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Beitrag
#1
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Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
Letztens stolperte ich mal wieder in eines dieser "Wer-hat-den-Längsten-Gespräche" - da ich mich ja nu in der Spießigkeit der Lebensmitte befinde, ging es um Schornsteine. Selbstverständlich aus Edelstahl mit Kamin unten dran (wer da den größten hat, konnte noch nicht geklärt werden). Ich war gelinde gesagt genervt. Vor allem über mich selbst und dieses heimlich, still und leise in mir aufkeimende Bedürfnis derlei Wettbewerbsanträge mittels Lottogewinn und offensichtlicher Protzerei umgehend zur Aussichtslosigkeit zu verdammen.
Die Feststellung, dass ich in einem Alter und Umfeld gelandet bin, das sich wettbewerbstechnisch vornehmlich mit Konsum- und Anlagegütern beschäftigt, steigert dabei noch meinen Unwillen. Schließlich war ich mit 20 der süßen Hoffnung erlegen, endlich den profanen Bauch-Beine-Po-Wettbewerben entwachsen zu sein, um fortan (wenn schon nicht frei von vergleichender Bewertung) wenigstens in Sachen Intelligenz, Witz und Einfallsreichtum überholt zu werden. Ein Gespräch mit meiner Mama führte dann zu der ernüchternden Einsicht, dass ich mich in Zukunft zwar auf weitere Disziplinwechsel einstellen kann, die Spielregeln aber beibehalten werden. Im Rentenalter geht's dann also wieder um körperliche Fitness. Prima! Ich freu mich schon drauf, um die Wette mit Stöcken und zusammengebissenen Zähnen durch die Landschaft zu hetzen oder wahlweise den Umfang meiner Krankenakte ins Rennen zu schicken! Was ich mir wünsche, ist ein umfassender Lotos-Effekt, der Rivalitäten einfach an mir abperlen lässt. Kennt eine von Euch da Mittel und Wege? Oder weiß eine Übung, wie frau Spaß und Freunde am Wettstreit entwickelt? Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 14.Oct.2009 - 09:34 |
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Beitrag
#2
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don't care ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 34.734 Userin seit: 21.01.2005 Userinnen-Nr.: 1.108 ![]() |
Zumindest ich bin da völlig sicher... Nach einem Vierteljahrhundert der Beobachtungen des südwestfälischen Landlebens.
Wer hat den makellosesten Vorgarten, wer hat die neue Soundso-Dekoration am schönsten umgesetzt, wer hat das sauberste Fachwerk, das neueste Dach, den größeren Grill und was weiß ich noch alles. Vielleicht bin ich vor diesem ewigen Wettlauf in die Anonymität der Großstadt und die Gesellschaft etwas anders veranlagter MitmenschInnen geflüchtet. Verbissenen Wettbewerb fand ich in der Grundschule schon doof. Ein bißchen ist diese Haltung symptomatisch für unser Rechts- und Wertesystem, in dem es praktisch nichts gibt, das keinen Eigentümer hätte. Jede Sache hat in irgend einer Form jemanden, der in Bezug auf sie Rechte und Pflichten innehat. Das hat seine Vorteile - die Aufgabenteilung ist klar spezialisiert (und auch spezifiziert), niemand braucht die Verantwortung für das Große Ganze zu fürchten. Der Nachteil ist, daß sich daraus fast automatisch ein System konkurrierender Interessen ergibt, und damit ein ewiger Kampf; da die Teilnehmer des Systems durch Geburt und Tod wechseln, kann sich kein beständiges Gleichgewicht einpendeln. Du wirst dich dem Wettbewerb schwer entziehen können, ohne dich von dem System, in dem er herrscht, zu distanzieren. Du kannst nach außen tragen, daß es dir nicht wichtig ist - wenn du mit dem Unverständnis und ggf. einer leicht wachsenden Distanz deiner Nachbarn leben kannst. Mit etwas Glück läßt sich das durch andere kompensieren, die das ebenfalls nicht so wichtig nehmen. Für mich zumindest war die einzig mögliche Lösung (nach Widerstand und Anpassungsversuchen) diejenige, das wettbewerbsorientierte Bezugssystem zu verlassen und mich in einem anderen einzuleben, in dem nicht das von anderen Individuen Erreichte als konkreter Maßstab dient, sondern ein abstrakter Richtwert. Auf diese Weise habe ich einen Ehrgeiz, der sich auf Absolutwerte beziehen darf - und nicht auf ein Zwietracht säendes "besser als". |
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Beitrag
#3
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Adiaphora ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.987 Userin seit: 14.10.2004 Userinnen-Nr.: 596 ![]() |
ZITAT(sägefisch) wenn ich nicht eremitisch genug wäre um mein eigener Lotos-Effekt zu sein ZITAT(dandelion) Du wirst dich dem Wettbewerb schwer entziehen können, ohne dich von dem System, in dem er herrscht, zu distanzieren. Distanz hilft. Sicher. Nur wird jedes "weg von" nach einer gewissen Eingewöhnungszeit zu einem "näher an". Und bisher hatte ich noch nie das Glück einem gänzlich wettbewerbsfreien Ökosystem beizutreten. Überall gibt es irgendwann jemanden, dem es gelingt, mich anzufixen. Manchmal scheitere ich zum Glück bereits an den Zugangsvoraussetzungen. So fehlt mir beispielsweise das berühmte Plätzchen-&-Torten-Gen. Ein Gebrechen, das ich sehr begrüße, da es mich zur Schiedsrichterin der Adventsolympiade prädestiniert (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif) Das meinte ich mit "Disziplinwechsel" - selbst in der Schwere der eigenen Depression lässt es sich konkurrieren ... und wenn ich an religiöse Erleuchtungswettbewerbe denke, ist mir profane Schornsteinangeberei um Längen sympathischer. Meinem Empfinden nach gibt es überall Besserwisser/-könner/-macher und eben auch Lichtblicke. Einzelne Menschen und Beziehungen, in denen Vergleiche keine Rolle spielen. Solche zu treffen genieße ich. Und laufe zu Hochform auf, weil es endlich ums gemeinsame TUN geht, ums bestmögliche ERGEBNIS, weil mich Teamwork entspannt, inspiriert und motiviert. Weil ich mich einfach wohler fühle. Vielleicht geht es aber auch da gar nicht so sehr um "Persönlichkeitsmerkmale" sondern nur um Relationen. Um eine als harmonisch erlebte Ebenbürtigkeit, die Wettkämpfe erübrigt ... um so elementare Unterschiede, dass Vergleichbarkeit gar nicht erst entsteht ... um Symbiosen im Wettkampf mit Dritten ... Keine Ahnung. Ich kann mich da selbst nicht richtig einschätzen. Manchen Menschen bringe ich ehrliche, neidlose Bewunderung für ihre Begabungen und Leistungen entgegen ... von anderen fühle ich mich provoziert und herausgefordert. Das kann auch sehr alberne Züge entwickeln ... wenn ich mich z. B. dabei erwische, dass ich im Fitnessstudio mit einem anabolikagetränkten 2-Kubikmeter-Klotz konkurriere (IMG:style_emoticons/default/wacko.gif) Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 14.Oct.2009 - 12:15 |
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