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> Die Kategorisierung der Flüchtlinge, Unterscheidung zwischen Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen
Schräubchen
Beitrag 10.Sep.2015 - 13:50
Beitrag #1


Dreht manchmal durch...
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Hallo ihr Lieben,

ich weiß nicht, ob das Thema hier richtig ist, ansonsten liebe Strösen, verschiebt es bitte (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)

Ein Bekannter von mir hat sich neulich auf dem großen blauen Socialnetwork über die sogenannten "Wirtschatsflüchtlinge" ausgelassen. Ich habe eine Diskussion mit ihm angefangen, weil ich das, was er dazu geschrieben hatte, nicht so stehen lassen konnte und wollte. Vor allem auch deshalb nicht, weil er rechtspopulistische Internetseiten zitierte und diese als Wahrheiten darstellte. Letztendlich kann ich sagen, dass mit ihm und mir, zwei Welten aufeinander geprallt sind.

Daher einfach mal meine Frage an euch. Was haltet ihr von diesem Thema. Ist es für euch in Ordnung, dass z.Z. viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen, oder seht ihr das skeptisch. Und vor allem, was haltet ihr von dieser Kategorisierung der Flüchtlinge in Kriegs- und Wirtschaftsflüchtende?

Ich bin gespannt, was ihr von all dem haltet.
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Cassia
Beitrag 11.Sep.2015 - 00:11
Beitrag #2


Naschkatze
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ZITAT(McLeod @ 11.Sep.2015 - 00:17) *
Und Postings wie die von Dir angerissenen gehören zu der alltäglichen Unfreundlichkeit, die sich Menschen hierzulande ständig anhören müssen, wenn sie nicht weiß genug sind. Egal ob sie hier in der xten Generation leben. Da reicht ein Urgroßvater, der in den 50ern als G.I. die deutsche Urgroßmutter kennen und lieben lernte.


Meinst Du damit mich? Falls ja, wäre es mir ganz recht, wenn Du schreibst, auf welche Postings Du Dich genau beziehst. Es mag sein, dass einiges
davon - wenn man den Text eher emotional liest - evtl. anders verstanden werden könnte, als ich es gemeint habe.
Ich würde gerne unklare Stellen erklären, damit ich den Einwand rassistisch und diskriminierend zu sein, ausräumen kann.

Ein wenig habe ich das Gefühl, Du hast meinen Text nicht wirklich vom Anfang bis zum Ende gelesen, sondern nur überflogen, Dir ein paar
"rassistische" bzw. "unfreundliche" Stellen rausgepickt und den Kontext ignoriert. Anders kann ich es mir nicht erklären, wir Du auf das
kommst, was Du mir da vorwirfst.

Dass ich aber weder rassistisch noch sonstwas bin, sollte eigentlich durch meine bisherigen Statements deutlich geworden sein und ich lasse mir
nicht gerne "alltägliche Unfreundlichkeit" unterstellen.

Ich selbst habe Migrationshintergrund, mein Vater ist ausgewandert, meine Großmutter ist selbst ein Flüchtling gewesen. Und wie gesagt, ich
arbeite seit vielen Monaten mit Flüchtlingen zusammen und von denen hat mir bisher niemand unterstellt, ich sei "unfreundlich" - und sie würden
es sagen, wenn es so wäre.

In vielen Punkten stimme ich Dir zu, aber es wäre vielleicht gut, wenn Du - anstatt mir sonstwas zu unterstellen - vielleicht einfach mal nach-
fragen würdest, warum ich dieses oder jenes behaupte.

Außerdem schreibst Du immer, was alles schief läuft, aber nicht, was "wir alle" dagegen tun können. Natürlich wäre es erstrebenswert, wenn wir
uns alle lieb hätten, es keine Ausbeutung und Hungersnöte mehr gäbe, sämtliche Kriege abgeschafft würden und gegen jede einzelne Krankheit
ein Heilmittel zur Verfügung stünde.
Da wir aber nun einmal in dieser Welt leben so wie sie ist und vor allem, so wie die Menschen sind, muss man mit dem arbeiten, das man hat.
Um den Leuten helfen zu können, muss man mit realistisch umsetzbaren Zielen arbeiten und nicht mit idealisierten.

Im ernst: Was weißt Du denn von Albanern oder Rumänen? Mit wie vielen hast Du Dich unterhalten? Oder mit Syrern oder syrischen Kurden.
Oder mit wie vielen Afghanen hast Du über ihre Flucht gesprochen, mit wie vielen Männern und Frauen vom afrikanischen Kontinent?
Sich seine Meinung aus den Nachrichten zu bilden reicht nicht aus, um auch nur ansatzweise zu kapieren, was da draußen in der Welt los ist.

Ein wenig Wissen über die tatsächlichen Zustände erlangt man am besten, wenn man (so wie ich) aktiv vor Ort mit den Leuten arbeitet und nicht
(wie Du) andere mal nebenbei als Rassisten beschimpft.

An dieser Stelle beende ich den Post besser, weil ich gerade ziemlich sauer bin.

Der Beitrag wurde von Cassia bearbeitet: 11.Sep.2015 - 01:10
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McLeod
Beitrag 12.Sep.2015 - 14:44
Beitrag #3


mensch.
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ZITAT(Cassia @ 11.Sep.2015 - 01:11) *
ZITAT(McLeod @ 11.Sep.2015 - 00:17) *
Und Postings wie die von Dir angerissenen (...)


Meinst Du damit mich?


Hallo Cassia.

(IMG:style_emoticons/default/flowers.gif) Nein, ich meinte ganz und gar nicht Dich, sondern Hetzpostings, wie ich sie manchmal auf FB oder Twitter vorfinde oder in den Kommentarbereichen von Zeitungs-Webseiten. Die hatte *Schräubchen* in ihrem Eingangsposting erwähnt. Ich habe mich gar nicht konkret auf Dein Posting bezogen, sondern meine Sicht auf die Situation beschrieben. Vermutlich hier und da etwas schwurbelig. Manchmal wird mir selbst etwas blümerant, wenn ich nachlese, was ich sonst aufschreibe, während ich es in meinem Kopf betont und damit angereichert um Tonfall usw. "höre". Manchmal muss ich da selbst nachdenken, was ich wie meinte.

ZITAT
Außerdem schreibst Du immer, was alles schief läuft, aber nicht, was "wir alle" dagegen tun können.


"Immer", so so... ;-) Ich mag es, dass jede.r sich da mit den eigenen Möglichkeiten auseinandersetzt. Mein les.bi.schwuler Verein hier kümmert sich zum Beispiel um Männer, die weil sie Männer lieben um ihr Leben fürchteten und auf die Bearbeitung ihres Asylantrags warten. Beim Sonntagscafé unterhalte ich mich auf französisch oder englisch mit einem von ihnen, stelle ihm auf dem CSD-Wagen den anderen Menschen vor, versuche für die Zeit, die er nicht in der überfüllten Erstaufnahmestation in seinem Einzelzimmer (aus Sicherheitsgründen) ist, etwas zu einem ganz normalen Alltag wie er hier so ist, beizutragen.

Ich bedanke mich bei den Leuten, die auf FB die Spendensammlungen koordinieren. Und im Moment überlege ich, mein freies Zimmer unterzuvermieten an eine Studentin oder einen Studenten, weil das Stuendentenwerk (die Leute dort kenne ich auch und finde sie toll) viele Wohnheimzimmer als Zwischenlösung für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt haben. Da stand vor ein paar Tagen in der Zeitung, dass sie Support brauchen hier in der Stadt.

Was meinen Konsum/mein Kaufverhalten angeht, finde ich es sch... gelinde gesagt, wie schwer und aufwändig es ist, fair zu kaufen und Zeichen zu setzen für meinen Wunsch nach einer anderen Art der Herstellung. Ich trage die Konsequenz als Staatsbürgerin eines reichen Landes sehr gerne, dass von meinen Steuern oder Sozialabgaben Vertriebenen oder Menschen die der Armut mit Auswandern begegnen das Ankommen und gesund bleiben erleichtert wird. Ich möchte meine Mitmenschen daran erinnern, dass wir mit Kleiderspenden die Textilindustrie in Tansania zerstört haben, dass wir Verantwortung für jedes 5€-T-Shirt tragen oder jedes 5€/kg-Hähnchenbrustfilet. Darum schreibe ich so, wie ich schreibe. "Wir" haben ein bequemes Leben. Und der Preis ist, dass es Menschen anderswo nicht ansatzweise so gut geht. Oder Tieren in LandWirtschafts-Betrieben in unserem Land.

Ich finde in meiner Familie oder in den Ländern die ich aus ganz unterschiedlichen Gründen für manches mag und deshalb etwas besser kenne (zB Irland, USA) oder in meinem internationalen, multiamoren Freundeskreis ganz viele Beispiele für einzelne oder massenhafte Wanderbewegungen. Für dramatische, schmerzhafte Erfahrungen, für Verlust und Trauma. Darüber schreibe ich. Manchmal klingt es vielleicht nicht so konkret. Ich hätte auch schreiben können: ich habe mit meiner Lieblings-Komilitonin mitgelitten, als während unserer Diplomphase im Libanon, ihrer Heimat, Krieg ausbrach. Um Verwandte gebangt. Auf Nachrichten gehofft. Oder dass ich während der Ausschreitungen von Lichtenhagen 1992 jeden Abend Tagesschau geguckt habe und auf einen Anruf meiner Mutter wartete, die dort gerade hingezogen war. Und es gab kaum Telefone und Leitungen und wer einem Flüchtling das Handy oder den Internetzugang neidet, ist ein verdammtnochmal herzloser Affena...*piep* Das Trauma meiner Großmutter, als sie auf der Flucht einem russischen Soldaten in die Hände fiel, hat ihre Kinder seelisch verkrüppelt und wirkt bis zu mir, obwohl ich nur eineinhalb Jahre bei ihr lebte und das schon 20 Jahre her ist. Und das mit dem Russen 70...

Könnte ich schreiben. Mach ich nur selten. Insofern mag Dein Vorwurf, "immer" täte ich was ich tat, stimmen.

ZITAT
Im ernst: Was weißt Du denn von Albanern oder Rumänen? Mit wie vielen hast Du Dich unterhalten? Oder mit Syrern oder syrischen Kurden.
Oder mit wie vielen Afghanen hast Du über ihre Flucht gesprochen, mit wie vielen Männern und Frauen vom afrikanischen Kontinent?
Sich seine Meinung aus den Nachrichten zu bilden reicht nicht aus, um auch nur ansatzweise zu kapieren, was da draußen in der Welt los ist.


Ich glaube, Du hast meine Meinung etwas anders verstanden, als sie ist. Auch wenn ich tatsächlich von den 1980ern und poltisch verfolgten Tschechoslowaken (da gab es Mauer und Tschechoslowakei noch) aus meinem Umfeld oder von historischeren Beispielen ableite und transferiere. Auch wenn ich nicht selbst Wasserflaschen an Flüchtlinge verteile oder auf bayrischen Bahnhöfen stehe und applaudiere. Ich habe sicherlich nicht denselben Zugang zum Thema, wie es jemand wie Du hat, die direkt hilft, spricht, erfährt, miterlebt. Ich unterstütze einen Bekannten bei der Suche nach Germanistik-Studenten für Deutschkurse. Ich mach so Einzelfall-Kram, wenn er meinen Weg kreuzt. Ich gehe respektvoll mit den Menschen um, die mir begegnen; halte Gegenrede, wenn eine.r hetzt auf FB (und wenn es so bleibt, ist er/sie nicht mehr mein Freund und ich nicht sein/ihr Publikum).

Es ist alles sehr indirekt im Vergleich zu Dir, aber auf eine andere Art direkt, denn es speist sich ebenfalls aus vielen persönlichen Erfahrungen... Mein Alltag wird eher von vielen anderen Themen geprägt in denen ich aktiv bin oder die ich mitgestalten kann. Ich habe Auszeichnungen für #aufschrei oder "Jeder 6. ein Flüchtling" angeschoben. Ich bewundere die vietnamesischen Freunde meiner Mutter, weil sie damals in dem brennenden Sonnenblumen-Haus Türen aufbrechen mussten, um ihr Leben zu retten. Ich bin für ein paar Jahre beim CSD hier aktiv gewesen, habe Tierheimhunde aufgenommen und zu meinem Rudel gemacht. Aber ich bin in der Tat keine Ehrenamtlerin rund um die Erstaufnahmestelle oder ein Flüchtlingsheim. Ich bin nur eine, die allen die dort aktiv sind dankbar ist. Die alle die dort sind, hier willkommen heißt und ein Tropfen in der Strömung ist, die in der Politik etwas bewegen möchte. In unserer Politik. Das Thema Flüchtlinge, über das ich schrieb, hat ganz viele Anknüpfungspunkte zu meinem Alltag. Ohne dass ich in der Tat persönlich mit einer oder einem (bis auf den netten Nordafrikaner in unserer kleinen Szene) aktuell Angekommenen gesprochen habe.

ZITAT
Ein wenig Wissen über die tatsächlichen Zustände erlangt man am besten, wenn man (so wie ich) aktiv vor Ort mit den Leuten arbeitet und nicht
(wie Du) andere mal nebenbei als Rassisten beschimpft.


Hab ich ja gar nicht. Wirklich nicht. Nicht mal in Ansatz. Es tut mir total leid, dass mein schwafeliges Posting für Dich wie eine direkte Replik auf Deinen Erfahrungsbericht gewirkt haben muss. Er war es nicht. Du bist in meinen Augen keine Rassistin, ich hab hier überhaupt keine Fremdenfeindlichkeit o.ä. gelesen... Bei keiner.

Ich hoffe, wir können dieses Missverständnis klären?

Liebe Grüße, herzliche!
McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 12.Sep.2015 - 14:48
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