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> Das entfremdete und das „wirkliche“ Leben
Bilana
Beitrag 22.Apr.2009 - 12:14
Beitrag #1


Capparis spinosa
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Hallöchen,
schon eine ganze Weile denke ich über dieses Thema nach und würde jetzt gerne auch andere Meinungen dazu hören.
Es ist ja ein recht alter (und in jüngerer Zeit wiederbelebter) Hut, das moderne Leben gewisse Entfremdungstendenzen hat und die irgendwo verantwortlich gemacht werden für subjektiv empfundene Unzufriedenheit.
Ich sehe da zwei Aspekte, den individuellen (überschätzt man sich da nicht?) und den strukturellen (oder ist das doch nur eine Ausrede?). Das Leben scheint vorgezeichnet. Schule, Ausbildung/Studium, Beruf, Rente. Wer will ergänzt es noch um Kinder und Enkelkinder, Lebensversicherung und Eigenheim. Und auch den Subkulturen, dazu zähle ich auch die lesbische, gibt es gewisse Vorzeichnung, was Lebensstil, Lebensausdruck und Lebensweg angeht.

Auch auf individueller Ebene findet man es. Werte und normen werden durch die Herkunftsfamilie vererbt und da signifikant auszubrechen ist ein echter Kraftakt. Manchmal, zum Glück nicht immer, werden Menschen die das wagen dann als schwarzes Schaf der Familie gehandelt.


Wie seht ihr das? Wie empfindet ihr das? Wie entsteht ein entfremdetes Leben? Mangelnde Selbstverantwortung? Gesellschaftliche Zwänge? Gibt es das überhaupt ein entfremdetes Leben oder ist es das Gejammere von Menschen, die sich nicht von den Ideen ihrer Jugend verabschieden wollen? Menschen, die einfach nicht vernünftig sein können oder wollen.
Und wenn es das entfremdete Leben gibt, was ist dann das Gegenteil davon? Bewusstheit? Radikal den eigen Weg gehen? Geht das überhaupt?

Ich komme auch noch nicht so ganz dahinter. Ich will nun nicht sagen, das jegliche Vorbestimmung, jeder Automatismus eine Entfremdung ist.

Welche Erfahrungen macht ihr damit? Habt ihr manchmal das Gefühl irgendwie entfremdet zu sein, ein entfremdetes leben zu führen? War/Ist es für eich ein Kampf ein nicht-entfremdetes Leben zu führen?

Nachdenkliche Grüße.



(Bin mir jetzt nicht so sicher, ob das Thema hier her oder ins Leib und Seele oder Politik und Wirtschaft/Gesellschaft UFO gehört. ggf, einfach verschieben.)
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Bilana
Beitrag 27.Apr.2009 - 10:13
Beitrag #2


Capparis spinosa
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Hi Sägefisch,

QUOTE
Manche widmen sich vielleicht auch gerade den großen Dingen, um nicht im Kleinen handeln zu müssen. Und dieses "kleine" kann sowas unglamouröses sein wie "ich krieg mich nicht aufgerafft mich endlich bei der Abendschule anzumelden". Oder wir stolpern über Perfektionswünsche und übersehen dabei daß wir vielleicht sogar mehrfach zweite Wahl zur Verfügung haben.

Ja absolut. Ich denke auch, es sind viele kleinere Entscheidungen, die in Summe darüber entscheiden ob man in Einklang mit sich lebt oder eher fremdbestimmt oder zumindest entfremdet. Jede einzelne Entscheidung mag unbedeutend erscheinen, aber die Summe macht es.
Nun gibt es aber Entscheidungen, die sind groß. Die geben einen Impuls in die ein oder andere Richtung. Irgendwann treffen sich manche Entscheidungen von selbst, einfach weil man zu lange gezögert hat. Weil es für manche Entscheidungen nur ein knappes Zeitfenster gibt.

QUOTE
Ich habe jedenfalls in diesem im Grunde für mich entsetzlichen Job (den ich seit heute los bin ) eine Unterscheidung entwickelt zwischen der Tatsache, daß manchmal blödsinnige Abschnitte dran sind (das kann ich akzeptieren), und der Erkenntnis daß ich in bestimmte "Konfektionsgrößen" einfach nicht reinpasse und auch einfach anders ticke als die, die sich dort pudelwohl fühlen. Sprich, es haben sich durchs Einlassen Prioritäten geklärt und auch Veränderungswille mobilisiert.

So erging es mir auch. Ich habe gemerkt, das ich da noch weniger reinpasse, als ich angenommen hatte. Oder ich es noch weniger aushalten kann, als ich angenommen hatte (und ich ging schon nicht von viel aus). Dabei kenne ich mich eigentlich als Durchbeißtyp. Hab mich durch vieles durchgebissen, hatte es einfach nie leicht. Aber alles was ich so eben erfolgreich geschafft hatte, ergab für mich auch einen Sinn.


@dtam:
Das was du beschreibst, klingt für mich nicht nur nach Selbstverwirklichung, sondern auch viel nach Selbstdarstellung.


QUOTE
Da ich den Anspruch "Angefangenes" auch "fertig" zu machen unhinterfragt und unverändert übernommen hatte, lernte ich recht bald auch die beklopptesten Irrwege und Reinfälle schönzureden. Eine sehr wichtige Fähigkeit übrigens für ein erfolgreich entfremdetes Leben!

Jo, das ist eben das, was ich dort, wo ich aufgewachsen bin oft gesehen habe und für mich irgendwie immer schauderhaft fand. Aber deshalb bin ich vielleicht auch überkritisch, was die Fragen angeht: Mache ich das fertig, weil ich es will und für sinnvoll erachte oder eher weil es sich so gehört, weil der Erwartungsdruck so ist?
Ich habe bisher in meinem Leben alles durchgezogen, von dem ich zu Beginn gesagt habe: „Ja, das WILL ich.“ Es gab nur zwei Sachen, da wusste ich vorher schon, ich mache es nicht weil ich es will, sondern weil es eine Erwartungshaltung von außen gab, der ich genügen wollte. Habe es aber beide Male nicht zu Ende geführt, weil ich so gar nicht dahinter stand.
Das waren so Lehren für mich, das ich in so einer Situation rein gar nichts mehr von meiner Durschbeiß-Mentalität habe.
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DerTagAmMeer
Beitrag 28.Apr.2009 - 21:04
Beitrag #3


Adiaphora
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ZITAT(Bilana @ 27.Apr.2009 - 11:13) *
@dtam: Das was du beschreibst, klingt für mich nicht nur nach Selbstverwirklichung, sondern auch viel nach Selbstdarstellung.

Kannst Du das genauer beschreiben? Ich komme nicht dahinter, ob mir der Balken im eigenen Auge entgeht oder wir von unterschiedlichen "Wirklichkeiten" sprechen. Vielleicht sind die Begriffe entfremdet/wirklich in meiner Vorstellung auch viel zu stark eingeschränkt und biographisch festgeschrieben, weil sie so einen zentralen Platz in meinen "fixen Ideen" einnehmen. Es kann auch gut sein, dass ich da etwas "strange" ticke und diesbezüglich nicht recht verständlich bin.

Da ich die Frage nach dem Sinn des Lebens für mich nicht abschließend beantworten konnte, bleibt meine Gratwanderung zwischen Impulsivität und Kompensation sehr anfällig für eine Umwertung der Werte. So wird aus einer Depression ganz leicht die Wahrnehmung wirklicher Leere oder die Befreiung von einem trügerisch selbstsüchtigen Ich. Ich weiß nicht worin die Wahrheit liegt.

In jüngeren Jahren habe ich gehofft, mich irgendwie zum Grund meiner Seele hindurchleiden zu können, mein Ich als Prüfung verstanden. Zwischen Manie und Depression war die Depression der Zustand, den ich mit der Qualität "wirklich" bewertet habe, und der mit glücklicher Lebendigkeit belohnt wurde.

Heute versuche ich beide Extreme abzufedern und der als irgendwie "unwirklich" empfundenen friedlichen Mitte mehr Gewicht zu geben. Rituale, Gewohnheiten, Regeln und Tätigkeiten, die auch mit halber Kraft, innerer Distanz und müdem Herz zu schaffen sind, ermöglichen eine zugegebener Maßen "ferngesteuerte Bewegungsfähigkeit" in den Täler und erden meine Hochphasen.

Vielleicht mache ich es mir damit zu einfach, um in die nächste Karmaklasse versetzt zu werden - vielleicht gibt es aber auch gar keine Karmaklassen und ich bin am Ende einfach nur maustot und habe mir mich selbst und einen Sinn darin die ganze Zeit nur eingebildet. Ich weiß es einfach nicht.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 29.Apr.2009 - 07:27
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