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> Richtig Handeln im Trauerfall, - Anstandsregeln -
Ricky
Beitrag 16.May.2010 - 15:46
Beitrag #1


Naschkatze
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Hallo Zusammen,

ich muss zugeben, dass ich mit event. bestehenden „Anstandsregeln“ in Trauerfällen nicht sonderlich vertraut bin, was mich öfters mal in Situationen bringt, in denen ich nicht weiß wie es nun angemessen ist, mich zu verhalten.

Natürlich werdet Ihr mir keine Pauschalantworten liefern können, aber vielleicht doch den ein oder anderen Ansatz...

Wie geht Ihr mit dem Bekanntwerden eines Trauerfalls um ? Wann bietet es sich an eine Karte oder Brief zu schreiben, gar ein Geschenk zukommen zu lassen, oder anzurufen oder den Angehörigen persönlich das Beileid auszudrücken ? Letzteres frage ich mich bspw. auch oft wenn ich von einem Trauerfall eines eher entfernteren Gegenübers Kenntnis erlange, bspw. im Berufsleben. Sprecht Ihr Arbeitskollegen / Kunden / Geschäftspartner / Patienten / Bürger (mit was auch immer ihr überwiegend zu tun habt) beim nächsten Treffen darauf an (und dann tatsächlich mit so Worten „herzliches Beileid noch“ (kommt mir allerdings so plump vor)) ? Oder haltet Ihr es manchmal sogar für angemessener keine alten Wunden aufzureißen, bspw. wenn das Zusammentreffen zeitlich stark versetzt ist ?

Und wie handhabt Ihr es mit Euch eher nahe stehenden Personen ? Geht Ihr auf die Trauer ein oder bietet Ihr dem Betroffenen sogar die Möglichkeit bei Euch von der Trauer abgelenkt zu werden ? Ich weiß nicht, ob das für Euch absurd klingt, aber ich selbst hab manchmal den Gedanken, ob es den Betroffenen nicht vielleicht noch mehr beelendet, und man manchen Mitmenschen vielleicht auch die Chance geben sollte, sich einfach mal ablenken zu lassen. Ist es nicht irgendwo im Asiatischen so, dass der Gegenüber sogar eher ein lachendes Gesicht aufsetzt, damit der Angehörige nicht ins Weinen kommt und sein Gesicht wahren kann ? Irgendwie so etwas habe ich im Ohr...

Das soll jetzt aber nicht gefühlskalt von mir klingen oder als ob ich mich da um etwas herumwinden möchte, nein, deswegen mache ich mir ja so Gedanken darüber, wie man sich eigentlich richtig verhält, irgendwie fehlt mir hier auch eine Einschätzung, vielleicht auch die Lebenserfahrung, wobei ich über Letzteres ja froh sein kann.

Nachdenkliche Grüße,

Ricky
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LaPia
Beitrag 17.May.2010 - 13:00
Beitrag #2


Naschkatze
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Ich persönlich lehne das Einhalten von irgendwelchen standardisierten "Anstandsregeln" ab. Ich denke, jede Person sollte sich selbst überlegen, welche Reaktion ihr liegt und zu ihrer Beziehung zu dem Trauernden passt, denn "Anstandsregeln" wirken meist sehr künstlich und unpersönlich, wohingegen jede echte Reaktion persönlich ist und damit meist nicht verletzend ankommt, auch wenn sie oberflächlich betrachtet nicht dem "Anstand" genügen mag.

Nehmen wir als Vergleich doch einen anderen "offiziellen" Anlass: Weihnachten. Ich weiß von meinen Freunden und Angehörigen, wer Weihnachtsmuffel ist, und wer nicht. Dewegen freu ich mich, von dem einen ein Geschenk zu bekommen, vom anderen nicht, je nachdem, wie es eben der anderen Person ist.
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass je stärker Menschen von einem Trauerfall betroffen sind, je näher sie also der verstorbenen Person standen, desto eher befinden sie sich nach einem Tod in einer Art Schockzustand, in dem sie vor sich hin funktionieren, Beerdigung organisieren, Grabschmuck bestellen oder was auch immer. Von der eigentlichen Trauer werden die meisten erst Tage/Wochen später überfallen, wenn es ganz ruhig ist.
Ich finde für mich persönlich ein gutes Vorgehen, die trauerende Person selbst zu fragen, wie es ihr geht und auch, was sie braucht oder von mir erwartet. Ich kann es schließlich nie besser wissen als die Person selbst. Dann gibt es durchaus auch Reaktionen wie "schon schade, dass meine Oma tot ist, aber irgendwie hat es auch gepasst/war natürlich/ ich denke es war besser für sie/ es war, auch wenn es komisch klingt ein schöner Tod/ ich konnte mich noch so gut von ihr verabschieden". Es gibt aber auch Menschen, die 10 Jahre nach einem Tod noch so trauern (ich kenne z.b. einen Mann, dessen Ehefrau vor 10 Jahren verstorben ist), dass man an eine Depression denken muss, mit der ich als Bekannte ganz klar überfordert bin, und der Mensch besser in einer professionellen Psychotherapie aufgehoben ist.
Prinzipiell denke ich, dass man nichts falsch machen kann, wenn man interessiert nachfrägt und eine Antwort, wie auch immer sie ausfällt, ernst nimmt. Viel schlechter finde ich, nicht nachzufragen und quasi über den Betroffenen hinweg eine wie auch immer geartetes Verhalten auszuführen, das ja dann nur zufällig passen kann.
Mir fällt noch ein anderer Vergleich ein: wenn Menschen von euch erfahren, dass ihr lesbisch seid, ist es euch lieber, dass sei euch direkt fragen, was auch immer sie daran interessiert (selbst wenn es noch so "dumm" ist), und ihr habt so die Möglichkeit, direkt darauf zu reagieren (und wisst woran ihr mit der anderen Person seid), oder ist es euch lieber, wenn ihr von einer anderen Person nie erfahrt, was sie denkt, sie sich aber irgendwie verhält, was zufällig ok sein kann, aber auch ganz unpassend und komisch?
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Deirdre
Beitrag 17.May.2010 - 15:26
Beitrag #3


Satansbraten
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Die Anstandsregeln gibt's nicht zufällig. Hier zum Beispiel machen sie eine menschlich sehr schwierige Situation für alle Beteiligten einfacher und übersichtlicher.

- Bei Bekannten: Ihnen höflich kondolieren, mündlich oder schriftlich. (Ein paar einfache, ernst gemeinte Worte sollten sich finden lassen ...)

- Bei Nahestehenden: Zur Beerdigung gehen, einen regelmäßigen Kontakt halten (allerdings nicht häufiger, als man selbst gut und freiwillig verkraften kann), ihnen Raum zur Trauer geben - aber auch Raum für Ablenkung. Sie selbst sollten entscheiden können, wovon sie wieviel annehmen. Nie davon ausgehen, dass die Trauer vorbei ist, nur weil eine gewisse Zeit verstrichen ist. Nicht allzubald erwarten, dass sie in ihrer sozialen Rolle "reibungslos" funktionieren.

Das Argument, "ich kann das aber nicht, ich will das aber nicht, das ist künstlich ..." ist ja irgendwie verständlich. Aber ehrlich, wenn man selbst in der Position der Trauernden steckt, ist Ignoriertwerden (und so kommt das "ich kann das aber nicht" unter Umständen an) ganz grauenhaft.
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