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> Hm. Ungeoutete gute alte Freundin., Hat plötzlich ein Problem mit meinem Dasein
McLeod
Beitrag 09.Mar.2009 - 16:48
Beitrag #1


mensch.
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Ihr Lieben...

ich eröffne hier ja recht selten eigene Threads, denn in meinem Leben geht es mittlerweile entspannt zu, jedenfalls was mein Lesbisch-Sein und das Drumherum angeht. Das war sicher nicht immer so, früher (vor 10 bis 15 Jahren) war für mich ein Coming-out auch immer so ein Eiertanz, am Anfang bitte nur die besten Freunde, dann vielleicht nette Kollegen, dann half mir das Internet sehr und ich habe gut üben können, wie ich ganz selbstverständlich mein Privatleben unverschlossen lasse - ohne in Exhibitionismus zu verfallen (das ist mir natürlich auch passiert (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) - lang ehe es überhaupt "social networks" gab, auf denen ich peinliche Fotos von mir hätte veröffentlichen können)...

In meinem Freundeskreis geht es bunt gemischt zu, Heteros, Homos, Unentschlossene, Teilzeitlesben... Die Liste ließe sich einige Zeilen lang fortführen. Die sexuelle Orientierung, Umorientierung oder Desorientierung ist bislang kein Kriterium für mich gewesen, eine Freundschaft in Frage zu stellen.

Das hat sich am Wochenende geändert. Ich befinde mich im Stadium der Fassungslosigkeit und großen Irritation.

Eine alte Freundin war zu Besuch.Wir kennen uns länger, als ich das Wort lesbisch überhaupt kenne (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Naja, so ungefähr jedenfalls. Sie hatte Freunde und ich irgendwann eine Freundin und als sie soweit war, hat sie mich dann darauf angesprochen und ich hab gesagt: "Ja, ich bin's." (frei nach Melissa Etheridge) - so hab ich's damals eiertanzig halt gerne gemacht: mich sicht- und erlebbar gemacht, aber nicht sonderlich offensiv und explizit, wenn es sich nicht von alleine ergab.

Sie hatte nie ein Problem damit, eine lesbische Freundin zu haben - hat sich dann selbst einige Jahre lang gefragt, ob sie vielleicht auch... und dann hat sie sich in eine Frau verliebt. Mittlerweile hat sie eine mehrjährige Beziehung hinter sich, so komplett mit zusammenwohnen und so. Mit einem kleinen Freundeskreis scheint sie ab und an auf schwul-lesbische Partys zu gehen (wir wohnen weit voneinander entfernt) und natürlich schaut sie gerne UFo-Tatortse.

Gut, sie ist am Arbeitsplatz nicht geoutet. Jede, wie sie mag - und ich war's ja auch nicht immer, wer wäre ich, da einen Stein aus meinem Glashäuschen zu werfen?

Gestern stöberten wir durch eins dieser Social Networks, sie wollte mir Leute aus ihrem Leben zeigen, die da auf ihrer Kontaktliste stehen. Wir sind beide in dem Netzwerk und ich meinte irgendwann: "Mensch... irgendwie lustig, ich bin nie auf den Gedanken gekommen hier nach Dir zu suchen." (Sie ist sonst nicht viel im www unterwegs) "Ich bin ja gar nicht auf Deiner Kontaktliste und Du noch nicht auf meiner." Das Gespräch lief weiter, denn eigentlich waren wir bei einem anderen Thema. Ein paar Minuten später meinte sie dann unvermittelt: "Ich kann Dir sagen, warum Du nicht auf meiner Liste bist. Ich weiß nicht, was man von mir denkt, wenn man sieht, dass ich mit Dir befreundet bin."

Ich war so baff, ich dachte, das sei ein Scherz und antwortete "Weil meine Homosexualität ansteckend ist, oder was?" (Ich hab tatsächlich Homosexualität gesagt, sag ich sonst nie!)

Und sie nickte.

Ich komm damit irgendwie nicht klar, ich kann's immer noch nicht richtig fassen. Meiner Mutter war es vor 5, 6 Jahren das letzte Mal peinlich, dass ich lesbisch bin. Ich dachte, aus der Nummer bin ich raus. Und jede/r kann sich gerne für sich selbst schämen, aber doch nicht für mich. Das sind so Gedanken, die mir seit dem Wochenende immer wieder durch den Kopf schießen. Plötzlich entsteht ein Bild von ihrem Leben vor meinem inneren Auge, das ich immer anders gedeutet hatte: Während sie von schwul-lesbischen Parties in etwas entfernteren Städten erzählt hat dachte ich, sie tastet sich halt an "die Szene" heran. Dabei hält sie vielleicht auch nur "die Szene" aus ihrem privaten Umfeld fern. Wenn sie erzählt, dass sie niemanden außer mir hat, mit dem sie über die Probleme ihrer (Frauen-)Beziehung reden kann, dann dachte ich, dass wir halt so alte und vertraute Freundinnen sind und ich vielleicht auch die Rolle der "erfahreneren, ollen Lesbe" habe (lag noch gerade so im Rahmen der Möglichkeiten meines Erfahrungsschatzes) -doch vielleicht war es einfach so, dass sie generell mit niemandem darüber redet.

Es täte mir total leid für sie, wenn dem so wäre. Aber im Moment tut es mir besonders leid für mich, wenn dem so ist. Ich lege in meiner Verwandtschaft und meinem Freundeskreis keinen sonderlichen Wert auf halbgare Akzeptanz. Würde ich einen runden Geburtstag feiern, lüde ich niemanden nur aus Pflichtgefühl ein, sondern immer nur die, mit denen ich den Tag wirklich teilen wollte. Plötzlich ist da diese alte Freundschaft, vertraute Gespräche über 15... nein fast schon 20 Jahre. Und jetzt will sie nicht mehr mit mir gesehen werden in ihrem Umfeld??

Ich weiß nicht, ob ich zicken soll oder entrüstet sein, ob ich ihr eine Coming-out-Gruppe empfehlen soll oder mein Beileid ausdrücken (okay, das fiele schon wieder unter "zicken" (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) - ich mache zwar Smileys, aber heute sind es irgendwie die von der Sorte, bei denen mir das Lachen im Halse stecken bleibt.

Kann mir die eine oder andere vielleicht ihre Sicht zu alledem schenken und mir einen Spiegel geben? Da ich selbst nicht weiß, was ich davon halten soll und nur mein Bauch und mein Herz gerade in Aufruhr sind, mein Kopf aber schwirrt, gibt es nichts, wozu mir beizupflichten oder wovon mir abzuraten wäre. Ich schwimme und weiß noch nicht, an welches Ufer.

Herzliche, verwirrte Grüße
McLeod
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McLeod
Beitrag 10.Mar.2009 - 07:33
Beitrag #2


mensch.
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Hallo allerseits,

Eure Antworten und auch die neue von LPicka treiben mich um... Abseits von der politisch-theoretischen Auseinandersetzung, ob Beruf und Privat und die gemeinsame Sache / Solidarität...

Ich habe mich gefreut, als sie mir am Rechner mehr aus ihrem Leben zeigen wollte. Und es ging... Trommelwirbel... um eine Lesbe auf ihrer Kontaktliste. Okay... ich kann mein Berufsleben nicht von meinem lesbisch-sein trennen (und ich würde darin für mich auch keinen Sinn sehen) und jene junge Frau ist zwar für "uns Eingeweihte" offensichtlich "typisch lesbisch" (zudem sympathisch), sie ist es aber nicht in ihren abrufbaren Kontaktdaten. Und googeln kann mensch sie dank Allerweltsnamen auch kaum.

Ich stehe im Moment vor der Herausforderung, meiner alten Freundin den Rücken zu stärken, ohne ihre Selbst-Stressung* und Entwicklung zur Super-Schranklesbe zu unterstützen.

*Es ist ein Stressor, in großer und fast ständiger Angst zu leben.

So... wieder entflechten sich ein paar Synapsenfäden in meinem Hirn. Dank Euch.

(IMG:style_emoticons/default/smile.gif) McLeod
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DerTagAmMeer
Beitrag 10.Mar.2009 - 08:42
Beitrag #3


Adiaphora
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ZITAT(McLeod @ 10.Mar.2009 - 07:33) *
Und es ging... Trommelwirbel... um eine Lesbe auf ihrer Kontaktliste.

Wenn sie lesbisch ist und die Erfahrung gemacht hat, dass "Eingeweihte" ihr das an der Nasenspitze ansehen, geht es um mehr als um "nur eine Lesbe auf der Kontaktliste". Es wäre ja auch Aufhänger und Einladung für Nachfragen, Hilfestellungen, Schranköffnungsangebote und lockere Gespräche über ihr Privatleben.
Nicht jede kommt gut damit zurecht, öffentlich verhandelt zu werden, nicht jede ist so schlagfertig, selbstbewusst und überzeugend in ihrem Auftreten, dass sie die Gelegenheiten zum Outing einfach auf sich zu kommen lassen möchte. Ich denke auch, dass dies die angenehmste und freieste Art ist zu leben. Trotzdem kann Freiheit eben auch Angst machen. Nicht weil ich mich für ein "so" oder "so" sein schäme - sondern weil ich in meinem Privatleben verletzlich und angreifbar bin und auf eine respektvolle Rücksichtnahme vertraue, die in anderen Zusammenhängen (wenn ich beispielsweise für ein politisches Amt kandidieren würde) nicht gegeben wäre.
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