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> Fixiert auf Therapeutin, (psychische Erkrankung, kann möglicherweise triggern)
Schräubchen
Beitrag 14.Oct.2020 - 13:48
Beitrag #1


Dreht manchmal durch...
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Liebe alle,

ich wende mich heute einfach mal an euch, denn vielleicht weiß eine Rat. Vorweg muss ich sagen, dass es um eine psychische Erkrankung einer Freundin geht und das Thema entsprechend triggern könnte.

Wie gesagt, geht es um eine Freundin, nennen wir sie Lena, die ich seit ein paar Jahren kenne. Unsere Wege haben sich im Laufe der Zeit immer wieder überschnitten, was ein Grund war, dass wir uns anfreundeten. Das und die Tatsache, dass sowohl sie als auch ich psychisch krank sind. Viele Anknüpfungspunkte also.

Im Laufe der Jahre war sie immer in therapeutischer Behandlung bei einer Frau im Nachbarort. Lena wohnt am anderen Ende der Kommune, leitet hier aber den Kinderchor, in dem die Kinder der Therapeutin einige Zeit waren.
Schon vor ungefähr zwei Jahren hat die Therapeutin empfohlen, dass Lena besser zu einer anderen Therapeutin wechselt, da sie ihr nicht mehr helfen könnte. Hinzu kam, dass Lenas Krankenkasse die Therapieform nicht mehr bezahlen wollte. Lena hatte aber die Möglichkeit zu jemand anderem zu gehen, der eben einen anderen Ansatz hat. Doch das wollte sie damals schon nicht. Stattdessen hat sie die Sitzungen aus eigener Tasche bezahlt.

Da Lena und ich viele Anknüpfungspunkte haben, aus denen eben eine Freundschaft wurde, hat sie mir viel von all dem erzählt. Ich habe sie meist reden lassen, weil es in der Regel half, einfach da zu sein.

Anfang des Jahres wollte die Therapeutin einen klaren Schnitt machen. Die Kinder waren schon vor längere Zeit aus dem Chor abgemeldet und trotz aller Versuche Lena eine andere Therapeutin zu empfehlen, weigerte sich diese zu gehen. Mittlerweile kann Lena zu einer anderen gehen, sträubt sich aber davor und will nach wie vor zu ihrer alten zurück.
Anfang der Woche war sie abermals da, weil sie sich als Notfall ausgegeben hat. Dabei hat die Therapeutin wohl sehr klar deutlich gemacht, dass sie nicht mehr kommen solle.

Mittags rief Lena mich an. Da ich sie vor lauter weinen nicht verstehen konnte, bin ich zu ihr gefahren. Zuerst habe ich, wie immer, erstmal zugehört, ihr die Möglichkeit gegeben, wieder runterzukommen. Doch die Dinge, die sie sagte, haben mich ein Stück weit alarmiert. Nicht, dass sie sich irgendetwas antun wollte, sondern dass sie so eine Fixierung auf diese Therapeutin hat. Die neue Therapeutin macht, welch Überraschung, alles falsch. Lena kann diese nicht leiden und überhaupt will sie gar keinen Wechsel. Ich habe versucht ihr klarzumachen, dass dieser Wechsel nicht schlecht sein muss. Natürlich muss die „Chemie“ zwischen Patient und Therapeut stimmen, da spreche ich aus Erfahrung. Dennoch habe ich den Eindruck, dass Lena sich sträubt, weil sie auf ihre alte Therapeutin zu sehr fixiert ist. Das zeigt sich auch darin, dass sie überlegte, einfach hinzufahren, oder beim Ehemann anrufen wollte, damit die Therapeutin auf diesem Weg mit ihr reden müsse. Von beiden Ideen konnte ich sie abbringen, auch durch eine weitere Freundin, die mittlerweile ebenfalls da war.

Wir haben versucht Verständnis zu haben, ihr das Gefühl zu vermitteln, dass wir als Freunde zu ihr halten. Gleichzeitig haben wir dafür gesorgt, dass sie eben nicht stalkermäßig hinfährt und ihr vorsichtig andere Möglichkeiten aufgezeigt. Von denen wollte sie gar nichts wissen. Ständig kam nur sowas wie, sie wolle das nicht und sie sei doch kein schlechter Mensch und was sie denn falsch gemacht habe, dass ihre Therapeutin sie so fallen ließe, etc.
Gestern hatte sie dann einen Termin bei der neuen Therapeutin, zu dem sie auch gefahren ist. Allerdings erst, nachdem wir ihr abermals gut zugeredet haben. Welch Überraschung, die Neue machte alles falsch, verstünde sie nicht und sie wolle zurück, der ganze Sermon von vorn.

Und nun weiß ich nicht, was ich tun soll. Einerseits will ich für Lena da sein, ihr helfen mit der Situation klar zu kommen. Andererseits verstehe ich nach all dem, ihre alte Therapeutin sehr gut. Sie muss sich abgrenzen und hat schon vor zwei Jahren deutlich gemacht, dass sie nicht mehr helfen kann. Warum sie dennoch weitere Sitzungen mit Lena gemacht hat, bleibt wohl ihr Geheimnis und verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht. Denn schon da kristallisierte sich heraus, dass da irgendetwas nicht stimmte. Aber das war nur so ein Gefühl meinerseits.

Ich habe nochmal versucht, mit Lena zu reden, genau wie die andere Freundin, doch sie will nichts anderes hören. Andere Therapeutin – will sie nicht. Klinik – will sie nicht. Tagesklinik – will sie nicht. Reha – will sie nicht. Usw.

Mein Problem ist grade, dass ich die Therapeutin total verstehen kann, ich gleichzeitig aber auch nachvollziehen kann, wie Lena das ganze sieht. Auch mir ist es damals schwergefallen, die Therapie zu beenden. Nicht, weil ich fixiert war, sondern weil ich diese sichere Blase der Gespräche komplett verlassen sollte. Ich will Lena helfen, bin aber mit meinem Latein am Ende.
Glaubt ihr, ich sollte weiterhin versuchen, mit ihr zu reden, oder wäre es vielleicht besser einfach da zu sein, wie zu Anfang dieser ganzen Geschichte? Möglicherweise ist es sinnvoll sie erstmal allein zu lassen?
Noch kann ich das Ganze von mir wegschieben und mich selbst abgrenzen. Doch auch ich habe meine Grenzen, was ich psychisch alles ertragen kann. Wir sind befreundet und mir ist diese Freundschaft wichtig. Allerdings habe ich keine Ahnung, ob ich das weiterhin aushalte.

Entschuldigt, dass das ganze etwas, gut, viel länger geworden ist, wäre aber für ein paar Gedanken außenstehender Menschen dankbar.
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McLeod
Beitrag 14.Oct.2020 - 20:41
Beitrag #2


mensch.
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ZITAT(Schräubchen @ 14.Oct.2020 - 14:48) *
Ich will Lena helfen, bin aber mit meinem Latein am Ende.


Hallöchen,

hui, Lena bringt viel Dynamik und Bewegung in die Sache, hm? Ich verstehe, dass Du helfen willst. Ich habe eine Freundin, nennen wir sie Manu, die viele Jahre ihre Probleme und Fragen mit mir besprach. Ich örte viel zu und ich machte viele Lösungsvorschläge, auch mit - wie ich fand - klugen Fragen. So dass sie selbst die Lösung finden könnte (denn wo ist die Kompetenze für Lösungen höher, als bei der suchenden Person?)...

Manu erklärte mir immer, warum es nicht gehe, mit der Lösung 1, 2 oder 3. Denn irgendwie hab ich trotzdem immer was vorgeschlagen. Es schien so auf der Hand zu liegen, dass es diese 1, 2 und 3 Optionen gab. Oder ABCDE...

Irgendwann lernte ich ein wenig was zum Prinzip der hilflosen Helfenden oder auch der klagenden Ratsuchenden. Manche sind auf dem Weg der Veränderung und Therapie. Andere werden von von Partner_innen oder dem Umfeld "geschickt". Und die dritte Gruppe sind die Klagenden. Sie stecken fest, wollen Hilfe, aber eigentlich geht nichts. Es ist schwer, das auszuhalten, als Gegenüber, wenn es nicht so klar ist.

Als ich dieses Prinzip auf einem Seminar kennenlernte, war ich gerade zufällig bei Manu zu Besuch. Am Abend fing sie wieder an mit der aktuell unerträglichen Situation ihres Lebens - sagen wir im Job. Statt ihr gut zuzureden und ihr helfen zu wollen, wie die 10 Jahre zuvor, habe ich an jenem Abend sehr ehrlich und offen gesagt: "Manu, das ist echt schlimm da bei Dir im Job. Ich sehe das ja schon seit Jahren, wie schlecht es Dir geht. Es tut mir sehr leid, dass es keine Lösung gibt, egal wie sehr Du Dich bemühst. Ich würde Dir echt von Herzen eine bessere Lebenssituation wünschen."

Dann schwiegen wir.

In mir löste sich eine Verspannung, die ich schon gar nicht mehr als solche wahrgenommen hatte. Die ich immer hatte, wenn wir uns sahen oder sprachen. Ich hab die Verantwortung für die Lösungen an jenem Abend an Manu zurückgegeben.

Zuhören, ohne abzuwehren, sondern die Verzweiflung und lange Leidenszeit ehrlich anzuerkennen - das war damals ein Schlüssel. Nach über 10 Jahren gedanklich im Kreis rennen. Stundenlange Telefonate. Ich war oft richtig ärgerlich, weil es immer nur Widerspruch und Bedenken und Geht-Nichts gab...

Wenn Du Abstand brauchst, um Dich zu sortieren, nimm Abstand. Aber nicht weil Du denkst, dass das *für sie* irgendwas löst. Sobald der Grund für Dein Handeln ist, dass es *ihr* hilft... lass den Gedanken los - wenn ich Dir meinen Schlüssel geben kann. Vielleicht ist es bei Dir etwas leicht oder ganz anderes. Ich nehme mir Abstand, wenn ich merke, dass ich ins Helfen abrutsche. Manu und ich sind es ja sehr gewohnt, dass ich Hilfsideen entwickle ;-)

Das ist das, was ich gerade hier lassen kann. Alles Gute Dir!
McLächel
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