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Beitrag
#1
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mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.517 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Hallo, Ihr Lieben...
mein Thema ist etwas ungewöhnlich, aber Ihr wisst ja, dass ich Eure Fragen und anderen Perspektiven schätze und in meinem Freundeskreis komme ich da gerade auch nicht weiter, die Gespräche versickern recht schnell... Meine Mutter und ich haben seit Längerem eine Funkstille. Sind letztes Jahr einfach mehrfach aneinander geraten, haben versucht, das zu klären und zu ergründen und das ging total in die Hose, wir waren am Ende beide einfach nur noch tief verletzt. Während sie anfangs dazu zurückmeldete, dass es ja schade sei, dass wir wieder aneinandergeraten sind, hat sich in der Stille danach und nun auch in einem kurzen Kärtchen an meine neue Adresse offenbart, dass sie da noch verarbeitet, wie sie schreibt. Ich sende ab und an Lebenszeichen, lasse sie an ein paar Gedanken teilhaben und sortierte neulich alte Fotos, davon auch welche von uns, die ich prompt mit dem Handy fotografierte und per Nachricht zusandte. Ich erwarte keine direkte Reaktion. Sie hat ja zuletzt klar geschrieben, dass sie nicht weiß, wann wir uns wieder sehen oder wieder in Kontakt kommen. Die Situation erinnert mich (gerade eben und darum dachte ich, ich schreibe hier...) an mein Coming-out. Damals ist sie auch wochen- und monatelang unerreichbar gewesen, hat so viel mit sich ausgemacht, mit anderen geredet über mich, aber nicht mit mir. Ich musste auch damals dran bleiben, ergriff die Initiative und es kam zu einer erlösenden Aussprache. Nun haben wir ja die versuchte Aussprache hinter uns. Was fürchterlich schief ging. Am Ende war es dramatischer und verletzender, als es vorher war und eine Katharsis scheint dieses Mal nicht in Sicht. Für meinen Teil ist es so, dass ich mich wenig wahrgenommen fühle - was jetzt kein sonderlich neues Ding ist. Und es wäre auch okay, wären nicht die sporadischen Kontakte seit einer Weile, seit dem großen Scheitern in meinem Leben (privat, beruflich) so bewertend. Oder eher abwertend. Von den Haaren, über das Körpergewicht und die Kleiderwahl bis zum Verdienst: ich könnte aus mir mehr machen. Was auch immer das konkret heißen soll. Früher waren die Klamotten und die Frisur "zu männlich",, jetzt soll das nie Thema gewesen sein, es wäre immer nur darum gegangen, dass ich mich ungünstig verhülle und style... Mich nervt allerdings diese Messlatte an Einkommen und Äußerlichkeiten viel mehr, als früher. Früher habe ich mir die Schuhe gern angezogen, hielt mich lange für komplett inkompetent, was sowas angeht. Allerdings war es auch in meiner Erinnerung zumindest nie so massiv und engmaschig, waren die Bemerkungen dazu seltener. Jedenfalls werde ich da mittlerweile recht spröde und spreche das dann auch direkter an. Ab da wird es dann allerdings dynamisch und eskaliert schnell zwischen uns. Ich bin mir sicher, wir wollen uns nur Gutes. Und ich bin auch dafür, dass jede ihre eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten haben darf. Bei meiner Mutter steht der Übergang vom Arbeitsleben in den sog. Ruhestand an. Sie würde gern endlich einmal im Leben das tun, was sie will und nicht das, was die Umstände erfordern. Es gab viele Umstände, mein Vater ein steter Quell an Überraschungen und nicht alle waren romantisch-spannend-bereichernd. Meine Mutter hat viel Verantwortung für mich übernommen und das auch lange, was ich nie so ganz zu schätzen wusste. Ich glaube, in unserer kleinen Familie war Vieles selbstverständlich - auch für sie: dass sie die Dinge halt regeln muss, dass es Lösungen für alles gibt und dass auch die größten Schwierigkeiten irgendwie geregelt werden könnten. Der Laden lief immer. Irgendwie und mit bestimmt viel Verzicht. Das hat sie so lange gemacht und getan, dass sie in den letzten Jahren ins Grübeln kam, was sie nach der Arbeit machen könnte, das einfach einmal nur für sie sein soll, aus ihr selbst heraus, ihrem ganz persönlichen Herzenswunsch folgend. Nur, dass sie davon so gar keine Vorstellung hat. Sie bekam - jedenfalls solange wir darüber noch sprachen - sozusagen keinen Kontakt zu sich selbst. Und nun beschweigt sie mich, ist verletzt - und ich weiß nicht genau wovon. Sie zog diverse Parallelen zwischen ihrem Leben in meinem Alter und meiner Gegenwart. Da würden sich doch deutlich Ähnlichkeiten zeigen. Aber vielleicht anders als sie damals "darf" ich jetzt frei entscheiden, versuche meinem Herzen zu folgen und nicht alles ist vernünftig und schon für meine Zeit bis zum Arbeitsausstiegsalter durchgedacht und abgesichert. Ich bin niemandem verpflichtet, ich weiß, dass meine Mutter ausgsorgt hat für ihr Alter und mein (von ihr lang geschiedener) Vater, der ja schon länger im Ruhestand ist, der wird von mir immer nur die Grundversorgung bekommen, so wie ich von ihm nicht mal die bekam, im Studium... Meine Erfahrungen mit meinen Entscheidungen sind generell sehr gut. Ich wollte sie vergangenes Jahr daran teilhaben lassen. Ich würde es jetzt gern mit ihr teilen. Und meine Traurigkeit über das große Scheitern (was ja schon ein wenig, wie der titel eines Asterix-Comics klingt) ist aktuell groß, kommt irgendwie mit viel Verspätung endlich ans Licht. Trost würde ich natürlich bei aller Abgeklärtheit und Eigenverantwortung auch gern bekommen. Was mach ich jetzt, kann ich was machen, soll ich was machen? Ich finde die Situation sehr sonderbar - obwohl wir nie einen dauerhaft engen Bezug hatten. Aber mich treibt jetzt auch nichts an, einen Salto zu schlagen, nur damit sie vielleicht wieder mit mir redet. Ich bin sanft-beharrlich. Anders als beim Coming-out, als mein drängendster Wunsch und Bedarf ja war, ein "Du bist okay" zurückzubekommen. Akzeptanz. Als ich Angst vor Ablehnung hatte. Vielleicht bringt der allgegenwärtig beworbene Muttertag das Thema auch einfach nochmal hoch... Anmerkungen, Fragen, Ideen anyone? McLeod |
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Beitrag
#2
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mensch. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 6.517 Userin seit: 29.03.2006 Userinnen-Nr.: 2.777 ![]() |
Guten Morgen, Mausi...
Danke für Deinen Zuspruch und die Erfahrung. Es ist wirklich schon weniger geworden. Über die Jetztzeit bin ich nicht akut traurig. Manchmal im Rückblick, wenn ich mit anderen Augen auf mein Aufwachsen und die Schwierigkeiten danach schaue. Dann sehr. Diese Sache mit narzisstischen Personen ist schon sehr, sehr spannend. Zum Einen weil ich eine Großmutter hatte, die das sowas von auf den ersten Blick auslebte. Das hat wohl alle anderen Menschen mit weniger auffälligen Zügen und Verhaltensweisen relativiert. Meine Eltern waren ja alles andere als herrisch, lügend, sich raumfüllend aufregend und offensiv abwertend. Nun ist es sicher so, dass in einem Elternhaus aufzuwachsen, in dem viel Nicht-Abgrenzbarkeit, Instrumentalisieren, Übertragen stattfindet, das auch Teil meiner "Persönlichkeits-DNA" geworden ist. Nicht biologisch gemeint, aber vielleicht epigenetisch (wobei "entwicklungspsychologisch" ja längst der begriff ist, aber ich brauch wohl gerade ein Bild (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) ) Und wenn ich mir jetzt meinen anderen langen (zeitlich wie vom Textumfang her) Thread anschaue, in dem ich über meine Beziehungen und Beziehungstauglichkeit nachdenke, dann komme ich heute morgen nicht umhin nachzuvollziehen, dass ich das ja auch war und bin: Übertragend, die Partnerin als Krücke für eigene Unselbständigkeiten brauchend, in eine emotionale Schieflage geratend aus der heraus ich viel getan habe, was eine Manipulation der Situation um der Beziehung willen gleichkommt. So abstrakt aufgeschrieben tut es mir nochmal sehr leid um die Erfahrungen, die andere mit mir gemacht haben, auch wenn wir in Vielem auch gute Erlebnisse hatten. Bei den Seiten über narzisstische Mütter oder den Umgang mit Narzissten zuckte ich immer irgendwie zusammen. Nun komme ich glaube ich langsam drauf, warum. Weil ihnen diese kleine weitere Dimension fehlt: Was in meinem Leben ist so, weil ich anfangs nur das kennenlernen konnte und mich damals in einer Weise einem unberechenbaren, mich nicht berücksichtigenden System anzupassen versuchte, die viel Schmerz und auch ein Erbe hinterließ. Wie kommen Menschen mit narzisstischem Zügen eigentlich bei sich selbst an, woher bekommen sie neue Sicherheit (oder erstmals), wenn doch viel von ihrem Tun der Selbstunsicherheit geschuldet ist. Vielleicht heißt das alles aber auch nur: Ich schließe ab damit, meine Mutter nachvollziehen zu wollen in dieser Form. Ich glaube, da hab ich viel gesehen, nachvollzogen, entdeckt in den letzten Jahren. Ich hab ja das Glück, zufällig in dieser Lebensphase diverse Aus- und Weiterbildungen zu machen oder Angebote in Anspruch zu nehmen, die das mit beinhalten. Als Übungseinheit, die bei mir tatsächlich wie eine Livesession läuft. Und es ist die Zeit, bei mir zu bleiben, angekommen (oder wieder zurück zu kommen, wenn die alten Gedankenwege und Denkgewohnheiten wieder weg führten). Ich bin zwar immer noch leicht verunsichert, ob das jetzt wegschauen und verdrängen ist (mal wieder) oder loslassen und weitergehen. Meine Selbsteinschätzung und -wahrnehmung ist noch etwas unklar und vage, aber in so vielem meilenweit vorangekommen... Wenn ich mich in meinen ganzen Jahren des Erwachsenseins anschaue, dann weiß ich ja, dass ich auch wenn ich "schwierig" war oder "überfordernd" oder "hart" oder "dominant", dass es Wurzeln hat(te), die alles andere als das waren. Als ich im Nachlass jener Großmutter blätterte, war sie plötzlich: Verzweifelt, einsam, voller Angst. Vielleicht konnte ich es erst sehen, als ich keinen Schutzpanzer mehr tragen musste. Ihr Tod ist so eine Erleichterung für diese Familie... Und sie hat es auch aus einer gefährlich und unkontrollierbar anmutenden Welt erlöst. Bei meiner Mutter sehe ich einen Teil der Wurzeln schon lange. Was irre ironisch ist, denn sie sieht ja meine roten Fäden auch, aber sie indoktriniert nach Kräften, so als brauche es sie noch zu meinem Glück. Wie schade, dass sie nicht erleben kann, wie ich bin mit viel weniger von dem Erbe in einem aktiven Zustand. Nach dem Verarbeiten und Loslassen. Und auch schade, dass sie da an dieser Stelle noch mit diesen Auswirkungen und Verhaltensweisen drin steckt. Ich kann ihr da leider nicht weiterhelfen. Den Weg kann sie mit anderen gehen. Oder die Stille und Leere nutzen, wenn sie mal kommt. Bei mir war das vor drei Jahren ja auch nicht freiwillig. Wir sind keine Pilgerfamilie (IMG:style_emoticons/default/wink.gif) was nicht ist, kann ja noch werden... Wobei... Meditiert haben meine Eltern die Achtziger hindurch. Lang, lang ist es her... Auf in den Tag! McLeod |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 12.07.2025 - 10:39 |