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> Definitionsprobleme, "Bist du jetzt lesbisch?"
Teetrinkerin
Beitrag 23.Dec.2007 - 11:19
Beitrag #1


Salzstreuerin
******

Gruppe: Members
Beiträge: 90
Userin seit: 13.10.2006
Userinnen-Nr.: 3.623



Ich hab hier schon lange nix mehr geschrieben, aber irgendwie bin ich jetzt wieder in so einer Situation.
Ich hab mich vor einem Jahr in eine Frau verliebt, leider einseitig, aber trotzdem hat es mein Hetero-Selbstbild nachhaltig ins wanken gebracht.
Ich würde jetzt über mich nicht sagen, dass ich lesbisch bin, sondern ich würde sagen, dass ich es nicht weiß (aber gerne herausfinden würde ;-) )
Ich habe mit ein paar Leuten darüber gesprochen, darunter auch eine Freundin (sie ist hetero). Und sie kommt mir ständig mit solchen Fragen wie "Meinst du, deine nächste Beziehung ist mit einem Mann oder einer Frau?" (Woher soll ich das denn jetzt wissen, in wen ich mich als nächstes verliebe????) oder ich erzähle, dass ich beim schwul-lesbischen-Schwimmverein war, fragt sie "Würdest du denn jetzt sagen, dass du lesbisch bist?" Ich: "Ne, warum?" - sie "Ja, darfst du da denn dann überhaupt hin?"
Ich habe irgendwie das Gefühl, da wird eine Definition von mir erwartet, die ich im Moment weder leisten kann noch leisten möchte!
Das Komische ist... ich hätte gedacht, andere Lesben würden das von mir erwarten, aber wann immer ich mit denen darüber rede kommt eher sowas wie "Setz dich nicht unter Druck, die Schubladen sind unwichtig, bei netten Menschen ist sowas zweit-dritt-hundertfünfzigrangig".

Geht euch das auch so, dass Menschen eine Defnition von euch erwarten, die ihr gar nicht leisten könnt/wollt?
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nico
Beitrag 26.Dec.2007 - 18:55
Beitrag #2


Gut durch
************

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Beiträge: 1.063
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Userinnen-Nr.: 2.732



QUOTE (dandelion @ 26.Dec.2007 - 15:08)
Was ich nicht verstehe: Unabhängigkeit im Denken und Reflektionsvermögen sind für mich nicht davon abhängig, mit wem ich mich bette, sondern davon, wie ich die Welt sehe. Ob eine Paarbeziehung erlaubt, frei zu denken und Raum für die Sorge um sich selbst läßt, hängt schließlich davon ab, wie sehr man sich in diese Beziehung schnürt. Das kann für mein Empfinden bei Männlein wie Weiblein gleich gut oder gleich schlecht klappen. Sind zwei bereit, in das notwendige Gleiche zu investieren, und die Bereitschaft des Gegenübers anzunehmen, kann das klappen, sonst nicht.

Nein, da bin ich anderer Ansicht.

Wenn Du sagst, dass es von der eigenen Gestaltung der Beziehung abhängt, dann finde ich das 1. zu individualistisch gedacht und 2. zu rational.

Was in einer Beziehung zwischen Frau und Mann passiert, sowohl bewußt als unbewußt, steht in Zusammenhang, oder vielmehr in Verbindung mit dem Außerhalb der Beziehung. Diese ist kein leerer Raum, in dem frei interagiert werden kann. Erwartungen (hier z.B. Rollenerwartungen), Vorstellungen, Werte werden von beiden hineingetragen, die zuvor in der Gesellschaft "erworben" wurden (Sozialisation). Das gilt soweit natürlich auch für homos. Beziehungen.

Ich denke, dass es für Frauen im patriachialen Machtverhältnis nicht möglich ist, an den Mann gebunden zu sein, von ihm abhängig zu sein und gleichzeitig nicht der sich immer wieder neu erschaffende Teil dieser Hierachie zu sein. Die Frau muss sich als Frau begreifen in der Gemeinschaft mit dem Mann. Je nach dem, welches Bild von Frau in einer Gesellschaft besteht, kann das in engen (vor 50 Jahren) oder weniger engen Grenzen geschehen (heute gibt es viele Bilder von Frau). Wenn sie sich nicht als Frau darstellt in all ihrem Tun (z.B. sich die Haare an den Beinen zu rasieren, ein klassischer Konstruktionsprozess), dann stellt sie auch den Mann infrage. (Seine "natürliche" Beinbehaarung ist dann auf einmal nicht genuin, um bei dem Beispiel zu bleiben.)
(Ganz sicher gibt es hetereos. Beziehungen, in denen die Geschlechtergrenzen verschwimmen, von dieser absoluten Minderheit lohnt sich nicht zureden.)

Für mich ist das Eins, sich als Frau darstellen, bedeutet aktiv an dem Ungleichverhältnis mitzuarbeiten. (Ganz nebenbei, ich tue das täglich, obwohl ich mir nicht die Beinhaare rasiere. Wir alle tun das. Und darin liegt das scheinbar (?) unüberwindbare ambivalente Moment gleichzeitig Opfer und Täterin zu sein... ist das nicht frustrierend? Jedes Opfer zementiert sich selbst, ob Jude/Jüdin - wo das gerade hier angesprochen wurde - Schwarze oder sonst wer ... )

Ich weiß noch nicht so genau, ob es tatasächlich der Akt der Differenzierung ist, der wirklich der Ursprung der Ungleichheit ist (das angesprochene doing gender/race etc. = doing inequality).

Es würde sich lohnen, darüber zu diskutieren ... es verheißt die Quelle aller Ungleichheiten und somit aller Diskriminierungen/Rassismen etc. zu sein. Mich düngt, das sei ein wenig einfach ...?

Auf jeden Fall sehe ich es so, dass die Frau sich im Gegenüber zum Mann immer wieder "erfinden" (konstruieren) muss, ihn somit auch "produziert" (als eben "das Gegenteilige") und damit immer wieder zum Machtverhältnis beiträgt.


Das bedeutet nun folglich auch, dass ich als Frau die Distanz verliere, bin ich doch Teil dessen, was ich eigentlich abschaffen will (das Machtverhältnis). (Ganz nebenbei, wer will den Distanzverlust beim Vorhandensein von Emotionen schon leugnen?)
Wobei wir wieder bei dem Reflektionsvermögen wären.
Nach meiner Ansicht sind Lesben nicht die besseren Feminstinnen, aber die mit der Möglichkeit zu tieferen Reflektion.
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