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> Philosophinnenstammtisch, fragen, bis der Arzt kommt ...
DerTagAmMeer
Beitrag 05.Feb.2006 - 23:06
Beitrag #1


Adiaphora
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Für alle, die sich nur noch dunkel erinnern oder damals noch nicht dabei waren: Der Link ins Wohnzimmer.

Für alle, die einen Kaltstart bevorzugen: Wie passt die Kenntnisnahme eines drohenden Selbstwertbankrotts durch Arbeitslosigkeit (1), einer beobachtbaren Boykotthaltung wider Wellnessbegeisterung und bessere Vernunft (2) sowie einer Zunahme religiöser Fanatiker (3) in einen Kopf?

Oder mit Goethe: Warum ist der Mensch noch immer nicht edel, hilfreich und gut? (4)

Durch Zufall sind mir heute Dostojewskis "Aufzeichnungen aus einem Kellerloch" in die Hände gefallen, die eine Antwort vorschlagen, die ich ausgesprochen fruchtbar fand, um diskutiert zu werden:

QUOTE (abgetippt weil keine Online-Edition zum Verlinken zu finden war)
Nun frage ich Sie: was kann man denn von dem Menschen erwarten, als von einem Geschöpf, das mit so sonderbaren Eigenschaften begabt ist?

Überschütten Sie ihn mit irdischen Gütern, tauchen Sie ihn ins Glück bis über den Kopf, so daß nur noch Bläschen an die Oberfläche des Glücks aufsteigen, wie die im Wasser; geben Sie ihm einen solchen wirtschaftlichen Wohlstand, daß ihm nichts anderes zu tun bleibt, als zu schlafen, Pfefferkuchen zu essen und sich um die Fortdauer der Weltgeschichte zu bemühen, - so wird dieser Mensch Ihnen auch hier, auch hier, aus bloßer Undankbarkeit, aus bloßer Schadenfreude eine Gemeinheit machen.

Er wird sogar die Pfefferkuchen dran wagen und absichtlich den verderblichen Unsinn wünschen, die unwirtschaftliche Sinnlosigkeit, einzig und allein, um sein verderbliches, phantastisches Element mit dieser positiven Vernunft zu vermischen.

Gerade seine phantastischen Träume, seine gemeinste Dummheit wird er für sich behalten wünschen, einzig deshalb, um sich selbst zu bestätigen (als ob das so unbedingt nötig wäre), daß die Menschen noch immer Menschen sind, und keine Klaviertasten, auf denen die Naturgesetze zwar selbst spielen, eigenhändig, aber so lange zu spielen drohen, bis man sich ohne den Kalender nichts mehr wünschen wird.

Und nicht genug: sogar in dem Falle, daß er sich tatsächlich als Klaviertaste erweist und man ihm das sogar durch die Naturwissenschaften und mathematisch beweist, so wird er auch dabei nicht zur Vernunft kommen, sondern im Gegenteil absichtlich irgend etwas tun, aus purer Undankbarkeit; eigentlich nur, um auf seinem Stück zu bestehen.

Falls er keine Mittel dazu findet, wird er Zerstörung und Chaos hervorrufen, sich verschiedenartige Leiden ersinnen, aber doch sein Stück durchsetzen! Er wird den Fluch in die Welt schicken [...], so wird er womöglich allein durch einen Fluch seinen Zweck erreichen, das heißt, sich tatsächlich überzeugen, daß er ein Mensch und keine Klaviertaste ist!

Wenn sie sagen, daß man auch das alles nach einer Tabelle ausrechnen könne, das Chaos, und die Finsternis, und den Fluch, so daß allein die Möglichkeit der vorherigen Berechnung alles zum Stillstand bringen und der Verstand die Oberhand gewinnen müsse, - so wird der Mensch in diesem Fall absichtlich wahnsinnig werden, um keinen Verstand zu haben und seinen Willen durchzusetzen!

Ich glaube daran, ich sehe dafür ein, weil das ganze menschliche Tun und Treiben wirklich nur darin zu bestehen scheint, daß der Mensch sich jeden Augenblick selbst beweist, daß er ein Mensch und kein Stiftchen ist!


Was denkt ihr?
Ist der eigene Wille Ausdruck der Würde?
Und wenn - warum ist es uns so wichtiger, unsere Mitmenschen einer allgemein verbindlichen Willenserklärung zu unterwerfen, statt ihre Würde zu respektieren?
______________________

(1) = Meinung zum Thema Arbeitslosigkeit: "arbeitslosigkeit ist auch immer der versuch, dem menschen seine individualität zu nehmen"
(2) = Aussage zum Thema Nichtraucherinnenfreundliche Länder: "Und für den Ausdruck persönlicher Freiheit habe ich das Rauchen auch noch gehalten"
(3) = Thema Angst vor Muslimen?
(4) = Beitrag zum Thema Das Y-Chromosom im Kopf:"Egal was man tut, wer als Mann geboren ist bleibt genetisch immer ein Mann. Und das die Genetik große Auswirkungen auf unser Erleben und Verhalten hat, ist ja bekannt."
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DerTagAmMeer
Beitrag 06.Feb.2006 - 23:40
Beitrag #2


Adiaphora
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QUOTE (Mab @ 06.Feb.2006 - 10:03)
"Wir haben starke Hinweise darauf gefunden, dass Frauen Normverletzungen lieber mit Geldstrafen ahnden. Männer dagegen verspüren eher den Impuls, dem anderen ,eine in die Fresse zu hauen', wenn er unfair war." (Herv. Mab)

Ich glaub, mir reicht die Erklärung des Mannes nicht. :gruebel:

Mir auch nicht und auch den "Versuchsaufbau" finde ich ziemlich fragwürdig.

Sind nicht Erklärungsmuster, die Rivalität und Identifikation, Agression und Unterwerfung in den Blick nehmen, naheliegender als körperliche Gewalt von Geldbußen zu unterscheiden und daran auch noch einen Geschlechtsunterschied festmachen zu wollen?

Außerdem sympatisieren wahrscheinlich auch Männer, die sich selbst als "ausgekochte Schlitzohren" betrachten, eher mit "Queerschlägern" und reagieren auf das Leid der "Gutmenschen" mit Schadenfreude als anders herum (sonst ließe sich der Erfolg unzähliger Aktionstreifen oder die Idolwirkung eines Harald Schmidt wohl kaum noch erklären).

Ebenso gibt es (so hoffe ich zumindest) auch Frauen, die auf "bösen Jungs" nicht mit mütterlichem Verständnis oder Paarungsbereitschaft reagieren, sondern sehr eigenständig und körperlich messbar Konfliktpotential entwickeln... ;)

QUOTE (Virginia's Wo(o)lf @ 06.Feb.2006 - 20:26)
Nun spricht für ein friedliche Lösung der Fortschritt bzw. die Erfahrung. Was allerdings dagegen spricht, sind fanatische und manipulierte Menschen, die an etwas glauben, sich festhalten, in denen es seit Jahren gärt. Ein Walze, die es dringend aufzuhalten gilt.


Das ist genau der Punkt an dem ich mich verbissen habe. Was macht einen Menschen überhaupt fanatisch und manipulierbar?
Aus dem Kellerloch betrachtet wäre Gewalt und Fanatismus möglicherweise der einzige Weg, sich mit einer gewaltigen Destruktion zur Existenz zu bringen. Der fanatischen Tat steht ja kein erfülltes, selbstbestimmtes und gesegnetes Leben gegenüber, das geopfert wird - sondern ein über Jahre gelebtes "Nichtvorhandensein".

Wie konnte es eigentlich soweit kommen, dass wir ohne mit der Wimper zu zucken ganze Völker medial zum "Verschwinden bringen", um sie erst in unser Blickfeld zu lassen, wenn sie gewaltsam explodieren?
Ich will hier nicht den Versuch machen, Gewalt und Fanatismus zu entschuldigen. Dennoch gibt es wohl kaum einen sichereren Weg, Menschen zur Weißglut zu bringen, als sich über ihre innersten Werte lustig zu machen und sie aus dem Gespräch der "Vernünftigen" auszuschließen. Trotzdem scheint mir gerade das die liebste Taktik im sogenannten "Kampf gegen den Terror" zu sein. Warum also tut man das?
Und was befähigt ausgerechnet die USA sich als Weltpolizei aufzuspielen und "Werte" verteidigen zu wollen?
Welche "Werte" sollen das eigentlich sein, die dadurch bedroht werden, dass einige Muslime ein ebenso konservatives Weltbild vertreten wie die Mehrheit Bush's Baptistenprediger?
Das Recht auf eine individuelle und freiheitliche Wahl zwischen Pepsi und Cola? Puma und Nike? Apple und Microsoft? Was bringt uns wohl eine solche "(Marken)-Kultur", die in Gänze an finanzielle Mittel geknüpft ist und ausschließlich einer reichen Minderheit zur Verfügung steht? Werden die Menschen ohne Label demnächst wieder genauso gesichts- und würdelos wie das legasthenische "Proletariat" des Industriezeitalters? Dann ist die "muslimische Walze" womöglich nicht die einzige, die ins Rollen geraten könnte.

Der Beitrag wurde von DerTagAmMeer bearbeitet: 06.Feb.2006 - 23:42
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