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Beitrag
#1
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Miau ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 3.625 Userin seit: 17.01.2006 Userinnen-Nr.: 2.495 ![]() |
Hallo, Ihr Lieben,
nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder zu Wort - ich wusste ausnahmsweise mal nicht, wohin mit diesem Thread, daher die Bitte an die Strösen, ihn ggf. zu verschieben - danke (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif) Ich bin ja Lehrerin an einer Grundschule und habe seit Montag einen Praktikanten, der ein Berufsfindungspraktikum macht. Dieser ist schwul. (Ja, ich weiß, es ist ein Mann, aber die Situation wäre wohl die gleiche, wenn es sich um eine lesbische Praktikantin handeln würde, denke ich. Daher wage ich, die Frage hier zu stellen....) Also: Der Junge ist minderjährig und wurde vor Praktikumsantritt mit seinem Freund im Ort gesehen und nun auf dem Schulhof von SchülerInnen wiedererkannt und wegen seiner Homosexualität beschimpft und gehänselt. Er hat zugegeben, dass er homosexuell ist, weil er sich selber nicht verleugnen wollte. Die Schulleiterin bat ihn daraufhin zu einem Gespräch (mit mir als Zeugin), betonte, dass ihr persönlich seine sexuelle Orientierung völlig egal sei, er das aber nicht in die Öffentlichkeit tragen solle, und falls er von sich aus das Thema nochmal auf den Tisch bringen würde, würde sie ihm den Praktikumsplatz kündigen. Ich habe mich daraufhin mal etwas schlauer gemacht, was die rechtliche Lage betrifft, und bin aufs AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, kurz: Antidiskriminierungsgesetz) gestoßen. Dieses besagt, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung benachteiligt werden dürfe etc.... Jetzt geht´s da aber nur um Arbeitnehmer und Auszubildende - von SchülerInnen habe ich da nix gelesen. Weiß jemand, ob die auch unter dieses Gesetz fallen? Ich meine - es hätte genausogut eine lesbische Praktikantin sein können, da hätten wir das gleiche Spielchen - kann man dafür gekündigt werden, dass man zugibt, homosexuell zu sein? Auch wenn es "nur" ein Schülerpraktikum ist? Darf einem verboten werden, über die eigene Homosexualität zu sprechen? (Dass man keine Details über genauere Vorgehensweisen ausbreitet, sollte klar sein.... aber zu sagen: "Ja, ich bin lesbisch" oder "Ja, ich bin schwul" - kann das verboten werden?) Nun ist es in der Grundschule nicht zuletzt aufgrund diverser homophober Eltern ohnehin schwierig, sich zu outen (ich hab´s den Kindern / Eltern gegenüber auch nie getan - an meiner ehemaligen Schule hatte es sich aber ohnehin irgendwann rumgesprochen und niemand hat irgendwas Negatives verlauten lassen....). Aber es kann doch nicht angehen, dass ein junger Praktikant sich auf dem Schulhof beschimpfen lassen muss und sich nicht wehren darf, oder? Bzw. überhaupt, dass die eigene Homosexualität verschwiegen werden muss, weil sie "auf der Arbeit nichts zu suchen hat" (Zitat Schulleitung, die übrigens schon lange weiß, dass ich lesbisch bin) ? Hat da eine von Euch mehr Ahnung als ich und kann mir weiterhelfen? Ich hab´ mir das AGG heute vorsichtshalber schon mal auszugsweise ausgedruckt - ich weiß aber nicht, ob es in diesem Fall auch greifen würde? Vielen Dank und liebe Grüße, Leslie Der Beitrag wurde von leslie7259 bearbeitet: 04.May.2011 - 19:13 |
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Beitrag
#2
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Strösenschusselhai ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 21.898 Userin seit: 10.11.2004 Userinnen-Nr.: 741 ![]() |
Ich habe jetzt schon einige Male diesen Thread gelesen und wollte immer schon antworten, als ich jedesmal wieder dachte, dass ich dazu zu wütend bin.
Mich regt wahnsinnig auf, wenn ich so was zu lesen bekomme.... Heut will ich es aber doch mal versuchen. Zuerst: Es ist eine ungeheurliche und unverantwortliche Art, wie die Schulleitung mit diesem Praktikanten umgeht. Und zwar sowohl ihm selbst gegenüber - da vermisse ich die Fürsorge und Unterstützung, die die Schulleitung einem (auch noch) minderjährigen Berufspraktikanten gegenüber hat und entdecke in deren Verhalten statt dessen eine Mischung aus Homophobie und Hilflosigkeit, adäquat und souverän mit dieser Situation umzugehen - als auch der SchülerInnen-, Lehrkräfte- und Elternschaft gegenüber, die in ihrer Haltung, dass die bloße Bekanntwerdung der Homosexualität einer Person zu vermeiden sei, weil mit dem Problem der Diskriminierung dieser Person nicht umgegangen werden will. Das eigentliche Problem ist so nicht zu lösen. Und das muss die Schulleiterin auch wissen - ist ihr das nicht klar, braucht sie mindestens Supervision. Diese Geschichte kann man nicht auf sich beruhen lassen. Nicht mit gutem Gewissen. Zur Frage, "wie out" eine Lehrkraft sein kann oder wie sinnvoll es ist, womöglich künstlich zu verschweigen, dass der Mensch an der Seite einer Lehrkraft vom selben Geschlecht ist wie sie selbst, kann ich eigentlich nur McLeod beipflichten. Zwar sehe ich keinen Grund dazu, den Kindern im Morgenkreis die Ulli statt des Karls zu präsentieren, wenn sich das nicht von selbst so ergibt und ich bin immer auch dafür, dass eine Lehrperson authentisch ist. Und dazu kann auch gehören, ganz grundsätzlich nicht über das eigene Privatleben zu sprechen. Aber: An dieser Schule wird meiner Ansicht nach auf die Befindlichkeiten derer, die Homosexualität nicht akzeptieren können, unangemssen viel Rücksicht genommen und dafür jenen, die betroffen sind (und das können neben Lehrpersonen und PraktikantInnen eben auch SchülerInnen sein) die notwendige Rückenstärkung verwehrt. Im Fall dieses Praktikanten aktiv, sonst aber offenbar zumindest passiv - das aber in einer so deutlichen Form, dass ich annehme, dass sich keine Lehrkraft und keinE SchülerIn sich überhaupt um Unterstützung an VertreterInnen der Schule wenden würde; einfach weil klar ist: "Das ist ein Thema, worüber wir sorgsam schweigen". Das finde ich nicht gut. Ganz und gar nicht. Und zwar für alle nicht. Weil damit ein Bild verfestigt wird, das eine Schule von sich nicht entwickeln lassen sollte. Ich habe lange auch mit jungen Kindern gearbeitet. Besonders lange mit ErstklässlerInnen. Und ich habe auch ohne Plakat - einfach, indem ich als Ansprechpartnerin durchaus auch mal solche Sätze fallen ließ, wie sie McLeod beschrieb - meine Frau erwähnen können. Und zwar (trotz Brennpunkteinrichtung) ohne nennenswerte negative Folgen. Der größte Teil der Kinder hat den Umstand, dass ich Frau und Kinder habe und nicht Mann und Kinder ganz locker einfach so akzeptieren können, ein Teil hat nachgefragt und nur wenige haben in diesem Alter schon verinnerlicht gehabt, dass Homosexuelle irgendwie "eklig" seien. Durch Gespräche und auch Veranstaltungen, an denen meine Frau mitgewirkt hat, sind aber sogar diese Vorbehalte geschwunden. Und für die älteren Kinder, die am Anfang ihrer sexuellen Selbstfindung standen, war ich diejenige, der sie sich mit so ziemlich jeder Frage anvertraut haben. Insgesamt war es für das grundsätzliche Klima an der Einrichtung sehr gut, dass es mich gab. Selbst jetzt noch treffe ich immer wieder ehemalige SchülerInnen, die das bestätigen und die meine natürliche Offenheit (nicht nur in diesem Lebensbereich) sehr zu schätzen angeben und sagen, dass sich dadurch für sie eine Menge geändert hat. Ich empfinde es als wertvoll, wenn homosexuelle PädagogInnen an einer Schule oder anderen Einrichtung für Kinder und Jugendliche zu finden sind - sie sind perfektes "Anschauungsmaterial" dafür, dass Homosexualität einfach eine mögliche und gleichwertige Art zu lieben ist. Dass sie sich aber auch so fühlen und locker sein können, wer sie sind, hängt ganz wesentlich von der Rückenstärkung ab, die sie von der Leitung der Einrichtung erfahren. Und ich glaub, daran mangelt's arg an der Schule, an der Du arbeitest, leslie. Ich würde, unterrichtete ich an dieser Schule, diesen Mangel klar formulieren und darauf bestehen, dass sich da was tut. Liebe Grüße shark Der Beitrag wurde von shark bearbeitet: 13.May.2011 - 18:28
Bearbeitungsgrund: Wort an richtige Stelle gepackt
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