Selbstzweifel, Identitätskrise in groß Einstellungen

[Squirrel]

Hallo, die Damen!

Ich schreibe dieses Posting auch auf die Gefahr hin, vielleicht verurteilt oder ausm Forum geworfen zu werden...aber ich weiß nicht mehr weiter und hoffe auf ein paar Ratschläge von euch.

Das "Problem" ist, daß ich mich am Samstag abend Hals über Kopf verliebt habe. Wir kennen uns schon seit gut 2 Jahren über den Freundeskreis meines Bruders, sind uns also alles andere als fremd...aber wie das so ist, es gibt dann plötzlich diesen Moment, wo man sich in die Augen sieht und es voll funkt.
Ihr werdet sicher denken, wo nun das Problem ist, denn Verliebtsein ist doch was wunderbares, wenn es auf Gegenseitigkeit beruht. Ja, das ist es auch und es fühlt sich einfach toll an, so umschwärmt zu werden und ich bekomme all die Wärme und Zuneigung, die ich in den letzten Wochen so vermißt habe.

Der Haken an der Sache ist - es ist ein Mann...und diese Tatsache wirft mein Seelenleben gerade total durcheinander. Ich hatte schon vor Jahren die Liebe zu Frauen für mich entdeckt, diese zwischendurch (sogar vor mir selbst) verleugnet, weil ich ja einfach nur irgendwie normal sein wollte und nicht immer nur der durchgeknallte Psychofreak. Dann kam der Punkt, an dem ich mich als bisexuell definierte, um meine Gefühlswelt irgendwie in Worte zu fassen, bis ich mich dann letztendlich vor mir selbst und allen anderen als lesbisch outete. Ich stand dazu, habe so gelebt und hatte nur ab und an leise Zweifel, ob ich mich richtig entschieden habe.
Und nun? Was bin ich denn jetzt? Lesbisch, bi, hetero? Zugegeben, ich brauche keine Schublade und lasse mich auch nur ungern in welche stecken. Aber ich fühle mich gerade irgendwie "heimatlos", nirgends wirklich zugehörig...und habe keine Ahnung, was ich nun wirklich will.
Eine Beziehung mit ihm? Ok, um das rauszufinden, ist es sicher noch viel zu früh. Doch ich überlege hin und her, kann ich mir das für meine Zukunft vorstellen? Wo gehöre ich hin?

Squirrel,
vollkommen verwirrt

[june]

hallo,

als ich das hier gerade alles gelesen habe, sind mir beim lesen die tränen gekommen, weil es genau das ist, was ich auch gerade erlebe.
nach 7 jahren rein lesbischen (er-)lebens habe ich mich jetzt, mit 24, zum ersten mal wieder in einen mann verliebt, was ich noch vor wenigen monaten für ausgeschlossen hielt. in meinen besten freund auch noch...und er sich auch in mich. wir konnten es uns beide längere zeit nicht eingestehen, weil wir es beide irgendwie nicht gecheckt haben.
ich will auch irgendwie immer noch nicht akzeptieren, dass es so ist.
so blöd das jetzt klingt: als lesbe, mit einer freundin, habe ich mich auf irgendeine art überlegen gefühlt, weil ich die gesellschaftliche norm der heterosexuellen, monogamen zweierbeziehung so schön subversiv unterwandert habe. mein coming out hat mich stark gemacht, hat meine beziehung zu meinen eltern intensiviert und einige freundschaften "geklärt".
trotz allem oder gerade wegen alldem bezeichne ich mich nach wie vor als lesbe...
...die sich zum ersten mal nicht in das äußere, sondern (wie schon gesagt wurde) in den menschen verliebt hat. kategorienfehler halt...irgendwie...

viele liebe grüße
von einer nachdenklichen
june