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> Organspende, Habt Ihr das so gewusst?
Marsali
Beitrag 20.Jun.2010 - 11:25
Beitrag #1


Satansbraten
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Hallo Ihr Lieben,

ich sehe grad zufällig eine Diskussion über Organspende. Darunter ist auch eine Mutter, die folgendes zu erzählen hat:

Einwilligung in die Organspende bei meinem Sohn

Habt Ihr das so in der Form gewusst? Wisst Ihr etwas mehr darüber? Ich war immer davon überzeugt, aber jetzt fliegt der Spenderausweis aus meinem Portemonnaie, ich finde, das geht gar nicht!

Was sagt Ihr dazu?


Ich hab diesen alten Thread dazu gefunden, wusste aber nicht, ob ich ihn weiterführen sollte: http://www.lesbenforen.de/iv/index.php?sho...pende&st=20

Nochwas zum Thema:
KAO - kritische Aufklärung über Organspende

Der Beitrag wurde von Marsali bearbeitet: 20.Jun.2010 - 11:42
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McLeod
Beitrag 20.Jun.2010 - 18:26
Beitrag #2


mensch.
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Guten Abend,

der greifbare Schmerz des Unbegreiflichen der schreibenden Mutter berührt mich.

Und ich atme eine Weile durch, ehe ich mich in die Meinungsbildung begebe, die hier angefragt ist.

Es fällt mir schwer, meinen Standpunkt zu formulieren, denn ich ziehe damit den Zwischenraum zwischen Wahrnehmung und Wahrheit auf. Die Wahrnehmung der schreibenden Mutter ist ohne Zweifel die beschriebene. Und es scheint diverse Punkte in der Entwicklung zu geben, die von anderen besser gemacht hätten werden können. (Richtige Zeit-/Konjunktivform?)

Ich komm bei einem Satz, der dem finalen Urteil vorausgeht, nicht mitgehen. Mein Menschen- und Weltbild sieht anders aus:

"Ein Mensch braucht sein Sterben, wie ein Schiff eine Schleuse, wenn es denn gefahrlos in andere Gewässer hinübergleiten will."

Es impliziert für mich, dass es ein "richtiges Sterben" gäbe und dass es wichtig sei, "richtig" zu sterben. Und dass es an den Umständen der Organspende läge, dass es hier für den Sohn der Autorin nicht so gewesen sei.

Dass es für die Trauer und den Abschied der Mutter nicht gut oder gar richtig war, das fühle ich und es tut sogar mir, einer Fremden, die das nur liest und das auch noch Jahre später, mit weh.

Ich persönlich möchte Organe spenden, habe das mit meinen Angehörigen abgesprochen und trage keinen Organspendeausweis mit mir herum. Wenn es meinen Angehörigen wichtig ist, auf ihre Weise Abschied zu nehmen und dazu die Einwilligung zur Organspende nicht geht, dann will ich sie nicht "zwingen" oder überstimmen. Ich empfinde den Abschied, das Trauern, das Loslassen und das alles so angemessen und "gut" wie möglich als den wichtigen Aspekt des Sterbens. Ich glaube nicht daran, dass mir - der dann-Sterbenden - noch viel Schaden über den Tod hinaus zugefügt werden kann. Ich hab da wirklich ein anderes Weltbild. Obwohl ich das Konstrukt Seele oder lebensspannen-übergreifende Energie für möglicherweise existent, wenn auch mit unseren Mitteln nicht beweisbar halte.

Ich denke nicht, dass das der Autorin hilft - aber das können zu glauben, mit virtuellen Lichtjahren und realen Jahren Entfernung wäre auch vermessen. Finde ich.

Ich grüße herzlich
McLeod
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sonnenstrahl
Beitrag 22.Jun.2010 - 17:36
Beitrag #3


verboden vrucht
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ZITAT(McLeod @ 20.Jun.2010 - 19:26) *
"Ein Mensch braucht sein Sterben, wie ein Schiff eine Schleuse, wenn es denn gefahrlos in andere Gewässer hinübergleiten will."


Dieser Satz berührt das, was ich zum Thema Organspende (momentan) fühle und denke, am ehesten.

Bisher hat keine von euch den Aspekt Seele angesprochen. Mir ist er wichtig.

Was geschieht überhaupt, wenn ein Mensch stirbt?

Manche gehen davon aus, dass "es" das dann war. Schluss, aus, vorbei! Das Herz tut seinen letzten Schlag. Der letzte Atemzug wird getan, das Lebenslicht wird ausgehaucht.
Und zuvor gibt es noch den klinischen Hirntod. Ab jetzt, denken Viele, ist der Körper eine ausgediente, leere Hülle.
Manche sagen: "Sie (oder er) war schon lange tot für mich - schon bevor ihr Körper starb". Vielleicht seit sie nicht mehr sprechen konnte, vielleicht seit sie immer "komischer" wurde, vielleicht seit er ins Koma fiel .... Vielleicht schon seit sie durchgebrannt ist.
Und manche leben mit einer Vorstellung von Seele, die den körperlichen Tod überdauert.
Manche gehen überdies davon aus, dass eine Seele nach einem gelebten Leben erneut in einen zur Welt kommenden Körper hinein- (Inkarnation) und irgendwann wieder herausschlüpfen (Exkarnation) kann.
Ich zähle mich zu den Letztgenannten.

Nach meinem derzeitigen Verständnis ist die "Schleuse" kein Schalter, der klack! mal eben von "an" nach "aus" klickt, sondern eine Zeit des Zwischenzustandes, in der die Seele des sterbenden Wesens durch mehrere Stadien geht. Sterben ist für mich ein Prozess, der mit dem letzten Atemzug noch längst nicht abgeschlossen ist. Diese durchaus (mit)fühlbaren Stadien werden in großer Ausführlichkeit und Tiefe im Tibetischen Totenbuch beschrieben.
Auch die alten Ägypter haben sich intensiv mit den Phasen der Exkarnation auseinandergesetzt. Zwei Kulturen, in denen die Verwesung eines Leichnams aus (unterschiedlichen) klimatischen Gründen länger dauert als bei uns, was mehr zeitlichen Raum für ein hinspürendes, hellfühlendes Beobachten und Begleiten ermöglicht(e).

Kein Mensch möchte gerne einen geliebten Mitmenschen verlieren. Ich auch nicht. Ich kenne niemanden, der sich diesen Schmerz nicht am liebsten sein Leben lang ersparen möchte. Und ich kann auch gut nachvollziehen, dass es ein Anliegen sein kann, wenigstens Anderen zu einem Weiterleben mit "neuen" Organen zu verhelfen. Vielleicht sogar mit dem Wunsch, dadurch möge ein Teil von dem Verstorbenen weiterleben.

Dennoch würde ich, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, alles mir Machbare und vom Sterbenden Erwünschte daran setzen, meinem geliebten Mitmenschen ein liebevoll begleitetes, soweit es irgend geht vollständiges Sterben ohne drastische Störungen zu ermöglichen. Dazu gehört nach meiner Auffassung ein Aufgebahrtbleiben, das länger dauert als die (wenn ich mich nicht täusche) gesetzlich vorgeschriebenen 2 Stunden, bevor der Körper ins Kühlfach kommt. Weil die Seele, davon bin ich überzeugt, deutlich länger braucht, um sich von diesem zu lösen.

Ich gehe davon aus, dass auch eine sich exkarnierende Seele traumatisiert werden kann. Vielleicht mehr noch als zu anderen Zeiten, denn jeder Übergang (Geburt, Pubertät, Mutterwerden, Wechseljahre, Verrentung, ..., Sterben), jeder Neubeginn, ist eine Phase, in der wir mit hoher Wahrscheinlichkeit verunsicherter und verletzbarer sind als sonst.
Wir sind, wenn wir sterben, konfrontiert mit dem großen Unbekannten. Und jeder von uns wird diesen Weg letztenendes allein gehen müssen.

Wenn ich mir vorstelle, dass genau mitten in diesem gleichermaßen kraftvollen wie zarten, tastenden Prozess des Loslassens, der Ablösung und des Zugehens auf etwas ganz ganz Neues, herauszögernde Chemikalien in mich oder den geliebten Menschen - oder überhaupt in irgendein lebendes/sterbendes Wesen hineingespritzt werden, und dass in das Noch-Zuhause geschnitten und gesägt wird und Teile entnommen werden, dann gruselt es mich hunderttausendmal mehr als vor dem Sterben selbst. Und auch mehr als vor dem Verlust meines Nächsten.
Trotz allen Abschieds- und Verlust-Schmerzes, auf den ich wirklich nicht scharf bin.

Und wenn ein von mir geliebter Mensch seine Organe nun aber partout spenden wollen würde?
Ja, ich würde es respektieren. Natürlich. Sie oder er hätte sich für diese Erfahrung entschieden. Wer bin ich, ihr/ihm das zu vereiteln?



edit:

Wen´s interessiert: Rosina Sonnenschmidt, eine zeitgenössische Heilerin, bringt in ihrem Buch Exkarnation - Der große Wandel" die Weisheiten aus dem Bardo Thödröl, dem Tibetischen Totenbuch, in eine für moderne Westler verständlichere Form. Wer sich ernsthaft mit dieser Sichtweise von der Seele, und mit der Möglichkeit der Seelenwanderung auseinandersetzen möchte, aber vor der ungewohnten Sprache des übersetzten Bardo Thödröl zurückschreckt, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Ein weiteres Buch, das mich - schon Jahre zuvor - beeindruckt und beeinflusst hat, ist "Das große Buch vom Leben und vom Sterben" von Sogyal Rinpoche.

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 22.Jun.2010 - 17:51
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