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> Psychosomatisches 'Wehleiden' -
verstehe ich eher als ein Zeichen von:
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Abstimmungen insgesamt: 58
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megan
Beitrag 04.Dec.2007 - 12:53
Beitrag #1


skaldkona
************

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Beiträge: 2.121
Userin seit: 24.08.2004
Userinnen-Nr.: 15



Ich habe die Frage plus Antwortalternativen bewußt minimalistisch und zu kurz greifend zweigeteilt aufgebaut, womit ich dazu einlade, sie unten in textlicher Form ausführlicher zu beantworten.

Welche Meinung habt ihr zu diesem Thema?

Wieviel verträgt eine Seele,
wie ausgeprägt kommuniziert sie für euch ihr Leiden über körperliche Symptome,
wie ernst nehmt ihr Solche?
Welche sind diese überhaupt und -
welche Botschaften entnehmt ihr ihnen bei Geneigtheit?
Wie geht ihr mit vermeintlichen Auslösern um?
Welche Rolle spielt in dieser Betrachtung die Frage nach Disziplin/-losigkeit?

Obiges als kleine Anregung :)

Interessiert grüßend
meg.
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McLeod
Beitrag 05.Dec.2007 - 10:50
Beitrag #2


mensch.
************

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Userin seit: 29.03.2006
Userinnen-Nr.: 2.777



QUOTE (pandora @ 05.Dec.2007 - 09:04)
mcleod, grundsätzlich stimme ich dir zu, ich mag ein beispiel dafür sein, dass es geht.
ich bin jedoch nur mir selbst verantwortlich und wie ich schon sagte, dies funktioniert nur unter sehr sehr großen opfern.
wie aber soll dies funktionieren bei einer alleierziehenden mutter, oder einem mann der zwei kinder und ehefrau zu versorgen hat?
ist da der zivilisatorische druck nicht noch einmal ganz anders, viel höher?
erwartungshaltung der kinder, druck/ansehen der ehefrau/gesellschaft, lebenserhaltende verpflichtungen wie miete, versicherungen, kleidung, versagensängste des mannes, ect, pp...
ich glaube dies alles sind gründe warum viele zeichen zwar wahrgenommen, aber unterdrückt/übergangen werden.

Hallo pandora,

darf ich wieder in schwarz switchen, denn ich denke dass es zum Thema gehört. Und ich will mich gleich mit in die Waagschale werfen, um als weiteres Beispiel zu gelten.

Erst einmal: ja, der "zivilisatorische" (=gesellschaftliche / familiäre / beides?) Druck ist hoch. Und psychosche Krankheiten leiden an ihrem Stigma, das heißt dass meine Kollegen mich komisch anschauen, wenn ich wegen schlechtem Schlaf meine Arbeitszeit diszipliniere. Hätte ich eine steife Hüfte und könnte eben nur 6 Stunden am Schreibtisch sitzen (und nicht 10), dann würde das niemand hinterfragen. In großen Unternehmen bekäme ich mit meinem Behinderten-Ausweis, den ich vielleicht hätte, sogar ein komplettes Gehalt für meine leistbare Arbeit. Huuuu... da ist es schon wieder dieses Stigma. Wenn ich jetzt den Stigmata-verändern-Modus einschalte, dann stelle ich fest, dass sehr, sehr viele Menschen in meiner Umgebung (inklusive mir) auf verschiedenste Art und Weise daran gehindert sind, das angeblich existente Ideal des gesunden 100%-Menschen zu erreichen.

Den einen fehlt es an körperlichen Voraussetzungen, es gab einen Unfall im Laufe des Lebens oder einen schlecht eingestellten Schreibtisch. Anderen fehlt es an der best-passenden (Aus-)Bildung, um ihr Potential auszuschöpfen. Oder an Rückgrat, um ihr bestes Talent zum Beruf zu machen und die Welt damit zu bereichern. Oder sie haben psychische Eigenschaften, die eine Gruppe Ärzte und Wissenschaftler in einen Katalog geschrieben haben, der den Titel "...Code... Krankheiten" trägt. Übrigens gibt es auch viele körperliche Zustände, die in (anderen) Katalogen mit Titeln, die Krankheit beinhalten, stehen.

Zack... plötzlich sind so ziemlich alle zivilisierten Menschen mit mir im Stigma. Da sind Lady Godiva und ich uns anscheinend einig.

Und wie so oft wählen wir Menschen drei Grundhaltungen, die meiner Meinung nach Grundübel der Zivilisation sind: "nach unten treten" und "was ich nicht sehe, gibt es nicht" und "ich bin normal". Am besten tritt es sich auf die, deren Verwundbarkeit und Eingeschränktheit nicht sichtbar und damit leicht anzweifelbar ist. Und solange mensch sich selbst als "normal"empfindet, scheint mensch das Recht dazu zu haben. Beziehungsweise lässt es sich mit den eigenen Einschränkungen viel besser leben, wenn sie als "normal" eingestuft werden könne, weil andere (immer feste treten!) abnormal anders sind.

Mein persönlicher Anfang ist es, meine Stigmas aufzubrechen und mich zu akzeptieren. Hallo, ich bin McLeod und in 20 oder 30 Jahren werde ich wohl nicht mehr Treppen steigen können und deswegen vielleicht meine Arbeit und mein Zuhause aufgeben müssen. Hallo Familie von McLeod, Ihr habt Angst zu versagen und mich dann nicht unterstützten zu können. Ich liebe Euch und wir werden das schon irgendwie schaffen. Hallo Nachbarn, Ihr guckt komisch und tuschelt meinetwegen? Schön, Euch zu sehen - ich lebe weiterhin, wie es mir gefällt und wie es mir möglich ist. Hallo Finanzamt, ich habe eine Behördenphobie und deswegen meine Steuererklärung 2006 noch nicht abgegeben.

Offenheit entwaffnet die Stigmatisierenden. Egal, welches Stigma sie sich aussuchen. Die Wirkungsfläche der Stigma-Veränderung hängt davon ab, wie viele mitmachen. Das hat sich in der Lesbenbewegung ebenso gezeigt, wie in der zunehmenden öffentlichen Präsenz körperlich und/oder geistig Behinderter. Und da sich bereits viele Magazine mit der Psyche in Zeiten der Zivilisation auseinandersetzen, könnte sich dieses Stigma auch zum Besseren wenden.

Es ist nicht einfach, offen zu sein. Wenn ich beim Mittagessen in der Kantine in ein Gespräch über Suchtverhalten und Internet fallen lassen "Vor ein paar Jahren hab ich von morgens 7 bis nachts um 3 am Rechner gesessen", versucht es eine wohlmeinende Kollegin mit "Naja, aber Du bist wenigstens alleine wieder da raus gekommen, warst also nicht wirklich krank". Und dann sag ich trocken: "Neenee, ich war 3 Monate sozusagen in Kur." Zwei Tage später kommt ein Kollege rein und lädt mich auf einen Kaffee ein, bei dem er sich dann auch als Ex-Junkie (Online-Rollenspiele) outet. So wie sich eine neue Kollegin nach der letztjährigen Weihnachtsfeier bei mir (und dann beim Rest) outete, weil ich ganz offen über meinen Alltag redete und alle, weil längst entspannt, nickten und mitredeten.

Ich arbeite dran, dass aus meiner persönlichen Betroffenheit zu so vielen Themen, Stigmata und Tabus eben keine hitzige Diskussion auf abstraktem Level entsteht. Sondern dass es entweder gesitteter und fundierter Austausch (Variante nicht-persönlich-sein) wird oder ich als lebendiges Beispiel diene, das die sehr vereinfachten Urteilsbildungen knackt und Fragen möglich macht.

Wenn es für mich ein Prinzip gibt um zu leben, dann das, dass es (andere) Wege gibt. Falls das zu flapsig rübergekommen sein sollte, entschuldige ich mich vielmals.

Herzliche Grüße von der manchmal sehr, sehr wehleidigen und ständig irgendwo eingeschränkten
McLeod

edit: statt konisch gucken - komisch gucken. Weniger Geometrie, bitte!
edit2: Kauderwelsch-Satz mal mit ein paar fehlende Worten lesbar gemacht

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 05.Dec.2007 - 10:55
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