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> Typische Situation einer 15-Jährigen, Oder: Wieso man nicht auf dem Land leben will
Käsebrötchen
Beitrag 18.Nov.2013 - 00:03
Beitrag #1


Filterkaffeetrinkerin
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Halli und Hallo ihr Menschen dort draußen.

Wahrscheinlich sitzt ihr gerade am Bildschirm und habt euch aus irgendeinem Grunde entschieden diesen Beitrag hier zu lesen. ABER, liebe Freunde, ich muss euch warnen. Der Beitrag hier ist länger, leicht verkompliziert und von jugendlichen Hormonen bestimmt.

Dann fang ich jetzt mal an. Ich fast 16 Jahre alt, lebe in einem winzigen Dörfchen, fernab aller Großstädte und besuche momentan den gymnasialen Zweig einer Gesamtschule. In meinem Leben war ich schon immer etwas zurück gezogener und introvertierter als der Durchschnitt. Als Kind spielte ich immer mit meinem 5 Jahre älteren Bruder und konnte mich nie für Puppen und Barbies begeistern. Lego, Playmobil, Pokemon und Autos begleiteten mich die ganze Zeit. Laut meiner Mutter habe ich es gehasst zu duschen oder allgemein nass zu werden, wollte nie Kleider tragen und war sehr offen. In der Grundschule habe ich angefangen mich zurückzuziehen, hatte nur wenige Freunde und war ziemlich aggressiv und in Ansätzen manchmal sehr traurig. Auf jeden Fall begann bald die Mittelstufe und da habe ich viele schlechte und einige gute Menschen kennengelernt und, was noch viel wichtiger ist, habe ich angefangen mich selber zu bestimmen. Alle Kleider wurden der Kleiderspende übergeben und ich ging, der winzigen Enttäuschung meiner Mutter zu trotz, immer gleich in die Jungenabteilung. Während die Mädchen um mich herum immer weiblicher wurden, anfingen sich zu schminken und die Kleidung immer figurbetonter wurde, ging ich in die andere Richtung. Weite Pullover, Hüte, zu große Hosen. Als ich einen BH kaufen musste, weigerte ich mich wochenlang, tue ich heute übrigens immer noch ungern. Zu der Zeit wurden Jungs auch uninteressant. Als kleines Mädchen habe ich immer mitgeschwärmt, damit die anderen mich irgendwie annehmen, aber schnell wieder damit aufgehört. Das war einfach nicht interessant. Aber weiter im Kontext: Nach den Sommerferien hatten wir Sport und wie selbstverständlich ging ich rein und … irgendwas in meinem Hirn musste da „Klick“ gemacht haben. Meine Gedanken spielten verrückt und ich wurde total rot, weil ich doch eine sehr lebendige Fantasie haben. Hach. Mädchen, klein, süß, groß, ernsthaft, verspielt, kurze Haare, rote Haare, mit Brillen oder Locken und … und … und. Das waren jetzt nicht mehr nur mögliche Kumpel. Der Körper wurde interessanter. Eine Person hat es mir besonders angetan, eine gute Freundin und das auf gar,gar keinen Fall nur körperlich. Ich bin eigentlich ein ziemlich ungeschickter und verpeilter Mensch, aber wenn es zum Verliebtsein kommt, da habe ich einen Beschützerinstinkt. Ich will ein Mädchen in meinen Armen halten, für es da sein, es beschützen, ihm helfen, ihm Trost geben, zusammen auf einer Wiese liegen und einfach entspannen. Und, ich bin ehrlich: Ich will ein Mädchen küssen uuund mehr. Bei Jungs kann ich mir das einfach nicht vorstellen. Das sind Kumpel und Kollegen, nichts in DER Richtung.
Meiner Mutter erzählte ich schnell davon und sie wurde die nächsten Tage dann erstmal ruhiger. Sie meinte, dass sie auch schon einmal eine Frau toll fand und sie das voll versteht, aber das ich aufpassen muss, wem ich das erzähle. Meinen zwei besten Freundinnen, darunter auch die, die ich heute noch ein wenig anhimmel, habe ich erzählt, dass ich bisexuell bin. Danach wurden auch sie ruhig, meinten aber sie respektieren das. Aber eine Veränderung merkte ich schon, sie meideten das Thema Sexualität ab da vollständig, genauso wie Körperkontakt mit mir. Das macht mich heute noch ein wenig traurig. Mit niemanden kann ich wirklich darüber reden, niemand sagt etwas dazu.
Ich hatte mal eine Art Internetbekanntschaft zu einem sehr femininen Jungen, charakterlich wohlgemerkt, aber die habe ich beendet, weil ich bemerkt habe, dass ich bei ihm dauernd eine weibliche Identität im Kopf hatte und ich ihm das nicht antun wollte. Und da ist auch der Punkt. Ich kann niemanden antun mit mir zusammen zu sein. Ich verliebe mich in Mädchen, aber Mädchen, die auch Mädchen lieben, wollen weibliche Mädchen haben und das bin ich nicht. Ich trage am liebsten Hemd und Krawatte, wünsche mir einen Anzug, trage keine Hot Pants, keine Röcke, habe jetzt mehr als einen Meter Haar abgeschnitten, jetzt sind sie schulterlang. Ich weiß nicht, ob ich lesbisch bin oder einfach „noch nicht für Jungen bereit“ bin. Ich bin erst 15 und habe keinerlei Erfahrung. Ich lebe auf dem Land, kenne keinen einzigen homosexuellen Menschen, nicht mal über Ecken und kann mich einfach nicht offen zu irgendwas bekennen. Hier fühle ich mich einfach alleine in diesen Dingen. Ich kann nicht einfach jemanden ansprechen. Was wenn die Person das weitererzählt, was ist, wenn die Klasse davon weiß? Ich weiß, dass ich warten muss. Ich weiß, dass es schwer ist eine Beziehung zu finden. Die Promis helfen mir nicht, die Politiker noch weniger. Dass es Lesben überhaupt gibt, habe ich auch erst spät rausgefunden, die Schwulen kannte ich da schon längst. Man wird Diskriminiert, getuschelt, als unnormal angesehen. Ich kann niemanden sagen, dass ich ihn mag. Ich kann nicht dazu stehen, dass Jungs mir in der Richtung eigenltich am sonstwo vorbeigehen. Ich glaube, ich bin sehr langsam in solchen Dingen. Aber ich habe keine Lust zu warten, während alle anderen wie selbstverständlich „loslegen“ können. Ich will nicht irgendwann mit 20-25 von Zuhause ausziehen und merken, dass ich nie jemanden gefunden habe.
Ich weiß nicht, ob ich mich überhaupt richtig lesbisch nennen kann. Ich habe da dieses paranoide Gefühl, dass ich jemandem Unrecht machen würde. Doch Back to topic: Selbst wenn es hier noch andere lesbischveranlagte (die man dann vielleicht mit Anstrengung in die Richtung führen könnte, einvernehmlich versteht sich) Mädchen geben würde, so heißt das ja nicht, dass es mit denen klappt. Den Radius, den ich da habe, der ist doch schon sehr klein. Ich bin nicht das bestaussehenste Wesen, nicht die hellste Kerze auf der Torte, nicht der eine Talentierte unter Tausenden. Aber trotzdem kann ich mir doch Dinge wünschen, oder? Ich fühl mich manchmal einfach nur so einsam und das kann ich nicht abstellen. Wenn ich jemanden mag, was natürlich nicht täglich vorkommt, kann ich das nicht sagen. Ich beginne mich selbst dafür zu hassen, dass ich immer unbedingt anders sein muss. Ich habe keine Idee was ich tun kann. Natürlich könnte ich dazu stehen, es mir auf sie Stirn schreiben, aber die Konsequenzen sehe ich schon kommen: In der Umkleide, würden sie sich vor mir genieren. Die Jungs würden sich darüber lustig machen oder mich einfach nur dumm anglubschen. Auf dem Schulhof wäre ich DAS Gesprächsthema. Die Lehrer könnten mich anders behandeln, sie sind oft alt und konservativ. Es würde zu Bekannten und Verwandten durchdringen. Die Familie würde Fragen stellen. Ich bin nicht so stark. Ich will mich nicht selbst ausgrenzen.
Ich soll warten, warten, warten, warten, warten, warten, warten, warten. Warten bis ich älter bin. Ich glaube, ich bin gerade ein wenig selbstmitleidig.
Was denkt ihr darüber? Habt ihr solche Erfahrungen schon hinter euch? Was würdet ihr mir raten?

Mit freundlichen Grüßen
Käsebrötchen
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Käsebrötchen
Beitrag 05.Jan.2014 - 18:00
Beitrag #2


Filterkaffeetrinkerin
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Hallo.

Ich wollte nur mal kurz Bescheid geben, dass ich mich nicht mehr hier vorbei sehen werde, weil ich denke, dass ich transident bin.
Schwierig zu erklären, aber ich bin mir schon ziemlich sicher.


Vielen Dank für die tolle Hilfe, die ich hier erhalten habe.
Ihr habt mir sehr geholfen meine sexuelle Identität zu finden, wodurch ich auch meine eigene Identität gefunden habe.
Ich werde mich jetzt mal über Therapeuten in meiner Nähe schlau machen.



Auf Wiedersehen (IMG:style_emoticons/default/smile.gif) und vielen, vielen Dank.
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