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> Hmm ... ich bin doch nicht die Einzige, die derzeit beunruhigt ist, oder?, Libyen, Japan
Mausi
Beitrag 23.Mar.2011 - 10:52
Beitrag #1


Mama Maus
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Hallo ihrs,

ich bin etwas verwundert - dass da bisher noch kein Thread aufgetaucht ist - also "trau" ich mich mal und versuche einen zu eröffnen.

Mich beunruhigt dass derzeit massiv, was so in der Welt passiert.

Es hört ja auch garnicht mehr auf.
Es war, für mich, klar, dass irgend ein Dikatator (nach Tunesien und Ägypten, zeitgleich jetzt mit dem Jemen) nicht mehr "mitmachen" wird & friedlich das Feld räumen.
Daher hab ich mich zwar einerseits für die Menschen gefreut, die einen Umsturz haben herbeiführen können, andererseits (aufgrund von Besorgnis/Angst vor einem Krieg) Sorgenvoll zugeschaut und sehr mit den Menschen in Libyen gelitten & mir aber auch gedacht "Da muss doch mal einer eingreifen".
Und jetzt ist es soweit - es ist Krieg.
Deutschland hält sich raus - zuerst war ich da nicht sonderlich erfreut darüber, inzwischen bin ich geteilter Meinung.

Tatsache ist, dass mir der "Flächenbrand" allgemein ein wenig Sorgen macht & der Krieg sowieso.
Ich glaub ich kann es garnicht richtig in Worte fassen - es beunruhigt mich nur massiv - so sehr, dass ich, sobald ich das Internet anschalte erstmal auf Informationsseiten gehe (was sonst bisher nicht zu meinen ersten Interessen gehört hat (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ).

Und dann noch Japan dazu - das Erdbeben, was schon schlimm genug ist, dann der Tsunami, der alles noch viel schlimmer machte & nun das AKW was im Endeffekt, finde ich, nicht sonderlich unter Kontrolle zu bekommen ist. Mal abgesehen von der Informationspolitik Japans(Tepco) und den Beschwichtigungsversuchen.

Irgendwie finde ich, hat sich im letzten halben Jahr - oder eigentlich seit der Weltwirtschaftskrise- die Lage in der Welt immer mehr zugespitzt. Im Moment empfinde ich es als sehr bedrohlich.

Sonderlich fundiert kann ich hier nun nicht schreiben - aber mein Unbehagen wollte ich ausdrücken & fragen, ob - weil eben bisher noch nichts geschrieben wurde - es andere denn genauso beunruhigt wie mich?

Mausi
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sonnenstrahl
Beitrag 29.Mar.2011 - 19:20
Beitrag #2


verboden vrucht
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(Ich habe die Flut der Beiträge nach dem Eingangs-Post nur überflogen, und gehe daher hiermit nur auf diesen ein)

Bin ich beunruhigt?

???


Ich habe in den letzten Wochen wieder einmal festgestellt, dass es Ereignisse gibt, die mich persönlich unruhiger, wütender, fassungsloser, hilfloser machen als andere Ereignisse.

So abgebrüht es vielleicht zunächst klingen mag:
Kriege, diese Kriege der letzten Jahre, wo auch immer sie stattfanden, fühlen sich für mich eher wie etwas an, was zwar entsetzlich klingt ... aber weit weg ist. Mein Verstand nimmt wahr: Da sterben Menschen gewaltsam. Und mein Land ist irgendwie - handgreiflich oder geschäftlich - daran beteiligt. Eine Instanz in mir verurteilt jeden Krieg. Gefühlsmäßig erreicht es mich nur peripher. Es triggert sozusagen nichts in mir, was zur Zündung bereit liegt.

Ich registriere also: Immerzu bekämpfen sich irgendwo auf der Welt Menschen im mehr oder weniger großen Stil unter Einsatz von tödlichen Waffen.
Denke: So war es bereits vor Jahrtausenden.
Ja, Scheiße.
Menschen kommen, Menschen gehen. Menschen kommen. ...
Manche leiden. Andere triumphieren.
Manchmal wendet sich das Blatt.
Manchmal nicht.
Es gibt viel Ungerechtigkeit.
Nicht immer zu meinen Ungunsten, z.T. ob ich will oder nicht.
Das ist der Lauf der Welt.

Würde der Krieg vor meiner Haustür oder gar in dem Haus, in dem ich lebe stattfinden, würde er mich sicherlich massiv beuinruhigen.
So wie es momentan ist, entrüstet es mich - gelegentlich.
Hier und da spende ich was - an medica mondiale z.B.

Natürlich wünschte ich, die Welt wäre friedlicher, alle Menschen gingen achtsam miteinander um, alle wüssten, wie sie ihre aggressiven Impulse in Kreativität umsetzen statt in Killerei, und Profitgier würde sich in Liebe zum Leben wandeln.
Es ist jedoch wie es ist.



Ähnlich geht es mir mit Naturgewalten und den menschlichen Katastrophen, die durch diese ausgelöst werden.
Es gibt sie nun mal.
Es hat sie seit jeher gegeben.
Bis jetzt hat mich keine persönlich betroffen, und mein Leben, sowie das Leben um mich herum geht weiter.


Ich habe mich sehr bewusst vor ca. 30 Jahren gegen das Vorhandensein eines Fernsehapparates in meinen privaten 4 Wänden entschieden.
Denn ich weiß: Ich bin alles mögliche - aber eben nicht abgebrüht.
Bilder, Musik, Gerüche können mich z.T. wochen- wenn nicht monatelang begleiten und beeindrucken.
V.a. was Bilder angeht, sorge ich deswegen dafür, dass ich mir manches erspare, was mich erstarren lassen könnte. Was ganz und gar nicht bedeutet, dass ich mich der Thematik von Krieg, Grausamkeit, Gewalt, Zerstörung ... verschließe. Im Gegenteil.

Seit über 20 Jahren arbeite ich therapeutisch, und seit Ende der Neunziger zunehmend mit traumatisierten, verängstigten, erstarrten, verstörten Menschen. Etliche von ihnen haben hier oder anderswo Krieg(e) erlebt, und/oder sind mit Eltern, Großeltern, Vertrauenspersonen aufgewachsen, die kriegstraumatisiert waren oder sind. Wahrscheinlich könnte ich ihnen nicht weiterhelfen, wenn ich mich allzusehr vom Schrecken in der Welt absorbieren ließe.
Ich geh dem aus dem Weg, was meinen Fluss vorübergehend stocken lassen könnte. Soweit es mir möglich ist. Denn ich möchte diesen Fluss, diese fließende Energie für mein Leben zur Verfügung haben. Und für das, was ich bewegen bzw. bewegen helfen kann.
Nur so ist mir jede Menge einfühlende aufbauende Begleitung und Unterstützung dieser Menschen möglich - weil ich in der Regel nun mal nicht mitleide und mich nicht lähmen lasse.



Ganz anders als das eben Beschriebene erlebe ich menschlich herbeigeführte Umweltkatastrophen:

Seien es durch die Blumenindustrie komplett verseuchte Lanstriche und Gewässer in Afrika und Mittel- und Südamerika. Sei es das größte Süßwasserreservoir der Erde - der Baikalsee - das mit Gift aus der Zellulosefabrikation verseucht worden ist - und weiter verseucht wird.
....
Ich weiß um ölverseuchte Meere. Um Unmengen von Plastikmüll und dessen Zersetzungsteile in den Ozeanen. Ich weiß: Tier- und Pflanzenarten sterben aus - weil Menschen ihren Lebensraum zerstören. Der Super-GAU von Tschernobyl wird noch lange - sehr sehr lange - lebensbedrohend, lebensvernichtend, lebensumbauend nachwirken.
Und nun Fukushima. ...
Bröckchen für Bröckchen trudelten Informationen darüber in mein normalerweise gut filterndes Bewusstsein. Über´s Radio. Über die Presse. Über Gespräche. Über den stummen, bewegte Bilder servierenden Bildschirm in der Deckenecke "meiner" napoletanischen Espresso-Bar.
"Hast du schon gehört ...?"
Mir ist der Atem gestockt.
Und ich habe sofort einen unbändigen Schmerz, eine unbändige Wut in mir gespürt.
Es ging mir durch und durch.
Das ist für mein Empfinden nicht weit weg.
Das erreicht mich unmittelbar.
Sowas geht ziemlich ungefiltert durch.
Es haut mir persönlich in den Magen. Wummmm!
Es bedroht mich persönlich.
Es ist, als würde man mir ins Bein schießen.
Denn diese Erde, die da für Jahrzehnte, Jahrhunderte, vielleicht für immer von uns sukzessive kaputt gemacht wird - das ist das Ganze. Das sind nicht nur einzelne ihrer Zellen, die absterben und durch neue ersetzt werden - wie wenn Menschen oder Tiere sich gegenseitig umbringen, wie sie es nun mal tun. Oder wie wenn eine Kuh einen Haufen Gras wiederkäut und verdaut und guten Dünger kackt.
Das ist kein Kreislauf mehr.
Noch nichtmal mehr ein grausamer, beschleunigter Kreislauf.
Jedenfalls nicht, solange ich meinen Blickwinkel aus der Sicht einer Erdbewohnerin beibehalte.
Das ist - verdammt nochmal - der Ast, auf dem ich sitze! Der einzige bewohnbare Ast weit und breit.
Der knirscht und wackelt.
Und es ist nicht nur der Ast, auf dem ich sitze: Es ist alles. Ich bin ein Teil von dieser Erde. Und sie ist ein Teil von mir.

Vielleicht sieht die Große Grundgütige das von ihrer kosmosumfassenden Warte aus anders.
Klar, was ist unser kleiner blauer Planet schon angesichts des ganzen unendlichen Universums ... ?

Was sind wir Menschen schon angesichts des ganzen Universums ... ?
Aber ich bin nun mal einer!
Zumindest auch.
Und ich will leben!
Hier! Jetzt!


Und nun?

Ich lebe.
Hier. Jetzt.

Nein, ich bin nicht erstarrt. Das war nur einen Moment lang so.
Ich habe mich sehr bald ausgetobt. Mir den Schock vom Leib geschüttelt.

Und dann habe ich weiter gelebt. Weiter meine Arbeit getan.
Ich war auf keiner einzigen Mahnwache oder Demo bis jetzt, weil ich am ersten Wochenende lieber in Ruhe spazieren gegangen bin, und mich von der Woche erholt habe. Und am vergangenen Wochenede hatte ich eine Fortbildung.
Ich war mit dem Herzen dabei.
Selbstverständlich.

Mehr noch als das verbinde ich mich täglich und stündlich und so oft es irgend geht bewusst mit allem, was lebt und schwingt. Das tu ich sowieso. Ob nun grade irgendwo ein AKW explodiert oder nicht. Aber nun tu ich es erst recht.
Ich schenke meinem erweitertzen Organismus - der Erde mit all ihren Bewohnern, meinen schuppigen, haarigen, blättrigen, samigen und auch menschlichen Geschwistern sozusagen - meine volle, wache und liebevolle Aufmerksamkeit. So gut es mir im jeweiligen Moment gelingt. Ich spüre hin. So, wie ich es mit meinem Körper tu, wenn er sich mit Schmerzen oder Niesanfällen oder was auch immer meldet.

Das ist das, was ich seit Jahren versuche, meinen Patienten beizubringen:
"Hör hin, was dein Körper dir sagen will. Sei einfach da. Setz dich im Geiste zu ihm - wie zu einem kranken Kind. Lausch einfach. Ohne verändern zu wollen. Ohne zu beurteilen. Ohne zu analysieren. Fühl einfach mit. Sei bei dir. Das ist es, was dein Körper von dir will.
Sei einfach da.
Lass deinen Körper spüren, dass du für ihn da bist."

Sei bei dir ... das kannst du letztlich nicht, ohne zugleich bei allem zu sein.


Lass deinen Mitmenschen spüren, dass du ihn wahrnimmst.
Lass die Erde spüren, dass du dich ihr zuwendest.
Sei einfach da.
Ganz still.
Nimm wahr.

Ja, das tu ich. So gut ich kann.

...



So geh ich damit um.





Und ich bin immer noch froh darüber, dass bei mir zuhause keine Schreckensbilder über den Bildschirm laufen.

Der Beitrag wurde von sonnenstrahl bearbeitet: 29.Mar.2011 - 19:49
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