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> suche nach "richtiger" therapie, gibt es da verschiedene möglichkeiten?
alba
Beitrag 07.Jul.2005 - 08:21
Beitrag #1


Gut durch
************

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Userinnen-Nr.: 85



hallo ihr lieben,

es gibt einige im forum, die wissen, warum ich diese frage stelle:
ich bin nun endlich an dem punkt mir nicht nur selbst eingestehen zu können, dass eine therapie not tut, sondern möchte es auch in angriff nehmen. trotzdem bin ich wirklich arg unsicher.
welche möglichkeiten gibt es? mir wurde gesagt, psychoanalyse sei das einzig richtige? und dann aber auch, dass frau dort in den ersten situngen allein-unterhalterin ist, der therapeut nichts sagt? *schauder*
wie finde ich den richtigen menschen dafür?
kann eine von euch kriterin für eine gute "vorauswahl" nennen?
gibt es diesbezüglich beratungsstellen?

es wäre echt lieb, wenn mir wer helfen könnte..
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Polly
Beitrag 03.Aug.2005 - 12:35
Beitrag #2


Ego, Alter!
************

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Ich finde deinen Beitrag sehr richtig, kahikatea, kann mir aber nicht verkneifen, noch ein paar Anmerkungen dazu zu bringen.

QUOTE
Es könnte vielleicht helfen, beim Begriff "Psychoanalyse" etwas zu differenzieren. Das von LaPia angesprochene Problem, daß Psychoanalyse im Prinzip alles erklären und Kritik Psychoanalyse-immanent stets als "Widerstand" abtun kann, macht ihre Theoriegebäude im empirisch-sozialwissenschaftlichen Sinne weitgehend unprüfbar (und damit aus Sicht mancher Leute wissenschaftlich wertlos).


Der Umstand, dass psychoanalytische Theorien nur schwer falsifizierbar sind, ist meines Erachtens eher ein methodisches Problem, als dass damit ihre "Unwissenschaftlichkeit" belegt wäre. Eine über reine statistische Relevanz hinausgehende Methode der Überprüfbarkeit geistes- und sozialwissenschaftlicher Thesen ist und wird wohl immer ein Desiderat bleiben (übrigens wird es ja auch in den Naturwissenschaften zunehmend zu einem); das entzieht ihnen jedoch nicht die Legitimation. Und wir alle wissen, dass Statistiken lügen.

QUOTE
Eine andere Frage wäre, ob es therapeutisch im Einzelfall nützen kann, von der Existenz unbewußter psychischer Prozesse, von Verdrängung und anderen Abwehrmechanismen auszugehen (das nennt sich dann nicht unbedingt "Psychoanalyse", sondern z.B. "tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie" und braucht sich keineswegs mit Ödipuskomplexen u.ä. zu beschäftigen), und ob ggf. das klassische psychoanalytische Setting Sinn macht (womöglich auf der Couch liegend, etliche hundert Stunden Dauer bei Sitzungen mehrmals pro Woche) und wofür?


Die Psychonanalyse wird heutzutage in der Öffentlichkeit als isolierte Theorie angesehen und oftmals allein mit Freud in Verbindung gebracht. In Wirklichkeit ist sie in die meisten Therapieformen eingeflossen. Die tiefenpsychologisch ausgerichtete Gesprächstherapie ist so etwas wie die vereinfachte Form der Psychonanalyse, die in der Praxis entwickelt wurde. Insofern ist sie in der Regel anwendungsorientierter und effizienter als die reine Form der Psychonanalyse. Man darf auch nicht vergessen, dass Freud nur an verhältnismäßig wenigen Patienten die Psychoanalyse erprobt hat, dass sie also als praktisches Verfahren damals noch in den Kinderschuhen steckte. Daher hat es wenig Sinn, Freud mangelnde tehrapeutische Effizienz vorzuwerfen.

Außerdem sah Freud sich selbst als Geisteswissenschaftler, und auf diesem Gebiet liegt meines Erachtens auch seine überragende Leistung. Er hat den Menschen eine bahnbrechende und vollkommen neuartige Theorie ihres Innenlebens geliefert. So etwas gab es in bewusster Formulierung vorher einfach nicht. Unter diesem Gesichtspunkt der Neuartigkeit sind zahlreiche Beobachtungen, die er gemacht hat, bewunderungswürdig exakt und zutreffend, wie z.B. die des Ödipus-Komplexes. In anderes Fällen ist er nicht ganz so treffsicher, wie z.B. bei der Beschreibung der frühkindlichen Entwicklung bei Mädchen. Das hat ihn aber auch viel weniger interessiert, und es gibt insgesamt weniger Aussagen zur weiblichen Psyche von ihm. Als klassischer Mediziner des 19. Jahrhunderts ist er vom "Normalfall" der männlichen Entwicklung ausgegangen. Bedauerlich ist eigentlich nur, dass Freuds Nachfolger diesen Fehler bis heute wiederholen.

QUOTE
Was die therapeutische Wirksamkeit angeht, so zeigen die meisten Vergleichsstudien, daß für die  Besserung von Symptomen Verhaltenstherapie deutlich überlegen ist (Details kann man z.B. in  Publikationen des kürzlich verstorbenen Klaus Grawe nachlesen, v.a. in "Psychotherapie im Wandel"), gerade auch wenn man die Therapiedauer berücksichtigt. Manche Studien zeigen eine Wirksamkeit der Psychoanalyse bzw. tiefenpsychologisch fundierter Therapie, andere nicht (andere Kriterien als Symptombesserung/-verschwinden lassen sich hier denkbar schwer prüfen). Andererseits gibt es im therapeutischen Kontext Anzeichen, daß die Beschäftigung mit unbewußten Prozessen und Abwehrmechanismen sehr wohl hilfreich sein kann. Von daher wären TherapeutInnen wünschenswert, die nicht an einer Methode oder gar deren Theoriegebäude "kleben", sondern verschiedenes kombinieren können.


Die meisten Gesprächstherapeuten arbeiten heute mit Mischformen, reine Dogmatiker gibt es kaum noch. Auch das klassische psychoanalytische Setting mit der Couch wird kaum noch angewendet (obwohl es sinnvoll sein kann, meine ich). Dass Verhaltenstherapien und noch weiter "entintellektualisierte" Therapieformen wie NLP eine raschere Symptomverbesserung zeigen, ist gewiss richtig. Allerdings bleibt zu fragen, wie lange diese vorhält. Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass man Veränderungsprozesse bewusst nachvollziehen - und sich nicht nur einfach "umprogrammieren" muss -, damit die Veränderung nachhaltig sein kann. Mir leuchtet das ein, und es deckt sich auch mit meinen eigenen Bedürfnissen. Ich würde immer verstehen wollen, warum es mir schlecht geht. Das Ziel einer Therapie besteht ja darin, eingefahrene Verhaltensmuster aufzugeben und Alternativen zu entwickeln. Oft gibt es aber mehr als eine Aletrnative, sodass man sich bewusst entscheiden muss. Wenn man in der Therapie nun nur eine bestimmte Alternative eingübt hat, fällt es unter Umständen schwer, eine entsprechende Entscheidung auch in zukünftigen oder anders gearteteten Situationen zu fällen.

Abgesehen davon kommt es, wie bereits gesagt, auch auf den Typ des Patienten und auf die Art des Problems an, welche Therapieform vielversprechender ist.

QUOTE
In Bezug auf Menschenbilder gibt es erfreulicherweise auch PsychoanalytikerInnen, die dasjenige Freuds nicht teilen, so wie VerhaltenstherapeutInnen nicht das Menschenbild der Herren Watson oder Skinner teilen müssen. Problematischer erschiene mir mehr die Art der psychoanalytischen Ausbildung, die im Rahmen von Lehranalysen unter Umständen recht willkürliche Entscheidungen von Ausbildern zuläßt (was meiner Erinnerung nach z.B. im Kontext der Zulassung homosexueller Menschen als PsychoanalytikerInnen Probleme machte - ich kann nur hoffen, daß sich dies in den letzten Jahren gebessert hat, meine eigene Erfahrung mit psychoanalytisch ausgerichteten Therapeuten in den achtzigern war wenig erbaulich).


Homosexualität ist inzwischen aus dem Katalog der psychischen Erkrankungen gestrichen worde. Infolge dessen nehmen die meisten Lehrinstitute jetzt auch homosexuelle Auszubildende an. Es gibt leider Ausnahmen. Ich glaube, das Adler-Institut lehnt solche Kandidaten immer noch gerne ab.

Tschüss und viele Grüße

edit: Quotes geflickt

Der Beitrag wurde von regenbogen bearbeitet: 03.Aug.2005 - 12:50
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