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> Philosophie trifft Neurowissenschaft..., ... oder die Freiheit der lesbischen Identität
Lucia Brown
Beitrag 10.Sep.2009 - 11:45
Beitrag #1


- keep it up you go girl -
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Die menschliche Freiheit, sagen Hirnforscher, ist eine weit verbreitete Illusion, es gibt sie nicht. Unser Handeln wird vielmehr von der Aktivität unserer Neuronen gesteuert, und die "Freiheit", die wir dabei empfinden, ist eine Einbildung, die uns das Hirn vorspielt.

Glauben wir den Hirnforschern, dann müssen wir wegen unserer Passivität keine Schuldgefühle haben. Wir sind ohnehin neurobiologisch determiniert - und können nichts dafür, wenn wir die Hände in den Schoß legen.

Wenn wir über Seelisches und Geistiges nachdenken, die unsere lesbische Identität betreffen, wo und wie suchst du Antworten?

Wie wichtig ist dir ein geisteswissenschaftliche Orientierungswissen und wie wichtig, die Fähigkeit, es selbst zu erwerben?

Ist dir das egal was Forscher sagen und wichtig ist es dir, für deine Freiheit zu kämpfen?

Viele Fragen und ich wünsche mir viele bunte Antworten.


Lg

Lucia Brown

Der Beitrag wurde von Lucia Brown bearbeitet: 10.Sep.2009 - 11:46
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Lucia Brown
Beitrag 23.Sep.2009 - 21:50
Beitrag #2


- keep it up you go girl -
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@ DTAM so wie ich deinen Beitrag verstehe, sprichst du den Nutzen der Philosophie und der Neurowissenschaft an. Ein sehr interessanter Aspekt, wie ich finde.

Als vita contemplativa hat die Philosophie großen gesellschaftlichen Nutzen - heute wie zu allen Zeiten.

Auch die Neurowissenschaften finden ihren Nutzen z.B. in der Pädagogik, sehr modern gerade in der Resilienzforschen, wie ich sie bereits oben erwähnt habe.

Für weitere Beiträge über Nutzen beider Bereiche ist hier sicherlich auch Raum.

lg

Lucia B.

Ps: Die Philosophie ist schon so alt und daher wird sie die Bundestagswahl 2009 auch noch überleben. (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)

Der Beitrag wurde von Lucia Brown bearbeitet: 23.Sep.2009 - 21:59
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DerTagAmMeer
Beitrag 23.Sep.2009 - 22:01
Beitrag #3


Adiaphora
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ZITAT(Lucia Brown @ 23.Sep.2009 - 22:50) *
Ps: Die Philosophie ist schon so alt und daher wird sie die Bundestagswahl 2009 auch noch überleben. (IMG:style_emoticons/default/rolleyes.gif)

Da hast Du recht! Wie gut, das ist doch schon mal was! (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

Edit: Ich hab noch mal drüber nachgedacht, ob ich wirklich den "Nutzen" ansprechen wollte. Bzw. was ich überhaupt ansprechen wollte, weil es mich gerade bewegt.
Und "Nützlichkeit" ist es nicht. Ganz im Gegenteil. Verantwortung vielleicht.

Dabei richtet sich der unterschwellige Vorwurf in erster Linie gegen mich selbst. Ich habe gewisse Überzeugungen, ein bestimmtes Weltbild, eine Vorstellung davon, wie es im Leben laufen sollte ... welche Entscheidungen "vernünftig" oder sinnvoll sind. Ich stelle fest, dass die Welt zu komplex ist, um sie auf einfache Formeln zu bringen und zucke ratlos mit den Achseln, wenn das von mir gefordert wird, weil Menschen Halt und Orientierung suchen.
Ich glaube beispielsweise nicht daran, dass Geschlecht, Sexualität, Religion und Nationalität wesensbestimmende Merkmale sind. Auch mein eigenes Identitätskonzept ist derart verschwurbelt, dass sich Dreiviertel der Menschen eher mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen als dass ich sie auf neue Gedanken bringen würde.
Ich bin ein Nischenpflänzchen, dass in den meisten Ländern dieser Erde ganz schnell klein beigeben und im Schrank verschwinden würde, um gewalttätigen Übergriffen und massiver Ausgrenzung zu entgehen. Die "Freiheit" meiner offen queeren Identität basiert ja nicht darauf, dass ich so taff und selbstsicher bin ... sondern profitiert davon, dass ich mich in einem Umfeld bewege, das sich viel auf die eigene Toleranz einbildet und sich ohnehin gern mit Schwulen und Lesben umgibt (weil wir ja alle so kreativ, individuell und besonders sind!).
Da ist einfach dieses Urvertrauen, dass man mich schon mag, wenn man mich erstmal kennt ... dass mir schon jemand helfen wird, wenn ich selbst nicht mehr kann ... dass es das Leben einfach gut mit mir meint. Um kurz zu machen: ich hatte einfach Glück.
Andere haben das nicht. Und da bin ich dann auch recht schnell mit meinem Latein am Ende und überweise die Ratsuchende gern an Habermas, den lieben Gott oder Frau Sonnenstrahl. Und das genügt einfach nicht.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 23.Sep.2009 - 23:25
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sonnenstrahl
Beitrag 24.Sep.2009 - 19:39
Beitrag #4


verboden vrucht
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ZITAT(DerTagAmMeer @ 23.Sep.2009 - 23:01) *
... Ich bin ein Nischenpflänzchen, dass in den meisten Ländern dieser Erde ganz schnell klein beigeben und im Schrank verschwinden würde, um gewalttätigen Übergriffen und massiver Ausgrenzung zu entgehen. Die "Freiheit" meiner offen queeren Identität basiert ja nicht darauf, dass ich so taff und selbstsicher bin ... sondern profitiert davon, dass ich mich in einem Umfeld bewege, das sich viel auf die eigene Toleranz einbildet und sich ohnehin gern mit Schwulen und Lesben umgibt (weil wir ja alle so kreativ, individuell und besonders sind!).
Da ist einfach dieses Urvertrauen, dass man mich schon mag, wenn man mich erstmal kennt ... dass mir schon jemand helfen wird, wenn ich selbst nicht mehr kann ... dass es das Leben einfach gut mit mir meint. Um kurz zu machen: ich hatte einfach Glück.
Andere haben das nicht. Und da bin ich dann auch recht schnell mit meinem Latein am Ende und überweise die Ratsuchende gern an Habermas, den lieben Gott oder Frau Sonnenstrahl. ...


Frau sonnenstrahl ist ebenfalls ein Nischenpflänzchen.
Und sich dessen sehr bewusst.
Sicherlich in mancherlei Hinsicht eine andere, ganz eigene Art von Gewächs (wie wir alle) - dennoch bin ich mir nicht sicher, ob ich in den meisten Ländern dieser Erde nicht auch den Schrank wählen würde anstelle von Gewalt, Psychiatrie und/oder (verschärfter) Gefangenschaft.


Erst in den letzten Wochen hatte ich beruflich wieder einmal sehr intensiv mit einem Menschen zu tun, gegen dessen Geschichte sich die meine, und viele andere Geschichten, die mir nahegebracht worden sind, mit einem Mal wie Mensch-ärgere-dich-nicht-Sequenzen ausmachen: Mir ist ein Ausmaß an Schmerz und Traumatisierung begegnet, dem ich schlichtweg nicht mit eigener Erfahrung, sondern bestenfalls mit Ahnung und Respekt entgegenkommen kann. Wo 90% meiner Arbeit nur noch aus Dasein, Zuhören, Mitfühlen, Trost und Aushalten besteht. Und ich weiss: Das ist keine Ausnahme. Vielleicht noch bei mir - aber nicht auf der Welt. Es gibt so viele von diesen Menschen. Den Zusammenbruch darf es für einen Großteil von ihnen erst geben, wenn sie in Sicherheit sind. Wohin die meisten gar nicht erst kommen. Was mich immer wieder erstaunt und in manchen Momenten auch beschämt, ist die Kraft, die solche Menschen dennoch zuhauf mobilisieren. Daneben seh ich mich Wohlstands-Pseudowildwuchs am Rande der Verzweiflung angesichts ... meiner Steuererklärung. Da relativiert sich so Manches. worüber ich klage, zum Luxus-Wehwehchen. Und auch der Stolz auf das, was ich leiste und geleistet hab. ...

Dennoch: Was wir alle tun können, ist, sofern wir nicht all unsere Kraft für´s Überleben brauchen, und noch welche übrig haben, und sei es nur ein winziges Bisschen, uns immer wieder auf´s Neue den Grundsatz zu eigen machen: Mach heil, was dich kaputt macht. Das können wir auf uns persönlich, aber auch auf die Menschheit beziehen, deren Teil wir sind. Oder auf unseren Planeten. Und was uns möglich ist, dazu beitragen, dass es hier wie dort besser wird. Jede auf ihre Weise.
Das genügt, finde ich. Mehr können wir nicht tun.
Denn bei allem Einsatz und allem Idealismus: Wer hat etwas davon, wenn wir mehr geben, als wir (momentan!) können? Wenn wir über unsere ganz persönlichen Kräfte, über unser persönliches Latein hinausgehen? (Etwas wozu uns hier zum Glück niemand zwingt.) Ich meine längerfristig. Wenn wir, sobald wir uns anschicken, mal nur (?) zu genießen, die Geißel des schlechten Gewissens schwingen? Wenn wir handeln, ohne uns auch nur ansatzweise kompetent zu fühlen? Wenn wir uns ebenso erschöpfen wie die, denen nichts anderes übrig bleibt? Und den Blick nicht auch immer wieder auf das Schöne und Wunderbare lenken, das das Leben uns zuteil werden lässt. Meines Erachtens würde das dem Leben genausowenig gerecht werden, wie ein permanentes Ausblenden der Schattenseiten.
Ich bin mir sicher, dass wir da sehr differenziert wählen - und wachsen - können, wenn man uns lässt. Ob uns das immer bewusst ist, ist eine andere Frage. Wir entscheiden, zu merken, wann sich ein Fenster auftut. Wann sich eine Chance bietet. Wir entscheiden, ob und wieviel wir unsere Hände in den Schoß legen. Ob wir uns Hilfe suchen, oder nicht. Ob wir uns was beibringen lassen. Ob wir alles glauben, was man uns erzählt und vorlebt. Ob wir neugierig sind und bleiben. Ob wir durch die Schlupflöcher schlüpfen, die sich uns bieten, in jedweder Hinsicht. Ob wir uns gestatten, selbst zu denken, statt Fertigstrick zu übernehmen. Ob wir uns als determiniert verstehen wollen, oder nicht. Ob wir es schnallen wollen, dass dem Bausatz der Großen Grundgütigen eigenständiges Leben eingehaucht wurde, oder ob wir es vorziehen, willfährige Marionetten zu sein. Ob wir uns gestatten, zu fühlen, was wir fühlen. Wie wir mit unseren Erfahrungen umgehen. Was wir uns bewusst machen wollen. Ob und wann wir Eingemachtes aus dem Keller holen. Ob wir kommunizieren, oder nicht. Und wenn ja: Wie. Ob wir uns alles gefallen lassen, oder aufbegehren. Wir wägen ab, wie hoch das Risiko ist. Ob wir es eingehen, oder nicht. Ob wir im Sumpf stecken bleiben - oder in der Theorie. Oder ob wir, mit einer aufbauenden Wegzehrung an Theorie, in die Praxis aufbrechen. Und die eine oder andere Konditionierung währenddessen hinter uns lassen, nach dem Motto "Kuck an, geht auch anders. Whow!".
Und ob und wann wir uns ausruhen.
Das gilt, davon bin ich überzeugt, für jeden Menschen auf dieser Welt.

Soviel für heute aus meiner Sicht zum Thema:

ZITAT
Glauben wir den Hirnforschern, dann müssen wir wegen unserer Passivität keine Schuldgefühle haben. Wir sind ohnehin neurobiologisch determiniert - und können nichts dafür, wenn wir die Hände in den Schoß legen.


Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 24.Sep.2009 - 19:47
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