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> Die Nachbarin und ihre Kinder, kann möglicherweise triggern!
Schräubchen
Beitrag 13.May.2016 - 13:25
Beitrag #1


Dreht manchmal durch...
************

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Beiträge: 3.965
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Userinnen-Nr.: 685



Ihr Lieben,

ich weiß grade nicht, wie ich mit einer bestimmten Situation umgehen soll. Deshalb schreib ich einfach mal hier, was passiert ist.

Letztes Jahr ist in die Nachbarwohnung eine Frau mit zwei Kindern eingezogen. Sie hatte sich von ihrem Mann getrennt. Die Geschichte, die sie damals erzählte, das ganze "wieso-weshalb-warum-Ding" kam mir erstmal schlüssig vor. Er, der "böse" Mann, der sich veränderte und eine neue Freundin hatte, sich nicht um die Kinder kümmerte, etc.
Das erste Mal, dass ich irgendetwas faul an ihr fand, war, als schon nach zwei Wochen(!) ein Typ bei ihr auftauchte. Soweit nicht weiter erwähnenswert, wenn ich die beiden nicht knutschend im Treppenhaus gesehen hätte. Das kam mir doch seltsam vor, weil es doch ihr Mann gewesen sein sollte, der eine neue Freundin hat. Aber egal, geht mich nichts an. Ich hab nur gedacht, dass sie sich scheinbar gern in ein gutes Licht stellt, was ich in der folgenden Zeit immer wieder beobachten konnte. Mir haben nur die Kinder leid getan, weil man ihnen anmerkte, dass sie nicht wissen, wo sie jetzt eigentlich hingehören und das bis heute so geblieben ist.

In den ersten Wochen und Monaten kam ich eigentlich gut mit ihr aus. Das ist im Prinzip auch heute noch so, aber ich hab auch nicht viel mit ihr zu tun. Was mir aber immer mehr auffiel, war, dass sie auch im Beisein der Kinder schlecht über ihren noch-Mann sprach/spricht, auch ihren neuen Freund schlecht redet und sie sich gern als ('tschuldigung) armes, hilfloses Frauchen darstellt. Außerdem grenzt meine Wohnung direkt an ihre, was bedeutet, ich höre viel mehr, als ihr wahrscheinlich lieb ist. Und dabei geht es um die Kinder.

Als ich die Nachbarin das erste Mal schreien hörte, wie sie mit den Kindern zu schimpfen pflegt, hab ich mir noch nicht viel dabei gedacht. Eine Frau, grade frisch getrennt von ihrem Mann, neue Wohnung, neuer Freund, ganz neue Lebenssituation, da kann man mal überfordert sein. Doch bei diesen einen Mal schreien ist es nicht geblieben. Mittlerweile habe ich den Eindruck, sie redet nur in normalen Ton mit den Kindern, wenn jemand anderes dabei ist oder es hören könnte. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass der Große grade in der Grundschule und die Kleine erst im Kindergarten ist.

Vorgestern war dann eine Situation, von der ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich hab in meinem Büro gesessen, bei geöffnetem Fenster. Ihr Balkon liegt direkt darunter. Ich hörte, wie sie nach draußen kam und sofort ging das Geschrei los. Kurz zusammengefasst: der Große hatte Mama helfen wollen und die Blumenkästen gegossen, diese dabei allerdings unter Wasser gesetzt. Sie wetterte rum, der Junge verteidigte sich. Das Ende vom Lied war, dass sie ihn rein schickte und ihm hinterher rief (Zitat): "Irgendwann bring ich dich um!"
Ich war total perplex und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Weiß es ehrlich gesagt noch immer nicht. Nachdem ich den ersten Schock abgeschüttelt hatte, wollte ich zu ihr und sie darauf ansprechen, aber da hatte sie mit den Kindern das Haus bereits verlassen. Gestern waren die Kinder dann beim Vater und sie nicht da und heute ist sie arbeiten und fährt danach vermutlich zu ihrem Freund.

Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass sie ihren Kindern irgendeine Art von körperlicher Gewalt antut. Die Kinder sind regelmäßig, auch für längere Zeit beim Vater, gehen mit dem Freund schwimmen und sind im Sportverein. Da würden irgendwelche Blessuren auffallen. Außerdem hat sie vor ein paar Jahren ein Kind kurz nach der Geburt verloren. Dennoch macht mir diese Aussage Sorgen, denn auch wenn ich nicht glaube, dass sie körperliche Gewalt anwendet, so empfinde ich so etwas und diesen ständig schreienden Tonfall als verbale Gewalt.

Ich hab mir die ganze Situation aufgeschrieben und will in Zukunft alles, was ich so mitbekomme, notieren. Wenn ich sie heute sehen sollte und sie darauf anspreche, wird sie garantiert irgendeine Erklärung haben, oder mir sagen, dass ich was falsch verstanden habe. Wie gesagt, sie ist gut darin, sich ins richtige Licht zu rücken. Im Prinzip hätte ich sofort zu ihr gehen müssen... mein Fehler.

Generell weiß ich, was ich tun muss. Als Erzieherin hab ich schon so einiges mitbekommen. Aber ich weiß auch, dass man eine Handhabe braucht um notwendige Schritte einzuleiten, deshalb will ich jetzt alles beobachten und aufschreiben. Mehr kann ich vermutlich grade nicht machen.

Ich will hier keine große Diskussion auslösen. Eigentlich musste ich grade nur das ganze für mich sortieren. Dennoch wäre ich für weitere Tipps, wie ich mit der Situation, der Nachbarin und den Kindern umgehen kann dankbar.

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McLeod
Beitrag 14.May.2016 - 06:55
Beitrag #2


mensch.
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Guten Morgen,

ganz schwierige Situation. Ich hatte ähnliches innerhalb der Familie und es war und ist schwierig, da nützlich zu sein. Hilfe annehmen heißt für eine Mutter in so einer Situation, wahrzunehmen, dass sie Hilfe braucht oder osgar, dass sie was falsch macht. Dabei machen Eltern ja immer das, was ihnen möglich ist. Fast immer, es mag wirklich bösartige Menschen geben, aber wir reden ja vermutlich nicht über eine Soziopathin (im Sinne psychischen Diagnostik), sondern "schlicht" über Eltern, deren Möglichkeiten zu angemessener und wohlwollender Familienalltagsgestaltung begrenzt sind, die sich unter Druck fühlen, die den Druck durch Agressions- und Wut-Ventile lösen. Und über Situationen, in denen eine Berbesserung für die Kinder gewünscht ist und Themen wie Pflegefamilie oder Strafanzeigen erst am Ende vieler Möglichkeiten stehen...

Für die Kids in der Familie haben wir wrstmal im Rahmen der Möglichkeiten Ausgleich geschaffen. Mal ist eine Tante regelmäßig mit ihnen unterwegs gewesen, die Großeltern haben immer eine offene Tür, wo sie auch übernachten dürfen. Als Hinzugekommene hatte ich das Schweige- oder auch das Wir-reden-ohne-die-Betreffenden-Kartell aufgebrochen. Mit der Zeit entwickelte sich aus der Vorwurfskultur auch etwas Wohlwollenderes. Der Mutter ist es bis heute wenig möglich, ihr Verhalten und ihre Impulse zu kontrollieren. Die Gewchichte dahinter, ihre Schmerzen und Wunden, ist hart. Aber die unausgesprochene Front gegen sie hat sich gelockert, das hat viel bewegt. Die Kinder bekamen Hilfe von außen mit der Zeit. Einmal in einem guten Kindergarten- und Schulumfeld, das andere Kind psychologisch - Grund sind dann die Probleme und Themen, die die Kinder mit sich und ihrem Leben haben. Nicht der Vorwurf, dass die Mutter das verursacht habe oder Schuld sei.

Was mich zu Tränen gerührt und vollkommen erstaunt hat, war und ist die Liebe der Kinder für ihre Mutter. Von außen gesehen mag mensch das alles schrecklich und monströs finden. Brutal oder lieblos. Als die Mutter schwer krank war, haben die Kinder Angst gehabt, sie zu verlieren. Und sich gekümmert und bemüht... Da habe icb so viel gelernt über das Leben und Familie.

Die Kids wünschen sich "lediglich" dass ihre Mutter seltener wütend, herrisch oder bestrafend ist. Natürlich wissen sie nicht, was es bedeutet, in einem unhuverlässigen, willkürlichen Umfeld aufzuwachsen. Umso wichtiger, dass wir drumherum alternative Angebote machen. Umso hilfreicher sind tolle Lehrer.innen oder Trainer.innen oder andere, die mit den Kids zu tun haben. Und so ist es geworden... Es gibt Hilfen, für alle. Auch die Mutter geht inzwischen zu Therapie, natülich wenn es jemand erfahren sollte, aus ganz anderen Gründen, als wir drumherum es sagen würden. Und das stimmt auch. Sie hat ihre eigene Geschichte. Sie ist auch wie die Kids, die Großeltern, die Tante oder ich ein Mensch mit Geschichte, Schmerzen und guten Seiten, liebenden oder auch wütenden Herzen.

Auch mir geht es so wie Dir, Schräubchen... Ich schrieb das einfach auf, zum Sortieren. Als ich es damals anfing, anzusprechen und wir durchaus gestritten haben, ich mich fragte ob das Jugendamt es wissen müsste, ob ich es informieren sollte... Das hat auch Bewegung gebracht. Mehr Beteligung, als Beobachtung. Das war nicht planbar. Ich war völlig planlos. Ich kann jetzt nur, einige Jahre weiter, zurückblicken. Wir haben Möglichkeiten entdeckt, ausprobiert und geschaffen. Maßstab wurde etwas weniger die rationale, moralische Bewertung von uns Erwachsenen, sondern der konkrete Bedarf der Kinder, die ganz unterschiedlich damit umgingen, darin aufwuchsen.

Liebe Grüße. Es ist gut, dass Du ein Auge wirfst. Wenn ich Dir etwas wünschen kann, dann auch ein paar wohlwollende, mitfühlende Gedanken für die Mutter zu behalten. (IMG:style_emoticons/default/flowers.gif)
McLeod
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