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> Middlesexed, Grenzen der menschlichen Kategorisierung
Gilgamesch.Miner...
Beitrag 28.Sep.2004 - 16:58
Beitrag #1


Satansbraten
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Eine der Gender-Debatte geschwisterliche Thematik- nur ein wenig spezieller und dann doch auf einer anderen Ebene: Der Umgang mit Intersexualität.

Eines von 2000 Kindern soll statistisch intersexuell sein. Die Auseinandersetzung mit Intersexualität hat leider erst in den letzten Jahren richtig angefangen und zugenommen. Bekannte Persönlichkeiten sind Katrin Ann Kunze oder Michael Reiter, auch das Pulitzer Buch 2003 "middlesex" von Jeffrey Eugenides hat zur Auseinandersetzung beigetragen. Neben den "echten" Hermaphroditen, gibt es ja auch die sogenannten Pseudo-Hemaphroditen (alles im Link). Viele Intersexuelle werden auch nicht gleich bei der Geburt erkannt- und konnten auch daher oftmals den medizinischen Mißhandlungen entgehen. Oft ist es auch so, dass es viele gibt, die nichts von ihrer Intersexualität wissen.
Meine Frage ist, ob mir jemand von euch einige gute Bücher zu dem Thema empfehlen könnte. Habe bereits u.a. Ulla Fröhling "Leben zwischen den Geschlechtern" gelesen, was eine wunderbare zwischenmenschliche Ebene aufzeigt.
Meine andere Frage ist, wie ihr halndeln, reagieren und Umgang finden würdet, wenn euch seit geraumer Zeit- abseits allgemeiner Gedanken- Dinge auffallen und beschäftigen, die euer bisheriges Lebensbild auf der einen Seite durchwirbeln, auf der anderen klären würden. Was wären eure Gedanken als Partnerin, wie findet man einen menschlichen Zugang, ohne sich und die Partnerin zu überfordern und ohne das Thema totzuschweigen?
Und wie seht ihr die Handlungen der modernen Medizin in Vergangenheit und Gegenwart- wie würdet ihr als Elternteil den Meinungen der Ärzte zu einer Geschlechtsangleichenden Operation entgegenstehen? Mißhandlung oder Hilfe?

Weshalb spielt die Übereinstimmung von biologischem, sozialem, morphologischem, hormonellen und psychischem Geschlecht für die allgemeine Gesellschaft so wichtig- weshalb spielt es eine so große Rolle oder warum wird so viel Wert darauf gelegt?

Nachtrag- Interessanterweise war nach der Rechtsreform des alten Friedrich II. eine Gesetzesregelung, wonach intersexuelle Personen sich bis zum 18.Lebensjahr selbst entscheiden konnten, womit sie angeredet werden wollten- Mann oder Frau. Auch wenn allein die Tatsache, dass sie sich überhaupt entscheiden mussten diskutierenswert ist, so stellt es doch einen fortschrittlicheren und humanderen Umgang dar, als es heute mit operativen Sofort-Angleichungen der Fall ist.

Der Beitrag wurde von Gilgamesch.Minerva-ath bearbeitet: 28.Sep.2004 - 17:00
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Gilgamesch.Miner...
Beitrag 30.Sep.2004 - 14:23
Beitrag #2


Satansbraten
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@Blaustrumpf
Danke- von dem Buch hatte ich mal was gehört, ich glaube du hattest es im Wohnzimmer mal erwähnt, als es um Sprache ("man") ging. Das hatte ich ganz vergessen. Also danke nochmal. :)

@Alba-
danke- ich glaub du hast mich für die kommende Zeit mit Büchern ausgerüstet. :D Einige Bücher klingen zumindest weiterhelfend. Danke.
Mit angleichenden Operationen- das sehe ich ähnlich. Meist ist es eine operative Verstümmelung- oftmals treten ja auch nachfolgende Schmerzen auf. Die Freundin einer guten Bekannten hatte beispielsweise ADS (Adrenogenitales Syndrom) und hatte auch einen Penis, ähnlich dem eines vierjährigen Jungen. Sie wurde gleich als Baby operiert. Mir fällt dabei meist auf, dass die Eltern ziemlich allein gelassen werden- obwohl es Beratungsstellen und auch intertsex-Gruppen gibt, werden den Eltern (oder später auch Kinder/Jugendlichen) in sen seltensten Fällen Adressen oder Kontaktmöglichkeiten genannt. Ihr Austausch findet also fast ausschließlich über die Ärzte statt- die in fast allen Fällen eben zu angleichenden Methoden raten. Da sehe ich ein großes Problem, wenn die Menschen wirklich im wahrsten Sinne des Wortes mit ihren Problemen allein dastehen und einfach aus Hilflosigkeit auf die Ärzte vertrauen.
Gerade was die Behandlung von Kindern angeht- schließlich ist ein ein Prozeß und nicht mit der ersten OP abgeschlossen- da wird mir flau im Magen, besonders wenn ich an das Machtverhältnis zwischen Arzt und Kind denke und welche Rolle sich Eltern dabei selbst geben.
Allerdings bleibt dennoch die Frage - wie der Mensch in seinem Leben ohne Angleichung oder verdeckendem Rollenspiel wirklich ohne Probleme mit/in der Gesellschaft leben kann? Ich persönlich sehe es nicht so, dass es einfach wäre- dafür ist das Denken, die Bürokratie, die Sprache und seit neuestem auch wieder die Erziehung zu sehr auf das Zweigeschlechtermodell fixiert. Und Verändereungen brauchen sehr viel Zeit- und fordern oftmals Unschuldige.
Es ist eine der Angleichungen bei Transsexualität nicht unähnliche Frage- schließlich wird Transmenschen das Leben als jeweilig empfundenes Geschlecht nicht unbedingt erleichtert- sei es Namensgebung, Anrede, etc. Es ist schwer- für mich- zu erkennen, wie viel individueller Wunsch und wie viel Gesellschaftdruck zur Normierung hinter Operationen steht. Fakt ist, der Prozeß der Angleichung ist die Hölle.

Du hattest Afrika angesprochen- nun, da müsste ich mich erkundigen, aber so ganz kann ich das nicht glauben- gerade wenn ich an Beschneidungen und andere grausame Rituale denke. Die Akzeptanz von Intersexualität stellt für mich vor diesem Hintergrund und dem Umgang mit weiblicher Sexualität- einen Widerspruch dar.
Ich hatte nur gelesen, dass Transseuelle (und ich glaube auch Intersexuelle, müsst ich aber nochmal genauer nachlesen *hüstel*) in buddhistischen Gegenden oftmals als Medien und Orakel gachtet wurden, weil sie sozusagen von beiden Seiten etwas haben und damit eine beratende Sonderstellung einnehmen.

Allerdings muß man auch sagen, dass in Afrika- oder im preussischen Staat unter Friedricht II., was ich auch als Beispiel anfangs hatte- die medizinischen Möglichkeiten zur Normierung nicht in dem Maße vorhanden waren- man musste sich notgedrungen "abfinden".
Das Normieren und Angleichen- sowie plastische Idealbilder-, statt einer Auseinandersetzung, gerade ziemlich aktuell sind, scheint aber auch eine allgemeine Entwicklung zu sein. Zumindest wird schon bei einer Nase, die nicht ins Schema passt, zu oft zum Skalpell gegriffen. Aber das ist eine andere Debatte- wobei die Zusammenhänge hinsichtlich Norm und Bild gar nicht so weit entfernt sind.

Nachdenkliche Grüße.
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