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> Der tägliche Horror, oder: Muss Arbeit wehtun?
Simonetta
Beitrag 02.Sep.2008 - 19:52
Beitrag #1


Gut durch
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Einige von euch werden sagen, dieses Thema gehört in ein anderes UFO, nämlich zum Brotberuf. Stimmt - ich habe lange überlegt, aber mich letztlich aus dem Bauch heraus entschieden, es hier zu posten, weil ich es aus der Sehnsucht heraus schreibe, mich wieder gut zu FÜHLEN. Und das hat etwas mit Leib und Seele zu tun.

Einige von euch wissen, ich bin nach zwei bewegten Referendariatsjahren Lehrerin. Einige wissen auch: mir gehts in dem Job nicht gut. Ich fühle mich zunächst einmal überfordert - dass das vielen KollegInnen am Anfang so geht, wurde mir oft gesagt. Aber ich frage mich, ob es normal ist, dass ich mich so wahnsinnig unglücklich fühle. Seit ich meine "Schulkarriere" vor zwei Jahren begonnen habe, neige ich zu massiven depressiven Verstimmungen - das hatte zwar zeitweise auch andere Gründe, wurde aber durch die Schule stets noch heftigst verstärkt. Inzwischen konnte ich einige andere Dinge bewältigen, die mir sehr zu schaffen machten, und es geht mir eigentlich wieder richtig gut. Nur die Schule wirft mich jedesmal wieder ins Loch. Wenn ich sie am Wochenende mal für ein paar Stunden verdränge, kann ich ausgelassen und fröhlich sein - spätestens dienstags liege ich wieder emotional auf der Nase.

Um das Ganze mal zu veranschaulichen: ich kam heute nach 6 Stunden Schule nach Hause, habe in einer Erschöpfungs-Frust-Fressattacke (und nein, ich habe eigentlich keine Essstörungen, nie gehabt) ein Kilo Kartoffelsalat gegessen und mich danach heulend mit meinem Kater auf den Fußboden unter eine Wolldecke gelegt. Irgendwann habe ich mich dann mit dem Gedanken aufgeheitert, dass es immerhin erst halb drei ist und ich bei einem mir entsprechenden Job nie mittags um drei schon zu Hause wäre und mit meinem Kater unter einer Decke läge. Mal ganz abgesehen von der Arbeit, die heute noch auf mich wartet, aber ich kann sie immerhin zu Hause erledigen.

Trotzdem - ich bin einfach wahnsinnig schlecht drauf und traurig! Und das jetzt im dritten Jahr. Ich habe lange gedacht, es ist nur das Ref und danach wird es besser. Noch sind absolut keine Anzeichen da, im Gegenteil.

Nun frage ich mich: erwarte ich zuviel vom Beruf, oder vom Leben überhaupt? Ich möchte mich nicht hängenlassen, kann es mir auch nicht leisten. Muss ich einfach akzeptieren, dass sich Arbeit wie Kampf anfühlt, und in den sauren Apfel des Erwachsenseins beißen?

Ich muss dazusagen, dass es nicht das erste Mal ist, dass mich ein Job massiv unglücklich macht - allerdings war es bisher nie einer, der mir so viel an Energie abverlangte. Umgekehrt habe ich auch schon den Fall erlebt, sehr glücklich und zufrieden mit einer Arbeitsstelle zu sein.

Ich weiß - die beste Antwort wäre, alles hinzuschmeißen. Da das aber nun doch eine Entscheidung mit weitreichenden finanziellen Konsequenzen wäre, möchte ich sie nicht leichtfertig treffen.

Liegt der Fehler vielleicht doch bei mir, liegt es an meiner zu großen Abwehrhaltung? Ich merke, dass ich mich in der Schule richtig körperlich verspanne, meine Mimik wird härter, angespannter - mein Mund verkniffen, es ist schrecklich!!

Ich weiß nicht, ob ich die Situation jetzt gut dargestellt habe, bin grade ein bisschen unter Stress (wie immer, seit drei Jahren!).

Meine Frage lautet, gibt es eine Möglichkeit, wie ich dazu beitragen kann, dass mein Gefühl besser wird, auch wenn ich die Situation nicht direkt verändere? Oder muss ich einsehen, dass das alles einfach gar nicht geht?!
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Mondstern
Beitrag 04.Sep.2008 - 21:24
Beitrag #2


Großer Hund
************

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Hallo, Simonetta.

Ich hab beschlossen, auch ein bißchen was zu Deinem Thread zu sagen. Auch wenn ich, wie Du weißt, ein bißchen jünger bin als Du - ich bin der Meinung, für Veränderungen, neue Wege und andere Ziele ist man nie zu alt. Und gerade aus dem eigentlich Unmöglichen ergibt sich manchmal etwas, mit dem man nie gerechnet hätte und das alles ganz plötzlich gut werden lässt.

Mein Leben hat sich im vergangenen Jahr sehr verändert. Endlich, muss ich sagen. Sehr, sehr lange ging es mir ähnlich wie Dir: ich war mit dem, was ich tat, unglaublich unglücklich. Es füllte mich nicht aus, es erfüllte mich nicht und zudem hatte ich auch keinen blassen Schimmer, was ich in der Zukunft damit anfangen könnte. Und mit einem Studium sollte man ja doch etwas anzufangen wissen.
So quälte ich mich durch die Semester, denn jeder Ansatz meinerseits, etwas zu ändern, wurde von meinen Eltern im Keime erstickt. Ich wechselte munter ein paar Fächer, um mich wieder über ein Semester zu trösten oder schwänzte auch einfach nur die Vorlesungen, um stattdessen in der Gegend herumzulaufen und mir philosophische Gedanken zu machen. Wahrscheinlich war ich der Prototyp des Negativ-Studentenbildes, aber für mich war ich einfach unglücklich.
Doch schließlich, vor inzwischen einem Jahr, hatte ich endlich die Kraft, den Schlussstrich zu ziehen. Was mir dabei geholfen hat: ich wusste, ich musste es JETZT tun, oder mein Studium normal abschließen. Und da Letzteres für mich nicht in Frage kam, entschied ich mich schließlich für das Erste. Das klingt jetzt einfacher, als es tatsächlich war. In Wirklichkeit kreisten meine Gedanken wochenlang um dieses Thema, was mich zeitweise so niederschmetterte, dass ich schlaflos in der Dunkelheit lag und weder aus noch ein wusste.
Die Entscheidung brachte eine unglaubliche Erleichterung mit sich. Ich hatte mich für mich entschieden und fühlte mich ganz plötzlich unglaublich stark, unglaublich frei.

Natürlich habe ich bezahlt. Frag mich, was ich in dem Jahr an Jobs hatte, um auf meine Ziele hinzuarbeiten - ich hätte eine Menge Antworten parat. Und dann wurde mein Zieleinlauf nichts und meine Träume zerplatzten von einem Augenblick zum Nächsten wie Seifenblasen.
Ich war am Boden zerstört. Trotzdem bereute ich nichts. Ich hatte auf dieser Reise zwar nicht das gefunden, was ich gesucht hatte, aber dafür mich selbst.
Und so fand ich, kurze Zeit später, ein neues Ziel. Und nun fange ich im März eine Ausbildung an.

Alles kann Dir passieren, wenn Du Deinen Beruf aufgibst. Alles Gute, wie alles Schlechte. Niemand kann Dir vorher sagen, was wie laufen wird. Hätte ich mein Studium geschmissen, wenn ich gewusst hätte, dass ich an der Verwirklichung meines Traums scheitern würde? Wohl kaum. Doch dann wäre mir auch alles andere, was ich stattdessen erreicht habe, versagt geblieben - und letzten Endes steht mir auf eine andere Art trotzdem noch die Verwirklichung frei, wenn auch ungleich schwieriger.

Ich habe vor einem Jahr auf mein Herz gehört, und mit dem, was ich heute weiß, würde ich es wieder tun. Und wieder und wieder und wieder. Ich habe so viel gewonnen dadurch, dass ich selbst das große Scheitern damit aufwiegen kann. Alle Preise, die ich bezahlt habe, waren es wert.

Erst gestern habe ich einen Satz gelesen, der sehr wahr ist:

"Es gibt keine Sicherheit, aber ungemein viel Angst, sie zu verlieren." (Hans Gruppa)

Ich wünsche Dir, dass Du einen Weg für Dich findest, wie auch immer er aussehen mag.

Mondstern.
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