Plötzlich aus dem Leben gerissen, Thema Tod - könnte evtl. triggern! Einstellungen

[sophialein]

Durch etwas sehr sehr Aktuelles bin ich sehr traurig geworden - und meine Trauer, die so gut vergraben schien, wurde angerüttelt und aufgewühlt.

Ein ehemaliger Schulkamerad starb am Freitag bei einem von ihm unverschuldeten Motorradunfall. Wir standen uns nicht nahe - und doch bin ich total schockiert! Er wollte seine Oma besuchen - und wurde so plötzlich aus dem Leben gerissen!

Was mich so aufwühlt ist die Tatsache, wie schnell "es" mir selbst oder meine lieben Menschen um mich herum passieren könnte. Im einen Moment noch voll im Leben stehen - und im nächsten Moment ist das Leben ausgelöscht. Das macht mir Angst. Und es kommen Gedanken wie: "Ich muß jeden Tag auskosten, als wäre es der letzte" "Ich muß jeden Moment genießen" "Ich muß mit meinem Leben ins Reine kommen" "Ich muß mit den Menschen sprechen, die Probleme zwischen uns klären".
Und doch fällt es mir manchmal so unendlich schwer, morgens aufzustehen, wieder einen neuen Tag zu beginnen mit all den Kisten im Keller.

War es Zufall, dass er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war? War es Schicksal, war "seine Uhr" abgelaufen? (Das würde mein Opa jetzt sagen)

Ich bin eine ach so professionelle "Trauer-Frau", die mit dem Thema ach so gut umgehen kann, die so gute Arbeit leistet. Und jetzt? Jetzt bin ich einfach "nur" die ängstliche und traurige Sophialein.

Was ich mit diesem Thread will? Ich glaube, ich wollte einfach meine Gedanken loswerden. Hm, und vielleicht mag die eine oder andere erzählen, ob es ihr ähnlich geht wie mir? Oder ganz anders?

Eine grübelnde und traurige Sophialein

[Schräubchen]

Für mich war es, als hörte die Welt für einen Augenblick auf, sich zu drehen, um dann mit rasender Geschwindigkeit einfach weiter zu machen.

Mein Bruder ist gestorben, vor knapp einem halben Jahr. (Ist das schon sechs Monate her, oder ist es erst sechs Monate her??? :was: )
Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Wie kann es sein, dass mein großer Bruder einfach nicht mehr da ist? Wieso musste er so plötzlich gehen? An einem Tag haben wir noch zusammen in der Sonne gesessen, Kaffee getrunken und Witze erzählt. Zwei Tage später ist er tot, gestorben, ohne dass wir uns verabschieden konnten.

Viele haben nicht verstanden, wieso ich direkt einen Tag nach seinem Tod wieder arbeiten gegangen bin. Viele haben nicht verstanden, wie ich nur drei Wochen später auf eine Party gehen konnte. Viele haben nicht verstanden, dass ich offen mit diesem Thema umgegangen bin und notfalls die Leute selbst drauf angequatscht habe, bevor sie hinter vorgehaltener Hand getuschelt haben.

In dieser Zeit hab ich wie oft gedacht, dass er diesen ganzen Trubel um seine Person nicht hätte ausstehen können. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre seine Beerdigung ein wahres Freudenfest geworden, ausschließlich mit Leuten, die er gemocht hätte.
Deshalb bin ich dankbar für die gemeinsamen Freunde, die er und ich hatten, und die mir so eine große Stütze waren und immer noch sind. Denn bei ihnen durfte ich einfach sein, durfte heulen, durfte meinen Unmut über die Beerdigung Luft machen, durfte über meinen Bruder schimpfen, durfte lachen und wieder heulen.

Irgendwann hat es dann nicht mehr ganz so doll weh getan (soweit man das überhaupt sagen kann) und irgendwann stand der Tod meines Bruders eben nicht mehr im Mittelpunkt meines Lebens. Ich hab wieder angefangen zu Leben und muss unwillkürlich lächeln, wenn ich an die letzten Wochen denke.

So schlimm der Tod meines Bruder war und ist, es hat sich dadurch vieles verändert. Seit dem habe ich Dinge gemacht, die ich vorher nicht einmal in Erwägung gezogen hätte. Habe ich mich auf Dinge eingelassen, die mir früher Angst gemacht hätten.

So besch*** der Satz auch klingt:
Es geht weiter!

Schräubchen