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Beitrag
#1
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Im Frühling. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 14.196 Userin seit: 14.12.2004 Userinnen-Nr.: 931 ![]() |
Hallo, Ihr Lieben!
Ich schieße gleich mal los: Ich bin noch ein relativer Frischling. Hatte letztes Jahr meine erste Freundin und konnte es sehr gut vor meinen Eltern verbergen. Da ich aus einem sehr christlichen Elternhaus bin und auch in einer Gemeinde groß geworden bin, hatte ich schon früh mit dieser Ambivalenz zu kämpfen. Das ganze Versteckspiel -welches nur 4 Monate dauerte- machte mich fertig, da ich zwei Leben zur gleichen Zeit führte: in der Gemeinde war ich die vorbildliche Mitarbeiterin und Zuhause die Freundin einer Frau! Jedenfalls zerriss mich diese Ambivalenz so sehr, dass ich mich nach der Trennung vor meinen Eltern geoutet habe. Sie haben wie erwartet reagiert: waren sprachlos, den Tränen nahe... und glaubten, dass mein Glaube sehr stark darunter gelitten habe. Nachdem ich es der Gemeindeleitung auch gestanden hatte und alles als "einmalige" Sache abgestempelt wurde, gab man mir in der Gemeinde noch eine "zweite Chance". Homosexualität ist dort eben ein großes Tabu und so eine Mitarbeitern ist nicht gern gesehen. Die nächsten Wochen ging alles recht gut. Ich habe mir selbst eine "Einmaligkeit" eingeredet... bis wieder eine Frau in mein Leben getreten ist. Wir sind nun auch seit einigen Monaten zusammen und ich habe zumindest für mich schon erkannt, dass diese Gefühle ein Teil von mir sind. Und natürlich suche ich seither nach einem Weg, wie ich Gefühle und Glaube vereinbaren kann. Bei meinen Eltern war dieses Thema bisher ein Tabu. Ich sah mich auch nicht in der Lage, mit ihnen darüber zu reden, da sie schon sehr krass reagiert haben, als sie nur erfuhren, dass ich ab und an noch Kontakt zu meiner ehemaligen Freundin hatte. Mein Vater hatte mich daraufhin sogar 2 Tage lang ignoriert! Nun komme ich zu meinem derzeitigen Problem: Vor 2 Tagen kam meine Ma während der Arbeit zum Essen zu mir. Wir saßen unten in der Kantine und unterhielten uns ein wenig. Irgendwann fragte sie mich, ob ich Jemanden in der Ferne hätte, was ich nach längerem Rumdrucksen bejahte. Daraufhin meinte sie, dass dies ja nicht schlimm wäre und warum ich es denn verheimlichen würde. Ob er denn mit dem Glauben nichts am Hut habe? (Man muss dazu sagen, dass meine Eltern mich gern mit einem christlichen Mann sehen würden...) Ich meinte, dass dies ein Grund wäre, ich aber nicht weiter darüber reden wolle. Nach einigen Minuten fragte sie dann, ob es sich denn wirklich um einen Mann handeln würde oder ob mich wieder eine Frau "ziehen" würde. Ich sagte ihr daraufhin, dass ich eine Freundin habe, woraufhin sie mich sprachlos ansah und in Tränen ausbrach. Sie überschüttete mich mit Fragen und Vorwürfen, worauf ich in dem Moment erstmal nicht reagieren konnte und wollte. Immerhin waren wir in meiner Kantine, umgeben von meinen Arbeitskollegin, die alle nichts von meiner Lebensweise wissen... Ich vertagte das Gespräch mit meiner Mutter auf kommenden Samstag und bat sie, meinem Vater noch nichts zu sagen, da ich eine Familientragödie kurz vor meiner mündlichen Prüfung in 1 1/2 Wochen wirklich nicht gebrauchen kann. Meine Ma versicherte mir, dass sie ihm nichts sagen wird, lässt mich aber seither auch spüren, wie sehr sie damit zu kämpfen hat und wie sehr sie darunter leidet. Jedesmal, wenn wir telefonieren, weint sie und macht mir Vorwürfe... sagt immerzu, dass ich so ins Unglück renne und dass sie mich nicht verlieren möchte. Am Samstag steht nun ein Gespräch mit ihr bevor, da mein Pa zu der Zeit gerade auf einer Tagung ist. Nun weiß ich nicht genau, wie ich das Gespräch angehen soll. Ich möchte ungern zu meiner Ma nach Hause. Mir wäre ein neutraler Ort (z.B. Café, Restaurant, etc.) lieber, da ich hoffe, dass solche emotionalen Ausbrüche dort weniger stattfinden könnten. Ich möchte mir nicht permanent irgendwelche Vorwürfe anhören, sondern auch gern gegenhalten. Es nimmt mich schon mit, da ich merke, dass meine Mutter sehr damit zu kämpfen hat und es sie fertig macht. Dennoch bin ich grad sehr kühl und distanziert in solchen Momenten. Vielleicht gut... vielleicht schlecht. Ich weiß es nicht. Bin grad sehr konfus. Hat Jemand von euch Tipps für das bevorstehende Gespräch? Oder hat Eine von Euch ähnliches durchgemacht? Würde mich über Ratschläge sehr freuen. Liebe Grüße von der geouteten und etwas verwirrten Joey |
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Beitrag
#2
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Im Frühling. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 14.196 Userin seit: 14.12.2004 Userinnen-Nr.: 931 ![]() |
Ich würde gern nochmal aktualisieren. In den letzten Tagen ist doch einiges passiert und nun finde ich Zeit, dieses niederzuschreiben.
Die letzte Zeit mit meiner Mutter war sehr anstrengend. Es gab Momente, da konnten wir recht normal miteinander reden - da konnte ich sogar ein wenig von meiner Beziehung erzählen. (Kleine Anmerkung für Willow: Ja, sie weiß, was meine Freundin berufsmäßig macht - es ist für sie aber ganz und gar nicht beruhigend aus diversen Gründen.) ;) Und dann gibt es Momente, wo wir nicht eine Minute lang reden können, ohne dass sie wieder hemmungslos in Tränen ausbricht und mir Vorwürfe macht, mir sagt, wie sehr ich doch in mein Unglück laufe. Aber meine Mutter versucht, den Kontakt zu mir aufrecht zu erhalten. Ihr zweites Kind möchte sie nicht auch noch verlieren und das ist für mich eine Art Sicherheit. Dennoch lässt sie keine Minute aus, mir zu sagen, wie sehr sie mir doch einen Mann an die Backe wünscht. Er müsse ja nicht perfekt und nicht christlich (?!) sein, sondern einfach nur ein Mann. -_- Ich wollte meinem Pa diese Woche (nach der Diplomierungsfeier) alles erzählen. Meine Ma sicherte mir zu, solange zu schweigen und mir diesen Schritt zu überlassen. Am Freitagnachmittag war besagte Feier - neben meiner Mutter war auch meine Oma dabei. Der Vater musste leider zuhause bleiben. Nach der Feier ging ich mit meiner Ma zusammen zum Sektempfang. Sie fragte mich währenddessen, ob ich denn gerade "Besuch" hätte. Das bejahte ich. Sie schaute etwas überrascht und erschrocken und gestand mir dann zwischen Tür und Angel, dass sie meinem Pa mittags alles gesagt hätte und er nun auch Bescheid wüsste und sich nicht an einem neutralen Ort mit mir unterhalten möchte. Ich war in dem Moment einfach perplex und wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Immerhin waren wir auf einer Feier und somit von vielen Leuten umgeben, die unsere Konversation miterleben konnten. Meine Ma hatte noch die Zeit, mir zu sagen, dass mein Vater ihr nicht böse war, dass sie ihm nicht sofort etwas gesagt hätte. Aha! :huh: Zu mehr kam es an dem Nachmittag nicht. Ich wusste in dem Moment nicht, ob ich erleichtert, sauer, wütend oder enttäuscht sein sollte. Hätte mir gewünscht, dass sie mir sowas nicht einfach zwischen Tür und Angel sagt und mir somit eine "offene" Reaktion unmöglich macht! Nun werde ich also morgen zu meinen Eltern fahren und mich der Diskussion mit meinem Vater stellen. Am Telefon hat er schon verlauten lassen, dass er das alles Andere als gut findet und mir einiges zu sagen hätte. Vor einigen Wochen hätten mich meine Gedanken an das bevorstehende Gespräch kaputt gemacht und so sehr zerfressen, dass ich ihm sicherlich in allen Punkten zugestimmt hätte und versucht hätte, mich anzupassen. Nun muss ich sagen, dass ich der Auseinandersetzung recht distanziert gegenüberstehe und dass alles einfach nur unbeschadet hinter mich bringen möchte. Dennoch wechselt meine Laune und meine Zuversicht für morgen stündlich. Auch wenn ich mir jetzt noch nicht der Konsequenzen des Gespräches morgen bewusst bin, so weiß ich doch, dass es ans Eingemachte gehen wird. Mein Vater wird mich mit Vorwürfen bombadieren, mir vieles an den Kopf werfen und mich sicherlich kaum zu Wort kommen lassen. Momentan seh ich alles ganz locker, obwohl es alles Andere als das ist. Ob das ein gutes Zeichen ist? Hat Jemand noch auf die Schnelle ein paar Tipps? Meine "Gleichgültigkeit" macht mir grad auch etwas Sorge... |
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 07.07.2025 - 17:17 |