Love Parade Duisburg 2010 |
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Love Parade Duisburg 2010 |
24.Jul.2010 - 19:59
Beitrag
#1
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- keep it up you go girl - Gruppe: Members Beiträge: 13.733 Userin seit: 21.02.2007 Userinnen-Nr.: 4.099 |
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01.Aug.2010 - 16:58
Beitrag
#2
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Naschkatze Gruppe: Members Beiträge: 329 Userin seit: 16.03.2007 Userinnen-Nr.: 4.205 |
"Immer öfter wird in diesem Land nicht nur im Kreis der Nahestehenden, sondern öffentlich getrauert" (s.a.*). Hierbei erlebe ich wiederholt, dass es nicht eine öffentliche Trauer ist die einfach Respekt vor dem Verstorbenen ausdrückt, noch mal deren Leben öffentlich erwähnt wir, sondern, dass emotionale Ausnahmezustände gepuscht werden. Diese werden in meiner Wahrnehmung gepuscht, wenn Unbeteiligte traumatisierenden Bildern ausgesetzt werden, sie eine Dauerbeschallung des Unglücks bekommen und Emotionen direkt gefördert werden. Z.B. dadurch gefördert, dass die Interviewpartner eben nicht abgeklärt sind sondern die Kamera auf Tränen und erstickte Stimmen schwenkt, auf Emotionen sobald sie irgendwo auftauchen (das kann auch Wut sein, Verzweiflung.....oft wird es im Nachhinein für die Menschen vor der Kamera ein "Erwachen geben" wie sie gefilmt wurden in einem doppelten Ausnahmezustand / eigene Emotion +ungewohnte Kamera).
"Trauer ist etwas höchst persönliches, denn es ist ein Ausdruck des Empfindens um den Verlust eines geliebten Menschen.Zur Trauer gehören Riten"(s.a.*). Diese Riten werden im Kreis der Nahestehenden zelebriert. Das heißt nicht, dass andere nicht auch Anteil daran zeigen dürfen, Unterstützung zeigen dürfen , diese anbieten können und sollen. Aber Trauer bleibt etwas persönliches, individuelles. Dies bleibt sie auch wenn darüber gesprochen wird. Es ist gut darüber zu sprechen. Auch über die Veränderung die Trauer bei Menschen bewirkt, die verschiedenen Phasen die die Trauer von Trauernden fordert. Trauer hat mit Wut, Verzweiflung und auch immer mit einer Hoffnungslosigkeit zu tun. Ein Bruch im individuellen Leben. Etwas einzigartiges für die betroffenen Menschen, ein Ausnahmezustand mit Ausnahmeverhalten der Betroffenen. Trauer ist etwas was den einen Trauernden betrifft und die nur der Betroffene bestimmen sollte, das wie, wo, mit wem….. . Weil Trauer eine der heftigsten, verunsichernsten, Emotionen ist, ein inniges Gefühl, widerspricht es im Grunde der "zur Schaustellung" in der weltweiten Öffentlichkeit. Vielleicht ist dies etwas was Menschen spüren, dass Trauer doch etwas privates ist, was nicht öffentlich zelebrierbar ist. Vielleicht spricht Hannelore Kraft deshalb auch von ihrem eigenen Sohn auf der Trauerfeier, sie beglaubigt den offizielle Trauernden ihre eigene private Betroffenheit. Ebenso sprach Wulf von seiner Tochter und dem Anruf nach dem Unglück wo sie denn sei. ..... sprach der Verteidigungsminister auf der Trauerfeier für gefallene Soldaten von "den Fragen seiner eigenen Tochter".....( zu den genannten Politikern und ihrem Verhalten Quelle u.a. *, youtube und Bild, Haz....) . Wir wären keine Menschen würden unsere Spiegelneuronen nicht bei dem "echten Leid" anderer Menschen Amok laufen, würde es uns nicht berühren. Und es berührt uns nicht nur am Rande, es bewirkt auch etwas in uns, nämlich ähnliche Emotionen. So wie wir schwer einem schallenden Gelächter zusehen/hören können ohne einzustimmen können wir dies bei anderen Emotionen auch schwerlich. Nur so kommen wir mit unserer Umwelt einigermaßen klar. Wir gehen nicht lachend zu Trauerfeiern, selbst wenn wir im Grunde nicht betroffen sind, wir gehen nicht dauerheulend zu einer Fete. Wir passen uns und unsere Emotionen an und oft unbewußt. Und wenn eine Hannelore Kraft scheinbar eben noch ihre Tränen unterdrückt, eine verzweifelte Mutter vor den Kameras auftaucht, dann schlucken wir heftig und spüren, dass die Welt auch für uns gerade gar nicht witzig ist. Es hilft den Betroffenen nur wenig diese Massenevents, wenn Hilfe dann im direkten Kontakt, wenn sie sich angenommen fühlen, wenn sie selbst diesen Kontakt suchen. Wenn es von außen aufgedrängt wird, wirkt es für Betroffenen eher weiter verschärfend. Sie sind nicht nur ihren eigenen Emotionen und Bildern ausgesetzt sondern auch denen der Anderen. Zudem nicht selten auch öffentlichen „Pflichten“ und Erwartungen. Zudem werden andere durch mediale Emotionen in einen Sog gezogen. Die Medien zelebrieren öffentliche Trauer, auch um Fußballspieler die an Depressionen erkranken und nach einigen Ereignissen ist statistisch klar, es führt dazu, dass manche Menschen sich derart "reindenken" dass sie selber das Ereignis wiederholen. Sie gehen zum gleichen Bahnsteig und werfen sich vor den Zug (natürlich sind diese Menschen vorbelastet). Menschen brauchen Betreuung weil sie mit den "aufgepuschten Emotionen" nicht mehr umgehen können. Emotionen die sie von außen erreichen die aber zumeist, sind sie tief empfunden, das eigene Schicksal, die eigenen Ängste antreiben und beeinflussen, puschen. Unserem Gehirn ist es egal ob wir etwas wirklich erleben oder uns in Gedanken hineinsteigern. Dazu muß niemand jahrelang per Gedankentrick seinen Blutdruck senken, es reichen kleine Versuche wie z.B. Herr von Hirschhausen sie gern praktiziert. Er schickt die Menschen in die Pause nachdem die eine Publikumsseite ihr "schlimmstes Erlebnis“ aufschrieb und die andere Hälfte "ihr schönstes". Nach der Pause sind die einen fröhlich, die anderen nicht (individuell mit gewissen Unterschieden aber messbar). Vieles unserer Prominenz erscheint mir nebenbei auch schrecklich aufgesetzt. Eben noch betroffen vor der Kamera und fünf Minuten später bei Lohengrin. Manche Menschen werden zur Zeit in Duisburg ausgeschlossen, von dem Recht zu trauern, von jeglichem Recht. Das geht so weit, dass es "Todesdrohungen" gibt. Es herrscht eine unglaubliche Wut vor, eine entmenschlichende Wut gegen Einzelne. Ich denke was nicht wirklich thematisiert wird ist die Frage der Scham. Der Scham der Beteiligten. Denn auch dies gehört zu solchen Ereignissen, der Selbstvorwurf "habe ich etwa gedrängelt weil ich schneller...", "bin ich über die Treppe ohne Not".....“hätte ich etwas anders machen sollen“, „habe ich die richtigen Verletzten versorgt, tat ich alles für andere Menschen“. "inwieweit ist es richtig danach noch feiern zu gehen, weiter Große Events zu wünschen", "wieso feierte ich weiter"....... Ich glaube auch diese Scham, die persönlich erdachte Schuld (die nichts mit Realitäten zu tun haben muß) befördert eine ungute Stimmung der Emotionen, der beeinträchtigenden Emotionen, welche "Heilung verhindert". Ich weiß nicht wieso in Duisburg von den Verantwortlichen der Trauerfeier, wieder auf Größe geschaut wurde, auf das Megaevent. Heute las ich alle Kirchen der Stadt beteiligten sich und insgesamt hätten 100.000 Leute teilnehmen sollen/können. Es blieben unter 2000 Beteiligte. Trauer hat auch etwas mit Demut zu tun. Mit „klein sein“ und hilflos fühlen. Das geht nur bedingt im Stadion. In einem Klima in dem Wut/Scham, Trauer/Wut gemeinsam "wabern" ist weder eine Aufarbeitung noch ein emotionale zur Ruhe kommen möglich. Es ist und bleibt so Event. Ich bin immer dafür, dass Menschen sich über ihre Emotonen austauschen in einem Kreis den sie bestimmen können und wählen. Ich freue mich auch hier in diesem Forum sprechen Menschen über ihre Gefühle auch wenn sie durchaus privat sind. Auch ich wähle manchmal einen größeren Kreis um mich auszutauschen und Hilfe zu erbitten. Aber wichtig ist, dass niemand dazu "genötigt" wird, dass Behutsamkeit vorherrscht in Veröffentlichungen, dass Adressaten bestimmbar sind. Ich kann mir vorstellen eines Nachts in einem Forum, in einer Ausnahmesituation etwas preiszugeben was ich am nächsten Tag bereue. Aber ich denke z.B. hier ich hätte die Möglichkeit die Verbreitung zu unterbinden. In Duisburg suchen Reporter Leid und halten drauf, veröffentlichen medial global. Mit Bild und Ton. Natürlich sind Menschen von Ereignissen betroffen, natürlich sollen sie immer darüber sprechen können, es ausdrücken können. Natürlich auch wenn sie etwas in den Medien berührte. Aber ich kritisiere erheblichst das Spiel mit den Emotionen anderer indem ich "sie verkaufe", Auflagen steigere, Wähler befriedige und ggf. die Stimmung noch anheize indem über beteiligte Personen öffentlich geredet wird, deren Tun kritisiert wird. In dem Wissen kritisiert den Leuten geht die ganze Sache bestimmt nah und es ist auch kein Spaß nicht mehr auf die Straße zu können und das Hassobjekt einer Stadt zu sein. Dass es in solchen Situationen zu Fluchten, Rechtfertigungen, kommt empfinde ich mehr als verständlich und menschlich * Quelle/Zitat Trauerfeier ohne Versöhnung, Stern 31.Juli 2010 Edit, Quelle/Zitat erkennbar gestaltet Der Beitrag wurde von ella1 bearbeitet: 03.Aug.2010 - 10:05 |
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01.Aug.2010 - 19:41
Beitrag
#3
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mensch. Gruppe: Members Beiträge: 6.498 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 |
Diese [(öffentlichen?) emotionalen Ausnahmezustände] werden in meiner Wahrnehmung gepuscht, wenn Unbeteiligte traumatisierenden Bildern ausgesetzt werden, sie eine Dauerbeschallung des Unglücks bekommen und Emotionen direkt gefördert werden. Das sehe ich ähnlich, ich fühle mich allerdings auch in der Lage zu entscheiden, ob ich einen halben Tag durch Newsseiten klicke oder durch Sender zappe, weil ich das Gefühl habe, meine Geschocktheit dadurch zu verarbeiten oder ob ich mich dem Push entziehe, der mich auch nach dem Verarbeiten am Thema halten will. Mir ist es beim 11. September 2001 das erste Mal aufgefallen und bewusst geworden. Weil ich außerhalb der Mediensintflut im Urlaub war und danach das Drama eines ganzen Tags und Tausender Menschen vor Ort auf wenige "Ikonen", Bilder, Szenen, Platzhalter zusammengeschrumpft war. Sowohl nach dem Tod von Michael Jackson, als auch nach der Katastrophe bei der Loveparade haben Medien die Menschenmengen, die zu Trauerfeiern erscheinen würden völlig überschätzt. Trauer ist doch öfter privat - Lady Dis Beerdigung komplett ausgenommen - als anscheinend (vor Journalist/inn/en) erwartet. Und Trauer lässt sich auch nicht in Besucherzahlen messen. Was ich an Hypes bedenklich finde ist, dass die spätere Berichterstattung, wenn das Leben in seiner alltäglichen, "langsamen" Geschwindigkeit so weit ist, dass etwas zu einem neuen Ergebnis kommt, und sei es ein Zwischenergebnis, dagegen völlig abfällt. Ein Kind wird getötet - tagelange Berichterstattung. Der Mörder wird verurteilt - eine Notiz an 4. bis 6. Stelle der Nachrichten. Vom Freispruch des Moderators Andreas Türk nach Vergewaltigungsanzeige kaum Meldungen, er ist weg von der Bildfläche. Bei Kachelmann wollen's "die Medien" anscheinend etwas besser hinbekommen. Aber auch das der Hype in den ersten 10 Tagen unverhältnismäßig. Ich sehe es in diesem Punkt ähnlich wie Du. Meine Konsequenz ist entsprechend eigenverantwortlicher Medienkonsum. Soweit es mir möglich ist, ich bin auch nur ein Mensch ;-) McLeod, völlig im OT - ich hoffe, es ist für alle Mitlesenden noch im Rahmen? |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 01.11.2024 - 00:31 |