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Beitrag
#1
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.368 Userin seit: 06.01.2008 Userinnen-Nr.: 5.475 ![]() |
Huhu, :D
ich war gestern sehr mutig. Ich habe mich gestern geoutet. Vor meinen Kolleginnen, mit denen ich hauptsächlich die meiste Zeit verbringe. Die Reaktion war sehr positiv. Sie können mich verstehen, warum es besser ist eine Frau zu lieben. Und wenn ich sie nicht so gut kennen würde, könnte ich sagen, die würden auch lieber lesbisch werden!!!!!!!!!! Ich kann nur sagen, man muss sich nur trauen und alles andere kommt von selbst. |
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Beitrag
#2
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Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Das stützt die These, Homosexualität sei (von ein paar exaltierten Perverslingen abgesehen) erst 1968 erfunden worden und hätte sich seitdem galoppierend ausgebreitet. Wahrscheinlicher ist aus meiner Sicht, dass das Einzige, was sich seit dem geändert hat, das Selbstbewusstsein ist, mit dem Schwule und Lesben ihre Beziehungen leben: die Deutlichkeit, mit der sie ihre Rechte einfordern, die Selbstverständlichkeit mit der sie als Teil der Gesellschaft wahrgenommen und respektiert werden wollen. Homosexualität spielt sich nicht mehr vornehmlich verschämt auf Klappen und in verschwiegenen Hinterzimmern ab. Sie ist vielmehr selbstverständlicher Teil einer alternativen Lebensform geworden, die weit über die Sexualität hinaus geht. Dadurch entstehen zwangsläufig neue Anknüpfungspunkte in Lebensbereichen, die mit Sexualität und Intimität nichts zu tun haben aber durch den Umstand geprägt sind, dass ich mein Leben mit einer Frau teile. Wenn ich beispielsweise heute mit Kollegen über die Vor- und Nachteile von Altersvorsorgemodellen spreche, ist mein "Sonderstaus" einfach der entscheidende Unterschied. Es geht ja nicht darum, irgendwelche unpassenden Gespräche zu provozieren, um ein "Outing" zu platzieren. "Offen" leben heißt (für mich) lediglich ehrlich antworten zu können ohne darüber nachzudenken, welche Rückschlüsse die Antwort auf meine sexuelle Prefärenz zulässt. Letztes Jahr bin ich beispielsweise auf einer Feier mit einem Kollegen ins Gespräch gekommen, mit dem ich sonst kaum Kontakt habe. Ich wusste lediglich, dass er irgendwo in der "tiefsten Eifel" lebt, und seine Kinder eine Waldorfschule besuchen. Also haben wir übers "Dorfleben" gesprochen - ob und wie das so klappt mit der Integration der Ökenflöten auf dem Land. Und dann hat er von den Frauen in der Bildungsstätte Zülpich (für ihn: gleich nebenan) erzählt, die so tolle und interessante Sachen machen, sich aber total abschotten und sogar empört wegsehen, wenn er sie freundlich grüßt. Ich musste innerlich lachen, als ich mir vorstellte wie die (mir ja aus der anderen Perspektive vertraute) "Zülpich-Klientel" versunken im Selbstfindungsmarsch, das Gesicht zur Faust geballt, über den Acker trabt und plötzlich von meinem (Jean Pütz nicht unähnlichen) Kollegen angetextet wird, der Trommelworkshops und makrobiotische Ernährung total klasse findet und hoffte auf Gleichgesinnte zu treffen... Klar hätte ich das so stehen lassen und einen unpersönlichen Satz zur Differenz zwischen städtischen und ländlichen Grußritualen fallen lassen können. Ich konnte mich aber auch als Ex-Großstadt-Lesbe "outen" für die "Zülpich" bis dahin eben auch ein von außen unsichtbarer feministischer Schutzraum war, der quasi auf dem Mond liegt. Keine Ahnung, ob er die Reserviertheit der Touristinnen nun weniger persönlich nimmt - aber mich würde es freuen. Eine andere Situation ergab sich, als mir eine Kollegin erzählt hat, wie schwer es für sie ist, keine Kinder bekommen zu können. Ich hätte es schade gefunden, meinen Bezug zu dieser Problematik verschweigen zu müssen, um mich nicht als "Lesbe" zu outen. Denn ich glaube, dass es ihr gut getan hat zu sehen, wie "normal" für "uns" ist, was in ihrem heterosexuellen Umfeld als Ausnahmeschicksal und heimlicher Makel verhandelt wird. Ich denke wirklich, dass es solche "Schnittmengen" sind, die unser "Lesbischsein" für unser Umfeld alltäglich und "normal" werden lassen. Weil nicht die Sexualität als zentrales Abgrenzungsmerkmal vor Augen steht, das eine Identifikation für viele Heteros unmöglich macht, sondern die vielen kleinen Gemeinsamkeiten in den Blick kommen, die uns mit Kollegen, Nachbarn, Bekannten und Verwandten verbinden. Und was die theoretischen Diskurse betrifft, sollte doch vor dem Theoretisieren der eigene Bezug reflektiert sein, oder? Das ist doch gerade die Errungenschaft dieser Herangehensweise: dass ich mir nicht mehr einbilde einen objektiven Platz über den Dingen einnehmen zu können, sondern mich selbst, meine Sprache und meinen Standpunkt als involviert begreife. Insofern ist es auch theoretisch von Bedeutung, wo ich mich in einem Denksystem verorte. Ich muss es nicht der Bäckereifachverkäuferin erzählen - aber es sollte mir so präsent sein, dass ich mit "ja" antworte, wenn sie mich fragt. Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 24.Mar.2008 - 03:52 |
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