Liberal? Mehr Schein als Sein Einstellungen

[outlook]

Hallo...

hab letztens reagiert auf ein paar Mailanzeigen, auf Leute, die eher nachts nochmal einen Schriftwechsel möchten, auf Basis Mail- oder Chatfreundschaft.
Hab damit schon früher mal gute Erfahrungen gemacht, zumindest bekam ich auf die meisten Mails Anwort.

Ich komme sehr oft gegen Mitternacht erst heim und finde es nett mich da per PC noch etwas auszutauschen. Mich in einen Film noch einzufinden wäre mir zu einseitig und anstrengend, aber etwas am PC nachdenken und schreiben ist für mich ein guter Tagesabschluß.
Ich antwortete also und fügte (als Novum) gleich mit ein mit einer Frau zusammenzusein...
denn dieser Bereich ist für mich zu wichtig um ihn zu verstecken oder zu verleugnen...
was wohl die Toleranz der Leute überforderte, ich bekam auf mehrere Rückantworten nur eine einzige, zum Glück positive, Reaktion.
Arg weit scheint es mit der Liberalität der Deutschen wohl doch nicht her zu sein,
den Leuten erscheinen wir wohl doch zu anders...um es vorsichtig zu sagen...um selbstverständlich damit umzugehen.

LG Outlook

[Lisabeth]

Hallo outlook,

dass Du nicht verschweigen magst, dass Du lesbisch bist, kann ich gut nachvollziehen, das geht mir mittlerweile in ganz vielen Situationen auch so. Und da ist es mir dann schon lieber, die, die nicht damit umgehen können, zeigen das dann gleich - oder eher nicht, in dem Fall.
Ich bin, glaube ich, nicht (mehr?) bereit, da Kompromisse einzugehen, bei denen ich ein Stück von mir verleugnen muss.
(Arbeit ist was anderes, da kann es natürlich nötig sein, etwas "diskreter" zu sein - ich beziehe mich hier auf den rein privaten Bereich!)

Meine Erfahrungen sind leider auch bei einigen Menschen in meinem Umfeld mittlerweile auch, dass sie den Kontakt nach einer gewissen Zeit abgebrochen haben. Gut, das sind keine "Erstkontakte", das ist natürlich richtig.
Anfangs hab ich mich sehr gefreut und hatte das Gefühl, dass bis auf ein paar wenige mein Freundes- und Bekanntenkreis sich auch nach meinem CO gut gehalten hat, mittlerweile seh ich das leider anders.
Es gab einige, die sehr betont haben, dass sie "das" nicht stören würde, dass "es" heutzutage doch alltäglich sei und man sich nicht weiter darüber aufhalten brauche.
Aber alltagstauglich war das nicht mehr, es hat entfremdet.
Gut, wie viel nun an meiner eigenen Geschichte lag und wie viel an Berührungsängsten Homosexualität gegenüber, das kann ich nicht beurteilen. Aber meinem Empfinden nach war es schon eher die andere Welt, das Fremde, das eher abschreckte.
Ich denke, so lange wir uns nicht in einem reinen Homo - Kontext bewegen, werden wir wohl immer wieder darauf gestoßen werden, eine Minderheit zu sein und der Mehrheit schon deswegen mitunter suspekt zu sein.

Wobei ich glücklicherweise beide Varianten kenne, einerseits Menschen, die wirklich unvoreingenommen sind, zu denen ich schnell einen Draht habe, mit denen das alles kein Thema ist - gelegentlich auch überraschend liberale Reaktionen! :) - und andere, bei denen ich das Gefühl habe, es verändert sich in dem Moment, in dem ich meine Liebe zu Frauen erwähne.
Sie sind verunsichert, wissen nicht recht, was sie sagen sollen, es ist ihnen irgendwie unangenehm und der Umgang ist einfach nicht (mehr) selbstverständlich!
Schade. Ich bin doch kein anderer Mensch deswegen? :unsure: