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> Jugendliche männl. Täter, D. Brunner,, gesellschaftliche Verantwortung
ella1
Beitrag 16.Jul.2010 - 12:52
Beitrag #1


Naschkatze
**********

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Ich verfolge seit einiger Zeit die Berichterstattung über exessive Gewalt von Jugendlichen/Heranwachsenden.

Die allgemeinen Straftaten aus dieser Gruppe nehmen seit zwei Jahren leicht ab, die Brutalität und Hemmungslosigkeit bei Gewalttaten ist jedoch gestiegen. Immer häufiger gehen Heranwachsende scheinbar grundlos auf wehrlose Menschen los.
Die Abnahme von Straftaten kann auch darin begründet sein, dass es von Jahr zu Jahr weniger Menschen in der betreffenden Altersklasse gibt.

In dem "Fall Brunner" gibt es drei Täter:

Markus ist wegen Körperverletzung und Diebstahl vorbestraft und saß bereits wegen schwerer räuberischer Erpressung im Jugendarrest. Er hatte einer Rentnerin eine Pistole an den Kopf gehalten und Geld erpresst. Um die Familie kümmern sich seit Jahren die Behörden.

Sebastian schnupfte mit 12 Jahren Heroin. Danach schluckt er LSD und Ecstasy-Pillen, kokst und kifft jahrelang, schmiß die Schule. Seine Mutter ist psychisch krank und mit der Erziehung ihres Sohnes überfordert, der Vater stirbt früh. Im November 2008 nimmt ihn das Jugendamt in Obhut. Vorbestraft ist er wegen schwerer Körperverletzung, räuberischer Erpressung und Drogendelikten.

Christoph ein Jungen aus gutem Haus. Der säuft und kifft und wurde wegen Körperverletzung und Diebstahl zu Sozialstunden verurteilt wurde.

Sebastian und Christoph leben zur Tatzeit im easyContact House, einer Hilfeeinrichtung, sie erhalten Betreuung durch Sozialarbeiter und Therapeuten.

Christoph, der die anderen zwei zu weiteren Taten aufforderte, sie hinterherschickte und gemeinsam mit ihnen 15 Euro von den Kindern (die Brunner hiervor schützte)rauben wollte, wurde bereit verurteilt. Er war bei der Tötung selbst nicht anwesend.
Allerdings schrieb er nach der Tat hierzu im Internet und musste sich auch hierfür wegen einer öffentlichen Aufforderung zu Straftaten verantworten (da kann sich jede selbst vorstellen was er zur Tat schrieb). Da bei ihm auch Betäubungsmittel sichergestellt worden waren, wurde auch deren unerlaubter Besitz angeklagt. Das Jugendschöffengericht beim Amtsgericht München verurteilte ihn unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und versuchter räuberischer Erpressung zu 19 Monaten Jugendstrafe zur Bewährung. Der sich in einer Suchttherapie befindende Verurteilte erhielt als Bewährungsauflage, diese für weitere fünf Monate fortzusetzen.

Da Taten von Jugendlichen zumeist ohne Vorstrafen enden, es zu Wiederholungen und einer Schwere der Tat kommen muß, braucht es einiges um vorbestraft zu sein. Vorrang hat im Jugendstrafrecht, solange es irgendwie vertretbar scheint, der Auftrag zu Erziehung bzw. Hilfsangebote.

Christoph hat die Tat nicht bereut, nicht die räuberische Erpressung, nicht seine Schläge gegen die Opfer an dem Bahnhof, bevor Brunner eingriff. Dies schließe ich daraus, dass er nach der Tat öffentlich zu Gewalt aufrief im Zusammenhang mit dem Fall. Vor Gericht und somit auch später in der Presse wurde er "Wortführer" der Tat genannt.
Auf seine Herkunft aus einem schlechten Miieu kann er sich nicht berufen, stattdessen auf Drogenkonsum. Dies ergab für ihn eine Bewärungsstrafe. Ob die Teilnahme an einer Therapie als Strafe angesehen werden kann bezweifele ich persönlich auch wenn es juristisch so gesehen werden kann.

Markus und Sebastian geben als Milderungsgrund Alkoholkonsum an, zudem wird öffentlich über ihre Herkunft und Perspektivlosigkeit berichtet als mögliche Ursache der Tat. Zudem geben sie an von Brunner angegriffen worden zu sein und sprechen von Impulsverlusten und Erinnerungslücken.
Nach ähnlichen Taten in München in denen Angeklagte Alkoholenthemmung angaben wurde dies bei Urteilsverkündung in Bayern nicht als Milderungsgrund anerkannt. Grund damals war, dass das Gericht nicht davon ausgeht, dass ein betrunkener Mensch dermaßen zielgerichtet und schnell Schlagen und Treten kann. Wie es in diesem Fall gesehen wird ist unklar. In Bezug auf Betreuung vor der Tat wurde gesellschaftlich intensiv Hilfe in der Familie und individuell für die Täter geleistet.

Ich bin ratlos und wütend wenn ich daran denke wie wenig Maßnahmen, ob Strafe oder Hilfe, bei den drei Tätern halfen.
Ich bemerke an mir, ich habe wenig Lust mit Gründe zu überlegen wieso sie diese Tat begehen "mussten".
Wenn ich mir überlege, dass es Menschen gibt die von sich sagen, sie rasten einfach aus und sind nicht mehr zu bremsen, dann bekomme ich persönlich Angst. Ich hätte ihnen nichts entgegenzuhalten. Ich könnte auch nicht darauf vertrauen am Boden liegend, ohnmächtig, verschont zu werden von weiteren Verletzungen. In solchen Momenten denke ich bezogen auf diese Täter ist es einfach Glück ihnen nicht zu begegnen.

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shark
Beitrag 18.Jul.2010 - 14:26
Beitrag #2


Strösenschusselhai
************

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Natürlich sollten Menschen, die Kinder haben, in der Lage sein, sich zu informieren, sich zu orientieren über Hilfsmöglichkeiten, und auch tatsächlich nach Hilfe ansuchen und diese dann auch annehmen.

Sie tun es aber vielfach nicht. Gewiss, manchmal schieben sicher Eltern auch "Angst vor den Ämtern" vor - vielfach aber sitzt diese Angst tief. Oft durch eigene Erfahrungen während der Kindheit.
Nicht selten ja setzen sich Mechanismen, die Erziehungshilfe erforderlich machen, von Generation zu Generation fort.
Da passiert es einfach nicht, dass diese Eltern sich neutral "informieren" - sie haben schon eine Meinung - und die stützt sich auf eigene Erfahrung und berichte Anderer, denen es genauso erging wie ihnen selbst.

Und gar nicht ganz zu Unrecht fühlen viele Eltern sich vom Staat "observiert" und gegängelt.
Als wir (habe damals in einem Kindergarten gearbeitet) 2008 den Auftrag erhielten, im Kindergarten ärztliche Untersuchungen an allen Kindern vornehmen zu lassen, die im übernächsten Jahr schulpflichtig sein würden, bekamen wir auch die Anweisung, alle Eltern, die diese Untersuchungen nicht wahrnehmen würden, namentlich dem Jugendamt zu melden.
Ich war darüber zutiefst empört, denn ich selbst habe meine Kinder auch ausschließlich von ihren Kinderärzten untersuchen lassen - einfach, weil ich weiß, dass diese ihren Entwicklungsstand viel besser beurteilen konnten als das ein Arzt vom Gesundheitsamt, der die Kinder gar nicht kennt, überhaupt tun kann. Diese Massenuntersuchungen habe ich immer abgelehnt.
Deswegen das Jugendamt "am Hals" zu haben, wäre auch mir, die ich "nichts zu verbergen" hatte, bitter aufgestoßen.

Zuvor habe ich in einer Brennpunkt-Jugendhilfeeinrichtung gearbeitet. Fast jedes zweite Kind kam auf Betreiben des Jugendamtes zu uns. Und viele hatten das auch bitter nötig. Weil sie Eltern hatten, die die Verantwortung für ihr Kind nicht allein tragen konnten (oft konnten sie das nicht einmal für sich selbst) und den Kindern ermöglicht werden sollte, wenigstens bis 17 Uhr Förderung und ein angemessenes soziales Umfeld zu erhalten.
Sehr häufig waren diese Eltern das, was man "bildungsfern" nennt - viele von ihnen (und nicht nur die, die schlecht deutsch konnten) wären nicht einmal in der Lage gewesen, auch nur ansatzweise zu verstehen, was wikipedia über "Jugendhilfe" schreibt.
Wir haben vermittelt zwischen Eltern und Jugendamt; oft war das Verhältnis zu der Zeit, als die Kinder bei uns ankamen, schon so von Verletzung und Enttäuschung auf beiden Seiten bestimmt, dass kaum noch konstruktive Kommunikation möglich war.
Durch unsere Vermittlung und "Übersetzung" wurde das verhältnis meist wieder besser und allmählich konnten die meisten Eltern dieses Gefühl der "Bedrohung" durch das Jugendamt ablegen, konnten auch Hilfen anderer Träger annehmen und sich besser selbst organisieren.

Ich stimme Dir zu: es gibt durchaus Angebote der Jugendhilfe, die unbürokratisch, sogar anonym funktionieren, aber es existiert ganz offensichtlich noch immer nicht ausreichend das Bewusstsein dafür, dass es OK und normal ist, sich Hilfe zu besorgen.
Diese Haltung zu vermitteln ist eben auch eine Aufgabe der Gesellschaft.
Die Menschen müssen verinnerlichen, dass "Erziehung" nicht etwas ist, das "alle anderen Leute nebenher machen" und etwas, in dem man Probleme nicht zugeben darf, weil man sich sonst komplett disqualifiziert.

Ich habe lange eine Elterngruppe unserer Einrichtung geleitet. Ganz oft haben Eltern da geäußert, wie sehr es sie erleichtere, jetzt endlich zu wissen, dass es Anderen auch so gehe wie ihnen, dass sie sich nun weniger schämten und besser darüber reden könnten, was bei ihnen schief läuft. Dass es sich gut anfühle, allein deshalb schon für verantwortungsvoll gehalten zu werden, weil man sich Hilfe nehme. Ganz egal, wieviele Fehler man sonst mache.
Das stärkt solche Eltern - und rückt das Bild gerade, was viele Menschen von der Erziehung und Begleitung von Kindern haben.

"Wasch mich, aber ertränke mich nicht" - das ist eher die Haltung, die ich erlebt habe bei den Eltern. und zwar dann, wenn man ihnen auf Augenhöhe als Mensch begegnen kann.
Natürlich klappt auch das nicht immer, aber eben oft.

Gruß

shark
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