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> Schülerpraktikum kündigen wegen Homosexualität?, Kennt sich eine mit den Gesetzen aus?
leslie
Beitrag 04.May.2011 - 19:11
Beitrag #1


Miau
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Hallo, Ihr Lieben,

nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder zu Wort - ich wusste ausnahmsweise mal nicht, wohin mit diesem Thread, daher die Bitte an die Strösen, ihn ggf. zu verschieben - danke (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)

Ich bin ja Lehrerin an einer Grundschule und habe seit Montag einen Praktikanten, der ein Berufsfindungspraktikum macht. Dieser ist schwul. (Ja, ich weiß, es ist ein Mann, aber die Situation wäre wohl die gleiche, wenn es sich um eine lesbische Praktikantin handeln würde, denke ich. Daher wage ich, die Frage hier zu stellen....)

Also: Der Junge ist minderjährig und wurde vor Praktikumsantritt mit seinem Freund im Ort gesehen und nun auf dem Schulhof von SchülerInnen wiedererkannt und wegen seiner Homosexualität beschimpft und gehänselt. Er hat zugegeben, dass er homosexuell ist, weil er sich selber nicht verleugnen wollte.

Die Schulleiterin bat ihn daraufhin zu einem Gespräch (mit mir als Zeugin), betonte, dass ihr persönlich seine sexuelle Orientierung völlig egal sei, er das aber nicht in die Öffentlichkeit tragen solle, und falls er von sich aus das Thema nochmal auf den Tisch bringen würde, würde sie ihm den Praktikumsplatz kündigen.

Ich habe mich daraufhin mal etwas schlauer gemacht, was die rechtliche Lage betrifft, und bin aufs AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, kurz: Antidiskriminierungsgesetz) gestoßen.

Dieses besagt, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung benachteiligt werden dürfe etc....
Jetzt geht´s da aber nur um Arbeitnehmer und Auszubildende - von SchülerInnen habe ich da nix gelesen.
Weiß jemand, ob die auch unter dieses Gesetz fallen?

Ich meine - es hätte genausogut eine lesbische Praktikantin sein können, da hätten wir das gleiche Spielchen - kann man dafür gekündigt werden, dass man zugibt, homosexuell zu sein? Auch wenn es "nur" ein Schülerpraktikum ist? Darf einem verboten werden, über die eigene Homosexualität zu sprechen? (Dass man keine Details über genauere Vorgehensweisen ausbreitet, sollte klar sein.... aber zu sagen: "Ja, ich bin lesbisch" oder "Ja, ich bin schwul" - kann das verboten werden?)

Nun ist es in der Grundschule nicht zuletzt aufgrund diverser homophober Eltern ohnehin schwierig, sich zu outen (ich hab´s den Kindern / Eltern gegenüber auch nie getan - an meiner ehemaligen Schule hatte es sich aber ohnehin irgendwann rumgesprochen und niemand hat irgendwas Negatives verlauten lassen....). Aber es kann doch nicht angehen, dass ein junger Praktikant sich auf dem Schulhof beschimpfen lassen muss und sich nicht wehren darf, oder? Bzw. überhaupt, dass die eigene Homosexualität verschwiegen werden muss, weil sie "auf der Arbeit nichts zu suchen hat" (Zitat Schulleitung, die übrigens schon lange weiß, dass ich lesbisch bin) ?

Hat da eine von Euch mehr Ahnung als ich und kann mir weiterhelfen?
Ich hab´ mir das AGG heute vorsichtshalber schon mal auszugsweise ausgedruckt - ich weiß aber nicht, ob es in diesem Fall auch greifen würde?

Vielen Dank und
liebe Grüße,
Leslie

Der Beitrag wurde von leslie7259 bearbeitet: 04.May.2011 - 19:13
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leslie
Beitrag 25.May.2011 - 17:21
Beitrag #2


Miau
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Puh, so viel Text (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Danke für Eure zahlreichen Antworten!
Ich picke mal einige Punkte raus:

1) McLeod: Mit dem "Wir" im Montags-Erzählkreis meinte ich nur, dass ich bei den Kindern nicht näher darauf eingehe, wer jetzt genau "Wir" ist.... Im Kollegium spreche ich schon von meiner Frau...
Da trifft es eigentlich shark ganz gut:
ZITAT
Zwar sehe ich keinen Grund dazu, den Kindern im Morgenkreis die Ulli statt des Karls zu präsentieren, wenn sich das nicht von selbst so ergibt und ich bin immer auch dafür, dass eine Lehrperson authentisch ist. Und dazu kann auch gehören, ganz grundsätzlich nicht über das eigene Privatleben zu sprechen.


2) Und zu dem Schild: Ich unterstelle Dir gar nichts (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
Auch hier trifft es ein Zitat wieder gut, diesmal von malene:
ZITAT
es stimmt schon, der von McLeod angeführte Vergleich mit der Hautfarbe hinkt nach. Als Farbige® hast Du keine Wahl, Du kannst Dein Anderssein nicht verstecken. (Um den Schriftsteller James Baldwin zu zitieren: „Als Schwarzer musste ich mich vor meiner Mutter nicht outen, als Schwuler schon.“)

Da kam von malene zwar noch ein Nachsatz, dass es eine positive Herausforderung sei, sich zu erkennen zu geben. Das ist sicher auch richtig. Aber wie ich bereits oben erwähnte: Ich werde es "meinen" Kindern nicht erzählen. Jedenfalls jetzt noch nicht, vielleicht später. Ich weiß, was das für einen Aufstand nach sich ziehen würde, und meinetwegen nennt mich jetzt feige - oder nennt es "verbiegen", aber das will und werde ich mir nicht zumuten...

3) @shark: Die Mischung aus Homophobie und Hilflosigkeit trifft es wohl sehr gut, ja. Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen, weil sie so gut wie nie im Haus ist und wir uns immer nur zwischen Tür und Angel sehen... Ich schleppe aber nach wie vor die Kopie des Gleichbehandlungsgesetzes mit mir herum und werde hoffentlich bald mal mit ihr sprechen können und dabei sicher auch das
ZITAT
Rückenstärkung ab, die sie von der Leitung der Einrichtung erfahren.

Und ich glaub, daran mangelt's arg an der Schule, an der Du arbeitest, leslie.
Ich würde, unterrichtete ich an dieser Schule, diesen Mangel klar formulieren und darauf bestehen, dass sich da was tut.

und eben einige weitere Punkte aus Deinem Post ansprechen.

4) @miriam: Ich kenne durchaus einige Lesben, die Lehrerinnen sind (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Nur an meinen Schulen, wo ich bisher war, gab´s entweder keine oder aber sie hatten sich wirklich sehr gut im Schrank versteckt (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) Allein der Lesbenchor, in dem ich mal war, bestand zur Hälfte aus Lehrerinnen, Erzieherinnen oder sonstigen Pädagoginnen (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)

5) malene: Ja, ich habe mit dem Praktikanten gesprochen (und nein, ich habe mich nicht geoutet). Ich habe ihm aber gesagt, dass ich im Gesetz gewühlt hätte (da schaute er mich schon ganz erstaunt an (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) und er nicht gekündigt werden dürfe und dass es sein gutes Recht sei, zu seiner Sexualität zu stehen und das auch offen zu sagen. Und natürlich habe ich ihm auch gesagt, dass er jederzeit zu mir kommen könne, wenn irgendwas wäre, und dass ich mich für ihn einsetzen würde.
In der Schule ist danach nichts mehr vorgefallen, der Praktikant hat von der Leitung des Offenen Ganztags und von mir eine positive Beurteilung bekommen, und daher wollte ich das Thema dann auch nicht nochmal aufrollen.

6) @svan: Wie gesagt, im Kollegium wissen bei mir ja auch alle Bescheid, das ist für mich auch überhaupt kein Thema...

LG, Leslie

Der Beitrag wurde von leslie7259 bearbeitet: 25.May.2011 - 17:22
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dandelion
Beitrag 26.May.2011 - 08:47
Beitrag #3


don't care
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ZITAT(leslie7259 @ 25.May.2011 - 18:21) *
Aber wie ich bereits oben erwähnte: Ich werde es "meinen" Kindern nicht erzählen. Jedenfalls jetzt noch nicht, vielleicht später. Ich weiß, was das für einen Aufstand nach sich ziehen würde, und meinetwegen nennt mich jetzt feige - oder nennt es "verbiegen", aber das will und werde ich mir nicht zumuten...

3) @shark: Die Mischung aus Homophobie und Hilflosigkeit trifft es wohl sehr gut, ja. Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen, weil sie so gut wie nie im Haus ist und wir uns immer nur zwischen Tür und Angel sehen... Ich schleppe aber nach wie vor die Kopie des Gleichbehandlungsgesetzes mit mir herum und werde hoffentlich bald mal mit ihr sprechen können und dabei sicher auch das
ZITAT
Rückenstärkung ab, die sie von der Leitung der Einrichtung erfahren.

Und ich glaub, daran mangelt's arg an der Schule, an der Du arbeitest, leslie.
Ich würde, unterrichtete ich an dieser Schule, diesen Mangel klar formulieren und darauf bestehen, dass sich da was tut.

und eben einige weitere Punkte aus Deinem Post ansprechen.

Das erinnert mich an mehrere Menschen in meinem (teils näheren, teils erweiterten) Bekanntenkreis, die so sehr menschenorientiert arbeiten, dass es ihnen schwer fällt, nach Feierabend sie selbst zu sein. Da ist eine Lehrerin, die sich mit ihren Depressionen weder vor den Schülern outen sollte noch beim Kollegium groß Rückhalt erführe. Im Internet sind zu viele ihrer Schüler unterwegs, um wenigstens dort ein Ventil zu haben - manchmal kommt sie mir sehr einsam und isoliert vor.
Da ist die Friseurin, die beschlossen hat, künftig zur Arbeit mindetens X Kilometer zu pendeln, damit sie nicht permanent nach Styling-Tipps gefragt wird, wenn sie morgens Brötchen kauft oder sich nach Feierabend auf die Straße wagt.
Da ist die Referendarin am Gymnasium, die um ihre Autorität fürchtet, wenn rauskommt, dass sie privat nur Metal hört.
Da ist der Lehrer, bei dem durch einen herrischen Kollegen eine Angststörung wieder ausbricht - mit dem Resultat, dass er auch nach der Therapie nicht an die Schule zurückkehren konnte.
Da sind die beiden Lehrer, die fast von der Schule geflogen wären, als ihre Beziehung bekannt wurde - er war noch anderweitig verheiratet, die Schule war katholisch... (sind aber beide geblieben, mittlerweile allerdings miteinander verheiratet)
Dann hätten wir noch die Lehrerin, die (nach Verlassen der Schule) eine On/Off-Romanze mit einem Schüler hatte - und panische Angst, dass das herauskommen könnte.

Man muss glaub ich nicht lesbisch sein, um als Lehrer(in) Angst vor Entdeckung irgendwelcher Ansatzpunkte für Angriffe zu haben. Jedenfalls bin ich wahnsinnig froh, dass meinem Computer egal ist, wer ich bin, und er mich nach Feierabend nur dann verfolgen kann, wenn ich ihn lasse. (IMG:style_emoticons/default/wink.gif)
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