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> Mit sich allein glücklich sein..., Mythos oder möglich? Was meint Ihr dazu?
käferle
Beitrag 28.Jul.2009 - 19:05
Beitrag #1


Vorspeisenexpertin
*****

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Beiträge: 71
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Hallo liebe Damen!

Gerade bin ich etwas malade, mehr oder weniger ans Bett gefesselt und mache mir so über dieses und jenes Gedanken, u.a. über ein philosophisches, aber praktisch dennoch bedeutsames Thema und mich würden Eure Meinungen/Erfahrungen dazu interessieren (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Lebenshilfebücher, Psychologen, ein großer Teil der Bevölkerung und sogar schon Diogenes in der Tonne waren sich einig: Man muss mit sich allein glücklich sein, in sich ruhen, sich selbst genug sein - unabhängig von anderen Menschen, Partnerschaften etc. Nur dann kann man tatsächlich erfüllt und zufrieden sein, weil diese Art des Glücks eben Unabhängigkeit bedeutet und nur schwer zu zerstören ist. Wenn man das nicht kann, weist das angeblich auf persönliche Defizite hin und es wird gern gesagt, man solle sich zunächst selbst finden mit sich ins Reine kommen usw.
Ich hoffe, Ihr wisst, was ich damit meine... (IMG:style_emoticons/default/think.gif)

Ich finde dieses ganze Theorie wirklich großartig und schlüssig. Ich denke, man sollte sich tatsächlich nicht von anderen abhängig machen und eben mit sich selbst zufrieden sein, in sich selbst ein gewisses Glück finden - wie man das eben so allerorts hört und liest. (IMG:style_emoticons/default/thumbsup.gif)
Allerdings muss ich sagen, dass ich mit der Umsetzung ein Problem habe. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Ich bin seit Jahren Single und glaube auch nicht, dass man Liebe suchen kann - daher bemühe ich mich nicht aktiv irgendwas oder irgendwen zu finden und wenn ich mich verliebe ist es immer irgendwie konfliktbehaftet und schwierig und es entwickelt sich eigentlich nie was daraus. Ich bin damit nicht gerade zufrieden, aber ändern kann ich es auch nicht, Liebe ist halt nicht planbar und als Lesbe finde ich es doppelt schwierig.

Es stellt sich für mich die Frage: Ist das tatsächlich möglich, das man mit sich allein glücklich ist? Oder ist der Mensch nicht ein von Grund auf soziales Wesen, das andere "Artgenossen" und deren Nähe, Zuneigung und Liebe braucht? Ist es nicht so, dass man ich automatisch von anderen abhängig macht, wenn man jmd. vertraut, weil Vertrauen eben auch enttäuscht werden kann? Und ist es nicht eines der schönsten Dinge überhaupt, für jemanden da zu sein, anderen eine Freude zu machen? Ist Glück erst dann so richtig Glück, wenn man es teilen kann? Oder ist vielleicht jeder verschieden, der eine kommt allein gut zurecht, der andere nicht? (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)

Mal ganz ehrlich: Was haltet Ihr von der These, man müsse sich selbst genug sein? Gelingt Euch das? Oder glaubt Ihr nicht so recht dran? Wie geht Ihr damit um?
Bin gespannt auf Eure Meinungen und Erfahrungen!

Der Käfer (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Der Beitrag wurde von käferle bearbeitet: 28.Jul.2009 - 23:02
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sonnenstrahl
Beitrag 28.Jul.2009 - 23:45
Beitrag #2


verboden vrucht
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ZITAT(käferle @ 28.Jul.2009 - 20:05) *
Ist das tatsächlich möglich, das man mit sich allein glücklich ist? Oder ist der Mensch nicht ein von Grund auf soziales Wesen, das andere "Artgenossen" und deren Nähe, Zuneigung und Liebe braucht? Ist es nicht so, dass man ich automatisch von anderen abhängig macht, wenn man jmd. vertraut, weil Vertrauen eben auch enttäuscht werden kann? Und ist es nicht eines der schönsten Dinge überhaupt, für jemanden da zu sein, anderen eine Freude zu machen? Ist Glück erst dann so richtig Glück, wenn man es teilen kann? Oder ist vielleicht jeder verschieden, der eine kommt allein gut zurecht, der andere nicht? (IMG:style_emoticons/default/gruebel.gif)

Mal ganz ehrlich: Was haltet Ihr von der These, man müsse sich selbst genug sein? Gelingt Euch das? Oder glaubt Ihr nicht so recht dran? Wie geht Ihr damit um?


Das oftmals Heikle und ebenso Spannende ist wohl die Schnittstelle zwischen unserer authentischen Ich-Bezugnahme und unserem Beduerfnis nach Naehe, Zuneigung und Liebe. Hier stellt sich, denke ich, einerseits die Frage: Wieviel von sich versteckt und verleugnet ein Mensch aus Angst, verlassen, ignoriert, gemieden, geaechtet zu werden? Inwieweit koennen nahe zwischenmenschliche Kontakte ohne Selbstaufgabe stattfinden? Und andererseits: Imwieweit bin ich mir meiner selbst sicher? Kann ich ueber meinen Schatten springen, und dem/der Anderen entgegenkommen, ohne gleich das Gefuehl zu bekommen, mich auf diese Weise selbst zu verlieren?
Ich kenne beide Seiten der Medaille gut: Angst vor Einsamkeit und das Ringen darum, im Zweifelsfalle mir selbst und meiner derzeitigen Wahrheit treu zu bleiben. Auch auf die Gefahr hin, Verbindungen zu verlieren. Und mich somit der Angst vor Einsamkeit preiszugeben.
Angst vor Einsamkeit?
In letzter Zeit hatte ich mitunter den deutlichen Eindruck, dass dahinter sich ganz andere fuer mich schlimmstmoegliche Vorstellungen auftun: Mich nicht mehr von allem freikaufen zu koennen, was in meinem Kopf die Etiketten "unbequem", "schmutzig" oder gar "bedrohlich", "entsetzlich" oder "miserabel" hat. So gut wie kein Geld zu haben. Ausgeliefert zu sein. Mir mein Essen nicht mehr aussuchen zu koennen. Irgendwas vorgesetzt zu bekommen. Wenn ich ueberhaupt welches kriege. Nicht mehr jederzeit sagen zu koennen: "Ich gehe!". Um 4.00 Uhr morgens geweckt und von irgendwem gewaschen zu werden. Oder zu anderer Unzeit. Nicht mehr angehoert zu werden. Nicht mehr ernstgenommen zu werden. Mich nicht wehren zu koennen gegen schlechte, lieblose oder sogar grausame Behandlung.
Was nichts anderes ist als: Die Angst, mich selbst zu verlieren. Das, was ich als Wuerde, Integritaet und Selbstaendigkeit empfinde.
Dagegen macht sich meine Angst vor Einsamkeit vergleichsweise gering aus.
Ich gehe, soweit es mir moeglich ist, so damit um, dass ich versuche, mir jederzeit darueber klar zu werden, was real ist, und was Kopfkino. Ich weiss, wieviel Macht meine Gedanken ueber mein Leben haben. Im Positiven wie im Negativen. Ich versuche, mir bewusst darueber zu sein/werden, mit welchen Gedanken ich mir mein Leben schwer mache. Alleine das nimmt ihnen viel von ihrer Kraft. Und ich bemuehe mich um meiner selbst willen, moeglichst oft im Hier und Jetzt zu sein, anstatt im Gestern oder im Morgen, und mir in diesem jetzigen Augenblick Freude zu bereiten. Egal ob es nun ist, dass ich bewusst einem Vogel zuhoere, schmecke, was ich gerade esse, meinem Gegenueber in die Augen schau, oder atme.

Darueberhinaus stelle ich mir sehr haeufig Fragen wie: "Hat meine Wuerde wirklich etwas damit zu tun, ob ich mir mein Essen aussuchen oder jederzeit gehen kann?" "Was ist mit Menschen, die das noch nie konnten? Oder es, aus welchem Grund auch immer, nicht mehr koennen?"
Manche von euch wissen, dass mein bester Freund nach 8 Jahren (seit der Diagnose) an ALS starb. Eine schreckliche Krankheit. Zunehmende Muskelausfaelle bei vollem Bewusstsein. Bis hin zur Atmung am Schluss. Doch: Je ausgelieferter er wurde, desto mehr nahmen seine Wuerde und seine seelische Kraft zu - fuer mich als Aussenstehende. Ich kannte ihn gut, bevor die Krankheit ausbrach. Das, was von seiner inneren Wandlung fuer mich sichtbar wurde, fand ich erstaunlich. Es hat mich sehr beruehrt und sicherlich auch beeinflusst.
Aber ich bin nicht er. Ich lebe meinen eigenen Prozess. Ich habe meine eigene Geschichte. Andere koennen einem nur sehr bedingt etwas vorleben.
Auch wenn letztlich alles im selben Universum muendet, muss ich zunaechst mit mir ins Reine kommen: Wissen, was genau in mir vorgeht, wissen, was ich tu - und dazu stehen, dass ich mich fuer heute so entscheide, wie ich mich nun mal entscheide.
Auf diesem Stueckchen Acker hat schon eine Menge ganz hausgemachtes, irdisches Glueck Platz zum Wachsen. Ganz fuer mich alleine und im Zusammensein mit Anderen.

Herzliche Gruesse aus dem Urlaub!

(IMG:http://www.cosgan.de/images/smilie/verschiedene/s010.gif)




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