Trust your Gaydar! Einstellungen

[käferle]

Hallo Leute,

ich muss hier mal eine Geschichte aus meinem Leben preisgeben, die sich in den letzten Monaten ereignet hat und die für den ein oder anderen bestimmt interessant (wahrscheinlich auch amüsant) ist, vielleicht auch manchen bekannt vorkommt und Euch ermutigen soll, es nie so wie ich zu machen, sondern auf Euer Gefühl zu hören, egal was die anderen sagen. (IMG:style_emoticons/default/longtom091.gif)

Im September 2008 beschloß ich Kraft meiner Wassersuppe, mich tätowieren zu lassen. Das Motiv war ein ganz bestimmter Vogel und es gestaltete sich ziemlich schwierig, jemanden zu finden, der sowas gut machen kann und will, weil es kein klassisches Tattoomotiv ist. Ich fand dann schließlich im Oktober 2008 eine Tätowiererin, die fähig und willens war sowas zu machen.
Als ich sie damals zum ersten Mal sah, war mein erster Eindruck "Die ist garantiert lesbisch!" Ich war gefühlsmäßig total sicher, obwohl sie sehr feminin aussieht (geschminkt, lange Haare, Absatzschuhe,...) und auch keinerlei Erkennungszeichen (Doppelaxt, Regenbogen oder sowas) trug. Gleiches trifft auf mich übrigens auch zu; keiner bei dem ich mich geoutet habe hätte mich vorher für eine Lesbe gehalten, was es für mich auch immer sehr schwer machte, Frauen kennenzulernen und weswegen ich seit mehr als fünf Jahren Single bin.
Wir besprachen also die Sache und ich war äußerst überrascht, dass meine Tätowiererin das exakt gleiche Vöglein selbst auch als Tattoo hatte, weil es eben eher ein seltenes Motiv ist. Wir redeten eine Weile darüber, ich war dann zufrieden, ging heim und machte mir keine Gedanken mehr darüber. (IMG:style_emoticons/default/cool.gif)
Eine Woche später musste ich dann wieder zu ihr, um mir die Zeichung anzusehen, die sie gemacht hatte. Ich war total begeistert und freute mich darüber, dass sie das so toll hinbekommen hatte (es ist nämlich wirklich wundervoll geworden). Ich glaube, ich habe mich damals in sie verliebt. Ich hatte auch während des Gesprächs das sichere Gefühl, dass sie mit mir flirtete und sich ebenfalls zu mir hingezogen fühlte. Sie sagte zwar nichts Direktes, aber es war auch mehr die Art wie sie etwas sagte und wie sie dabei schaute - das erschien mir schon damals ziemlich eindeutig. (IMG:style_emoticons/default/wub.gif)
Von da an musste ich immerzu an sie denken, sagte mir dann aber immer, dass mein Gaydar nicht funktioniert und sie ja sowieso nicht lesbisch ist, ärgerte mich schwarz über diese Mutmaßung, besproch alles intensiv stunden- und tagelang mit meinem besten Freund... (IMG:style_emoticons/default/el.gif) ... und Freundinnen und monopolisierte mit meinem Problem jedes Gespräch.... (IMG:style_emoticons/default/frauenparty.gif) ...die sagten dann auch alle "Bestimmt ist die nicht lesbisch - die Wahrscheinlichkeit ist so gering..."
Ich war irgendwann tätowiert, über beide Ohren verliebt und sehr unglücklich über letzteres, weil ich mir wieder einredete (und mir auch von meiner Umwelt einreden ließ), dass es ja wieder so aussichtslos ist, bedauerte mich, ließ mich bedauern und mir weismachen, dass es ja völlig unsinnig und peinlich wäre, sie auf was zu trinken einzuladen oder sonstwas in der Art zu unternehmen. Ich lies es also sein und suhlte mich monatelang voller Hingabe in dem Gedanken, wie schlimm und tragisch doch das Leben ist (IMG:style_emoticons/default/patsch.gif)
Ich war noch einige Male bei ihr, den letzten Termin gab sie mir für den Valentinstag 2009. Was, wie man sich vorstellen kann, wieder zahlreiche sinnlose Überlegungen meinerseits sowie stundenlange Gespräche mit meinem besten Freund nach sich zog mit unterschiedlichen Fragestellungen wie "Ist der Termin Zufall?" "Ist es Schicksal?" "Was, wenn nicht?" "Was, wenn doch?" "Messen Tätowiererinnen im Allgemeinen dem Valentinstag eigentlich große Bedeutung zu?" (IMG:style_emoticons/default/was.gif)
Ich kann mich jedenfalls noch an jedes Wort des recht persönlichen Gesprächs erinnern, das ich dann an diesem letzten Termin mit ihr führte, weil es mich so beeindruckte. Es stellte sich dabei heraus, dass wir erstaunlich viele Gemeinsamkeiten haben und ich erinnere mich auch deswegen so gut, weil trotz der Tatsache, dass ich sie kaum kannte, soviel Nähe und tiefes Verständnis zwischen uns war, wie ich es zuvor in meinem Leben kaum erlebt hatte. Ich glaube mittlerweile, dass so etwas selten ist. Sie gab mir dann ihre Emailadresse und lud mich noch zu einer Veranstaltung ein, auf der sie wohl auch sein würde mit den Worten "Wir sehen uns ja wieder" Ich ging dann wie hypnotisiert nach Hause (dieser Zustand hielt meherere Wochen an) und konnte sie seitdem nicht mehr vergessen. Obwohl ich mir wieder sicher war, dass mehr zwischen uns war als bloße Sympathie, ließ ich mir wieder einreden, dass sie sich bestimmt nicht für Frauen interessiert und dass es alles nur enttäuschend sein wird und verhielt mich dann auch so. Ich ging nicht zu der Veranstaltung und um E-Mail-Kontakt habe ich mich auch nicht mehr sonderlich bemüht, muss aber bis zum heutigen Tag täglich an sie denken.

Das Beste nun zum Schluß: Gestern (kurz bevor ich mich dazu durchgerungen hatte ihr zu schreiben) habe ich dann durch Zufall erfahren, dass sie auf Frauen steht und just seit ein paar Tage mit einer Frau zusammen ist, vorher war sie auch recht lange Single. Daraufhin sind mir gelinde gesagt die Gesichtszüge entglitten (IMG:style_emoticons/default/whoa.gif)

So, jetzt wisst ihr alle, wie man sich ein Dreivierteljahr erfolgreich selbst im Weg steht und sich dabei ausgesprochen unglücklich macht. (IMG:style_emoticons/default/schaf.gif)
Daher mein Wort zum Sonntag: Macht es nie, nie, nie so wie ich, macht euch nicht soviel Gedanken um jeden Mist und hört nicht darauf was andere sagen, ihr wisst es wahrscheinlich selbst am besten. Wenn euch euer Gefühl sagt, dass sie auf Frauen steht, tut einfach was Nettes (IMG:style_emoticons/default/bluemele.gif) Mehr als einen Korb bekommen kann man nicht und irgendwann ist es dann eben auch einfach zu spät... (IMG:style_emoticons/default/abschied.gif)

Schönen Sonntag
Der Käfer

[McLeod]

hallo käfer(le),

Du scheinst ein Faible für im-Unglück-suhlen zu haben (IMG:style_emoticons/default/troest.gif) - weil Du anscheinend davon ausgehst, sie hätte sich in den Monaten zuvor für Dich erhitzt, wärest Du nur anders aufgetreten.

Große Mutmaßung, geringe Anhaltspunkte.

Trust your feelings and express them, no matter if it's solitude, friendship or love you're receiving...

Worte zum Sonntag geradebrecht von
McLeod