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Beitrag
#1
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 464 Userin seit: 06.05.2008 Userinnen-Nr.: 5.896 ![]() |
Nun ist es vier Tage her, dass der 17 jährige Tim K. in seiner damaligen Schule
und später auf der Flucht in dem Ort Wendlingen 15 Menschen und später sich selbst erschoss. Sein Motiv ist bis heute noch unklar. Viele Medien berichten über Depressionen die er hatte. Er wurde behandelt, so heißt es von einigen. Doch andere behauptet genau das Gegenteil. Nun kommt auch wieder die Kontroverse der sogenannten Schießspiele auf. Sind sie Schuld daran, dass aus virtueller Brutalität Wirklichkeit wurde? Oder kann man sein Vorgehen auf die Erziehung zurückführen? Was kann man tun, um ein nächstes Mal zu verhindern? Was meint ihr? Amoklauf von Winnenden und Wendlingen Liebe Grüße Phoenix |
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Beitrag
#2
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Strösenschusselhai ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 ![]() |
Hallo, Phoenix,
ich denke, eine der grundsätzlich sinnvollen Massnahmen, um künftig zu verhindern, dass Jugendliche überhaupt an Schusswaffen gelangen können, wäre ein generelles Verbot, in Privathäusern Waffen und Munition aufzubewahren. Statt dessen sollten die Schützenvereine gezwungen sein, sichere Waffentresore und Munitionslager bereitzustellen, in welchen die Waffen der Mitglieder verwahrt werden. Eine Schusswaffenbesitzkarte zu bekommen, ist in den zurückliegenden Jahren für Privatpersonen immer schwieriger geworden - und das ist mE auch richtig so. Dass Waffen jedoch in Privathäusern unkontrolliert aufbewahrt werden dürfen, ist ein Unding. Kein Mensch braucht zuhause eine Pistole, einen Revolver oder ein Gewehr! Und das sage ich, obwohl ich selbst lange Jahre meines Lebens Grosskaliber geschossen habe und sich durchaus auch in unserem Haushalt zu dieser Zeit stets mehrere Schusswaffen befanden. Auch mein Vater hatte diese nicht ordnungsgemäss aufbewahrt (Munition und Schusswaffen sind getrennt voneinander sicher einzuschliessen); ein Revolver lag zum Beispiel immer geladen und ungesichert in seiner Nachttischschublade. Und ich weiss auch, dass viele unserer Kollegen und Kolleginnen im Verein ebenso fahrlässig mit ihren Handfeuerwaffen umgegangen sind. Das fand ich schon damals unglaublich. Herausgenommen wurden meine Waffen von mir immer nur zum Zweck der Reinigung. Und das hätte ich durchaus auch im Verein machen können. Also: Schusswaffen und Munition raus aus Privathaushalten - das zuallererst. Und wenn sich die Waffenlobby noch so sträubt. Da gehört ein Gesetz her und zwar schnell! Genauso wie ich der Ansicht bin, dass es grundsätzlich für die Aufnahme in einen Schützenverein eine Art "Wesenstest" geben müsste. Dieser bietet zwar - wie beim "Wesenstest" für Hunde - keine 100%ige Sicherheit, aber ich denke, ein paar gefährliche Feuerwaffenfreaks könnten so schon ausgesiebt werden. Und: Es sollte verboten sein, dass überhaupt ein minderjähriger Mensch eine Waffe in die Hand nimmt. Keine jugendlichen Mitglieder in Schützenvereinen also! Dass aber überhaupt ein junger Mensch (und meist sind das ja junge Männer) auf den Gedanken kommt, mit einer Schusswaffe loszuziehen und herumzuballern, liegt nicht an den Waffengesetzen dieses Landes. Ich habe die Idee, es könnte - gerade weil es so viele junge Männer sind, die zum Täter werden - mit daran liegen, dass diese Jungen nicht in der Lage sind, ihre Empfindungen zu äussern. Ein trauriges, einsames oder verzweifeltes Mädchen darf sich um Hilfe an einen anderen Menschen wenden - es wird geradezu gesellschaftlich erwartet, dass es das tut. Und es hat in weit mehr Fällen als das bei Jungen der Fall ist, auch eine Sprache dafür. Jungen hingegen sollen in vielen Familien, aber auch noch immer in Bezug auf ihre Funktion in der Gesellschaft, eher hart und stark sein - oder zumindest so tun. Und: sie haben oft keine Sprache für Gefühle, sind sprachlich viel häufiger insgesamt unterentwickelter als Mädchen. So ein "Indianer" sucht sich dann oft "starke" Vorbilder; und wenn er das nur tut, um seine eigene Schwäche mal ein bisschen zu vergessen. Alles das, was er nicht ist, von dem er aber denkt, dass er es sein sollte, findet er bei diesen mächtigen, männlichen Vorbildern. Er eifert ihnen vielleicht nach und will es ihnen gleichtun. Nun haben aber viele Kinder heute sowieso kaum "lebende" Vorbilder. Sie streben solchen Idolen nach, die entweder so weit von ihrer - zum Teil ja wirklich miesen - Lebenswirklichkeit entfernt sind, dass sämtliche Objektivität verloren geht (sogenannte "Stars") oder sie nehmen sich gleich völlig realitätsferne, ganz und gar künstliche Figuren zum Vorbild (Figuren aus Kampfspielen, Figuren aus Filmen etc.). Oft erlebe ich das schon bei kleinen Jungs. "Ich bin Elanus!", brüllt ein kleiner Bursche und schwingt einen riesigen Ast über dem Kopf - und ein Blick in seine Augen sagt deutlich, dass er wirklich Elanus "ist" in diesem Moment. Und Elanus zögert eben nicht, dem "Feind" eins überzuziehen. Auch wenn dieser "Feind" eigentlich ein Schulfreund ist, der gerade zufällig vorbeikommt. Oder auch schon bei diesen Pokemon-Sammelkarten... Da identifiziert sich ein 6-jähriger, kleiner Bursche so sehr mit seiner Lieblingsfigur, dass er seinen Kameraden mit der Faust ins Gesicht schlägt, weil der die Karte vorher absichtlich (und zum Zeichen seiner Geringschätzung für diese Figur) auf den Boden geworfen hat. Diese Kinder flüchten in Parallelwelten, in welchen sie nur ein Ziel haben: sich gross und mächtig, stark und unverwundbar zu fühlen. Die kleinen Buben, die mit solchen Dingen nicht so viel anfangen können, für die ein Computerspiel (auch ein "Kampfspiel") nur EINE unter vielen Spielmöglichkeiten ist, sind meist diejenigen, deren Eltern von Anfang an keine "Indianer" aus ihnen machen wollten, sondern sich auf die Persönlichkeit ihres Kindes eingelassen und seiner Entwicklung Raum gegeben haben. Diese Kinder können auch viel besser artikulieren, was sie stört, ihnen wehtut oder was sie unglücklich macht. Sie haben die "Vokabeln" dafür gelernt, sind durch sie verstanden worden und haben den Nutzen der Sprache in der Kommunikation erkannt. Nur: die gelten unter den anderen Buben oft nicht als "richtige Jungs"... "Kampfspiele" an sich sind mE nicht gefährlich - gefährlich sind die Umstände, die Kinder und Jugendliche dazu treiben, sich vollkommen in deren Universum einzurichten, anstatt im realen Leben ihren Platz zu finden. Kinder, die nur oder fast ausschliesslich Eigenwahrnehmungen in einer virtuellen Welt machen können, erlangen ein völlig falsches Selbstbild und bleiben dauerhaft der Realität unterlegen. Es wird Zeit, dass unsere Gesellschaft einen klassisch feministischen Gedanken wirklich aufgreift und in der Erziehung und Begleitung von Kindern umsetzt - nämlich den, dass wir alle Menschen - und nicht zuerst mal Mädchen und Jungs, Frauen und Männer - sind. Und dass jeder Mensch ein Recht darauf hat, Gefühle zu zeigen und darin bestärkt und dafür anerkannt zu werden. Auch Jungs. Und zwar bevor sie zur Waffe greifen. shark edit: Interessant ist, was die Neurowissenschaften zum Thema "Kinder und virtuelle Welten" herausgefunden haben. Es gibt Hirnareale (z.B. der dorsale Frontalkortex), die recht spät im Leben eines Menschen reifen (erst ab ca. 17 Jahren) und damit auch erst spät als Kontrollinstanz funktionieren. Da erklärt es sich von selbst, dass dauerhafter "aufenthalt" in "virtuellen Realitäten" am Computer Kindern Situationen aussetzt, welchen sie entwicklungsbedingt noch längst nicht gewachsen sind und die sie von der Realität nicht unterscheiden können. Und dass es schwerwiegende Folgen für deren Selbstwahrnehmung haben wird, wenn sie kein Gegengewicht in der realen Welt finden können. Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 15.Mar.2009 - 16:37 |
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Beitrag
#3
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Geschirrspülerin ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 9 Userin seit: 13.03.2009 Userinnen-Nr.: 6.622 ![]() |
Es wird Zeit, dass unsere Gesellschaft einen klassisch feministischen Gedanken wirklich aufgreift und in der Erziehung und Begleitung von Kindern umsetzt - nämlich den, dass wir alle Menschen - und nicht zuerst mal Mädchen und Jungs, Frauen und Männer - sind. Und dass jeder Mensch ein Recht darauf hat, Gefühle zu zeigen und darin bestärkt und dafür anerkannt zu werden. Auch Jungs. Ich will da auch zustimmen - unter der Voraussetzung das beim "Gefühle zeigen" alle Gefühle gemeint sind. In meiner Schulzeit habe ich die Erfahrung gemacht das gerade ein von feministischem Gedankengut durchdrungener Lehrkörper Gefühle wie Wut oder Agression scharf sanktioniert. "Wir haben und alle ganz doll lieb" und dem ausschließlichen Zulassen von positiven Gefühlen führt nur dazu das aufgestaute Wut im inneren schlummert und dann vielleicht irgendwann massiv ausbricht. |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 07.05.2025 - 19:50 |