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Beitrag
#1
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Treue Seele ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.471 Userin seit: 26.08.2004 Userinnen-Nr.: 147 ![]() |
Hallo,
ab übermorgen pilgere ich den Jakobsweg, das letzte Stück zwischen Leon und Santiago de Compostela. Weil mich soeben akutes Reisefieber angesichts der geplanten 2 1/2 Wochen Einsamkeit (mein Plan ist es, zu schweigen und alleine zu laufen...) und spontanes Übernachten in Pilgerherrbergen gepackt hat, dachte ich, ich frage mal hier im Forum nach. Hat sich eine von Euch schon mal auf diesen Weg gemacht und kann mir ihre Erfahrungen mitteilen? Liebe Grüße June |
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Beitrag
#2
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Treue Seele ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.471 Userin seit: 26.08.2004 Userinnen-Nr.: 147 ![]() |
Was ich erlebt habe...
Mhm...ein alter Kanadier meinte so treffend: "Man kann den Camino nicht beschreiben, man muss ihn gehen" Ich merke auch, wie schwer es mir fällt, meinen Freunden davon zu erzählen. Ungewöhnlich war wohl, dass wir eine feste Gruppe hatten. Zunächst war es Zufall, dass wir uns immer wieder trafen. Später wurde es uns selbst unheimlich, und die letzten vier Tage hatten wir uns geplant verabredet in den Herbergen. Das war schön! So konnte jeder tagsüber für sich gehen und war abends im gemütlichen Kreis. Anfangs habe ich noch viel mit meiner Mama geredet, über früher; irgendwann haben wir angefangen, alle Lieder zu singen, die wir kennen (von "Alle ahre wieder" über Heintjes "Mama" bis hin zu Vicky Leandros "Ich liebe das Leben")...und nach einigen Tagen wurde das Bedürfnis, alleine zu gehen und zu schweigen, immer stärker. Alles auf dem Camino erschien mir so unkompliziert, ich habe die Freiheit unglaublich genossen! Und das alleine sein (nix Pilgerautobahn - ich habe zeitweise stundenlang niemand gesehen!! ...und wunderte mich dann, wie viele Leute doch in den Herbergen abends waren...). Und das gemeinsam gehen. Und: ich habe niemanden (!) auf dem ganzen Camino getroffen, der einfach unbeschwert als Wanderer dadurch gelaufen ist. JedeR hatte sein Päckchen zu tragen. Es ist unglaublich, wie offen die Menschen sind und was für (an und für sich) schlimme Dinge sie erlebt haben. Aber: ich finde, der Camino ist ein heilsamer Weg, ein heilender Weg. Vielleicht ein paar Einzelheiten, die in meinem Kopf schwirren: - Ich habe sehr viel geweint, vor Glück, vor Erleichterung, vor... - Es gab Situationen, die mich unglaublich angerührt haben. Z.B. ein Mädchen, ca. 14 Jahre alt, das seit Leon unterwegs war und ihren blinden Vater sicher über den Camino geführt hat. Ihre zwei Freundinnen (oder Schwestern?) sind immer um sie rumgesprungen. - Ein alter Mann aus dem Schwarzwald, 70 Jahre alt, der von der Haustür aus losgepilgert ist. Im März. Er war einer von wenigen, die schon so lange unterwegs waren. - "Sakrales Tanzen": Am Dienstag abend hat ein Geige-Gitarre-Duo vor dem Brunnen unterhalb der Basilika gespielt. Spontan fingen zwei kleine Mädchen an, zur Musik zu tanzen. Dann ist erst meine Mama in den Tanzkreis gegangen, schließlich immer mehr. Es war für mich der perfekte Moment. - Dinge klären, Menschen loslassen...wie viel habe ich in den zwei Wochen erreicht! Wie viel mehr hätte ich noch erreichen können, wenn mich nicht die 2. Staatsexamensarbeit zurück an den Schreibtisch geschubst hätte...(Wäre lieber nach Finisterre gelaufen als mit dem Bus zu fahren) Ankunft zurück in der Heimat. Das erste, was ich erfahre, ist, dass mein Schwarm eine "Neue" hat. Es verletzt mich, klar, aber irgendwie haut es mich auch nicht um. Ich fühle mich unglaublich wohl und ganz ruhig. Und warm. Und bereit, das anstehende 2. Staatsexamen zu bestreiten ;-) Hui, jetzt habe ich erst gesagt, ich kann nix schreiben - und dann ist das mein wohl längster Beitrag hier im Forum geworden. Ich denke, jedeR zieht individuell verschiedene Dinge aus diesem spirituell aufgeladenen Weg - aber irgendwie ähneln sich die Erfahrungen doch. Ein negatives Erlebnis, das ihr nicht lesen müsst, wenn ihr nicht wollt. Ich möchte noch kurz eine Warnung aussprechen. Wir sind einem E*hibitionisten begegnet, den wir bei der Polizei beschrieben haben und der dank unserer schnellen Reaktion gefasst werden konnte. Der Polizist berichtete mir, dass solches leider nahezu täglich auf dem Camino passiert. Falls es passiert, so meinte er, direkt den Täter fotografieren und umkehren und zur Polizei gehen. Wir hatten nicht die Kraft dazu. Das war wirklich das einzige, was schlimm für mich war auf dem ganzen Weg. Alles Liebe June ...die hier in Deutschland immer noch nach gelben Pfeilen sucht... |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 05.05.2025 - 11:33 |