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> Vielleicht war "früher" ja doch manches besser?
Hortensie
Beitrag 14.Aug.2013 - 15:43
Beitrag #1


"Jeck op Sticker"
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Neulich war ich hier in meiner Stadt, dieses rheinische „Dorf“ mal bummeln. Da es Monatsbeginn war, ging ich auch in den SchwulLesbischen Infoladen. Zu Monatsbeginn erscheinen ja immer diese Regenbogenpresse, die versucht, informativ und unterhaltsam über Ereignisse der SchwulLesbischen Welt zu informieren.
In diesem Lädchen lagen so Flyer aus. Die Flyer gehören zu dieser (Vorsicht der link führt auf eine Seite, die triggern könnte)Kampagne.
Ich bin darüber sehr nachdenklich geworden. Ich wusste, zwar dass es für manche Menschen sehr schwierig sein kann und kann jetzt ein Stück besser nachvollziehen, weshalb sich „hier“ so häufig zweifelnde anmelden und so zaghaft nachfragen.
Irgendwie war ich aber auch ein wenig erschüttert. Ich habe mich wohl in dem „Wunschwissen“ bewegt, dass es „heute“ nicht mehr so schwierig sein kann, sich zu outen.
Ich habe völlig übersehen, dass sich Ausgrenzungen wahrscheinlich nicht durch Gesetze wegregulieren lassen und mir ist mittlerweile auch aufgefallen, dass es für Jugendliche „heute“ kaum noch Freiräume gibt, wo sie sich autonom ausprobieren können. Oder auch einfach Lesben und Schwule aller Altersklassen kennenlernen können.
Vielleicht war „früher“ ja doch manches „besser“?
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Herzfilz
Beitrag 18.Aug.2013 - 05:53
Beitrag #2


Naschkatze
**********

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ZITAT(Hortensie @ 14.Aug.2013 - 16:43) *
Neulich war ich hier in meiner Stadt, dieses rheinische „Dorf“ mal bummeln. Da es Monatsbeginn war, ging ich auch in den SchwulLesbischen Infoladen. Zu Monatsbeginn erscheinen ja immer diese Regenbogenpresse, die versucht, informativ und unterhaltsam über Ereignisse der SchwulLesbischen Welt zu informieren.
In diesem Lädchen lagen so Flyer aus. Die Flyer gehören zu dieser (Vorsicht der link führt auf eine Seite, die triggern könnte)Kampagne.
Ich bin darüber sehr nachdenklich geworden. Ich wusste, zwar dass es für manche Menschen sehr schwierig sein kann und kann jetzt ein Stück besser nachvollziehen, weshalb sich „hier“ so häufig zweifelnde anmelden und so zaghaft nachfragen.
Irgendwie war ich aber auch ein wenig erschüttert. Ich habe mich wohl in dem „Wunschwissen“ bewegt, dass es „heute“ nicht mehr so schwierig sein kann, sich zu outen.
Ich habe völlig übersehen, dass sich Ausgrenzungen wahrscheinlich nicht durch Gesetze wegregulieren lassen und mir ist mittlerweile auch aufgefallen, dass es für Jugendliche „heute“ kaum noch Freiräume gibt, wo sie sich autonom ausprobieren können. Oder auch einfach Lesben und Schwule aller Altersklassen kennenlernen können.
Vielleicht war „früher“ ja doch manches „besser“?

Was soll denn früher besser gewesen sein? Ich fühle mich angesichts dieser Frage gespalten.
Einerseits glaube ich, dass es mir heute sehr viel besser gehen würde, wenn die Angebote, die Jugendlichen in der Stadt, in der ich jetzt lebe, zur Verfügung stehen, mir zur Verfügung gestanden hätten, damals und dort, als und wo ich jung war. Damals und dort gab es "homosexuelle" zwar, aber das waren erstens mal grundsätzlich Männer und zweitens komische Leute, mit denen niemand etwas zu tun haben wollte, der/die auf sich hielt. Heute und hier seh ich Gruppenarbeit von und für junge Lesben, Coming-Out-Gruppen für Lesben aller Altersstufen, und kann nicht umhin, zu denken, früher sei, in dieser Beziehung zumindest, alles schlechter gewesen. VIEL schlechter.
Andererseits seh ich diesen imho relativ neuen, wieder-erstarkten oder wieder-erstarkenden Druck, weibliche Körperlichkeit und ihre angeblichen Eigenheiten (wieder) hinter normierenden Polstern verstecken zu sollen, natürlich durchaus. Im Zusammenhang damit wird meinem Eindruck nach regelmäßig so getan, als ob weibliche Brustwarzen und ihre Fähigkeit, auf Wärme, Kälte, physische Manipulation durch Aufrichten und Anschwellen zu reagieren was substantiell anderers wäre als die gleiche Fähigkeit männlicher Brustwarzen, für die kein solches Sichtbarkeitsverbot gilt, as far as I´ve heard, obwohl sie meiner Erfahrung nach unter denselben Umständen genau das Gleiche machen, und genau dieselben Sensibilitäten aufweisen. Und ich seh es auch so, dass die Möglichkeit, stolz auf und einverstanden mit unseren Körpern und deren Lebensäußerungen zu sein, uns wiederum, ein weiteres Mal, irgendwo unterwegs geraubt worden ist, und wir das geschehen ließen, ohne uns genügend dagegen aufzulehnen, gerade auch im Hinblick auf die nachwachsenden Generationen von jungen Frauen, die weibliche Körper haben und wieder, und vielleicht mehr als wir, die Erfahrung machen müssen, das aus männlicher Perspektive über diese ihre Körper verfügt und deren Lebensäußerungen dementsprechend be- und verurteilt werden.
Wenn überhaupt, muss deshalb, meiner Meinung nach, genau an dieser Stelle neu angesetzt werden. Wir brauchen Körperbilder von weiblichen Körpern, die bewusst unabhängig von männlichen Sehnsüchten, Wünschen und Phantasien entworfen werden. Wir müssen uns unserer Körper bewusst werden, und nachwachsenden Mädchengenerationen die Chance bieten, darauf aufzubauen, indem wir ihnen Wege und Mittel an die Hände geben, sich ihrer selbst und auch ihrer Körper und deren Funktionen bewusst zu werden unabhängig davon, was Männer darüber phantasieren mögen.
Mir geht´s bei all dem überhaupt nicht darum, Männer im allgemeinen zu marginalisieren. Ich glaube nur einfach, dass ihre Erklärungsansätze ausgelutscht sind, gerade im Hinblick auf "weibliche" Körperlichkeit und deren angebliche Funktionen. Und ihre Emanzipation geht´s mir. Ich möchte, dass an die Seite der Geschichte der Söhne eine Geschichte der Töchter tritt.
Das wird aber nur geschehen können, wenn wir den Töchtern eine Aufmerksamkeit schenken, die bisher nicht als ihnen zukommender Teil gesehen wurde. Und da, finde ich, muss der Wandel stattfinden. Es müssen die Töchter sein, die der Analyse wert sind, nicht die Söhne. Söhne und Väter und ihr komplexes Verhältnis zueinander sind oft untersucht worden. Wo bleiben die Untersuchungen der Verhältnisse von Töchtern und Vätern, von Ehefrauen und Männern? Much work remains to be done. Vor allem, wenn es die Verhältnisse von Tanten und Nichten, von Müttern und Töchtern, Enkelinnen und Großmüttern betrifft.

Der Beitrag wurde von Herzfilz bearbeitet: 18.Aug.2013 - 06:04
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