Verliebt in ältere Frauen Einstellungen

[Medusa]

Liebe Community,

ich teile jetzt mal ein Thema mit euch, das mir schon länger im Kopf rumschwebt. Ich bin 23 und studiere noch, merke aber immer wieder, dass ich mich extrem zu reiferen Frauen hingezogen fühle. Und damit meine ich oftmals Frauen um die 40 oder 50 und hin und wieder auch ein paar Jährchen drüber. Zum einen ist es mit Sicherheit die Lebenserfahrung, die ich attraktiv finde, zum anderen habe ich in Bezug auf manche meiner Interessen das Gefühl, deutlich häufiger Gemeinsamkeiten mit älteren Frauen zu finden. Auch optisch finde ich aber reife Frauen mit jeweils sehr verschiedenen Erscheinungsbildern oft sehr attraktiv. Dass ein großer Altersunterschied und unterschiedliche Lebensphasen bei einer Beziehung teilweise sehr problematisch sein können, ist mir völlig bewusst und auch mir ist eine Beziehung auf Augenhöhe wichtig. Dennoch stelle ich immer wieder fest, wie sehr ich mich über geistigen Austausch, gemeinsame Aktivitäten oder körperliche Nähe mit älteren Lesben freuen würde.
Bisher habe ich mit einigen Frauen, die ungefähr in meinem Alter sind, Erfahrungen gesammelt, es waren aber auch eine 30-jährige, eine 33-jährige und eine 48-jährige Frau dabei.

Meine Fragen sind nun folgende:

1. Wie geht es der anderen Seite? Können sich ältere Lesben überhaupt vorstellen, was mit einer so jungen Frau anzufangen? Habt ihr Erfahrungen dahingehend gemacht?
2. Wo lerne ich Frauen in dem Alter kennen und wie finde ich heraus, ob sie an sich offen für mehr mit jemand jüngerem wären?

Danke sehr (IMG:style_emoticons/default/smile.gif)

[McLeod]

Ich wandere ein bisschen durch die Threads, die sich in einer längeren Abwesenheit angesammelt haben. Und bleibe hier hängen.

Für mich kam mit ungefähr 40 eine sonderbare Zäsur. In Community-Kreisen tauchten plötzlich so arg junge Leute auf, die rund 15-20 Jahre jünger waren, aber eben schon erwachsen, mitten im Leben. Auf einmal war ich die ältere Generation (IMG:style_emoticons/default/roetel.gif) Auf einmal fing ich an zu erklären, dass es eine Zeit vor dem Internet gab. Wie es damals (DAMALS!!) war... Was sich aber irgendwie auch wie vorgestern erst anfühlte. Aber es war schlichtweg Realität, dass plötzlich nicht mehr alle in meinem Umfeld ungefähr dieselbe Zeitspanne wie ich selbst miterlebt hatten. Die älteren sogar mehr und die hatten ja auch ihre "Damals"-Geschichten und -Erfahrungen, denen ich interessiert zugehört hatte.

Ich habe den Eindruck, dass jüngere Leute Älter/Ältersein anders sehen, als ich und ich glaube aus den Gesprächen dazu, viele in meinem Alter und darüber hinaus, teilen diesen Eindruck. Mit 23 kannte ich gar keine älteren queeren Leute persönlich. Ich erinnere mich noch, wie ich mit 26 oder 27 eine Fernbeziehung mit einer älteren Frau hatte (6 Jahre, aber das schien mir damals viel (IMG:style_emoticons/default/dry.gif) ), deren Freundinnen oft nochmal 8-12 Jahre älter waren. Das erste Mal bekam ich einen Eindruck davon, dass es eine Zukunft auch für mich gibt. Und ich glaube, all das sagt viel über die Zeit ohne viel lesbische Repräsentation aus. Als mich vor ein paar Jahren eine Person anfing anzuflirten, die 20 Jahre jünger ist, als ich, fand ich das nice. Es war ja auch mutual. Ich fühle mich trotzdem manchmal sonderbar unbeholfen in der Gesellschaft so viel jüngerer Menschen. (IMG:style_emoticons/default/unsure.gif) (IMG:style_emoticons/default/wavey.gif) (IMG:style_emoticons/default/a5.gif)

Ich hab den Eindruck, dass es immer wieder Beziehungen mit großem Altersabstand gibt. Ich hab sie vor 20 Jahren in meinem Umfeld erlebt. Ich erlebe sie jetzt. Mich persönlich würde es eher stressen oder irritieren, wenn mein Alter per se ein Kriterium beim Begehren ist. Allerdings geht mir das mit allen so simplen "Kriterien" so. Womöglich liegt es auch einfach an der Kommunikation dazu. Ansonsten bin ich, trotz aller Unbeholfenheits-Feelings zwischendurch, inzwischen sehr gechillt mit deutlich jüngeren Leuten. Fühle mich gleichzeitig auch noch nicht so richtig "daheim" in meinem eigenen Alter. Das hatte ich mir anders vorgestellt, fühlbarer. Realer. Ich glaube nicht, dass es völlig irrelevant ist, wie viel ich schon gelebt und erlebt habe. Es mag einfach daran liegen, dass es in dieser heteronormativen Welt keine kollektiv verankerten Meilensteine mehr gibt, nach dem Ende der ganzen beruflichen Bildung. Keine Kinder, die ausziehen (und deren Miterleben vermutlich auch weniger Abstand zu jüngeren Generationen bedeutet hätte - aber vielleicht auch eine generelle Distanz geschaffen hätte. Dunno. Denke gerade nurblait darüber nach. Unausgegoren.) und ich erlebe auch Friends, die 20 Jahre älter sind, als ich. Und dich ich trotz der unterschiedlichen Erfahrungswelten und -zeitennauch nicht als "fern" empfinde. Augenhöhen. Offenheit. Interesse.

Ich glaube also, um diesen Monolog abzuschließen, der vielleicht mir mehr gebracht haben mag, als Dir?... Dass es kein generelles Problem gibt, 15, 20 oder mehr Jahre auseinander zu sein. Es sind womöglich einfach nur seltener geübte/miterlebte und weniger bekannte Faktoren und Wege, um damit umzugehen.

Komm gut ins nächste Jahr und die nächste(n) Begegnung(en).
McLeod

Der Beitrag wurde von McLeod bearbeitet: 27.Dec.2024 - 23:57