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> Produktion von Parias, Bericht aus den Eingeweiden der AA
René
Beitrag 30.Aug.2005 - 22:25
Beitrag #1


Suppenköchin
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http://www.taz.de/pt/2005/08/29/a0180.nf/text

Produktion von Parias
Bericht aus den Eingeweiden der Arbeitsagentur
VON GABRIELE GOETTLE

"Was für ein glücklicher Tag für alle Arbeitslosen." Peter Hartz

(...) Von den 15 (bis auf eine Frau) männlichen Mitgliedern der Hartz-Kommission, die dieses Gesetzeswerk erarbeitet haben, waren mehr als die Hälfte Wirtschaftsmanager. McKinsey war auch dabei.
Frau K. ist Beamtin, Anf. 60, und arbeitet in einer Arbeitsagentur in einem der alten Bundesländer. Sie möchte aus nahe liegenden Gründen hier anonym bleiben.
"Sie haben angedeutet, dass Sie zahllose schlechte Erfahrungen seit der Einführung von Hartz IV gemacht haben?" Frau K. sagt heftig: "Nein, ich mache nicht zahllose, ich mache vor allem eine grundsätzliche, hässliche Erfahrung, und das ist die der Würdelosigkeit. Die ist quasi schon per Gesetz so angelegt und zusätzlich wird sie dann noch durch schlecht qualifizierte Kollegen verschärft. Dem Arbeitslosen ist seine Würde aberkannt worden … das schlägt natürlich auch auf uns zurück, ich habe eine richtige Wut im Bauch! Und da stehe ich nicht alleine. Aber es sind hauptsächlich die Älteren, die, so wie ich, vor der Pensionierung stehen, die noch die alte BA- Haltung vertreten, also die Haltung aus den 70er-Jahren, wo sich die BA wirklich noch gekümmert hat um die Arbeitslosen. Und auch in den Zeiten zunehmender Arbeitslosigkeit hatten die Vermittler diese - ich will mal sagen - solidarische Einstellung. Aber seit eine Reform nach der anderen durch die Behörde jagt, seit es immer mehr um die Verschönerung der Statistik geht, um betrügerische Manipulationen, siehe Jagoda usf., weht bei uns ein ganz anderer Wind. Heute ist es so, dass wir ganz unmittelbar zu Mittätern beim Sozialraub gemacht werden. Das Ganze wird als größte Arbeitsmarktreform Deutschlands angepriesen, von zwei Millionen neuer Arbeitsplätze war die Rede, ,fördern und fordern' lautet die Devise. Wo gefördert wird in diesem Land, haben wir gesehen, als gleichzeitig mit Hartz IV die 3. Senkung des Spitzensteuersatzes beschlossen wurde. Unten jedenfalls wird ,gefordert'. (...)

Der Beitrag wurde von René bearbeitet: 30.Aug.2005 - 22:26
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rebecca
Beitrag 31.Aug.2005 - 18:01
Beitrag #2


Immer noch gut durch
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QUOTE (Rafaella @ 31.Aug.2005 - 15:41)
ketzerische frage:
ist zunehmende pauperisierung=verarmung ganzer schichten nicht vielleicht, wenn auch nicht bewusst produziert, so doch von wirtschaft und teilen des staates erwünscht, um den "rest" zu disziplinieren?

Die Disziplinierung erfolgt höchstens bei denen, die Arbeit haben. Der Rückgang der Krankenstände in den vergangenen Jahren zeigt doch einiges. Zudem werden die Lohnforderungen ja auch immer geringer. Auf der anderen Seite ist - wenn vorhanden - diese Disziplinierung auch kontraproduktiv, da die Binnennachfrage geschwächt wird.

Der Artikel ist zwar interessant, bietet aus meiner Sicht ebenso wenig Neues. Auch möchte ich einige Dinge in Frage stellen, so in etwa die These, dass es in den vergangenen Zeiten besser war. Aus eigener Erfahrung (immerhin drei Jahre arbeitslos nach dem Studium) kann ich behaupten, dass in meinem Fall (wahrscheinlich weil ich kein Bezieher von Arbeitslosengeld war) ich keinerlei Hilfe vom damaligen Arbeitsamt erhalten habe. Selbst, die Krankenversicherung über das Sozialamt habe ich selbst organisieren müssen.
Sich alleinig auf die „überflüssigen“ beamten der Telekom. Post etc. zu beziehen und deren Haltung gegenüber Arbeitslosen zu bemängeln, halte ich für ziemlich bescheiden.

Und dass die Arbeitslosenstatistik geschönt wird, ist auch keine Neuigkeit. Denn bereits wer früher im Umschulungs- oder Weiterbildungs- oder ABM-Maßnahmen sich befunden hat, tauchte nicht in den Statistiken auf. Ganz zu schweigen von denen, die weder Anspruch auf ALG I oder ALG II hatten, aber nach Arbeit suchten. Deshalb wurden mit schöner Regelmäßigkeit kurz vor den Wahlen entsprechende Programme aufgelegt. Nutznießer waren in diesem Falle nicht unbedingt die Arbeitslosen, sondern vor allem die Weiterbildungsinstitute, die sich teilweise eine goldene Nase verdient haben.
Und unter der Regierung Kohl wurde dann zudem der Trend zur Frühverrentung (diesmal auf Kosten der Rentenkassen) „erfunden“.

Wo ich zustimme ist der Punkt, dass die Art und Weise, wie heute über Langzeitarbeitslose berichtet wird, beschämend ist. Und dass wirklich in einer gewissen Art und Weise Langzeitarbeitslosigkeit mit Faulheit gleichgesetzt wird. Denn das Thema ist vor allem: wie gelingt es neue Arbeitsplätze zu schaffen, nicht nur damit die Leute wieder in Lohn und Brot gebracht werden können. Bloß in diesem Punkt hat es bei der Bundesagentur immer gescheitert. Und die Politik an der Frage: Wenn ich die Leute schon unter Druck setze, wie gebe ich ihnen die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten.
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