mich z.B. auch an Milchflaschen mit Aludeckel, den Tafel- und Blumendienst gab es auch hier an unseren Schulen. Da fällt mir gerade ein, so ein Mosaik-Heftchen hatte ich auch schon mal in der Hand, irgendwo auf dem Flohmarkt. Hätte ich es damals mal mitgenommen, aber so recht konnte ich damit nichts anfangen. So...jetzt wünsche ich euch allen erst einmal einen schönen Tag :) und...vielleicht fällt euch ja noch mehr ein...so langsam setzt sich für mich ein Puzzle zusammen, ist richtig spannend und aufregend für mich :) Bis später mal :abschied: LG Nordlicht |
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
wow, ich habe mir jetzt alles mal durchgelesen und muss echt staunen, woran ihr euch alle noch so erinnern könnt. aber das was ihr schreibt, kann ich voll und ganz bestätigen!
da sich meine frau vor lachen immer kugelt, wenn ich den pioniergruss demonstrieren muss (denn ich erzähle heute noch ddr-geschichten im freundeskreis), gebe ich ihn hier mal komplett zum besten! also morgens im klassenzimmer, alle pioniere (jungpioniere mit blauem, thälmannpioniere mit roten halstüchern) standen freihändig (bloss nicht auf die stuhllehne stützen)hinter den an die tische geschobenen stühle, die klassenlehrerin kam in den raum, alles wurde still, der "pionier vom dienst" ( :gruebel: hiess der so?) hatte derweil gecheckt, welche pioniere fehlen, dann rief er lauthals "achtuuung!"; alle standen stramm, hände brav an die seite, dann...und jetzt passt auf! der "pionier vom dienst" drehte sich halb rechts zur lehrerein ( lehrerin und pionier standen sich jetzt gegenüber), beide nahmen die hand zum pioniergruss und der pionier meldete stolz: frau meier, die klasse 2b ist zum unterricht bereit, es fehlen lieschen müller und paule schulz! frau meier bedankte sich, drehte sich wieder zur klasse und sagte: pioniere der klasse 2b, für frieden und sozialismus, seid bereit!?! und die braven, also alle, pioniere antworteten mit dem pioniergruss und im chor: für frieden und sozialismus, immer bereit!!! frau meier strahlte und sagte: setzt euch bitte! von 45 minuten unterrichtszeit blieben knapp 40 für den tatsächlichen unterricht übrig. aber es kam immer darauf an, ob gerade grippewelle herrschte und wie viel fehlende pioniere der pionier vom dienst aufzählen musste! ich sag euch... :lol: hier sind die gebote der jungpioniere, welche jeder pionier auswendig lernen musste! WIR JUNGPIONIERE lieben unsere Deutsche Demokratische Republik. WIR JUNGPIONIERE lieben unsere Eltern. WIR JUNGPIONIERE lieben den Frieden. WIR JUNGPIONIERE halten Freundschaft mit den Kindern der Sowjetunion und allen Ländern. WIR JUNGPIONIERE lernen fleißig, sind ordentlich und diszipliniert. WIR JUNGPIONIERE achten alle arbeitenden Menschen und helfen überall tüchtig mit. WIR JUNGPIONIERE sind gute Freunde und helfen einander. WIR JUNGPIONIERE singen und tanzen, spielen und basteln gern. WIR JUNGPIONIERE treiben Sport und halten unsere Körper sauber und gesund. WIR JUNGPIONIERE tragen mit Stolz unser blaues Halstuch. Wir bereiten uns darauf vor, gute Thälmann- pioniere zu werden viel spass! ach, mir fällt noch was zum sportunterricht ein. es war nicht nur so, dass man der grösse nach mit den schuhspitzen genau an der linie stehen musste, nein, alle mädchen und alle jungs hatten das gleiche turnzeug an! meistens waren das für mädchen rotes oberteil und blaue hose und für die jungs blaues oberteil und blaue hose...aber das variierte von schule zu schule! Der Beitrag wurde von two-hearts bearbeitet: 16.Aug.2007 - 09:16 |
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
(IMG:http://www.personal.psu.edu/users/m/c/mcl185/kulturprojekt/images/jp.gif)
der pioniergruss; eine jungpionierin und ein thälmannpionier |
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strösen macht blau! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 12.621 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 12 ![]() |
das ist ja schon lustig... symbolik und rituale der pioniere erinnern mich sehr an die pfadfinderei. ich war zwar in einem haufen aktiv, der es genau damit nicht so ernst nahm, aber traditionell - und auch bei anderen gruppen heute noch verbreitet - gab es appelle und co auch dort. und der allgemeine pfadfindergruss lautet: 'sei bereit', geantwortet wird mit 'allzeit bereit'.
erst haben sich die nazis diese rituale/symbolik und auch die romantik für die hj abgeguckt, und anschliessend sind die sozialisten genauso drauf abgefahren. |
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Freies Vögelchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 9.416 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 14 ![]() |
Spannend!
Mich interessiert noch , wie denn Homosexualität / Lesbischsein konnotiert war, war sie im Alltag sichtbar und wie wurde sie, abgesehen von der sozialistischen Doktrin (Nebenwiderspruch?), bewertet? Habt ihr davon was mitbekommen, wie wurde über Lesbisch- und Schwulsein geredet, wenn überhaupt? edit: schamrot aus dem Nebenwiederspruch einen Nebenwiderspruch gemacht Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 16.Aug.2007 - 12:05 |
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
Oh, es gibt ja Neues (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif)
@two-hearts, diese Jungpioniergebote sind ja wirklich köstlich, danke (IMG:style_emoticons/default/knicks.gif) vor allem der: WIR JUNGPIONIERE halten Freundschaft mit den Kindern der Sowjetunion und allen Ländern. (IMG:style_emoticons/default/umkipp.gif) Aber die BRD wurde dabei wohl ausgeschlossen, denn irgendwo habe ich hier gelesen, dass ihr euch von uns fernhalten musstet (IMG:style_emoticons/default/laugh.gif) Ergänzung: Habe es gerade gefunden, salome hat es geschrieben: wir wurden vorher intensivst belehrt keinen kontakt zu " bundis" ( bürger der bundesrepublik deutschland ) aufzunehmen Ja, was Rafaella da anspricht, würde mich auch interessieren (IMG:style_emoticons/default/wavey.gif) |
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... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 17.466 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 17 ![]() |
dem System "ausgerichteter" ist dann schon das Thälmann-Pionier- und Jugendweihegelöbnis:
Ernst Thälmann ist mein Vorbild. Ich gelobe zu lernen, zu arbeiten und zu kämpfen, wie es Ernst Thälmann lehrt. Ich will nach den Gesetzen der Thälmannpioniere handeln. Getreu unserem Gruß bin ich für Frieden und Sozialismus immer bereit. Und das ellenlange Jugendweihedingens :wacko: :blink: LIEBE JUNGE FREUNDE! Seid ihr bereit, als junge Bürger unserer Deutschen Demokratischen Republik mit uns gemeinsam, getreu der Verfassung, für die große und edle Sache des Sozialismus zu arbeiten und zu kämpfen und das revolutionäre Erbe des Volkes in Ehren zu halten, so antwortet: JA, DAS GELOBEN WIR! Seid ihr bereit, als treue Söhne und Töchter unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates nach hoher Bildung und Kultur zu streben, Meister eures Fachs zu werden, unentwegt zu lernen und all euer Wissen und Können für die Verwirklichung unserer großen humanistischen Ideale einzusetzen, so antwortet: JA, DAS GELOBEN WIR! Seid ihr bereit, als würdige Mitglieder der sozialistischen Gemeinschaft stets in kameradschaftlicher Zusammenarbeit, gegenseitiger Achtung und Hilfe zu handeln und euren Weg zum persönlichen Glück immer mit dem Kampf für das Glück des Volkes zu vereinen, so antwortet: JA, DAS GELOBEN WIR! Seid ihr bereit, als wahre Patrioten die feste Freundschaft mit der Sowjetunion weiter zu vertiefen, den Bruderbund mit den sozialistischen Ländern zu stärken, im Geiste des proletarischen Internationalismus zu kämpfen, den Frieden zu schützen und den Sozialismus gegen jeden imperialistischen Angriff zu verteidigen, so antwortet: JA, DAS GELOBEN WIR! Wir haben euer Gelöbnis vernommen. Ihr habt euch ein hohes und edles Ziel gesetzt. Feierlich nehmen wir euch auf in die große Gemeinschaft des werktätigen Volkes, das unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer revolutionären Partei, einig im Willen und im Handeln, die entwickelte sozialistische Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik errichtet. Wir übertragen euch eine hohe Verantwortung. Jederzeit werden wir euch mit Rat und Tat helfen, die sozialistische Zukunft schöpferisch zu gestalten. und der NVA-Eid *hüstel Ich schwöre, der Deutschen Demokratischen Republik, meinem Vaterland, allzeit treu zu dienen und sie auf Befehl der Arbeiter-und-Bauern-Regierung gegen jeden Feind zu schützen. Ich schwöre, an der Seite der Sowjetarmee und der Armeen der mit uns verbündeten sozialistischen Länder als Soldat der Nationalen Volksarmee jederzeit bereit zu sein, den Sozialismus gegen alle Feinde zu verteidigen und mein Leben zur Erringung des Sieges einzusetzen. Ich schwöre, ein ehrlicher, tapferer, disziplinierter und wachsamer Soldat zu sein, den militärischen Vorgesetzten unbedingten Gehorsam zu leisten, die Befehle mit aller Entschlossenheit zu erfüllen und die militärischen und staatlichen Geheimnisse immer streng zu wahren. Ich schwöre, die militärischen Kenntnisse gewissenhaft zu erwerben, die militärischen Vorschriften zu erfüllen und immer und überall die Ehre unserer Republik und ihrer Nationalen Volksarmee zu wahren. Sollte ich jemals diesen meinen feierlichen Fahneneid verletzen, so möge mich die harte Strafe der Gesetze unserer Republik und die Verachtung des werktätigen Volkes treffen. edit: NVA-Eid getrennt edit II: ich hab auch mal Tags gebastelt. Liest sich besser Der Beitrag wurde von Fledi bearbeitet: 16.Aug.2007 - 12:34 |
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
oh ja, an diese elternbesuche kann ich mich auch erinnern und an diese elterlichen drohungen mit erhobenen zeigefinger: wehe, ich höre klagen!!! und den ganzen tag über war ich mega aufgeregt und wenn die liebe lehrerin dann in der stube sass, wünschte man sich entweder eine tarnkappe oder eine wohnung ohne wände, um ja alles mitzukriegen, was frau lehrerin so geheimnisvolles zu berichten hatte! was mir...aus der heutigen sicht eines erwachsenen...in guter erinnerung blieb, war die sogenannte "frühstückspause". die war immer nach der 2. stunde! alle kinder hatten ein platzdeckchen, eine "butterbüchse" mit frühstücksbroten drin und ein stück obst! nach der ersten stunde musste der milchdienst immer runter in die schulküche rennen und den milchkasten holen. alle kinder bekamen tägliche einen viertel liter milch (vanille, schoko oder frucht) und als dann alles immer gerichtet war, wurde gemeinsam gefrühstückt! an diese altstoffsammlungen erinnere ich mich auch! und auch an die wackersteine, die in die kleidersäcke oder papierstapel versteckt wurden, damit die waage mehr anzeigte und es demzufolge immer mehr geld gab! :roetel: ach ja, und für kinder, die keine pioniere werden durften, weil ihre eltern in der kirche waren, war das ganze auch kein zuckerschlecken. sie wurden aus allem ausgeschlossen, durften nie mit, wenn der klassen-pionier-verband ewas unternahm. sei es ein besuch bei der patenbrigade oder sonstwo! als höhere schulstrafen gab es den "tadel", wenn man davon 3 eingefangen hatte, gab es den "verweis" und wenn alles nichts half, kam das "zur schau stellen" vor dem schulfahnenappell...aber darüber wurde ja schon berichtet! schulvergehen standen bis zu 2 jahren in der schülerackte, hatte man währenddessen die schule gewechselt, war das keine lustige angelegenheit! glaubt hier jemand, dass two-hearts in der 4. klasse einen verweis eingefangen hatte und zur krönung auch noch vor den appell musste??? :lol: Der Beitrag wurde von two-hearts bearbeitet: 16.Aug.2007 - 12:49 |
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@Fledi, das hört sich ja an, als hätte es drüben nur kleine Soldaten gegeben :unsure: Musstet ihr das etwa alles auswendig lernen :unsure:
@two-hearts, ich stelle mir gerade vor, wie ihr vor eurem Platzdeckchen (einfach köstlich) gesessen habt :lol: :D Was haste denn ausgefressen, dass Du zum Appell musstest, doch nicht etwa auch Geld von den Milchflaschen gemoppst :lol: |
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
:roetel: sag ich nicht!!! :P |
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strösen macht blau! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 12.621 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 12 ![]() |
ja! :D |
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... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 17.466 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 17 ![]() |
Genau! Diese komischen Alubrotdosen... alles klapperte und klimperte :D Und die Milch... ich kann mich noch genau an den Geschmack erinnern. Fruchtmilch hat bei mir DAS Trauma verursacht, dass ich überhaupt nichts mehr esse und trinke was irgendwie "frucht-" heißt :lol: Eis gab es übrigens in den selben Sorten: Vanille, Frucht, Schoko. Seither esse ich auch nur noch Vanille und Schokoeis :rolleyes: Kennt jemand noch diese merkwürdigen Badekappen? In Rosa? Es war SO peinlich!!! Das Besteck der Schulkinder war aus Alu. Und die Tische und das Besteck passten immer hervorragend zusammen, als dass man mit Gabel, Messer und dergleichen auf dem Tisch "malen" konnte... Zum Lehrertag MUSSTEN Blumen mitgebracht werden. Ich hab das immer vergessen, weil es erstens albern ist und zweitens vergöttert kein Schulkind seine Lehrerschaft dermaßen, dass es sie mit Blumen überschütten will. Also musste ich immer erstmal Blumen moppsen gehen :roetel: |
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
@Fledi *zeigefingerheb* Erst das Geld von den Milchflaschen und jetzt auch noch Blumen :unsure: Also neeee, das hätt ich nicht von Dir gedacht. Aber erzähl weiter, da kommt bestimmt noch mehr raus, was Du angestellt hast :lol: :D @two-hearts sag ich nicht!!! ist gemein *garnichtneugierigbin* :lol: |
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 423 Userin seit: 22.06.2007 Userinnen-Nr.: 4.652 ![]() |
Ich war jetzt einpaar Tage nur immer kurz hier und bin so nicht auf dem neuesten Stand.Welch ein Thread,dieser,jener,welcher......
Ich habe mich jetzt mal so einigermaßen durch gelesen und da kommen ja Erinnerungen hoch,die eigentlich schon gar nicht mehr da waren B) Ich staune am meisten über die ganzen Gebote der Pioniere und FDJodler :) ,die ihr hier noch so ausnahmslos nieder geschrieben habt.Ich hätte nicht mehr die Hälfte davon zusammen bekommen. Alles in allem ein toll gewähltes Thema,das mich zum schmunzeln und ein wenig zum nachdenken anregt :zustimm: :zustimm: :zustimm: |
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
boah eyyy :el: |
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... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 17.466 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 17 ![]() |
Naja irgendwo mussten bei mir ja die Begriffe "volkseigen" und "Solidarität" fruchten... :D |
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~ Fischkopp ~ ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 10.532 Userin seit: 14.02.2005 Userinnen-Nr.: 1.215 ![]() |
:lol:... und in dem Zusammenhang auch noch fruchten... :lol: |
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Capparis spinosa ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.143 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 97 ![]() |
Von drüben.. sind immer die anderen. :rolleyes: So lustig auch mir die Schulmilch (Frucht war echt abscheulich, kurz gefolgt von Kakao. Schoko war am leckersten oder einfach Vollmilch oder Vanille) und die Alu-Brotdosen und die flachen Plastiktrinkflaschen (die so semi-transparent waren und sich durch den Pfeffi-Tee ganz unappetittlich verfärbten) mit dem gelben Becherchen oben drauf auf waren: Ich bin heilfroh, das dieser Staat, diese Diktatur ein Ende gefunden hat. Meine verbliebene Familie ist bis heute in der Tiefe getrennt in Familienmitglieder, die gegen das System waren, bzw. ausgereist sind und solche die für das System waren und auch für die Stasi gearbeitet haben. Und beides kann auch für die nächste Generation eine große Last sein. Selbst jetzt noch.
Nicht unbedingt peinlich, aber diese Gummidinger setzten sich ja nicht unbedingt schmerzfrei auf und ab, wenn man lange Haare hatte. Meine Omi hat mir ne Stoffbadekappe besorgt, in rot-blau, ausm Westen. B) |
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~ Fischkopp ~ ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 10.532 Userin seit: 14.02.2005 Userinnen-Nr.: 1.215 ![]() |
Ich weiß nicht, ob das jetzt ne Wessi-Frage ist... :rolleyes: ...aber was ist der Unterschied zwischen Schoko-Milch und Kakao? :unsure: |
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
ich mag mich auch daran erinnern, dass es schoko und kakao gab, aber wie ich dir das jetzt beschreiben soll... :gruebel: die eine milch schmeckte nach schoko, war "dickflüssiger" und teurer und die andere eben so ne kakaoplürre! :rolleyes: |
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~ Fischkopp ~ ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 10.532 Userin seit: 14.02.2005 Userinnen-Nr.: 1.215 ![]() |
vielen Dank! :blumen: ...also vielleicht so wie der Unterschied zwischen mit Wasser gemachtem Kakao und "richtiger" mit Milch und dunklem Kakao (nicht so'n N*squ*k-Krempel) heißer (oder auch kalter) Schokolade?! |
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ja so in etwa, bratschi! bei uns hiess das zeug "trink fix"!!! :) |
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... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 17.466 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 17 ![]() |
Ah stimmt.... da gabs ja noch diese dickflüssige Schokomilch. Die war lecker.
Bratschi: Kakao war auch mit Milch, hieß aber bei uns in der Schule auch Schoko. Vermuten kann man da viel. Die Schlager Süßtafel wurde ja auch nicht als Schokolade bezeichnet, weil einfach keine Schokolade drin war :rolleyes: Schoko hieß vielleicht Schoko, weil kein Kakao drin war. Da kann man viel philosophieren.... :rolleyes: |
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Capparis spinosa ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.143 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 97 ![]() |
So weit ich weiß war Schoko die dickflüssige mit 3,5 Prozent Milchfett und Kakao hatte 1,5 oder gar 0,3. Plürre iss das rechte Wort, auf jeden Fall. Schoko war auch teurer. Schrieb two-hearts ja schon.
Sind da nicht 10 oder 20 Prozent Schokolade drin? Muss glatt mal gucken beim nächsten Einkauf (Dat widerliche Zeug gibts ja noch). Genau so wie im Kunsthonig satte 20 Prozent Bienenhonig drin waren, der Rest war Invertzucker. Den gibts auch wieder. Bienenvölker sterben aus, da kann man sich schon mal an den Geschmack von Invertzucker aufs Brot gewöhnen. :lol: War doch nicht alles schlecht. Polikliniken sind auch wieder im kommen. heisst jetzt zwar Ärztehaus, aber die beiden ehemaligen Polikliniken bei mir in der Gegend werden, bzw. wurden saniert und mit fehlenden Fachärzten aufgerüstet. |
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Freies Vögelchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 9.416 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 14 ![]() |
Es ist schade, dass hier keine was zu nordlichts und meinen fragen nach ddr sichtbarkeit von lesben und schwulen in der ehemaligen ddr schreiben mag - so interessant ja der untersch ied zwischen schoko und kakao (?) auch (für insiderinnen) sein mag ;)
Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 21.Aug.2007 - 13:20 |
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also rafaella, ich versuche mich mal zu erinnern!
ich war 19 als die mauer fiel und 18 als ich meine erste beziehung einging! wie war das damals? :gruebel: da sich diese beziehung schleichend entwickelte, kann ich nicht wirklich etwas dazu sagen! ich mag mich erinnern, dass die mentorin meiner damaligen freundin auch lesbisch war und das auch offen lebte...und das zu ddr-zeiten, aber ich kann dir nicht sage, ob sie jemals schwierigkeiten hatte. ich nehme mal an nicht, denn sonst hätte sie wohl nicht als lehrerin arbeiten dürfen! ich kann dir dazu also keine ausreichende antwort geben, weil ich diesbezüglich keine erfahrungen gemacht habe. vielleicht findet sich aber noch eine unter uns, ansonsten bleibt dir wohl nur freund google! ;) |
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;)
jo, ist schon klar, dss ich meine Infos auch aus dem Netz oder aus Büchern bekommen kann, aber ich wollte so gerne von euch was dazu hören / lesen. :) |
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na dann heisst es geduld geduld, mein lesbischer lebensalltag begann erst nach dem mauerfall!!!
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nun, ich dachte eher daran, wie ihr das als kinder und jugendliche, gar nicht mal als " betroffene" erlebt habt, ob darüber gesprochen wurde und wie darüber gesprochen wurde, ob homomosexualtiät überhaupt in irgerndeiner weise thematisiert wurde, z. B. in der jugendliteratur, der schule oder bei den pionieren :)
Der Beitrag wurde von Rafaella bearbeitet: 21.Aug.2007 - 13:52 |
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mhh...halt mich für verrückt, aber mir kommt da nichts in den sinn! ich kann mich nicht erinnern, in meiner kindheit je etwas über das thema homosexualität gehört zu haben.
mit sicherheit und das vermag ich zu behaupten, war es nie thema in der schule oder gar in lehrplänen! in der ddr gab es ja auch keine arbeitslosen, keine drogenabhängigen, keine alkoholkranken ...und schon gar keine homos! alles und jeder, was/der nicht in die schablone "arbeiter- und bauernstaat" passte, wurde "aus dem weg geräumt, unsichtbar für das "normale" volk gemacht! |
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Capparis spinosa ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.143 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 97 ![]() |
Also ich denke es war ein großes Tabuthema. Ich war 9 als die Mauer fiel. An was ich mich erinnere ist, dass meine Mutter eine Freundin hatte. Nun sie hatte viele Freundinnen, aber diese eine war speziell. Wenn ich mir heute Fotos ansehe, dann schlägt mein Gaydar, falls ich sowas überhaupt habe, dermaßen Alarm das gibts gar nicht. Diese Freundin sieht aus wie eine Vorzeigebutch. Fast schon zu sehr, als das ich es glauben könnte. Wir waren zusammen im Urlaub und sie war einfach der Gegenpart zu meiner Mutter. Vielleicht hat sie mir das gegeben, was ein Vater sonst gibt. Raufen, Mut haben, die Welt erkunden. Während meine Mutter, mit dem Kochlöffel in der Hand, einen wohlwollenden Blick auf uns warf (und mahnte es nicht zu übertreiben). Es ist eigentlich egal wie es nun wirklich war. Ich kann nur von meiner Situation sprechen. Das interessante daran ist ja, dass es alles so unausgesprochen stattfand. Und ich stelle mir vor, dass das sympomatisch für die Situation in der DDR war. Freiheiten wurden nur im Privaten gelebt, nach außen hin war man Mainstream (Das galt mit Sicherheit nicht nur bei dem Thema.). Was für meine Mutter bedeutete, sie war eine alleinerziende Frau. Wie viele Lehrer und Kindergärtnerinnen haben mich bedauert und mich gefragt was mit meinem Vater ist. (Der Böse haut einfach vor der Geburt ab.) Das seine Rolle nie größer vorgesehen war, als als Samenspender, konnten sie ja nicht wissen. Ich bin aber auch nie auf die Idee gekommen zu sagen: Ich brauche keinen Vater, ich hab ja Tante XY. Das habe ich nur zu meinen Freunden gesagt. Aber eigentlich wurde darüber nicht gesprochen, dass wir eine andere Familie waren als die meisten. Die einzig offen lebenden Lesben die ich kenne haben in der Mietwohnung unter meinen Großeltern gewohnt. Die waren damals aber schon Rentnerinnen. Das waren halt die 2 alten Damen im Haus. (Nur mein Großvater benutzte damals das Wort Lesben.) Ich denke es hängt damit zusammen, wer die DDR ausgebaut hat. Eben Menschen die noch zu Hindenburgs Zeiten groß wurden. Und in gewissen Teilen hat sich dieser Denkstil erhalten, weil die DDR nun wirklich nicht der Hort gesellschaftlicher Erneuerung war. Im Gegenteil. Werte wie familie, Mutterschaft, pflichtbewusste Aufgabenerfüllung, dem Staat dienen wurden propagiert. Das System lebte von dieser seltsamen Neuauflage/Neuinterpretation ziemlich alter Werte und Lebensmodelle. Aber alt bleibt alt.
Jupp. Es hab ja auch offiziell keine 68er und keine Transsexuellen. Die wurden zwar sogar operiert und bekamen Hormonbehandlung, aber eigentlich gab es sie nicht :rolleyes: Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 21.Aug.2007 - 15:09 |
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Salatfee ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 179 Userin seit: 12.02.2007 Userinnen-Nr.: 4.063 ![]() |
ich hab geheult, als ich die fernsehbilder sah. es kam für mich ebenso überraschend wie für die überwiegende mehrheit der bevölkerung...
na ja, bilana, "zu hindenburgs zeiten groß werden" ist relativ. der lebte von 1847 bis 1934. ob der auf den erheblich späteren auf- und ausbau der ddr tatsächlich so großen einfluss gehabt hat, wage ich doch zu bezweifeln. |
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Capparis spinosa ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.143 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 97 ![]() |
edit: Ach nee jetzt hast du mich echt verwirrt. :rolleyes: Ich hatte mich nur an meine Großeltern erinnert, die eben vor Hindenburgs Reichspräsidentschaft geboren wurden. mein Großvater war zu der Zeit ein junger Mann. So wie Walter Ulbricht eben auch und diverse andere hochrangige Kader.
Ich glaube ich kenne schon ein bisschen die Werte dieser generation. Habe sie durch meine Großeltern nah miterlebt. Ich will das gar nicht großartig werten, es war, denke ich durchaus richtig und angemessen. Nur war es eben nicht das offenem lesbischen leben zuträglich war. und diese Werte haben sich, durch fehlende gesellschaftliche Reform viel länger gehalten als in der BRD. Der Beitrag wurde von Bilana bearbeitet: 21.Aug.2007 - 15:43 |
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strösen macht blau! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 12.621 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 12 ![]() |
hab ich gerade beim rumgooglen gefunden:
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Salatfee ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 179 Userin seit: 12.02.2007 Userinnen-Nr.: 4.063 ![]() |
wenn ich den letzten quelltext nun richtig interpretiere, heißt das, dass die ddr dem westen in einigen belangen (ibs. homosexualität und deren straffreiheit) schon lange zuvor meilenweit voraus war?!?!
was mir auch immer schon als wohlgehütetes (vor)urteil im kopf herumschwebt: in der ddr hatten alle frauen, die wollten, auch einen job. stimmt das so? |
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
ich denke, ich kann "ja" sagen! frauen, die keinen job hatten, waren "selber schuld" und wurden vom strassengesamtbild ausgegrenzt! alle jugendlichen bekamen eine lehrstelle, wenn sie denn wollten! alle kinder hatten einen krippen- oder kindergartenplatz! (fast :gruebel: ) jeder betrieb bot den kindern seiner angestellten sogenannte ferienlagerplätze an...für einen spottpreis (beispiel: im sommer konnten meine schwester und ich für drei wochen für 35 mark komplettpreis verreisen) im winter das gleiche noch einmal für 2 wochen = 20 mark! meine erste 1-zimmer-hinterhof-ofenheizungswohnung ohne badewanne kostete 19,90 mark monatlich an miete! kinderreiche familien konnten sich im amt so bons abholen, damit kamen sie kostenlos ins kino, ins schwimmbad, in freizeitparks! kinder, welche studierten, bekamen zu ihren 215 mark stipendium noch 60 mark zusätzlich! |
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Freies Vögelchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 9.416 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 14 ![]() |
wie kann ich mir das denn vorstellen? :rolleyes: |
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
zu ddr zeiten war der werdegang einer frau im durchschnitt immer derselbe: krippe (mit 1) kindergarten (mit 3) schule (mit 6) ausbildung (mit 16) heirat (zwischen 18 und 20) kinder (zwischen 18 und 20) arbeiten (ab 20) alle frauen, die aus diesem schema fielen, waren nicht "normal" ...."ddr-normal" :huh:, frauen, die nicht arbeiten wollten/konnten, waren entweder alkoholkrank, drogenabhängig, psychisch krank o.ä., sie wurden "beobachtet" und wenn nötig, wurden sie in kliniken oder heimen eingewiesen...also "ausgegrenzt"...weg von der strasse, sozusagen! Der Beitrag wurde von two-hearts bearbeitet: 22.Aug.2007 - 08:09 |
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Freies Vögelchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 9.416 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 14 ![]() |
danke, two-hearts
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Vorspeisenexpertin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 64 Userin seit: 02.09.2004 Userinnen-Nr.: 227 ![]() |
Hallo, ich bin auch in der DDR aufgewachsen, war 17 als die Mauer fiel. Zu Frauen und Berufstätigkeit: Ich kann dem auch zustimmen, dass alle Frauen, die wollten, einen Job hatten und auch alle eine Ausbildung hatten oder studiert haben, für die Frauen, die nach DDR-Gründung keine Ausbildung hatten, gab es Hausfrauen-Brigaden. Ich weiß allerdings nicht, ob Frauen weniger Gehalt für gleiche Arbeit bekamen, als Männer. In meinem Umfeld bzw. bei allen Familien, die ich kannte, sind die Frauen genauso wie die Männer arbeiten gegangen, das eine Frau als Hausfrau zu Hause blieb, hat es selten auch mal gegeben, habe ich aber nie so kennengelernt. Die Frauen meiner Familie sind auch nach Geburt eines Kindes sofort nach dem Babyjahr wieder Vollzeit arbeiten gegangen, denn es gab ja Kinderkrippen für Kinder unter drei Jahren. Viele Betriebe hatten betriebseigene Kinderkrippen und - gärten. Das mit den Kinderkrippen war aber so eine Sache, es gab große Dramen, wenn die Mütter dort ihre Kleinkinder ablieferten, die Kinder weinten oft sehr doll beim Abschied. Meine Mutter erzählte mir auch, dass sie ihre ersten zwei Kinder noch 1 - 3 Jahre in die Kinderkrippe gab, es aber schon Probleme mit Heimweh gab (die Kinder waren dort ganztags!). Beim dritten Kind (das war ich) gab es so große Heimweh-Probleme, das sie mich bis zum 2.Lbj nur noch halbtags dort hingab (also auch nur halbtags arbeiten konnte) und beim vierten Kind hat sie es wegen Heimweh-Probleme dann ganz aus der Krippe genommen und blieb mit ihm zwei Jahre zu Hause. Für Frauen gab es einen Tag im Monat den sie bezahlt frei hatten (ich glaube, der hieß Haushaltstag), den Tag konnten sie frei wählen. Und in vielen Einrichtungen gab es auf der Arbeit einen "Frauenruheraum", in den sich die Frauen in der Pause zurückziehen konnten und zu dem Männer keinen Zutritt hatten (gab es in unserer Schule und auch auf den Arbeitsstellen meiner Mutter und Tante, da war ich nämlich als Kind immer drin, wenn sie mich mit zur Arbeit nahmen). Im Kindergarten und Schule wurde auch dazu angehalten, dass wir Kinder doch auch mit im Haushalt helfen und die Mütter damit unterstützen, da diese ja meist auch Vollzeit arbeiteten. Wir schrieben dazu auch mal Aufsätze. Im Kindergarten und Schule lernte ich solche Lieder wie: "Wenn Mutti früh zur Arbeit geht..." oder "Meine Mutti ist Abteilungsleiter und steht auf Arbeit ihren Mann, doch zu Hause kommt sie gar nicht weiter, packe ich im Haushalt nicht mit an....". Mein Tante und Oma erzählten mir von "Hausfrauen-Brigaden", in denen Hausfrauen, die keinen Beruf erlernt hatten, arbeiteten, ich glaub, meine Oma war in einer, war danach aber in einem Gaswerk fest angestellt. Später gab es diese Hausfrauenbrigaden nicht mehr, da ja jeder eine Ausbildung hatte. In der Schule verblieben wir Kinder nach dem Unterricht im Hort (= Betreuung in der Schule am Nachmittag). 16.00 Uhr ging ich dann selbstständig mit Schlüssel nach Hause - von der 1. Klasse an, da meine Eltern erst nach mir heim kamen. Wenn eins meiner Geschwister oder ich mal krank waren, blieb mal meine Mutter, mal mein Vater mit dem kranken Kind zu Hause. Wenn das Kind nicht bettlägrig war, kam es auch vor, dass meine Mutter es mit zur Arbeit nahm. In der Schule hatten wir die Fächer Werkunterricht (dort lernten wir den Umgang mit Werkzeugen), Schulgartenunterricht (dort lernten wir Gartenarbeit) und Nadelarbeit (nähen, häkeln, stricken). Bei uns war es so, dass alle, Mädchen wie Jungen gleichermaßen, an allen Fächern teilnahmen. Nadelarbeit war zwar ein fakultatives Fach, aber Mädchen wie Jungen nahmen daran teil. Bei der Berufswahl wurden die Mädchen ermutigt auch "männliche Berufe" zu wählen. An den PA-Unterricht (PA = Produktive Arbeit, es gab einen Tag an dem wir den ganzen Tag PA hatten und dazu in einer Fabrik waren) nahmen auch Mädchen wie Jungs teil, dort arbeiteten wir in der Metallverarbeitung. Ja und den Ferien, wie two-hearts schon schrieb, gab es von den Betrieben Ferienplätze, jeder Arbeiter war im FDGB und es gab FDGB-Ferienheime für den Urlaub und die Ferien. Außerdem waren wir immer im Ferienlager und ich war sogar in internationalen Pionierlagern (wo Pioniere aus allen Ostblockländern zusammen kamen). Den Rest der noch verbleibenden Ferien waren wir dann bei meiner Oma. Ach und was mir noch einfällt, in den Kaufhäusern gab es einen Kinderspielraum, in den die Mütter ihre Kinder vor dem Einkaufen abliefern konnten und danach wieder abholen. Dort wurden die Kinder auch betreut. Also für Kinder-Unterbringung und -Betreuung war ausreichend gesorgt, um den Frauen die Berufstätigkeit zu erleichtern. Two-hearts hat ja die kinderreichen Familien angesprochen, wir waren so eine. Ehepaare mit vier oder mehr Kindern und alleinerziehende Mütter mit drei oder mehr Kindern, waren kinderreich. Es gab dann eine Menge Vergünstigungen, z.B. gab es auch die Schulmilch kostenlos, die Verpflegungspauschale für Kindergarten und Essensgeld für die Schule waren stark verbilligt, auch Kleidung gab es günstiger. Ach ja, und der Frauentag am 8. März wurde gefeiert, der Muttertag dagegen nicht (weil er als Nazifeiertag galt). Hier eine Seite über die Stellung der Frau in der DDR: http://www.ddr-geschichte.de/Frauen/body_frauen.html edit: link funzt nicht http://www.ddr-geschichte.de/ unter: Gesellschaft -> Frauen
Naja, "wenn sie denn wollten", das habe ich anders erlebt. In der 8.Klasse sollten die Schüler ihren Berufswunsch äußern. Danach wurde eine Ausbildungsstelle gesucht, was von der Schule unterstützt und ein Ausbildungsplatz zugesichert wurde. So ging garantiert jeder Schüler nach der 10. Klasse in die Ausbildung über, es sei denn sie oder er ging auf die EOS (Erweiterte Oberschule), um Abitur zu machen. Das durften aber nur zwei Schüler aus jeder Klasse, meist je ein Junge und ein Mädchen. Theoretisch sollte es so sein, das die zwei Klassenbesten auf die EOS kamen, praktisch lief es aber so, dass die zwei Schüler auf die EOS kamen, deren Eltern irgendwelche hohen Parteitiere waren. Alle anderen gingen garantiert in die Ausbildung über, manche auch schon nach der 8. Klasse, wenn die Schulleistungen schlecht waren (also selbst Schüler, die Schule schwänzten, Problemschüler waren und nur schlechte Noten bekamen, bekamen garantiert einen Ausbildungsplatz). Da ich in meiner rebellierenden Phase war, hatte ich keinen Berufswunsch angegeben und mich nicht um eine Ausbildung gekümmert. Die 10. Klasse war ran und es ging natürlich gar nicht, das ich nach Ende der 10. Klasse ohne Ausbildung bleibe, sowas durfte es nicht geben. Also wurde mir kurzerhand ein Beruf und ein Ausbildungsplatz zugewiesen und ich musste nach den Ferien dort erscheinen. Da mir die Ausbildung keinen Spaß machte, blieb ich einmal unentschuldigt von der Arbeit fern. Daraufhin wurde ich sofort vor irgendeiner Kommission geladen. Beim zweiten Mal bekam ich eine Verwarnung und den Hinweis, wenn es ein drittes Mal vorkommt, kann ich eine Anzeige bekommen. Denn Leute, die in der DDR der Arbeit unentschuldigt fernblieben, konnten mit einer Anzeige rechnen wegen "Landstreicherei". Bei mir kam es nicht dazu, weil sich sofort die Jugendhilfe einschaltete. Die Jugendhilfe war eine Einrichtung vom Jugendamt und schaltete sich immer ein, wenn Jugendliche vom rechten Weg abkamen (während der Schulzeit hatten ja noch Pionier- und FDJ-Organisation Einfluss, danach gab es immer noch die Jugendhilfe für strauchelnde Jugendliche). Ich wurde also quasi zu einer Ausbildung gezwungen. Achja, wenn auch die Jugendhilfe nichts gebracht hätte, wäre nächste Station der Jugendwerkhof (Knast für Jugendliche, in dem sie arbeiteten und eine Ausbildung machten) gewesen oder die Jugendpsychiatrie. :huh: Lieben Gruß k.d. edit: Rechtschreibfehler Der Beitrag wurde von k.d. bearbeitet: 22.Aug.2007 - 11:15 |
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
klasse k.d., danke für deinen beitrag!
an diesen allmonatlichen haushaltstag meiner mutter mag ich mich auch erinnern! zu kindergartenzeiten durften wir auch immer zu hause bleiben. unsere mutter fuhr dann mit uns immer in die kreisstadt und dort assen wir dann immer einen leckeren broiler! :lol: und in schulzeiten durften wir dann immer nach dem unterricht nacht hause! :bounce: ansonsten war ich auch "schlüsselkind"! |
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Vorspeisenexpertin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 64 Userin seit: 02.09.2004 Userinnen-Nr.: 227 ![]() |
Ja, vor allem das frühe Heiraten und Kinderkriegen war üblich. Wir waren ja vier Kinder und lebten in einer Vier-Raum-Wohnung, Wohnzimmer, Schlafzimmer der Eltern und zwei Kinderzimmer. Als meine große Schwester mit 18 schwanger war, fanden sie und ihr Freund keine Wohnung, sie sollten erstmal heiraten. Aber auch danach bekamen sie nicht gleich eine Wohnung (Wohnungen waren knapp, obwohl sehr viele Altbau-Wohnungen leer standen, teilweise ganze Häuser oder halbe Straßenzüge, in diesen Ruinen spielten wir immer als Kind, es gab wohl kein Geld für Sanierungen und die meisten Leute wollten sowieso in die "Luxus-Neubauwohnungen", die Innenklo, Bad mit Badewanne und Zentralheizung hatten, was tatsächlich Luxus war. Bekam ein junges Paar eine Altbauwohnung, musste diese meist erstmal von den Beziehern selbst ausgebaut und saniert werden). So kam es, das meine Schwester hochschwanger mit ihrem Freund, dann Mann, bei uns einziehen musste, sie zogen in ein Kinderzimmer, meine zweite Schwester bekam das zweite Kinderzimmer und mein Bruder und ich mussten ins Schlafzimmer meiner Eltern ziehen. Hochzeit und Polterabend fand auch in unserer Wohnung statt. Da sie ewig keine Wohnung bekamen (es gab eine einzige staatliche Häuserverwaltung, die KWV, wo man sich zwecks Wohnungswunsch anmelden musste und eine Wohnung zugewiesen bekam), drohten meine Schwester und ihr Mann, dass sie sich auf dem Marktplatz stellen mit Schildern, auf denen steht "Wir sind die ersten Obdachlosen der DDR". Daraufhin bekamen sie plötzlich sofort eine Wohnung, das war so eine Altbau-Ruine, die wir (gesamte Familie) erstmal ausbauen mussten. Tja und kurz darauf wurde meine zweite Schwester mit 18 schwanger und heiratete und dasselbe Drama ging von vorne los. @two-hearts: erinnerst du dich auch an den ESP- und PA-Unterricht und vor allem der Wehrunterricht (die Jungs kamen sogar in ein Wehrlager, lernten alles über Armee, Verteidung, Anwendung von Waffen usw., ich glaub, das war in der 9.Klasse)? :wacko: Ja und Broiler aßen wir auch oft, sogar wenn wir mal essen gingen, gingen wir dazu in eine Gaststätte mit dem Namen "Zum Goldbroiler" und aßen Broiler. :lol: Aber was wieder gut war: die Gaststätten waren saubillig. Als Kinder/Jugendliche sind wir immer in Gaststätten gegangen, die z.B. "Wildbretstübel" hießen und haben dort Wildschwein- und Rehbraten für ein paar Mark gegessen. Dafür wiederum gab es nur einmal im Jahr im Gemüseladen Melone. Da durften die Leute sogar ihren Arbeitsplatz verlassen, um sich anzustellen. Mein Vater hat sich stundenlang angestellt und holte dort die Melone ab (es durfte jede Familie nur eine Melone bekommen), kam damit nach Hause und dann gab es Festtagsessen, die ganze Familie am Tisch und die Melone aufgeteilt. :blink: Ach herrje, so viele Kindheitserinnerungen, v.a. die ganzen Pionierlieder fallen mir gleich wieder ein ... k.d.[QUOTE] |
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Freies Vögelchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 9.416 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 14 ![]() |
Spannend ! :rolleyes:
Ist für mich schon ein Unterschied, ob ich das irgendwo nachlese oder als "erlebte Geschichte" erzählt bekomme. |
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
was meinst du denn, natürlich erinnere ich mich...jetzt wieder! :lol: ja esp und pa-unterricht! grusel grusel. pa ging ja noch, aber esp war ja voll der schreck! ich habe damals in berlins grösster glühbirnenfabrik geschufftet! :lol: alle zwei wochen für 4 stunden! ich mag mich erinnern, dass ich in einem der schuljahre in der vorweihnachtszeit lichterketten zusammengebaut habe! das fand ich noch ganz interessant! und am ende der 4 stunden wurde immer nach quantität und qualität abgerechnet und entsprechende noten verteilt! ich stand auch mal vier stunden am laufband und musste verpackte glühbirnen in kartons packen! meine güte, war das ein sch....!!! aber immer noch lieber als esp-unterricht! an den wehrunterricht erinnere ich mich auch! das war doch wohl der hammer! alle anderen klassen haben aus dem fenster gehangen, wenn wir mädels da in uniform, mit käpi und koppel (hiess das so?) über den schulhof im gleichschritt maschierten! ja und die jungs waren im wehrlager...die armen!!! ich musste dann im studium noch einmal für 3 wochen in so ein wehrlager...es war die hölle! daran mag ich mich gar nicht mehr erinnern! im drauffolgenden studienjahr für drei wochen in die apfelernte...göttin!!! ich mochte jahrelang keine äpfel mehr essen! apropo ernte! in der aktuellen kamera wurde immer berichtet, dass die ernte der bauern zu 110% eingefahren wurde. wir ddr-ler waren schon ein verdammt fleissiges volk! nein, wir waren nicht nur 100% gut, wir waren sogar 110%ig!!! dabei fallen mir noch diese pioniereinsätze ein. einsätze bei der lpg (landwirtschaftliche produktionsgenossenschaft... :lol: dass ich das noch zusammenkriege!). auf einem riesen feld...mit dem auge eines pioniers kaum zu erfassen...fuhren traktoren in reih und glied (selbst traktoren mussten dass!) und wir pioniere mussten links und rechts von den anhängern nebenher laufen und die steine von den feldern sammeln und auf die anhänger schmeissen! :unsure: für diesen knochenjob gab es immer geld für die pionierkasse! das war das sparschwein für die geplante klassenfahrt!!! oh meine güte, der thread wird wohl ellenlang!!! Der Beitrag wurde von two-hearts bearbeitet: 22.Aug.2007 - 13:30 |
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 10.593 Userin seit: 15.04.2005 Userinnen-Nr.: 1.477 ![]() |
macht doch nichts wenn er sehr lang wird.
So lernen wir anderen DDR Internes wo nicht in der Zeitung oder Fernsehen gezeigt wurde sondern DDR-persönlich. |
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Vorspeisenexpertin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 64 Userin seit: 02.09.2004 Userinnen-Nr.: 227 ![]() |
Also, ich kann natürlich nur aus meiner Sicht berichten (als Kind und Teenager), ich habe z.B. hinterher (nach Mauerfall und "Wende") auch einiges erfahren, was ich vorher zu DDR-Zeiten so nicht wahrgenommen hatte. Das Thema Homosexualität wurde öffentlich nirgendwo thematisiert, weder in der Schule/Pionierorganisation oder in Jugendliteratur, Aufklärungsbüchern oder sonstigem. Es schien so, als gab es das gar nicht. Dementsprechend kannte ich als Kind bis Teenager solche Wörter, wie Hetero- und Homosexualität, Schwule und Lesben, gar nicht und wäre auch nie auf die Idee gekommen, das es eine Alternative zur Heterosexualität oder dieser Norm: Mann + Frau heiraten und kriegen Kinder, gäbe. Als Kind wurde ich manchmal vor einer bestimmten Kneipe oder Bar gewarnt. Ich sollte mich nicht in der Nähe dort aufhalten, weil dort seltsame Männer verkehren sollten, die sich auch in den Gebüschen daneben aufhielten. Auf meine neugierigen Nachfragen, warum diese Männer denn seltsam sind, wurde nur gesagt, dass die auch Frauenklamotten tragen. Ich konnte damit als Kind nichts anfangen, für mich war das dann also eine seltsam-gefährliche Kneipe, bei der ich in der Nähe nicht spielen sollte. Als ich mit Eintritt der Pubertät feststellte, das bei mir irgendwas anders ist (alle meine Freundinnen begannen sich für Jungs zu interessieren, verabredeten sich, flirteten auf der Kinder- oder Pionierdisco, wohingegen ich keinerlei Interesse an Jungs verspürte, was mir natürlich Gerede und Verkupplungsversuche meiner Klassenkameradinnen (= DDRisch für Mitschülerinnen) einbrachte; alle Mädchen schwärmten für männliche Stars, wohingegen ich das nicht nachvollziehen konnte und eher für Cindy Lauper und Nina Hagen schwärmte; alle Mädchen erzählten nach den Ferien von Jungs, die sie im Urlaub kennen lernten, ich dagegen fand an einem Ferienort ein Mädchen ganz toll, das ich unbedingt küssen wollte ....), konnte ich das nicht benennen, hatte keine Wörter dafür. Aufgrund des Druckes (ständige Verkupplungsversuche, Gerede der anderen Mädchen, "ging" ich auch erstmal mit Jungs, was ich aber total langweilig fand). In der 5.Klasse bekamen wir einen neuen Klassenlehrer. Dieser Lehrer war vorher an einer anderen Schule und war von dort "geflogen", warum wusste keiner von den Schülern (das er geflogen war, wussten wir von den Schülern der anderen Schule). Eines Tages (ich weiß nicht mehr in welcher Klassenstufe) kam er in den Unterricht und verkündete, dass er heute Aufklärungsunterricht betreiben möchte. Das war erstmal schon seltsam, denn normalerweise wurde in der Schule kein Aufklärungsunterricht betrieben, höchstens im Fach Biologie in der 8.Klasse wurde Sexualität angesprochen (was aber nur so verlief, dass die Geschlechtsorgane und der Geschlechtsakt, Schwangerschaft und Geburt beschrieben wurden, das wars). Der Lehrer begann also mit seiner Aufklärung und erklärte uns dabei, das es auch Homosexualität, also Schwule und Lesben gibt, dass diese aber genauso "normal" wie alle anderen sind. Als das einige Schüler nicht so recht glauben wollten (bzw. blöde Sprüche kamen), nannte er Beispiele von schwulen Prominenten. Das war v.a. für die weiblichen Fans von Erasure, Pet Shop Boys und Jimmy Sommerville ein Schock. Als dann Sprüche kamen, dass eben nur ein paar Künstler so sind, outete er sich selbst als schwul und erzählte von seinem Coming Out, seinen Schwierigkeiten dabei und plädierte für Toleranz. Am nächsten Tag beschwerten sich einige Eltern in der Schule. Einige Tage danach wurde der Lehrer auch von unserer Schule entlassen. Den Entlassungsgrund haben wir nicht erfahren, die Lehrer schwiegen sich dazu aus. Die Gerüchteküche brodelte natürlich und plötzlich hieß es, das er von der anderen Schule wohl gefeuert wurde, weil er die Jungs im Unterricht bevorzugte, anmachte und all son Kram, und es wurde ziemlich schlecht über Schwule und Lesben geredet. Für mich brachte dieser Aufklärungsunterricht, dass ich mein "anders-sein" nun benennen konnte, mich nicht mehr ganz so seltsam oder anders empfand, wenn doch so viele Stars aus den Achtzigern auch "so waren" (schade fand ich, dass er keine lesbischen Stars benannte, aber zumindest Annie Lennox als Bisexuelle nannte, ich wurde dann sogleich Fan von ihr), andererseits schockierte mich der Umgang mit dem Lehrer und das schlechte Gerede über das Thema hinterher, so dass ich meine Erkenntnis lieber für mich behielt. Diesen Lehrer sah ich später dann mal aus oben genannter Kneipe kommen, mit zwei Männern, die tatsächlich Frauenkleidung trugen, das war natürlich nochmal sehr erschreckend für mich, da dass ja die Kneipe war, vor der ich als Kind immer gewarnt wurde und die in meiner kindlichen Vorstellung ein schlimmer gefährlicher Ort war! Mit der Erkenntnis, das ich wohl wahrscheinlich lesbisch bin, wusste ich dann nicht wohin, also mit wem ich hätte darüber sprechen können. Ich suchte nach Infos in Aufklärungsbüchern, fand aber nichts. Lesben-Beratungsstellen gab es auch nicht. Cafes oder Treffpunkte für Schwule und Lesben fand ich auch keine (es war natürlich aber auch schwierig sowas herauszufinden, offiziell gab es jedenfalls sowas nicht). Als ich in die Lehre kam, war eine Kollegin im Kollektiv (= DDRisch für Kollegenkreis) lesbisch. Über diese Frau wurde so dermaßen schlecht geredet und sie von allen geschnitten. Da ich von mir selbst nicht preisgab, das ich wahrscheinlich auch lesbisch bin, bekam ich natürlich alles Gerede auch zu hören, es war sowas von schrecklich, was da alles geredet wurde, teilweise total abgedrehte Phantasien von den Leuten, die sie zum besten gaben. Es gab sogar Aussagen, dass einige Kolleginnen mit ihr nicht zusammenarbeiten wollten und auf keinen Fall mit ihr allein in einen Raum sein wollten, wer weiß, was "diese Lesbe" dann mit ihnen machen würde. Einige Kolleginnen sagten sogar, dass sie sich ekeln würden, wenn sie Arbeitsmaterial, welches sie vorher benutzt hat, danach auch anfassen sollten. Dieses üble Gerede war ständig massiv vorhanden. In so einem Umfeld wagte ich es natürlich nicht, mich auch zu outen, es erschreckte mich auch sehr und so blieb es weiterhin mein Geheimnis. Dann kam aber schon der Mauerfall (und in Folge der Abbruch meiner Lehre dort). Hinterher erfuhr ich, das es sehr wohl Treffs oder Cafes für Schwule und Lesben gab. In Ostberlin soll es schon den Sonntagsclub gegeben haben, in unserer Stadt soll es auch ein Cafe gegeben haben, was natürlich nicht offiziell als Schwulen- und Lesbentreffpunkt bekannt war. Über die Situation von Lesben in der DDR hatte ich auch mal ein Buch gelesen, von welchem ich den genauen Titel nicht mehr weiß und das ich auch bei amazon nicht finde, ich glaube es hieß "Lesben in der DDR". Und es gab auch einen DDR-Film über einen schwulen jungen Mann "Coming Out", diesen Film hatte ich zu DDR-Zeiten aber nicht gesehen (denn er wurde am Tag des Mauerfalls zum ersten Mal gespielt). http://de.wikipedia.org/wiki/Coming_Out_(Film) Lieben Gruß k.d. edit: schon wieder Rechtschreibfehler, irgendwie klappt das auch mit Firefox und Quotentags und Smilies nicht ... Der Beitrag wurde von k.d. bearbeitet: 22.Aug.2007 - 14:12 |
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... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 17.466 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 17 ![]() |
Ich weiß noch, dass ich als Nachmittagsunterricht irgendwann Schießen hatte. Dazu kamen die von der NVA zu uns in die Schule und rekrutierten Kinder, die die Hände besonders still halten konnten (im waffenkundigen Sinne). Und so stand Mini-Fledi irgendwann mit Pistole und Luftgewehr, das so groß war, wie ich selbst und ballerte auf Schießscheiben. Gott sei Dank musste ich nicht zu Two-Hearts' beschriebenen Pioniereinsätzen. Stadtkind eben. Aber gestern Abend kam mir in einer Unterhaltung noch eine Erinnerung... Kuchenbasar :wacko:, Fettbemmenbasar, Spielzeugbasar und und und... |
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Mama Maus ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.982 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 78 ![]() |
Aber das mit der Kinderbetreuung hätte dann Gesamtdeutschland definitiv weiterführen können *brummel!* - *grmpf* - das erstmal nie neutral über Sachen nachgedacht werden kann sondern von vorneherein alles verteufelt werden muss *brummeltmehr*.
*gespannt weiter mitliest und garnix dagegen hätte, wenn der Thread Ellenlang - und noch länger - werden würde :) * |
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Inselreifes Träumerschäfchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.508 Userin seit: 16.02.2006 Userinnen-Nr.: 2.619 ![]() |
Moin Mädels :morgens: da kann ich Mausi nur :zustimm: zustimmen (IMG:http://www.cosgan.de/images/midi/froehlich/d025.gif) Hab im Augenblick zwar massiven Stress und kann deshalb nicht oft hier sein, aber ich lese aufmerksam diesen Thread mit und bin gespannt auf mehr :D Schon mal jetzt DANKE allen, die hier ihre Erinnerungen und Erlebnisse preisgeben und so spannend erzählen. Was frau hier so alles über die ehem. DDR erfährt, steht in keinem Buch *freu* :blumen2: Der Beitrag wurde von Nordlicht bearbeitet: 23.Aug.2007 - 06:31 |
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auf dem Hochseil des Lebens balancierende Wölfin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 7.174 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 22 ![]() |
hallo zusammen,
leider habe ich zu diesem thread nicht die bohne beizutragen, da ich im rheinland geboren wurde ;) nichts desto trotz finde ich eure geschichten hochinteressant, und es zeigt mir mal wieder, dass frau lange nicht alles glauben soll, was sie in den medien zu hören und in der presse zu lesen bekam/bekommt :ph34r: ich dachte eigentlich immer, ich sei recht gut informiert was den alten tätäräää-staat angeht, aber was ihr hier zu erzählen habt, ist mir schlichtweg unbekannt. was hatte es wohl für einen sittlichen nährwert, 6-8 jährigen kinder im schiessen zu unterrichten :wacko: :gruebel: wirklich interessant, bitte weiter so :blumen2: edit..."zu lesen" eingefügt Der Beitrag wurde von pandora bearbeitet: 23.Aug.2007 - 10:04 |
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Vorspeisenexpertin ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 64 Userin seit: 02.09.2004 Userinnen-Nr.: 227 ![]() |
Hallo, in der Unterstufe kamen uns ja auch Soldaten besuchen. Zum Tag der NVA sollten wir Glückwunschkarten schreiben, in denen wir uns bedanken (ob wir wollten oder nicht) und diese den Soldaten überreichen. Es wurde dann auch ein Lied gelernt ("Soldaten sind vorbeimarschiert..." Liedtext: http://ingeb.org/Lieder/soldates.html ), das wir ihnen vor sangen. Überhaupt die ganzen Pionier- und Arbeiterlieder. Es gab ein Lied, welches wir in der Unterstufe lernten und was mich als Kind ziemlich erschreckte bzw. was ich sehr traurig fand, das Lied vom kleinen Trompeter, dem Rotgardistenblut, der von einer feindlichen Kugel getroffen mit einem Lächeln auf dem Lippen fiel. Hier ist der Liedtext: http://ingeb.org/Lieder/vonallun.html Ich hatte auch mal so ein Pionier-Amt "Polit-Agitator" oder wie das hieß. Das war so schrecklich, ich hab als Kind noch gar nicht verstanden, worum es eigentlich ging. Einmal sollte ich die Nachrichten (Aktuelle Kamera) verfolgen und am nächsten Tag den Kindern in der Schule vortragen und erklären. Setzte mich also mit Stift und Zettel vor dem Fernseher und wollte mitschreiben. Aber: ich hatte kein Wort verstanden, es wurde so schnell gesprochen, lauter Fremdwörter. Ich konnte nichts, überhaupt nichts von den Nachrichten wiedergeben und hätte am nächsten in der Schule fast geheult.
Ja, ESP (= Einführung in die sozialistische Produktion) - ich weiß bis heute nicht, was da eigentlich gelehrt wurde, da ich diesem trockenen langweiligen Stoff unmöglich folgen konnte und immer kurz vor'm Einschlafen war. Und PA fand ich genauso schrecklich. Einmal kamen wir frühmorgens in die Fabrik, ein Arbeiter gab uns eine Kiste mit Ausschuss (ich weiß nicht mehr, was für Teile das waren, irgendwelche Gewinde oder sowas). Wir feilten und sägten daran stundenlang herum. Am Ende des PA-Tages kamen diese Teile dann wieder in den Ausschuss, also völlig unnütze Arbeit! Erinnerungen an den Wehrunterricht habe ich keine mehr, wahrscheinlich total verdrängt. Solche Pioniereinsätze hatte ich zum Glück nicht (auch Stadtkind) und ich war auch nicht im Wehrlager. Dafür in Pionierlagern und einmal in der Pionierrepublik Wilhelm Pieck. Das war eine kleine abgeschottete "Republik" für sich in der Nähe von Berlin. Wir schliefen mit mehreren Kindern in einem Zimmer, gingen dort in die republikseigene Schule, hatten ständig irgendwelche Apelle, marschierten herum und hatten Kampfmanöver und wurden politisch geschult. Täglich wurde die Pionieruniform getragen. Wir wurden früh morgens mit einer Sirene geweckt und mussten dann erstmal zum Appell antreten, danach Frühsport machen (bei Wind und Wetter unter freiem Himmel), danach erst waschen gehen und dann zum Frühstück marschieren. Danach zur Schule. Nachts gab es manchmal Sirenenalarm und wir mussten aus den Betten springen, uns draußen einfinden und in Reih und Glied aufstellen. Beim Essen bekamen wir Sachen, die es "draußen" selten oder gar nicht gab, z.B. Bananen. Ich war 10 Jahre alt, hatte furchtbar Heimweh und fand es sehr schrecklich dort. U.a. auch deshalb, weil ich da furchtbare Zahnschmerzen hatte und zum Zahn-Notdienst musste. Da fällt mir ein: Zahnarzt in der DDR - Horror!! Ich weiß nicht, warum die so mit den Betäubungen gespart haben? Waren die zu teuer? War das böses "Westzeugs" oder warum gab es seltenst nur Betäubungen? Jedenfalls gab es beim Bohren keine Betäubungsspritzen, nur beim Zahn ziehen und dann auch sehr sparsam dosiert. Ich habe da als Kind wirklich Horror-Erlebnisse beim Zahnarzt gehabt, was dazu führte, dass ich nicht mehr zum Zahnarzt ging und Zahnschmerzen verheimlichte. Leider kamen ja regelmäßig auch Zahnärzte in die Schule und untersuchten dort alle Kinder (der Zahnarzt saß im Klassenraum, alle Kinder stellten sich in einer Reihe an und er schaute allen nach und nach in den Mund) und bei Bedarf wurde dann ein Zahnarzt-Termin ausgemacht, der den Eltern mitgeteilt wurde. So kam ich um den Zahnarzt nicht drumherum. In der Pionierrepublik musste ich dann auch zum Zahn-Notdienst. Da ein Backenzahn gezogen werden musste, bekam ich ausnahmsweise mal eine Betäubungsspritze. Diese wirkte aber überhaupt nicht, ich merkte noch alles. Das teilte ich dem Zahnarzt auch mit, was ihm aber nicht interessierte und hebelte mir den Zahn raus. Ich habe geschrien vor Schmerzen, es wurde aber natürlich nicht nachgespritzt. In den internationalen Pionierlagern hatten wir auch ständig irgendwelche Appelle, spielerische Kampfmanöver und es wurde dazu animiert, mit den Pionieren der sozialistischen Bruderstaaten Freundschaft zu schließen. Am Ende des Aufenthalts sollten wir Adressen austauschen, um zukünftig mit den Pionieren Brieffreundschaft zu pflegen, natürlich in russischer Sprache. Ja und meine Kindheit war total durchstrukturiert. Das Pionierhalstuch symbolisierte ja schon mit seinen drei Ecken: Elternhaus - Schule - Pionierorganisation. Daraus bestand auch mein gesamtes Leben. Vormittags Schulunterricht, Nachmittags Pionierveranstaltungen oder - einsätze, oder an Pionier-Mal- und Gedichtwettbewerben teilnehmen (ich schrieb ein Gedicht über Ernst Thälmann, das ich dann im Pionierhaus der Stadt vortragen musste), oder als vorbildlicher Pionier natürlich auch Sport treiben, ich war im Leichtathletik- und Gymnastikkurs, turnte da mit dem Rhönrad und nahm an Wettkämpfen teil, oder an irgendwelchen Exponaten herumbasteln, die zur "Messe der Meister von Morgen" dann ausgestellt wurden, oder irgendwelche Aktionen, wie z.B. Subotniks (das waren "freiwillige" Säuberungsaktionen), oder Altpapier sammeln gehen, oder zu den Proben des Pionierchors gehen (ich spielte da Tom-Tom und es wurden Übungen für Märsche einstudiert). Und wenn mal wirklich nur Hort war, wurde auch da zu Solidarität angehalten und Lerngruppen gebildet, wo lernschwächeren Pionieren geholfen werden sollte. Und abends dann zu Hause die Haushaltspflichten und Lernen, um die besten Noten zu schreiben. Es gab kein Nachmittag, an dem ich hätte zu Hause bzw. vor dem Fernseher hätte abhängen können. Lieben Gruß k.d. |
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
k.d., ich finde es einfach genial, wie du dich erinnern kannst! wenn ich deine beiträge lese, weiss ich mitunter nicht, ob ich heulen oder lachen soll!
deine berichte sind...irgendwie so nah! ich kann alles unterschrieben, von dem was du noch zu berichten weisst und dinge, die irgendwie schon längst vergessen waren, rücken wieder ein stück nach vorn! mich wühlt das ganze gerade enorm auf, macht mich nachdenklich und trotzdem danke ich dir! vielleicht gerade deshalb! ich möchte noch etwas zu mausis gedanken sagen! sicher, was das soziale system angeht, so hätte man sicher einiges übernehmen können. dennoch, wenn ich heute so nachdenke, wie ich es früher erlebt habe, dann frage ich mich heute, für welchen preis??? der staat hat alles getan, wirklich alles...für seine kinder und für seine rentner! kinder waren die zukunft und den rentnern war man einfach dankbar! es ist schon ein unterschied, ob man in der ddr gelebt hat, wie man es damals empfunden hat und wie man sich heute daran erinnert und eigentlich jetzt erst kapiert, was damals eigentlich alles abgelaufen ist! *tief luftholt* ich mag noch eine geschichte erzählen! ich war damals in der 7. klasse und von der schule wurde ein zeltlager in den sommerferien organisiert. ich werde das wohl mein lebtag nicht vergessen! ein riesen gelände mit ich weiss nicht wie vielen nva-gruppen-zelten! (nva = nationale volksarmee). in jedem zelt standen 4 doppelstockbetten und in der mitte waren diese aluminiumschränke. schränke waren das nicht wirklich, sondern solche spints. es gab eine lagerordnung, die u.a. auch solche appelle, incl. frühsport, von denen k.d. oben schon berichtete, vorschrieben. ausserdem gab es einen lagerwettbewerb. wer gestaltete den schönsten vorgarten vor seinem zelt. :wacko: zeltordnung wurde gross geschrieben. jeden morgen nach dem frühstück ging die lagerleitung von zelt zu zelt, kontrollierte die betten, die schränke und die sauberkeit im zelt. dafür gab es punkte, die an einer grossen tafel am haus (!!!) des lagerleiters angebracht wurde und dort konnte jeder lese, wie viele punkte es für die heutige zeltordnung gab! wenn es warm war, MUSSTEN die zeltwände an den seiten hochgerollt werden. so waren die zelte für jederman einsehbar. an unserem zelt waren die schnüre für das hochbinden der seiten schon arg "morsch", so dass wir kinder mühe hatten, die zeltwände vorschriftsmässig hochzubinden. wir hatten eine sehr strenge und ordnungsliebende erzieherin, die für uns 8 kinder verantwortlich war. sie hatte immer etwas auszusetzen, war nie zufrieden, scheuchte uns hin und her, wirbelte die betten wieder durcheinander, wenn sie nicht ihrer norm entsprachen, räumte mit einem schlag die schränke aus, wenn diese nicht normgerecht eingeräumt waren. die krönung war, als sie die schnürsenkel all unserer schuhe rauszog, um diese für das hochbinden der zeltseiten zu benutzten. es gab ein riesen gebrüll unter uns kindern. ich war die "zeltälteste" und trug eine gewisse verantwortung. es war der blanke horror. meine schwester und meine cosine waren mit dabei. meine schwester heulte ganze nächte, hatte heimweh...es war kaum auszuhalten! post, die wir nach hause schrieben, wurde natürlich von der leitung "gefilzt" und wenn schlechte dinge über das lagerleben drin stand, wurde die post entfernt! sie kam nie zu hause an! genug für heut´! Der Beitrag wurde von two-hearts bearbeitet: 23.Aug.2007 - 16:14 |
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Beitrag
#78
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Mama Maus ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.982 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 78 ![]() |
Ich finde es heftigst, wie die Politik eingriff - in das Privatleben.
Im Endeffekt war alles Leistungsorientiert, oder habe ich da einen falschen Eindruck? Was wurde denn gemacht, wenn man mit dem Druck - der da war - nicht zu Rande kam? Irgendwie erinnert es mich etwas an das Lied "Hier kommt Alex" von dem Toten Hosen - nur nicht eben mit Gewalt und so, sondern wenn man den Anforderungen nicht gewachsen war. Was wurde denn gemacht, wenn Familien nicht besonders toll waren - eben die Kinder nicht gut haben erziehen können? Was ich mit dem Übernehmen meinte war, dass das Grundgerüst hätte übernommen werden können - die Möglichkeit der Kinderbetreuung aber kein Muss war u.v.a. keinen Propagandazwecken unterliegt - eben so, wie die Kindergrippen, Kindergärten Horts hier sind, nur in größerer Zahl (Anzahl der Plätze) sozusagen. Ich denke das würde den Müttern hierzulande wirklich gut tun, da könnten sie dann frei entscheiden ob sie arbeiten gehen wollten. Dieses Vorbestimmte "So hat ein Leben auszusehen" empfinde ich als - ja - ich kann es nicht anders ausdrücken - schrecklich - konnte man da irgendwie ausbrechen? Hoffe ich frage nicht zuviel? Falls ja, bitte sagen und ich halte mich zurück und bin Mitleserin :) . Liebe Grüsse Mausi |
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#79
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Freies Vögelchen ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 9.416 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 14 ![]() |
danke!! das ist imo der beste thread seit langem :blumen2:
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#80
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Salatfee ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 179 Userin seit: 12.02.2007 Userinnen-Nr.: 4.063 ![]() |
dem schließe ich mich gern und vorbehaltlos an, rafaella!
mich interessiert weniger die indoktrination, die sicherlich hüben wie drüben stattgefunden hat, sondern vielmehr interessieren mich die ddr-errungenschaften, mit denen es die ddr insbesondere den frauen leicht(er) gemacht hat, ihren weg zu finden. zum beispiel krippen- oder kindergartenplätze. zum beispiel jobs für jedwede frau, die arbeiten wollte. dass dabei natürlich nicht alles gold ist, was glänzt, ist mir schon klar. ("Prima, ich hab nen Job! Ej, DEN Job will ich aber nicht! - Macht nix, du nimmst ihn trotzdem oder bekommst gar nix.") vielen dank für die schilderungen all eurer erfahrungen und erinnerungen! |
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#81
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... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 17.466 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 17 ![]() |
Nun, ob es im Sinne einer jeden Frau war, diese Wege nach ihren nicht vorhandenen Vorstellungen gestaltet zu bekommen, sei dahingestellt. Kinderbetreuung in allen Ehren... Sinn dessen war jedoch nicht, den Frauen das Berufleben zu ermöglichen, sondern der Umkehrschluss war hier Grundgedanke. Das Land besaß ja nur meistverbreitet volkseigene Betriebe, die größtenteils in riesigen Werken ihrem Dasein fristeten. Und nur um der Tätigkeit nachgehen zu können, wurde soviel Wert auf die Kinderbetreuung gelegt. Sprich: Weil Frau zu arbeiten hat, geht das Baby mit 1 Jahr in die Krabbelgruppe. Nicht, weil es so tolle Möglichkeiten der Kinderbetreuung gibt, können die Frauen so schön arbeiten gehen. Desweiteren wurde jährlich geschaut, wo Bedarf in diversen Kombinaten besteht und somit Arbeitsstellen vergeben. Ob jemand sich für für diesen Beruf berufen fühlte war schnuppe. Zu Mausis Frage: Der politische Aspekt stand immer und überall im Vordergrund. Nicht-befolgen wurde hart bestraft. Das ging ja in den obigen Ausführungen zu den Pionieren und Schulzählapellen schon los. Okay.... politschstes Zeichen: die Wahl! Parteien gab es einige, doch nur eine "gedultete". Wer nicht wählte oder die "falsche" ankreuzte wurde gerne mal persönlich aufgesucht. Soviel zu Wahlgeheimnis und Co.... |
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#82
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Schlaudegen. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 4.102 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 71 ![]() |
Dann will ich auch mal eine Frage stellen, als unkundige aber interessierte Westsozialisierte.
Wenn man mal von den offensichtlichen Entscheidungsträgern absieht - gab es in der DDR auch eine unausgesprochene Elite, so wie im Westen? Also eine Schicht die ihr bürgerliches (Vorkriegs-)Knowhow, und vielleicht auch Besitz, in den realexistierenden Sozialismus mit hinüber retten konnte und auch in diesem System hervorragend funktionierte? Kreise, Schichten, Familien die dann doch etwas gleicher waren unter all den gleichen Genossen? Für die ein begehrter Studienplatz, wirklich freie Berufswahl, eine etwas größere Wohnung usw. dann doch ein gutes Stück selbstverständlicher war als für die proletarische Masse? Die die Verhinderung von Privatbesitz gekonnter zu umschiffen wußten? Also dieses berühmte Sozialkapital, das systemunabhängig die mehr oder gerade auch weniger (sophisticated dezent!) offensichtlich Privilegierten auszeichnet, kam das auch in der DDR zum Tragen? Oder war es wirklich so daß diese Unterschiede erfolgreich ausgemerzt waren? Wie habt Ihr das erlebt? Der Beitrag wurde von Sägefisch bearbeitet: 26.Aug.2007 - 20:00 |
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Mama Maus ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 8.982 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 78 ![]() |
Danke Fledi, für deine Ausführungen.
ich wusste zwar, dass die Politik dort "hoch geschrieben war" bzw. das befolgen der "Regeln" - und auch dass Stasi eben überall war - aber die Berichte hier verdeutlichen und zeigen das Lebensgefühl, dass dort gewesen sein muss. Mit all seinen positiven und negativen Aspekten! Wobei mir die Frage aufkommt, was war positiv, welches Gefühl? ich habe grade eher das Gefühl, dass es ins "negative" - so man es bewerten wollte - abrutscht - gab es auch etwas "positives" an dieser Sicherheit des vorbestimmten Lebens? Interessierte Grüsse Mausi |
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Beitrag
#84
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Doppelherzchen mit Knutschchügeli ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 5.218 Userin seit: 24.08.2004 Userinnen-Nr.: 19 ![]() |
hallo sägefisch,
in der ddr gab es das "arbeiter- und bauernvolk" und die sogenannte "intelligenz"! wer zu wem "gehörte" is klar, oder? wer "mehr" hatte oder wer "mehr" war, gehörte zum staatsapparat, sprich stasi! man war immer bemüht, dem volk das gefühl zu geben, man behandle alle gleich, um so auch neid und missgunst unterm volk zu vermeiden! es gab viele dinge, da hatten wir einfach keine auswahl! entweder alle hatten das gleiche, oder eben alle hatte nichts! beispiele: auf unseren strassen fuhren in der regel 4 verschiedene autotypen: trabant, wartburg, moskwitsch, lada... (von mir aus auch noch einer mehr, kommt mir gerade nicht in den sinn, ist aber auch egal) wer etwas anderes fuhr, hatte "dreck am stecken"! alle unser bäder, von sassnitz (nördlichste stadt) bis suhl (südlichste) hatten blaue fliesen! wer andere fliesen hatte, hatte "dreck am stecken"! jede neubauwohnung war gleich geschnitten! da, wo villen standen, kam das normalvolk nicht hin! fertig! eine meiner cousinen verliebte sich damals in einen "soldaten auf zeit", heisst, der typ hatte sich für 25 jahre bei der nva verpflichtet. auf solche männer war man natürlich stolz und diese wurden dann auch "besonders" behandelt. schliesslich mussten die bei laune gehalten werden! in der ddr gab es sogenannte grenzgebiete. das waren orte oder stadtteile, welche direkt an der grenze standen. wenn dort einer aus deiner verwandschaft wohnte, und du diesen besuchen wolltest, dann ging das nur mit "passierschein". dieser musste natürlich lange genug vorher beantragt werden. der antrag musste ausführlich begründet werden und dann war lange nicht klar, ob er genehmigt wurde! meine o.g. cousine wohnte in einem solchen grenzort und wir konnten/durften sie jahrelang nicht besuchen! @ mausi, weisst du, ich habe 19 jahre meines lebens in der ddr verbracht. meine kindheit war "positiv". ich hatte ein gutes gefühl....aus meiner sicht als kind, wohlbemerkt!!! als kind kanntest du einfach nichts anderes! ich habe im wald im laub gespielt, wir haben dem bauern das heu in der scheune durcheinander gebracht. wir hatten tolle kindergeburtstage mit luftballons und girlanden, haben auch klingelstreiche gemacht und gummihopse gespilet, sindan die ostsee in den urlaub gefahren. weihnachten stand immer ein christbaum im wohnzimmer und geschenke gab es auch! uns kindern ging es gut, wenn uns unsere eltern ein gutes gefühl gaben. wenn allerdings die eltern auf ihre weise rebellierten, dann war es auch für uns kinder nicht lustig...zum beispiel in der schule! ich hatte eine unbeschwerte kindheit. es gab viele kinder, die hatten das nicht! gruss two-hearts ich weiss nicht, ob man das ddr-system wirklich so detailgetreu wiedergeben kann! |
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#85
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Salatfee ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 179 Userin seit: 12.02.2007 Userinnen-Nr.: 4.063 ![]() |
dass ich den ersten absatz ironisch gemeint habe, dürfte eigentlich klar sein, oder? ansonsten ist hier bei mir - feministisch geprägt - immer angekommen, dass die frauen in der ddr viel gleichberechtigter und autarker waren und viel mehr freiheit hatten - im gegensatz zu den westfrauen. das habe ich auch nach dem fall der grenze in ungarn von einer frau gehört, die wir damals in unsere "westliche wg" kostenlos aufgenommen hatten, weil sie ja eine bleibe brauchte. wenn ich dich richtig verstehe, hatten die frauen in der ddr arbeit, weil eigentlich zu viel arbeit liegenblieb, Fledi? *unsicher, ob ich das richtig interpretiere* |
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#86
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Capparis spinosa ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.143 Userin seit: 25.08.2004 Userinnen-Nr.: 97 ![]() |
Die weibliche berufstätigkeit in der DDR hatte volkswirtschaftliche Hintergründe. Humanistisches oder gar feministischer Wohlwollen dürfte es kaum Gewesen sein.
Anfangs gab es tatsächlich zu wenige Arbeitskräfte. Prozessinnovationen und damit eine rationalisierung von Arbeitskräften gab es nicht, wegen mangelndem Know-How, Kapital und sicher auch Ideologie. Es wird ja auch die Doppelbelastung der Frau in der DDR diskutiert. Frau und Mann gingen arbeiten, aber Kinderbetreuung und Haushalt wurden nicht gleich aufgeteilt. Warum auch. Die angebliche feministsiche Revolution war eine von oben verordnete. Das geht nur bis zu einem gewissen formalen Grad. Informelle Institutionen, wie Überzeugungen der Leute, Familienstrukturen können weder von oben, noch schnell verändert werden. Ich denke schon was Berufstätigkeit anging waren Frauen gleichberechtigter als in der BRD und auch als sie es jetzt sind. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass eine der Mütter nicht gearbeitet hätte. Aber waren Frauen auch freier als jetzt? Wie sollte das sein? In einem Land in dem nur 2-3 Leute einer Klasse normal Abi machen konnten und studieren konnten. Ein Land in dem die Bürger eh nur so frei waren wie sie den engen vorgaben des Systems entsprachen. Das Frauen aus dem Ostblock das heute anders sehen halte ich für eine normale und notwendige Verklärung der Vergangenheit. Wer denkt und sagt schon gerne, dass er 20-30-40 jahre in einem unterdrückenden System und einer Mangelwirtschaft gelebt hat? Zudem wo es im Westen noch heute Ressentiments gegen den Kommunismus gab? Da musste man doch nach Dingen Suchen, die nachweislich besser waren. und die Situation der Frau ist ja in Teilen durchaus ein Ansatzpunkt. Nur denke ich, ist es nicht der einzige Ansatzpunkt. Erst recht nicht, wenn es um Lesben ging. |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 04.07.2025 - 21:02 |