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Beitrag
#1
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Strøse ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Admin Beiträge: 10.010 Userin seit: 27.08.2004 Userinnen-Nr.: 166 ![]() |
Hielten wir unsere Zukunft tatsächlich in unseren Händen, müssten wir vermutlich an dieser Lebensaufgabe scheitern.
Wir können sie vielleicht beeinflussen, indem wir versuchen, wenigstens nicht von uns abzulassen. Aber wir halten sie nicht. Sie gehört uns nicht, lediglich der Traum von ihren bunten Bildern. Manchmal aber gewinnt man diese Bilder nur allzu lieb, ja verliebt sich gar so in sie, um ein wenig kurzsichtig zu sein für das, was jetzt ist, nur um dann im Schatz der Vergangenheit zu verschwinden; mal mehr, mal weniger gut sortiert und archiviert. Hin und wieder wird es auch Zeit, in diesem Archiv eine Art Inventur zu veranstalten, Kisten voller Erinnerungsfragmente umzustapeln, die ein oder andere absichtlich in den Tiefen abgestellte Kiste wieder heraus zu fischen und nach kräftigem Durchatmen und zwei langen, ermattenden Nächten die Angst vorm Öffnen zu verlieren. Manchmal erweist sich der befürchtete Schachtelteufel als pure Pappatrappe. Doch es kann ebenso gut geschehen, dass einer schon beim Anheben des Deckels alle Atemluft geraubt wird, durch den Sog, der in die Kiste und in die Vergangenheit führt. Dieses vakuuminöse Einsaugen von Kraft, Gefühlen und dem damit verbundenen Einbrechen mühsam selbst errichteter Lebensrettungsgerüste vor dem alltäglichen Wahnsinn lässte eine erst einmal recht perspektivenlose, heimatlose und unruhige Körperhülle zurückt. Vermeindliche Stabilität, aus reinem Pragmatismus errichtet, erweist sich als wenig tragfähiges Konstrukt und Entsetzen keimt auf, wie lange man selbst sein ganzes Vertrauen darauf nur setzen konnte. Plötzlich Halbwaise, mit dem Wunsch als Vater aller Gedanken; mutterlos, weil die Vorsicht überwunden werden konnte. Ich bin gerade dabei, mein Lager umzusortieren. Und habe Angst, auf Kisten zu stoßen, von deren Existenz ich zwar weiß (meine Buchhaltung ist perfekt deutsch), deren vermuteter Inhalt aber eine Ambivalenz in mir auslöst - will ich ihn überhaupt je wiedersehen? Saugen sie die Substanz für meine Träume leer? Wie viel Geduld habe ich eigentlich mit mir? Was ich mir wünsche, von diesem Thread erhoffe: Ich möchte von Euch erfahren, wie ihr mit vermutlich eher belastendem "emotionalen Archivmaterial" umgeht. Ob es Euch eher lähmt, antreibt, abschreckt? Ob Ihr was gegen die zu befürchtende Leere tun könnt, woraus für Euch eine neue Kraft wachsen kann. Wie viel Raum bleibt in einer Partnerschaft für Inventur in den Untiefen des eigenen Lagers, was kann geteilt werden? Rien ne va plus? edit: das Zitat, mit dem ich mir erlaubt habe, den Beitrag zu beginnen, stammt meines Wissens aus der Feder H. Heines Der Beitrag wurde von LadyGodiva bearbeitet: 01.Sep.2005 - 09:00 |
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Beitrag
#2
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Gut durch ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 1.590 Userin seit: 23.10.2004 Userinnen-Nr.: 643 ![]() |
Liebe Lady,
zunächst haben Deine Worte mich an eine erlebte und mitgelebte Geschichte erinnert, die sich im Rahmen meiner Ausbildung ereignete: In unserer Gruppe war eine Frau, die sich verzeifelt davor fürchtete noch tiefer in sich hinein zu blicken, aus Angst dort noch irgendwelche Leichen im Keller zu entdecken. Sie hatte innerlich schon viel aufgeräumt und sortiert, doch diesen Keller mied sie. Nun, an diesem Tag stand sie vor der Stiege hinab und es wollte sie etwas hinunterziehen, um endlich Klarheit, Ordnung und Ruhe zu bekommen - sie wollte aufräumen - und zeitgleich ahnte sie, dass es sie selbst umbringen und zu einer weiteren Kellerleiche werden lassen könne, was sie zurückschrecken ließ... Wir alle kannten bereits viele ihrer Geschichten, Lebensereignisse und Erlebnisse mit den verschiedensten Akteuren ihres sozialen Atoms und dieses mal war es so deutlich, dass es nicht um das naheliegenste ging. Sie hatte eine verzweifelt diffuse Ahnung, dass es etwas mit ihrer Mutter zu tun haben musste und wir machten uns auf die Reise in die Kindheit ihrer Mutter, die als kleines Mädchen im Krieg auf dem Gelände einer gro0en Familiengärtnerei aufgewachsen war. Es gab die Eltern und Großeltern, Tanten, Onkel, Geschwister, die Guten, wie Bösen, es gab die Soldaten, die Bomben, die Kriegsverletzten und Flüchtlinge, die versorgt wurden, die Blumen und Schmetterlinge... eine ver - rückte Welt. Überleben für dieses kleine Mädchen, die spätere Frau und deren Tochter schien nur möglich in einem ver-rückten Wunderland. Als wir wieder in die Gegenwart traten, war dieses Verstehen da. Es nahm die bedrohliche Anziehungs- und Wegstoßenskraft des Kellers mit den in ihm verborgen vermuteten Leichen. Sie konnte die Kellertreppen entstaubend hinabsteigen und in der Folgezeit Raum für Raum, Nische für Nische, Winkel für Winkel aufräumen. Leichen musste sie dabei keine einzige bergen. Danke, dass du mich daran erinnert hast. Bei mir selber war es so, dass ich, nachdem ich meine Kisten und Kistchen entmagisiert hatte, genau das Gegenteil von dem erlebte, was ich befürchtete. Nicht Lähmung und Leere, sondern Lebendigkeit, Kreativität, Freude, Lebenslust traten in mein Leben ein. Es gab und gibt sowohl Momente, in denen es hilfreich war und ist, dass mich jemand anstupst bzw . den ersten Schritt tut, ebenso, wie es Momente gab und gibt, in dennen gerade solch ein Vorgreifen fatal für mich war und ist. Und ja, ich habe auch erfahren, dass es anvisierte Zukunftsblder ent-täuscht. Durch den Spiegel zu gehen, kann auch bedeuten Liebgwonnenes zurück zu lassen. Doch auf der anderen Seite entbehrt es der Tragik. Wie immer Du dich jetzt entscheiden wirst, es wird das richige sein. Rehauge |
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