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Beitrag
#1
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Naschkatze ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 329 Userin seit: 16.03.2007 Userinnen-Nr.: 4.205 ![]() |
Heute war ich im Konzert mit Musik von Rio Reiser. Es ist meine Zeit, diese Musik und Rio. Ich war mit einer Freundin da. Seit mehr als 20 Jahren gehen wir als Freundinnen durch die Welt.
Rio war unsere Zeit und wir gingen damals nicht nur zu seinen Konzerten. Wir wüteten mit seinen Texten, verbrachten Stunden in Plena und dikutieren die Welt. Nebenbei lebten in einer Lesbenwelt. Wir schienen autonom und cool. Wir hatten mit unsere Bezugsgruppe Telefonzeichen und benutzten subvesive Codewörter. Wenn eine aus der Reihe tanzte schlossen wir sie aus. So diese SM-Frauen auf dem Lesbentagen, die Beamtinnen und Kirchgänger gleich mit.Wir beriefen uns damals gern auf vermeindliche Opfer. Die Welt bestand aus Unterdrückten und uns. Wobei wir uns auch als gebeutelt sahen. Aber wir wehrten uns im Namen aller. Rio war ein Durchgeknallter. Er passte nicht wirklich zu uns, mit der Zeit immer weniger. Er schien zunehmend etabliert. Ok, davor wäre er fast verhungert. Trotzdem...Mainstream. Geschichte, auch dass ich mit den anderen rief: "Dies ist unser Haus, keine Macht für niemanden, macht kaputt was euch kaputt macht", ich war nicht wirklich weniger verlogen als andere. Denn ich wollte Macht so wie die anderen neben mir in der Kette die den Willen der Masse durchsetzen wollten. Wir hatten bessere Gründe als andere. Mehr Gewissheit darin hatten wir nicht. Damals hatte ich politische Überzeugungen. Heute fehlen sie mir. Damals stellte ich meine Überzeugungen über Menschen, so wie damals über Rio der einsam wurde. Mich interessierte nicht welche Gründe jemand für etwas hatte. Es gab einen Weg und der war in meiner Bezugsgruppe klar. So wie Rio sagte, "den ersten Bullen die das Bethanien betreten schlagen wir die Köppe ein", jawoll ich war bereit. Was haben wir diskutiert und nebenbei schlossen wir unser Studium ab und gingen in die Arbeitswelt und ich dachte ich breche sie von innen auf diese Welt. Heute war ich im Konzert und mit mir saßen dort die Anderen. Wir saßen nicht in einem Club, keinem jointgeschwängerten. Ich befand mich im Durchschnittsalter neben dieses Akademikern. Wir hoben an zu "der Turm stürzt" ein, nach "Rauchhaussong" und bestimmt dachten viele "alles Lüge". Ich frage mich wo stehe ich heute und ich vermisse unendlich das alte Hinterfragen. Und ich frage mich hinterfragten wir wirklich mehr. Wann war ich arroganter: damals oder heute? Heute habe ich sicherlich eine Arroganz aus meinem Sein dem etablierten, aber hatte ich dies nicht damals auch? Ich drehe Meinungen, stelle Fragen. Ich weiß nicht ob dies besser ist ist es doch beeinflusst durch meine Geschichte. Heute finde ich vieles platt, Propaganda. Vieles scheint mir seit Jahrzehnten durchgedacht und ich werde sauer wenn irgend jemand entwertet wird und einmal erwischete ich mich, dass ich den Papst verteidigte und ich kann ihn wirkich nicht leiden aber noch weniger gefühlte Ungerechtigkeit. Ich habe Überzeugungen verloren und ich weiß ich suche. Suche Antworten wohin ich nicht zuletzt politisch hin will. Und ich glaube immer noch das private ist auch politisch. Nun wenigstens etwas dessen ich sicher bin. Vermutlich ist es ein Tribut an die Zeit immer wieder zu suchen. Vermutlich bin ich damit nicht ganz alleine. Auch nicht an Abenden die in die Vergangenheit denken und fragen was wird noch kommen und was zählte heute. Zumindestens hoffe ich darauf, nicht ganz alleine damit zu sein. Gedanken halt, Momentaufnahmen einer Suchenden.... . |
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Beitrag
#2
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don't care ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 34.734 Userin seit: 21.01.2005 Userinnen-Nr.: 1.108 ![]() |
ich freue mich gerade einfach, zu lesen, was ich lese. danke! (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)
Ein bißchen habe ich Angst, hier jetzt etwas die Magie zu zerschlagen - aber so ähnlich erlebe ich Erwachsenwerden nun mal. Die Menschen, mit denen ich regelmäßig längere Gespräche führe, gehen in ihrem Alter stark auseinander, die ältesten sind um die 60, die jüngste ist 17. Spießbürger, Hippies, Revoluzzer, Karrieremenschen, Berufsindividuelle. Manche laut, manche leise. Manche abenteuerlustig, manche ängstlich. Manche fintenreich, manche blindlings, manche geradlinig. Und ich habe noch nicht eine Frau dabei erlebt, mich selbst eingeschlossen, der sich zwischen 14 und 20 nicht irgendwo als "zukünftige Prophetin" (Zitat Persepolis) gesehen hätte - vehement von ihrer Sicht der Dinge überzeugt, ohne Blicke für alle anderen, damit das eigene Ziel überhaupt eine Chance hat, lang genug verfolgt zu werden. Ob man das Unsicherheit nennen will... Vielleicht ist es das. Aber mit 17 fühlt es sich nicht so an. Da ist es die alles übertreffende Idee. Bisher habe ich keine erlebt, die mit Mitte 30 nicht über irgend etwas schwer enttäuscht war, das nicht so kam, wie die kleine Prophetin von damals es vorhergesagt hatte. Die bittersten Frauen, die ich erlebt habe, waren alle etwa 35 Jahre alt, waren vorher energischer und wurden hinterher langsam weise. Vielleicht, weil sie, wie du, MrsM, es beschriebst, sich mehr für Neues geöffnet hatten - spätestens als Reifeprozeß aus dieser Verbitterung heraus, um irgend etwas schönes am Leben zu finden. Keine Ahnung, so weit bin ich noch nicht. Hinzu kommt, daß mir alle diese Bewegungen unglaublich elitär in ihrem Auftreten erscheinen. "Wir sind wenige, und wir sind besser. Du willst mitmachen? Dann sei genauso." Das ist auch eine kleine Gleichschaltung. Einerseits ist es unpersönlich und kann schnell intolerant werden. Aber es passiert immer wieder, weil ihm die Energie der gegenseitigen Bestärkung innewohnt. Viele Menschen denken und kämpfen in Resonanz. Was für eine Stärke! Aber das paßt wieder eher zum Verhalten der Jüngeren (s.o.). Für mich war diese Gruppendynamik nie so wirklich was. Zum Glück habe ich mittlerweile abseits dessen etwas ähnliches gefunden. Viel kleiner, ohne hehre Ziele und Revolution. Aber... jetzt wollte ich "es ist meins" schreiben. Stimmt aber gar nicht. Es formt mich mehr als umgekehrt. Und es hängt mit denen stark zusammen, mit denen ich es teile... Ich bin seins. Besser. (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 12.05.2025 - 21:41 |